Tourentyp | |
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Mitreisende | |
Land: Island
Reisezeit: August 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
09.08.12
Mittendrin....
Wo ist diese verdammte Kette?? Seit fast einer Stunde suche ich schon danach, finde sie einfach nicht. Sie soll hier irgendwo am Fels hinab hängen, damit eine ca. 6 bis 8 Meter hohe, senkrechte Felsstufe auch für Nichtkletterer überwunden werden kann.
Ich bin auf dem Weg zum Grænalón, jenem sagenhaften See im Skaftafell - Nationalpark, an der Abbruchkante am Südrand des Vatnajökulls - hier speziell am nordwestlichen Ende des Skeiðarárjökulls.
Um 11:30 Uhr habe ich den Bus vom Besucherzentrum in Skaftafell in Richtung Kirkjubæjarklaustur genommen. Schon um 9 Uhr habe ich mich im Büro der Mountain Guides für meine Tour abgemeldet. Spätestens am Donnerstag, den 16.08., 18:00 Uhr muss ich mich zurückgemeldet haben. Bis dahin bleiben mir fast 7,5 Tage - da glaube ich noch, viieel Zeit zur Verfügung zu haben.
Nur eine halbe Stunde Busfahrt liegt vor mir. Ich habe dem Busfahrer auf der Karte gezeigt, wo er mich absetzen soll: Kurz vor Nupshlið, direkt an der Abzweigung zum alten Jeeptrack.
Obwohl es bereits Mittag ist, liegt Nebel über dem Skeiðarár Sandur - nicht weiter tragisch, denn die Sicht beträgt einige hundert Meter, also genug, um mich zu orientieren.
Gestern Abend habe ich mir noch mühsam per Hand mehr als 3 Dutzend Wegpunkte in mein neues GPS getippt. Lästige Arbeit, die mich fast 3 Stunden Zeit gekostet hat. Zu Hause hat es dafür aus Zeitgründen leider nicht mehr gereicht. Es ist mein erstes GPS Gerät, und ohne diese Tour hätte ich wohl immer noch keins. Nun bin ich froh, dass mir das gelungen ist und die Wegpunkte von Dieter Grasers 2006er Tour etwas Beruhigung vermitteln.
Es ist eine nahezu weglose Tour, da können ein paar Wegpunkte wirklich nicht schaden. Ehrlich gesagt klammerte ich mich sehr daran fest, etwas, das mich später noch auf eine große Probe stellen sollte. Den ersten Wegpunkt besass ich erst ab dem Grænalón - See, bis dahin musste ich mich so durchschlagen - mit Hilfe einer Karte und meines eigenen Orientierungssinns ( das der später noch eine besondere Rolle spielen sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wissen ).
Der Bus hält unvermittelt und schon bin ich draußen, hole den Rucksack aus dem Gepäckfach und stelle ihn erst einmal an den Straßenrand. Der eine oder andere Fahrgast schaut etwas irritiert - was macht der da draußen?
Der Busfahrer ist extra ausgestiegen und schaut flüchtig und etwas ratlos in die etwas trostlose Landschaft. Seine Augen haben schon etwas Flehentliches, als er sich mit den Worten verabschiedet: „ Don´t get lost here “. Tja, das hoffe ich ehrlich gesagt auch. Kurz darauf verschwindet der Bus im Nebel, der wieder etwas zugenommen hat.
Hier ist tatsächlich ein Jeeptrack. Schon ist der Rucksack geschultert und ich beginne meinen Weg zum Grænalón. Mein heutiges Ziel ist das Plateau oberhalb von Núpstaðarskógar, ein kleiner Wald am Ende des Tales.
Die Kette habe ich immer noch nicht gefunden und ich frage mich schon, wie ich auf andere Weise diese Felsstufe überwinden kann und ob es diese Kette überhaupt noch gibt. Raufkommen ohne Rucksack wäre vielleicht machbar, aber damit?
