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[SE] Hin und wieder zurück - Schneller Tourabbruch im Vålådalen
[SE] Hin und wieder zurück - Schneller Tourabbruch im Vålådalen
Tourentyp
Lat
Lon
Mitreisende
Region/Land: Vålådalen, Jämtlands län, Schweden Reisedauer: 20.-21.09.2020, 2 Tage Tourdauer: 19.-22.09.2020, 4 Tage
Oh man...
Ich hatte lange überlegt, ob ich überhaupt was zu diesen Tagen schreibe, aber jetzt, da ich mich endlich an die Fotos gesetzt habe, mich die Wehmut erneut stark überkam, ein Brot im Ofen eh noch 60 min backen muss und ich es sowieso nicht haben kann, meine Reisechronik hier unvollendet zu lassen, dachte ich, ich schreibe doch ein paar Zeilen und spendiere dem Forum einen Abbrecherbericht, der wenigstens tolle Fotos vom herbstlichen Wald & Fjäll enthält
Tja, jetzt habe ich zwar schon mit einem dicken Spoiler begonnen, aber evtl. liest ja doch der eine oder andere hier weiter ;)
Seit Mai war ich mit meiner Freundin und unser Tochter gemeinsam in Elternzeit.
Das war natürlich sooo toll, emotional, umwerfend und unbeschreiblich wie auch intensiv und anstrengend.
Schon lange vor der Geburt malte ich mir aus, die Elternzeit auch für einen Solo-Trip zu nutzen und so quasi einen kleinen Ausgleich zu schaffen.
Irgendwo in Skandinavien, Schottland oder sonst wo. Nun kam Corona, die Elternzeit verlief etwas anders als geplant (wobei der Sommer unternehmungstechnisch schon angenehmer war als der Spätherbst ;) ) und mein Plan, den ich ausgearbeitet hatte, nämlich eine Runde in Jotunheimen zu wandern, fiel ins Wasser, da Norwegen 3 Wochen vor meiner Reise wieder eine Quarantänepflicht für Deutsche erließ.
Guter Rat war teuer, ich sah mich schon in Luxemburg auf dem Mullerthal-Trail, auf dem Westweg oder irgendwo in den Alpen, da bekam ich mit, das Schweden noch ziemlich unkompliziert zu bereisen sei.
Das tolle Forum half mir wieder mal schnell & unkompliziert bei richtigen Ersatz-Destination, nämlich dem Jämtlandsfjäll. Ich arbeitete mir eine Route von Storlien nach Vålådalen bzw. Undersåker aus, die ich je nach Wetter von der einen oder anderen Seite beginnen wollte und bei Bedarf kürzen oder verlängern konnte.
Meine Freundin hatte mir ca. 12 Tage Zeitbudget gegeben (wofür ich ihr damals wie heute sehr dankbar war :-D) und ich hab noch nicht unendlich viel Erfahrung, was das Einschätzen meiner Geschwindigkeit mit schwerem Rucksack etc. anbelangt. Außerdem sollte das auch die erste größere Solo-Trekking-Tour werden.
Die Wettervorhersage machte mir die ganze Zeit im Vorfeld schon Sorgen. Klar, es war September und durchgängig super Wetter hatte ich nicht erwartet und bis ein paar Tage vor dem Start war ich auch relativ optimistisch, dass ich 1a Herbstfarben mit tollen Sonnenstunden haben werde
Aber je näher der Start rückte, umso schlechter wurde es leider.
Aus vereinzeltem Regen wurde quasi Dauerregen, sehr starker Wind und Kälte, aber was solls? Ich saß ja nun schon im Zug und war eigentlich noch ziemlich motiviert.
Aber ich entschied mich, schon in Undersåker auszusteigen, mit dem Taxibus nach Vålådalen zu fahren und von dort zu starten.
Die Tour hatte 124 km inkl. Abstecher auf den Gåsen, den (oder das?) Helagsfjället und den Storsylen, wenn die Bedingungen es zuließen.
