[SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käringsjön

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    [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käringsjön

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    TREKKINGTOUR GRÄNSLANDET 2014

    Land: SCHWEDEN / NORWEGEN
    Reisezeit: AUGUST 2014
    Region/Kontinent: NORDEUROPA
    Naturparks: ROGENS NATURRESERVAT, FEMUNDSMARKA NASJONALPARK, FEMUNDSLIA LANDSKAPSVERNOMRÅDE, GRØVELSJØEN NATURRESERVAT,TÖFSINGDALENS NATIONALPARK, LÅNGFJÄLLETS NATURRESERVAT

    Wie es zu dieser Tour kam …

    Bisher waren wir meist zu viert per Kanu z.B. im Glaskogen, Rogen/Femund und Dalsland unterwegs, dieses Mal hat es uns zu zweit mal mit Rucksack und ohne Boot nach draußen verschlagen. Als wir recht kurzfristig den Plan zu der Tour gefasst haben, stand schnell fest, dass wir eine große Runde im Gränslandet drehen wollen. Dort waren wir 2011 schon mal mit dem Kanu unterwegs und konnten damals keine größeren Abstecher zu Fuss in diese tolle Landschaft machen. Das haben wir jetzt nachgeholt

    Karte zu diesem Reisebericht

    Zur besseren Übersicht habe ich einige markante Orte im Text mit GM und einer Nummer markiert. Die dazugehörigen Nummern und die Gesamtstrecke findet Ihr in der GOOGLE-MAPS-KARTE der Tour. Bitte beachtet bei der Karte, dass es sich dabei um keine genauen GPS-Tracks und -Punkte, sondern um eine nachträglich erstellte Grafik für den Reisebericht handelt.

    .MOBI und .EPUB für eReader

    Wer sich den Reisebericht mobil durchlesen möchte, für den habe ich EPUB- und MOBI-Dateien für eBook-Reader erstellt.


    Viel Spaß beim Lesen,
    Christian

    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 01.02.2015, 11:04. Grund: Geotagging nachgeholt
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    #2
    AW: [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

    Montag 4.8.2014
    Hameln nach Trollhättan

    Einladen mal anders

    Es ist Montag 6:30 Uhr, normalerweise nicht die beste Zeit der Woche. Der heutige Morgen entwickelt sich allerdings viel besser: Mit dem Auto und einem vollständig gepackten Trekking-Rucksack bin ich auf dem Weg zum anderen Christian, um ihn für unsere bevorstehende Trekking-Tour um den Rogen abzuholen. Vor Ort schmeißt er seinen fertig gepackten Trekkingrücksack und das Reisegepäck in den Kofferraum und schon geht’s ab zur Autobahn. So schnell kann das Einladen im Vergleich zu den vergangenen Packorgien auch gehen.
    Heute fahren wir erstmal 715 Kilometer über Hannover und Hamburg bis in den Norden Dänemarks, um von Frederikshavn mit der Fähre nach Göteborg überzusetzen. Von dort geht es dann etwas weiter bis zum Zwischenziel Trollhättan am Südende des Vänern.


    Viel Ausrüstung für eine gute Woche

    E45

    Da unsere Fähre um 16:05 ablegt, halten wir uns nicht unnötig auf und frühstücken im Auto, schlängeln uns durch kleine Staus um Soltau und vor Hamburg flutschen ohne Behinderung um halb zehn durch den Elbtunnel. Nach Hamburg wird der Verkehr dann noch weniger, sodass wir gegen elf vor der dänischen Grenze noch „billig“ tanken. Nach der Grenze folgt eine 350 Kilometer Tempomat-Fahrt bei 130 km/h auf der E45, die wir uns mit Zählen der vielen Schwertransporte mit Windkraftflügeln und dem Hörspiel „Er ist wieder da“ von Timur Vermes vertreiben.
    Pünktlich um zwei hat uns die E45 (auf der wir schon seit Hannover als A7 fahren) zum Fähranleger in Frederikshavn gebracht, wo wir noch unser Zeitpolster von fast zwei Stunden verbummeln, bis wir auf die Fähre können. Zum Auslaufen liegen wir dann bequem im Liegestuhl auf dem Oberdeck in der Sonne, später geht’s mit Umweg über den Duty Free Shop zum vorgebuchten skandinavischen Buffet unter Deck, wo wir praktischerweise einen Tisch am Fenster mit Blick über den Bug zugewiesen bekommen.


    Eisbrecher in Frederikshavn

    Gut gestärkt rollen wir pünktlich um acht zum Ritt der Valkyrien von Bord und setzen zum Endspurt nach Trollhättan an. Dort checken wir in unser Hotel ein und nutzen die zentrale Lage für einen kurzen Kneipengang, der uns ins Bishops Arms zu ein paar ausgefallenen Bieren führt. Da wir am nächsten Morgen früh los wollen, sind wir schon bald wieder im Hotel und gehen nahtlos zum Matratzen-Horchdienst über. „Gute Nacht, John Boy!“
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 01.02.2015, 11:44. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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      #3
      [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

      Dienstag 5.8.2014
      Von Trollhättan zur Käringsjön

      Auf der E45 ins Nirgendwo

      Zum letzten Mal für die nächste Zeit haben wir in einem Bett geschlafen, zum letzten Mal klingelt der Wecker, zum letzten Mal genießen wir eine warme Dusche und zum letzten Mal gibt es ein reichhaltiges Frühstück. Wie geplant sitzen wir halb acht im Auto, um acht Stunden bzw. 600 Kilometer gen Norden zu fahren. Das Navi ist da anderer Meinung und plant unsere Fahrt mit elf Stunden - mal sehen wo wir am Ende zeitlich landen.
      Wir fahren weiter die E45 am Vänern entlang, bunkern bei Coop in Säffle etwas Verpflegung und machen zur Knoppers-Zeit Pause an einem Golfplatz. Dort sieht es allerdings aus, als hätte der unglaubliche Hulk hier gespielt. Bäume sind abgeknickt, Bänke sind aus der Verankerung gerissen, Dachteile liegen auf dem Asphalt und Mülltonnen scheinen durch die Luft geflogen zu sein. Überhaupt haben wir in den Wäldern auf der bisherigen Fahrt viel frischen Windbruch gesehen. Hier muss es vor kurzen ja richtig geweht haben.


      Der Wind hat umdekoriert

      Wir setzen die Fahrt fort, tanken in der Nähe von Karlstad und zuckeln mit Tempomat 83 weiter durch endlose Wälder. Auch wenn wir noch auf der großen E45 sind, treffen wir mittlerweile nur noch vereinzelt auf andere Fahrzeuge. Nachdem wir eine Stunde nur durch Wald gefahren sind, erreichen wir wie aus dem Nichts die Stadt Malung und beschließen, dort erstmal Mittagspause zu machen. Neben einem Gelände zum Axtwerfen gönnen wir uns am Ufer des Västerdalälven ein paar Köttbullar mit Brötchen. Nach Malung verlassen wir die E45, die uns den ganzen Weg von Hannover bis hierher geführt hat. Damit weichen wir von der Navi-Strecke über Mora (Rest 310km und 6:30 Fahrtzeit) ab und fahren den kürzesten Weg über Nebenstraßen (66,311,70,311). Die Straßen werden jetzt noch kleiner und kurviger, Mittelstreifen sind oft Luxus und uns kommen nur noch weniger Autos entgegen. So macht das Fahren Spaß. Im Endanflug (Rest 100km und 4:30 Fahrzeit) bei Idre sind wir dann endgültig in der Landschaft angekommen, in die wir hinwollen. Die Bäume werden weniger und kleiner, die Landschaft karger und Rentiere laufen auf der Straße. Nach einer guten Stunde Fahrt durch die tolle Landschaft verabschieden wir uns vom Asphalt und biegen bei Tännas auf die Schotterstraße zum Rogen ab. Von hier sind es noch 25 Kilometer bis Käringsjön, für die das Navi schlanke zweieinhalb Stunden veranschlagt. Wenn wir nicht schon mal den größten Teil der Strecke gefahren wären, würden wir uns spätestens hier Sorgen über die kommenden Straßenverhältnisse machen. Auf den ersten fünfzehn Kilometern fahren wir auf einer zweispurigen Schotterstraße, auf der man größtenteils 50-70 km/h fahren kann.


      Das Navi ist sehr pessimistisch

      Käringsjön

      Ein Stück hinter Käringsjovallen, wo wir vor drei Jahren unsere Kanutour gestartet haben, beginnt die Maut"straße" nach Käringsjön. Die ist allerdings einspurig und in einem erheblich schlechteren Zustand als die bisherige Strecke. Langsam umfahren wir Schlaglöcher, weichen größeren Steinen aus und fahren Steigungen hoch. Nach acht Kilometern stehen wir auf einem Hügel oberhalb von Käringsjön und schauen auf das Hofgebäude, ein knappes Duzend kleinere Hütten und ungefähr dreißig geparkte Fahrzeuge, von denen die meisten ein deutsches Kennzeichen haben. Trotz Pause haben wir knappe anderthalb Stunden gegenüber der Navizeit herausgefahren. Nach dem wir Maut für die Straße (80 SEK / 9€) und Parkgebühren (15 SEK / 1,60€ pro Tag) bezahlt haben, bekommen wir einen Parkplatz zugewiesen. Wir laden unsere Rucksäcke aus, packen Kameras und Wertsachen um, wechseln die Schuhe, ziehen die Trekkingstöcke aus und sind in kurzer Zeit startbereit. Bevor wir uns in die Wildnis stürzen, gönnen wir uns auf einer Bank noch gemütlich ein Startbier und ein Brot mit einem Zentimeter dick Salami.


      In Käringsjön ist Schluss fürs Auto - letztes Packen
      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 01.02.2015, 11:48. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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        #4
        [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

        Von Käringsjön zum Stor Tandsjön

        Aufi geht’s!

        Zurück am Auto fängt es pünktlich zum Start der Tour zu nieseln an und so starten wir die Tour gleich mit Raincover über dem Rucksack. Regenzeug ziehen wir erstmal nicht an, da wir nicht gleich schwitzen wollen und der Regen noch nicht so stark ist.
        Unser Ziel für heute Abend ist ein fünf Kilometer südlich stehender Windschutz am Stor Tandsjön (GM 101) in der Nähe der Rogenstugan. Vom Hof Käringsjön geht es gleich in die Steinmoränen, die Gletscher in der Eiszeit hier aufgetürmt haben und die für den Rogen typisch sind. Ständig geht es über Steine rauf und runter, mal sind die Moränen nur einen Meter hoch, manchmal auch zehn. Zwischen den Moränen befindet sich von festem Boden über Morast und Sumpf bis hin zu Gewässern alles.
        Am See Käringsjön (GM 102) entlang sind die Moränen noch moderat. Trotzdem kommen wir nur langsam voran, da die Steine nass sind und wir uns erstmal wieder an das Laufen durch steiniges Terrain gewöhnen wollen. Besser voran geht es über die Bretterwege zwischen den Moränen. Diese sind überall da aufgebaut, wo Wege die sumpfigen Abschnitte zwischen den Moränenhügeln durchschneiden. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man trockenen Fußes und zügig voran kommt, sondern dass die Wanderer diese Bereiche auf der Suche nach einem trockenen Weg nicht kaputt trampeln. Sobald wir die kleinen Seen passiert haben, durch die sich der Weg anfangs noch geschlängelt hat, wird die Orientierung schwieriger. Den Weg können wir dank Markierung nicht verlieren, es lässt sich aber mangels Bezugspunkten oft nur grob schätzen, wie weit wir gelaufen sind.
        Als es stärker regnet wechseln wir auf Regenkleidung und gehen dann zügig weiter, um unsere Mini-Etappe nicht länger auszudehnen als nötig. Früher als erwartet kommen wir dann an die Abzweigung zur Rogenstugan (GM 103), blieben allerdings auf dem Weg Richtung Tandsjövålen. 500 Meter weiter kommen wir an den kleinen seeartigen Fluss (GM 104), der den See Stor Tandsjön in den Rogen fließen lässt. Diese Ecke mit den kleinen Bootshäuschen kennen wir schon, schließlich sind wir hier vor drei Jahren schon entlang gepaddelt. Wir biegen gleich wieder rechts Richtung Käringjovallen ab und folgen dem Weg über einen kleinen Hügel, hinter dem ein Bretterweg (GM 105) durch einen Sumpfbereich führt. Dieser ist allerdings gute fünf Zentimeter überschwemmt, sodass wir unsere Schuhe gleich mal auf Dichtigkeit testen können. Hinter der Brücke finden wir dann auch gleich den Weg zum Windschutz, der uns bei dem regnerischen Wetter gelegen kommt. Als wir an dem Miniwindschutz (GM 101) ankommen, ist der allerdings schon belegt und wir gehen wieder zurück zum Hauptweg. Da wir keine Lust haben, entgegen unserer Laufrichtung zurück zur Rogenstugan zu gehen, wo wir sicher einen Platz für unser Zelt finden, entscheiden wir uns für eine ebene Fläche am überschwemmten Bohlenweg(GM 105). Nachdem wir unsere Trinksysteme und Flaschen am fließenden Wasser etwas weiter entfernt aufgefüllt haben und unsere Wasserhaushalt wieder im grünen Bereich ist, bauen wir in einer Regenpause das Zelt auf. Mangels Sitzgelegenheit gibt es dann unser heutiges Abendbrot (die zweite Hälfte des Riesen-Salamibaguettes) im Stehen unter den schützenden Zweigen eines Baumes.


