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Einmal quer durchs Buchtenland (Lahemaa-Nationalpark, Estland)

Reisezeitraum: 19.6.-22.6.2016
Vor Mittsommer waren mein Freund und ich für ein paar Tage in Nord-Estland unterwegs. Da Estland ja nicht unbedingt das Trekkingziel schlechthin ist, dachte ich, dass das die perfekte Gelegenheit ist, mich an meinen ersten Reisebericht zu wagen. Im Nachhinein hab ich dann allerdings festgestellt, dass es hier im Forum schon zwei Berichte zu Estland gibt. Und zwar ausgerechnet von der Gegend, in der wir auch unterwegs waren. Naja, aller guten Dinge sind wie bekannt drei. Das nächste Mal suchen wir uns dafür ne andere Ecke aus, damit es hier ja nicht den Anschein erweckt, dass es in Estland nur einen einzigen sehenswerten Wanderweg gibt. Versprochen.
Bei unserer Route handelt es sich mehr oder weniger um den allerersten Abschnitt des recht neuen Fernwegs von Oandu nach Ikla, der quer durch Estland verläuft und dabei auch um die erste Hälfte des Kõrveradas, einem etwas älteren Wanderweg, der mit dem ersten Teil des Fernwegs identisch ist.
Da ich aber unbedingt auch noch an die Ostsee wollte und sich das Bild vom romantischen Zelten am Meer so in mein Hirn eingebrannt hatte, hatten wir unseren Startpunkt etwas in den Norden verlegt.
Die geplante Strecke sah letzten Endes wie folgt aus:
1. Tag: Altja - Mustoja (Anreise abends, < 3km)
2. Tag: Mustoja - Oandu - Võsu (15km)
3. Tag: Võsu - Nõmmeveski (18km)
4. Tag: Nõmmeveski - Kalmeoja (12km)
5. Tag: Kalmeoja - Viru raba - Loksa tee (< 7km, Abreise nachmittags)
Wen es mal nach Estland verschlagen sollte, dem kann ich generell diese Seite ans Herz legen: http://loodusegakoos.ee/en. Dort lassen sich alle möglichen Informationen zu verschiedenen Wanderwegen und frei zugänglichen Zelt- und Grillplätzen finden. Wir haben an solchen Plätzen übernachtet und hatten dabei das Glück, das kaum was los war. Ansonsten gilt in Estland aber auch das Jedermannsrecht, d.h. Zelten kann man fast überall.
OT: Da mein Freund mir beim Berichtschreiben etwas über die Schulter geguckt hat, hat das Forum gleich noch ein neues Mitglied bekommen - Nachtwuchs, der Herr der Wortspiele.
Tag 0 (18.6.)
Es ist Samstagmorgen. Wir liegen auf dem Dachboden und hören den Regen auf uns herunterprasseln. Seit gestern schüttet es in Nordestland ununterbrochen. Bestes Wetter, um sich zuhause bei einer Tasse heißer Schokolade eine schöne Zeit zu machen. Aber nicht unbedingt das beste Wetter, um im Waldrand am Meer zu zelten.
Wir raffen uns letztendlich doch dazu auf, aufzustehen und unsere Sachen zu packen. Heute Abend wollen wir den Bus nach Altja nehmen, von dort aus zum Mustoja-Strand laufen und irgendwo am Meer unser Zelt aufschlagen, bevor es morgen früh weiter Richtung Süden geht.
