[NO] Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Horst24
    Erfahren
    • 01.02.2012
    • 214
    • Privat

    • Meine Reisen

    [NO] Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Reisebericht
    Unsere erste Wintertour in Norwegen - Rondane im März 2014

    Dieses Jahr mußte dieser Traum angegangen werden. Oder wir hätten es wohl niemals mehr gemacht.

    Seit vielen Jahren sind wir meistens im Herbst begeistert in Skandinavien unterwegs. Oft in Lappland, zum Beispiel entlang des Nordkalottleden, zuletzt im Narvikfjell und Saltfjellet.
    Den skandinavischen Winter kennen wir von zwei längeren Schlittenhundetouren mit Björn Klauers Huskyfarm.

    Seither haben wir immer wieder mit dem Gedanken gespielt, doch auch im Winter mit Skiern eine Tour von Hütte zu Hütte zu machen. Bei Björn hatten wir auch schon erste Erfahrungen mit Tagestouren gesammelt. Beide sind wir recht gute Alpinskifahrer und machen Skitouren. Nur diese Winterfjelltour kam nie zustande.

    Diesen Winter sollte es dann soweit sein und wir machten gleich Nägel mit Köpfen. Im Dezember kauften wir uns bei MontK Skier (Fischer E99 Crown) und Schuhe (Crispi/Alfa) und fingen an, zu planen.

    Wir wollten etwa 10 Tage in den Bergen Norwegens unterwegs sein. Das Gebiet sollte nicht zu sehr abseits gängiger Routen liegen und die Hütten entweder bewirtschaftet sein oder die Möglichkeit von Proviantnachkauf bieten, um für den Anfang nicht mit zu schweren Rucksäcken unterwegs zu sein. Die Tatsache, daß im März viele Routen noch nicht gekvistet sind, nahmen wir gerne in Kauf, schließlich wollten wir ja auch das Orientieren und Navigieren im Winter üben.

    So fiel die Wahl des Gebietes - nicht zuletzt inspiriert durch Infos aus dem Forum - schließlich auf die Rondane. Der Plan war, von der Bergstation Hovringen zu starten und zunächst eine Runde im Zentrum der Rondane, über Rondvassbu, Doralseter und Bjornhollia zu machen und anschließend entlang des Ringebufjells über Eldabu, Grahogdbu und Jammerdalsbu nach Süden zu gehen. Via Friisvegen wollten wir wieder ins Gudbrandsdalen und damit zur Bahnlinie absteigen.
    Die ganze Tour verliefe oberhalb der Baumgrenze, Ausstiege wären jedoch an verschiedenen Punkten mehr oder weniger problemlos möglich. Fast alle Hütten haben Mobilfunkempfang und also die Möglichkeit, die aktuelle Wettervorhersage abzufragen.
    Abflug war am 15. März 2014, von München nach Oslo und hier ist unser Reisebericht.


    Anreise über Oslo nach Hovringen
    Wir sind fest aufgeregt. Angesichts des ausgefallenen Winters in Deutschland ging unser Plan, uns gut auf die Kälte und Belastung vorzubereiten und die Skier in den Mittelgebirgen um Nürnberg oder im Bayerischen Wald zu testen, völlig schief. Es lag einfach nirgends Schnee.
    Obwohl wir schon oft in Norwegen waren, ist es diesmal doch irgendwie anders. Schon am Flughafen ist ungewohnt, neben den Rucksäcken noch einen Sack mit Skiern herumzubugsieren. Alles klappt aber problemlos. Lufthansa transportiert die Skiausrüstung ohne Aufpreis ordentlich nach Oslo (seltsamerweise hätte die SAS als skandinavische Airline einen Aufpreis verlangt). Erstaunlich viele Leute sind mit Skiern unterwegs, die wenigsten allerdings mit einer Backcountry Langlaufausrüstung.
    Unser Zeitpuffer in Gardermoen bis zur Weiterfahrt mit dem Zug über Lillehammer nach Otta ist mehr als ausreichend. Gemütlich verzehren wir unsere reichhaltige Brotzeit, die wir von zuhause mitgebracht haben.



    Dann folgt eine die erste Ernüchterung: in Norwegen liegt genauso wenig Schnee wie in Deutschland. Und es ist ebenso warm. In Oslo und Umgebung sind keine Anzeichen von Winter zu sehen. Selbst im Wintersportort Lillehammer ist es nicht besser. Immerhin besteigen dort etliche Norweger mit Ski unseren Zug, die, so trösten wir uns, irgendwo mit ihren Brettern unterwegs gewesen sein mußten.

    In Otto steigen mit uns viele Skireisenden aus und verteilen sich auf die wartenden Taxis. Nur wir stehen zunächst etwas verloren rum. Wir hatten mit dem Hogfjellhotel vereinbart, abgeholt zu werden, aber keiner der wartenden Minibusse oder Taxis scheint auf uns zu warten. Schließlich spricht uns ein älterer Norweger an: unser Fahrer ist der Opa der Betreiberfamilie des Hogfjellhotels aus Hovringen mit seinem uralten Volvo. Zügig kurvt er uns ins Gebirge und ist sichtlich erfreut, seine Deutschkenntnisse aufzufrischen. Oberhalb von 700 Metern zeigt sich dann endlich Schnee und der Fahrstil unseres Opas wird noch rasanter.

    Plötzlich sind wir zum ersten Mal in diesem Winter richtig im Winter. Kälte, Schnee, gespurte Loipen. Wir freuen uns. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage ist durchwachsen, aber nicht schlecht. Im Hotel ist trotz des Wochenendes erstaunlich wenig los.


