[NO] Nytt og gammelt - Im Saltfjellet und Junkerdalen 2024

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  • evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
    • 1869
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    27.06.24


    Auf halber Strecke….



    Heute bin ich wirklich in bester Stimmung, denn das Wetter ist wieder ausgesprochen schön, sonnig und mild, ja geradezu sommerlich warm.
    Heute und morgen soll es noch so bleiben, dann ein regnerischer Tag folgen.
    Beste Bedingungen, unter denen ich bis zur Saltfjellstua gelangen möchte. Vielleicht, so überlege ich, kann ich dort den regnerischen Tag verbringen.
    Das wäre ja erst übermorgen, also eigentlich ein „verschenkter“ Wandertag, denn bereits heute Abend (da bin ich mir ganz sicher) werde ich die Hütte erreichen. Hmm….
    Kurz vor 9 Uhr verlasse ich meinen Übernachtungsplatz und genieße noch einmal die glänzende Aussicht.






    Kjemåvatnet


    Entlang des Kjemåvatnet bin ich noch bester Stimmung, merke aber, dass ich heute doch recht langsam dahinschleiche.
    Zu dieser Zeit mache ich mir darüber noch keine Gedanken, denn der Weg wird immer schöner, als ich den Kjemåvatnet langsam hinter mir lasse.




    Lønstinden bei herrlichem Wetter



    Der Gebirgszug dominiert die Landschaft über Stunden


    Scheinbar unmerklich für mich geht es kontinuierlich, und in kaum wahrnehmbaren Intervallen….bergauf!
    Dieser Abschnitt des Weges gefällt mir ausnehmend gut, jedenfalls so lange, bis ich unvermittelt vor einer landschaftlichen Hürde stehe, die mir fast schon wie eine Barrikade vorkommt.
    Auch Ende Juni kommt es immer mal wieder vor, dass ein großes Schneefeld noch nicht abgetaut ist. Gerade jetzt stehe ich vor einem Schneefeld, dass sich mir als recht steile Stufe in den Weg stellt. Micro Spikes habe ich nicht dabei, also suche ich nach dem besten Zu- und Aufgang. Das fehlende Geduld kein guter Reisebegleiter ist, darf ich dann umgehend als unangenehme Erfahrung verbuchen. Beim Versuch, die Stufe einfach mit Tempo und Entschlossenheit zu erklimmen, rutsche ich, kurz vor dem höchsten Punkt, umgehend aus und den ganzen Hang wieder unsanft und unkontrolliert zurück.
    Ich habe einfach nur Glück, dass, neben dem Schreck, der mir in die Glieder fährt, nicht Schlimmeres widerfährt. Das Adrenalin pumpt stoßweise durch meine Venen. Im zweiten Versuch klappt es dann, und ich kann meinen Weg auf dem weiterführenden Pfad fortsetzen.




    Steiles Schneefeld


    Kurz darauf teilt sich der Weg. Ein Teil führt hier über das Wasser und quert den Giebbnejåhkå. Die Furt sieht zwar harmlos und unschwierig aus, doch ich folge, nach einer kurzen Pause, dem Pfad auf der anderen Flussseite. Gefühlt mache ich dabei einen Umweg.
    Och, menno, immer diese Entscheidungen! Ich komme ins Wanken, denn der Pfad will mir einfach nicht gefallen. Warum bin ich auch gerade so müde? Fast schon Panik breitet sich in mir aus, als mein Blick auf die Uhr fällt. Es ist schon nach 13:30 Uhr, dass kann doch gar nicht sein?! Ich drehe nach 300 Metern wieder um, und stehe dann erneut vor der Furt. Die erweist sich in der Tat als „leicht“ und ich gelange „trockenen Fusses“ hinüber.




    Leichte Furt


    Die nächste 2 - 2,5 Stunden ziehen sich quälend langsam dahin und ich fühle mich bereits jetzt schlapp und ausgepowert. What the fuck ist denn hier los?