        Unser Zelt zwischen die Bäume gequetscht

        Da es nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen gehört, unter Bäumen zu stehen, verziehen wir wenig uns später dann ins Zelt. An Einschlafen ist zunächst nicht zu denken, da mir zu warm ist und sich meine innere Uhr von der vorherrschenden Helligkeit verwirren lässt. "Gute Nacht, John boy!" Christian gewinnt das Einschlafduell heute eindeutig.
        Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 01.02.2015, 11:50. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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          #5
          [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

          Mittwoch 6.8.2014
          Vom Stor Tandsjön zum Rogen/ Nässjöbäcken

          Der frühe Vogel fängt den Berg

          So mühsam sich das Einschlafen gestaltet hat, so wenig erholsam gestaltete sich die Nacht. Am Anfang war mir zu warm, später rutschte ich dann immer wieder halb von meiner schmaleren Thermarest Prolite (ist aber 630g leichter), verlor meine rutschiges Exped-UL-Kissen bei jeder zweiten Drehung in der Tiefe des Zeltes (ist aber 250g leichter) und wachte dann frierend auf, weil der neue Daunenschlafsack keinen richtigen Wärmekragen hat (ist aber 1260g leichter) und dafür entsprechend zugezogen werden will.
          Als Christian dann wach ist, stehen wir dementsprechend schnell auf. Draußen hat sich am Wetter wenig getan - immerhin regnet es kaum noch. Heute Nacht muss es allerdings stärker geregnet haben, da das Hemd, das ich gestern unter dem Baum zum Trocknen aufgehängt habe, klitschnass ist.
          Pünktlich zum Frühstück hört der Regen dann auf und wir müssen Heißgetränk und Müsli nicht unter Bäumen zu uns nehmen. Wenig später ist dann das Zelt samt Restfeuchtigkeit und Waldboden im Ortlieb-Sack verschwunden und unter den Rucksack geschnallt. Schnell noch die restlichen Habseligkeiten in der Rucksack gepackt, Lagerplatz abgesucht und schon können wir starten.
          Für heute haben wir vorgesehen, nach zwei Kilometern durch Moränen über den 993m hohen Tandsjövålen (GM 205) zu steigen, um dann auf der Südseite wieder am Rogen zu landen, wo wir an einem Windschutz (GM 208) die erste richtige Etappe beenden werden. Lt. Karte nur gute elf Kilometer mit 240m Aufstieg auf den Tandsjövålen.
          Zunächst geht es wieder zurück zum Fluss (GM 104) vom Stor Tandsjön zum Rogen. Vor dort halten wir uns Richtung Süden und überqueren das Gewässer auf einer komfortablen Brücke (GM 201), bevor es wieder über Moränenhügel und über Bretterwege geht. Knappe 300 Meter nach der Brücke passieren wir eine Insel im Sumpf (GM 202), die Platz für eine halbes Duzend Zelte biete. Das wäre für die letzte Nacht auch ganz schön gewesen.
          Einen Kilometer weiter füllen wir unsere Trinksysteme nochmal an einem namenlosen See (GM 203) auf, schließlich ist auf dem Tandsjövålen nicht unbedingt mit Wasser zu rechnen. Einige Moränenhügel weiter beginnt dann der Aufstieg - allerdings gleich im Wasser, das sich seinen Weg teilweise über die ausgelaufenen Pfade sucht. Bevor der Anstieg richtig beginnt, machen wir noch eine kleine Pause, schließlich sind wir gefühlt heute schon eineinhalb Stunden gelaufen. Und schon kommt schon wieder die Zivilisation durch und wir fragen uns, wie spät es eigentlich ist. Ein Blick auf die hervor gekramte Uhr verrät dann überraschenderweise, dass es erst halb neun ist. Wir müssen also heute gegen sechs aus dem Zelt gekrabbelt und gegen sieben losgelaufen sein - nicht schlecht.
          Nach der Pause folgt der Anstieg, der allerdings abgesehen vom vielen Wasser sehr angenehm ist. Die Steigung ist gering, der Weg ist ohne große Steine und manchmal gibt es sogar Plankenwege, die den Berg hochführen. Bei jedem Umdrehen belohnt uns zudem der Rogen mit einem tollen Ausblick über die grandiose Landschaft. Zu allem Überfluss sieht man den Gipfel auch schon und wir stapfen munter und entspannt dem Ziel entgegen. Auf dem vermeintlichen Gipfel (GM 204) stellt sich dann heraus, dass dies noch nicht der Gipfel ist und so ziehen wir vorbei an ein paar kleinen Gruppen Rentieren weiter zu dem etwas höher liegenden Gipfel und dann zum nächsten Gipfel und dann zum nächsten Gipfel. Knapp anderthalb Kilometer nach dem ersten Gipfel sind wir dann endlich am höchsten Punkt (ca. 990m, GM 205) angekommen und genießen den tollen, wenn auch etwas diesigen Ausblick auf den Rogen mit seinen unzähligen Seen.


          Die Wolken kratzen schon fast am Tandsjövålen - Pause mit Blick auf den Rogen


          Abstieg auf der Südseite des Tandsjövålen

          Nach einer Viertelstunde Pause motiviert uns dann der anhaltende Wind, wieder weiter zu laufen. Der Abstieg beginnt mit trockenen und einfachen Pfaden, die dann in ausgewaschene und matschige Wege übergehen. An manchen Stellen fließt das Wasser auf diesen vom Menschen geschaffene Rinnen und verstärkt die Erosion noch weiter. Da wir viel Zeit haben, lassen wir den Abstieg locker angehen und streben sicher und knieschonend der Baumgrenze entgegen. Während es zu regnen beginnt, sind auch wieder unsere Freunde, die Plankenwegen im Spiel, die für kleine Sprints herhalten müssen.


          Fjellhighways: Bretterwege im schwedischen Teil des Rogen

          Suchbild: Auf dem Bild hat sich eine Person versteckt

          Nach drei Kilometern Abstieg erreichen wir wieder den Bereich der Rogen Moränen (GM 206) und quälen uns über anderthalb Kilometer nasse Steinwälle jeder Größe. So spektakulär die Moränenlandschaft mit ihrer chaotischen Form, den kleinen idyllischen Seen und den bizarren Bäumen auch ist, so demotivieren ist sie für das Vorankommen. Nach jeder Moräne, die man erklommen hat, folgt eine weitere und dann noch eine und noch eine und so weiter. So haben wir das Gefühl, kaum voran zu kommen, wissen mangels markanter Bezugspunkte nicht genau, wo wir sind und der Weg durch diese Moränenlandschaft kommt uns erheblich länger vor, als er wirklich ist.
          Mit Trekkingstöcken und stoischer Gelassenheit schaffen wir auch die anderthalb rutschigen Kilometer durch das Steinmeer und stehen dann schlagartig am sumpfigen Ufer des Rogens (GM 207). Ein kleines Hinweisschild weist uns nach Norden zum Windschutz, den wir nach dem Öffnen und Schließen eines Rentiergatters aus Stangen schnell erreichen.


          Windschutz am Südende des Rogens

          Regen am Rogen

          Der vorbereitete Lagerplatz (GM 208) hat jeglichen Komfort, den wir so abgelegen erwarten können: Eine gemütliche kleine Schutzhütte, einen Donnerbalken (allerdings nur mit eingeschränktem Seeblick), viel Platz zum Aufstellen des Zeltes und schönen Seeblick samt Wasserversorgung. In warmen Klamotten und zwischen zum Trocknen aufgehängten Regensachen kochen wir unsere erste Trekking-Mahlzeit aus der Tüte – der Hunger treibt es rein. Mittlerweile hat starker Regen eingesetzt und macht es in unserem Unterstand gleich noch gemütlicher. Während wir eben noch überlegt haben, ob wir noch ein Stückchen weiter gehen wollen, feiern wir uns jetzt für unsere Entscheidung, hier zu bleiben.


          Düstere Aussicht in den Regen

          Und so machen wir uns im Windschutz breit, relaxen für den Rest des Nachmittags, entspannen unsere Füße, philosophieren etwas und bauen in einer Regenpause unser Zelt auf einer flachen sandigen Insel zwanzig Meter nördlich des Windschutzes auf. Am späten Nachmittag hört dann der Regen auf und nachdem wir unsere Route für den kommenden Tag detailliert vorbereitet haben, lässt sich sogar die Sonne noch ausführlich blicken. Gegen Abend versuchen wir uns dann an der zweiten Tüte Trekking-Nahrung, die wir aber nur knapp schaffen. Rumgammeln verbraucht halt nicht so viele Kalorien, wie Rumlaufen.
          Auch wenn wir noch nicht wirklich müde sind, gehen wir früh schlafen, da die nächsten Tage sicherlich nicht so entspannt wie dieser werden und wir uns unseren kleinen Bushlag erhalten wollen. „Gute Nacht, John Boy!“
          Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 06:43. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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            Donnerstag 7.8.2014
            Vom Rogen zum Hävlingen

            Sonnentag

            Und so früh, wie wir eingeschlafen sind, wachen wir auch wieder auf. Wirklich gut habe ich nicht geschlafen, irgendwie war es noch zu früh für mich zum Schlafen. Nachts hat mich dann noch ein Vogel aufgeweckt, der meinte, er müsse auf dem Zelt rumturnen. Der Ausblick draußen entschädigt aber für alles. Der Himmel ist nahezu wolkenlos blau und die Sonne beginnt gerade aufzugehen. Der Rogen ist flach und friedlich – so, wie wir ihn bisher kennen.


            So macht Aufstehen Spaß

            Wir lassen das Zelt erstmal zum Trocknen stehen und ziehen mit unseren Klamotten wieder in den Windschutz (GM 208) ein. Nach einem Frühstücksmüsli mit frischem Seewasser und einem Kaffee kommen wir in Gang. Wir bauen das Zelt ab, packen unsere Rucksäcke ein und können wieder relativ fix losmarschieren.


            Morgenidylle am Rogen

            Zunächst wollen wir fünf Kilometer zur Storrödtjårnstugan (GM 303), einer bewirtschafteten Hütte des STF oberhalb der Baumgrenze laufen. Von dort sind es knapp drei Kilometer bis zur Nothütte am Slagusjön (GM 304), wo wir Mittagspause machen wollen. Danach steigen wir gute fünf Kilometer zum Hävlingen ab, an dessen Ufer wir wieder einen Windschutz (GM 309) beziehen wollen.


            Start in einen tollen Tag


            Rucksackinkompatible Rentiergatter

            Wir verlassen den Lagerplatz durch das Tor aus vier Holzstangen im Rentierzaun. Wenig später passieren wir den Zaun durch ein zweites Tor Richtung Südosten (GM 301), um dann die Südspitze des Rogensees zu umrunden. Nach dem See queren wir noch ein paar kleine Moränen und beginnen dann mit einem sanften Aufstieg zur Storrödtjårnstugan. Der Weg führt durch ein langgezogenes Tal mit vielen sumpfigen Ebenen (GM 302), durch die wir Dank Bohlenwegen schnell hindurchflitzen könnten, wenn die Landschaft hier nicht immer wieder zum Stehenbleiben animieren würde.


            Noch etwas durch den Wald, ....


            ... dann über Fjellautobahnen ...


            ... Meter machen.

            Nach etwa hundert Höhenmetern Aufstieg, kommen schon die Hütten der Storrödtjårnstugan in Sicht. Allerdings täuschen wir uns bei der Entfernung und laufen noch gut zwanzig Minuten auf die Hütten direkt vor uns zu. Überhaupt sind Entfernungen hier im baumlosen Fjell schlechter einzuschätzen, da Bäume als Vergleichspunkte oder ähnliches fehlen. Meist schätzen wir die Entfernungen zu gering ein, vor allen, wenn wir eine Hütte für kleiner halten, wie es jetzt gerade der Fall ist.

            Von der Storrödtjårnstugan zum Slagusjön

            Bei den Hütten (Haupthütte und zwei kleine Hütten) angekommen (GM 303), begrüßt uns eine Schwedin, die hier vier Wochen Urlaub macht und sich in der Zeit um die Hütte kümmert. Sie bittet uns, ihr zum Frühstücken eine schwere Holzbank in die Sonne zu tragen, die sie mit ein paar Besuchern am Montag in den Windschatten der Hütte getragen hat, damit sie beim schweren Sturm nicht weggeweht wird. Nach den Schäden auf der Hinfahrt, der Information vom Käringsjön-Betreiber und der jetzigen Aussage bekommen wir immer mehr Respekt vor dem Sturm am Montag und freuen uns, dass wir an diesem Tag nicht schon hier draußen waren. Während die Dame auf der Bank in der Sonne Reis mit knallgelber Sauce frühstückt, unterhalten wird uns etwas, bekommen noch ein paar Wetter-/Weginformationen und sprechen über die Waldbrände und den vergangenen Sturm.


            Storrödtjårnstugan

            Wir genießen noch etwas die schöne Aussicht auf den angrenzenden Storrödtjärnen (GM 304) und als unsere Akkus wieder halbwegs aufgeladen sind, geht es weiter zu unserem nächsten Etappenziel, der Nothütte am Slagusjön (GM 305). Der Weg wird zwar steiniger, dafür aber auch breiter und manchmal führen auch mehrere parallele Wege durch die karge Landschaft. Mit dem blauen Himmel und der kräftig scheinenden Sonne, könnte man sich fast ein bisschen in der Steinwüste wähnen, wenn man nicht ständig irgendwo durch Matsch laufen würde. Irgendwann quittiert mir dann mein rechtes Knie das Hoch und runter über die Steine mit leichten Schmerzen. So früh auf der Tour hatte ich das noch nicht erwartet.


            Viele Wege durchschneiden das Fjell

            Während ich versuche, mein Knie etwas zu entlasten, ziehen sich die drei Kilometer in der Mittagssonne ziemlich, bis wir endlich die Nothütte am See Slagusjön erblicken. Dort angekommen nutzen wir das fast luxuriöse Plumpsklo, erkunden die Hütte (in der nur in Notfällen übernachtet werden darf) und kochen uns eine Trekkingnahrung, die wir heute mit einem riesen Appetit verschlingen. Anschließend ergänzen wir den Notvorrat der Hütte um eine Tafel Ritter Sport und füllen unsere Trinksysteme wieder mit frischem Seewasser aus dem Slagusjön (GM 306) auf, da diese schon so gut wie leer sind.


            Nothütte am Slagusjön


            Slagusjön - jetzt hätte ich gerne ein Kanu

            Abstieg zum Hävlingen

            Erfrischt, gestärkt und neu motiviert machen wir uns an die fünf Kilometer zum Hävlingen, bis zu dem wir noch 140 Höhenmeter verlieren werden. Zu Beginn lassen uns hunderte Meter Plankenwege und minimales Gefälle im Vergleich zu den letzten Kilometern förmlich dahin fliegen. Bei einer Unterbrechung der Plankenwege (GM 307) treffen wir ein deutsches Pärchen, das noch bis zur Storrödtjårnstugan laufen möchte. Bevor wir weiter gehen warnen sie uns noch vor vielen Mücken im Bereich des Hävlingen. Wenig später ist dann die Fjellautobahn zu Ende und wir verlassen die Plankenwege in hügliges Gelände. Wenn wir auch nicht mehr am Rogen sind, ist hier die Landschaft von kleinen Hügeln und Moränenwällen geprägt. Und diese Prägung lässt uns jetzt drei Kilometer anstrengend auf und ab laufen. Immerhin brennt die Sonne hier zwischen den spärlichen Bäumen nicht mehr so doll - dafür hat aber der Wind zu wehen aufgehört. Eigentlich eine perfekter Punkt für einen Hinterhalt der Mücken, vor denen das Pärchen uns gewarnt hat. Die Mücken blieben allerdings aus, dafür werden wie Wege von tausenden Ameisen bevölkert, die die Schneisen durch ihren Lebensraum offensichtlich fleißig nutzen. Wer hier an der falschen Stelle stehen bleibt, bekommt schnell Besuch auf und in der Hose.
            Uns ist sowieso nicht nach Stehenbleiben zu Mute und so kraxeln wir schwitzend weiter, bis die Wege langsam besser werden. An der Abzweigung nach Slagufjället (GM 308) treffen wir dann einen Solowanderer aus Gladbeck, der heute noch bis zur Hütte Slagufjället wandern will und uns wenig Hoffnung auf Besserung des Weges macht. Ein paar hundert Meter später wird der Weg dann doch besser, allerdings sind hier größere Bäume auf den Weg gefallen. Wir vermuten, dass die Bäume am Montag beim Sturm gefallen sind, da es hier noch überall nach frischem Harz riecht. Immerhin hat jemand schon die größten Hindernisse mit einem Förstermoped geräumt.
            Während der Weg immer besser wird, können wir den See durch die Bäume schon erahnen. Als er dann endlich gut sichtbar ist, machen wir noch eine kurze Pause. Wir motivieren uns, dass unser Tagesziel nicht mehr so weit sein kann, stehen auf und sind zwanzig Meter weiter angekommen – die Pause hat sich echt gelohnt.
            Wir pflanzen uns erstmal am schönen Windschutz (GM 309) in die Sonne und setzen unsere Pause großzügig fort. Nach der Erkundung der sanitären Einrichtungen (See und Toilettenhäuschen) machen wir uns auf die Suche nach einem ebenen Flecken Erde, auf den unser Zelt passt. In Reiseberichten habe ich gelesen, dass sich hier irgendwo in der weiteren Umgebung gute Plätze befinden sollen. Hinter einem frisch umgestürzten Baum finden wir dann einen großen Bereich flachen Wald (GM 310) und bauen gleich unser Zelt auf.
            Zurück am Windschutz schalten wir wieder auf Entspannung. In der Sonne machen wir Bestandsaufnahme der Körperzustände. Christian hat sich eine Blase am kleinen Zeh eingefangen und der dünne Beckengurt seines Ospreys hat etwas gedrückt, ansonsten ist es noch fit. Bei mir ist die Druckstelle an der Verse zurückgegangen, das Knie ist wieder besser geworden und meine Arme sind knapp am Sonnenbrand vorbei gekommen. Passt also alles.