    Hovringen - Eingewöhnungstag und erste Langlaufrunde
    Nach einem opulenten Frühstück, das es norwegentypisch erst ab 8.00 Uhr gibt, gehen wir auf die Piste. Der Schnee und die Kälte sind zuerst völlig ungewohnt. Die Gegend rund um Hovringen ist recht hügelig und wir ahnen schon, daß die Orientierung selbst mit Karte und Kompaß in solch einem Gelände bei schlechterem Wetter nicht trivial ist. Aber egal, heute geht's ja noch einfach entlang sauber gespurten Loipen über Smuksjoseter rund um ein kleines Bergmassiv und wieder zurück nach Hovringen, insgesamt etwa 15km. Das Wetter und die Sicht sind gut. es weht nur ein leichter Wind, bei ungefähr minus 5 Grad. Also ein idealer Testtag, um die Ausrüstung auszuprobieren und festzulegen, mit welcher Kleidungskombination es morgen mit Gepäck losgeht.





    Alles klappt prima. In Smuksjoseter kehren wir ein. Es ist ein Genuß endlich mal wieder den ganzen Tag bei richtig kaltem Wetter draußen zu sein.

    Abends gibt's dann einen feinen Rentierbraten und wir wundern uns, daß trotz des Wochenendes so wenig los ist - offenbar konzentriert sich hier alles auf Ostern.
    In der Nacht produzieren wir in unserem Zimmer das erste Schneefeld. Üblicherweise schlafen wir immer mit offenem Fenster. Konstruktionsbedingt ist dies hier nicht so einfach zu bewerkstelligen und nachts wurde dann auch klar, warum. Die Kombination Wind und auf einmal eintretender Schneefall führt ruckzuck zu einem ordentlichen Schneehaufen im Zimmer - glücklicherweise ohne allzu große Folgen.


    Die erste Etappe nach Rondvassbu
    Der spannende Blick aus dem Fenster gleich nach dem Aufwachen sorgt für die erste Enttäuschung. Draußen schneit es und weht eine steife Brise. Der Wetterbericht sagt für die kommenden Tage wechselhaftes Wetter voraus, aber heute sollte es eigentlich ein sonniger Tag werden. Und tatsächlich, noch bevor wir unsere Rucksäcke zusammengepackt haben und zu frühstücken, kommen die ersten Sonnenstrahlen durch.
    Gestärkt mit einer Riesenportion Porridge, etlichen Marmeladen- und Leberwurstbroten sowie einigen Stücken Matjes in Tomatensauce mit Roter Beete geht es dann endlich los.



    Die ersten Kilometer bis Smuksojeter führen entlang des von gestern bekannten Weges. Mit Gepäck ist es aber eine ganz andere Belastung, von der Balance ganz zu schweigen. Die Rucksäcke wiegen zwar nur 10 bis 15 Kilo (wir haben Windsack, Isomatten, Schaufel und Schlafsäcke dabei), aber schon am ersten Anstieg kommen wir ins Schwitzen und ziehen die erste Schicht Kleidung aus. Nur, um nach weiteren einhundert Höhenmetern und nach einer ersten Pinkelpause die Kleiderordnung erneut anzupassen. Denn der heftige Wind kühlt gnadenlos aus. Dabei haben wir Glück, weil er tendenziell von hinten bläst.
    Kurze Zeit später gibt's die nächste Lehrstunde: laß im Wind niemals einen Handschuh zu Boden fallen! Mir passiert das natürlich prompt, als ich einen Handschuh ausziehe, um Elli zu fotographieren. Glücklicherweise bläst ihn der Wind nicht allzu weit weg und ich krieg ihn nach kurzem Spurt zu fassen. Seither nutze ich die Schlaufen an den Handschuhen. Außerdem sind die Finger nach jeder Fotorunde eiskalt, was sich beim Weiterlaufen aber rasch wieder legt.

    In Smuksjoseter machen wir Pause und sind die Attraktion einer norwegischen Vorschulklasse, die sich in der Gaststube aufwärmt. Dann geht's weiter Richtung Peer-Gynt-Hütte.

    Dieser Wegabschnitt ist nicht besonders schwer und als Teil des Loipennetzes rund um Hovringen immer noch gespurt.
    Wir machen die nächste wichtige Erfahrung: Pinkelpausen bei stärkerem Wind kühlen enorm aus. Elli hat hier heute - nicht zuletzt aufgrund des reichhaltigen Frühstückskaffees - ein kleines Problem. Die Peer-Gynt-Hütten sind noch geschlossen, bieten aber zumindest enen Windschutz für eine erneute Pause und Orientierung. Es ist schon 1 Uhr und wir haben erst knapp neun Kilometer geschafft, weitere elf sind es noch bis zu unserem Ziel Rondvassbu.

    Bei der Peer-Gynt-Hütte endet die gespurte Loipe und prompt stehen wir vor einem ersten Navigationsproblem. Die in der Karte verzeichnete Winterstrecke, die wir auch auf dem GPS abgespeichert haben, verläuft analog des Sommerwanderweges nördlich des Hügels namens Randen. Die Winterbeschilderung in Richtung Rondvassbu weist jedoch südlicher, entlang der gekvisteten Strecke in Richtung Mysuseter. Mitten in der allerersten Etappe müssen wir plötzlich unsere geplante Route in Frage stellen. Nach kurzem Kartenstudium entscheiden wir uns dafür, den Wegweisern zu folgen. Der Weg verläuft kontinuierlich auf etwa 1.100 Höhenmetern und wir haben die Hoffnung, daß die Loipe Richtung Rondvassbu später von dieser Strecke abzweigt. Unsere Entscheidung wird dadurch erleichtert, daß unser ursprünglich geplanter Weg arg im Nebel liegt. Dennoch sind wir anfangs etwas verunsichert, zumal es laut den Schildern immer noch über 11km bis Rondvassbu sind und wir bis zu den Peer-Gynt-Hütten schon viel länger gebraucht haben, als gedacht.



    Unsere Entscheidung ist richtig. Nach einigen Kilometern gabelt sich der Weg und eine gekvistete Loipe zweigt nach Rondvassbu links ab. Der starke Wind ist allerdings wirklich ungemütlich und wir können von Glück reden, ihn die ganze Zeit in unserem Rücken zu haben. Dennoch kommen wir nicht wirklich schnell voran und erreichen erst um halb 5 Rondvassbu.