Ein letzter Blick auf den Wetterbericht lässt erneut Zweifel aufkommen: Dauerregen bis Sonntagmittag, teilweise sogar Sturmwarnungen. Wir befragen noch den norwegischen und den russischen Wetterdienst, doch alle Vorhersagen sind sich einig – der Regen wird so schnell nicht nachlassen. Als uns dann noch angeboten wird, dass wir heute Abend die Sauna heizen könnten, ist an einen Aufbruch nicht mehr zu denken. Wir beschließen kurzerhand, unsere Tour erst morgen früh zu starten und dann direkt von Altja Richtung Süden zu laufen. Die Ostsee wird also fürs Erste warten müssen.
Wir nutzen den restlichen Tag, um Busverbindungen rauszusuchen und unsere Rucksäcke zu packen. Da dies so gesehen mein erste Wandertour ist, die sich über mehr als 1-2 Tage zieht, ist meine Ausrüstung dementsprechend verbesserungswürdig. Das etwas sperrige Drei-Mann-Zelt wird im großen 75L-Rucksack verstaut, genau wie einer der beiden Schlafsäcke, etwas Kleidung und ein paar andere Dinge. Die zwei Schlafmatten werden unten am Rucksack angebracht, fertig. Der andere Schlafsack, das Essen und die Gaskartusche kommen in den zweiten, kleineren Rucksack, der eigentlich so gar nicht fürs Wandern gemacht ist, aber mangels Alternativen trotzdem mitkommt.
Als wir schließlich den Abend in der Sauna ausklingen lassen und uns daraufhin erholt in unser Matratzenlager kuscheln, während es draußen nach wie vor wie aus Kübeln gießt, sind wir doch froh, dass wir diese Nacht ein festes Dach überm Kopf haben.
Tag 1 (19.6.): Altja – Oandu – Võsu (13,8 km laut GPS)
Wir stehen früh morgens auf. Es regnet nachwievor, im Fernsehen zeigen die Nachrichten gerade die Auswirkungen des Sturmes von letzte Nacht und wir sind wieder einmal froh, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf dem Weg. Zuerst mit dem Zug nach Tallinn, von dort aus mit der Tram zum Busbahnhof, von wo aus wir den Bus nach Altja nehmen wollen. Am Busbahnhof machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Supermarkt um die Ecke, um unseren Wasservorrat aufzufüllen. Im Supermarkt haben sie gerade Outdoorzeug im Angebot und wir witzeln, ob wir nicht noch schnell unsere billigen Schaumstoffmatten gegen ein Paar aufblasbare tauschen sollten. (Anmerkung von Nachtwuchs: sein Rücken hätte es ihm gedankt - aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer.) Dann geht es auch schon los – wir sitzen im Bus nach Altja, mit uns vielleicht noch eine Handvoll anderer Leute, die allesamt vor uns aussteigen.
Endlich hält der Bus in Altja. Es ist halb zwölf, es regnet immer noch, doch wir stören uns nicht weiter daran. Altja ist ein kleiner Ort, von dessen Sorte es viele in Estland gibt: wenig Häuser mit viel Grün dazwischen. Wir machen ein paar Fotos und beschließen dann der Einfachheit halber einfach der Straße bis nach Oandu zu folgen, anstatt querfeldein durch die Wälder zu laufen. Viel Verkehr gibt es eh nicht.