            Zelt"wiese" am Hävlingen

            Nach etwas Körperpflege im See waschen wir auch noch schnell ein paar Klamotten, die bei diesem Wetter gut trocknen können. Nach Genuss der letzten Sonnenstrahlen, die unseren Bereich erreichen, kochen wir uns Abendessen, wobei sich kochen nur auf das „Wasser kochen“ beschränkt. Die Trekking-Portionen sind uns auch heute wieder zu viel und so bleibt heute sogar etwas über. Wir gucken noch etwas fern ... auf zwei Angler auf dem See, die von der südlich liegenden Hütte oder einer der Miethütten Hävlingestugorna kommen und machen dann unser kleines Lager „bettfertig“. Beim Zähneputzen erwischen mich dann doch noch die vorher versprochenen Mücken und so geht’s schnell ins Zelt. „Gute Nacht, John Boy!“ Ich schlafe schlagartig.
            Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 07:00. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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              [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

              Freitag 8.8.2014
              Vom Hävlingen zum Rønsjøen

              Von den Mücken zu den Rentieren

              In der dritten Nacht auf der Tour habe ich endlich mal richtig gut geschlafen. Mein Körper scheint sich endlich an frühes und unbequemeres Schlafen gewöhnt zu haben. Hinzu kommt sicher auch noch, dass ich mein neues Exped UL Pillow mit Klamotten vorm ständigen Wegrutschen geschützt habe. Die Laune steigt weiter außerhalb des Zeltes, wo uns nahezu wolkenloser Himmel empfängt. Mit Kaffee und Müsli in der Hand könnte es uns dann kaum besser gehen.


              Ich vermisse schon wieder ein Kanu

              Nach dem Frühstück packen wir dann unsere Rücksäcke neu, da sie mittlerweile doch etwas unorganisiert geworden sind und mich gestern Nachmittag der nicht mittige Schwerpunkt gestört hat. So sind wir für den heutigen Tag gerüstet, der uns schnell wieder über die Baumgrenze zu fünf Kilometer entfernten Rengärden (GM 403) der Samen führt. Von dort sind es dann noch knappe drei Kilometer bis zum Schwedisch-Norwegischen Grenze (GM 404). Von der geht dann drei Kilometer begab ins Tal von Sylen (GM 405), aus dem wir dann nochmal fünf Kilometer zum See Rønsjøen (GM 410) aufsteigen wollen, um dort landschaftlich schön unser Zelt aufzustellen.
              Wir verlassen unser Camp (GM 309) am See entlang, gehen an einer bewohnten Hütte vorbei und passieren am Südende des Hävlingen eine Skidoo-fähig Brücke (GM 401) und eine Umtragestelle für Fischerboote vom Hävlingen zum Särsjön. Danach wechselt der Weg vom gemütlichen Waldpfad zum einem schmalen Pfad, der über große Steine am See entlang führt. Mehrere Mückenschwärme machen sich diese natürlichen Hindernisse zu Eigen und überfallen hier harmlose Outdoor-Touristen. Zwei kleine Schwärme erwischen uns und bleiben nervend bei uns, bis wir zwei große Kreuzungen von fünf Wegen (GM 402) erreichen. Hier geht es zur Hävlingestugorna zurück an den See, Richtung Süden weiter am See, nach Grövelsjön und Richtung Sylen. Wir nehmen die Abzweigung den Berg hinauf nach Westen Richtung Sylen. Nach und nach vertreibt der zunehmende Wind die Mücken und als wir die Baumgrenze endgültig passiert haben, sind alle Plagegeister weg. 150 Höhenmeter über dem Hävlingen haben wir dann den großen Aufstieg geschafft und gehen bei zunehmendem Sonnenschein auf einer Hochebene über kleinere Hügel weiter nach Westen. Wenig später treffen wir einen Norwegischen Vater mit seinem Sohn, die mit großem Gepäck zum Angeln am Hävlingen wollen.


              Wir folgen dem Band durch die Landschaft


              Samenhütten in der Ferne

              Im Zentrum der Hochebene passieren wir dann eine kleine Ansammlung von Hütten und Gattern (GM 403), die die Samen nutzen um die Rentierherden zusammenzutreiben und zu selektieren. Einige Hügel weiter sehen wir dann von weitem schon wieder Menschen, diesmal ein Pärchen. Als sie uns näher kommen, erkennen wir, dass sie noch ein vierjähriges Mädchen dabei haben, das munter mit einem kleinen Rucksack über den steinigen Weg spaziert. Die Eltern erzählen uns dann stolz, dass die Kleine sich gut hält und gestern schon acht Kilometer durchs Fjäll gelaufen ist. Die Norweger (und auch deren Kinder) sind einfach härter.
              Immerhin sind die Wege hier auf der Hochebene eben und teilweise frei von größeren Steinen, sodass wir zügig an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden (GM 404) sind. Dort haben sich drei Norweger mit Hund niedergelassen, die ihr traditionelles Grenzbier mit beiderseitigem Ausblick nach Sylen (GM 405) samt Grøvelsjøen (GM 406) und zur hinter uns liegenden Hochebene genießen. Von hier aus kann man auch schon unser heutiges Ziel, den See Rønsjøen (GM 410) zwischen den Bergen sehen. Da wir die Entfernung hier schon öfters unterschätzt haben, gehen wir diesmal davon aus, dass der See noch ziemlich weit entfernt ist.


              In der Ferne können wir unser Tagesziel Rønsjøen schon sehen

              Willkommen in Norwegen

              Nach der Grenze beginnt erstmal der Abstieg nach Sylen, der in weiten Teilen gut zu gehen ist. Allerdings vernichten wir hier wertvolle Höhenmeter, die wir nach Sylen wieder aufsteigen müssen. Nach drei Kilometern und guten 150 Höhenmetern Abstieg kommen wir im Tal an, durch das das Wasser aus dem Ausfluss des Rønsjøen und des Brunsdalsbekken gut hörbar fließt.


              Nach Sylen geht's runter


              Kleine Feldküche am Brunsdalsbekken

              Zwischen der Kreuzung mit dem Weg durchs Grøtadålen (unser kürzere Alternativroute) und der Brücke über den Bach (GM 407) stoppen wir erstmal für eine Mittagspause. Hier könnte man auch gut übernachten, wenn man denn wöllte. Wir wollen allerdings weiter, da wir uns noch fit fühlen, sonst unseren Reservetag anknabbern müssen, einen nicht so schönen Übernachtungsplatz, wie am See haben und vor allem nicht viel mehr als ein vierjähriges Kind gelaufen wären. Gerade letzteres jagt uns nach einem Mahl aus der Tüte wieder auf den Weg zurück, über die Brücke und den Berg hinauf. Von Sylen sehen wir nur ein Haus, viel mehr gibt’s hier aber wahrscheinlich auch nicht. Immerhin kommt uns nach dem Abbiegen (GM 408) zur DNT Hütte Svukuriset noch ein älteres Paar mit Tageswanderrucksack entgegen.


              Ländliche Idylle in Sylen


              Die Richtung stimmt - wie immer ist die Navigation idiotensicher

              Der Planet brennt

              Nach Sylen kommt die Sonne voll raus, der Wind weht schon seit längerem nicht mehr und es geht steinig den Berg hoch. Mit leichtem Fresskoma vom mäßig leckeren Tütenessen und in praller Mittagssonne kämpfen wir uns schwitzend den Sylvona hoch und passieren seine zwei Gipfel im Südwesten. Mittlerweile sind wir schon lange über die Baumgrenze hinweg und befinden uns mitten im Fjell, das sich anfühlt, als würde es brennen. Vor, hinter und neben uns flimmert die heiße Luft und wir fühlen uns wie im Ofen (GM 409). Immerhin spenden uns unsere Trinksysteme noch ausreichend Nass – mal gucken wie lang noch. Unten im Tal waren wir so fahrlässig und haben unsere Vorräte an frischem H2O nicht aufgefüllt und hier oben sind laut Karte für die nächsten Kilometer abgesehen von einem kleinen Tümpel keine Gewässer zu erwarten.


              Wolken kündigen Abkühlung an


              Endlich sehen wir den Rønsjøen wieder

              Wir reduzieren unser Tempo, um uns nach dem Aufstieg von nur 160 Höhenmetern etwas abzukühlen. Von hier sind es jetzt noch drei Kilometer bis zum Rønsjøen, die wir allerdings ohne Schatten gehen müssen. So zieht sich der steinige aber bald wieder leicht abschüssige Weg wie Kaugummi. Als hätten wir uns Schatten gewünscht, ziehen weit entfernt im Westen Wolkenberge in unsere Richtung. Allerdings werden sie uns heute beim Laufen keinen Schatten mehr spenden, die eine oder andere Dusche ist heute aber nicht mehr auszuschließen. Als mein Trinkschlauch nichts mehr hergeben will, erreichen wir den Rønsjøen (GM 410). Der See liegt idyllisch auf 900 Metern Höhe eingebettet in mehrere bis zu 1400 Meter hohe Berge. Um den See herum stehen ein paar vereinzelte Jagd- und Angelhütten, die leider hier am Ostende des Sees alle ebenen Flächen einnehmen. Es ist zwar nur eine Hütte auf der anderen Seeseite bewohnt, wir wollen aber trotzdem versuchen Abstand zu den Hütten zu halten. Auf dem einen Kilometer, den der Weg am See entlang geht wird ja sicher ein Fleckchen zu finden zu sein. Zunächst sehen wir aber eine stattliches Rentier, das versucht, sich in einer Hausecke vor uns zu verstecken. Wir passieren das Rentier langsam und suchen weiter nach einer ebenen Fläche für unser Zelt. Am steilen Seeufer sind die allerdings Mangelware.


              Hütte am Rønsjøen

              Nach ein paar hundert Metern Marsch am See kommt uns plötzlich eine Joggerin im bunten Outfit über den steinigen Weg entgegengelaufen. Erst sind wir etwas irritiert, nutzen dann aber schnell die Gelegenheit, sie zu fragen, ob sie hier irgendwelche ebenen Zeltflächen kennt. Sie nennt uns eine Bucht hundert Meter weiter und erzählt uns noch, dass sie mit ihrer Familie in der Hütte auf der anderen Seite des Sees Urlaub macht.
              Die Frau joggt munter weiter über die Steine und wir machen uns zu der besagten Bucht auf. Dort befindet sich auch tatsächlich in einem kleinen Tal zum See hin eine Freifläche (GM 411), auf der drei kleine Zelte Platz hätten. Die Fläche könnte zwar weniger abschüssig sein, wir wollen aber nicht unverschämt anspruchsvoll sein. Vor dem Lageraufbau ruhen wir uns auf einem Baumstamm aus, trinken kühles Seewasser und genießen die Aussicht auf die Berge am gegenüberliegenden Ufer. Was wir zu dieser Zeit leider nicht mehr im Auge haben, ist die heranziehende Wolkenfront, die an Geschwindigkeit und Masse zugelegt hat und die wir in unserem kleinen Tal erst sehr spät erkennen konnten.


              Krawall kündigt sich an

              Sch... Floating Connector

              Wenn wir unser Zelt nicht im strömenden Regen aufbauen wollen, müssen wir uns jetzt beeilen. In den ersten Windböen breiten wir das Zelt aus und beschweren es mit runden Steinen. Beim Einschieben und Spannen der Gestängebögen lassen wir trotz des Zeitdrucks die normale Sorgfalt walten. Trotzdem vernehmen wir beim Spannen des letzten Gestängebogen ein unmissverständliches Knacken – das war dann wohl ein gebrochener Floating Connector (Zeltstangenverbinder). Während wir den gebrochenen Bogen wieder langsam aus dem Gestängekanal drücken, erhellt ein Blitz plötzlich das Szenario und eine Sekunde später kracht es gewaltig. Wo kam der denn her und vor allem warum war der Einschlag so nah? Wir sind zwar in einem Tal mit Bäumen über uns, aber das ist jetzt der falsche Zeitpunkt, um mit einer langen Zeltstange aus Metall in der Luft zu hantieren. Mist, ich habe doch im Forum dem Thread über Gewitter und Zelte gelesen, aber wie war das gleich noch? Während es anfängt zu regnen, kramen wir einen von fünf Ersatz-Connectoren aus dem Rucksack und schneiden den Kopf eines 30cm-Kabelbinders zurecht, mit dem wir den Rest des abgebrochen Connectors aus der Zeltstange drücken wollen. Ist ja nicht so, dass wir das nicht schon mal gemacht hätten. Bisher sind die Connectoren allerdings nur zu Hause durch unsachgemäßen Aufbau zum Trocknen nach der Tour gebrochen. Jetzt sitzen wir auf 900m Höhe im Gewitter mit einem halb aufgebauten Zelt. Hilft alles nichts, wir lösen den Knoten des Gummibandes, das die Stangensegment zusammenhält, Christian prokelt den kaputten Connector aus dem Segment und ich knote schon mal einen Meter Garn am Gummiband fest, um das Band später wieder besser durch die Segmente ziehen zu können. Nach drei Minuten ist unser Gestänge wieder das alte.
              Immerhin zieht das Gewitter langsam Richtung Norden an uns vorbei und die Zeit zwischen Blitz und Donner wird immer größer. Wir schieben die reparierte Stange so vorsichtig in den Gestängekanal als bestünde sie aus Salzstangen und spannen unseren Pflegefall langsam. Außer dem Flattern des Zeltstoffs im Wind ist kein Geräusch zu vernehmen. Schnell kloppen wir die restlichen Heringe ein, ergänzen sie auf Grund des weichen Boden mit Steinen und befestigen heute die ausnahmsweise auch mal die Abspannleinen am Zelt.