    Müde und etwas ausgezehrt vom Wind, aber doch zufrieden über unsere erste richtige Winteretappe genießen wir ein hübsches Doppelzimmerchen mit Stockbetten und gönnen uns zum Abendessen jeder ein schönes großes Glas Bier. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Professionalität die Norweger auf solch einer Berghütte mit meiner Nahrungsmittelallergie umgehen. Alles klappt problemlos und ich krieg sogar eine eigene Nachspeise. Auch eine mögliche Beziehungskrise, weil ich für Elli kein Dreigangmenu geordert habe, kann dank der Flexibilität der Küche vermieden werden.



    Rondvassbu - Doralseter
    Das Wetter ist prima. Wir sind die ersten beim Frühstück und stehen gleich früh um 9 Uhr auf den Skiern. Nachts hat es kräftig geschneit und wir pflügen die erste Spur mitten über den See Rondvatnet nach Norden.





    Es sind coole Eindrücke. Die Sonne klettert langsam über die Berge. Zu Eis gefrorene Wasserfälle an den Steilhängen des Ufers schimmern bläulich. Auch nach dem Ende des Sees ist der Wegverlauf logisch. Wir halten uns eher links und umgehen etwas westlich und oberhalb am Hang nicht zugefrorene Stellen des Zuflusses zum See. Es geht moderat bergauf und bald eröffnet sich der Blick nach Osten ins Langglupdalen, das Richtung Bjornhollia führt - unsere nächste Etappe.

    Es weht wieder eine gute Brise, aber heute sind wir schon besser gerüstet. Alles ist gut vertäut. Die Kartentasche schlägt mir nicht mehr ständig ins Gesicht. Ich nutze die Schlaufen meiner Handschuhe. Wir wählen windgeschütztere Pausenplätze und machen kürzere, aber regelmäßigere Rast.



    Am meisten genießen wir Ellis selbst gebackene Müsliriegel (-> an dieser Stelle vielen Dank für die Anregung, die wir aus dem Forum von Libertist abgeschaut haben). Superlecker und enorm nahrhaft.
    Die Abfahrt ins Doraden klappt prima. Von weitem sehen wir schon unser Ziel, die Doralseter Hütten.



    Im Tal folgen wir einigen Steinmännchen und wähnen uns schon am Ziel einer reibungslosen Tour, als wir plötzlich vor einer größeren Steilstufe stehen. Wir sind noch immer auf der Südseite des Flusses. Eine Querung ist an dieser Stelle unmöglich, zu tief hat sich das Flussbett in den Fels eingegraben. Das GPS und die Karte sind keine große Unterstützung. Der blau gepunktete Winterweg folgt auf der Karte dem Sommerweg, aber das scheint hier nicht zu passen. Vor die Wahl gestellt, entweder ein Stück zurückzugehen und im flacheren Gelände den Fluß zu queren, oder die Steilstufe zu überwinden und auf dieser Flußseite weiterzugehen, um dann auf die in der Karte eingezeichnete Brücke zu stoßen, entscheiden wir uns für die letztere Variante. So kommt unsere neue Alu-Schaufel zum Einsatz. Die scharfe Kante bewährt sich, ich kann Stufen in den harten Schnee hauen und wir überwinden das Hindernis.
    In der breiten Flußebene ist es einwenig zäh, aber bald stoßen wir erneut auf Markierungen und entdecken die Brücke.



    Doralseter ist nur in der Hauptwintersaison privat bewirtschaftet. Außerhalb dieser Zeit steht eine DNT Winterhütte zur Verfügung. Die Hütte ist leider nicht ganz so gepflegt, wie es bei DNT Hütten sonst Standard ist. Alles ist schon etwas abgewohnt und nicht so sauber. Der Proviant ist zum Teil schon viele Jahre abgelaufen, einige Dosen sind böse verdellt und die Auswahl ist auch nicht besonders groß. Das ist ein wenig enttäuschend, weil Elli am nächsten Tag Geburtstag hat und wir einen Tag Geburtstagspause einlegen wollten. Aber die Stimmung steigt schnell wieder. Es ist tolles Wetter. Wir beseitigen den gröbsten Unrat und dann geht's ans Holzhacken und Schneeschmelzen. Und schließlich haben wir ja Knoblauch und Chillies dabei, um auch Labskaus aus der Dose noch aufzupäppeln.

    Wir sind allein auf der Hütte, ein norwegisches Mädchen, das alleine mit Pulka und Husky Norwegen von Süd nach Nord durchqueren will, besucht uns kurz, zieht dann aber weiter. Beeindruckend!




    Ruhetag
    Das Geburtstagsfrühstück besteht aus Schokoladenporridge, erzänzt um einige Highlights des Frühstücksbuffets in Rondvassbu.



    Draußen ist Schneesturm. Erst am frühen Nachmittag soll es aufreißen und dann wieder sonnig werden. Für morgen meldet der Wetterdienst yr.no dann zwar keine Niederschläge, aber im Tagesverlauf immer weiter zunehmenden Wind mit Geschwindigkeiten bis 17 m/s. Wir halten Kriegsrat und überlegen die weitere Tourstrategie. Jetzt in diesem Schneegestöber loszulaufen, macht wenig Sinn, zumal die Wegsuche schon gestern, bei besten Verhältnissen, knifflig war. Der Sturm morgen soll aus südöstlicher Richtung wehen, käme also während der gesamten Länge des Langglupdalen bis Bjornhollia von vorne. Für den Marsch nach Bjornhollia brauchen wir bei unserem Gehtempo sicher 7 Stunden. Aufgrund dieser Faktenlage beschließen wir, wieder nach Rondvassbu zurückzugehen, und von dort nach Bjornhollia zu gehen. Gott sei Dank haben wir ja ausreichend Reservetage. Für die Strecke Rondvassbu - Doralseter hatten wir etwa 5 Stunden gebraucht und wir vereinbaren, noch heute zurückzugehen, sollte sich das Wetter bis 1 Uhr gebessert haben. Ansonsten morgen Früh sehr zeitig zu starten.

