Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rentiere

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  • Ljungdalen
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
    Was aber noch nicht sicher ist, ist der Bootstransfer ab Ritsem. STF stellt den Bootstransfer ein und ob es schon eine Altenative gibt, kann ich nicht sagen.
    Das wird schon noch. (Wer weiß, ob u.a. wegen Corona in diesem Jahr, aber generell).

    Vielzahl von Alternativen sonst:
    1. doch versuchen, dort ein lokales Boot "klarzumachen" (keine Ahnung, ob praktikabel)
    2. Hubschrauber. Kostet nicht wenig, aber auch kein Vermögen.
    3. anderen Aus-/Einstieg als Ritsem/Boot wählen (geht aber beides nur mit Zelt): entlang Sarek-Nordgrenze von/nach Suorva, oder
    4. nordwestlich um den Akkajaure inkl. Teil des Gränsleden ("kostet" einige Tage mehr)
    5. andere (auch als reine Hüttentour mögliche) Varianten: Rundtour ab Kvikkjokk (Ståddajåkka - Pieskehaure ist weit, 30+ km, aber machbar), oder
    6. Rundtour ab Sulitjelma, oder
    7. Kvikkjokk - Sulitjelma via Padjelanta (oder Gegenrichtung)

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  • Sausemann
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Zitat von vobo Beitrag anzeigen
    ..ich habe 2015[/URL] ordentliche Hilfe beim Spielen gebraucht. Gut dass das Boot jetzt nicht mehr quer zum Wasser verläuft. Aber wer sollte es für den Winter noch reinholen, kann ich mir kaum vorstellen?
    Hallo Vobo. Also gibt es das Boot dann doch schon länger. Das die Ausrichtung geändert wurde erscheint mir sinnvoll. Du hast ja anscheinend Deine liebe Müh gehabt.

    Zitat von vobo Beitrag anzeigen
    Ansonsten macht Euer Bericht richtig Spass. Schön die vielen kleinen Nickligkeiten oder Quergedanken zu lesen, die bestimmt jeder von uns auf solchen Touren hat - und sei es nur die Sehnsucht nach den Liebsten zuhause.
    Zitat von TheAnswerIs42 Beitrag anzeigen
    Vielen Dank für den humorvollen Bericht! Da habt ihr ja ein paar seltsame Bekanntschaften gemacht

    Hatte mir für diesen Sommer auch den Padjelantaleden vorgenommen (toitoitoi) und dein Bericht hat die Vorfreude nochmal gesteigert!
    Zitat von Voronwe Beitrag anzeigen
    Ich möchte hier auch mal ein Lob loswerden, der Bericht macht richtig Spaß zu lesen.

    Und die Sache mit dem Typen auf den Klo ist schon echt ziemlich spooky.

    Vielen vielen Dank
    Zitat von leop93 Beitrag anzeigen
    Wow, Sausemann, vielen Dank für den tollen Bericht und die vielen schönen Bilder!
    Der Padjelantaleden ist schon länger auf meiner unbedingt-machen-wollen-Liste und jetzt
    möchte ich da noch unbedingter hin;)
    Ich danke Euch fürs mitlesen und die vielen netten Worte.

    The Answer und Leop. Fahrt da unbedingt hin. Ich weiß ja nicht wieviel Fjäll Erfahrung Ihr so habt, aber für uns war es das erstemal und für den Einstieg empfand ich die Tour perfekt. Die Wegverhältnisse sind relativ einfach und es gibt eine gute Hütteninfrastruktur. Die Mischung aus Zelt und Hütte war für uns "angegrauten" ziemlich perfekt. Jeden Tag hätte ich nicht zelten wollen, bei dem Wetter, das zwischendurch geherrscht hat.
    Was aber noch nicht sicher ist, ist der Bootstransfer ab Ritsem. STF stellt den Bootstransfer ein und ob es schon eine Altenative gibt, kann ich nicht sagen.

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  • leop93
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Wow, Sausemann, vielen Dank für den tollen Bericht und die vielen schönen Bilder!
    Der Padjelantaleden ist schon länger auf meiner unbedingt-machen-wollen-Liste und jetzt
    möchte ich da noch unbedingter hin;)

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  • TheAnswerIs42
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Vielen Dank für den humorvollen Bericht! Da habt ihr ja ein paar seltsame Bekanntschaften gemacht

    Hatte mir für diesen Sommer auch den Padjelantaleden vorgenommen (toitoitoi) und dein Bericht hat die Vorfreude nochmal gesteigert!

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  • Voronwe
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Ich möchte hier auch mal ein Lob loswerden, der Bericht macht richtig Spaß zu lesen.

    Und die Sache mit dem Typen auf den Klo ist schon echt ziemlich spooky.

    Vielen vielen Dank

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  • vobo
    antwortet
    AW: [SE] Padjelantaleden 2019 von Licht, Schatten, Freunden und Rentieren

    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
    Danach fangen die großen Jungs an zu spielen. Wir haben ein Fährboot entdeckt. Quer zum Flusslauf liegt es am Ufer vertäut. 2 Leinen führen auf die andere Flusseite und man kann sich über den Fluss ziehen, was wir auch ausgiebig machen. Skipper Pierre legt sich ordentlich ins Zeug und zieht uns rüber, während ich die Anlegemanöver übernehme. Auf der anderen Seite erkunden wir eine Zeitlang die Gegend und schippern dann wieder ans heimische Ufer.

    Also ich habe 2015 ordentliche Hilfe beim Spielen gebraucht. Gut dass das Boot jetzt nicht mehr quer zum Wasser verläuft. Aber wer sollte es für den Winter noch reinholen, kann ich mir kaum vorstellen?

    Ansonsten macht Euer Bericht richtig Spass. Schön die vielen kleinen Nickligkeiten oder Quergedanken zu lesen, die bestimmt jeder von uns auf solchen Touren hat - und sei es nur die Sehnsucht nach den Liebsten zuhause.

