[NO] Hardangervidda, August 2013

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    [NO] Hardangervidda, August 2013

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Endlich wieder Norwegen. August 2014.

    Zwei Jahre ist es her dass wir das letzte mal im Land der Trolle waren. Der letzte Urlaub war, zugegebener Maßen, im Vergleich zum diesjährigen Entspannung pur. Wir wohnten in einer kleinen Hütte im Süden, machten einige Tagestouren, waren auf dem Preikestolen und dem Kjeragbolten. Doch als wir nach einer dieser Tagestouren wieder alle in der Hütte saßen unser Abendessen zu uns nahmen und die ersten Bierchen (ja die haben wir aus Deutschland mitgenommen) getrunken hatten entstand eine neue Idee in unseren Köpfen. Wir wollten wieder was extremeres machen, etwas das nicht jeder macht. Gesagt getan: Ein Ziel musste her. Nach längerem hin und her fiel unsere Wahl auf die Hardangervidda. Wir entschieden uns gegen Jotunheimen, da wir dachten die Vidda sei nicht so bergig und besser erschlossen als Jotunheimen. Nach langer Planungsphase ging es dann am 7.08. in Frankfurt am Main mit dem Flieger los nach Oslo und von dort mit der Bergenbahn nach Finse.
    Wir wollten die 17 Tage auf der Vidda unabhänig überstehen. Dementsprechend voll waren unsre Rucksäcke. Essen für 17 Tage, Zelte, Fotoausrüstung und was man sonst noch so dabei hat. Da blieb nicht viel Platz für Wechselklamotten.
    Um kurz vor 17 Uhr erreichten wir den Bahnhof Finse am Nordrand der Hardangervidda. Das Wetter war durchwachsen – das heißt: geschlossene Wolkendecke, ab und zu Regen. Nachdem wir unsre Rucksäcke zusammengezurrt hatten und entschieden haben wie wir uns für die ersten paar Kilometer anziehen, waren alle Leute die mit uns ausgestiegen sind entweder im Finse Hotel verschwunden oder auf dem Weg Richtung Finsehütte.
    Wir taten es ihnen nicht gleich und so machten wir uns auf den Weg Richtung Westen um den Hardangejokulen westlich zu umrunden.
    Die ersten 30 Minuten liefen wir auf dem Rallarvegen neben den Gleisen her. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht was in den nächsten 17 Tagen auf uns zukommen sollte.
    Wir verließen den Rallarvegen und betraten zum Ersten mal das Terrain was wir die nächsten 2 Wochen unter unseren Sohlen haben sollten. Felsplatten, große Steine, kleine Steine, Erde, Matsch. Wir liefen noch in etwa eine Stunde weiter, suchten uns den ersten Lagerplatz, nahe einem kleinen See. Dort packten wir unseren Kocher aus und zum Ersten mal gabs lecker Trek 'n' eat. Nach dem wir gegessen haben, schauten wir noch eine Weile aus unseren Zelten raus Richtung See (es regnete inzwischen wieder). Wir hatten eine kleine Angel dabei, der See weckte unser Interesse. Waren das etwa alles Fische dort zwischen den Regentropfen auf dem Wasser? - JA waren es, aber wir waren zu müde und von unseren Trek 'n' eats so gesättigt dass wir die Angel nichtmehr auswerfen wollten.



    Am nächsten Tag erwartete uns der erste Anstieg. Es ging über Schneefelder und durch eine Mondlandschaft wie ich sie dort nicht erwartet hätte. Kein Grassbüschel mehr zu sehen für etwa 2 Stunden. Überalle schwarze Steine. Gegen Nachmittag kam die Sonne dann nochmal raus und es sollte ein wunderschöner Tag werden, sodass wir den Nachmittag etwas langsamer angehen ließen, nochmal eine ausgedehnte Pause einlegten und tatsächlich glaubten, wir könnten uns dort oben in Gletschersee, kurz unterhalb des Hardangerjokuls erfrischen und richtig waschen. Das sollte ein Trugschluss bleiben. Das Wasser war so kalt, dass es wohl nur kein Eis war, weil es in Bewegung war...
    Wir liefen weiter und es ging über eine riesen Felsplatte bergab Richtung Rembesdalseter.Etwa einen Kilometer vor der Hütte, an einem kleinen See errichten wir unser Lager für die zweite Nacht. Der nächste Tag sollte es in sich haben...