Ich habe meinen Plan mal verlinkt. https://www.komoot.de/tour/259739572?ref=wtd
Anreise Berlin - Vålådalen
Sa, 19.09.2020 Reisetag 1
Morgens gegen 06:30 fuhr mein Zug, ich zog die Maske um kurz vor 06:00 beim Einsteigen in die S-Bahn auf und nahm sie erst mehr als 8 Stunden später in Malmö wieder ab.
Ich fuhr die lange Strecke mit dem Zug, was ziemlich bequem war. Die Anschlüsse waren eng, aber alles lief glatt. Berlin - Hamburg - Kopenhagen - Malmö - Undersåker, der letzte Abschnitt von 15:00 bis 07:30 am Folgetag im Nachtzug - top!
Hamburg Hbf Kopenhagen Hbf Auf der Öresundbrücke, ab hier entfiel die Maskenpflicht offiziell, aber irgendwie fühlte es sich falsch an... Malmö Central Nachtzugromantik
Na dann bin ich mal gespannt woran es gescheitert ist. An schlechtem Wetter?
Erinnere mich noch gut an meinen ersten Trekking-Urlaub. Große große Pläne hatte ich - und dann habe ich nicht wenig Zeit in Bothys verbracht. War auch schön.
Anreise Berlin - Vålådalen / Vålådalen - Stensdalen
So, 20.09.2020 Tourtag 1, Reisetag 2
Um 07:30 verließ ich den Zug, ich hatte nicht super geschlafen, fühlte mich aber trotzdem relativ motiviert.
Es war grau, aber trocken. Und etwas kälter als erwartet, aber damit würde ich schon klar kommen, dachte ich mir.
Im Zug sah ich, dass der Bus, den ich nach Vålådalen nehmen wollte, zu dieser Jahreszeit bereits ein Bedarfstaxi ist, was man vorher reservieren müsste. Unter der Nummer erreichte ich am Abend vorher niemanden mehr, also versuchte ich mein Glück spontan. Das Taxi war bereits durch zwei andere Schweden und stand da - und nahm mich zu meiner Überraschung sogar gratis mit - Tack!
In Vålådalen angekommen sortierte ich mich kurz und staunte schon jetzt nicht schlecht über die Aussicht über riesige Waldflächen, die in gelb, orange und grün erstrahlten. Diese Farben hatte ich mir vorgestellt!
Vålådalens Fjällstation
Ich machte mich gegen 08:00 bereits auf den Weg - früher als ich erwartet hatte.
Das Wetter sollte sich später am Tag noch verschlechtern, also war mir das mehr als recht.
Rückblick auf Vålådalen
Schnell nachdem ich den Ort verließ, kam ich im Wald an. Der Weg war gut und ich kam schnell voran. Ich war eigentlich ziemlich gut drauf, mochte die Umgebung, fotografierte ein wenig beim Laufen und kam gut in Tritt.
Schöne Herbstfarben kündigten sich an
Bald kam ich auf eine kleine Anhöhe, von wo ich nach Westen die kommende Landschaft sehen konnte. Toll, das machte wirklich Lust auf mehr!
Die Berge lagen zwar in einer dicken Wolkendecke, aber bei mir ging es ja noch alles klar!
Toller Ausblick!
Die Landschaft wurde jetzt ein bisschen abwechslungsreicher, ich kam an Flüssen, Mooren, Grasflächen vorbei und der Wald öffnete und schloss sich immer wieder.
Nach einer guten Stunde machte ich eine Pause, ich war schon schön weit gekommen, da der Weg noch größtenteils flach verlief. Das sollte sich später noch ändern.
Am herbstlichen Wald hatte ich mich auch noch nicht satt gesehen, auch wenn ich mich schon auf die offenere Landschaft freute!
Interessante Wurzeln am Wegesrand
Ufer des Vålån, dem ich eine Weile folgte
Tolle Stimmung auf diesen Lichtungen!
Nach etwa zwei Stunden Wanderung steilte das Gelände langsam auf, wobei ich immer noch im Wald blieb.