    Während des Vormittags machen wir es uns gemütlich, lesen und beobachten das ungemütliche Wetter draußen. Bis Mittag zeigen sich keinerlei Anzeichen irgendeiner Wetterbesserung. Irgendwann ist der Slot vorbei und wir beschließen dazubleiben. Prompt reißt es um halb 2 reißt es dann auf, rasch kommt die Sonne durch und plötzlich ist draußen das herrlichste Winterwetter. Für einen kurzen Moment sind wir unschlüssig, ob wir kurzerhand noch loslaufen sollen, aber wir haben ja noch nicht einmal gepackt und bis wir loskämen, wäre es sicher 2 Uhr. Wir bleiben also in Doralseter und starten stattdessen zu einem Ausflug in die tolle, winterlich verschneite Umgebung.



    Dabei erkunden wir auch gleich einen alternativen und geschickteren Rückweg über den Fluß. Das Mädchen mit der Pulka hatte uns gestern gute Tips gegeben. Gleich nach der Abfahrt hatte sie die Talseite ohne Schwierigkeiten wechseln können und in der Tat finden wir die Stelle auch problemlos. Damit sollte unser Rückweg morgen erheblich einfacher und flotter gehen.

    Bis Abend füllt sich unsere Hütte mit einigen Gruppen. Am Ende sind wir eine lustige internationale Mischung aus zwei englischen Gruppen, einem schwedisch-norwegischem Duo und einem alleinreisenden, zeltenden Schweizer (sei gegrüßt Benzodiazepin - es war sehr spannend zu lesen, wie es bei dir weiterging!). Vier Engländer treffen nach Einbruch der Dunkelheit gegen 8 Uhr ein und wir fragen uns, ob wir nicht übervorsichtig waren und nach der Wetterbesserung auch hätten loslaufen sollen. Zumal sich die Sturmwarnung für den morgigen Tag bestätigt. Aber wir sind halt keine Engländer.


    Doralseter - Rondvassbu
    Wir stehen früh um 6 Uhr auf und starten kurz nach 7 Uhr. Überraschenderweise ist es draußen fast windstill und mit -4 Grad recht warm. Es herrscht ein seltsames Licht und wir sehen zu, rasch voranzukommen.





    Auf der gegenüberliegenden Flußseite entdecken wir das ältere englische Ehepaar, das trotz der kniffligen Wettervorhersage nach Bjornhollia gehen will und noch vor uns losgelaufen ist. Es schaut aus, als ob sie sich beim Versuch, unsere gestrige Steilstufe irgendwo zu umgehen, verkeilt haben. Irgendwie kommen sie aber doch voran. Unsere Flußüberquerung klappt entlang des am gestrigen Nachmittag entdeckten Weges prima. Dann beginnt der Anstieg des Bergedalen. Langsam kommt böiger Wind auf und je weiter wir den Bergrücken des Smedhamran hochsteigen, desto stürmischer wird es.

    Hier zahlen wir erneut Lehrgeld. Weil es recht warm ist und bergauf geht, laufen wir sehr leicht bekleidet und verzichten wir darauf, eine der kurzen Pausen, in denen der noch böige Wind etwas weniger stärkt ist, zu nutzen, um wieder eine Kleidungsschicht anzuziehen, sondern warten mit dem Umziehen, bis der Sturm endgültig richtig pfeift. Das war natürlich ein Fehler. Es fliegt uns zwar - wir haben ja dazugelernt - nichts davon, aber während des Umziehens kühlen wir beide völlig aus.

    Das Laufen im Gegenwind bei leichtem Schneegestöber wird beschwerlicher, die Sicht ist aber immer noch gut und die Orientierung eigentlich einfach. Dann entdecken wir einige Höhenmeter oberhalb von uns, rechts am Hang den Schweden und später auch seinen norwegischen Freund. Angeblich erfahrene Skiläufer. Plötzlich wir sind verunsichert, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Gemäß Karte, GPS und unserer Erinnerung an den Hinweg paßt aber alles. Wir ziehen weiter.

    Ein kleines Steinfeld, das wir etwas zu weit westlich umgehen, beschert uns eine kleine, steilere Abfahrtseinlage. Dabei wird endgültig klar, daß Skifahren mit Alpinski und Downhills mit Langlaufskiern, noch dazu mit einem Rucksack auf dem Rücken, zwei paar Stiefel sind. Um nicht zu sagen, jeder Versuch einer halbwegs eleganten Abfahrt im Tiefschnee endet bei mir im Fiasko - oder besser gesagt, mit einem Sturz, dem sich ein mehr oder minder unbeholfener und verzweifelter Versuch anschließt, zügig wieder aufzustehen. Alles klappt gut, solange es in einer Spur oder zumindest in festem Schnee geradeaus bergab geht. Aber alle Versuche eines Schwungs oder auch nur einer langgezogenen Drehung gehen schief. Ernüchternd. Wir sind deswegen auch nicht unfroh, uns für die langsameren Schuppenski entschieden zuhaben. Das Abfahrtstempo reicht auch so.

    Kurz vor dem See machen wir nochmal eine kurze Rast. Plötzlich erscheint aus der Richtung, aus der wir kommen, ein weiterer Skifahrer. Es unser der norwegischer Hüttengenosse, der mit einigem Abstand seinem schwedischen Kollegen gefolgt war. Erst nach einiger Zeit hatten sie gemerkt, zu weit westlich und damit viel zu weit oberhalb des Tales zu sein. Dort hatten wir sie auch gesehen. Schlauerweise haben sie sich dann getrennt, und versuchten, an verschiedenen Stellen abzufahren und verloren sich dabei aus den Augen. Unserem Norweger schlottern die Knie und er ist sichtlich froh, uns getroffen zu haben und die letzten Meter Richtung Rondvassbu in unserer Spur zu gehen (wo sein Kumpel dann übrigens auf ihn wartet).