              Unser Fjell-Heim-en

              Bevor wir und unsere Ausrüstung noch nasser werden, verkrümeln wir uns in unser Zelt. Drinnen wischen wir erstmal Groundsheet und Innenzeltboden aus und richten uns häuslich ein, während es draußen jetzt richtig schüttet. Immerhin ist das Zentrum des Gewitters jetzt mindestens zwei Kilometer weg von uns.
              Und so verbringen wir die nächste Stunde bei starkem Regen im Zelt, quatschen, lauschen dem anhaltenden Donner und reduzieren unsere Nahrungsmittelüberschüsse der letzten Tage. Immerhin hält unser Zelt dicht. Von der Innenseite des Außenzeltes nieselt es manchmal zwar runter, das kann aber auch Kondenswasser sein, was von den großen Regentropfen von außen gelöst wird. Nach einer Stunde lässt der Regen nach und wir trauen uns mal wieder nach draußen. Von unserem Lagerplatz können wir immer noch die Gewitterzelle sehen, die in den Bergen hängengeblieben zu sein scheint.


              Das Gewitter ist vorbei gezogen und hängt jetzt in den Bergen

              Für alle, die Gewitter in den Bergen kennen, mag das nichts neues sein, aber wir fanden es sehr spektakulär, wie der Donner nicht direkt zuschlägt, sondern langsam aus verschiedenen Richtung anrollt und irgendwann dann richtig kracht. Das macht allerdings beim Zuhören nur richtig Spaß, wenn man, wie wir, ein paar Kilometer weg ist. Als der Regen wieder stärker wird, gehen wir mit zwei Flaschen frischem Wasser wieder ins Zelt. Bei Reingehen ins Zelt merken wir, dass der Boden unter unserem Groundsheet so aufgeweicht ist, dass wir beim Aufstützen tiefe Spuren hinterlassen. Solange unser Ground-sheet dicht bleibt, stört uns das allerdings nicht. Überhaupt macht unser Helsport Fjellheimen heute seinem Namen alle Ehre.
              Der Rhythmus der letzten Stunden wiederholt sich noch drei Stunden, bis wir definieren, dass der Tag jetzt zu Ende ist und wir schlafen gehen. Auch wenn sich das Gewitter mittlerweile in den Bergen abreagiert hat und nur noch die Regentropfen Geräusche erzeugen, kann ich irgendwie noch nicht einschlafen. „Gute Nacht, John Boy!“ Irgendwann bin dann auch ich weg.
              Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 05.03.2015, 07:45. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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                Samstag 9.8.2014
                Vom Rønsjøen nach Svukuriset

                Postkarte
                Mensch, was habe ich gut geschlafen. Die Laune bessert sich im Postkartepanorama außerhalb des Zeltes weiter. Der Himmel ist wolkenlos, die Oberfläche des Rønsjøen (GM 410) ist spiegelglatt und die Berge spiegeln sich im See. Eine Idylle, als hätte es den gestrigen Krawall nicht gegeben. Allerdings ist es noch etwas kalt, was sicher daran liegt, dass die Sonne gerade erst aufgeht. Trotzdem genießen wir unser Frühstück mit Bergpanorama heute besonders.


                Morgenidylle, ...


                ... als wäre gestern nichts gewesen

                Unser heutiger Plan sieht zunächst eine gemütliche Fjellwanderung zur zehn Kilometer entfernten DNT-Fjällstation Svukuriset (GM 504) vor. Von dort sind es dann nochmal neun Kilometer bis zu einem Ort namens Oasen (GM 603), wo wir heute unser Zelt aufschlagen wollen. Oasen ist wirklich eine kleine Oase in mitten der Fjällwüste aus Steinen mit einem Quellsee und ein paar Bäumen.


                Kaiserwetter

                Blick zurück auf den Rønsjøen

                Wir packen unser treues Zelt zusammen, nicht ohne sicherheitshalber alle Connectoren zu prüfen. Wir stellen keine weiteren Brüche fest und so wird der Rucksack für den heutigen Tag gepackt. Die ersten Meter gehen wir zwar noch etwas eckig, schnell sind wir aber wieder im Trott. Der Weg führt noch etwas im See entlang bevor ein zwei Kilometer langer Anstieg beginnt. Die 160 Höhenmeter bis zu den drei Gipfeln von Revlingkletten, Rønsjøvola und Litl-Svuku (GM 501) lassen sich aber gut laufen, da die Steigung gering, der Weg gut und das Wetter gnädig ist. Heute scheint wieder die Sonne und ein leichter Wind sorgt für angenehme Klimatisierung.
                Zu dem schönen Wetter kommt noch eine Fernsicht über die angrenzende Landschaft und den majestätischen Femundsee (GM 502) hinzu. Auf dem See können wir sogar die MS Faemund II nach Süden fahren sehen. Vor dem Abstieg am Fuß des Litl-Svuku hat Christian dann genug von seinem dünnen Osprey-Beckengurt, der ihn seit Tagen am Bauch drückt. Um die Polsterung etwas zu verbessern opfert er ein paar dicke Socken fürs Lager. Mit der neuen Polsterung und einem Müsliriegel intus flitzen wir auf die Baumgrenze zu, die wir ungefähr zwei Kilometer vor Svukuriset erreichen. Ein bisschen Schatten tut uns auch ganz gut, da das Fjell schon wieder zu flimmern anfängt.


                Kleine FeldInst - Beckengurtkorrekturen am Osprey


                Der Femund in der Ferne

                Die kleinen Bäume spenden allerdings kaum Schatten. Dafür werden unsere Füße beim Durchwaten einer Vielzahl von kleinen Bächen und deren überschwemmter Umgebung (GM 503) gut gekühlt. Das ist sicher noch eine Folge des gestrigen Regens und beschert uns viel kleine lustige Herausforderungen. Interessant ist, dass die Bäche glasklar bzw. nur leicht rötlich sind, obwohl sie Hochwasser führen. Auch wenn wir bei den Bäche viel Spaß haben, zieht sich das letzte Stück bis zur Fjällstation Svukuriset (GM 504) doch etwas. Zur gefühlten Mittagszeit erreichen wir dann endlich die Fjällstation.


                Svukuriset in Sicht

                Planänderung
                Svukuriset ist ein ehemaliger Bauernhof, der aus einem Haupthaus (mit Rezeption, Speisesaal, Trockenraum), einer ehemaligen Scheune (mit Duschen, Toiletten und Gemeinschaftsschlafräumen) und mehreren kleinen Nebengebäude (zum Schlafen für Gruppen) besteht. Wir lassen uns auf einer der Sitzgruppen in der Mitte der Gebäude nieder und schauen mal, was hier angeboten wird. Unsere Wahl fällt auf zwei 0,5l-Dosen Falcon-Bier für schlanke 75 NOK (knappe 10€) pro Dose. Was von zu Hause wie blanker Wucher aussieht, ist in Anbetracht des Preisniveaus in Norwegen, der Lage der Fjällstation und unserer derzeitigen Situation fast schon ein Schnäppchen.


                Haupthaus von Svukuriset ...


                ... mit gekühltem Bier

                Wir genießen das kühle Blonde in der Sonne und ich nutze dann den rudimentären Handyempfang für einen Anruf zu Hause. Auch hier kommen wieder die Waldbrände zur Sprache, von denen wir auch jetzt noch nichts gehört haben (Anm. d. Red.: liegt daran, dass sie viel weiter nördlich sind). Nach einem weiteren Gespräch in die Heimat mit schlechten Nachrichten gönnen wir noch ein weiteres Bier, diesmal ein Ringnes. Während wir relaxed in der Sonne sitzen, kommen wir langsam zur Überzeugung, dass es hier eigentlich doch ganz schön ist und wir ja noch einen Reservetag haben. Der Tag ist zwar eigentlich nicht zum Faulenzen geplant, aber einen Nachmittag können wir davon opfern.
                Hinzu kommt noch ein bisschen Sorge um unseren heutigen Lagerplatz in Oasen. Sollte es heute noch ein Gewitter wie gestern geben, würden wir in Oasen für Wind und Blitze auf dem Präsentierteller campen. Und von hier bis zur Oasen gibt es nur flaches steiniges Fjell und dahinter fangen schon wieder die Rogen-Moränen an, in denen es laut früherer Reiseberichte kaum Lagermöglichkeiten gibt ... Wir müssen also quasi hierbleiben
                Natürlich sind wir auch ein bisschen neugierig, wie das so alles auf den DNT-Hütten abläuft. So erkundige ich mich beim Hüttenwirt nach Verfügbarkeit und Preis für Übernachtungsmöglichkeiten. Da die Fjällstation fast voll ausgebucht ist, kann er uns nur zwei Plätze im Gemeinschaftsschlafraum für 210 NOK (knapp 30€) pro Person anbieten (Wo bekommt man in Deutschland schon eine Übernachtung für den Gegenwert von drei Dosen Bier?). Wir könnten in einem 5er-Raum schlafen, in dem bisher nur eine Person übernachtet. Ich spreche kurz mit Christian und buche dann Unterkunft und Abendessen, das wir auf Grund der Auslastung erst in der zweiten Schicht zu uns nehmen können.


                Ehemalige Scheune mit Gruppenschlafräumen ...


                ... mit Türen für Pygmäen

                Bevor wir uns weiter in der Sonne aalen, beziehen wir erstmal unser Quartier. Unser Gemeinschaftraum ist im Obergeschoss der ehemaligen Scheune untergebracht und wird durch eine einen Meter hohe Tür aus Mückengaze betreten. Darin sind in einer Reihe fünf Betten parallel angeordnet, die jeweils im Kopfbereich durch ein Brett voneinander getrennt werden. Wir besetzen zwei Betten, ziehen uns kurz halbwegs stadtfein an und setzen uns wieder raus in die Sonne. Natürlich nicht ohne vorher noch zwei Bier auf unsere Rechnung setzen zu lassen. Während wir den Nachmittag genießen, kommen immer mehr Wanderer aus dem Fjell und vom nahe gelegenen Berg Stor-Svuku (1416m). Einige machen hier nur kurz Pause und ziehen dann weiter, andere verschwinden in den Hütten, um dann mit Duschzeug wieder aufzutauchen. Während wir unser nächstes Bier, die Sonne und die getroffene Entscheidung genießen, hat sich der Innenhof des Geländes mit fast dreißig Menschen gefüllt, die alle auf das Abendessen warten. Um 18:00 darf dann die erste Schicht ran und wir sitzen fast alleine auf den Bänken. Wir unterhalten uns noch etwas mit eine paar Norwegern, Christian macht noch ein Nickerchen, ich lese ein gutes Duzend Infotafeln über die Gegend und gegen acht dürfen wir in den Speisesaal.

                Überraschendes Gourmet-Essen

                Dort sind wir allerdings etwas überrascht. Wir hatten rustikalen Jugendherbergscharme mit Essen aus großen Schüsseln oder ähnliches erwartet. Stattdessen begrüßt uns ein Raum für zwanzig Personen im Stile einer norwegischen Wohnstube. Von einem Moment auf den anderen fühlen wir uns underdressed. Während die Norweger sich fürs Essen fast schon schick anziehen, habe ich ein (im See) frisch gewaschenes Outdoorhemd, eine noch nicht im Fjell getragene Hose und meine leichten Turnschuhe fürs Lager an. Es gibt eine ausgezeichnete Pilzsuppe als Vorspeise und ein feines Skandinavisches Buffet mit lokalen Lebensmitteln wie z.B. Rensalami aus der Region. Vor dem fermentierten Fisch warnt uns dann die norwegische Familie, die mit uns am Tisch sitzt und für vier Tage Wanderung im Fjell von Starvangar angeflogen kam. Nach dem Essen unterhalten wir uns noch etwas mit ihnen und verabschieden uns dann langsam Richtung Scheune. Nach etwas weiterem Smalltalk im Innenhof bringen wir noch den Rest Bier weg und verziehen uns dann schon recht früh in unseren Schlafabteile. „Gute Nacht John Boy“. Ich schlafe schnell ein, wache aber wieder auf, als die Norweger draußen in Weinlaune „Yellow Submarine“ und andere Klassiker anstimmen. Gerade wieder eingeschlafen, kommt unsere Mitbewohnerin, eine allein reisende Norwegerin in unserem Alter, in den Schlafraum und packt erst mal laut Sachen, zieht sich dann um und hantiert dann im Bett noch fünf Minuten mit Plastiktüten. Als dann wieder Ruhe herrscht, schlafe ich schnell wieder ein.
                Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 07:59. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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                  [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

                  Sonntag 10.8.2014
                  Von Svukuriset zum Storfisktjønnan

                  Zahltag

                  In der Nacht wache ich nochmal auf, weil der Wind so stark weht, dass er am Dach Pfeifgeräusche erzeugt. Gesten abend hatte es auch schon recht doll geweht, allerdings ohne Geräusche zu machen. Im Umkehrschluss muss es jetzt draußen ganz schön stürmen. Mit der Freude darüber, dass wir jetzt nicht in der Oasen (GM 603) im Wind liegen, roll ich mich wieder ein und döse wieder weg. Als die Norwegerin aufsteht und ihre Sache packt und den Raum verlässt, ist für Christian und mich die Nacht auch vorbei. Bevor wir uns unser Frühstück zubereiten, nutzen wir den Luxus einer Dusche, die aber Mangels norwegischem Kleingeld eiskalt ausfällt.
                  Wir verzichten auf das sicher leckere Frühstück in der Hütte und arbeiten lieber mit einem Müsli aktiv an der Erleichterung unserer Rücksäcke. Nach dem Frühstück macht auch die Rezeption endlich auf und wir kommen zum unangenehmen Teil dieses angenehmen Aufenthalts. Für vier Bier, zwei Übernachtungen in der Gemeinschaftsunterkunft und zwei Nobel-Abendessen zeigt das Kreditkartenterminal stolze 1450 NOK an (ca. 180€) an. Man gönnt sich ja sonst nichts. Mit der Gewissheit, dass unsere nächsten Übernachtungen wieder kostenlos sein werden, schultern wir unsere Rucksäcke. Als wir Svukuriset den Rücken kehren und die Fjällstation nach Norden verlassen, schauen auch die ersten Norweger aus ihren Hütten und begeben sich zum Duschen.
                  Die frühe Startzeit kommt uns ganz gelegen, da wir heute einen Teil der gestern ausgelassenen Strecke wieder aufholen wollen. Zunächst umrunden wir den Stor-Svuku (GM 601) neun Kilometer hin zur Oasen (GM 603). Dort wollen wir eine Mittagspause einlegen und dann nachmittags voll in die Rogen-Moränen mit ihren Geröllfeldern und Mooren einsteigen. Diese beginnen zwei Kilometer nordöstlich von Oasen und stehen unserem Vorwärtsdrang für knappe dreizehn Kilometer im Wege. Wenn wir die ganze Strecke von gestern aufholen wollen, sollten wir elf Kilometer durch die Steinwälle bis zum Litlbuddhåen (GM 703), einem kleinen See am Fluss Røa, kommen. Alternatives Ziel ist der See Storfisktjønnan (GM 610), der gute zwei Kilometer vom Litlbuddhåen entfernt liegt.