Langsam wird es steiler
Nichtsdestotrotz, immer wieder flachere Lichtungen
Aufwärts durchs Birkenwäldchen
Nach knapp 45 min wurde der Wald Lichter und eine markantere Geländestufe erschien. "Endlich....", dachte ich mir, der Rucksack war doch schwerer als Gedacht und am ersten Tag sind die ersten Höhenmeter ja meistens schwer, was...
Markante Geländestufe
Anschließend stand ich auf einem großen Plateau mit einer tollen Aussicht.
Es war jedoch richtig ungemütlich, der Wind bließ sehr kräftig und etwas Niesel peitschte mir ins Gesicht. Ich zog meine Regenjacke an, machte schnell ein paar Fotos und lief weiter, dass mir nicht zu kalt wurde.
Die dicken Wolken ringsum, gepaart mit dem Wind und dem Regen heiterten meine Stimmung zu dem Zeitpunkt nicht so wirklich auf. Bisher war alles cool, aber ich wusste ja, dass es im Lauf des Tages schlimmer werden sollte...
Jetzt war ich in der Landschaft angekommen, die ich mir vorgestellt hatte! Offen, weite Blick, Berge, tolle Herbstfarben...
Tja, nur das Wetter nervte mich gewaltig. Unglaublich, ich ärgerte mich schon über mich selbst, dass ich in dieser Stimmung war, jetzt, da ich endlich hier war und quasi zwei Wochen lang frei war.
Gute Mine...
Mir kamen übrigens nur sehr vereinzelt Leute entgegen. In Stensdalen, der nächsten Hütte, an der ich in ein paar Kilometern vorbeikommen sollte, war gerade die letzte Nacht der Saison rum, wie in den anderen kleinen Hütten auch. Einige hatten sogar schon zu. Die größeren, weiter Richtung Westen, bspw. Helags, Sylarna und Blåhammaren hatten noch eine Woche auf.
Ich lief jetzt immer auf Höhe und es war zum Teil extrem matschig. Meine Stiefel sahen sehr schnell sehr mistig aus, aber es blieb alles trocken.
Die Planken, die ausgelegt waren, waren doch zum Teil eher Alibi
Matsch
Gegen 12:15 kam ich an der Stensdalen Fjällstuga an.
Ich sprach kurz mit einem Mitarbeiter, der mir leider nicht gerade Mut machte.
Schlechte Wettervorhersage und im Fjäll extrem windig, Tendenz steigend.
Das offene Fjäll begann einige Kilometer nach der Hütte, man musste nur noch durch ein Birkenwäldchen. Wenn ich vor Gåsen zelten will, dann dort. Bis Gåsen wären es noch weiter 14 km gewesen (bei schlechtem Wetter) und 14 km war ich bereits gelaufen. Das war mir für den ersten Tag doch etwas viel, also entschloss ich mich, im Birkenwäldchen zu bleiben.
Das hieß aber auch, dass ich jetzt einen laaaangen Nachmittag haben würde ohne großartige Beschäftigung. Das Wetter wurde immer ungemütlicher, also machte ich erst mal ausgiebig Pause in einem Schlafraum der Hütte, dachte nach und spielte meine bescheidenen Optionen durch.
Stensdalen Fjällstuga
Ein windgeschützter Pausenplatz, toll!
Nun gut, ich lief also eine Stunde später weiter und machte mich auf die Suche nach einem guten Zeltplatz... Das Wäldchen war wunderschön, wenn auch nicht wirklich eben am Boden und viele Wasserläufe gab es auch nicht.
Um 13:30 machte ich Schluss, baute mein Zelt auf einer kleinen Lichtung direkt neben dem Weg auf. Ich erwartete nicht, dass noch jmd. vorbei kam...
Wasser war recht nahe, ziemlich windgeschützt war es auch.
Tja und nun? Das letzte Foto von dem Tag ist von 15:18, bis dahin habe ich etwas gegessen, die Umgebung erkundet, mich eingerichtet... Was man eben so macht, wenn das Zelt steht. Leider wurde es immer kälter und es fing bald an zu regnen, sodass ich ins Zelt vertrieben wurde.