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  • Sausemann
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Donnerstag 12.09.2019 Tag 10 „The Huntsmen“

    5:00 Uhr. Es regnet. Die ganze Nacht schon und zwar aus allen Luken. Jetzt ist es nicht mehr ganz so schlimm, der Sound auf dem Zeltdach ist jedoch deutlich. Pierre steht auf und ich dreh mich wieder rum. Eine halbe Stunde später kann ich mich nicht mehr von einer Seite auf die andere drehen und stehe auf. Noch etwas verschlafen schlüpfe ich in die Regenklamotten und suche Pierre. Er sitzt auf den Stufen der überdachten Veranda an der Haupthütte und trinkt Kaffee. Es nieselt und regnet noch, aber uns macht das nichts aus. Es ist eine herrlich ruhige Morgenstimmung. Pierre kocht mir einen Kaffee und ich probiere die Haferflocken von gestern. Mann was für ein Gaumenkleister. Total geschmacklos, aber mit einem Schuss Kaffee drin geht’s.
    Die Etappe heute wird lang. 19Km bis zur Njunjeshütte und dann wars das schon fast. Die Sorgen, ob wir die Etappen schaffen würden, ob der Rücken durchhält, ob wir uns andauernd total verausgaben würden sind spätestens seit Staloluokta vollkommen verflogen. Wir können uns und unser Tempo mittlerweile gut einschätzen. OK, es ist X Uhr, wir müssen X km durch X-beliebiges Gelände laufen, dann sind wir gegen X Uhr da. Das sind so unsere allmorgendlichen Gedanken. Nicht mehr und nicht weniger. Das tägliche Laufen ist zur Routine geworden.
    Mir gefällts auf unserem geschützten Plätzchen und ich habe so gar keine Lust das nasse Zelt abzubauen und den Kram zu packen. Aber es hilft alles nichts, heute wird lang und wir müssen los.



    Wir packen zusammen und um kurz vor 9 geht es dann los.
    Der Weg ist von Anfang an alles andere als leicht. Das erstemal hier. Er erinnert mich sogar ein bisschen an den Uferweg am Loch Avon in den Cairngorms. Steinig, schon fast verblockt und nach den Regenfällen der letzten Nacht sehr schlammig. Ein ständiges Auf- und ab. Bohlenwege gibt es nur vereinzelt über die übelsten Stellen. Es ist gleich richtig anstrengend und ich komme ins schwitzen. Watch your steps. Die Felsen sind spiegelglatt und ich beginne bevorzugt im Schlamm zu laufen, da kann ich wenigstens nicht abrutschen. Der Himmel lockert langsam auf. Aber nur über dem Tarraätno und dem Westufer. Auf unserer Seite hängt eine dicke schwarze Wolkenfront am Tarrekaisemassiv und regnet über uns ab. Da drüben Sonne, hier Regen. Verrückt. Es herrschen gefühlte 100% Luftfeuchtigkeit. Nasses Gestrüpp und Gebüsch, das an den Klamotten zerrt. Der Weg verlangt volle Konzentration und uns haut es mehrfach beinahe hin.









    Immer wieder hört es auf zu regnen und die Sonne kommt auch auf unserer Seite ein bisschen durch.
    Gottseidank steigen wir etwas höher und der Birkendschungel lichtet sich. Jetzt können wir auch wieder die unglaublichen Farben um uns rum wahrnehmen.
    Im weiterlaufen sehe ich etwas auf dem Weg liegen, was da augenscheinlich nicht hingehört. Wir kommen näher. Da liegt ein Stück Tier. Ein Ohr? Nein ein halber Huf. Ziemlich grob dem Besitzer entrissen, wie es aussieht. 5 Meter weiter liegt ein sauber abgenagtes Skelett. Ich vermute von einem Rentier. Ohne Beine und Rippen, der Kopf ist noch dran. Es sieht ziemlich frisch aus. An den Wirbeln sind noch rote Stellen und kleine rote Fleischreste zu sehen. Wow! Wer war das? Vielfraß? Wolf? Luchs oder Bär? In der Fjällstation Kvikkjokk haben wir das Bild später einem Stuffmitglied gezeigt und der meinte in dieser Gegend im Tarradalen wäre zurzeit ein Bär sehr aktiv.
    Wir sind jedenfalls erstmal beeindruckt. Einem schlecht gelaunten Bär möchte ich doch nicht unbedingt begegnen.













    Wir laufen weiter und kommen zu einem großen Geröllfeld. Zwischen den Steinen und den Blöcken hören wir schon von weitem einen tosenden Strom. Jetzt sehen wir ihn. Er kommt direkt vom Tarrekaise runtergedonnert. Im Wanderführer steht er wäre ziemlich leicht zu furten, aber nach den Regenfällen gestern Nacht und heute führt er ziemlich viel Wasser und sieht stellenweise recht tief aus.











    Es sieht zuerst so aus als könnten wir trotzdem über freiliegende oder nur schwach überspülte Steine gut auf die andere Seite kommen, aber der vermeintliche Übergang entpuppt sich jedesmal als Sackgasse.
    Während ich die Furt suche knallt es plötzlich laut. Bang. Und nochmal Bang. Übertönt sogar das Tosen des Wassers. Und nochmal Bang. Was ist das? Das hört sich an wie Schüsse. Und das sind sie auch. Wir gucken genauer und entdecken im Dickicht auf der anderen Seite in ca 100m Entfernung einen Jäger. Oh Shit. Der hat uns nicht mitbekommen und ballert wie der Blöde. Das Wasser ist auch viel zu laut, der hört uns nicht.
    Wo schießt der rum? Uns wird extrem bange. Nur schnell weg hier. Aber wo rüberkommen? Pierre zieht sich die Zehenschuhe an und in dem Moment flattert ein Odinshühnchen (hab ich mir später sagen lassen) aus dem Gebüsch und fliegt nur Zentimeter an Pierres Kopf vorbei. Dem hätte der Kerl nur hinterherschießen müssen.......Ich will gar nicht weiter denken.
    Jetzt isses uns egal. Ich peile eine halbwegs vernünftige Stelle an und haste auf die andere Seite. Gamaschen und Schuhe. Beinahe hätte es wieder funktioniert, aber kurz vor Schluss erwische ich doch noch eine tiefe Stelle und das Wasser läuft von oben in meinen rechten Stiefel. Nicht viel. Glück gehabt. Pierre guckt ebenfalls, das er schnell rüberkommt. Auf der anderen Seite wechselt er gar nicht erst die Schuhe sondern wir entfernen uns schnell von dem Geballer. Der Jäger hat uns immer noch nicht spitz bekommen und wir hören bestimmt noch eine halbe Stunde immer wieder einen Knall. Besonders gut schießen scheint der nicht zu können.