    Die Sonne schien wunderschön über den Rembesdalvatnet als wir an diesem Morgen aus den Zelten krochen. Es wurde gepackt, gefrühstückt und los gings. Vorbei an der Hütte wurde der Weg echt heftig. Wir kamen nur langsam voran. Dann ging es wieder bergauf. Das Wetter schlug um, es wurde kalt und windig. Nach 1,5 Stunden kamen wir an unsere erste Furt. Ca. 300, 400 Meter unterhalb des Gletschers. Es half alles nichts – Schuhe aus, Augen zu und durch. Das Wasser war so kalt, dass sich meine Füße anfühlten als würden Nadeln auf sie einstechen und ich sie nachdem ich drüben war für die nächsten 10 Minuten nichtmehr spürte.
    Es ging weiter bergauf und es wurde von Minute zu Minute windiger. Als wir das nächste Tal erreicht haben hat der Wind so stark zugenommen dass wir entschieden nicht noch über den nächsten Berg zu gehen. Unser Vorhaben vom frühzeitigen Lageraufbau bekräftigte sich als wir 4 andere Wanderer trafen die uns erzählt haben, dass für den Abend Gewitter und Starkregen angesagt seien. Ehrlich gesagt wurde mir etwas mulmig. Alle vorherigen Touren verliefen bei bestem Wetter. Klar, damit rechneten wir auf der Hardangervidda nicht aber wir hofften nicht auf eine Lektion in Sachen 'was mache ich wann alles nass ist und es einfach nichtmehr aufhört zu regnen'.
    Wir aßen schnell zu Abend denn wir sahen die Gewitterwolken auf uns zu kommen und krochen schnell in die Zelte. Uns stand eine sehr unruhige Nacht bevor. Ein Zelt wurde von dem Wind regelrecht plattgedrückt. Ich schätze wir hatten Böen bis 9Bft. Ich weiß nicht wie viel ich in dieser Nacht geschlafen habe aber länger als 3 Stunden können es nicht gewesen sein.

    Der nächste Morgen war sehr ruhig. Nach dem üblichen Prozedere ging es los. Die Sonne kam raus, wir legten einen strammen Marsch hin, schließlich hatten wir was von gestern aufzuholen. Gegen 14 Uhr erreichten wir die Liseth Hütte.
    Wir entschieden uns eine Nacht in einer Hütte auf einem Campingplatz zu verbringen – wenn wir schonmal in der Zivilisation waren.



    Als wir am nächsten Morgen aufwachten wollten wir am liebsten in der Hütte bleiben – wieder Regen und der Himmel sah nicht sehr vielversprechend aus. Naja wieder hieß es: Hilft ja alles nichts! Raus und weiter.
    Im laufe des Tages wurde das Wetter immer besser, gegen Abend wieder schlechter. An diesem Tag wollten wir unbedingt die Hedlo Hütte erreichen. Das wäre ohne die 9 Km Umweg am Vormittag auch kein Problem geworden. So war es allerdings mal wieder eine echte Herausforderung.

    Am nächsten Tag erreichten wir Hadlaskard nach ca. 3 Stunden. Das Wetter war okay – Nicht toll aber auch nicht schlecht also waren wir zufrieden. An der Hütte angekommen mussten wir feststellen, dass uns die Strecke von gestern noch ganz schön in den Knochen steckt und legten eine längere Pause ein. Aber in der Hütte wollten wir nicht schlafen, wir hatten ja unsere Zelte dabei. Also ging es weiter und prompt wurden wir von dem nächsten echt heftigen Regenguss heimgesucht. Unsre Schuhe und Hosen waren völlig durchnässt. Das positive. Es regnete nie wirklich lange. Länger als 1,5 Stunden am Stück hat es nie geregnet, also liefen wir weiter zu laufen bis der Regen vorbei war. Dann war klar: Bevor der nächste Regen kommt mussten die Zelte stehen, nach Möglichkeit haben wir bis dahin auch schon gegessen und können uns einfach in die Schlafsäcke packen und schlafen.