    Auf der Nordseite: Blick zurück in Richtung Lønsdal





    Blick voran: Lønstinden gilt es in ganzer Länge zu passieren


    Schließlich erreiche ich die Stelle, wo beide Wege, der nördliche und der südliche, wieder zusammenlaufen. Doch keine so gute Wahl, da ich nun den Giebbnejåhkå erneut queren muss und das diesmal eine nasse Angelegenheit wird. Also nicht hadern, sondern hinein ins Wasser und hindurch!
    Bei den heutigen Temperaturen ist das sogar erfrischend.
    Auf der südlichen Seite angekommen, fällt mir sofort das ebene und gute Zeltgelände auf. Ich fühle mich unerklärlich erschöpft und müde.
    Obwohl ich heute kaum die Hälfte der Strecke zur Saltfjellstua geschafft habe und ich mit meinem heutigen Schnecken - Tempo extrem hadere, gefällt mir dieser Platz hier wirklich ausnehmend gut.
    Ich muss gar nicht lange überlegen, sondern entscheide mich auf der Stelle, an diesem schönen Ort zu bleiben.
    Rückblickend war es eine der besten Entscheidungen der gesamten Reise.
    In meinem Zustand (der Müdigkeit) wäre ich sowieso nicht mehr am gleichen Tag an mein Ziel (Saltfjellstua) gelangt.
    In großer Ruhe und Gelassenheit errichte ich mein Lager, hole Wasser und steige für eine ausgiebige Wäsche in den Fluss. Das weckt tatsächlich neue Lebensgeister in mir.
    So erfrischt und vitalisiert genieße ich mein Abendessen ganz besonders. Vergessen ist die Enttäuschung, es „nur“ bis zur Hälfte geschafft zu haben.
    Es ist ein Genuss und ein Privileg, genau jetzt und hier sein zu dürfen.
    Ich bin ganz und gar im Reinen mit mir.




    Camp 6 an der Giebbnejåhkå 🤩 😍







    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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    • evernorth
      Fuchs
      • 22.08.2010
      • 1869
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      28.06.24


      Steindalen



      Mit Sonnenschein am Morgen beginnt ein neuer Tag. So ist es doch viel leichter, aus dem Schlafsack zu schlüpfen. Frühstück in der Sonne kommt ja eher selten vor, aber heute ist es soweit. Dabei weht ein ganz leichter Wind, so dass es immer angenehm bleibt.
      Heute ist es schon 9:30 Uhr, als ich mich auf den Weg mache, nicht, ohne mich noch einmal bei meinem wunderbaren Platz für die erholsame Nacht zu bedanken.




      Blick auf das Camp (vor dem Lønstinden)


      Ich folge dabei dem Låptåvagge (- tjahtsa), als es auch schon in leichter Steigung von 900 auf etwa 1070 Höhenmeter bergauf geht.
      Ab hier beginnt dann das berüchtigte Steindalen.
      Bei meinem ersten Besuch vor 11 Jahren bin ich hier doch zuweilen etwas wackelig über die Steine balanciert.
      Diesmal empfinde ich das ganz anders. Es bereitet mir sogar großes Vergnügen, von einem Stein zum anderen zu….gleiten. Ich habe schon überlegt, ob ich es so nennen soll - gleiten - , doch genau so habe ich es (zumindest beinahe) empfunden.
      Nun, der Tag ist noch jung, und ich fühle mich fit, ausgeruht und stark. Vor 11 Jahren hatte ich im Steindalen bereits 5-6 Stunden Marsch in den Knochen. Das ist wohl der Unterschied.




      Im Steindalen



      Lønstinden und Lønstindvatnet



      Das Wetter ist…wunderbar! ☀️ 🤩


      Am Nachmittag erreiche ich den Søre Bjøllåvatnet. Nun weiss ich, dass es nicht mehr weit bis zur Saltfjellstua ist. Das lässt mich leichtfüssig voran schreiten.
      Allerdings bleiben mir auch die dichten, dunklen Wolken nicht verborgen. Der Wetterumschwung kündigt sich bereits an, und ich hoffe, dass der Regen - wie angekündigt - erst in der Nacht kommt.




