27.06.24
Auf halber Strecke….
Heute bin ich wirklich in bester Stimmung, denn das Wetter ist wieder ausgesprochen schön, sonnig und mild, ja geradezu sommerlich warm.
Heute und morgen soll es noch so bleiben, dann ein regnerischer Tag folgen.
Beste Bedingungen, unter denen ich bis zur Saltfjellstua gelangen möchte. Vielleicht, so überlege ich, kann ich dort den regnerischen Tag verbringen.
Das wäre ja erst übermorgen, also eigentlich ein „verschenkter“ Wandertag, denn bereits heute Abend (da bin ich mir ganz sicher) werde ich die Hütte erreichen. Hmm….
Kurz vor 9 Uhr verlasse ich meinen Übernachtungsplatz und genieße noch einmal die glänzende Aussicht.


Kjemåvatnet
Entlang des Kjemåvatnet bin ich noch bester Stimmung, merke aber, dass ich heute doch recht langsam dahinschleiche.
Zu dieser Zeit mache ich mir darüber noch keine Gedanken, denn der Weg wird immer schöner, als ich den Kjemåvatnet langsam hinter mir lasse.

Lønstinden bei herrlichem Wetter

Der Gebirgszug dominiert die Landschaft über Stunden
Scheinbar unmerklich für mich geht es kontinuierlich, und in kaum wahrnehmbaren Intervallen….bergauf!
Dieser Abschnitt des Weges gefällt mir ausnehmend gut, jedenfalls so lange, bis ich unvermittelt vor einer landschaftlichen Hürde stehe, die mir fast schon wie eine Barrikade vorkommt.
Auch Ende Juni kommt es immer mal wieder vor, dass ein großes Schneefeld noch nicht abgetaut ist. Gerade jetzt stehe ich vor einem Schneefeld, dass sich mir als recht steile Stufe in den Weg stellt. Micro Spikes habe ich nicht dabei, also suche ich nach dem besten Zu- und Aufgang. Das fehlende Geduld kein guter Reisebegleiter ist, darf ich dann umgehend als unangenehme Erfahrung verbuchen. Beim Versuch, die Stufe einfach mit Tempo und Entschlossenheit zu erklimmen, rutsche ich, kurz vor dem höchsten Punkt, umgehend aus und den ganzen Hang wieder unsanft und unkontrolliert zurück.
Ich habe einfach nur Glück, dass, neben dem Schreck, der mir in die Glieder fährt, nicht Schlimmeres widerfährt. Das Adrenalin pumpt stoßweise durch meine Venen. Im zweiten Versuch klappt es dann, und ich kann meinen Weg auf dem weiterführenden Pfad fortsetzen.

Steiles Schneefeld
Kurz darauf teilt sich der Weg. Ein Teil führt hier über das Wasser und quert den Giebbnejåhkå. Die Furt sieht zwar harmlos und unschwierig aus, doch ich folge, nach einer kurzen Pause, dem Pfad auf der anderen Flussseite. Gefühlt mache ich dabei einen Umweg.
Och, menno, immer diese Entscheidungen! Ich komme ins Wanken, denn der Pfad will mir einfach nicht gefallen. Warum bin ich auch gerade so müde? Fast schon Panik breitet sich in mir aus, als mein Blick auf die Uhr fällt. Es ist schon nach 13:30 Uhr, dass kann doch gar nicht sein?! Ich drehe nach 300 Metern wieder um, und stehe dann erneut vor der Furt. Die erweist sich in der Tat als „leicht“ und ich gelange „trockenen Fusses“ hinüber.

Leichte Furt
Die nächste 2 - 2,5 Stunden ziehen sich quälend langsam dahin und ich fühle mich bereits jetzt schlapp und ausgepowert. What the fuck ist denn hier los?

Auf der Nordseite: Blick zurück in Richtung Lønsdal


Blick voran: Lønstinden gilt es in ganzer Länge zu passieren
Schließlich erreiche ich die Stelle, wo beide Wege, der nördliche und der südliche, wieder zusammenlaufen. Doch keine so gute Wahl, da ich nun den Giebbnejåhkå erneut queren muss und das diesmal eine nasse Angelegenheit wird. Also nicht hadern, sondern hinein ins Wasser und hindurch!
Bei den heutigen Temperaturen ist das sogar erfrischend.
Auf der südlichen Seite angekommen, fällt mir sofort das ebene und gute Zeltgelände auf. Ich fühle mich unerklärlich erschöpft und müde.
Obwohl ich heute kaum die Hälfte der Strecke zur Saltfjellstua geschafft habe und ich mit meinem heutigen Schnecken - Tempo extrem hadere, gefällt mir dieser Platz hier wirklich ausnehmend gut.
Ich muss gar nicht lange überlegen, sondern entscheide mich auf der Stelle, an diesem schönen Ort zu bleiben.
Rückblickend war es eine der besten Entscheidungen der gesamten Reise.
In meinem Zustand (der Müdigkeit) wäre ich sowieso nicht mehr am gleichen Tag an mein Ziel (Saltfjellstua) gelangt.
In großer Ruhe und Gelassenheit errichte ich mein Lager, hole Wasser und steige für eine ausgiebige Wäsche in den Fluss. Das weckt tatsächlich neue Lebensgeister in mir.
So erfrischt und vitalisiert genieße ich mein Abendessen ganz besonders. Vergessen ist die Enttäuschung, es „nur“ bis zur Hälfte geschafft zu haben.
Es ist ein Genuss und ein Privileg, genau jetzt und hier sein zu dürfen.
Ich bin ganz und gar im Reinen mit mir.

