Qual der Wahl - Erste Mehrtagestour mit dem Zelt in Skandinavien

[kletterschnecke]

Hallo zusammen,

meine Freundin und ich planen im Juli eine Reise nach Skandinavien. Wir haben bereits einige Tourenberichte hier im Forum durchgelesen. Leider sind bei vielen Beiträgen die Fotos nicht mehr sichtbar. Dadurch kann man sich nicht immer ein so gutes Bild machen.

Die Anforderungen an unseren Urlaub stellen wir uns wie folgt vor:

• maximal 6 Tage Wandern (exkl. Anreise/Abreise)
• Übernachtung im Zelt (entsprechend sollte das Gelände mehr oder weniger geeignet sein)
• Nachkauf von Lebensmittel auf Hütten wünschenswert, jedoch keine Pflicht
• Reisezeit ab Anfang Juni bis spätestens Ende Juli (Anfang August müssen wir wieder in Deutschland sein)
• Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Flug von Deutschland, anschließend Bus/Bahn)
• geeignet für Anfänger im Bereich Mehrtagestouren
• Landschaftlich abwechslungsreich (Wer will das nicht…)
• wenig Mücken (Wer will auch das nicht…)

Nach unserer bisherigen Recherche im Forum sind geeignete Gebiete für unsere Anforderungen und vor allem unseren Reisezeitraum: Rondane, Hardangervidda, Jotunheimen, Kungsleden. Stimmt unsere Einschätzung dahingehend schon einmal?

• Habt ihr bestimmte Tourenvorschläge (gerne auch Links aus dem Forum), welche für uns gut geeignet wären?
• Gibt es noch Gebiete, welche wir bei der Recherche übersehen haben, welche jedoch sehr lohnenswert für uns wären?
• Würdet ihr uns im Juli wetterbedingt (viel Schnee und/oder viel Schmelzwasser auf den Wegen) von einer Reise nach Skandinavien abraten?

Vielen Dank für eure Hilfe!
Martin

[toppturzelter]

[*]Gibt es noch Gebiete, welche wir bei der Recherche übersehen haben, welche jedoch sehr lohnenswert für uns wären?

Jämtland?

[*]Würdet ihr uns im Juli wetterbedingt (viel Schnee und/oder viel Schmelzwasser auf den Wegen) von einer Reise nach Skandinavien abraten?

Nein - aber im Norden (Kungsleden) kann noch Schnee liegen, im Juni sehr wahrscheinlich, im Juli möglich. Huetten öffnen hier auch erst später (Midsommer, grob geschätzt - muss aber nicht fuer alle gelten). Mit 6 Tagen kommt ihr da auch nicht sehr weit und hättet dann nur wenig Alternativrouten/-ausstiege, wenn es doch nicht läuft wie erwartet. Weiter suedlich wird Schnee kein Problem mehr sein[/B][/QUOTE]

[Ljungdalen]

Juni scheint mir zu früh. Wegen Schnee und/oder Schmelzwasser. Ab Ende Juni (Mittsommer!) könnte gehen, zumal in diesem Jahr bislang wenig Schnee liegt. toppturzelter schreibt zwar "Weiter suedlich wird Schnee kein Problem mehr sein"... naja, kommt drauf an. ZB im genannten Jotunheimen bin ich auch schon im August weite Strecken über Altschnee gelaufen.

Zelten geht überall.

Lebensmittel nachkaufen... naja, bei 6 Tagen nicht unbedingt nötig, oder? Geht aber in allen genannten Gebieten auf den Hauptrouten.

Abwechslungsreich - kommt drauf an, was man als abwechslungsreich empfindet. Ich eher stärker gegliedertes Relief mit weiten Ausblicken. Wobei man natürlich auch mal die Täler bzw. Hauptrouten verlassen muss, aber dafür sind 6 Tage knapp. (D.h. von den genannten die Hardangervidda für mich eher nicht, Kungsleden kommt drauf an, welcher Abschnitt.) Meine erste Skandinavientour war eine "Kungsleden-Variante" von Nikkaluokta nach Abisko in 7 Tagen, davon 3 Tage Kungsleden, 3 Tage Nebentäler/weglos, 1 Tag Gipfeltour Kebnekaise.