    Gefahr gebannt, Pierre entspannt

    Zur Belohnung für die überstandene Gefahr kommt die Sonne jetzt endlich etwas länger zum Vorschein.
    Wir machen erstmal Pause und essen eine Kleinigkeit. Pierre war bis jetzt nicht gut drauf heute. Der Weg war anstrengend und Pierres Körper und Kopf müde. Jetzt ist er wieder voll da. Die Zipperlein wie weggeblasen. Was so ein kaltes Fußbad und ein Adrenalinschub auslösen können. Bei mir läufts genau andersrum, jetzt beginne ich zu schwächeln und die Achillessehne schmerzt so heftig, das ich eine Schmerztablette nehmen muss. Es geht weiter durch Birkenwald. Die Bäume stehen nicht so dicht beieinander, dafür gibt es eine Menge Unterholz.
    Der Weg führt wieder leicht bergab Richtung Flussufer. Gegen 13:00 Uhr kommen dann die Tarrekaisehütten in Sicht. Mal wieder traumhaft schön gelegen. Noch 6km jetzt. Wir machen an den Hütten Pause und setzen uns auf der Veranda in die Sonne. Was für eine Wohltat. Pierre besteht auf Suppe. Richtig so. Ich esse mein letztes Asiasüppchen und verdrücke die letzten Nüsse. Wir sind ziemlich platt und ich döse in der Sonne ein. 1,5h machen wir Pause. Der Aufbruch fällt schwer, die müden Knochen würden noch gerne in der Sonne sitzen bleiben.









    Der Weg ist immernoch schlammig und rutschig. Da passierts. Einen Moment nicht aufgepasst und mir zieht es die Füße unter den Beinen weg. Zum Glück stürze ich relativ kontrolliert. Nichts passiert und 1-0 für mich.
    Es folgt dann der gefühlt gemeinste Anstieg auf der ganzen Tour. Es geht tatsächlich nochmal hoch. Muss das jetzt sein? Wir gewinnen an Höhe und die Fernsicht wird wieder herrlich. Wir laufen über große glatt geschliffene Felsbuckel. Die Sonne versteckt sich nun wieder öfter und es wird nochmal richtig kühl.
    13°C wird das Garmin sagen. Gar nicht mal so kalt, aber ich bin erschöpft und müde. Gleichzeitig wiedereinmal vollkommen ruhig und ausgeglichen. Der Körper und Geist fühlen sich an, als hätte ich gerade einen Halbmarathon hinter mir.









    Wir kommen zum höchsten Punkt des Anstieges und können im Tal die Njunjes Hütte ausmachen. Funktioniert hier evtl schon? Vielleicht? Ich packe das Rappelding aus. Na wer sagt's denn 4G.
    Schnell schreibe ich der geliebten Sausefrau und den daheimgebliebenen. Pierre macht sich schon an den Abstieg. Ich folge. Jetzt ist es ja nicht mehr weit. Der Abstieg hat es aber in sich. In trockenem Zustand bestimmt leicht, aber so schlammig und rutschig, wie er jetzt ist, wird’s wieder eine Wackelpartie. Mich haut es schon wieder beinahe hin. Ärger. Ich bin doch nicht die ganze Strecke vom Akkajaure aus gelaufen, nur um mir kurz vor Schluss die Haxen zu brechen.
    Ich steige also vorsichtig ab, als ich Pierre in einer Kurve stehen sehe. Offensichtlich macht er sich sein rechtes Hosenbein sauber. Ich will fragen was passiert ist....Platsch. Findet sich mein rechtes Bein in einem Schlammloch wieder. Pierre grinst und meint nur „Tief. Ne?“






    Das Ziel

    Weiter geht’s den Berg runter. Da huscht was über den Weg. Ein Lemming! Juhu hab ich den endlich auch noch gesehen.
    Wir kommen vollkommen platt gegen 18:00 Uhr an den Hütten an. Vor der Nothütte steht ein Rucksack. Mist. Zelten wollten wir heute nicht. Die Aussicht auf einen warmen Ofen ist doch zu verlockend. Wir entern die Hütte. Darin befinden sich Gerwin ein Holländer um die 40 und ein weiterer großer Rucksack. Wir begrüßen uns und sind erleichtert, als er meint er wolle im Zelt schlafen. Wem der andere Rucksack gehört weiß er nicht. Wir breiten uns also aus, machen Feuer und verdrücken das letzte Knäckebrot mit Käsecreme.
    Die Tür geht auf und herein kommt die Besitzerin des zweiten Rucksacks. Amalia ein entzückendes kleines Mädel Mitte 20. Sehr goldig. Vor 20 Jahren hätte ich mich wohl in die Brust geworfen, jetzt bekomme ich schon fast Vatergefühle. Sie arbeitet in der Fjällstation Kvikkjokk und hat sich ein paar Tage frei genommen um Tiere zu beobachten. Seit 2 Tagen schläft sie schon in der Hütte. Hmm. Es gibt nur 2 Kojen. Pierre und ich überlegen zu knobeln wer auf dem Boden schläft, entscheiden uns dann aber dafür es zusammen in dem winzigen Bett zu versuchen.
    Gerwin verabschiedet sich und der Abend endet mit Tütenessen und Geschichten erzählen.
    Todmüde schlafen Pierre und ich wie die Ölsardinen in der Dose, Kopf an Fuß ein.

    Bilanz: 20,3km in 6:23h Laufzeit, 339m hoch und 449m runter

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  • Sausemann
    antwortet
    AW: [SE] Padjelantaleden 2019 von Licht, Schatten, Freunden und Rentieren

    Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
    ...OK, der Schuppen ging auch, nur beim Einschlafen hat eine Maus genervt, die direkt neben meinem Kopf einen Lappen fressen wollte. Lebensmittel haben sie offenbar nicht interessiert, aber ich bin dann doch noch mal aus dem Schlafsack und habe sicherheitshalber alles im Rucksack verstaut...