                  Blick zurück auf den Femund - mit Wind im Gesicht


                  Der einzige windgeschützte Platz nach Kilometern

                  Rucksacksurfen

                  Jetzt geht es erstmal durch den Wald bei Svukuriset, den wir dank guter Wege schnell hinter uns lassen können. Mit dem Verschwinden der Bäume meldet sich der Wind wieder eindrucksvoll zurück, der heute scharf vom Femundsee aus Südosten zu uns herüber weht. Der Wind wird an dieser Stelle sicherlich auch noch etwas dadurch verstärkt, dass er hier wie wir um den Stor-Svuku herum muss. Immerhin kommt er von hinten und drückt uns mit Kraft Richtung Oasen. Wir ergänzen noch etwas unseren Kälteschutz und segeln dann erstmal drei Kilometer durch die Landschaft. Zwischendurch umgehen wir einen See, der sich auf dem Weg gebildet hat und machen eine Pause in einem windgeschützten Steinloch, da Christian nur hier seine Zigarette anbekommt. An der Abzweigung Richtung Røvollen (GM 602) ändert sich unsere Laufrichtung so, dass der Wind nun von der Seite kommt und ständig an unseren Rucksäcken zerrt. Wir trösten uns mit der Tatsache, dass wir immerhin nicht gegen den Wind anlaufen müssen.


                  Ein kleiner See hat sich auf dem Weg gebildet


                  Schier endlose Weiten


                  Blick über den Rogen

                  Oase in Steinwüste

                  Einen guten Kilometer vor Oasen überqueren wir einen Kamm mit traumhaftem Blick auf das ganze Rogengebiet. Ab hier wird alles gut: Wir haben einen traumhaften Ausblick, laufen erstmal nur bergab, der Wind lässt etwas nach und wir können unser Mittagsziel Oasen (GM 603) schon sehen. Und der Name Oasen verspricht nicht zu viel, liegt sie doch mitten in einer Wüste aus Steinen und besteht aus einem kleinen von Bäumen umschlossenen See.


                  Oasen mitten im Fjäll


                  Ein netter Platz zum Übernachten

                  In einem guten Kilometer Entfernung sehen wir einen neonroten Punkt in der Oasen, der sich später als norwegisches Paar um die 50 entpuppt. Wahnsinn, wie gut der Mann mit seiner leuchtenden Jacke zu aus der Entfernung zu erkennen ist. Das Paar bricht gerade auf, als wir ankommen, unseren Kocher auspacken und erstmal Wasser für ein leckeres Tütengericht kochen. Sie interessieren sich nicht sonderlich für Wege und rennen mit GPS in der Hand einfach querfeldein los.
                  Der Griff in den Futterbeutel fördert heute Real Turmat Chili con Carne zu Tage – schön viel Kalorien und dann auch noch „aus der Gegend“. Während der Kocher trotz Windschutz gegen den starken Wind ankämpft, schauen wir uns Oasen mal genauer an. Hier kann man auf jeden Fall gut übernachten: Schöne ebene Flächen mitten im Fjell, ein eigener See mit frischem Quellwasser und einem traumhaften Blick über den Rogen. Leider ist dieses kleine Paradies sehr windanfällig. Jetzt pustet es hier schon ziemlich stark durch, letzte Nacht hätte es uns hier vielleicht weg geweht, als der Wind (zumindest in Svukuriset) noch erheblich stärker war.
                  Irgendwann hat es dann der Kocher geschafft und wir stärken uns erstmal. Beim (verhältnismäßig) leckeren und vor allem warmen Mittagessen genießen wir noch etwas die Aussicht und steigen dann weiter Richtung Rogen-Moränen ab. Einen guten Kilometer unterhalb von Oasen verändert sich das Gelände dann langsam - das relativ flache Fjäll geht hier gemächlich in die Moränen über. Der Weg wird kurviger, die Bäume bereichern langsam wieder die Landschaft, das Gelände wird hügliger und es gibt viele kleine Seen (GM 604), die durch den Wind trotz ihrer geringen Größe so mit Wellen übersäht sind, dass wir sie als schwer paddelbar bezeichnen würden.


                  Wellengang auf einem Tümpel

                  Weg isser

                  Beim Eintauchen in den Wald kommt uns ein Paar schnaufend entgegen, das wir auf Grund der Ausrüstung als Deutsche identifizieren. Ein paar Minuten später treffen wir dann bei der Suche nach der geeigneten Überquerung für einen leicht überschwemmten Bach auf ein weiteres Pärchen. Nach etwas Englisch stellen wir fest, dass die beiden auch aus Deutschland sind und unterhalten uns noch etwas mit ihnen. Leider enthält die Schilderung von dem vor uns liegenden Weg keine positiven Neuigkeiten, was auch die schlammigen Hosen der beiden unterstreichen.
                  Wir setzen den Weg problemlos fort, bis wir am Ufer des Krokathåen auf einen sumpfigen Bereich (GM 605) treffen, durch den der Weg führt. Wir laufen über einige in den Matsch geschmissene Baumstämme und Steine und stehen dann vor zwei Metern Sumpf ohne Hilfsmittel. Christian prüft mit seinem Trekkingstock den Untergrund und findet einen tragfähigen Pfad auf der rechten Seite des Weges. Der erste zügige Schritt klappt dann auch noch ganz gut, beim zweiten versinkt er aber schlagartig bis zum Knie im Modder und der nächste Schritt lässt ihn dann fast bis zu den Kronjuwelen im Matsch versinken. Nach einer kurzen Schrecksekunde kann er sich dann aber mühsam aus dem Schlammloch befreien und auf festeren Grund ziehen.


                  Matschfalle am Krokathåen

                  Nachdem wir seinen im Modder steckenden Trekkingstock geborgen haben und Christian fluchtend seine bis zum Bauch vermatschten Klamotten begutachtet, suche ich nach einer Möglichkeit, über dieses Hindernis zu kommen. Springen ist mangels Anlauf und Untergrund nichts, oberhalb und unterhalb der Stelle sieht es noch matschiger aus. Während Christian erstmal eine raucht, suche ich weiter den Hang rauf nach einer Stelle, wo der Sumpfbereich eventuell mit ein paar Steinen durchsetzt ist. Die ersten 25m vom Seeufer entfernt ist nichts zu erkennen, weiter oben sind aber Steine und ... ein Plankenweg??? Ein Blick auf die Karte verrät mir, dass hier kein anderer Weg entlang führt. Ich hab nichts zu verlieren und gehe den Weg ein Stück zurück, laufe am Rand des Sumpfgebiets entlang und stehe dann plötzlich vor zehn Metern akkurat gebautem Plankenweg, wie es ihn auf dieser Tour bisher nur in Schweden gab. Ich nehme das Geschenk bereitwillig an und stehe nach ein paar Umwegen neben Christian auf der anderen Seite des Sumpfes. Ich denke, dass der Weg in Zukunft über den Plankenweg führen soll, um die Sumpfbereich vor den Wanderern zu schützen und umgekehrt. Allerdings hinken die Markierungsarbeiten hier wohl etwas hinterher.
                  Christian wechselt komplett seine Klamotten und freut sich dabei, dass sein Rucksack sauber und trocken geblieben ist. Den einzigen Schmutz haben die aufgeschnittenen Socken am Beckengurt abbekommen, die abgenommen und separat gereinigt werden können – wie praktisch. Wir folgen dem Weg weiter am See entlang, immer auf der Hut vor sumpfigen Stellen. Als dieser dann langsam in den Fluss Grøtåa übergeht, sehen wir schon wieder jemanden, diesmal einen Angler am Grøtåa, der versucht, irgendwie am Fluss entlang durch Büsche und Sumpf voran zu kommen.


                  Eine der wenigen Brücken hier in der Gegend

                  Rauf, runter, rauf, runter ...

                  Wenig später überqueren wir dann über zwei mehr oder weniger stabile Brücken den Grøtåa (GM 606) und befinden uns jetzt endgültig wieder in den Rogen-Moränen. Nun fängt das monotone und kräfteraubende Auf und Ab über teils zwanzig Meter hohe Steinwälle an, wovor alle Reiseberichte gewarnt haben. So schlimm, wie befürchtet wird es aber nicht. Es geht zwar wirklich ständig rauf und runter und man verliert ohne entfernte Bezugspunkte das Gefühl für Richtung und Strecke, allerdings macht diese Landschaft trotz der Anstrengung beim Laufen auch sehr viel Spaß. Schließlich wird die Landschaft hinter jedem Kamm aus idyllischen Seen, skurril anmutenden Bäumen und plätschernden Bächen neu gemischt. Hinzu kommt, dass man auf den blanken Steinen auch endlich mal gefordert ist, nach dem Weg zu schauen. Der verliert sich hier gerne mal einfach für ein paar Meter in den Steinen. Sollte es irgendwann schlimmer kommen, müssen wir vielleicht doch zum ersten Mal auf der Tour das GPS anschmeißen. Viel mehr als zwischenzeitlich spärliche Wegmarkierungen fordern uns jedoch die matschigen Sumpfgebiete zwischen den Moränenhügeln. Dort, wo der Weg hindurch führt, sind sie meist wegen Matsch und Wasser ohne Gummistiefel nicht passierbar. Wir müssen uns dann über große Steine und kleine bewachsene Inseln einen Weg suchen, ohne hier zu viel Flurschaden zu verursachen.
                  Nach guten zwei Kilometern (lt. Karte, gefühlt mehr) hoch, runter, links und rechts gelingt es uns endlich wieder, sicher unseren Standort zu bestimmen. Wir sind an dem Bach (GM 607) angekommen, der in den knappen Kilometer weiter nordöstlich Abbortjønna fließt. Der Bach an sich stellt keine große Hürde dar.

                  Kleiner Bach – großes Hindernis

                  Nach diesem kleinen Hindernis geht es zwei Kilometer im gewohnten Modus Operandi weiter Richtung Nordosten. Steinwall rauf, Steinwall runter, Matsch umgehen oder durchqueren, Steinwall rauf usw. Nachdem wir einen namenlosen See passiert haben, erreichen wir wieder einen größeren Bach (GM 608). Der wäre im Normalfall einen knappen Meter breit und sogar mit Rucksack zu überspringen. Allerdings fließt hier gerade so viel Wasser, dass der Bach jetzt zwischen sechs und acht Metern breit ist. Der Wasserstand auf den überfluteten Flächen beträgt zwar „nur“ zwischen zwanzig und vierzig Zentimeter, übersteigt ab die Wattiefe unserer Schuhe allerdings deutlich.
                  Was tun? Irgendwie müssen die vier, die uns entgegen gekommen sind ja hier auch rüber gekommen sein. Wir suchen erstmal oberhalb und unterhalb des Weges nach geeigneten Möglichkeiten. Die Suche bleibt allerdings erfolglos, da der Bach in beide Richtungen ähnlich breit ist. Entweder wir ziehen unsere Schuhe aus und waten durch den Bach und über die Brücke oder wir gehen kein Risiko für unsere Füße ein und arbeiten uns mit Steinen zur Brücke hin – mit dem Risiko komplett im Wasser zu liegen. Wir entscheiden uns für die Bob-der-Baumeister-Variante und versenken ein paar rumliegende Steine so im Wasser, dass sie rausgucken oder nur knapp unter Wasser sind.
                  Ich darf vorweg gehen (da die nächste Schlammüberraschung für mich reserviert ist) und komme problemlos zur Brücke. Aus der Nähe betrachtet hat das Gebilde dann aber nur noch entfernt etwas mit einer Brücke zu tun. Hier schwimmen ein Baumstamm und zwei dickere Äste im Wasser, die vom einem in den Boden gesteckten Ast vorm Wegschwimmen bewahrt werden. Beim ersten kleinen Belastungstest mit dem Trekkingstock versinkt ein Ast gleich im Wasser. Da mit Steinen bei einer Wassertiefe von einem knappen Meter nicht mehr viel zu machen ist, bleibt mir nichts anderes über, als mir das Holz irgendwie zurecht zu legen und langsam drüber zu balancieren. Immerhin kann ich mich mit einem Trekkingstock pro Ufer festhalten und komme schnell hinüber. Christian ist mir mittlerweile über die Steine gefolgt und kommt auch relativ zügig über die verbliebenen beiden Holzstücke. Nach einem bisschen Klettern über umgestürzte Bäume haben wir dieses Wasserhindernis hinter uns gelassen. Fünfzehn Minuten für die Überquerung von einem ein Meter breiten Bach – was für ein schlechter Schnitt.
                  Nach dem Bach folgt erstmal eine Abzweigung nach Nordwesten. Der Weg führt von hier zu einer Stelle am Klotthåen, wo wir vor drei Jahren bei unserer Kanutour ganz schlau sein wollten. Damals wollten wir einige Stromschnellen auf diesem Weg umgehen, haben dann aber den Weg zum Storbuddhåen (GM 609) in den Moränenhügeln verloren und die Umtrage aufgegeben. Eigentlich hätten wir auf dieser Tour den Weg zum Storbuddhåen zur Ehrenrettung finden können. Allerdings sind wir heute schon ziemlich runter, sodass wir uns die zwei Extrakilometer Steine sparen. Mit etwas Glück finden wir am Storfisktjønnan in einem halben Kilometer ein lauschiges Plätzchen, wo wir unser Zelt aufstellen können. Immerhin war dieser Platz auf einer Überblickskarte in Svukuriset angezeigt.


                  Storfisktjønnan

                  Das restliche kurze Stück Weg verläuft unspektakulär und am Storfisktjønnan werden wir direkt am Pfad fündig (GM 610). Einen Feierabend an dieser Stelle können wir uns auch ohne schlechtes Gewissen leisten, da wir von den neun gestern ausgelassenen Kilometern schon wieder sechs aufgeholt haben. Wir bauen unser Zelt auf, entspannen unsere Füße etwas und gönnen unseren Körpern ein gute Menge Wasser von außen und innen. Danach geht der schmutzige Satz Klamotten von Christian in den See und verliert dort seine matschige Tarnfarbe.


                  Waschtag am Storfisktjønnan


                  Lageridylle

                  Während sich von Südosten langsam dicke Wolken zu uns hin bewegen, kochen wir uns zwei Tüten Abendessen, die uns heute Dank Hunger besser schmecken. Als wir uns dann langsam ins Zelt trollen, hat uns das dunkle Wolkenband zwar erreicht, behält aber seinen Regen noch für sich. Wenn das mal kein Wetterwechsel zum Ende der Tour ist. „Gute Nacht, John Boy!“ Augen zu und weg.
                  Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 08:08. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
                  Das Leben ist kein Ponyhof!