Dabei bin ich ganz froh, hier an dieser Stelle zu sein. 2 Stunden habe ich unterwegs verloren, weil ich einem falschen Weg ein Stück weiter westlich in die Berge gefolgt bin.
Also wieder zurück. Na, das fing ja gut an. Dann kam die erste Schlüsselstelle: Furt über die Núpsá. Hier hätte, bei entsprechend hohem Wasserstand, schon alles wieder zu Ende sein können. Viele sind hier schon verzweifelt, manche gescheitert. Doch ich hatte Glück und konnte etwas oberhalb der Stelle, an der die Jeeps hindurchfahren, recht zügig und problemlos furten. Das war dem recht trockenen Wetter der letzten Wochen zu verdanken.
Bis zur „ Kette “ ging alles zügig und problemlos, und zum Ende des Tales wurde auch die Landschaft schöner und grüner.
Ich habe meinen Rucksack abgestellt und rutsche den steilen Hang vor der Felsstufe wieder hinunter. Vielleicht geht es doch noch an der Núpsá entlang ein Stück weiter? Nein, keine Chance, nur reißendes Wasser und senkrechter Fels. Ich gehe noch einmal ein Stück zurück. Schließlich war das vorher eindeutig ein Pfad. Dieser führt mich wieder hinauf zu der Stelle, wo mein Rucksack liegt. Merkwürdig, bis hierher ist alles deutlich zu verfolgen.
Dann entdecke ich plötzlich - nahezu verdeckt von der Vegetation - einen Durchgang hinab in eine kleine Senke. Da geht ein Pfad, eindeutig. Mein Herzschlag nimmt zu und ich folge ihm. Es geht wieder steil hinauf und ich bin kaum oben, da sehe ich sie schon: Die Kette. Unbeschreibliches Aufatmen und großes Glücksgefühl. Ich schnappe mir die Kette und klettere zunächst mal ohne Rucksack senkrecht hinauf. Das geht relativ gut und leicht, da die Wand gute Tritte anbietet. Oben angelangt liegt dort ein altes, aufgerolltes Seil. Das werfe ich hinunter, und klettere an der Kette wieder hinab. Nachdem ich meinen Rucksack nachgeholt habe, und ich das Seil an dem Rucksack befestigt habe, klettere ich wieder hinauf und ziehe dann den Rucksack nach oben. Der ist mit seinen ca. 16 Kg verhältnismäßig schwer und das geht nicht ohne kleine Blessuren über die Bühne, da der Sack mehrmals hart am rauen Vulkangestein scheuert. Die Tasche für das Zeltgestänge hat nun ein kleines Loch - doch das ist nicht so tragisch.
Hier oben, frei auf dem Plateau stehend, habe ich einen gigantischen Ausblick. Grandios und noch viel besser, als ich mir das vorgestellt hatte. Ganz in der Nähe donnern die großartigen Wasserfälle Hvitáfoss und Núpsáfoss. Mit denen werde ich mich morgen beschäftigen, denn jetzt merke ich, das es spät geworden ist. Ich finde einen schönen Platz für das Zelt mit einer wunderbaren Aussicht. Der Weg zum nächsten Trinkwasser ist relativ weit, und als ich zurück zum Zelt gehe, ist es schon recht dunkel ( zum Lesen im Zelt benötigte ich häufiger Licht, und ich war froh, das ich meine Stirnlampe dabei hatte ). In der Dämmerung kann ich beim Kochen noch gut sehen, und lasse mir mein Real Turmat gut schmecken.
Dabei habe ich immer noch einen großartigen Ausblick auf das Tal der Núpsá und bin einmal mehr froh über den Panorama - Eingang des Unna.
Ich bin müde und habe heute viel erlebt. Alles ist gut gegangen. Was für ein Tag.

Glücklicherweise führt die Núpsá nur wenig Wasser. Die Ringstrasse am Horizont ist schon nicht mehr auszumachen

Die Kette ist gefunden, und ich schaue von oben zurück auf den letzten Teil des Weges

Welch ein grandioses Plätzchen - Blick auf Núpstaðarskógar
continued....