    Von der Seilfähre wusste ich da noch nicht, sonst wären wir vielleicht die kürzere Querfeldeinstrecke gegangen, nur ca. 15 km. (PS Ehrlich gesagt, habe ich die Fähre auch gar nicht gesehen... wird das Boot bei Sommersaisonende rausgenommen?)
    Was denn ich hätte mich nirgends wohler als im Holzschuppen gefühlt

    Ich vermute das das Boot zu Saisonende rausgenommen wird, das würde ja wahrcheinlich im Winter kaputt gehen, oder bei der Schneeschmelze weggerissen. Andererseits war da schon alles zu und Winterfest.
    Sah auf jedenfall relativ neu aus.

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  • Ljungdalen
    antwortet
    AW: [SE] Padjelantaleden 2019 von Licht, Schatten, Freunden und Rentieren

    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
    ...und schaue mir dann den Schuppen nebenan an.
    Ich öffne die Tür und das Schreinermeister Herz gerät in Wallung. Ein Holzschuppen! ...

    Auch hervorragend... naja, einigermaßen geeignet zum Übernachten:


    (16.09.2017) Wir kamen da im Regen und im Dunkeln an (hätte ich den Weg nicht von früher in Erinnerung gehabt, hätte ich das nicht gewagt)... hatten die 29 km von Vaimok doch etwas unterschätzt und unterwegs getrödelt, bspw. die Tarraälvshydda - bei noch guten Wetter - angeguckt. Ausgerechnet hier war der Notraum besetzt - wir rochen den Rauch schon von Weitem: 2 Deutsche, zwei von insgesamt fünf Menschen überhaupt, die wir in den sieben Tagen (Padjelanta-Runde ab Ny Sulitjelma) trafen.

    OK, der Schuppen ging auch, nur beim Einschlafen hat eine Maus genervt, die direkt neben meinem Kopf einen Lappen fressen wollte. Lebensmittel haben sie offenbar nicht interessiert, aber ich bin dann doch noch mal aus dem Schlafsack und habe sicherheitshalber alles im Rucksack verstaut...

    Von der Seilfähre wusste ich da noch nicht, sonst wären wir vielleicht die kürzere Querfeldeinstrecke gegangen, nur ca. 15 km. (PS Ehrlich gesagt, habe ich die Fähre auch gar nicht gesehen... wird das Boot bei Sommersaisonende rausgenommen?)
    Zuletzt geändert von Ljungdalen; 05.04.2020, 20:55.

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  • Sausemann
    antwortet
    AW: [SE] Padjelantaleden 2019 von Licht, Schatten, Freunden und Rentieren

    Mittwoch 11.09.2019 Tag 9 Herbstdämmerung

    6:30 Uhr Ich wache auf mit einem schlechten deutschen Schlager im Ohr. Milva. Hurra wir leben noch.
    Pierre liegt auch gänzlich unbeschadet im Bett gegenüber und schläft noch. Ich öffne die Vorhänge und schaue aus dem Fenster. Das Wetter kann sich mal wieder nicht entscheiden. Wird’s gut oder schlecht? Wir werden sehen. Im Moment scheint jedenfalls etwas die Sonne. Mit einem komischen Gefühl trete ich vor die Tür und guck mich um. Alle Klos verriegelt, der Müllraum verriegelt, kein Zelt zu sehen. Der Kerl scheint weg zu sein. Was der wohl letzte Nacht getrieben hat?
    Beruhigt steige ich wieder zum Fluss runter und hole Wasser. Danach das allmorgendliche Ritual aus frühstücken, Kaffee trinken, zusammenpacken. Da mir morgen auch das Frühstücksmüsli fehlen wird nehme ich mir eine Packung Haferflocken aus dem Left over Schrank.
    Pierre hat sich mittlerweile mit seinem Knie arrangiert. Es schmerzt zwar, aber nicht übermäßig. Meine Achillessehne ist über den ganzen Ausflug gar nicht mehr erfreut und schmerzt schon beim Wasser holen heftig. Blöd, geht aber. Bald haben wir es eh geschafft. Wir buckeln die mittlerweile gar nicht mehr so schweren Rucksäcke und laufen gegen 9:00 Uhr los.
    Die Fläche vor uns ist noch eben und weit, im Süden können wir aber schon den Eingang ins Tarradalen sehen. Eine ganz andere Landschaft, als die Tage zuvor. Keine große karge Ebene, sondern ein Tal liegt vor uns. Die Berghänge sind bewaldet und leuchten orange.


    Morgens 7:00 Uhr

    Am Anfang führt der Weg durch hüfthohes Gebüsch. Es regnet zwar nicht, aber die Büsche sind so triefend nass, das wir die Regenhosen anziehen müssen, um nicht komplett durchnässt zu werden. Der Untergrund ist sumpfig, also geht es über Bohlenwege. Plötzlich bewegt sich was vor uns. Ein Wanderer. Der erste (ohne den Typ gestern Abend) den wir seit Staloluokta sehen. Es ist ein Schwede um die 50 der den Padjelantaleden laufen will. Wir müssen ihm leider sagen, das das Boot nach Ritsem nicht mehr fährt. Er ist ganz erstaunt. Hat der vorher nicht die Fahrpläne gecheckt? Etwas zerknirscht schaut er auf seine Karte und beschließt dann durch den Sarek zu einem Ort zu laufen, wo ein Bus fahren soll. Wir haben gehörig Respekt vor dem Sarek, aber das scheint für ihn kein Problem zu sein. Hoffentlich kennt er sich mit Buslinien besser aus, als mit Bootsrouten. Er warnt uns noch vor den glitschigen Bohlen und zieht weiter. Er hat recht. Gestern Nacht hat es ordentlich geregnet und die Dinger sind immer noch ganz nass und rutschig. Zudem an manchen Stellen fast permanent unter Wasser und mit einer schleimigen Algenschicht überzogen.





    Ganz, ganz langsam wird die Ebene enger und die Bergflanken rücken näher. Wir folgen die ganze Zeit dem Lauf des Darrejahka. Die herbstlichen Birkenwälder sind einfach unfassbar schön. Die Farben sind unglaublich intensiv. Gelb und Orange bestimmen die Landschaft.
    Nach ca 1h kommen wir an einem schönen Wasserfall vorbei, wo wir kurz Pause machen. Bald ist das Ende des Padjelantanationalparks erreicht. Schade er fehlt mir jetzt schon. Der Himmel ist jetzt vollkommen bewölkt, es regnet zwar nicht, es herrscht aber eine hohe Luftfeuchte.
    Wir genießen den Herbst. Auch ohne Sonne haben die Wälder und Flussniederungen eine faszinierende, bezaubernde Ausstrahlung. Wir machen noch einmal kurz Pause mit herrlichem Blick auf das Flusstal und die gegenüberliegenden Berge. Vereinzelt sind auch Rentiere zu sehen.