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                    [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

                    Montag 11.8.2014
                    Vom Storfisktjønnan zum Rödviken

                    Hochwasser überall

                    Ich habe wieder gut geschlafen und der ruhige Zeltstoff verbessert meine Laune weiter. Kein Regen ... draußen dafür aber Regenwolken - ganz trocken werden wir wohl heute nicht durch den Tag kommen. Also drücken wir etwas auf die Tube, bauen schnell das Zelt ab und frühstücken zügig.
                    Ziel für heute ist die Bucht Rödviken (GM 717) an Rogensee, in der es einen Windschutz gibt, den wir heute vielleicht noch brauchen könnten. Zunächst geht es zweieinhalb Kilometer durch Moränen und über einen größeren Bach zum Fluss Røa (GM 70), den wir am kleinen See Litlbuddhåen (GM 704) mit einer Brücke (GM 706) überqueren werden. Von dort bis zur norwegisch schwedischen Grenze (GM 709) sind es noch zwei Kilometer, die wir auch noch in moränenartiger Landschaft zurücklegen werden. Nach der Grenze sind es dann noch acht einfache Kilometer bis nach Rödviken.
                    Wir füllen die Trinksysteme auf, schultern die Rucksäcke und machen uns auf die letzte ganztägige Etappe. Nach zweihundert Metern wenden wir uns vom See ab und steigen wieder in die Welt Rogenmoränen ein. Zwischen den Moränen steht wieder viel Wasser und Matsch, sodass wir bei der Wegfindung kreativ werden müssen. Eine halbe Stunde nach Start stehen wir dann wieder an einem überschwemmten Bach (GM 701) und gucken auf Hochwasser. Auch hier ist bachauf- und bachabwärts nichts zu holen. Immerhin macht die kleine Brücke über den eigentlichen Bach einen soliden Eindruck. Diesmal kommen wir mit ein paar Umwegen und ohne Pionierarbeit in die Nähe der Brücke – zumindest weitestgehend, denn ein toter Baumstumpf fällt beim Festhalten um und dient Christian dann als kleine Brücke. Die Bachbrücke ist zwar etwas rutschig und knappe fünf Zentimeter überspült, dafür ist sie aber fest verankert und lässt sich vorsichtig begehen. Sicher auf der anderen Seite geht es weiter zu einem kleinen See, an dem der Weg direkt am Ufer entlang führen soll. Bevor wir dort hinkommen, müssen wir erstmal ein größeres überflutetes Sumpfgebiet durchqueren, in dem wir den Weg nur noch schemenhaft erkennen können. Hier helfen uns die Moränenwälle endlich mal, auch wenn wir dafür etwas klettern müssen. Es ist zwar ein umständlicher Umweg, aber wir umgehen den gesamten Bereich auf den großen Steinen, die den Sumpf begrenzen. Am See (GM 702) angekommen, bleiben wir gleich auf den höherliegenden Steinen, da das Hochwasser des Sees den Weg am Ufer fast komplett überflutet hat. Immerhin ist der Seen nur hundert Meter lang und das Geklettere hat bald ein Ende.
                    Nach weiteren zweihundert Metern kommen wir wieder an den Storfisktjønnan (GM 703), der immerhin kein Hochwasser führt. Hier schlängelt sich ein kleiner Pfad für sechshundert Meter zwischen See und Steinwall entlang, der etwas Aufmerksamkeit erfordert. Nach einem weiteren Kilometer Sumpf und Steinen erreichen wir endlich den Litlbuddhåen (GM 704) und sehen unseren alten Lagerplatz (GM 705) von der Kanutour auf einer Halbinsel. Wenig später stehen wir an der Stahlseilbrücke über den Røa (GM 706), der hier rauschend vom Rogen in Richtung Femundsee fließt. Für norwegische Wegverhältnisse ist diese Brücke fast wie die Golden Gate Bridge. Wir passieren die Brücke einzeln und überqueren die Steine und kleinen Inselchen danach in Sekunden. Vor drei Jahren mit den Kanus haben wir uns hier fast eine Stunde abgemüht.


                    Luxus-Brücke über den Røa

                    Das schreit erstmal nach einer Pause. Mit Blick auf den Litlbuddhåen verdrücken wir eine Tafel Schokolade und machen uns dann aber schnell wieder auf den Weg, da wir das erhöhte Regenrisiko nicht vergessen haben. Hinter dem nächsten Hügel treffen wir bei einer Hütte zwei deutsche Packrafter, die gerade ihr Mega-UL Tipi-Zelt einpacken. Von der Hütte (GM 707) aus geht der Weg ohne große Moränenwälle weiter durch die Steine und folgt dann einem Rentierzaun, den wir wenig später mit einer kleinen dreieckigen Brücke (GM 708) überqueren.


                    Ein letztes Stück Moränenhügel



                    Hase-Igel-Spiel an der Grenze

                    Nach dem Zaun machen wir eine kurze Rast und schauen nochmal ausführlich auf die Karte. Wie aus dem Nichts erscheinen plötzlich vier junge Norweger, sprinten förmlich über die Steine jenseits des Weges und überwinden die Brücke über den Zaun schneller als wir sie begrüßen können. Im folgenden Smalltalk finden wir heraus, dass sie im Gebiet nordwestlich von uns querfeldein von See zu See laufen und dort angeln. Sie verabschieden sich und rennen weiter. Nicht nur, dass sie querfeldein schneller sind, als wir auf den Wegen, sie tragen auch alle vollgepackte Bergans Alpinist 130 und Co, an denen überflüssiger Kram wie Frisbee, Indiaka und Fußball befestigt ist. Das einzige, was unseren Anflug von Minderwertigkeitskomplexen noch etwas bremst, ist die Tatsache, dass wir auf ihrer Karte erkennen konnten, dass sie täglich nur fünf bis sechs Kilometer laufen.
                    Und so überholen wir als Igel den Hasen wenig später wieder, als die Norweger 200 Meter später schon die nächste Pause machen. Wenig später treten wir aus dem Wald heraus auf den Grenzstreifen (GM 709), der Norwegen und Schweden trennt. Während wir eine Pause und ein paar Fotos auf der Grenze machen, geht das Hase-Igel-Spiel in die nächste Runde und wir werden wieder eingeholt. Wir machen noch ein Gruppenfoto von den Norwegern am Grenzschild und gehen ein paar Meter weiter bis zu Schutzhütte Reva (GM 710), wo wir Mittagspause machen wollen.


                    Wellen auf dem Rogen

                    Das Wetter beweist perfektes Timing, denn es fängt erst an zu regnen, als wir die Hütte so gut wie erreicht haben. Hier am Ufer des Rogens trifft uns auch der Wind ganz gut, der über den See fegt, sodass wir uns tief im Windschutz verkriechen. Während das Wasser für unsere Mittagstüte geschützt im Kocher warm wird, schauen wir mal am Seeufer vorbei, von dem aus wir über die ganze Bucht Reva (GM 711) bis auf den Rogensee gucken können. In dieser Bucht könnte man sich mit etwas Gottvertrauen noch mit einem Kanadier aufs Wasser trauen, das Stück offener Rogen, das wir einsehen können ist von großen weißen Schaumkronen übersäht. Während das kochende Wasser unser Mittagessen aufweicht, schauen wir uns noch etwas weiter um. Um den Windschutz herum könnte man eine ganz Kompanie in Zelten unterbringen, so viel Platz ist hier. Auch ein schönes Ufer mit kleinem Sandstrand, Mülltonnen und Feuerholz finden wir hier.


                    Mittagspause im Windschutz Reva

                    Regen am Rogen

                    Beim Mittagessen fängt es dann richtig doll an zu regnen und so schmeckt das warme Essen gleich mal besser. Da wir nur noch acht relativ einfache Kilometer vor uns haben und es noch früh am Tag ist, bleiben wir noch im Windschutz und warten etwas ab. Nach einer guten halben Stunde, einer Tafel Schokolade und einer kleinen Tüte Beef Jerky lässt der Regen nach. Wahrscheinlich kommt er gegen den stärker gewordenen Wind nicht mehr an. Mittlerweile ist auch die Bucht Reva von weißen Schaumkronen überzogen und auf dem Rogen sieht es richtig böse aus. Mit dem Kanu wäre hier erstmal Schluss, aber uns können die Wellen mal, wir sind ja diesmal per Pedes unterwegs. So verpacken wir uns und unsere Rucksäcke rundherum mit Regenzeug und machen uns wieder auf den Weg.
                    Richtung Nordosten passieren wir eine Brücke (GM 712) bevor wir auf einen Sumpf treffen. Da wir jetzt aber wieder in Schweden sind, ist dieser zum Schutz von Natur (und unserer Schuhe) mit mustergültigen Plankenwegen überbaut. Mit ein bisschen Vorsicht wegen der nassen rutschigen Holzplanken können wir hier endlich mal wieder etwas Strecke machen und schaffen die knappen zwei Kilometer bis zur Abzweigung zur Rogenstugan (GM 713) schneller als gedacht. Wir biegen Richtung Osten ab und bekommen den Regen jetzt freundlicherweise direkt ins Gesicht. Wie gut, dass wir jetzt die nächsten vier Kilometer geradeaus Richtung Wind gehen werden. Immerhin ist der Weg gut zu gehen, auch wenn die Steine auf Grund des Regens etwas rutschig sind. An viele Stellen lassen kleine Stücke Plankenwege kurze Sprints zu.
                    Mittlerweile merke ich, dass meine Schuhe nicht mehr so wasserabweisend sind, wie sie zu Beginn der Tour waren. (Memo an mich: nächstes Mal Wachs einpacken). Auch die Schicht zwischen Merino und Regenjacke ist von innen und von außen feucht geworden. Immerhin ist mir Dank der Bewegung weder am Körper noch an den Füßen kalt. Obwohl oder gerade weil wir uns gut am nördlich liegenden Bustvålen (GM 714) orientieren können, zieht sich der Weg gefühlt wie Kaugummi. Die Wolken hängen jetzt so tief, dass wir die beiden 1000 Meter hohen Gipfel des Bustvålen nicht sehen können. Wenigstens können wir ab und zu auf den einen guten Kilometer entfernten Rogensee blicken, der immer noch von weißer Gischt übersäht ist. Wir versuchen uns zu motivieren, dass wir es zu Fuß gut haben und nicht mit Kanu jetzt irgendwo Zwangspause machen müssen. Die Motivation steigt weiter, als wir den Bustvålen hinter uns lassen und es nur wieder bergab geht. Das ist das unmissverständliche Zeichen, dass wir bald in der Bucht Rödviken und somit auch bei unserem Tagesziel ankommen werden.

                    Rödviken

                    Vorher müssen wir aber noch mal balancieren, da sich ein Bach sein neues Bett genau über den Weg gesucht hat und nur noch einzelne Steine vom Weg übrig sind. Als wir dann den Bach in seinem ursprünglichen Bett überquert haben, kommen wir an eine Hütte, die allerdings größer, als der gesuchte Windschutz ist und privat zu sein scheint. Wir queren einen schäumenden Wildwasserbach (GM 715) und treffen hundert Meter mehr später auf den Weg zwischen Rogen und Öster-Rödsjön, der direkt zum Windschutz am Rogen führt. Beim Abbiegen treffen wir zwei Norweger, die zusammen mit ihren Söhnen Kanu-Equipment Richtung Rogen tragen. Mal gucken, ob wir am See noch einen Platz finden. Am Wasser angekommen, müssen wir feststellen, dass am See kaum Platz für drei Zelte ist. Als die Norweger mit einem Kanadier wieder am See sind, fragen wir freundlich, ob sie hier übernachten wollen – schließlich waren sie ja zuerst hier. Sie verneinen, da ihnen der Platz zu klein ist und auch nicht wirklich gefällt. Wirklich schön ist Platz im Verhältnis zu den vergangenen Plätzen nicht, aber der Windschutz ist bei Regen ein gutes Argument, hier zu bleiben. Wir ziehen unsere nassen Sachen aus, hängen sie zum Trocken in den Windschutz (GM 716) und gönnen uns erstmal einen Jägermeister zum Aufwärmen.
                    Während die beiden norwegischen Väter zu Fuß rund um die Bucht nach Übernachtungsplätzen suchen, dürfen die Söhne den Rest des Equipments und die Boote umtragen. Als dann alle wieder bei uns am Windschutz sind und die Boote beladen, wundern wir und über die Masse an Ausrüstung. So viel hatten wir nicht mal in unseren frühsten unerfahrenen Tagen im Boot. Als das erste Boot zur weiteren Platzsuche ablegt, bauen wir unser Zelt auf der einzigen waagerechten Fläche auf, die es hier gibt. Die liegt zwar direkt an der Feuerschale, aber wir haben heute nicht vor, ein Feuer zu machen. Nach dem Zeltaufbau schauen wir uns genauer um und entdecken ein MSR Hubba Hubba in zehn Meter Entfernung, das wir bisher völlig übersehen haben. Das Erkundungsboot der Norweger kommt zurück und die vier zerren den zweiten Kanadier ins Wasser, um zu der privaten Hütte ein Stück weiter zu fahren.


                    Windschutz in Rödviken

                    Das Rödviken-Theater präsentiert: Wie man es nicht macht

                    Nun sind wir hier allein und breiten uns erstmal in der Hütte aus, essen eine Kleinigkeit und relaxen ein wenig. Jetzt haben wir die Runde fast geschafft, da wir heute die restlichen rückständigen Kilometer aufgeholt haben. Wir sind wieder voll im Zeitfenster und müssen morgen nur noch acht Kilometer nach Käringsjön zurück trotten. Während wir noch sinnieren, was wir mit dem Reservetag machen, kommt ein junger Mann am Ufer entlang und fragt, ob hier noch Platz wäre. Wir bejahen natürlich und er verschwindet wieder. Ungläubig gucken wir uns an, denn er hatte nur Badehose, Gummistiefel und ein Poncho an - komische Erscheinung. Ein wenig später ist er wieder da und dirigiert einen Kanadier zum Lager.
                    Aus dem Boot steigen zwei weitere unmotiviert wirkende Deutsche in ähnlicher Kleidung. Schnell stellt sich raus, dass die drei über die kleinen Seen nordöstlich von uns gekommen sind und den letzten Landtransport umgangen haben, indem sie durch den kleinen Wildwasserbach getreidelt oder was auch immer haben. Wir schätzen allerdings den steinigen Bach, den wir vorhin auch überquert haben, als nicht befahr- bzw. treidelbar ein. Das könnte auch die etwas gedrückte Stimmung und die Erschöpfung erklären
                    Als die drei auspacken, bewundern wir das massenhafte Gepäck, das sie durch die Gegend schippern. Später, als die drei sich dann vollständig niedergelassen haben, sehen wir unter anderem ca. 20kg frische Lebensmittel in einer Sporttasche, einen fast leeren mittelgroßen Lederkoffer mit einer Angel, Teegläser aus Glas usw. So viel hatten wir ja nicht mal ansatzweise auf unserer ersten Tour dabei und da hatten wir fast alles dabei. Während die drei noch diskutieren, ob sie wirklich hier bleiben soll, lernen wir das Pärchen aus dem Hubba kennen, dass zwei Wochen UL hier in der Gegend unterwegs ist. Sie kommt mit einem Buch in den Windschutz und er geht erstmal angeln. Die drei Deutschen haben sich entschieden, hier zu bleiben und wollen erstmal ein Feuer machen. Da unser Zelt sehr nah an der großen Feuerstelle steht, weichen die drei freundlicherweise auf eine weitere Feuerstelle aus.
                    Und damit beginnt unserer heutige Abendunterhaltung. Zunächst wird Holz benötigt, das hier aber Mangelware ist, weil es alles schon weggesammelt wurde. Ein Hinweis auf bereitgestelltes Holz neben der Hütte erhellt die Mienen kurzzeitig, bis die drei feststellen müssen, dass das Holz noch im Format 100x30 an der Wand lehnt. Darauf sind sie aber vorbereitet und kramen ihre Axt aus dem Ausrüstungsberg, die sich als niedliches Fiskars 20cm-Beil herausstellt. Einer der drei legt einen Stamm auf den Boden und beginnt wie wild mit dem Beil auf den Stamm einzuschlagen, um ihn in der Mitte zu spalten. Noch bevor er das Holz damit nennenswert angekratzt hat, haben wir genug gesehen und weisen ihn auf die Säge hin, die im Windschutz hängt. Während das relativ frische Holz mit den stumpfen Zähnen der Säge Kontakt bekommen, versuchen die anderen beiden mit der Verpackung ihrer Alufolienrolle und ein paar Holzspänen Feuer zu machen. Leider hat die Verpackung in der Reisetasche Regen abbekommen und brennt dementsprechend erstmal nicht. Auch der Holzhacker kommt mit der Säge nicht voran und greift wieder zum Beil. Bevor er sich weiter abmüht weisen wir ihn auf die bereitgestellte Axt im Windschutz hin. Das hätten wir zu seinem Schutz lieber lassen sollen, denn jetzt stellt er sich in Flipflops auf den Holzstamm und schlägt mit der Axt eine Kerbe zwischen seine ungeschützten Füße. Bevor wir ihm davon abraten können, entdeckt sein Kumpel das und übernimmt das Holzhacken. Jetzt geht das Holzhacken zwar sicherer weiter, erfolgreich ist es aber immer noch nicht, da er bei jedem dritten Schlag daneben haut und den Boden trifft. Nach einiger Zeit und ohne nennenswerten Erfolg gibt er dann auf und die drei schwärmen nochmal zum Holzsammeln in die erweiterte Umgebung aus. Mit dem bisschen feuchtem Holz, das sie gefunden haben und einer Plastikverpackung bekommen sie dann ein kleines Feuer in Gang, das aber höchstens dazu reicht, um ein paar Socken zu trocknen.
                    Mittlerweile ist der Angler aus dem Hubba mit einem Fisch zurückgekehrt und fragt, ob er seinen Fisch über dem kleinen Feuer zubereiten kann. Nachdem die drei bejaht haben, bringt er das Feuer richtig in Gang und hängt seinen Fisch drüber. Wir kriegen jetzt auch Hunger und kochen uns Wasser für die letzte Trekkingmahlzeit, die wir allerdings gerne gegen den Fisch eintauschen würden. Bevor die Dreier-Crew ihr Zelt aufbaut, das nach eigener Aussage ein 30 Jahre altes undichtes North Face Expeditionszelt ist, kochen sie erstmal Essen. Hier gucken wir etwas neidisch, was die drei an frischen Lebensmitteln aus ihrer Sporttasche zaubern.