Reisezeit: August 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
09.08.12
Mittendrin....
Wo ist diese verdammte Kette?? Seit fast einer Stunde suche ich schon danach, finde sie einfach nicht. Sie soll hier irgendwo am Fels hinab hängen, damit eine ca. 6 bis 8 Meter hohe, senkrechte Felsstufe auch für Nichtkletterer überwunden werden kann.
Ich bin auf dem Weg zum Grænalón, jenem sagenhaften See im Skaftafell - Nationalpark, an der Abbruchkante am Südrand des Vatnajökulls - hier speziell am nordwestlichen Ende des Skeiðarárjökulls.
Um 11:30 Uhr habe ich den Bus vom Besucherzentrum in Skaftafell in Richtung Kirkjubæjarklaustur genommen. Schon um 9 Uhr habe ich mich im Büro der Mountain Guides für meine Tour abgemeldet. Spätestens am Donnerstag, den 16.08., 18:00 Uhr muss ich mich zurückgemeldet haben. Bis dahin bleiben mir fast 7,5 Tage - da glaube ich noch, viieel Zeit zur Verfügung zu haben.
Nur eine halbe Stunde Busfahrt liegt vor mir. Ich habe dem Busfahrer auf der Karte gezeigt, wo er mich absetzen soll: Kurz vor Nupshlið, direkt an der Abzweigung zum alten Jeeptrack.
Obwohl es bereits Mittag ist, liegt Nebel über dem Skeiðarár Sandur - nicht weiter tragisch, denn die Sicht beträgt einige hundert Meter, also genug, um mich zu orientieren.
Gestern Abend habe ich mir noch mühsam per Hand mehr als 3 Dutzend Wegpunkte in mein neues GPS getippt. Lästige Arbeit, die mich fast 3 Stunden Zeit gekostet hat. Zu Hause hat es dafür aus Zeitgründen leider nicht mehr gereicht. Es ist mein erstes GPS Gerät, und ohne diese Tour hätte ich wohl immer noch keins. Nun bin ich froh, dass mir das gelungen ist und die Wegpunkte von Dieter Grasers 2006er Tour etwas Beruhigung vermitteln.
Es ist eine nahezu weglose Tour, da können ein paar Wegpunkte wirklich nicht schaden. Ehrlich gesagt klammerte ich mich sehr daran fest, etwas, das mich später noch auf eine große Probe stellen sollte. Den ersten Wegpunkt besass ich erst ab dem Grænalón - See, bis dahin musste ich mich so durchschlagen - mit Hilfe einer Karte und meines eigenen Orientierungssinns ( das der später noch eine besondere Rolle spielen sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wissen ).
Der Bus hält unvermittelt und schon bin ich draußen, hole den Rucksack aus dem Gepäckfach und stelle ihn erst einmal an den Straßenrand. Der eine oder andere Fahrgast schaut etwas irritiert - was macht der da draußen?
Der Busfahrer ist extra ausgestiegen und schaut flüchtig und etwas ratlos in die etwas trostlose Landschaft. Seine Augen haben schon etwas Flehentliches, als er sich mit den Worten verabschiedet: „ Don´t get lost here “. Tja, das hoffe ich ehrlich gesagt auch. Kurz darauf verschwindet der Bus im Nebel, der wieder etwas zugenommen hat.
Hier ist tatsächlich ein Jeeptrack. Schon ist der Rucksack geschultert und ich beginne meinen Weg zum Grænalón. Mein heutiges Ziel ist das Plateau oberhalb von Núpstaðarskógar, ein kleiner Wald am Ende des Tales.
Die Kette habe ich immer noch nicht gefunden und ich frage mich schon, wie ich auf andere Weise diese Felsstufe überwinden kann und ob es diese Kette überhaupt noch gibt. Raufkommen ohne Rucksack wäre vielleicht machbar, aber damit?
Dabei bin ich ganz froh, hier an dieser Stelle zu sein. 2 Stunden habe ich unterwegs verloren, weil ich einem falschen Weg ein Stück weiter westlich in die Berge gefolgt bin.
