[ES] Menorcas Südwestküste auf dem GR 223/Camí de Cavalls

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    [ES] Menorcas Südwestküste auf dem GR 223/Camí de Cavalls

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Spanien
    Reisezeit: Oktober, November 2013
    Reiseart: Wanderung


    Auf dem GR 223/Camí de Cavalls entlang Menorcas Südwestküste



    Ein Langstreckenspaziergang©

    So groß ist Menorca ja nicht. Da kann man gleich einmal um die ganze Insel herum wandern. Hundertachtzig Kilometer ist der Camí de Cavalls lang, jener als GR 223 deklarierter Weitwanderweg, der auf historisch verbürgten Verbindungswegen die oft einsame Küste entlang führt. Als Zugabe gibt es Schlenker ins Landesinnere. Doch zu viel Wasser, viel zu viele Badebuchten sind augenscheinlich nicht gut. Das ist Mastfutter für innere Schweinehunde. Die Idee, den Wanderurlaub schneller als einem lieb ist in einen Badeurlaub umzudeuten ist bei Temperaturen über 25° Grad sowieso der tägliche Begleiter.

    Hundertachtzig Kilometer, das macht der dem südländischen Schlendrian nicht zugeneigte Wanderer in einer Woche. Ist schließlich alles flach da. Der Schweinehund schiebt vorsorglich die 4000 Höhenmeter Auf- und Abstiege, die er in
    einem schwachen Moment schamlos aufeinander addiert hat - schließlich kennt er seinen Wirt – in einer der obersten, immer griffbereiten Schubladen. Hundertachtzig bei sieben Tagen, macht fünfundzwanzig Kilometer am Tag. Passt. Soweit die Planung am Küchentisch.


    Na ja, warm wird es schon werden, also drei Tage drauf. Damit sind wir bei unter zwanzig Kilometer täglich. Bei zwei Wochen Urlaub auf der Mittelmeerinsel kein Problem. Dann ist da noch die Sache mit den Hotels, wo man morgens vom Bett aus den Himmel nach Regenwolken absucht, nur um Dunkelweiß in eine nahende Regenfront umzudeuten. Das bequeme Hotelbett war bei der Planung nicht vorgesehen. Wer werfe den ersten Stein? Am Ende hat die Zahl der Ruhetage, die Anzahl der Wanderungen weit übertroffen.

    Kurz und schmerzlos: Aus der geplanten Weitwanderung, an deren Ende die Umrundung Menorcas stehen sollte, ist eine halbe Umrundung der Insel geworden. Ein Langstreckenspaziergang, abgeschaut am südländischen Lebensgefühl: unterwegs vom späten Hotelfrühstück bis zum Beginn der Siesta. Spaziergänge eben, nur, dass wir ein Zelt und Schlafsäcke und Isomatten spazieren getragen haben. Das bin ich mir schuldig. Wo kommen wir denn sonst hin!

    *© Nur für den Fall der Fälle. Man weiß ja nie, wer alles hier reinschaut.
    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 29.12.2015, 17:17. Grund: Nie mehr 2 Spalten!
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    #2
    AW: [ES] Menorcas Südwestküste auf dem GR 223/Camí de Cavalls


    Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL

    Blau: GR 223/Camí de Cavalls Nordküste
    Rot: Gewandert

    Die Etappen

    Erste Etappe: Maó – Son Ganxo 14 km
    Zweite Etappe: Son Ganxo – Cala en Porter 19 km
    Dritte Etappe: Cala en Porter – Sant Tomàs 11 km
    Vierte Etappe: Sant Tomàs – Cala Galdana 9 km
    Fünfte Etappe: Cala Galdana – Cap d'Artrutx 20 km
    Sechste Etappe: Es Grau – Maó 10 km
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    • Werner Hohn
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      #3
      AW: [ES] Menorcas Südwestküste auf dem GR 223/Camí de Cavalls


      Der Letzte macht das Licht aus

      An der Wasserlinie liegt noch das rote Kajak der Rettungsstation. Neben dem Kajak steckt im hellen Sand eine Rettungsboje. Schlaff hängt eine grüne Fahne am Fahnenmast. Schwimmen erlaubt. Am Strand ist niemand mehr. Für die Urlauber endet der letzte Urlaubstag in Cala Galdana. Morgen wird auch das letzte Hotel in der engen, beinahe geschlossenen
      Bucht schließen. Die jungen Männer und Frauen machen die unter Schirmkiefern versteckte Station winterfest. Draußen stapeln sich Rettungswesten, liegen Paddel kreuz und quer. Tauchflaschen stehen neben dem Eingang. Auf dem Tisch sind einige Notfallkoffer zu sehen, daneben ein Defibrillator, erkennbar an der grünen Verpackung.