Toomarahva - die einzige Touristenbleibe in Altja


Zwischen Altja und Oandu
Auf dem Weg nach Oandu kommen wir an einem kleinem Wanderweg vorbei, dem Koprarada – zu Deutsch Biberweg, ein 1km-langer Rundweg. Wir folgen allerdings weiter der Straße und kommen so recht bald zum Anfang des Kõrverada, dessen erste Hälfte wir innerhalb der nächsten Tage laufen werden. Eigentlich hatten wir vor, noch einen kurzen Abstecher zum Naturzentrum (Oandu looduskeskus) in Oandu zu machen, um eventuell nach besserem Kartenmaterial zu schauen. Doch laut Infotafel hat dieses sonntags eh zu und so müssen wir wohl oder übel mit den Karten auskommen, die ich mir von der RMK-Seite runtergeladen und ausgedruckt hatte.
Mit dem Anfang des Kõrverada lässt auch der Regen so langsam nach. Und wird dafür leider durch ein anderes, schlimmeres Übel ersetzt – Mücken, die für die nächsten paar Tage unsere mehr oder weniger beständigen Reisebegleiter bleiben.

Am Anfang des Kõrverada
Das Kõrve- in Kõrverada steht übrigens für einen großen, unbewohnten Wald mit Mooranteil und fasst den Wanderweg somit recht gut zusammen. Heute führt er uns über alte, kaum befahrene Waldwege und schmale Trampelpfade quer durch dichte Kiefern- und Birkenwälder.


Die Wegbeschaffenheit für den Rest des Tages


Wasser haben wir auch gefunden

Die morsche Treppe müssen wir zum Glück nicht runter...

Auf der Holzbank daneben hat scheinbar jemand etwas zu lange Pause gemacht

300g Motivation pur
Im ganzen Wald begegnen wir keiner einzigen Menschenseele, bis wir schließlich in die Nähe von Võsu kommen, wo ein paar Häuser am Waldrand stehen und hin und wieder auch mal ein Auto vorbeifährt. Wir waren etwas mehr als vier Stunden unterwegs, es ist also erst Nachmittag, als wir unser Zelt am Lagerplatz in Võsu aufschlagen. Wir haben Glück – als wir ankommen, ist ein estnischen Pärchen gerade dabei, das Grillzeug wieder einzupacken und abzufahren. Den Rest des Abends haben wir den ganzen Lagerplatz für uns, der zugegeben mit mehreren Grillstellen und seiner großen Rasenfläche mehr als genug Platz für weitere Camper geboten hätte.


Der Campingplatz liegt gleich am Võsu-Fluss. Wir nutzen die Gelegenheit, um unseren Campingkocher mit ein paar Fertigsuppen einzuweihen. Um Trinkwasser zu sparen, kochen wir Flusswasser auf… Nur um nach dem Essen auf einem Schild zu lesen, dass es in der Nähe auch eine Trinkwasserquelle gibt.
“Trinkwasser gibt es auf der anderen Seite des Weges”, steht da auf Estnisch. Nur wo genau? Wir versuchen es zuerst an dem Weg, auf dem wir hergekommen sind, doch dort lässt sich nichts finden. Ein Stückchen weiter führt der Weg zu einer größeren Straße, bis zu der wir laufen. Aber dort eine Trinkwasserquelle? Eher unwahrscheinlich. Also wieder umgekehrt. Zurück am Zeltplatz fällt uns dann auf, dass an der Wiese ja noch ein eher unbefahrener, unscheinbarer Weg vorbeiführt. Wir folgen dem Trampelpfad ins Dickicht auf der anderen Seite und tatsächlich – da ist das Trinkwasser. Gut getarnt hat es sich auf jeden Fall:

Den Rest des Tages versuchen wir, die Zeit irgendwie herumzuschlagen. Der Herr Nachtwuchs lernt, Feuerholz mit Holz zu hacken (was ihm am Ende sogar gelingt), und ich versuch mich an ein paar Kohlezeichnungen. Als wir die Gegend erkunden, finden wir sogar ein paar Walderdbeeren, die jedoch leider noch nicht wirklich rot sind. Wir kochen noch unser Abendessen – dieses Mal sogar mit Trinkwasser – und stellen fest, dass Fertigkartoffelbrei gar nicht so schrecklich schmeckt wie erwartet. Wir kühlen unsere Füße im kalten Flusswasser und machen ein paar Fotos. Als wir letzten Endes vor den Mücken in unser Zelt flüchten wollen, stellen wir fest, dass dieses mittlerweile von Ameisen erobert wurde, die sich vor allem auf unseren Rucksäcken tummeln, die wir unachtsam vorm Zelteingang abgelegt haben.
Also schnell noch das Zelt auf die andere Seite der Wiese verlegen, wo zumindest auf dem ersten Blick keine Ameisenhügel in der Nähe sind.

Der Herr hochkonzentriert am Holzhacken...

... "Schau mal, ich kann das sehr wohl!"
Das Holz haben wir am Ende zwar nicht gebraucht, aber nach so harter Arbeit schläft es sich natürlich gleich viel besser.
(Fortsetzung folgt...)