Mücken naja... empfehle September! Wenn es denn unbedingt Juli sein muss: Richtung Norwegen/Küste und Süden und in größeren Höhen (weniger Vegetation!) tendenziell weniger (spricht bspw. für Jotunheimen). Stark wetterabhängig auch. Im trockenen ersten Augustdrittel 2019 zwischen Nikkaluokta und Narvik (quer zum Kungsleden) kaum Mücken gesehen.

[bourne]

Unsere 1. Zelttour war auch Kungsleden und wir sind am 9. Juli weggegangen - schneetechnisch unproblematisch in diesem Jahr und betreffend Mücken weitgehend okay, arg war es nur im Wald bei Kvikkjokk. Die nächsten Touren waren dann auch im September, das ist schon toll und es gibt Polarlichter und Herbstfärbung, aber im Sommer ist es auch schön
Kungsleden ginge sich Abisko nach Nikkaluokta aus, eventuell mit dem höchst empfehlenswerten Umweg Vista-Nallo oder vielleicht eine Tour, die Abisko-Alesjaure-Unna Allakas in Schweden beginnt und dann über Norwegen wieder hinauf, also Čunojávri, Oallavággi, Hunddalen. Oder ein bisschen südlicher Saltoluokta als Start, Skierfe/Rapadalen, ggf. ein Umweg über die Boarek-Hochebene. Verteilt über unsere Reisen findest Du entsprechende Bilder - mit dem Forumreset haben die älteren Berichte aber teilweise hier auch gelitten, auf unserem Blog solltest Du aber alles noch finden.

Edit: die Schneesituation musst Du auf jeden Fall kurzfristig prüfen, also ggf. einen zweiten Plan in der Hinterhand haben....

[pekra62]

Hallo Martin,

bei nur 6 Wandertagen sollte die Anreisezeit möglichst kurz gehalten werden. Schätze ich mal.
Schnelle Verbindung hast du per Flieger nach Kiruna. Morgens Start in D und abends im Zelt Nähe Absiko oder Nikkaluokta (also nördlicher Kungsleden). Allerdings ist diese Route während der Hauptsaison auch ziemlich bevölkert. Alternativ könntest du in die wenig begangenen Nebentäler (von denen ich großer Fan bin) ausweichen. Aber, für erste Mehrtagestour vielleicht empfehlenswerter ...
Nach Norwegen in die Hardangervidda. Mit Start in Haukeliseter. Mit Bus von Oslo zu erreichen. Bei meiner letzten Anreise auch ohne Zwischenübernachtung machbar, also morgens los und abends im Zielgebiet.
Von Haukeliseter kannst du Rundtour machen über Middalsbu, Litlos, Hellevasbu. Je nach Lust, Laune und Geschwindigkeit auch noch einen Bogen über Torehytten einbauen.

Juni ist früh. Juli deutlich besser. Ende August / Anfang September optimal, für meinen Geschmack.
Mückentechnisch dürfte Hardangervidda bessers sein als nördlicher Kungsleden (dort kann es im Juli schon etwas krass werden).
Hardangervidda finde ich abwechslungsreicher als die Hauptroute vom nördlichen Kungsleden. Wenn du dir allerdings bei der ersten Tour auch die Nebentäler zutraust (wenige oder keine Markierungen, technisch deutlich anspruchsvoller), ist der Norden sehr empfehlenswert.

Dann schmeiß ich noch ganz neue Alternative in den Ring: In Norwegen eine Route durch das Saltfjellet. Ost-West-Durchquerung. Flug nach Bodø und eineinhalb Stunden mit Bahn nach Lønsdal, mit Bus von Glomfjord wieder nach Bodø. Gut markiert, sehr abwechslungsreich, aber sehr wenig begangene Route. Auch Schutzhütten, aber kein Lebensmittelnachkauf möglich.