    Der einzige Selbstauslöser in 11 Tagen

    Nach ca 2,5h kommen wir dann an die kleine Hängebrücke, die das Ende des Padjelanta markiert. Wehmut. Den Unterschied merkt man sofort an den Bohlenwegen. Diese sind ab der Grenze in einem viel schlechteren Zustand. Wald und Wiesenpassagen wechseln sich ab und in den Birkenwäldchen ist der Untergrund ziemlich morastig. Die Bohlen teilweise glatt wie Eis. Im beinahe stürzen steht es mittlerweile
    4-0 für mich. Das ist gar nicht so ungefährlich, mit dem Rucksack auf dem Rücken, auf einem Bein balancierend...2mal verdrehe ich mir das Knie, es passiert aber gottseidank nichts.









    Heute vermisse ich die Sausefrau noch mehr. Schiele schon heimlich auf morgen. Ab der Njunjeshütte soll es wieder Handyempfang geben. Unfassbar. Kaum besteht die Aussicht wieder auf dieses Wischding zu gucken und schon kann ich es kaum erwarten. So degeneriert bin ich schon
    Nachdem wir die letzten Tage ja immer eine unfassbare Weite vor uns hatten, ist die Sicht nun beschränkt. Bis zum nächsten Wäldchen, bis zur nächsten Kurve....dazwischen immer wieder grandiose Fernblicke auf die gegenüberliegende Seite und das Tarradalen entlang. Laut Karte wird der Darrejahka jetzt zum Tarraätno, der uns bis Kvikkjokk begleiten wird.
    Wir kommen immer tiefer und bleiben nur leicht über der Höhe des Flusstals. Dort unten wird der Wald lichter, es kommen immer mehr Gebüsche und Wiesenflächen. Die hohen bewaldeten Bergflanken immer im Blick, die Gipfel im Nebel.



    Dann kommt die Sonne raus. Wow. Mit einem Schlag beginnen die bunten Birken und Gräser zu leuchten und zu funkeln. Die Sonne schießt Laserstrahlen durch die Wolkenlücken. Magisch. Mich überkommt wieder ein Gefühl tiefster Entspannung. Ich denke an nichts und bin einfach da. Eins mit mir und der Umgebung.
    Die Sony summt und summt.












    keine Tour ohne Frosch

    Weiter geht’s dem Tagesziel entgegen. Es ist so schön und wir liegen so gut in der Zeit, das wir Dampf vom Kessel nehmen, einfach nur genießen und der Sammarlappahütte entgegen schlendern.
    Jetzt kommen wir auch ganz nah an den Tarraätno. Folgen seinen Flussbiegungen, bewundern die aufgeschwemmten Kiesbänke.







    Da kommt auch schon die Hütte in Sicht. STF. Ganz andere Anlage als im Padjelanta. Nur eine große Haupthütte, daneben ein Notraum, wesentlich spartanischer als in den BLT Hütten und ein großer Schuppen. Dafür sind die Klosetts beheizt
    Die Hütte sieht aus, wie ich mir eine schwedische Hütte so vorstelle, seit ich als Kind Michel von Lönneberga gelesen habe. Giebeldach, schön rot gestrichen, mit weißen Fenstern und Türen.
    Dazu ist sie wunderschön gelegen. Direkt am Fluss, mit Fernblick auf die gegenüber liegenden Berge. Im Fluss eine idyllische Kiesbank. Ich liebe Kiesbänke. Im Nordwesten die Gipfel von Goathnjunjes, Vuoksakvahta und Fierro Es sieht fast aus wie in British Columbia. Nur der Herbst ist hier eindrucksvoller.






    Sanitäre Anlage mit Sitzheizung

    Jetzt muss ich mich selbst zitieren:

    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen

    Meiner Nichte zu Ehren wurden alle BLT Kloapierhalter nach ihr benannt. STF schwört auf Katrin, diese Dame kenne ich nicht und wenn ja würde ich es abstreiten

    Und hier ist Katrin

    Wir erkunden die Gegend und finden in einem leichten Birkenwäldchen einen schönen, von Büschen geschützten Zeltplatz.





    Pierre entdeckt einen Naturkühlschrank mit Käseschmierage und die beheizten Lokusse, ich entdecke im left over Schrank das passende Knäckebrot und schaue mir dann den Schuppen nebenan an.
    Ich öffne die Tür und das Schreinermeister Herz gerät in Wallung. Ein Holzschuppen!
    Bis unters Dach voll mit Birkenholz. Rundware. Eine scharfe Bügelsäge, eine Premium Fiskars Axt. Sägebock, Hauklotz, alles da und vom feinsten.
    Sogar Birkenrinde als Anzünder. Das hier alles mit Holz geheizt wird hab ich schon im Wanderführer gelesen. Vor der Haupthütte gibt es auch eine kleine Feuerstelle mit Sitzbank und Tisch. Ich kann mich nicht beherrschen und fange an wie bekloppt zu sägen und Holz zu spalten. Als ich mich abreagiert habe setzen wir uns erstmal an den Tisch und essen unser Süppchen und endlich wieder Knäckebrot mit Käseschmierage. Was für ein kulinarischer Genuss, nach der Eintönigkeit der letzten Tage. In diesem Moment besser als jedes Filet Steak.










    Irgendein schlauer Geist hat auf diesem Keil eine komplizierte Gleichung hinterlassen. Ich dachte aber immer die Lösung wäre 42



    Danach fangen die großen Jungs an zu spielen. Wir haben ein Fährboot entdeckt. Quer zum Flusslauf liegt es am Ufer vertäut. 2 Leinen führen auf die andere Flusseite und man kann sich über den Fluss ziehen, was wir auch ausgiebig machen. Skipper Pierre legt sich ordentlich ins Zeug und zieht uns rüber, während ich die Anlegemanöver übernehme. Auf der anderen Seite erkunden wir eine Zeitlang die Gegend und schippern dann wieder ans heimische Ufer.