Reisezeitraum: 19.6.-22.6.2016
Vor Mittsommer waren mein Freund und ich für ein paar Tage in Nord-Estland unterwegs. Da Estland ja nicht unbedingt das Trekkingziel schlechthin ist, dachte ich, dass das die perfekte Gelegenheit ist, mich an meinen ersten Reisebericht zu wagen. Im Nachhinein hab ich dann allerdings festgestellt, dass es hier im Forum schon zwei Berichte zu Estland gibt. Und zwar ausgerechnet von der Gegend, in der wir auch unterwegs waren. Naja, aller guten Dinge sind wie bekannt drei. Das nächste Mal suchen wir uns dafür ne andere Ecke aus, damit es hier ja nicht den Anschein erweckt, dass es in Estland nur einen einzigen sehenswerten Wanderweg gibt. Versprochen.

Bei unserer Route handelt es sich mehr oder weniger um den allerersten Abschnitt des recht neuen Fernwegs von Oandu nach Ikla, der quer durch Estland verläuft und dabei auch um die erste Hälfte des Kõrveradas, einem etwas älteren Wanderweg, der mit dem ersten Teil des Fernwegs identisch ist.
Da ich aber unbedingt auch noch an die Ostsee wollte und sich das Bild vom romantischen Zelten am Meer so in mein Hirn eingebrannt hatte, hatten wir unseren Startpunkt etwas in den Norden verlegt.
Die geplante Strecke sah letzten Endes wie folgt aus:
1. Tag: Altja - Mustoja (Anreise abends, < 3km)
2. Tag: Mustoja - Oandu - Võsu (15km)
3. Tag: Võsu - Nõmmeveski (18km)
4. Tag: Nõmmeveski - Kalmeoja (12km)
5. Tag: Kalmeoja - Viru raba - Loksa tee (< 7km, Abreise nachmittags)
Wen es mal nach Estland verschlagen sollte, dem kann ich generell diese Seite ans Herz legen: http://loodusegakoos.ee/en. Dort lassen sich alle möglichen Informationen zu verschiedenen Wanderwegen und frei zugänglichen Zelt- und Grillplätzen finden. Wir haben an solchen Plätzen übernachtet und hatten dabei das Glück, das kaum was los war. Ansonsten gilt in Estland aber auch das Jedermannsrecht, d.h. Zelten kann man fast überall.
OT: Da mein Freund mir beim Berichtschreiben etwas über die Schulter geguckt hat, hat das Forum gleich noch ein neues Mitglied bekommen - Nachtwuchs, der Herr der Wortspiele.