      Ende Oktober macht Menorca dicht. Die letzten Hotelgäste verlassen die Insel, Buslinien stellen den Verkehr ein. Über die einzige durchgehende Straße der Insel rollen die weiß-blauen Busse von autobus mahón, für die es weder Fahrplan noch Bushaltestellen gibt. Die Fahrer klappern die wenigen noch belebten Urlaubsorte an der Küste ab. Flughafentransfer im Auftrag europäischer Touristikunternehmen.


      Ab dem ersten November wird es vom Flughafen nur noch einen internationalen Flug pro Woche geben, nach London. Wer täglich weg möchte, muss über Mallorca oder das Festland fliegen. Eine Nacht geht noch, morgen schließen wir. Frühstück und ein einfaches Mittagessen können wir noch anbieten. Viermal haben wir das so oder so ähnlich gehört. Vier Hotels haben hinter uns ihre Eingangstüren dicht gemacht. In einem hat man uns geraten, die Halbpension zu nehmen, weil alle Restaurants im Ort schon geschlossen sind.

      Einige Tage nachdem der letzte Gast gegangen ist, wird auch das Personal gehen. Zwei bis vier Tage braucht es, bis ein großes Hotel winterfest ist. Den Tischkellnern merkt man nicht an, dass sie demnächst arbeitslos sein werden. Die meisten kommen nicht von der Insel, werden zurückkehren aufs Festland oder Südamerika. In der nächsten Saison sind alle wieder da. Ein halbes Jahr arbeiten, ein halbes Jahr ohne festes Einkommen. Alle haben sich dran gewöhnt; und kaum ein Urlauber fragt sich, ob er so leben könnte.
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      Etappe Maó – Son Ganxo: Cala Sant Eveste


      Etappe Maó – Son Ganxo: Torre d'en Penjat
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      1.756.276 Quadratmeter für 1,14

      Stutzig geworden bin ich wegen des Satfotos im Schaufenster eines Immobilienmaklers in Maó. Diese Fotos sind auch in Südeuropa nicht selbstverständlich. Eine birnenförmige Linie zieht sich über einen Großteil des Fotos, zeigt Form und Größe des Grundstücks. Ausgehend vom schmalen Hals im Landesinneren, wird das Grundstück bis zur Steilküste immer breiter. Einen Kilometer Küstenlinie, eine winzige Sandbucht und dann zurück, immer am mehr als einen Kilometer langen Rand des Barranc de Torre Vella vorbei. Ein kleines Plateau, unwegsam abseits der staubigen Feldwege. Oben, wo das Grundstück ganz schmal
      ist, steht das Haus, 775 Quadratmeter groß. 1.756.276 Quadratmeter Land. Grundbesitz also, kein Grundstück. Hektar ist das einzig wahre Größenmaß. Das hier ist dreimal größer als der durchschnittliche deutsche Bauernhof.

      Da rechts, am Rand des Fotos, kommt der Camí de Cavalls hoch. Dort ist uns der Radfahrer entgegen gekommen. Hier hoch, am Hals der Birne entlang, und dann nach rechts rüber, da sind wir hinter einem Gatter aus Olivenholz auf einer staubige Ackerstraße gelandet. Am Abzweig habe ich ein Foto von einem Haus gemacht, das zur Hälfte hinter einer langen Feldsteinmauer versteckt war.


      Die Schornsteine, da bin ich mir sicher, erkenne ich wieder. Das Interesse meiner Frau ist eher mau. Das liegt nicht nur am Preis, obwohl 1.990.000 Euro ein Schnäppchen ist. Das Haus steht schon lange zum Verkauf. Doch die Fotos vom Haus, sollten mit einem Link zu regionalen Abrissunternehmen untertitelt werden. Oder ist es die Entfernung zum Strand, die sie abschreckt? Immerhin ein ganzer Kilometer durch menorquinische Steppe, doch könnte das unsere Steppe sein.