Für Planung (Onlinekarten mit Wanderwegen und Schutzhütten):
https://ut.no/kart
https://kso.etjanster.lantmateriet.se/

Peter

[Vintervik]

Bei maximal 6 Tagen Wanderung würde ich von Abisko - Nikkaluokta (via Kungsleden) definitiv abraten, da Ihr dort dann keinen Reservetag hättet.
Wenn Ihr von Abisko aus laufen wollt, könntet Ihr aber z.B. von Alesjaure aus durchs Vistasvagge nach Nikkaluokta laufen.
Oder vielleicht eher von Saltoluokta aus in Richtung Süden nach Kvikkjokk, da hättet Ihr auch Zeit für eine Tagestour (z.B. am Rapadalen).
Eine andere Alternative könnte auch Vindelfjäll sein, allerdings dauert die Anfahrt da hin etwas länger.

Von dem Wunsch "wenig Mücken" würde ich mich im Juli allerdings verabschieden, denn Mücken wird es zu der Zeit immer mehr oder weniger geben.

[palzbu]

In Norwegen eine Route durch das Saltfjellet. Ost-West-Durchquerung. Flug nach Bodø und eineinhalb Stunden mit Bahn nach Lønsdal, mit Bus von Glomfjord wieder nach Bodø.

Ich mag ja das Saltfjellet sehr und kann ich nur empfehlen!
Aber Juni erscheint mir schon sehr früh, lieber dann in den Juli.

Wenn man in Glomfjord anfängt läuft man die Treppen hoch (schöner, aber anstrengender da die Rucksäcke noch voll sind). Anstatt klassisch über Lønsdal auszusteigen, kann man auch über die Jordbruhytta in Røköand runterkommen - da sieht man noch weniger Leute , aber dafür noch interessant Flussläufe.

Meine erste Tour war Hardangervidda Süd-Nord im Juni und ich habe sie noch gut in Erinnerung ( Schneegestöber, schwere Furten, 0Menschen getroffen) - auch dort eher später als Juni (kommt aber immer auf den Winter an).

[Ljungdalen]

Wenn man in Glomfjord anfängt läuft man die Treppen hoch (schöner, aber anstrengender da die Rucksäcke noch voll sind).

Aber Obacht bei Planung, falls so eine Tour in Erwägung gezogen wird: die Treppe ist seit 2020 (offiziell) gesperrt, wie auch hier im Forum irgendwo berichtet wurde. Siehe bspw. hier (norwegisch).

Oder gibt es neue Entwicklungen? (Als Detailfrage aber hier wohl off-topic.)

[Eikin]

Meine erste Mehrtagestour war in Jotunheimen. Es waren 7 Tage, aber das kann man variieren. Zeltplätze muss man teilweise je nach Streckenabschnitt etwas suchen, aber alles machbar. Verpflegung haben wir alles selber dabei gehabt und Wasser ist ohnehin kein Problem.

Wir sind dabei von Gjendesheim am Russvatnet vorbei Richtung Glittertind. Den haben wir allerdings umrundet, statt drüber zu gehen, da uns das als Neulinge mit guten 25kg auf dem Rücken etwas suspekt war. Dann über Spitterstulen und Leivrasbu nach Gjendebu und wieder zurück. Du kannst da mit dem Boot etwas abkürzen und wir fanden es extrem abwechslungsreich, teilweise ansstrengend und insgesamt als sehr gelungen. In Spitterstulen kann man im Worstcase auch austeigen, oder etwas nachkaufen. Wir haben aber nie in der Nähe der Hütten gezeltet, sondern quasi immer in der Mitte von zwei Stationen.

Den Besseggen Grad kann man sich dann noch für Fotos geben und wenn man sehr früh aufbricht, ist es evtl. noch nicht so voll.

[palzbu]

Aber Obacht bei Planung, falls so eine Tour in Erwägung gezogen wird: die Treppe ist seit 2020 (offiziell) gesperrt, wie auch hier im Forum irgendwo berichtet wurde. Siehe bspw. hier (norwegisch).

Oder gibt es neue Entwicklungen? (Als Detailfrage aber hier wohl off-topic.)

Danke für die Info!

Das ist wirklich sehr schade War echt schön und sie hat einen direkt ins Fjiell katapultiert. Jetzt muss man wohl die 1.5km durch den Tunnel 🙁.