    Die Atmosphäre am Abend in Rondvassbu ist sehr beschaulich. Gemeinsam mit nur zwei anderen Norwegern (Papa und Tochter) sind wir die einzigen Gäste. Es ist sehr windig und warm.


    Ruhetag in Rondvassbu
    Ellis Achillessehne ist leicht geschwollen und schmerzt. Erste Anzeichen, daß etwas nicht paßt, hatte sie schon während der ersten langen Etappe nach Rondvassbu gemerkt, aber noch gehofft, den Beschwerden mit einer veränderten Schnürtechnik des Schuhs begegnen zu können. Auf dem Weg nach Doralseter wurde es aber eher schlimmer und auch während des Ruhetags dort besserten sich die Beschwerden kaum. Wir legen also vor den längeren und anspruchsvolleren Etappen einen erneuten Ruhetag ein. Elli testet einige Strumpf-, Schnür und Polsteralternativen um schlussendlich eine halbwegs zufriedenstellende Variante mit einer Plastiktüte zwischen dem Sockenpaar zu finden.

    Wir nutzen den Tag, um ein wenig in der Gegend herumzustöbern. Am späteren Nachmittag besteige ich einen der benachbarten Hügel namens Fremre Illmannhöe. Mit der Steighilfe, die wir zusätzlich zur Rottefella Telemark Bindung haben, klappt dies erstaunlich gut.









    Trotz der starken Bewölkung sind die Ausblicke herrlich. Die Abfahrt ist natürlich wieder ein Fiasko. Ein Sturz reiht sich an den nächsten. Auch ohne Rucksack.

    Im Laufe des Nachmittags - es ist Freitag - füllt sich die Hütte zusehends. Überraschenderweise kommt die Mehrzahl der Leute zum Skitourengehen. Beim Abendessen - es gibt hervorragenden Lachs - ist es richtig voll. Welch ein Unterschied zu gestern. Die letzten Gäste trudeln in völliger Dunkelheit ein.


    Rondvassbu - Bjornhollia
    Endlich geht es wieder weiter. Das Frühstück ist - noch dazu für eine Berghütte - von unglaublicher Qualität und Reichhaltigkeit. Es ist ein Wunder, daß einem bei der Essensmenge und dem Essensdurcheinander nicht schlecht wird. Von Porridge über Marmeladenbrötchen, Leberwurstknäckebroten bis hin zu Matjes in Tomatensauce mit Gurken und Roter Beete, ganz zu schweigen von Obst und Schinkenbroten, ist alles dabei. Wir machen uns ein Lunchpaket mit Sandwiches, und genießen zum letzten Mal auf der Tour die Vorzüge einer bewirtschafteten Hütte.

    Um 9 Uhr geht's los. Wir starten früh, weil der Wetterbericht im Tagesverlauf stärkeren Wind aus Osten ankündigt. Der Weg ist nur die ersten paar hundert Meter gekvistet, aber der Streckenverlauf durchs Illmanndalen ist eindeutig.



    Es ist eine schöne Tour, ohne große Schwierigkeiten geht es sanft bergauf, mit schönen Blicken zurück durchs Tal. Wir haben uns mittlerweile gut an Kälte und Wind gewohnt. Die Ruhetage haben auch gut getan. Jetzt muß nur noch Ellis Fuß halten.

    Ausnahmsweise ist auch die Abfahrt ein Genuß. Wir wähnen uns schon fast bei der Hütte, als überraschenderweise doch noch eine Hürde auftaucht. Beim Kartenstudium hatten wir schon festgestellt, daß der Weg nicht die ganze Zeit in der Talsenke verläuft. Es ist aber zu verlockend, gemütlich im Flussbett entlang zu gleiten und wir haben den irgendwann erforderlichen Abzweig und Umweg über einen kleinen Bergrücken schon fast verdrängt, als der Taleinschnitt immer enger wird und ich unverhofft vor einer Steilstufe stehe. Es ist klar, daß dies definitiv nicht der richtige Weg ist. Ich checke zwar noch, ob wir da nicht doch durchkommen, aber spätestens beim Blick auf die riesige Wächte oberhalb des Engpasses wird klar, daß es besser ist, zurückzugehen, um nach dem richtigen Weg Ausschau zu halten.





    Dies kostet einige Anstrengung, weil wir zur Abkürzung einen Steilhang hochklettern. Dann geht es zunächst etwas steiler, dann gemütlicher hinab in den anfangs noch lichten Birkenwald. Dort durchzugleiten, macht Spaß, wenngleich man schon Obacht geben muß, nicht in den stellenweise offenen Bach zu plumpsen.



    Nach einem kleinen Gegenanstieg, bei dem wir kurz die Skier abschnallen müssen, stehen wir vor den Bjornhollia-Hütten. Auch hier ist nur die Winterhütte offen. Die Hütte hat eine kleine Küche und viele noch kleine Zimmerchen mit einem oder mehreren Doppelstockbetten, alle mit einem Böllerofen ausgestattet. Die Hütte ist top gepflegt. Auch der Verpflegungsraum läßt keine Wünsche offen. Außer uns ist eine größere Gruppe norwegischer Jugendlicher da.

    Die vierköpfige Gruppe von Engländern, die wir in Doralseter kennengelernt hatten und die unsere Tour in entgegengesetzter Richtung gelaufen ist, hatte von Orientierungsschwierigkeiten auf dem letzten Teilstück ihrer Etappe von Eldabu nach Bjornhollia berichtet. Deswegen mache ich mich nochmal auf, um den Einstieg in unsere morgige Tour nach Eldabu auszukundschaften.