      Wird es eine Bank geben, die bei der Frage nach 99,6 % Finanzierung zu maximal 500 Euro monatlich nicht an die längst vergessenen Zwangsjacken ihrer Investment-Abteilung denkt? Ich hätte das Haus gerne. Mehr als gerne. Es gibt Dinge, die sind Sünden wert; das Haus bestimmt nicht, der Grundbesitz schon. Ein bisschen Farbe, ein paar Bretter, vielleicht noch 5 Kilometer Wasserleitung verlegen, schon könnt' man drin wohnen. Ein Euro und vierzehn Cent der Quadratmeter! Wie wahnsinnig muss man da sein, um Nein zu sagen?
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      Etappe Son Ganxo - Cala en Porter: Bei Binibèquer


      Etappe Son Ganxo - Cala en Porter: Bei Binidalí Nou


      Etappe Son Ganxo - Cala en Porter: Es Cantutells


      Etappe Son Ganxo - Cala en Porter: Vor Cales Coves


      Etappe Son Ganxo - Cala en Porter: Cala en Porter

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      McDonald's, Burger King, Heinz Ketchup

      Ende Oktober hat McDonald's die 40-jährige Partnerschaft mit seinem Ketchup- und Mayo-Lieferanten Heinz Ketchup aufgekündigt. Es ist nicht so, dass die Qualität der Produkte nachgelassen hat, oder Heinz die Preise maßlos angezogen hat. Der Konkurrent Burger King hat einen neuen Chef bekommen. Mehr ist nicht passiert. Der Neue heißt Bernardo Hees – vormals Chef von Heinz Ketchup. Burger King sagt dazu nichts; und bei dem in Maó gibt es immer noch Heinz-Ketchup und Mayo zu den Pommes – wie
      vermutlich überall auf der Welt.

      Nachrichten aus der Wirtschaft im Wanderbericht, hat das Zukunft? Eher nicht. Es wird Zeit für den Bogen hin zu Menorca. Der ist einfach. Rückwärts zum Ursprung: Mayo, Mayonnaise, Mahonnese,
      Maó (span. Mahón). Die kalte weiße Sauce wurde etwa 1756 in Maó erfunden. Sollten Sprachkundige anderer Meinung sein, empfehle ich einen Besuch bei Burger King oben an der Plaça de s'Esplanada in Maó. Im Anschluss ein Spaziergang die Straßen runter zum besten Naturhafen des Mittelmeers, und zur Cala Figuera.


      Dort steht eine Tafel mit der Luftaufnahme des Camí de Cavalls, die letzte Tafel bevor der Wanderweg die Kleinstadt verlässt. Auf dem Luftbild sind noch immer die Gebäude der alten Mayonnaise-Fabrik direkt am Wasser zu sehen. Unten am Wasser ist jetzt Baustelleneinöde. Vor wenigen Tagen haben Bagger die letzte Mauer der Farbik aus dem vorletzten Jahrhundert niedergerissen.

      Wie würden Pommes von McDonald's mit Mayonnaise aus Menorca schmecken? Vielleicht wie der Langusteneintopf, den wir Tage zuvor hatten, der uns jedoch für einige Tage auf finanziell weniger stressende Speisekarten gezwungen hat. Doch auch diese haben langsam eine Geschichte, nur schreibt das kein Mensch in die Reiseführer, außer die Sache mit der Erfindung der Mayo. Franzosen sollen es gewesen sein.
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      Etappe Cala en Porter - Sant Tomàs: Barranc de Cala en Porter


      Etappe Cala en Porter - Sant Tomàs: Beim Torre Vella


      Etappe Cala en Porter - Sant Tomàs: Barranc de Llucalari


      Etappe Cala en Porter - Sant Tomàs: Son Bou


      Etappe Cala en Porter - Sant Tomàs: Frühchristliche Basilika de Son Bou


      Etappe Cala en Porter - Sant Tomàs: Vor Sant Tomàs


      Etappe Cala en Porter - Sant Tomàs: Sant Tomàs
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      Die Straße der Raucher

      In Cala Galdana gibt es keine Zigaretten. Ein Mini-Supermarkt, im Süden ist ja alles supermercado, einen Zeitungs- und Andenkenladen und einige Bars und Restaurants. Keiner von denen hat die Lizenz zum Tabakverkauf. Seit Jahren leistet sich Spanien das vermutlich strengste Anti-Raucher-Gesetz des Kontinents. Mit Fernbedienungen lassen sich nicht nur Fernseher bedienen, auch Zigarettenautomaten in Bars und Tankstellen. In Cala Galdana gibt auch keine Tankstelle, dafür die Buslinie hoch nach Ferreries. Das aber nur im Sommer. Im Winter stehen hunderte Hotelbetten leer, und Raucher, die mit dem Bus hoch nach Ferreries fahren, weil es dort einen Tabakladen gibt, sind nicht da.