    Es wird so langsam dunkel und Pierre zieht sich zum Tagebuch schreiben zurück.
    Der Schreiner hat aber noch eine Mission. Ein Span hier, einer da, ein bisschen Birkenrinde, ein Feuerzeug, noch ein paar Scheite et voila: Es brennt! Mich erfasst ein unheimlich archaisches Gefühl.
    Ich freu mich diebisch. Pierre kommt zurück und wir essen bei Feuerschein unser Tütenmahl. Wir lungern noch ein bisschen am Feuer rum und ziehen uns dann ins Zelt zurück.


    Mann hat Feuer gemacht!

    Bilanz: 15,3km in 3:57h Laufzeit, 261m hoch und 470m wieder runter

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  • Sausemann
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
    ...
    Naja, einige wollen halt (vermeintliche) "Einsamkeit" auf Teufel komm raus, ich versteh's auch nicht, aber wie es halt jedem gefällt ...
    Das ist schon krass. Wenn man bei eisigen Temperaturen lieber auf dem Klo kocht und schläft (das vermute ich jetzt mal), als sich in die Sicherheit und Wärme einer Hütte zu begeben, selbst wenn da Menschen sind.
    Abgesehen davon haben wir uns gefragt, warum der nicht einfach in den Müllraum gegangen ist. Da wäre es bestimmt noch ein bisschen angenehmer gewesen.
    Auf jedenfall hat er, zumindest mir, einen unangenehmen Abend beschert.

    Zitat von oesine63 Beitrag anzeigen
    Na ihr trefft vielleicht Leute (und Elchbullen) unterwegs . Auf jeden Fall wunderschön und auch sehr unterhaltsam für uns Mitleser! Wenn ich mir die Fotos so ansehe, weiß ich, dass ich den restlichen Led ab Staloluokta unbedingt auch mal gehen muss, hab sowas von lange Zähne! Danke für's Mitnehmen!
    Zum Glück waren es "nur" Rentierbullen. Bei einem Elch hätte ich mir garantiert in die Hose gemacht (Hab ich ja so schon fast) Den restlichen Weg musst Du unbedingt gehen. Komplett anders als der Teil bis Tarreluoppal. Und im Herbst einfach gigantisch.

    Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
    Waren in dem Klo immer noch so viele Fliegen wie im Juli? Haste die Tür aufgemacht haste das Gefühl gehabt dir wirft jemand ne Hand voll Reis ins Gesicht.
    Nee gottseidank waren die weg. Es war wohl schon zu kalt.

    Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
    Das Stück nach Kvikkjokk fand ich hatte einen ganz tollen Kontrast zum Kahlfjäll, bin gespannt wie es weiter unten dann im September aussah.
    Genau fanden wir auch. Morgen gehts weiter, dann gibts da auch Bilder von

    Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
    Für mich hat es bei meinen ersten Hütten 2018 unheimlich viel Überwindung gekostet mit Fremden Menschen Seite an Seite zu schlafen. Allerdings war das innerlich, rein gelaufen bin ich trotzdem, ohne Zelt hatte ich ja auch keine Wahl damals . Ich weiß noch in der Hütte in Durottar das ich in der Hütte saß und die Daumen gedrückt habe das ich alleine in der Hütte bleibe.
    Da kann ich Dich sogar verstehen. Ich hab auch öfter misanthropische Züge an mir. (vor allem Samstags beim einkaufen )
    Aber auf so einer Tour erwartet man doch in etwa gleichgesinnte zu treffen, man muss ja nicht mit jedem direkt Freund sein.
    Du bist ja reingegangen. Laurent z.B. wäre bestimmt auch lieber alleine geblieben und hat sich im Endeffekt dann gefreut, die nächsten Tage etwas Gesellschaft zu haben.
    Das Verhalten von dem Kerl fand ich einfach nur strange.

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  • Pfiffie
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Waren in dem Klo immer noch so viele Fliegen wie im Juli? Haste die Tür aufgemacht haste das Gefühl gehabt dir wirft jemand ne Hand voll Reis ins Gesicht.

    Das Stück nach Kvikkjokk fand ich hatte einen ganz tollen Kontrast zum Kahlfjäll, bin gespannt wie es weiter unten dann im September aussah.

    Für mich hat es bei meinen ersten Hütten 2018 unheimlich viel Überwindung gekostet mit Fremden Menschen Seite an Seite zu schlafen. Allerdings war das innerlich, rein gelaufen bin ich trotzdem, ohne Zelt hatte ich ja auch keine Wahl damals . Ich weiß noch in der Hütte in Durottar das ich in der Hütte saß und die Daumen gedrückt habe das ich alleine in der Hütte bleibe.

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  • oesine63
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Na ihr trefft vielleicht Leute (und Elchbullen) unterwegs . Auf jeden Fall wunderschön und auch sehr unterhaltsam für uns Mitleser! Wenn ich mir die Fotos so ansehe, weiß ich, dass ich den restlichen Led ab Staloluokta unbedingt auch mal gehen muss, hab sowas von lange Zähne! Danke für's Mitnehmen!

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  • Ljungdalen
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
    Hat der ein Problem mit Menschen? ... Sehr seltsam der Kerl.
    Ja, solche auch schon öfter getroffen. Machen in strömendem Regen auf der Bank vor der Hütte "Pause" und kommen partout nicht rein, wenn man auf sich aufmerksam macht. Oder antworten einsilbig, wenn man sie trifft - dann gebe ich i.d.R. sofort auf, bringt nichts...

    Naja, einige wollen halt (vermeintliche) "Einsamkeit" auf Teufel komm raus, ich versteh's auch nicht, aber wie es halt jedem gefällt ...