                    Unsere Nachbarn in Rödviken

                    Wir sortieren nochmal durch und geben die beiden UL-Trekkern noch unsere Tee-Vorräte und 200g Shortbread, das unsere bisherige Reise auf wundersame Weise nahezu unbeschadet überstanden hat. Als wir dann unseren Jägermeister zusammen final vernichten, treffen noch zwei abgekämpfte Deutsche UH-Trekker bei uns am Windschutz ein und müssen feststellen, dass ihr Zelt hier nicht mehr hin passt. Wir machen ihnen aber Mut, dass am See entlang noch mehrere geeignete Flächen vorhanden sind. Mittlerweile ist es hier am Rödviken schon recht bevölkert. Am Windschutz sind wir sieben, ein Stück weiter wohnen noch die vier Norweger und weiter Richtung See haben wir vorhin nochmal zwei Gestalten angeln gesehen. So voll war es bisher nur in Svukuriset.
                    Die beiden ziehen weiter, die drei Kanuten bauen ihr Himalaya Hotel auf und wir klönen noch etwas. Als es dann langsam dämmert, packen wir unsere Sachen zusammen und verschwinden im Zelt. „Gute Nacht, John Boy!“. Zunächst sind der Wind und die Wellen vom einen Meter entfernten See etwas störend, dann lassen sie uns aber super einschlafen, ohne Geräusche von den restlichen Bewohnern dieses Platzes zu hören.
                    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 08:22. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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                      Dienstag 12.8.2014
                      Von Rödviken nach Käringsjön

                      Slut

                      Dank Wellen habe ich richtig gut geschlafen. Christian hat nicht so gut geschlafen, da für ihn quasi die ganze Nacht der Wecker geklingelt hat – zu Hause weckt ihn sein Wecker mit Wellenrauschen. Wir schälen uns aus den Schlafsäcken und beginnen unseren letzten Tag draußen. Immerhin ist das Wetter auf unserer Seite und zeigt sich mit moderatem Wind und leichter Bewölkung versöhnlich. Während die Dreiergruppe noch schläft, kochen wir Kaffee und löffeln unser Müsli. Als wir leise unser Zelt abbauen und die Rucksäcke ein letztes Mal packen, hören wir Bewegung im Himalaya Hotel nebenan.
                      Heute waren wir scheinbar wieder früh wach, denn ein Blick auf die Uhr beim Verlassen des Lagers verrät, dass es erst halb acht ist. Unser Ziel heute ist das nur noch acht Kilometer entfernte Käringsjön (GM 803), wo unsere Tour heute enden wird. Voller Elan kommen wir auf dem einfachen Weg gut voran, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass der Weg nur geringfügige Steigungen und wenig große Steine hat. Auch unsere Freunde, die Bretterwege sind wieder von der Partie. Je näher wir allerdings Käringsjön kommen, desto öfter sind die Bretterwege noch in Bau und wir müssen über die alten morschen Balken laufen, die teilweise schon zerkrümeln.


                      Schöne Landschaft auf den letzten Metern


                      Treffen mit Kanuinfrastruktur

                      Nach drei Kilometern erreichen wir die Abzweigung nach Käringsjön (GM 801). Wir biegen dort vom Weg zur Rogenstugan ab und marschieren weiter durch diese tolle Landschaft Richtung Ziel. Hier sind jetzt alle Bohlenwege, die die Natur vorm Menschen und die Schuhe der Menschen vor Überflutung schützen, noch nicht renoviert. Zwar liegt das entsprechende Holz schon neben den Wegen, ist aber noch nicht endmontiert. Über die alten Bohlen, die teilweise beim Begehen schon unter Wasser sind und die abgelegten Bretter lässt sich aber immer mühelos ein Weg finden.


                      So macht das Laufen nochmal richtig Spaß


                      Skurile Bäume bei Käringsjön

                      Im Bereich zwischen Rogensee und Käringsjön schlängelt sich der Weg zwischen vielen kleinen Seen hindurch, die mit Trampelpfaden und improvisierten Kanuwegen verbunden sind. Der Regen lässt noch auf sich warten und die Gegend zeigt sich nochmal von der schönen Seite. Und so fühlen sich diese letzten fünf Kilometer an, als hätten wir sie in einer halben Stunde geschafft. Früher als erwartet taucht hinter einem letzten großen Sumpfgebiet (GM 802) das Haupthaus von Käringsjön (GM 803) auf. Bei der letzten Matschüberquerung darf ich vorgehen, da Christian seine Cold Mud Challenge ja schon hinter sich hat. Wir holen uns im Sumpf allerdings nur ein paar matschige Schuhe und erreichen über die letzten verrottenden Balken das feste Ufer bei Käringsjön.


                      Die Bohlenwege sind am Ende ihrer Lebensdauer angekommen


                      Ersatzmaterial liegt bereit

                      Langsam erfasst uns dieses immer gleiche Gefühl am Ende einer Tour: Wir freuen uns, dass wir unsere erste größere Trekkingtour problemlos geschafft haben, sind aber gleichzeitig auch ein bisschen traurig, dass es für dieses Mal schon wieder vorbei ist.
                      Erstmal gehen wir zum Auto, schmeißen unsere Rucksäcke in den Kofferraum und gönnen uns auf einer Holzbank ein kühles Zielbier. Wie entspannt man sich doch fühlt, wenn man angekommen ist und alle um einen rum gerade erst starten. In diesem Fall ist das eine größere Jugendgruppe von einem Hamburger Sportverein, die gerade ihre Ausrüstung sortiert und zum Wasser trägt. Echt super, dass sich jemand die Mühe macht, den Jugendlichen eine solche Tour zu bieten! Wir geben noch ein paar Infos weiter und wünschen der Gruppe eine schöne Tour.


                      Geschafft ... Willkommen in Käringsjön


                      Kanugruppe bereitet sich vor

                      Während sich die Gruppe um einen riesigen Haufen Ausrüstung sammelt, fängt es an zu regnen. Wir trinken unser Feierbier genüsslich aus und ziehen uns um. In frischer Zivilkleidung und leichten Sneakers verstauen wir unsere Ausrüstung und besuchen nochmal das kleine Häuschen mit dem Herz in der Tür. Lustig, wie sensibel die Füße nach einer Woche im Meindl Borneo geworden sind - durch die Sohlen der Sneakers spüre ich jeden kleinen Stein sofort.
                      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 08:33. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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                        Dienstag 12.8.2014
                        Von Käringjön nach Funäsdalen

                        Funäsdalen Ski Lodge
                        Wir verabschieden uns vom Rogen und fahren mit dem Auto zurück über die Maut“straße“ Richtung Käringsjovallen. Nachdem wir hier im Rogen alle möglichen steinigen Wege gegangen sind, kommt uns die Straße gar nicht mehr so schlecht von. So meistern wir das acht Kilometer lange Stück in einer guten Viertelstunde, machen kurz in Käringsjovallen Halt und fahren dann mit bis zu 80 km/h über die endlosen Schotterautobahnen. Am Ende der wirklich gut ausgebauten Schotterstraße biegen wir auf die Hauptstraße ab, fahren durch Tännas und erreichen schließlich Funäsdalen, von wo wir unsere Kanutour 2011 gestartet haben. Hier in der bekannten Umgebung fühlen wir uns gleich wieder wohl.


                        Touristinformation im Fjällmuseet Funäsdalen


                        Topsport in Funäsdalen

                        Doch zunächst brauchen wir eine Unterkunft, da der heutige Tag ja als Reservetag geplant war. Ein Campingplatz würde es tun, einer kleinen Hütte sind wir aber auch nicht abgeneigt. Und so ist unser erster Halt die Touristinformation im Fjällmuseet, wo man uns ein preiswertes 40qm-Apartment für 50€ bucht. Den Schlüssel müssen wir an der örtlichen Shell-Tankstelle abholen, wo ich unser Fahrzeug gleich noch volltanke. Wir bekommen noch eine Anfahrtsskizze, treffen eine Übergabe-Vereinbarung für den nächsten Morgen um 10:00 Uhr und fahren dann erstmal zu unserem Apartment.
                        Nach fünf Minuten Fahrt stehen wir auf dem Parkplatz eines neu gebauten Ski-Ressorts, das aus vier größeren Häusern mit ca. 30 bis 40 Apartments und einem eigenen Skilift besteht. Wir fahren zu unserem Apartment, schließen auf und befinden uns in einem modernen Apartment mit allen Annehmlichkeit wie Geschirrspüler, Ofen, Flat-TV mit Wii usw. Zusätzlich hat gibt es noch Winterausstattung mit Trockenschrank im Bad, Skiständer und Schaufeln vor jedem Haus. Und das ganze kostet uns in Schweden nur 50,-€. Unsere verstärkte Aufmerksamkeit gilt zunächst aber dem Badezimmer, wo eine heiße Dusche auf uns wartet. Nachdem wir wieder zivilisiert sind, überlegen wir noch kurz, ob wir unser nasses Zelt bei 50°C in den Trockenschrank für Skisachen hängen wollen, entscheiden dann aber, dass es das Risiko nicht wert ist.


                        Luxusaparment ...


                        ... mit Trockenschrank

                        Uns nächster Weg führt uns zum ICA-Supermarkt wieder nach Funäsdalen Downtown, wo wir uns mit ungesunden Zivilisationsessen eindecken. Nach dem Einkauf besuchen wir nochmal Topsport, unseren Kanuverleiher von der 2011er Kanutour und gehen eine Runde durchs überschaubare Stadtzentrum. Nach dem Einkauf von ein paar vorher vergessenen Sachen im Coop fahren wir am späten Nachmittag wieder zurück zu unserer Bonzen-Unterkunft. Dort genießen wir den Rest des Tages entspannt mit schwedischem DMAX, Chips, Bier und Tiefkühlpizza, bevor es uns gegen zehn in die Betten zieht. „Gute Nacht, John Boy!“ Einschlafen geht heute nicht so schnell, da wir uns heute zu wenig angestrengt haben.
                        Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 08:42. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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                          Mittwoch 13.8.2014
                          Von Funäsdalen nach Hamar

                          Kulturprogramm

                          So spät, wie wir eingeschlafen sind, so früh wachen wir auch wieder auf. Und wenn wir um 6:30 schon mal wach sind, können wir gleich auch früh aufstehen. Die Feldküche bietet heute Morgen statt Müsli Rührei, Bohnen, Bacon und Brötchen. Nach dem reichhaltigen Mahl packen wir unser Auto neu und machen die Wohnung gründlich sauber – schließlich wollen wir nach der Abnahme direkt los. Wir sind dabei zu schnell und sitzen um 8:30 schon wieder auf dem Sofa. Die Zeit bis zur Übergabe schlagen wir mit einem Top Gear Afrika Special und der aktuellen Tagesplanung tot. Zunächst wollen wir von Funäsdalen zu Weltkulturerbestadt Røros fahren und dort die Altstadt anschauen. Vor dort geht es dann über die E3 weiter nach Hamar. Je nach Zeit und Lust machen wir vor dort noch Abstecher ins Hinterland.


                          Unsere Herberge von außen

                          Pünktlich um zehn kommt der Mann für die Schlüsselübergabe. Doch anstatt überhaupt mal in die Wohnung zu schauen, bleibt er gleich draußen, weil seine Schuhe dreckig sind und fragt nur ob alles in Ordnung war. Wir bejahen und die Übergabe ist vorbei. Wie schön entspannt doch alles in Skandinavien geht.
                          Wir springen ins Auto und fahren durch Funäsdalen zur norwegischen Grenze. Kurz hinter der Grenze machen wir traditionell beim Coop marked Halt und decken uns für die kommende Fahrt ein, bevor wir weiter nach Røros weiterfahren. In der Weltkulturerbestadt besichtigen wir die malerische Altstadt und schauen bei der Kupferhütte vorbei, die unter anderem die ganze Landschaft hier in der Region verändert hat.