    Abends essen wir eine riesige Pfanne mit Gemüsereis und gebackenem Schinken. Wintertouren machen enorm hungrig. Ellis Konstruktion mit der Plastiktüte war erfolgreich. Die Beschwerden waren Gott sei Dank viel geringer als an den vorherigen Etappen. Wir sind ein wenig aufgeregt vor unserer Königsetappe am nächsten Tag. Dem längsten und schwierigstenTeilstück unserer Route.



    Bjornhollia - Eldabu
    Traditionellerweise gibt es bei unseren Hüttenübernachtungen zum Frühstück immer eine große Portion Porridge mit Schokolade und Kokosflocken, die wir von einem festen Kokosblock runterraspeln. Zum Mittagessen kriegt jeder eine Tüte mit Schokolade, einigen Trockenfrüchten, einigen Scheiben Bündnerfleisch aus dem schweizer Safiental und als Highlight einen von Ellis selbstgebackenen Müsliriegeln.

    Das Wetter ist nicht besonders gut. Ausgerechnet in südlicher Richtung ist es recht neblig. Es weht ein frischer Wind. Sehr zeitig tigern wir los. Zum ersten Mal auf der Tour ziehen wir unsere Felle auf, so daß der steile Gegenanstieg am Fuße des Blakollen keine Schwierigkeiten macht. Oberhalb der Baumgrenze schwenken wir langsam Richtung Süden - weiterhin zügig Höhe gewinnend. Anfangs sind noch regelmäßig Steinmännchen zu erkennen, was die Orientierung erleichtert. Das Gehen wird beschwerlicher. Das Gelände ist so abgeblasen und stellenweise fast eisig, daß sich keine richtige Spur ziehen läßt und die Ski beim Laufen quer zum Hang trotz der Stahlkanten immer wieder abrutschen.

    Dann zahlen wir erneut Lehrgeld. Unser Plan war, stetig leicht an Höhe zulegend nach Süden zu laufen, bis eine Höhe von etwa 1.200 Metern erreicht ist und dann auf dieser Höhe entlang des Bergrückens bis zu den Vulutjönna Seen zu marschieren. Offensichtlich steigen wir jedoch zu schnell auf und sind rasch auf einer Höhe von knapp unter 1.100 Metern. Dann werden wir nervös, weil auf einmal keine Steinmännchen mehr zu sehen sind. Anstatt nun einfach auf dieser Höhe zu bleiben und weiter in Richtung Süden zu gehen, versuchen wir, die vermeintliche Ideallinie wieder zu finden und rutschen den Hang wieder bergab. Einige Höhenmeter tiefer glauben wir einen Steinmann zu entdecken, der sich aber als ganz normaler Steinblock entpuppt. Schließlich checken wir das GPS, welches anzeigt, daß wir zu weit hinabgefahren sind. Genervt machen eine kurze Pause, studieren die Karte nochmal ganz genau und beratschlagen den weiteren Wegverlauf. Wir begreifen, daß es unsinnig ist, nach einem vermeintlich richtigen Weg zu suchen, sondern besinnen uns auf unsere vorher festgelegte Wegstrategie und laufen wieder in Richtung Süden weiter, immer sachte bergauf, bis die Höhe von 1.200 Meter erreicht ist. Leider haben wir während der Pause ein wenig zu früh unsere Felle abgemacht.



    Das Wetter ist weiterhin nicht besonders gut, tiefhängende Wolken erschweren die Sicht, nur gelegentlich kommt die Sonne durch. Ab der Höhe von 1.200 Metern tauchen im sehr abgeblasenen Gelände wieder Steinmännchen auf. Wir laufen immer weiter südwärts, bis es wieder bergab geht. Rechts verengt sich das Steindalen zu einer engen Schlucht. Dann stehen wir nach einer spannenden Abfahrt, die überraschend sturzfrei verläuft, am See Inder Vulutjönna. An dessen Ende sind einige Hütten, die zum Pausemachen einladen. Nach den Irritationen zu Beginn der Etappe sind wir gut vorangekommen. Mittlerweile hat auch die Sonne die Oberhand gewonnen und wir können die tolle, eindrucksvolle Winterfjelllandschaft so richtig bewundern.





    Die zweite Hälfte der Tour ist einfacher. Bei dem guten Wetter ist die Orientierung einfach. Auf annähernd der selben Höhe geht es immer weiter in Richtung Süden.



    Wir sind nach mittlerweile einer Woche im Fjell gut akklimatisiert und wesentlich flotter unterwegs, als noch zu Beginn unserer Reise. Weil das ganze Handling mit Foto und Ausrüstung vertrauter ist, klappt auch das Fotografieren besser und ohne, daß eine Hand einfriert oder irgendein Handschuh davon fliegt. Es ist allerdings mit - 5 Grad auch nicht besonders kalt.

    Gemütlich ziehen wir unsere Spur und lassen das bergige Fjell langsam hinter uns. Die ersten Wälder werden sichtbar und es ist früher Nachmittag, als wir auf die Trollloipe stoßen. Von dort sind es nur noch wenige Meter bis zur Hütte Eldabu. Der Weg durch den lichten Wald ist etwas unübersichtlich, aber schlussendlich leicht zu finden, weil genügend alte Spuren zu sehen sind. Ich schalte zwar sicherheitshalber das GPS ein, brauche es aber nicht wirklich.





    Eldabu ist eine tolle, kleine Hütte. Wer DNT Hütten mag, fühlt sich hier richtig wohl. Der Ausblick ist super. Es ist blauer Himmel und Sonnenschein und wir genießen das Wetter noch eine ganze Weile vor der Hütte. Wir sind froh und ein wenig stolz, diese schwierige Etappe so gut gemeistert zu haben.









    Ein holländisches Duo und das ältere englische Ehepaar, das wir schon in Doralseter kennengelernt hatten, kommen später auf der Hütte an und wir haben abends viel Freude und nette Gespräche. Bei unseren vergangenen Touren haben wir die Einsamkeit auf den Hütten gerne geschätzt. Jetzt sind die internationalen Hüttenbegegnungen ein Highlight der Tour.