      Wir sind auch mit dem Bus nach Ferreries gefahren. Mit uns viele andere. Ein Teil ist umgestiegen in andere Busse. Zwei Leute sind die Straße runter, vielleicht um sich den Ort ansehen. Wer weiß das schon. Die Mehrzahl hat zielstrebig den Tabakladen neben der Bushaltestelle angesteuert. Als ich die Zeitung bezahlen möchte, muss ich mich gedulden. Ein britisches Ehepaar, Modell hagere Kettenraucher, hat Probleme die vielen Stangen im Plastikbeutel zu verstauen. Man bleibt wohl noch länger.


      Kein Mensch besucht Ferreries, weil es besuchenswert sein könnte. Ferreries ist ein ganz normales spanisches Dorf. Weiße Häuser, saubere Straßen, Bars, Supermarkt, Kirche. Wer mehr als fünf spanische Dörfer gesehen hat, wird keine Zeile über Ferreries schreiben wollen. Wichtig an Ferreries sind nur zwei Einrichtungen: die Bushaltestelle und der Tabakladen.

      Die Me 22, die Straße der Raucher, immerhin sieben Kilometer lang, sind wir zweimal hinunter gegangen und einmal hoch. Das nicht, weil wir Kippen brauchen, gut, der Plural ist in dem Fall falsch, sondern weil das Gehen schneller ist, als auf den nächsten Bus zu warten. Hoch müssen wir am letzten Tag, weil nun kein Bus mehr fährt. Am Abend vorher hatte der Busfahrer auf der letzten Tour vor dem Winter die Sommerfahrpläne abgerissen. Fahrgäste waren keine mehr eingestiegen. Die letzten Hotelgäste würden am nächsten Morgen von dem Bussen der Touristikunternehmen eingesammelt werden. Wir werden laufen müssen, bis hoch nach Ferreries, wo es einen Tabakladen und eine Bushaltestelle gibt.
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      Etappe Sant Tomàs – Cala Galdana: An der Caleta de Pilons (abseits des GR 223)


      Etappe Sant Tomàs – Cala Galdana: Bei der Cala Escorxada (abseits des GR 223)


      Etappe Sant Tomàs – Cala Galdana: Cala Trebalúger (abseits des GR 223)


      Etappe Sant Tomàs – Cala Galdana: Cala Midjana


      Etappe Sant Tomàs – Cala Galdana: Cala Galdana

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      Traumreisen

      Am Kai liegt die ZURBARAN. Morgen wird die Fähre wieder auslaufen zu ihrer endlosen Runde Barcelona – Palma de Mallorca – Maó. Wie jedes Mal, wird ein Lotse an Bord gehen, um den Kapitän auf der Fahrt durch die lange Bucht zu beraten. Verantwortung wird er dafür nicht übernehmen müssen. So oft wie das Schiff schon in den als zweitbesten Naturhafen der Welt gerühmten Hafen festgemacht hat, wird die Mannschaft das blind können. Egal.

      Nebenan am Kai liegt schon wieder ein
      Kreuzfahrtschiff. Eins von den mittelgroßen, die nicht ganz so teuer, nicht so glamourös sind wie
      die Luxusliner der Weltmeere. Vor Tagen war das allererste „Traumschiff“ da. Noch immer ist der Rumpf dunkelblau. Einen neuen Namen hat es. Am Kai hat die Mannschaft mit langen Stielen an den Farbrollern die Backbordseite gestrichen. Bis ganz oben hin haben die Stiele nicht gereicht. Fleckig hat der Rumpf am Abend ausgesehen. Unten Traumschiffglanz, oben Frachtschiffmatt. Die Passagiere haben davon nicht viel mitbekommen. Stadtbummel, Busfahrt und wieder weg. Urlaub, für den andere die Verantwortung übernehmen.

      Dem Beobachten nach, ordern Deutsche die
      meisten Ausflugsfahren mit dem Bus über die Insel.


      Nur fünfeinhalb Stunden liegt am Tag darauf ein weißes Schiff im Hafen. Den meist älteren Passagieren hat die Bordbroschüre empfohlen, beim Einlaufen auf Deck zu sein. Es wäre einer der schönsten Hafeneinfahrten der gebuchten Reise. Danach strömen alle zu den Bussen unten am Kai. Kultur, Landeskunde, Essen, Weingut. Eins davon hat man gebucht, für mehr hat die Zeit nicht gereicht. Daheim wird man sagen, Menorca habe gefallen.