Camp 6 an der Giebbnejåhkå 🤩 😍



Auf halber Strecke….
Heute bin ich wirklich in bester Stimmung, denn das Wetter ist wieder ausgesprochen schön, sonnig und mild, ja geradezu sommerlich warm.
Heute und morgen soll es noch so bleiben, dann ein regnerischer Tag folgen.
Beste Bedingungen, unter denen ich bis zur Saltfjellstua gelangen möchte. Vielleicht, so überlege ich, kann ich dort den regnerischen Tag verbringen.
Das wäre ja erst übermorgen, also eigentlich ein „verschenkter“ Wandertag, denn bereits heute Abend (da bin ich mir ganz sicher) werde ich die Hütte erreichen. Hmm….
Kurz vor 9 Uhr verlasse ich meinen Übernachtungsplatz und genieße noch einmal die glänzende Aussicht.


Kjemåvatnet
Entlang des Kjemåvatnet bin ich noch bester Stimmung, merke aber, dass ich heute doch recht langsam dahinschleiche.
Zu dieser Zeit mache ich mir darüber noch keine Gedanken, denn der Weg wird immer schöner, als ich den Kjemåvatnet langsam hinter mir lasse.

Lønstinden bei herrlichem Wetter

Der Gebirgszug dominiert die Landschaft über Stunden
Scheinbar unmerklich für mich geht es kontinuierlich, und in kaum wahrnehmbaren Intervallen….bergauf!
Dieser Abschnitt des Weges gefällt mir ausnehmend gut, jedenfalls so lange, bis ich unvermittelt vor einer landschaftlichen Hürde stehe, die mir fast schon wie eine Barrikade vorkommt.
Auch Ende Juni kommt es immer mal wieder vor, dass ein großes Schneefeld noch nicht abgetaut ist. Gerade jetzt stehe ich vor einem Schneefeld, dass sich mir als recht steile Stufe in den Weg stellt. Micro Spikes habe ich nicht dabei, also suche ich nach dem besten Zu- und Aufgang. Das fehlende Geduld kein guter Reisebegleiter ist, darf ich dann umgehend als unangenehme Erfahrung verbuchen. Beim Versuch, die Stufe einfach mit Tempo und Entschlossenheit zu erklimmen, rutsche ich, kurz vor dem höchsten Punkt, umgehend aus und den ganzen Hang wieder unsanft und unkontrolliert zurück.
Ich habe einfach nur Glück, dass, neben dem Schreck, der mir in die Glieder fährt, nicht Schlimmeres widerfährt. Das Adrenalin pumpt stoßweise durch meine Venen. Im zweiten Versuch klappt es dann, und ich kann meinen Weg auf dem weiterführenden Pfad fortsetzen.

Steiles Schneefeld
Kurz darauf teilt sich der Weg. Ein Teil führt hier über das Wasser und quert den Giebbnejåhkå. Die Furt sieht zwar harmlos und unschwierig aus, doch ich folge, nach einer kurzen Pause, dem Pfad auf der anderen Flussseite. Gefühlt mache ich dabei einen Umweg.
Och, menno, immer diese Entscheidungen! Ich komme ins Wanken, denn der Pfad will mir einfach nicht gefallen. Warum bin ich auch gerade so müde? Fast schon Panik breitet sich in mir aus, als mein Blick auf die Uhr fällt. Es ist schon nach 13:30 Uhr, dass kann doch gar nicht sein?! Ich drehe nach 300 Metern wieder um, und stehe dann erneut vor der Furt. Die erweist sich in der Tat als „leicht“ und ich gelange „trockenen Fusses“ hinüber.

Leichte Furt
Die nächste 2 - 2,5 Stunden ziehen sich quälend langsam dahin und ich fühle mich bereits jetzt schlapp und ausgepowert. What the fuck ist denn hier los?

Auf der Nordseite: Blick zurück in Richtung Lønsdal


Blick voran: Lønstinden gilt es in ganzer Länge zu passieren
Schließlich erreiche ich die Stelle, wo beide Wege, der nördliche und der südliche, wieder zusammenlaufen. Doch keine so gute Wahl, da ich nun den Giebbnejåhkå erneut queren muss und das diesmal eine nasse Angelegenheit wird. Also nicht hadern, sondern hinein ins Wasser und hindurch!
Bei den heutigen Temperaturen ist das sogar erfrischend.
Auf der südlichen Seite angekommen, fällt mir sofort das ebene und gute Zeltgelände auf. Ich fühle mich unerklärlich erschöpft und müde.
Obwohl ich heute kaum die Hälfte der Strecke zur Saltfjellstua geschafft habe und ich mit meinem heutigen Schnecken - Tempo extrem hadere, gefällt mir dieser Platz hier wirklich ausnehmend gut.
Ich muss gar nicht lange überlegen, sondern entscheide mich auf der Stelle, an diesem schönen Ort zu bleiben.
Rückblickend war es eine der besten Entscheidungen der gesamten Reise.
In meinem Zustand (der Müdigkeit) wäre ich sowieso nicht mehr am gleichen Tag an mein Ziel (Saltfjellstua) gelangt.
In großer Ruhe und Gelassenheit errichte ich mein Lager, hole Wasser und steige für eine ausgiebige Wäsche in den Fluss. Das weckt tatsächlich neue Lebensgeister in mir.
So erfrischt und vitalisiert genieße ich mein Abendessen ganz besonders. Vergessen ist die Enttäuschung, es „nur“ bis zur Hälfte geschafft zu haben.
Es ist ein Genuss und ein Privileg, genau jetzt und hier sein zu dürfen.
Ich bin ganz und gar im Reinen mit mir.

Camp 6 an der Giebbnejåhkå 🤩 😍



Kommentar