      Immer noch viele Steine, immer noch im Steindalen: Dunkle Wolken über dem Søre Bjøllåvatnet


      Im Gegensatz zu gestern fällt mir das Wandern heute ausgesprochen leicht.
      Sehr schön, es gibt keine Schwierigkeiten und kein Hindernis stellt sich mir in den Weg. Das ist ja direkt ungewöhnlich, denke ich.
      Habe ich zu selbstbewusst darüber nachgedacht? Ich stutze und bin überrascht, als ich ein Schild bemerke. Darauf steht, dass, bei hohem Wasserstand, der Bach (ohne Namen), am besten unten am See gefurtet wird.
      Hoher Wasserstand? Aber doch nicht hier, denke ich noch bei mir, als ich den besagten Bach auch schon erreiche und von einer Anhöhe überrascht betrachte.
      Oha, da kommt ja doch beträchtlich viel Wasser von den Bergen herunter gerauscht! Die eigentliche Furtstelle ist sofort zu erkennen, doch die Chance, hier gleich hinüber zu gelangen ist, gelinde gesagt…gleich Null!




      Sieht eigentlich harmlos aus, ist aber heute nicht passierbar 😚


      Plötzlich steht ein junges Paar auf der Anhöhe und ist rasch neben mir. Der Mann springt gleich beherzt auf einen, von allen Seiten umspülten Stein hinauf, mitten in der Furtstelle. Ich halte ein wenig den Atem an, denn der Stein ist nass und sieht extrem rutschig aus. Er schwankt ein wenig und ist plötzlich gar nicht mehr so mutig. „Sieht tief aus,“ sagt er äußerst knapp auf Englisch und schaut dabei seine Begleiterin an, die, im Gegensatz zu ihm, recht erschöpft wirkt.
      Ich erzähle den Beiden von der Furtstelle in Richtung Einmündung in den See, und die Zwei machen sich umgehend auf den Weg flussabwärts.
      Während die Beiden nur weiter flussabwärts suchen, steige ich, weiter zum See hinunter, ebenfalls ab.
      Während ich aus dem Augenwinkel die Beiden bei ihrer erfolgreichen Querung noch beneide, habe ich noch keinen Übergang gefunden.
      Kurze Zeit später kann ich den ersten, von zwei Flussarmen leicht queren. Dann folgt der Zweite, und der sieht noch flacher aus.
      Beherzt schreite ich aus und - Übermut kommt vor dem Fall - rutsche ich auf dem überspülten und äußerst rutschigen Stein aus und…falle der Länge nach ins Wasser. Ich versuche noch, mich mit den Trekkingstöcken abzufangen, habe aber keine Chance. Am Ende ist der rechte Trekkingstock auch noch im unteren, schwächsten Segment leicht verbogen. (Ich kann ihn später, in der Saltfjellstua, wieder weitgehend richten).
      Mit einem arg geprellten Knie setze ich die Wanderung fort. Das Paar ist längst außer Sichtweite.

      Anschließend überquere ich eine beeindruckende Ebene und stehe plötzlich auf einer Anhöhe.
      Ist das dort drüben nicht bereits die Saltfjellstua? Zu dem Zeitpunkt bin ich mir bereits sehr sicher, aber später kommen mir doch einige Zweifel. Nach dem späteren Kartenstudium finde ich aber keine weiteren (privaten?) Hütten, die dafür in Frage kommen. Mysterious…
      Schließlich erreiche ich die Brücke über die Bjøllåga, die hier recht wild und wasserreich fließt.




      Saltfjellstua??



      Brücke über die Bjøllåga



      Wieder sonniger ☀️😊






      Hinter der Brücke dauert es noch etwa 10 Minuten, bis die Saltfjellstua unvermittelt auftaucht. Endlich am Ziel meiner Tageswanderung heute!




      Saltfjellstua




      Die Hütte ist ohne Schloss und es hängen draußen Sachen zum Trocknen.
      Aha, ich bin also in Gesellschaft. Hier treffe ich das Paar wieder, aus Belgien, wie sich im Gespräch schnell herausstellt. Die Beiden sind verheiratet und bereits ausgiebig am Kochen. Unglaublich, was sie alles an Zutaten herangeschleppt haben! Viel Gemüse, Reis, Nudeln und selbst Kartoffeln und …Fleisch!
      Das gibt es wahrlich nicht alle Tage und ich nehme dankend ihre Einladung zum zum Abendessen an.
      Wir bleiben die einzigen Hüttenbesucher heute und wir haben noch einen schönen Abend voller guter Gespräche, aber irgendwann fallen wir alle todmüde ins Bett.