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  • Sausemann
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Dienstag 10.09. Tag 8 „The thrill of the lonsesome Hiker“

    Ich schlafe gut diese Nacht. Es ist zwar richtig kalt, ich friere aber nicht, sondern habe es schön warm.
    Um 6:00 Uhr treibt es Pierre aus dem Zelt. Ich will noch nicht. Es ist so kuschlig warm und draußen sind es nur 5°C . Drehe mich nochmal rum und döse vor mich hin. 6:20 Uhr ist das Regen? 6:25 Uhr Ach Mist. Ja es nieselt aufs Zelt. Da brauch ich auch nicht aufstehen. Wird’s halt noch von außen nass, innen steht eh das Kondenswasser.
    6:45 Uhr Pierre kommt angelaufen. Ich soll schnell aufstehen und das Zelt abbauen es käme eine große Regenfront auf uns zu. Sollte das Wetter nicht schön bleiben? Ich mache also einen Kaltstart und ziehe mich hastig an. Pierre trägt Schlafsäcke und Isomatten zur Hütte, kommt zurück und holt den Rest, während ich schnell das Zelt abbaue. Noch ist es noch nicht klatschnass. Von Westen her kommt tatsächlich eine übel schwarze Wolkenfront aus der es in der Ferne auch schon heftig pladdert.


    rain is coming

    Schaff ich das noch bevor der große Guss kommt? Nicht wirklich. Beim Abbau werde ich noch schön geduscht. Naja bin ich wenigstens wach. Ich eile zur Hütte, wo Pierre schon das Frühstück vorbereitet hat.
    Eine halbe Stunde regnet es, dann wird es langsam weniger.
    Wir packen zusammen und warten noch, wie sich das Wetter entwickelt.
    Die Etappe heute ist nicht sehr lang. 10Km und soll uns über den höchsten Punkt der Tour führen. Nach Gestern hatte ich mir erhofft, wir könnten heute wieder den ganzen Tag mit Blick auf die Sarekgipfel laufen, aber ich zitiere den Wanderführer: „Meist wandert man in den Wolken...“
    Das Wetter kann sich nicht wirklich entscheiden. Manchmal blitzt sogar die Sonne durch.


    Der Blick zurück. Wirds noch was mit dem Wetter?


    So sieht es vor uns aus

    Gegen 10:00 Uhr laufen wir dann los. Der Weg ist steinig, stellenweise schlammig und sehr hügelig. Es geht aber stetig bergan. Wir befinden uns jetzt wirklich in den Wolken. Neblige, gedämpfte Stimmung. Es fühlt sich wiedereinmal nach Sigur Ros, Skandinavischen Sagen, Elfen und Trollen an. Wir sehen tolle Felsformationen und Bergseen im Nebel. Mystisch.






    Es kann nur einen geben



    Gestört wird diese Idylle nur durch den Ohrwurm den Pierre mir soeben verpasst hat. I wanna hold your Hand von den Beatles beißt sich gerade mit der Stimmung um mich rum
    Beim Laufen fange ich an meine rechte Achillessehne zu spüren. Aua. Was soll das denn? Die schmerzt richtig bei jedem Schritt bergauf. Das Sprunggelenk fängt auch an Ärger zu machen. Ich beschließe die Wehwechen einfach zu ignorieren und hoffe das sich das bis morgen erledigt hat. Wir nähern uns dem höchsten Punkt. An einem schönen Fels machen wir eine längere Pause und essen unser Daypack. Der Fels hat es Pierre angetan und er krabbelt die ganze Zeit darauf herum. Ich bin nicht wirklich höhenfest und auf der anderen Seite geht es runter. Das kann ich sogar durch den Nebel sehen. Mir ist etwas mulmig. Pass bloß auf Junge.


    Ahab auf dem Wal!


    Das Signalorange des Raincovers wird die nächsten Tage eine hervorragende Tarnung werden



    Wir laufen weiter und kommen zum höchsten Punkt. 948m wird das Garmin sagen. Es suppt jetzt immer mehr ein und die Sicht fällt auf ca 20m. Laufen jetzt monoton einfach weiter. Diese Passage ist ziemlich trübsinnig. Zum erstenmal auf dieser Tour vermisse ich auch die Sausefrau und die schnurrenden Stubentiger.
    Jetzt beginnt es stetig bergab zu gehen. Wir kommen langsam aber sicher aus den Wolken und auf „der anderen Seite“ erwartet uns der Herbst. Es ist wieder viel mehr Vegetation zu sehen. Die kleinen Birken und die Beeren und Moose sind jetzt vornehmlich gelb, orange, rot gefärbt.
    In der Ebene vor uns liegen die Darreluoppalhütten. Der gesamte Himmel ist eine einzige Suppe, nur über den Hütten scheint die Sonne. Schon wieder eines dieser unglaublichen Lichtspiele.





    Wir steigen ab zu den Hütten und sind schon um 14:00 Uhr da.
    Während wir die Anlage in Augenschein nehmen zieht der Himmel Blitzartig zu und es beginnt wie aus Eimern zu gießen. Die Entscheidung ist schnell gefällt, die nächste Nacht in einer Hütte wird gebucht.
    Wir treten ein. Außer uns ist niemand da und wir erwarten auch nicht, das noch jemand kommt. Wir belegen also die Hütte und machen es uns gemütlich. Viel Zeit zum Tee trinken und Tagebuch schreiben.
    Als ich den Left over Schrank öffne muss ich schmunzeln. Uns ist heute morgen das Milchpulver für den Kaffee ausgegangen. Kaffee schwarz mag ich nicht und soviel Zucker um ihn genießbar zu machen haben wir auch nicht dabei. Aber was finde ich? Genau. Milchpulver.
    Wie war das mit dem Karma?
    Noch ein bisschen Körperpflege und dann spielen Pierre und ich zum erstenmal auf der Tour 66. Ein den meisten vollkommen unbekanntes 2 Personen Kartenspiel, aber bei Pierre und mir seit Jahrzehnten unser Travelklassiker.
    Während wir spielen poltert es im Vorraum. Na da kommt wohl doch noch jemand. Die Tür geht einen Spalt auf und wir rufen ein freundliches Hej, Hej. Batz. Die Tür fliegt zurück in die Angeln, hastiges Gepolter und dann knallt die Tür nach draußen, wo es immer noch in Strömen gießt.
    Was war das denn? Seltsam. Ich stehe auf und gucke durch das Fenster des Vorraums. Draußen sehe ich einen Kerl wie ein Schrank rumlaufen. Hat einen riesigen Rucksack mit Osprey Raincover auf dem Buckel.
    Er laüft von Hütte zu Hütte und rüttelt an der Tür. Hat der ein Problem mit Menschen? Es ist mittlerweile 17:30 Uhr und sehr viel weiter wird er heute nicht können. Zudem ist das Wetter richtig fies. Mittlerweile stürmt es auch. Als er bei der Stugvard Hütte angekommen ist verliere ich ihn aus den Augen. Sehr seltsam der Kerl. Dem möchte ich jetzt nicht unbedingt über den Weg laufen.
    Wir spielen weiter, aber ich bin unentspannt. Pierre gewinnt die Chose. Auch das noch.
    Ich muss aufs Klo und Wasser brauchen wir auch noch. Ich schnappe mir also die Eimer und stiefel durch den Regen. Da die Wasserpumpen über den Winter abgestellt sind muss ich runter ans Ufer des Vassjajahka steigen. Gar nicht so einfach die vollen Eimer ohne große Verluste wieder nach oben zu bringen. Auf dem Rückweg such ich noch das stille Örtchen auf. Es fällt mir auf, das eine Tür nicht verriegelt ist, mache mir aber keine Gedanken. Als ich das so sitze steigt mir der Duft von 5min Terrine in die Nase. Bitte? Kann nicht wahr sein. Der Typ sitzt auf dem Klo neben mir und kocht! Jetzt wird es mir langsam unheimlich. Wieso kommt der nicht einfach in die Hütte? Setzt sich lieber auf das zugige kalte Klo und kocht dort?
    Ich gucke das ich Land gewinne und laufe durch den Regen zur Hütte. Der Rest des Abends ist unentspannt. Pierre ist zwar auch besorgt, macht sich aber nicht so viele Gedanken wie ich. Habe wohl ein paar zuviel Horrorfilme geguckt.
    Auf jedenfall machen wir zum erstenmal überhaupt die Vorhänge zu. Ich linse noch ein paar mal durch die Fenster im Vorraum, kann den Kerl aber nicht mehr sehen. Es wird jetzt auch dunkel und es regnet immer noch unablässig. Wir essen unser Tütenmahl und verrammeln dann tatsächlich die Tür. Wenn er wirklich will, wird er es wohl schaffen unsere Psychopathensicherung zu durchbrechen, es wird aber einen Heidenlärm geben.
    Wir verziehen uns in die Kojen und ich schlafe mit ungutem Gefühl ein.