Tag 0 (18.6.)
Es ist Samstagmorgen. Wir liegen auf dem Dachboden und hören den Regen auf uns herunterprasseln. Seit gestern schüttet es in Nordestland ununterbrochen. Bestes Wetter, um sich zuhause bei einer Tasse heißer Schokolade eine schöne Zeit zu machen. Aber nicht unbedingt das beste Wetter, um im Waldrand am Meer zu zelten.
Wir raffen uns letztendlich doch dazu auf, aufzustehen und unsere Sachen zu packen. Heute Abend wollen wir den Bus nach Altja nehmen, von dort aus zum Mustoja-Strand laufen und irgendwo am Meer unser Zelt aufschlagen, bevor es morgen früh weiter Richtung Süden geht.
Ein letzter Blick auf den Wetterbericht lässt erneut Zweifel aufkommen: Dauerregen bis Sonntagmittag, teilweise sogar Sturmwarnungen. Wir befragen noch den norwegischen und den russischen Wetterdienst, doch alle Vorhersagen sind sich einig – der Regen wird so schnell nicht nachlassen. Als uns dann noch angeboten wird, dass wir heute Abend die Sauna heizen könnten, ist an einen Aufbruch nicht mehr zu denken. Wir beschließen kurzerhand, unsere Tour erst morgen früh zu starten und dann direkt von Altja Richtung Süden zu laufen. Die Ostsee wird also fürs Erste warten müssen.
Wir nutzen den restlichen Tag, um Busverbindungen rauszusuchen und unsere Rucksäcke zu packen. Da dies so gesehen mein erste Wandertour ist, die sich über mehr als 1-2 Tage zieht, ist meine Ausrüstung dementsprechend verbesserungswürdig. Das etwas sperrige Drei-Mann-Zelt wird im großen 75L-Rucksack verstaut, genau wie einer der beiden Schlafsäcke, etwas Kleidung und ein paar andere Dinge. Die zwei Schlafmatten werden unten am Rucksack angebracht, fertig. Der andere Schlafsack, das Essen und die Gaskartusche kommen in den zweiten, kleineren Rucksack, der eigentlich so gar nicht fürs Wandern gemacht ist, aber mangels Alternativen trotzdem mitkommt.
Als wir schließlich den Abend in der Sauna ausklingen lassen und uns daraufhin erholt in unser Matratzenlager kuscheln, während es draußen nach wie vor wie aus Kübeln gießt, sind wir doch froh, dass wir diese Nacht ein festes Dach überm Kopf haben.
Tag 1 (19.6.): Altja – Oandu – Võsu (13,8 km laut GPS)
Wir stehen früh morgens auf. Es regnet nachwievor, im Fernsehen zeigen die Nachrichten gerade die Auswirkungen des Sturmes von letzte Nacht und wir sind wieder einmal froh, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf dem Weg. Zuerst mit dem Zug nach Tallinn, von dort aus mit der Tram zum Busbahnhof, von wo aus wir den Bus nach Altja nehmen wollen. Am Busbahnhof machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Supermarkt um die Ecke, um unseren Wasservorrat aufzufüllen. Im Supermarkt haben sie gerade Outdoorzeug im Angebot und wir witzeln, ob wir nicht noch schnell unsere billigen Schaumstoffmatten gegen ein Paar aufblasbare tauschen sollten. (Anmerkung von Nachtwuchs: sein Rücken hätte es ihm gedankt - aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer.) Dann geht es auch schon los – wir sitzen im Bus nach Altja, mit uns vielleicht noch eine Handvoll anderer Leute, die allesamt vor uns aussteigen.
Endlich hält der Bus in Altja. Es ist halb zwölf, es regnet immer noch, doch wir stören uns nicht weiter daran. Altja ist ein kleiner Ort, von dessen Sorte es viele in Estland gibt: wenig Häuser mit viel Grün dazwischen. Wir machen ein paar Fotos und beschließen dann der Einfachheit halber einfach der Straße bis nach Oandu zu folgen, anstatt querfeldein durch die Wälder zu laufen. Viel Verkehr gibt es eh nicht.

Toomarahva - die einzige Touristenbleibe in Altja


Zwischen Altja und Oandu
Auf dem Weg nach Oandu kommen wir an einem kleinem Wanderweg vorbei, dem Koprarada – zu Deutsch Biberweg, ein 1km-langer Rundweg. Wir folgen allerdings weiter der Straße und kommen so recht bald zum Anfang des Kõrverada, dessen erste Hälfte wir innerhalb der nächsten Tage laufen werden. Eigentlich hatten wir vor, noch einen kurzen Abstecher zum Naturzentrum (Oandu looduskeskus) in Oandu zu machen, um eventuell nach besserem Kartenmaterial zu schauen. Doch laut Infotafel hat dieses sonntags eh zu und so müssen wir wohl oder übel mit den Karten auskommen, die ich mir von der RMK-Seite runtergeladen und ausgedruckt hatte.
Mit dem Anfang des Kõrverada lässt auch der Regen so langsam nach. Und wird dafür leider durch ein anderes, schlimmeres Übel ersetzt – Mücken, die für die nächsten paar Tage unsere mehr oder weniger beständigen Reisebegleiter bleiben.