Da begann dann der laaaaange Nachmittag und Abend.
Ich fühlte mich nicht wohl. Ich war in toller Natur, lag wettergeschützt in meinem Zelt, hatte eigentlich einen schönen Tag hinter mir - aber ich fühlte es einfach nicht. Irgendwie war ich einsam, ich vermisste meine Tochter, die gerade anfing, sich zu drehen und die immer viel lachte... Und meine Freundin, mit der ich natürlich viel Zeit verbrachte in den letzten Monaten, was ich sehr genoss.
Zu allem Überfluss hatte ich an der Stelle sehr guten Internetempfang, also schrieben und telefonierten wir auch, ich glaube, das machte mein "Heimweh" nicht besser.
Ich checkte alle möglichen Wetterberichte, aber alle liefen aufs gleiche hinaus. Dauerregen bis zum Morgen, dann ein guter Vormittag, schlechter Nachmittag, weitere Tage im ähnlichen Rhythmus... Das heißt, ich laufe entweder tagelang stundenlang im Regen oder verkrieche mich immer wieder den halben Tag im Zelt und mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich mein, so ein Solozelt ist toll, aber machen wir uns nichts vor, wirklich viel Bewegungsspielraum hat man dort nun nicht
Tja und so reifte ganz langsam der Gedanke, ob ich nicht abbrechen sollte. War ich vielleicht doch nicht der harte Solo-Trekker, wie ich mir das vorgestellt hatte? Hält mich ein bisschen schlechtes Wetter und eine durchwachsene Vorhersage wirklich auf? Nur weil es ein paar Stunden doof war? 2x 24 h zugfahren für vielleicht 10 Stunden Wandern am Ende?
Meine Güte, allein ans abbrechen zu denken, machte mir ein schlechtes Gewissen vor mir selbst, aber am Ende gehts ums Gefühl, oder? Und das war in dem Moment einfach nicht gut. Ich fühlte mich einsam und unwohl.
Es regnete quasi die ganze Nacht hindurch. Ich schlief eigentlich gut, träumte aber wirres Zeug, erstaunlich viele Träume drehten sich ums Wetter, das ganz plötzlich besser wurde. Dann wachte ich auf und merkte, dass es immer noch regnete...
Um vor 07:00 stand ich schließlich auf, checkte noch mal die Wettervorhersage, frühstückte in Ruhe und beschloss dann, zurück nach Vålådalen zu laufen.
Alles andere fühlte sich in dieser Situation einfach nicht richtig an. Wäre das Wetter noch einen, zwei Tage schlecht vorhergesagt gewesen, dann wäre das das eine. Aber wieso muss ich 10 Tage durch den Regen und Sturm laufen (na gut, vielleicht hätte es sich zum Ende hin noch mal geändert? Wer weiß...), habe ich dann noch Spaß dabei? Oder würde es mir nicht mehr Freude bereiten, zuhause mit meiner Tochter Zeit zu verbringen?
Ich spielte es hundert Mal durch. Ich stehe jetzt auch, packe zusammen und laufe los. Sturm beim Laufen ist das eine, das wäre halb so wild. Zelten hätte ich bei der Gåsen Fjällstuga gekonnt, vielleicht 13 km entfernt. Das heißt, dass ich wieder ab Mittag beschäfitungslos wäre und im Regen und Sturm im Zelt sitze. Wieder wäre weiterlaufen eher suboptimal, da zwischen Gåsen und Helags wieder offenes Fjäll liegt. Und weitere 16 km.
Wie ich es auch drehte und wendete - es war keine in dem Moment annehmbare Option für mich dabei.
Wäre es gefährlich geworden wegen des Wetters? Vermutlich nicht.
Aber Freude und Spaß hätte ich wohl wenig dabei gehabt.
Ausblick am Morgen
Also packte ich alles zusammen und machte mich sehr, sehr wehmütig auf den Rückweg. Mir einzureden, was das doch für eine Starke Entscheidung war, half nicht wirklich...