[kletterschnecke]

Hallo zusammen,

ich bedanke mich erstmal bei allen für die vielen Tipps und Ratschläge. Wir versuchen die Informationen erstmal zu verarbeiten und uns eure Tourenvorschläge mal gegenüber zustellen.

VG Martin

[weisseruebe]

Sonst ist auch Jämtland sehr schön, z.B. von Storlien nach Süden, Richtung Fjällnäs, da kann man je nach Fitness 120km laufen, aber vorher z.B. auch in Funäsdalen oder Ramundberget aussteigen. Gut zu erreichen und auch schön und abwechslungsreich und in den Fjällstationen kann man einkaufen.
Vermutlich aber auch mückenreich im Sommer.

[cast]

Im Juli wie geplant ist es fast überall "mückenreich".

Wenn man nur 6 Tage hat frage ich mich immer warum es soweit in den Norden sein muss.

[Fjaellraev]

Im Juli wie geplant ist es fast überall "mückenreich".

Wenn man nur 6 Tage hat frage ich mich immer warum es soweit in den Norden sein muss.

Kann da in beiden Punkten nur zustimmen.
Der erste Punkt lässt sich nur mit Umplanen oder Akzeptieren ändern
Der zweite Punkt: Weshalb nicht in die Region um Grövelsjön? Klar zeitlich gibt sich das mit dem Flieger wohl nicht viel, wenn überhaupt, aber mit allen anderen Verkehrsmitteln schon und die Region bietet Abwechslung und mehr als genug Möglichkeiten für eine Woche...

Gruss
Henning

[Ljungdalen]

Der zweite Punkt: Weshalb nicht in die Region um Grövelsjön? Klar zeitlich gibt sich das mit dem Flieger wohl nicht viel, wenn überhaupt, aber mit allen anderen Verkehrsmitteln schon und die Region bietet Abwechslung und mehr als genug Möglichkeiten für eine Woche...

+1, lohnt sich. Und Trelleborg-Idre (= kurz vor Grövelsjön) bin ich schon mal mit Auto in einem Tag gefahren. Ca. 900 km via Göteborg-Torsby-Sälen. 1997. Dann ging's rüber nach Norwegen.

(Aber auch schon bis hinter den Polarkreis 4 Tage durch Norwegen hin + 8 Tage wandern + 4 Tage durch Schweden zurück. So schlecht finde ich das gar nicht. Man sieht Gegenden.)

[Roiber]

Hallo Martin,

die Ecke Grövelsjön wurde ja bereits genannt. Auch mich hat es für meine erste Tour dort hin verschlagen. Ich hatte mich damals von diesem Bericht inspirieren lassen: klick.

• Die im Bericht beschriebene Rogen-Umrundung ist in 6 Tagen machbar, ließe Euch dann aber vermutlich keinen Reservetag mehr. Ihr könntet Euch aber auch eine andere schöne Strecke in dem Gebiet suchen.
• Geeignete Zeltplätze sollten sich immer finden lassen.
• Lebensmittelnachkauf geht auf der Rogen- und ich glaube auch auf der Svukuriset-Hütte (vorher nochmal überprüfen, ob die Hütten schon auf haben).
• Anfang Juni scheint mir auch für dieses Gebiet noch etwas zu früh zu sein. Wenn Ihr erst Anfang August wieder in D sein müsst, würde ich die Tour auf Mitte/Ende Juli schieben.
• Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist kein Problem (Flug, Bus oder Bahn bis Stockholm, von da per Bahn und am Ende noch per Bus).
• Ich fand die Gegend für mich als Anfänger sehr gut geeignet - wobei ich das Teilstück zwischen der Schutzhütte Reva (am Nordwestzipfel des Rogen) bis zu den Oasen (beliebter Rastplatz am Fuß des Stor-Svuku) durch die Femundsmarka als sehr steinig und herausfordernd empfunden habe.
• Sehr abwechslungsreiche Landschaft: Von leicht zu gehendem offenen Fjäll über schwierigere steinige bis geröllige Teilstücke, Seen und bewaldete Gebiete ist alles dabei.
• Wenig Mücken - ja, das wäre schön