      In der Nacht kommt dann der Regen. Beharrlich, stetig und ausdauernd legt sich die Nässe von den Bergen kommend hinab zu uns ins Bjøllådalen, leise und prasselnd. Perfekt in den Schlaf begleitet mich der äußerst beruhigende Klang feiner Regentropfen, die auf solides Fensterglas treffen.​
      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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      • Fjellfex
        Fuchs
        • 02.09.2016
        • 1577
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        • Meine Reisen

        #23
        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
        Ist das dort drüben nicht bereits die Saltfjellstua? Zu dem Zeitpunkt bin ich mir bereits sehr sicher, aber später kommen mir doch einige Zweifel. Nach dem späteren Kartenstudium finde ich aber keine weiteren (privaten?) Hütten, die dafür in Frage kommen. [I][B]Mysterious…
        Das ist eine private Hütte ein wenig nordwestlich; auf norgeskart (sowohl Karte als auch Luftaufnahme) schön zu sehen.
        Abgesehen davon lese natürlich auch ich gespannt mit.

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        • Borgman
          Dauerbesucher
          • 22.05.2016
          • 779
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          • Meine Reisen

          #24
          Hach ja, wie schön! Die harmonische Landschaft rund um die Saltfjellstua liebe ich sehr - besonders aus deiner Richtung, wenn man vom Steindalen herunter kommt. Davon kann ich nie genug bekommen. Es werden doch hoffentlich noch ein paar Fotos aus der Ecke kommen, vom nächsten Wandertag?

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          • evernorth
            Fuchs
            • 22.08.2010
            • 1869
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
            Das ist eine private Hütte ein wenig nordwestlich; auf norgeskart (sowohl Karte als auch Luftaufnahme) schön zu sehen.
            Abgesehen davon lese natürlich auch ich gespannt mit.
            Du hast natürlich völlig recht und bei der entsprechenden Vergrößerung ist die private Hütte sofort zu erkennen.
            Meine Zweifel waren also berechtigt.
            Schön, dass du dabei bist.
            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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            • evernorth
              Fuchs
              • 22.08.2010
              • 1869
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              • Meine Reisen

              #26
              Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
              Hach ja, wie schön! Die harmonische Landschaft rund um die Saltfjellstua liebe ich sehr - besonders aus deiner Richtung, wenn man vom Steindalen herunter kommt. Davon kann ich nie genug bekommen. Es werden doch hoffentlich noch ein paar Fotos aus der Ecke kommen, vom nächsten Wandertag?
              Natürlich, mein Lieber. Selbstverständlich kommt da noch was in Richtung Tollådalen.
              Ich habe das da auch sehr genossen. Eine wunderbare Gegend. 😎
              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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              • evernorth
                Fuchs
                • 22.08.2010
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                • Meine Reisen

                #27
                29.06.24


                Chill and silence



                Ich habe länger und sehr gut geschlafen. Während ich gegen 9 Uhr mit dem ersten Kaffee hantiere, ist es im anderen Schlafraum noch ganz still.
                Etwa 1 Stunde später kommt dann Leben in die Hütte, und das belgische Paar gesellt sich zu mir.
                Der Regen ist inzwischen nicht mehr ganz so stark; die Wolken regnen sich nun leichter, aber ebenso konstant ab.
                Während nun alle frühstücken, stelle ich mich auf einen Sonntag in der Saltfjellstua ein. Nicht so meine belgischen Nachbarn, die in wenigen Tagen ihren Rückflug von Bodø bekommen müssen.
                Maxime sucht schon längere Zeit auf einer Karte nach einer guten Lösung.
                Ziele werden benannt und…wieder verworfen.
                Am Ende brechen sie doch noch auf und wollen im Regen zur Midistua gehen.
                Das ist nicht ganz so weit, um im Regen zu gehen.
                Relativ spät - es ist etwa 14 Uhr - verlassen sie die Hütte und ich bin von nun an ganz alleine.
                Den Nachmittag chille ich vor mich hin, lese ein wenig im Hüttenbuch (erstaunlich, nur wenige Übernachtungen), lade über die hauseigene Solarzelle mein Mobiltelefon und meine sonstige Elektronik auf.
                Es gibt einen separaten Waschraum, den ich für eine ausgiebige Ganzkörper - Wäsche (inklusive Haare waschen und Rasieren!) nutze. Herrlich. Diese Gelegenheit ist außerordentlich selten.
                Genug Zeit auch, um den morgigen Tour - Verlauf auf der Karte zu studieren. Ich laufe tagsüber nach der mobilen Norgeskart, aber zur Übersicht schätze ich die Papierkarte wirklich sehr.