      Die ZURBARAN ist schon lange weg. Ein klein wenig hat es geschmerzt, dass die spanische Reederei an einem spanischem Schiff beim Namen auf den acento ortográfico über dem zweiten „A“ verzichtetet hat. Durch den Ort, in dem Francisco de Zurbarán geboren ist, bin ich 2007 gewandert. Fuente de Cantos, verloren in der endlosen Weite der Extremadura, war genau wie die Bilder des Malers: streng, dafür aber sehr weit entfernt von der Düsternis seiner großen Gemälde.

      Wann ist man zu oft in einem Land gewesen? Wenn Schiffsnamen andere Geschichten erzählen, selber gelebte? Vielleicht eine Geschichte, die eine ganz eigene Art von Traumreise gewesen ist. Möglich.
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      Etappe Cala Galdana - Cap d'Artrutx: Bei Cala Galdana


      Etappe Cala Galdana - Cap d'Artrutx: Bunker aus dem Spanischen Bürgerkrieg bei Son Saura


      Etappe Cala Galdana - Cap d'Artrutx: Cala de son Vell


      Etappe Cala Galdana - Cap d'Artrutx: Cap d'Artrutx

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      Ein Spazierflug

      Nur acht von achtzig Sitzplätzen sind besetzt, als der Regional-Jet der Iberia von der Landbahn abhebt. Ziel: Palma de Mallorca, der herbstliche Rentnerballermann. Als die Stewardess mit den ersten Armbewegungen zur Sicherheitspantomime ansetzt, kann man noch die Blätter an den Bäumen zählen. Eben dass der Jet die Küste erreicht, kippt der Pilot die Maschine über die Steuerbord-Tragfläche ab. „Da unten sind wir gewandert, die ganze Küste entlang“. Nach einer Pause, während der meine Frau unentwegt aus dem kleinen Fenster geschaut hat, zieht sie das Resümee: „Mehr als ein Spaziergang war es ja nicht!“.

      Ohne Höhe zu gewinnen, fliegen wir die ganze Südwestküste ab. Ob der Pilot ahnt, dass er uns damit eine Freude macht? Es dauert nur Minuten, bis die kurze Küste endgültig im Mittagsdunst verschwindet, doch die Zeit hat gereicht, all die Orte wiederzuerkennen, durch die wir gewandert sind.


      Wir werden wiederkommen, in einem Frühjahr, wenn alles blüht und die Wiesen grün sind. Dann an die einsame Nordküste.

      An den ersten beiden Tagen war nicht abzusehen, dass wir noch einmal nach Menorca möchten. Diese sind tatsächlich eintönig gewesen. Doch mit jeder Gehstunde, die sich der Camí de Cavalls vom der schönen Inselhauptstadt Maó und von Punta Prima entfernt hat, umso mehr hat uns Menorca gefallen. Zuerst langweilig wellig, keine Berge. Mauern, Mauern und nachmals Mauern, bis du denkst, du kannst Mauern aus Feldsteinen nicht mehr sehen. Dann öffnest du ein Gatter aus krummen Olivenholz, der Weg macht einen Knick und gibt den Blick frei auf eine einsame Bucht, deren Wasser in allen nur erdenklichen Variationen von Türkis leuchtet. Mehr braucht es nicht am Übergang vom Herbst zum Winter.
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      Etappe Es Grau – Maó: Platja des Grau


      Etappe Es Grau – Maó: Parc Natural de s'Albufera des Grau


      Etappe Es Grau – Maó: sa Cudia Vella


      Etappe Es Grau – Maó: Calita de Binillautí


      Etappe Es Grau – Maó: Pla d'Enmig


      Etappe Es Grau – Maó: Estànica de Binillautí


      Etappe Es Grau – Maó: Macar de Binillautí


      Etappe Es Grau – Maó: Bucht von Maó Fortalesa d'Isabell II "La Mola"
      Zuletzt geändert von Werner Hohn; 25.11.2015, 19:40. Grund: Wenn dein Leben langweilig ist, versuch es mit Spaltensatz im Forum.
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      • Rainer Duesmann
        Fuchs
        • 31.12.2005
        • 1642
        • Privat

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        #4
        AW: [ES] Menorcas Südwestküste auf dem GR 223/Camí de Cavalls