    Türsicherung mit Eimer Alarmanlage

    Bilanz: 10km in 3:46h Laufzeit, 190m hoch und 390m wieder runter
    P.S.: Zur Beruhigung: Wir haben es überlebt

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  • Sausemann
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
    . Ich muss unbedingt auch einen Bericht schreiben, über Ostern sollte sich ja dafür etwas Zeit finden, dann plane ich zu beginnen.
    Ich bitte drum

    Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
    Danke für das "lustige, positive Pärchen zwischen 40 und 50 Jahren", Holger (52) meinte zu mir (50): Was für ein Charmeur.
    Da hab ich nur wahrheitsgemäß meine Eindrücke wiedergegeben

    Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
    Kent saß übrigens sicher nicht in dem Hubschrauber, die waren abends immer noch da, übernachteten aus welchem Grund auch immer aber im Zimmer direkt nebenan. Und wir hatten Action, der Gasalarm löste nämlich aus. Dazu dann mehr in meinem Bericht, wobei es (zum Glück) unspektakulär blieb. Das Gas wurde natürlich sicherheitshalber abgestellt.
    Ach Mist, hoffe es wurde nicht zu kalt




    Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
    Derselbe Sonnenuntergang weiter westlich über dem Virihaure:



    Tuottar 2003, da muss man sich doch in die Gegend verlieben (habe gerade nur den alten Scan zur Hand):

    Wow fast die gleiche Färbung und der gleiche Winkel. Duottar war ein Traum

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  • dingsbums
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Es ist so interessant, den Bericht zu lesen und die Eindrücke zu vergleichen. Wir waren ja von den Brücken bis Stalo einen Tag hinter euch unterwegs. So oft liegt mir ein Kommentar auf der Zunge. Ich muss unbedingt auch einen Bericht schreiben, über Ostern sollte sich ja dafür etwas Zeit finden, dann plane ich zu beginnen.

    Danke für das "lustige, positive Pärchen zwischen 40 und 50 Jahren", Holger (52) meinte zu mir (50): Was für ein Charmeur. Kent saß übrigens sicher nicht in dem Hubschrauber, die waren abends immer noch da, übernachteten aus welchem Grund auch immer aber im Zimmer direkt nebenan. Und wir hatten Action, der Gasalarm löste nämlich aus. Dazu dann mehr in meinem Bericht, wobei es (zum Glück) unspektakulär blieb. Das Gas wurde natürlich sicherheitshalber abgestellt.

    Und dann noch zwei Kommentare zu diesem Bild:

    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
    Derselbe Sonnenuntergang weiter westlich über dem Virihaure:



    Tuottar 2003, da muss man sich doch in die Gegend verlieben (habe gerade nur den alten Scan zur Hand):

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  • Sausemann
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
    Hm, ganz schön früh im Jahr für so ein Verhalten. Beginnt die Brunftzeit nicht erst so frühestens Ende September? (Und dauert bis November?)
    Hm da bin ich nicht der Experte. Das ging ja den ganzen Tag so und da auf dieser Ebene tatsächlich nur einzelne Bullen zu sehen waren und alle ziemlich schräg drauf waren, konnten wir es uns nur so erklären. Vielleicht meinte Kent das ja auch als er sagte die wären etwas "funny" im Moment

    Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
    Hehe, wie es sich Jahr für Jahr gleicht! Und das ist auch gut so! Staloluokta 18.09.2017:


    Gottseidank nicht! Sie haben die Bettwäsche gewechselt

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  • Ljungdalen
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
    <Staloluokta>
    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
    <Duottar>
    Der Sonnenuntergang ist wiedereinmal spektakulär ...
    Hehe, wie es sich Jahr für Jahr gleicht! Und das ist auch gut so! Staloluokta 18.09.2017:





    (nach unserem längsten Tagesabschnitt übrigens, 30 km von Darreluoppal... bei Duottar waren wir viel zu früh (vor 12), und da war das Wetter auch noch relativ mies... ab dem nächsten Morgen dann die zwei restlichen Tage bis Ny Sulitjelma wolkenlos)

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  • Ljungdalen
    antwortet
    AW: Padjelantaleden 2019: Von Licht, Schatten, ziemlich besten Freunden und Rent

    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
    Und wenn so ein ausgewachsener Rentierbulle auf einen zugedonnert kommt...
    Hm, ganz schön früh im Jahr für so ein Verhalten. Beginnt die Brunftzeit nicht erst so frühestens Ende September? (Und dauert bis November?)

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