                Saltfjellstua von innen





                Danke, Saltfjellstua!


                Inzwischen hat der Regen aufgehört. Da mache ich doch gleich einen kleinen Spaziergang. Bis zur Krukistua gehe ich aber nicht, das ist mir dann doch zu weit, und ich kehre irgendwann wieder um.
                Anschließend fülle ich die Wasservorräte noch einmal auf, damit die nächsten Gäste nicht gleich nach ihrer Ankunft zum Bach rennen müssen.
                So ein entspannter Nachmittag gefällt mir ja ganz gut, auch, wenn ich bestimmt heute noch 2 - 3 Stunden weiter gehen könnte. Ich verschiebe das auf morgen.

                Den Abend verbringe ich in absoluter Stille mit….meinem Hörbuch. Zuweilen schalte ich aus; jetzt herrscht wirklich…Stille.
                Dann gehe ich schlafen.


                30.06.24


                Ein laanger Tag



                Nach einem schnellen Kaffee und einem kurzen Frühstück verschließe ich die Saltfjellstua und breche gegen 8:30 Uhr auf.
                Das Wetter zeigt noch einen bedeckten Himmel und hat sich noch nicht entschieden, in welche Richtung es heute schwenken soll.
                Ich habe keine Ahnung, wie weit ich heute kommen werde, doch das ist ja gerade der Reiz des Wandern in unbekannten Gefilden.
                Das Gelände gefällt mir schon mal richtig gut und nach etwa einer Dreiviertel Stunde hege ich berechtigte Hoffnung, dass sich die dunklen Wolken doch noch verziehen werden. Ein leichtes Blau? Das ist doch keine Einbildung?




                Ein leichtes Blau?



                Jaa! Die ersten Sonnenstrahlen 🤩☀️



                Es wird richtig schön!



                Und schöner! Mit Regenbogen 😎
                🌈



                Mein Weg führt…in die Sonne! 🌞



                Der dunkle Berg rechts taucht nun öfter auf: Midistufjellet



                Nun mitten in der Sonne ☀️


                Ich finde es herrlich hier und bin nun ganz in meinem Element. Da kommen mir die zahlreichen Blumen am Weg gerade recht, und ich schwelge in einem Farbenmeer.




                Stängelloses Leimkraut



                Silberwurz



                Trollblume



                Zweiblütiges Veilchen


                Das finde, dass ist schon ein großer Vorteil, im Frühsommer zu wandern. Da wachsen und blühen viel mehr Blumen und verbreiten ihre verschwenderische Freude, die selbstverständlich ansteckend ist. Da lasse ich mich doch gerne infizieren, anstecken, oder was auch immer.




                Immer Midistufjellet im Blick…



                …durchbrochen vom Weiß eines Schneefeldes


                Dann folgt ein Bruch in der Landschaft. Ich habe das Gebiet den Friedhof der toten Birken getauft. Hier fließt das Leben nur …gebrochen. Eine merkwürdige Atmosphäre verspüre ich hier und das Leben verläuft wie in slow motion, gedehnt und irgendwie verlangsamt.
                Nur am Boden….da sprießt das Leben!




                Der Friedhof der toten Birken



                Der Boden…lebt!



                Das rote Blatt…gehört zur weißen Blüte: Siebenstern



                Tollåga / Riebijåhkå



                Noch mehr…Friedhof



                Dann komme ich an eine Abzweigung. Geradeaus geht es weiter in Richtung Tollådalen und links über eine Brücke in Richtung Beiarstua. Da will ich hin.






                Brücke über die Tollåga


                Unmittelbar nach der Brücke erscheint die Bukkhaugbua, eine Hütte, die, wie ich feststelle, unverschlossen ist. Bei schlechtem Wetter gewiss eine sichere Möglichkeit zur Übernachtung. Für mich ist es gerade eine gute Gelegenheit, eine Pause einzulegen. Ich nutze noch schnell das Plumpsklo und schon ziehe ich weiter.






                Bukkhaugbua


                Der Weg führt nicht allzu steil nach oben auf etwa 750m/h. Hier herrscht noch etwas „Winter - Feeling“.