Das Wetter heute war trist, kaum Struktur im Himmel, alles grau. Evtl. hat meine Stimmmung die Erinnerung auch etwas eingetrübt.
Über die Strecke durchs offene Fjäll lief relativ flott und ohne Pausen. Es war kühl und stürmisch hier oben, nach dem Plateau sollte es im Wald gemütlicher werden.
Nichtsdestotrotz - heute zogen sich die Kilometer doch deutlich mehr als tags zuvor.
Die Farben waren nach wie vor prächtig, richtig schön. Aber ich trottete dahin, ohne dem großartige Beachtung zu schenken. Immerhin hatte ich es ja am Tag zuvor bereits gesehen.
Bald war das Gefälle auch vorbei und ich kam wieder auf den flachen Abschnitt, der mich bis Vålådalen begleiten sollte.
Auf einmal brach die Sonne etwas durch die Bäume durch. Ich war gerade in Gedanken und war richtig überrascht davon, ich war schon den ganzen Tag in Regenjacke gelaufen.
Tja, was nun? War es die richtige Entscheidung? Oder nicht? Der Moment hielt "zum Glück" wirklich nur kurz an, danach war alles wieder einheitlich grau...
Und so kam ich am frühen Nachmittag in Vålådalen an.
Ich setzte mich in die Fjällstation, bestellte mir ein Eis und eine Cola und verbrachte so die nächsten Stunden.
Irgendwann find es an zu regnen, ziemlich stark sogar. Der Blick in die Berge ließ mich nicht wirklich an meiner Entscheidung zweifeln. Irgendwie aber doch. Sehr ambivalente Gefühle waren das...
Gegen 17:00 ging der Bus nach Undersåker (dieses Mal ein regulärer), um 20:30 dann der Nachtzug nach Stockholm.
Ich hatte die Rückfahrt relativ spontan am Morgen gebucht und war froh, noch halbwegs preiswert zurück zu kommen.
Abreise Vålådalen - Berlin
Di, 22.09.2020 Reisetag 4
Ich kam morgens um 06:30 in Stockholm an, um 08:20 ging mein Anschlusszug nach Malmö. Ich schaute mir also etwas die Stadt an, was fußläufig eben so erreichbar ist. Was ich sah, gefiel mir ganz gut, "Für einen Städtetrip könnte man definitiv noch mal zurück kommen", dachte ich mir.
Andenken für zuhause?
Auf dem Weg nach Malmö wurde das Wetter richtig schön. Ich schlief ein bisschen und überlegte noch, in Malmö auszusteigen und irgendwas in Südschweden zu machen, immerhin hatte ich mein ganzes Trekkingzeug dabei. Aber irgendwie hatte ich keine Lust mehr. Ich wollte nur noch nach Hause, Südschweden mag schön sein, aber war nicht das, worauf ich mich gefreut hatte. Vielleicht hätte ich es tun sollen, evtl. wäre dann der Rückblick versöhnlicher, wer weiß. Habe ich aber nicht. Und ich glaube, ich würde mich wieder so entscheiden
In der Mitte des Öresunds hieß es dann aus den Lautsprechern "Herzlich Willkommen in Dänemark, ab hier herrscht wieder Maskenpflicht."
Tatsächlich, ich hatte in Schweden die ganze Zeit keine auf, das war irgendwie unwirklich. Ob im Supermarkt in Stockholm, im Zug, in der Fjällstation... Ein kleiner Ausbruch aus der (unserigen) Corona-Realität.
Bis kurz vor Hamburg verlief die Fahrt trotz vieler kurzer Anschlüsse wieder unspektakulär gut. Dann blieb der Zug stehen, Stellwerksfehler, Stromausfall, Personen im Gleis, whatever...
Über eine kleine Odyssee mit Regional- und S-Bahnen erreichten alle den Hamburger Hauptbahnhof, an dem der letzte Zug nach Berlin schon lange weg war. Ich überlegte mir, schnell noch in den Flixbus zu steigen, lief dann aber doch zum DB Servicepoint, die allen, die nach Berlin wollten, kurzerhand Taxis organisierten.