Also wieder zurück. Na, das fing ja gut an. Dann kam die erste Schlüsselstelle: Furt über die Núpsá. Hier hätte, bei entsprechend hohem Wasserstand, schon alles wieder zu Ende sein können. Viele sind hier schon verzweifelt, manche gescheitert. Doch ich hatte Glück und konnte etwas oberhalb der Stelle, an der die Jeeps hindurchfahren, recht zügig und problemlos furten. Das war dem recht trockenen Wetter der letzten Wochen zu verdanken.
Bis zur „ Kette “ ging alles zügig und problemlos, und zum Ende des Tales wurde auch die Landschaft schöner und grüner.
Ich habe meinen Rucksack abgestellt und rutsche den steilen Hang vor der Felsstufe wieder hinunter. Vielleicht geht es doch noch an der Núpsá entlang ein Stück weiter? Nein, keine Chance, nur reißendes Wasser und senkrechter Fels. Ich gehe noch einmal ein Stück zurück. Schließlich war das vorher eindeutig ein Pfad. Dieser führt mich wieder hinauf zu der Stelle, wo mein Rucksack liegt. Merkwürdig, bis hierher ist alles deutlich zu verfolgen.
Dann entdecke ich plötzlich - nahezu verdeckt von der Vegetation - einen Durchgang hinab in eine kleine Senke. Da geht ein Pfad, eindeutig. Mein Herzschlag nimmt zu und ich folge ihm. Es geht wieder steil hinauf und ich bin kaum oben, da sehe ich sie schon: Die Kette. Unbeschreibliches Aufatmen und großes Glücksgefühl. Ich schnappe mir die Kette und klettere zunächst mal ohne Rucksack senkrecht hinauf. Das geht relativ gut und leicht, da die Wand gute Tritte anbietet. Oben angelangt liegt dort ein altes, aufgerolltes Seil. Das werfe ich hinunter, und klettere an der Kette wieder hinab. Nachdem ich meinen Rucksack nachgeholt habe, und ich das Seil an dem Rucksack befestigt habe, klettere ich wieder hinauf und ziehe dann den Rucksack nach oben. Der ist mit seinen ca. 16 Kg verhältnismäßig schwer und das geht nicht ohne kleine Blessuren über die Bühne, da der Sack mehrmals hart am rauen Vulkangestein scheuert. Die Tasche für das Zeltgestänge hat nun ein kleines Loch - doch das ist nicht so tragisch.
Hier oben, frei auf dem Plateau stehend, habe ich einen gigantischen Ausblick. Grandios und noch viel besser, als ich mir das vorgestellt hatte. Ganz in der Nähe donnern die großartigen Wasserfälle Hvitáfoss und Núpsáfoss. Mit denen werde ich mich morgen beschäftigen, denn jetzt merke ich, das es spät geworden ist. Ich finde einen schönen Platz für das Zelt mit einer wunderbaren Aussicht. Der Weg zum nächsten Trinkwasser ist relativ weit, und als ich zurück zum Zelt gehe, ist es schon recht dunkel ( zum Lesen im Zelt benötigte ich häufiger Licht, und ich war froh, das ich meine Stirnlampe dabei hatte ). In der Dämmerung kann ich beim Kochen noch gut sehen, und lasse mir mein Real Turmat gut schmecken.
Dabei habe ich immer noch einen großartigen Ausblick auf das Tal der Núpsá und bin einmal mehr froh über den Panorama - Eingang des Unna.
Ich bin müde und habe heute viel erlebt. Alles ist gut gegangen. Was für ein Tag.

Glücklicherweise führt die Núpsá nur wenig Wasser. Die Ringstrasse am Horizont ist schon nicht mehr auszumachen

Die Kette ist gefunden, und ich schaue von oben zurück auf den letzten Teil des Weges

Welch ein grandioses Plätzchen - Blick auf Núpstaðarskógar
continued....
Kommentar