                Hier oben treffe ich bald auf eine zauberhafte Ebene, die von kleinen Büschen durchsetzt wird. Viele, viele 1a - Plätze für ein Zelt! Doch es ist noch viel zu früh für einen Lagerplatz! Ich „zwinge“ mich, weiter zu gehen, nicht, ohne mir fest vorzunehmen, dass ich bei einer Rückkehr in diese Gegend unbedingt hier zelten muss!
                Auch sonst gefällt es mir hier oben ausgesprochen gut. Hinter so mancher Ecke taucht immer wieder ein überraschender Fernblick auf.




                Herrliches Wandern



                Überraschende Fernblicke




                Von hier oben beginnt nun ein laanger Abstieg hinunter zur Beiarstua. Ein sehr langer sogar. Der will gar nicht enden, obwohl es die ganze Zeit bergab geht.
                Nach langer Zeit - es ist schon später Nachmittag - tauche ich ein in einen dichten Wald. Herrlich windet sich der Pfad zwischen den Bäumen hindurch.
                Teilweise ist es recht matschig und dazu, abschnittweise recht steil. Dann folgt wieder eine flache Ebene, und alles wechselt sich wieder ab. Also interessant ist das schon sehr, da immer wieder für Abwechslung gesorgt ist. Ich mag gar nicht daran denken, das viele ja den Weg umgekehrt gehen und alles bergauf erledigen müssen. Da will ich mal gar nicht jammern, obwohl ich jetzt schon gerne unten wäre.




                Wald und herrliche Lichtung


                Das letzte Stück hat es noch mal so richtig in sich und der steile Abstieg will und will nicht enden. Dann stehe Ich unvermittelt vor der Beiarstua - endlich!
                Die Hütte ist heute verlassen. Vielleicht, weil Sonntag Abend ist?
                Aus Neugier schließe ich die Tür auf, aber da ist nichts, was mich begeistert. Ich habe eh vor, zu zelten.




                Beiarstua


                In Sichtweite der Hütte finde ich unter Kiefern ein wunderbar ebenes Plätzchen für die Nacht. Gut, dass sich das Dipole so schnell aufbauen lässt. Schon nach kurzer Zeit gehe ich hinunter zur Tverråga, um Wasser zu holen und mich zu waschen. Nur mit Mühe kann ich mich auf den steilen Metern auf den Beinen halten und komme hinterher, nur noch schwer ächzend, das Stück wieder hoch.
                Hier unten im Tal wird es inzwischen etwas schummerig. Es ist spät geworden, bestimmt schon weit nach 21 Uhr.
                Nach einem Tee und meinem Abendessen schaffe ich es sogar noch, etwas von meinem Hörbuch mitzubekommen. Allerdings fallen mir bald die Augen zu und so muss ich mir Stunden später die Ohrhörer aus den Ohren klauben.
                Danach falle ich wieder in einen tiefen Schlaf.







                Camp 7

                Zuletzt geändert von evernorth; 02.02.2025, 15:15.
                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                • Blahake

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                  Fuchs
                  • 18.06.2014
                  • 1732
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  Bukkhaugbua! Die habe ich in so schöner Erinnerung, weil sie Petra und mich bei strömendem Regen gerettet hat!

                  Aber eine kleine Korrektur hätte ich anzumerken: die Blätter, die zum Siebenstern gehören sind die im blauen Kringel, das rote sieht mir mehr nach Sauerampfer aus.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                  • Kondor
                    Erfahren
                    • 29.12.2022
                    • 110
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                    Bukkhaugbua! Die habe ich in so schöner Erinnerung, weil sie Petra und mich bei strömendem Regen gerettet hat!
                    +1!

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                    • evernorth
                      Fuchs
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                      #30
                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                      Bukkhaugbua! Die habe ich in so schöner Erinnerung, weil sie Petra und mich bei strömendem Regen gerettet hat!