So fuhren wir in der Nacht mit einem normalen PKW-Taxi zu dritt von Hamburg nach Berlin. Ich war gegen 03:00 oder so zuhause und fiel müde und immer noch deprimiert ins Bett.
Und jetzt?
Tja, 4,5 Monate später bin ich immer noch richtig deprimiert, wenn ich an die Reise zurückdenke. Bald ist die Elternzeit vorbei, alles lief etwas anders als geplant (nicht zuletzt durch Corona...) und eine zweite Chance für eine solche Reise hatte ich nicht und werde ich sicher "kurzfristig" auch nicht haben. Deshalb fühlt es sich immer noch echt mies an.
Aber was soll ich jetzt groß rumlamentieren, das wusste ich vor Ort auch alles, habe es mir überlegt und trotzdem abgebrochen. Wahrscheinlich würde ich es wieder machen, zumindest wenn ich alleine bin.
Ich glaube, da kam alles zusammen. Heimweh, scheiß Wetter, kurz davor kamen wir schon aus einem anderen Urlaub, die Einsamkeit bzw. das Alleinsein.
Wetter und Alleinsein waren die ausschlaggebenden Punkte, wäre eins anders gewesen, wäre auch meine Entscheidung anders ausgefallen, da bin ich mir ziemlich sicher. Zu zweit tut man sowas nicht so leicht, da sind die Nachmittage halt auch nicht so lang.
Sei's drum. Ich habe das Solo-Trekken für mich noch nicht abgeschrieben, die Vorstellung davon ist immer noch einfach super. Mal gucken, wann es ein nächstes Mal gibt
schöner Bericht. Und vielleicht braucht es gerade solche Berichte um anderen Usern mit evtl. ähnlichen Gedanken auf Tour zu zeigen, das sie damit nicht allein sind.
Irgendwo kennen wir das ja alle: Man plant seine Tour, malt sich alles in den schönsten Farben aus... aber das skandinavische Wetter macht einem dann doch manchen Strich durch die Rechnung.
Meine Rettung war schön öfters, daß ich viele Pläne in den unterschiedlichsten Gegenden im Köcher habe und mein Tourenziel oft noch 1 Tag vor Abreise umgestoßen habe.
Witzigerweise war ich genau zu deiner Zeit auch in Jämtland, etwas nordöstlicher: da waren die Aussichten noch etwas besser, und es kam sogar nicht ganz so schlimm, so daß ich eigentlich eine schöne Tour hatte.
Dieses Umdisponieren ist in Schweden allerdings etwas schwieriger, als in Norwegen. In Falle Norwegens kann man nach Oslo fliegen, kauft sich schon lange im voraus ein minipris-Ticket um rund 30 Euro für den Zug hoch bis zum Polarkreis, und steigt dann unterwegs dort aus, wo das Wetter am schönsten ist.
Auf jeden Fall hoffe ich, daß du mit diesem Artikel den Frust besser verarbeiten konntest, und na klar: du wirst noch viele tolle Touren machen!
Hej Geige,
danke fuer den Bericht. Auch die ganzen Solo-Krieger brauchen manchmal was anderes, als solo draussen zu sein Bin auch schonmal von Abisko nach Lappporten hochgelaufen, nur um festzustellen, dass ich eigentlich keine Lust mehr habe, und bin dann noch am gleichen Abend den Weg wieder runtergestiefelt und hab mein Rueckfahrticket gebucht. Da war ich zwar vorher schon eine Runde unterwegs gewesen, aber durch den Zwischenhalt in Abisko als Ende der ersten Runde fuehlte es sich trotzdem wie ein neuer Urlaub an - der dann einfach nicht wollte. Und wenn der Kopf am Anfang nicht mitspielt, dann sollte man auch den Körper nicht durchboxen - es soll ja auch Spass machen. Wenn sowas unterwegs passiert - nach ein paar Tagen, mitten in der Pampa - läuft es anders, habe ich das Gefuehl (und mein ich auch hin und wieder hier zu lesen). Und beim nächsten Mal läuft es sich dann auch wieder, da wuerd ich mir keine Sorgen machen.