                          Downtown Røros


                          Ein Teil des Unesco Welterbes


                          Kirche von Røros

                          Nach dem Kurzbesuch in der Geschichte fahren wir weiter nach Hamar, wo wir heute Abend noch eine Nacht bleiben werden. Nach einer guten Stunde auf E3 ist uns die Fahrt zu monoton und wir suchen uns eine interessantere Alternativstrecke über ein paar Nebenstraßen. Nach einer Pause auf einem schönen Rastplatz steht die Strecke und beim Hannestad Vertshus biegen wir Richtung Osten auf Fv664 ab. Fünfzig Meter später wird aus der Asphaltstraße eine Schotterpiste, die aber wie immer in Norwegen gut befahrbar ist. Wir schrauben uns aus dem Tal des Glomma wieder hoch bis auf 900 Meter, überqueren den Berg und fahren mit toller Aussicht auf die Sølen-Bergkette wieder hinunter in das nächste Tal. Dort folgen wir der Rv30 und kommen in Koppang wieder zurück auf die E3. Das soll es aber noch nicht gewesen sein. Drum biegen wir zehn Kilometer südlich von Koppang wieder von der E3 ab, um über den Birkebeinervegen weiter Richtung Hamar zu fahren. Die private Mautstraße führt von hier gute dreißig Kilometer durch verschiedene Naturschutzgebiete hindurch über den Berg.
                          Auf Asphalt zahlen wir noch die 85 NOK Maut, danach geht es sofort auf Schotter weiter. Keinen Kilometer nach der Mautstation haben wir bei 40-50 km/h den ersten Norweger formatfüllend im Rückspiegel, den wir bei der markierten Ausweichstelle überholen lassen. Auf den folgenden Kilometer fahren wir uns kontinuierlich weiter bergauf und werden noch ein paar Mal überholt. Dabei fällt uns auf, dass die bisherigen sieben Fahrzeuge, die wir auf dem Weg gesehen haben, allesamt Allradfahrzeuge waren. Wir hoffen auf einen Zufall und passieren mit unserem Fronttriebler die Baumgrenze. Aber auch hier ist noch nicht Schluss und wir fahren immer noch leicht bergauf. An markanten Punkten halten mehrfach an und steigen aus, um den Fernblick in die Landschaft zu genießen. Den letzten Stopp machen wir dann auf 1100 Meter bei toller Rundumsicht auf das umliegende Fjell. Bei der Fahrt hinunter passieren wir jede Menge Wochenend-, Jagd- und Angelhütte, die hier alle wegen vielen freilaufender Schafe jeweils eingezäunt sind. Nach einer guten Stunde Fahrt auf dem Birkebeinervegen kommen wir zur zweiten Mautstation, wo wir unsere Mautquittung nochmal vorzeigen müssen.


                          Birkebeinervegen oberhalb der Baumgrenze

                          Eigentlich dachten wir, dass nach der Mautstation der Schotter zu Ende ist ... dachten wir ... stattdessen geht es noch ungefähr dreißig Kilometer so weiter. Allerdings sind die Straßen hier besser ausgebaut und lassen wieder 70 km/h zu, auch wenn es gerade anfängt zu regnen. Als wir dann endlich wieder auf einer Asphaltstraße sind, ist diese in einem schlechten Zustand als die Schotterpiste. Immerhin regnet es jetzt so stark, dass das leichte Aquaplaning in den Pfützen uns komfortabel über die großen Schlaglöcher bringt.
                          Nach fünfzig Kilometern biegen wir endlich wieder auf eine anständige Straße ab und fahren direkt nach Hamar weiter, wo wir uns ein Hotelzimmer gegönnt haben. Nach dem Einchecken machen wir uns auf zur Nahrungssuche in die recht übersichtliche Innenstadt von Hamar. Direkt neben einem lokalen Oldtimer-Treffen finden wir das Steakhouse „Big Horn“, das für unser traditionelles Tour-Abschlussessen wie geschaffen zu sein scheint. Wir gönnen uns neben einem anständigen Steak noch Vor- und Nachspeise und landen dann bei ein Rechnung, deren Höhe uns mal wieder staunen läßt ... leider bei Abschlussessen in Skandinavien auch schon eine Tradition. Ganz traditionell lassen wir den Abend noch einem Pub ausklingen, das wir ganz gegen die Tradition nicht als letzte verlassen. „Gute Nacht, John Boy“ Diese Schlafsäcke zum Zudecken sind irgendwie komisch.
                          Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 08:44. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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                            Donnerstag 14.8. 2014
                            Vom Hamar nach Oslo und auf Ostsee

                            Heute brauchen wir einen Wecker, um aufzuwachen - dann geht aber alles schneller als sonst. Früh sitzen wir mit Ausblick über den Mjøsa-See beim Frühstück. Der Ausblick wird nur durch eine Gruppe Chinesen in Reisebusstärke gestört, von denen die Hälfte nach westlichen Maßstäben wie die Schweine isst. Nach dem Auschecken, drehen wir gegen neun noch eine Stadtrunde, die wir aber kurze Zeit später abbrechen, da in der Stadt noch nichts los ist.
                            So machen wir uns nach Oslo auf und fahren am Mjøsa-See entlang Richtung Süden, wo wir gleich auf eine gigantische Baustelle treffen. Hier wird auf dreißig Kilometern die E6 an massiven Felshängen verbreitert und gleichzeitig eine Bahnstecke erneuert. Und während man in Deutschland oft nur vereinzelte Bauarbeiter auf langen Autobahnbaustellen sieht, wird hier auf der gesamten Länge mit einem riesigen Maschinenpark gebaut – im Rest von Norwegen kann es kaum noch Baumaschinen geben.


                            Wieder aufgebaute Häuser im Norsk Folkemuseum


                            Stabkirche im Norsk Folkemuseum

                            Ohne weitere Behinderungen erreichen wir unser erstes Ziel in Oslo, das Norsk Folkemuseum, ein großes Freilichtmuseum im Südwesten der Osloer Innenstadt. Bei Regen streifen wir drei Stunden durch das weitläufige Areal mit seinen vielen Gebäuden aus verschiedenen Regionen und Epochen. Nach dem Norsk Folkemuseum fahren wir mit einem kurzen Abstecher über den Holmenkollen nach Oslo Downtown. Bei der Fahrt fällt uns mal wieder auf, wie weit fortgeschritten hier die Elektromobilität im Verhältnis zu Deutschland schon ist. In den vier Stunden, die wir durch Oslo fahren bzw. laufen zählen ich 21 Tesla Model S, fünf BMW i3 und unzählige Nissan Leaf, Renaults und andere Elektrofahrzeuge. Im Fikka-Parkhaus folgen wir dem dem Lichtleitsystem (ein Licht über jeden Parkplatz) bis zu unserem freien Parkplatz und beginnen dann eine kurze Runde zu den touristischen Highlights, wie dem Königspalast, dem Parlament und dem Rathaus. Vom Hafen gehen wir dann Richtung Oper, wo noch die deutsche Fregatte „Bayern“ am Pier liegt und sich auf hohen Besuch vorbereitet.


                            Die Oper von Oslo


                            Die "Bayern" zuz Gast in Oslo

                            Beim Gang vom Bahnhof zurück in die Fußgängerzone meldet sich unsere Magen zu Wort und wir machen noch eine kurzen Stopp bei einer Fastfoodkette schottischer Herkunft (ich weiß, mir wurde hier MAX empfohlen). Nachdem wir jeder ein Menu für 12€ verdrückt haben, laufen wir draußen voll in einen starken Regenguss. Wir entscheiden uns für einen Stopp in einem großen Fjällräven-Store und bewundern dort die mehr als saftigen Preise. Als wir durch sind und langsam wegen unserer Fähre auf die Uhr schauen, regnet es immer noch in Strömen. Hilft alles nichts, wir sind Outdoorer, das können wir ab. Zwanzig Minuten später stehen wir nass bis auf die Haut und leicht angefroren vorm Parkautomat in der Fikka-Garage. 21€ für vier Stunden Parken tragen nicht gerade zur Verbesserung der Laune bei. Schnell düsen wir durch die Stadt zum Fähranleger in der Nähe der „Bayern“ und müssen dort feststellen, dass uns Eile umsonst war – die Fähre ist noch nicht mal da. Irgendwann hat sie dann angelegt, das Entladen dauert gefühlt eine Ewigkeit und fünfzehn Minuten nach der geplanten Abfahrtszeit fahren wir auf die Fähre. Als die Fähre mit einer guten Verspätung nach Frederikshavn ausläuft, sitzen wir wieder getrocknet bei Live-Musik mit einer Gerstenkaltschale an Deck und genießen den Ausblick auf Oslo. Später geben wir unsere letzten Kronen im für Pizza, Bier und Dutyfree Shopping aus und verziehen uns dann auf die spartanischen Kabinen, die nicht mal einen Fernseher haben. „Gute Nacht, John Boy!“ Heute ist Einschlafen echt schwierig.


                            Warten auf die Fähre
                            Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 08:55. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
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                              • 23.11.2008
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                              #15
                              [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

                              Freitag 15.8. 2014
                              Von Frederikshavn nach Hameln

                              5:00 Uhr klingelt schon der Wecker, 5:30 sitzen wir beim Frühstück. Dort bekommen wir gerade noch einen Tisch und ergattern in dem großen Gewühl auch noch ein anständiges Frühstück. Um sieben legen wir in Frederikshavn an und haben jetzt noch 715km Straße vor uns. Abgesehen von einem kleinen Stau vorm Elbtunnel und einem kleinen Unfall vor uns verläuft die Fahrt völlig ereignislos. Das Ausladen bei Christian und später bei mir verläuft dann schon wieder traditionell ... im Regen.


                              Vorbeiteten auf Massenstart

                              Fazit

                              Das Fazit unser ersten größeren Trekkingtour fällt kurz, aber eindeutig aus: Alles super!

                              Super Region

                              Zunächst ist natürlich das Gränslandet (Rogen/Femund) super. Wir kennen die Region schon vom Kanufahren und haben uns dort auf Anhieb wieder wohl gefühlt. Die abwechslungsreiche Landschaft rund um die Baumgrenze bietet von allem was, sodass keine Tagesetappe monoton wird.
                              Während das Gebiet für Outdoorneulinge wegen der Abgelegenheit sicher nicht die erste Wahl ist, war das Gränslandet für uns als Trekking-Quereinsteiger perfekt. Die Wege sind relativ gut zu gehen und die Navigation ist extrem einfach. Selbst mit der kostenlosen Übersichtskarte vom Gränslandet ohne topografische Details hätten wir die Tour gehen können.
                              Im Gränslandet kann man sowohl die vorhandene Outdoor-Infrastruktur (DNT-/STF-Hütten und Windschutze) nutzen, als auch abgelegen in freier Natur übernachten. Das macht einen gerade bei schlechtem Wetter etwas flexibler.

                              Super Ausrüstung

                              Unsere Ausrüstung stammt zwar weitestgehend vom Kanufahren, wurde von uns aber in den letzten Jahren schon um einiges abgespeckt. Hinzugekommen sind natürlich noch die Trekkingspezifischen Teile. Die wasserdichten Ortlieb-Volumenmodelle (Big Zip und Rackpack) haben wir gegen Tatonka Bison 75 und Osprey Aether 60 getauscht, die wassertaugliche Fußmode wurde gegen Robustes aus dem Hause Meindl und Lowa gewechselt. Ich habe noch das Thema Schlafen ausgemistet und bei Isomatte, Schlafsack und Kissen über zwei Kilo im Vergleich zum Kanu-Setup gespart.
                              Trotzdem bin ich noch mit ca. 23 Kilo (26 Kilo mit maximalem Wasser im Trinksystem) und Christian mit 18 Kilo (bzw. 21 Kilo brutto) für acht Tage plus Reservetag gestartet. Für die nächste Tour lassen sich da sicherlich noch ein paar Kilos bei Essen und Kleinkram reduzieren, ohne bei Komfort und Sicherheit Abstriche machen zu müssen.
                              Immerhin hat sich mein neuer Tatonka Bison bewährt, den ich mit seinem guten Tragesystem und dem dicken Beckengurt trotz seines Gewichtes wenig gespürt habe. Christian hatte mit seinem Aether Probleme mit dem dünnen Beckengurt, die er aber mit einem dickeren Gurt vom Osprey Xenith und einem Plüsch-auf-Plüsch-Adapter mittlerweile gelöst hat.

                              Super Planung

                              Die Planung der Tour war auf Grund unserer vorherigen Touren, dem noch vorhandenen Karten- und Infomaterial und Web-Karten recht einfach. Die restlichen Details habe ich mir in Reiseberichten zusammengesucht, sodass wir mit detaillierten Informationen über jedes Teilstück starten konnten.
                              Wir haben die Etappen bewusst so gewählt, dass wir am Anfang mit einfachen kurzen Etappen starten und zum Ende die schweren längeren Etappen auf uns warten. Das hat sicher dazu beigetragen, dass unsere Körper ohne nennenswerte Blasen, Abnutzungen oder Verletzungen durch die acht Tage gekommen sind.

                              Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 04.02.2015, 08:56. Grund: Bildunterschriften hinzugefügt
                              Das Leben ist kein Ponyhof!

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                              • maahinen
                                Erfahren
                                • 01.02.2014
                                • 303
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                                #16
                                AW: [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

                                Lieber Charlie, Danke für den schönen Bericht!
                                Bei so etwas bekomme ich auch wieder eine Wahnsinnsreiselust.
                                Liebe Grüße, maahinen

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                                • Fjaellraev
                                  Freak
                                  Liebt das Forum
                                  • 21.12.2003
                                  • 13981
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                                  #17
                                  AW: [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

                                  Herrlicher Bericht.
                                  Macht wahrscheinlich besonders Spass wenn man die Strecke zu grossen Teilen selber kennt und immer wieder Ecken erkennst an denen man war und Erinnerungen wach werden.
                                  Am Südende des Rogen kommen bei deinen Bildern schon fast Bedenken auf dass du die von mir geklaut hättest, aber es ist natürlich einfach die gleiche Morgenstimmung über dem See.
                                  In Rödviken hattet ihr ja echt gute Unterhaltung Bei meinen beiden Besuchen dort stand dort zum Glück jeweils nur ein Zelt, nämlich meines . Den Raststschutz gab es da auch noch nicht, nur den Schuppen und das Klo.

                                  Gruss
                                  Henning
                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                  nur unpassende Kleidung.

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                                  • Mika Hautamaeki
                                    Alter Hase
                                    • 30.05.2007
                                    • 4006
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

                                    Ohauahauaha, ich bin zwar erst in Hävlingen, aber deine Schilderungen der Verd****n Moränenhügel, der Blöde Berg, dessen Name nicht genannt werden soll, die Hütte am Rogen...Bei mir werden so viele Erinnerungen wach!!!! Ich freue mich schon darauf den rest zu lesen.
                                    Zuletzt geändert von Mika Hautamaeki; 03.02.2015, 21:34. Grund: Satz gelöscht, da er sich beim Lesen von Tag 4 erledigte
                                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                    A. v. Humboldt.

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                                    • 5-oclock-charlie

                                      Dauerbesucher
                                      • 23.11.2008
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                                      #19
                                      AW: [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

                                      Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                      Ohauahauaha, ich bin zwar erst in Hävlingen, aber deine Schilderungen der Verd****n Moränenhügel, der Blöde Berg, dessen Name nicht genannt werden soll, die Hütte am Rogen...Bei mir werden so viele Erinnerungen wach!!!! Ich freue mich schon darauf den rest zu lesen.
                                      Ich hoffe nur gute Erinnerungen
                                      Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                      • Mika Hautamaeki
                                        Alter Hase
                                        • 30.05.2007
                                        • 4006
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                                        #20
                                        AW: [SE][NO] Trekking Gränslandet - Rogen, Femundsmarka & Långfjället von Käring

                                        So, fertig gelesen. Genial!!!! Ein ganz dickes DANKE!
                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                        A. v. Humboldt.

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