                      Aber eine kleine Korrektur hätte ich anzumerken: die Blätter, die zum Siebenstern gehören sind die im blauen Kringel, das rote sieht mir mehr nach Sauerampfer aus.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Siebenstern.jpg
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Größe: 524,4 KB
ID: 3309219
                      Ich denke, du hast mit der Zuordnung völlig recht. Die Pflanzenerkennungs - App hat sich auf die Blüte des Siebenstern fokussiert und nicht auf das rote Blatt. Wegen der roten Farbe konnte die App die Pflanze nicht erkennen und zuordnen. Ich erkenne Sauerampfer ganz gut (allerdings mit grünem Blatt) und tippe auch auf den Sauerampfer.
                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                      • evernorth
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                        #31
                        Zitat von Kondor Beitrag anzeigen

                        +1!
                        👍 😎
                        My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                          #32
                          01.07.24


                          Gråtådalstua



                          Gut geschlafen verlasse ich gegen 9 Uhr meinen Platz unter den Kiefern.
                          Zunächst folge ich der Zufahrtsstraße und biege dann rechts auf den Beiardalsveien. Der kleine Ort? Brannhei / Reingarden besteht eigentlich nur aus etwa einem Dutzend Häusern. Geschäftigkeit oder Leben ist so gar keins vorhanden. Das soll mir recht sein, obwohl ich somit ganz auf meine eigene Wegfindung angewiesen bin. Keine Menschenseele weit und breit (außerhalb der Häuser), die ich nach dem Weg fragen könnte. Das wäre aber durchaus vorteilhaft, denn die Wegfindung gestaltet sich durchaus etwas…hmm.…schwierig.
                          Irgendwann wird mir das zu bunt, und ich steige einen dicht bewaldeten, extrem steilen Hang, auf einem kaum sichtbaren Pfad hinauf. Mir ist schon klar, das es sich kaum um den „offiziellen“ Aufstieg zur Gråtådalstua handeln kann, aber egal. Hauptsache, ich komme hoch und hinaus aus dem Tal.
                          Das gestaltet sich anstrengend und recht langwierig. Der Schweiss fließt, wenn auch nicht in Strömen. Der Atem geht schnell und angestrengt. Das schlaucht!
                          Dann stehe ich auf so etwas wie einem Kamm. Es gibt noch ein paar Bäume, aber ich bin oben und dazu in der Sonne! Unten im Tal ist die noch gar nicht angekommen.
                          Bueno, die Zeit ist gekommen für eine kleine Snack - Pause.




                          Auf dem Kamm (und dunkle Wolken!)




                          Hübsch hier



                          Snack - Pause mitten auf dem Pfad


                          Ja, die dunklen Wolken mögen es ja schon angekündigt haben, aber buchstäblich aus dem Nichts, und mitten in der Snack - Pause, fängt es an zu regnen. Ein kräftiger Regen, also raus mit dem Rain Cover und drüber über den Rucksack.
                          Als ich den endlich drauf habe, hört der Regen auch schon wieder auf. Für mich ist es einfach der Startschuss, um weiter zu gehen.
                          Eine Weile werde ich dabei noch von Bäumen begleitet. Irgendwann liegen auch die Bäume hinter mir und der Weg führt über saftige, grüne Wiesen weiter aufwärts.
                          Entlang eines Abbruchs und immer dicht an der Abbruch - Kante. Am Himmel und (noch?) mehr in der Ferne der dunkle Himmel. Es sieht nicht so aus, dass ich noch trockenen Hauptes zur Gråtådalstua komme.




                          Oberhalb der Abbruch - Kante verläuft der Pfad



                          Herrlicher Weg (so ganz nach meinem Geschmack), aber wo laufe ich da hinein? 😬



                          Dramatische (schlechte?) Aussichten



                          Jervåfonna - Hängegletscher


                          Oberhalb des Pfades liegen noch einige Schneefelder, die Ende Juni / Anfang Juli noch ordentlich abschmelzen. Überall fließen Bäche von oben herab, und dementsprechend nass und matschig ist hier häufig der Weg. Das sieht sehr rutschig aus und ich passe höllisch auf, dass ich mich hier nicht hinlege.
                          Zwischendrin sieht es immer wieder (trügerisch?) trocken aus. Da kann ich doch wieder….ganz normal gehen?
                          Dann passiert es!
                          Eine dieser so trocken aussehenden, trügerischen Stellen erweist sich als extrem rutschig, ich gleite aus, lege mich aber mit einem Hosenbein komplett in den Matsch. Zum zweiten Mal auf dieser Tour! Das ist mir noch nie passiert.
                          Nach dem Schreck erfolgt umgehend ein Schadens - Check. Gott sei Dank ist nichts passiert. Ein Hosenbein sieht zwar aus, wie aus der Matsche gezogen, aber keine weiteren Verletzungen.
                          Jetzt kann ich darüber lachen und sogleich löst sich die Anspannung. Weiter geht’s.