        Sehr schön Werner!
        Ich glaube ich habe das nächste Urlaubs Ziel für meine "schottlandzukaltundnasswandermuffelige" Frau und mich gefunden.
        Wäre noch zu klären zu welcher Jahreszeit?
        Gehe ich recht in der Annahme das es im Frühjahr, für eine abwechslungsreiche Mischung aus Wildzelten und Hotelaufenthalten, empfehlenswerter ist?
        Liebe Grüße,
        Rainer
        radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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        • Werner Hohn
          Freak
          Liebt das Forum
          • 05.08.2005
          • 10870
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          #5
          AW: [ES] Menorcas Südwestküste auf dem GR 223/Camí de Cavalls

          Moin Rainer,

          wenn ich eins mit Sicherheit bejahen kann, dann dass Menorca im Frühjahr für "'schottlandzukaltundnasswandermuffelige Frauen'" ein tolles Ziel ist.

          Ganz Menorca ist Unesco-Biosphärenreservat und so wie ich das beobachten konnte, legen die Leute dort mehr Wert auf ihre Umwelt als zum Beispiel auf Mallorca. Angeblich soll Wildzelten verboten sein. Ursprünglich hatten auch wir geplant, hin und wieder mit dem Zelt am Strand zu nächtigen. An der Nordküste geht es praktisch nicht ohne, besonders im Herbst und frühen Frühjahr.

          Menorca ist mehr oder weniger komplett in Privatbesitz, da entscheidet sowieso der Eigentümer, bzw. der Gutsverwalter, was erlaubt ist; und der GR 223 geht fast komplett über privates Land. Da würde ich nicht das Zelt aufstellen, auch nicht im Dunstkreis der Orte und Bauernhöfe. Andererseits erlaubt das spanische Küstenschutzgesetz von 1988 den freien Zugang und Aufenthalt an den Küsten, die sogar dort wo es nicht danach aussieht, fast immer in öffentlicher Hand ist. Sogar "mein" Landgut, das mit einem Kilometer Küste beworben wird, endet letztlich 20-200 m vor der Wasserlinie.

          Lange Rede, kurze Antwort: Abseits der Orte und Höfe hätte ich kein Problem mein Zelt für eine Nacht an der Küste aufzuschlagen. Gute Plätze gibt es in Küstennähe immer.

          Das Wanderbuch "GR 223 Menorca - Der Camí de Cavalls" aus dem Verlag Triangle Postals enthält "Ratschläge für den Umweltschutz".

          Unter Punkt 7 steht:
          "Das Campen ist außerhalb der Campingplätze verboten, ebenso das Anzünden von Feuern. Es ist jedoch erlaubt, die Nacht unter einem abmontierbaren Zeltdach zu verbringen, jedoch nur von abends bis morgens. ..."


          Die gehen sogar noch weiter, indem sie das auf die ganze Insel ausdehnen.

          Der Verlag hat seinen Sitz auf Menorca, sollte also wissen, was er schreibt. Was du daraus machst, bleibt dir überlassen. Auf Privatgrund hat auf alle Fälle der Eigentümer (Pächter) das Sagen.

          Im zeitigen Frühjahr (vor Mai) kann es euch so ergehen, wie uns im Herbst: viele Hotels sind zu. Wenn du ein Buchungsportal mit den Reisedaten fütterst, könnte das weiterhelfen. Die Agroturisme, die oft gelistet werden, sind nicht besonders scharf auf Gäste für eine Nacht. Verständlich, denn die Häuser sind meist noch eingemottet; und ihr wollt auch nicht wirklich weit weg vom Weg und Küste in tiefster Einsamkeit Zweisamkeit ausleben (?). Viele der eh kleinen Orte an der Küste sind reine Urlaubsorte. Sind die Hotels dicht, ist alles dicht. Vielleicht hat ein kleiner Supermarkt offen oder eine Bar. Im Einzugsbereich der beiden Kleinstädte sieht es etwas besser aus.

          Ich hätte aber keine Hemmungen auch im April auf eine Inselwanderung zu gehen. Wasser müsste ich halt genug mitschleppen.

          In ein paar Tagen startet jemand aus dem Forum zur Umrundung Menorcas. Der nimmt ein Tarp oder Zelt mit. Vielleicht kann der praktische Tipps liefern.

          Werner
          Zuletzt geändert von Werner Hohn; 17.01.2016, 23:21. Grund: Wie immer: Irgendwo überwintert ein Fehler.
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