    Eldabu - Grahögdbu
    Die Wetteraussichten sind hervorragend. Für die kommenden Tage meldet yr.no Sonnenschein pur. Nur heute soll es morgens noch ein wenig windig sein. Also starten wir wieder früh. Die Tour ist leicht. Wir gehen zurück zum Kreuzungspunkt der Trollloipe und folgen dieser eine ganze Weile. Nach den spannenden Strecken der vergangenen Tage ist der Marsch fast ein wenig langweilig. Landschaftlich ist das Ringebufjell aber überraschend schön.





    Links ist die hügelige Fjelllandschaft, Richtung Westen sind immer mehr Wälder zu sehen und am Horizont erscheinen die Bergketten Jotunheimens.





    Angesichts des Wetters ist die Tour heute eine Genuß. Wir machen öfter Pause als sonst, vermutlich auch, weil die Spannung der vorherigen Tage nicht mehr ganz so da ist. Selbst der Abzweig von der gespurten Trolloipe nach Grahogdbu ist ausgeschildert und der Weg selbst gekvistet.





    Zum ersten Mal auf unserer Tour scheint den ganzen Tag die Sonne. Von weitem ist die Hütte zuerst nur als kleiner schwarzer Fleck zu sehen. Wir trödeln und legen noch einige Stops ein - zuletzt während des Schlußanstieges nach Grahögdbu kurz unterhalb der Hütte.

    Grahogdbu ist eine ganz kleine, gemütliche Hütte mit nur acht Betten und schöner Aussicht. Obwohl es Luftlinie gar nicht so weit entfernt ist, liegt hier im Ringebufjell viel mehr Schnee als weiter nördlich in der Rondane. Die Hütte ist fast ganz eingeschneit.









    Unsere Tour neigt sich dem Ende zu und wir überlegen, wie wir weiterlaufen. Unsere ursprüngliche Idee sah als nächstes Etappenziel die Hütte Jammerdalsbu und am folgenden Tag den Ausstieg über die private Fjellstation Friisvegen vor. Jetzt beschließen wir, direkt von Grahogdbu bis Friisvegen durchzulaufen, dort zu übernachten, um dann am darauffolgenden Morgen einen Zug von Ringebu nach Oslo zu nehmen. Ein Tourabschluß in Friisvegen erscheint uns als ein logischeres Ende unserer Tour, zumal die Etappe von Jammerdalsbu bis Friisvegen nur sehr kurz ist. Klar, bei dem tollen Wetter ist jeder zusätzliche Tag im Fjell ein Genuß, aber wir freuen uns langsam auch wieder auf die Zivilisation.

    Wir sind sehr zufrieden mit unserer Tour. Winterskiwandern gefällt uns prima und haben längst den Beschluss gefaßt, im nächsten Frühjahr wieder eine Backcountryskitour zu machen. Mit großer Begeisterung blättern wir immer in den DNT-Mitgliederzeitschriften, die auf den Hütten herumliegen, um Anregungen für neue interessante Skigebiete zu finden.


    Grahogdbu - Friisvegen
    Die letzte Etappe. Wir starten wegen des sehr sonnigen Wetters kurz nach 8 Uhr.







    Zunächst geht es ohne große Höhenunterschiede geradewegs in südliche Richtung. Auf der einfachen Strecke kommen wir locker voran. Nach einer schönen Abfahrt stoßen wir auf etwa 1.000 Höhenmetern wieder auf die gespurte Trollloipe. Bald danach führt unser Weg zum ersten Male auf der Tour eine längere Strecke durch lichten Wald. Die Landschaft ist herrlich.

    Obwohl die Strecke einfach ist und wir auch flotten Schrittes gehen, zieht es sich heute. In der Sonne ist es gegen Mittag fast zu warm und ich muß doch noch meinen Sonnenhut herauskramen, den ich schon als eines der wenigen unnötigen Accessoires eingestuft hatte.

    Am Abzweig zur Jammerdalsbu machen wir Rast und es kommt etwas Wehmut auf, das Fjell bald verlassen zu müssen. Dann erreichen wir das erstaunlich gut ausgebaute und gepflegte Loipennetz von Friisvegen und starten den langen und flotten Schlußdownhill durch den Wald hinunter auf etwa 800 Höhenmeter. Friisvegen liegt sehr attraktiv mitten im Wald. Die Anlage macht einen guten Eindruck, aber jetzt unter der Woche sind fast keine Gäste da. Statt eines Zimmers kriegen wir quasi als Upgrade eine riesige Hütte, duschen, stöbern im kleinen Supermarkt herum, essen im Café zu Abend und genießen unser Abschlußbier.




    Oslo und Fazit
    Am nächsten Morgen bringt uns ein Taxi zum Bahnhof Ringebu. Leider liegt einfach zu wenig Schnee, um die Strecke mit den Skiern abzufahren.
    Der Rest ist schnell erzählt. Wir freuen uns riesig auf weitere drei Tage in der Hauptstadt. Oslo ist uns von früheren Reisen sehr vertraut. Wir entdecken einige neue Ecken, stöbern in Ausrüstungsläden herum und besuchen unsere Lieblingskneipen.





    Es war eine sehr schöne Tour. Die Strecke durch die bergige Rondane und dann entlang des Hochfjells von Ringebu war sehr abwechslungsreich. Der Schwierigkeitsgrad war für uns Anfänger genau richtig zum Kennenlernen der norwegischen Berge im Winter und zum Üben. Es war auch gut, daß die Wetterverhältnisse nicht immer perfekt waren, so daß wir eine schöne Bandbreite des Winterskiwanderns kennenlernen konnten.

    Backcountryskitouren allerdings echt ein anderes Kaliber als Sommertouren. Die Kälte zehrt aus und wir hatten während der gesamten Tour einen enormen Appetit. Die Tatsache, daß man nie lange Pause machen kann und irgendwie immer wachsam sein muß hinsichtlich der Orientierung, tut da sicher auch ein Übriges. Trotzdem haben wir beide das lange Draussensein im Winter sehr genossen, und die Landschaften fast intensiver erlebt, als im Sommer.