                          Matschig, aber auch sonnige (und bessere!) Aussichten


                          Ich bin vielleicht eine weitere, halbe Stunde gelaufen, da passiert es unvermittelt ein weiteres Mal: Verdammt! 🤬
                          Beim Versuch (macht der nicht kluch?), einem Schmelzbach und einer nassen, morastigen Stelle auszuweichen, lege ich mich zum zweiten Mal heute der Länge nach hin. Jetzt finde ich das gar nicht mehr lustig, oder zum Lachen und fluche vor mich hin.
                          Wieder kann ich nach kurzer Zeit aufatmen, doch nun reicht es mir langsam. Ich entwickle mich ja richtig zum….Stolpervogel. Schluss damit!

                          Nachdem ich lange etwa auf einer Höhenlinie gelaufen bin, neigt sich der Pfad hinunter in das Gråtådalen. Bald sollte die Hütte in Sicht kommen!?




                          Es geht hinunter! Abstieg ins Gråtådalen


                          Der Abstieg zieht sich noch etwas in die Länge, doch als ich auf eine Kuppe trete, taucht die Gråtådalstua in meinem Blickfeld auf. Es sind sogar zwei Hütten, wie ich von hier gut erkennen kann.




                          Gråtådalstua - die Hütte links ist für die Angler


                          Beim Näherkommen merke ich, wie nass und matschig der Talgrund ist. Obacht also auch hier unten. Als ich an der ersten Hütte angekommen bin, stelle ich gleich fest, dass sie verschlossen ist. Nun, das ist ja ganz normal und war auch schon bei der Saltfjellstua so. Dann trifft mich aber fast der Schlag, als ich erkenne, dass dieses Vorhängeschloss ein „modernes“ ist, das einen Sicherheitsschlüssel benötigt. Ich habe aber nur den DNT - Generalschlüssel, doch dieser einfache Bartschlüssel passt hier nicht.
                          Verdammt, ich bin wie vor den Kopf geschlagen! Das kann doch nicht wahr sein!
                          Ich habe mich richtig auf diese Hütte gefreut und jetzt das!
                          Gedanklich baue ich schon das Zelt auf, da schaue ich, mehr zufällig, noch einmal auf das Schloss.
                          Zapperlot! Da laust mich doch der Affe! Der Schlossbügel ist ja gar nicht zusammengesteckt! Der lässt sich einfach auseinander ziehen und so kann ich das Schloss aushängen.
                          Also nichts wie rein in die Hütte!
                          Nachdem ich meinen Rucksack reingestellt und einen ersten Rundgang gemacht habe, stelle ich sogleich fest, dass ich die Hütte für mich alleine habe.
                          Da es heute etwas frischer ist, mache ich im Ofen ein Feuer an. Das klappt auf Anhieb. Während das Feuer brennt und sich langsam die erste Wärme in der Hütte verbreitet, gehe ich hinunter zum Wasser, um mich zu waschen und das Trinkwasser in der Hütte aufzufüllen.
                          Bei diesem Gang stelle ich erneut fest, wie matschig und nass es hier immer noch ist.




                          Gråtådalstua - Geöffnet!


                          Wunderbar erfrischt stapfe ich zurück, dabei immer die matschigen Stellen im Blick, die ich, wo immer möglich, großzügig zu umgehen versuche. Zurück in der Hütte mache ich mich gleich an das Abendessen. Im innern hat sich eine wohlige Wärme ausgebreitet, so dass ich beschließe, das Feuer ausgehen zu lassen. Zu warm darf es im Innern auch nicht werden, denn sonst verbringe ich eine unruhige Nacht.
                          Es ist wunderbar still hier. Ich höre noch etwas in meinem Hörbuch und merke dann, wie sich eine Müdigkeit in mir ausbreitet.
                          Bevor ich schlafen gehe bin ich in Gedanken bereits auf der morgigen Etappe zur Kvitsteindalgammen.
                          Bei der heutigen Planung ist mir eine Idee gekommen.
                          Ich habe mich entschieden!




                          Mein morgiger Weg sieht sehr nass (und matschig!) aus

                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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