    Als ich aufstand, es muss ungefähr 8 Uhr gewesen sein, erwartete mich meine kalte, nasse Hose vom Vorabend. Nachdem ich die Hose anhatte öffnete ich mein Zelt und wer hätte es gedacht … Ich zog meine nassen Schuhe an. Erst dachte ich nein das kann doch alles nicht wahr sein. Aber bis wir alles zusammengepackt hatten waren meine Füße schon wieder warm. Trocken wohl eher kaum, aber warm reichte für den Moment vollkommen. Es ging weiter. Heute stand der Harteigen auf der Programm. Wir wollten hoch um nochmal einen Blick zurück zu werfen, auf den Hardangerjokulen und die bereits zurückgelegte Strecke. Wir sollten nicht mit dem Blick belohnt werden denn der Gipfel des Berges stecke im tiefsten Nebel. Also ging es wieder runter und weiter Richtung Litlos. Als wir am Harteigen vorbei waren wusste ich dass wir die Hälfte der Tour geschafft haben. Die Natur auf der Vidda, von der ich und die anderen sehr fasziniert waren machte mich zugleich ziemlich fertig. Alles sieht gleich aus: Wiese, Seen, Felsen. Diese Weite ist sehr faszinierend aber auch beklemmend, denn man weiß es geht noch Tage lang so weiter. Ursprünglich war der Plan am Harteigen Richtung Osten abzubiegen und bis Rjukan zu laufen. Einige Tage vor dieser Weggabelung entschieden wir schon dass wir wohl doch nur die normale Nord- Süd Querung machen und uns dann noch ein paar Tage in Oslo aufhalten um die Stadt zu erkunden. Das war zu diesem Zeitpunkt meine Rettung. Nach nun sieben Tagen auf der Vidda weitere 10 dort zu verbringen, da müsste ich schon mit mir kämpfen. Dazu kam, dass ich mich an diesem Tag umso später es wurde schlapper und schlapper fühlte. Am Abend kroch ich mit letzter Kraft in meinen Schlafsack, dann war ich erstmal 12 Stunden abgemeldet.

    Jetzt also doch: ein Ruhetag musste her. Ich fühlte mich leicht fiebrig und wie einer meiner Kumpels 3 Tage zuvor, war ich jetzt am Tiefpunkt. Meine Stimmung war echt mies, den Pausetag wollte ich auch nicht so wirklich. Aber es ging nicht weiter. Zu dem Zeitpunkt wollte ich die Tour nur noch so schnell es geht beenden und ankommen. Ziemlich bekloppt. Zum Glück bremsten mich die anderen zwei aus und wir ließen es weiterhin langsam angehen.
    Abends ging es wieder raus in die Zelte, was uns allen sehr gut tat, nachdem wir ungefähr 6 Stunden in der auf gefühlte 30 Grad hochgeheizten Litlos Hütte saßen und uns erholten.

    Der nächste Morgen überraschte uns mit einem wunderbaren Sonnenaufgang. Endlich wieder länger als 10 Minuten am Stück Sonne. Darauf haben wir nun 7 Tage gewartet. Der Tag war spitze. Die Laune stieg, was wohl nicht zuletzt an der Sonne lag. Wir kamen bis zur Hellevasbu. Dort an einem wundervollen, kleinen See schlugen wir gegen Abend unser vorletztes Lager auf. Es schien immernoch die Sonne und so gings nochmal kurz in den See – Waschtag. Unser Abendessen genossen wir auch noch in der Sonne, doch dann verschwand sie hinter einem Berg und es wurde schlagartig wieder kalt. Naja wir waren eh müde, also gings ab in die Zelte.

    Die Etappe zwischen Hellavasbu und Haukeliseter teilten wir nochmal auf zwei Tage auf – wir hatten ja Zeit. Das letzte Lager schlugen wir am Fuße des Holmasjoen auf. Am letzten Tag der Wanderung erlebten wir nochmal alles was das Wetter zu bieten hatte. Regen, Sonne, Wind. Schließlich kamen wir im Sonnenschein in Haukeliseter an.

    Nachts ging es dann mit dem Bus nach Oslo und wir hatten nach 4 Tage Zeit uns in der Hauptstadt Norwegens umzusehen.

    Im Nachhinein muss ich sagen dass ich mich auf die nächste Tour noch etwas besser vorbereiten werde. Vorallem muss ich mir was einfallen lassen, wie ich an Tagen mit viel, viel Regen die Nerven behalte. ABER die nächste Skandinavientour wird es auf jedenfall geben, soviel steht fest. Egal welche Qualen man an dem ein oder anderen Tag erlebt, am Ende blickt man doch auf 17 ziemlich geile Tage zurück in denen man wieder einiges dazu gelernt hat. So verbessert man sich von Tour zu Tour. Wenn ich es irgendwann schaffe eine Tour komplett durchzuplanen, sodass mich nichts unerwartetes trifft, ich mit allem was kommt rechne und mich nichts auf die Probe stellt hat das trekken für mich den Reiz verloren, allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass das nie passieren wird...

    Noch einige Bilder der Tour auf der Vidda:




























    Zuletzt geändert von feschu; 04.11.2014, 23:11.

  • Glenfiddich
    Erfahren
    • 19.02.2012
    • 284
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [NO] Hardangervidda, August 2013

    schöner Bericht. Meinst du das du das mit den Bildern noch hin bekommst ? Wäre dann ne runde Sachen
    Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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