    Das stoische Gleiten auf Skiern in Winterlandschaften hatte zudem einen fast meditativen Effekt aufs Gemüt.
    Obwohl es schon Ende März war und das Gebiet eigentlich nicht abseits liegt, war es unterwegs recht einsam. Das abendliche Hüttenleben haben wir sehr genossen, immer wieder gab es auf den Hütten richtig nette Gespräche.
    Witzig, daß unsere Schweizer Bekanntschaft in Doralseter auf Outdoorseiten ebenfalls einen Reisebericht veröffentlicht hat. Wir mußten fest schmunzeln, als wir unsere Kaffeetasse auf einem Foto in Benzodiazepins Reisebericht entdeckt haben.

    Wir sind schon am Planen einer neuen Tour im Winter 2015. Aber erst geht's im September in den Sarek.

  • Fjaellraev
    Freak
    Liebt das Forum
    • 21.12.2003
    • 13981
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: (NO) Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

    Macht Spass so einen Bericht einer ersten Wintertour in Skandinavien zu lesen, an manchen Stellen kommt es mir doch sehr bekannt vor...
    Zitat von Horst24 Beitrag anzeigen
    Wir sind allein auf der Hütte, ein norwegisches Mädchen, das alleine mit Pulka und Husky Norwegen von Süd nach Nord durchqueren will, besucht uns kurz, zieht dann aber weiter. Beeindruckend!
    Die beiden sind übrigens immer noch unterwegs, mittlerweile natürlich nicht mehr mit Skiern, sondern mit dem Fahrrad.
    http://medveiensommaal.blogspot.no/

    Gruss
    Henning
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

    Kommentar


    • fcelch
      Dauerbesucher
      • 02.06.2009
      • 521
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: (NO) Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

      Hallo,

      danke für diesen tollen Bericht und die schönen Bilder.
      Man ist beim Lesen richtig dabei....
      Ich habe mir alles in Ruhe durchgelesen. Wunderbar!

      Ich kenne Rondane nur aus dem Sommer. Ich fürchte fast das ich mich zu einer solchen Skitour nicht aufraffen kann. Ich friere zu schnell. Aber es macht schon Lust darauf beim lesen.

      Gruß,
      FCElch

      Kommentar


      • Ellipirelli
        Gerne im Forum
        • 21.04.2014
        • 64
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: (NO) Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

        prima Bericht und prima Reise, entsprach auch mehr Deinem Temperaturbereicht
        Das erste Bild gibt mich allerdings der Lächerlichkeit preis.... Die Kollegen lachen schon.....
        Tadle nicht den Fluss, wenn Du ins Wasser fällst.

        Kommentar


        • Horst24
          Erfahren
          • 01.02.2012
          • 214
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: (NO) Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

          HTML-Code:
          Ich kenne Rondane nur aus dem Sommer. Ich fürchte fast das ich mich zu einer solchen Skitour nicht aufraffen kann. Ich friere zu schnell. Aber es macht schon Lust darauf beim lesen.

          Danke für dein positives Feedback.
          Was das Frieren angeht, waren wir auch skeptisch vorher, weil wir beide ebenfalls recht verfroren sind. Im Nachhinein muß ich sagen, daß wir eigentlich nie gefroren haben. Gut, es war auch nicht ultimativ kalt und wir haben ja immer in Hütten übernachtet, aber ich hatte erstaunlicherweise nie kalte Füße oder habe sonstwie gefroren, obwohl wir viele Stunden draußen waren.


          Elli hatte anfangs etwas Schwierigkeiten, weil ihre Hose nicht richtig winddicht gewebt war. Sie hat halt dann bei Wind bald die Goretexüberhose angezogen. Und wir hatten Daunenjacken dabei, das war auch gut.
          Horst

          Kommentar


          • Nordland_peter

            Dauerbesucher
            • 04.11.2004
            • 895
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [NO] Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

            Toller Bericht und tolle Fotos. Da bekommt man Lust für den nächsten Winter
            Der Weg ist das Ziel.......
            Lieber auf dem Weg die Natur und das Friluftleben genießen als zum Ziel zu eilen.
            Wir sind ja nicht auf der Flucht....
            Ein Momentesammler.....

            Kommentar


            • Benzodiazepin
              Fuchs
              • 12.03.2012
              • 1322
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [NO] Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

              danke für den bericht, habe ihn mit einigem schmunzeln gelesen, da ich so einiges sehr ähnlich erlebt habe. abfahren mit diesen skiern ist echt ne herausforderung - musste öfters mal über mich selbst lachen, wenn ich den schnee wieder abgeswischt habe interessant zu erfahren wie die tour von flüchtigen begegnungen weiterging.

              danke also fürs wiederbeleben der erinnerungen!

              @henning: danke für den link. schade nur, dass ich kein norwegisch kann.
              experience is simply the name we give to our mistakes

              meine reiseberichte

              Kommentar


              • Fjaellraev
                Freak
                Liebt das Forum
                • 21.12.2003
                • 13981
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [NO] Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

                Zitat von Benzodiazepin Beitrag anzeigen
                @henning: danke für den link. schade nur, dass ich kein norwegisch kann.
                Bitte gern geschehen.
                Gegen die Unkenntnis des Norwegischen hilft nur Eines: Du musst noch ein paarmal dahin - dann klappt das zumindest halbwegs
                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                nur unpassende Kleidung.

                Kommentar


                • tjelrik
                  Fuchs
                  • 16.08.2009
                  • 1244
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Die erste Skitour im März 2014 - Rondane und Ringebufjell

                  Toller Bericht!

                  Halbwegs und mit einigen Schmunzlern gehts auch so:

                  https://translate.google.de/translat...-text=&act=url
                  bear shit - sounds like bells & smells like pepper

                  Kommentar

                  Lädt...
                  X