Am Anfang des Kõrverada
Das Kõrve- in Kõrverada steht übrigens für einen großen, unbewohnten Wald mit Mooranteil und fasst den Wanderweg somit recht gut zusammen. Heute führt er uns über alte, kaum befahrene Waldwege und schmale Trampelpfade quer durch dichte Kiefern- und Birkenwälder.


Die Wegbeschaffenheit für den Rest des Tages


Wasser haben wir auch gefunden

Die morsche Treppe müssen wir zum Glück nicht runter...


Auf der Holzbank daneben hat scheinbar jemand etwas zu lange Pause gemacht


300g Motivation pur

Im ganzen Wald begegnen wir keiner einzigen Menschenseele, bis wir schließlich in die Nähe von Võsu kommen, wo ein paar Häuser am Waldrand stehen und hin und wieder auch mal ein Auto vorbeifährt. Wir waren etwas mehr als vier Stunden unterwegs, es ist also erst Nachmittag, als wir unser Zelt am Lagerplatz in Võsu aufschlagen. Wir haben Glück – als wir ankommen, ist ein estnischen Pärchen gerade dabei, das Grillzeug wieder einzupacken und abzufahren. Den Rest des Abends haben wir den ganzen Lagerplatz für uns, der zugegeben mit mehreren Grillstellen und seiner großen Rasenfläche mehr als genug Platz für weitere Camper geboten hätte.


Der Campingplatz liegt gleich am Võsu-Fluss. Wir nutzen die Gelegenheit, um unseren Campingkocher mit ein paar Fertigsuppen einzuweihen. Um Trinkwasser zu sparen, kochen wir Flusswasser auf… Nur um nach dem Essen auf einem Schild zu lesen, dass es in der Nähe auch eine Trinkwasserquelle gibt.
“Trinkwasser gibt es auf der anderen Seite des Weges”, steht da auf Estnisch. Nur wo genau? Wir versuchen es zuerst an dem Weg, auf dem wir hergekommen sind, doch dort lässt sich nichts finden. Ein Stückchen weiter führt der Weg zu einer größeren Straße, bis zu der wir laufen. Aber dort eine Trinkwasserquelle? Eher unwahrscheinlich. Also wieder umgekehrt. Zurück am Zeltplatz fällt uns dann auf, dass an der Wiese ja noch ein eher unbefahrener, unscheinbarer Weg vorbeiführt. Wir folgen dem Trampelpfad ins Dickicht auf der anderen Seite und tatsächlich – da ist das Trinkwasser. Gut getarnt hat es sich auf jeden Fall:


Den Rest des Tages versuchen wir, die Zeit irgendwie herumzuschlagen. Der Herr Nachtwuchs lernt, Feuerholz mit Holz zu hacken (was ihm am Ende sogar gelingt), und ich versuch mich an ein paar Kohlezeichnungen. Als wir die Gegend erkunden, finden wir sogar ein paar Walderdbeeren, die jedoch leider noch nicht wirklich rot sind. Wir kochen noch unser Abendessen – dieses Mal sogar mit Trinkwasser – und stellen fest, dass Fertigkartoffelbrei gar nicht so schrecklich schmeckt wie erwartet. Wir kühlen unsere Füße im kalten Flusswasser und machen ein paar Fotos. Als wir letzten Endes vor den Mücken in unser Zelt flüchten wollen, stellen wir fest, dass dieses mittlerweile von Ameisen erobert wurde, die sich vor allem auf unseren Rucksäcken tummeln, die wir unachtsam vorm Zelteingang abgelegt haben.

Also schnell noch das Zelt auf die andere Seite der Wiese verlegen, wo zumindest auf dem ersten Blick keine Ameisenhügel in der Nähe sind.

Der Herr hochkonzentriert am Holzhacken...

... "Schau mal, ich kann das sehr wohl!"

Das Holz haben wir am Ende zwar nicht gebraucht, aber nach so harter Arbeit schläft es sich natürlich gleich viel besser.

(Fortsetzung folgt...)
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