Hej Geige,
danke fuer den Bericht. Auch die ganzen Solo-Krieger brauchen manchmal was anderes, als solo draussen zu sein Bin auch schonmal von Abisko nach Lappporten hochgelaufen, nur um festzustellen, dass ich eigentlich keine Lust mehr habe, und bin dann noch am gleichen Abend den Weg wieder runtergestiefelt und hab mein Rueckfahrticket gebucht. Da war ich zwar vorher schon eine Runde unterwegs gewesen, aber durch den Zwischenhalt in Abisko als Ende der ersten Runde fuehlte es sich trotzdem wie ein neuer Urlaub an - der dann einfach nicht wollte. Und wenn der Kopf am Anfang nicht mitspielt, dann sollte man auch den Körper nicht durchboxen - es soll ja auch Spass machen. Wenn sowas unterwegs passiert - nach ein paar Tagen, mitten in der Pampa - läuft es anders, habe ich das Gefuehl (und mein ich auch hin und wieder hier zu lesen). Und beim nächsten Mal läuft es sich dann auch wieder, da wuerd ich mir keine Sorgen machen.
Mensch, ja, ich kann das voll verstehen
Ich glaube auch, hätte sich das an Tag 4/5 ergeben, dann wäre das was anderes. Man könnte noch verkürzen und hätte immer noch eine schöne Route gehabt, aber quasi 2x die gleiche Strecke zu laufen und das wars dann ist schon bitter
Mittlerweile kann ich drüber lachen, auch wenn ich sicher nicht drüber hinweg bin Das dauert sicher noch ein paar Touren.
@Fjellfex: Ja, das haben wir in Norwegen vor 2 Jahren auch gemacht, da lagen auch ein paar Pläne in der Schublade. Generell bin ich auch ein Freund davon, aber irgendwie war das dieses Mal aufgrund der Kurzfristigkeit nicht möglich :/
Höre ich da einen "Rabenvater drückt sich vor der Verantwortung"-Unterton?
Wir hatten sehr viel Zeit, die meine Freundin und ich gemeinsam in Elternzeit sind bzw. waren, um genau zu sein, 9 Monate (die diese Woche enden ).
Danach bin ich noch 3 Monate mit unser Tochter allein zu Hause.
Unsere Absprache war, dass in 9 bzw. 12 Monaten die 2 Wochen schon drin waren (und psssst - ich war auch mit einem Kumpel 3 Tage in den Alpen )
... ich vermisste meine Tochter, die gerade anfing, sich zu drehen und die immer viel lachte... Und meine Freundin, mit der ich natürlich viel Zeit verbrachte in den letzten Monaten, was ich sehr genoss.
Kann es einen besseren Grund geben, eine Tour abzubrechen? Wohl kaum, ich finde Du hast alles richtig gemacht und das Fjäll läuft Dir ja nicht weg! Und wenn Du es anders gemacht hättest, wärst Du trotzdem kein Rabenvater!!
Da stimme ich dir zu Geige, diesen Unterton habe ich auch herausgelesen.
Für mich gehört genau das zum Elternsein dazu: Dass man sich nach und nach abstimmt, damit auch jede/r seinen Freiraum hat. Solcher Freiraum bereichert meiner Meinung nach eine Beziehung und das Familienleben.
Ich kenne etliche, die die "Elternzeit" "nutzen" woll(t)en für: Hausbau, Umzug, grossen Familienreise
Die Pläne von den grossen Reisen ("dann packen wir das Baby in den Fahrradanhänger und fahren ans Nordkap" etc.) funktionieren nie, wenn die werdenden Eltern denken (oder beweisen wollen), alles geht weiter wie gehabt.
Hausbau, Umzug folgt manchmal gewissen Notwendigkeiten, führt aber leider (was ich so mitkriege) meist dazu, dass die Frau das Baby betreut und der Mann Bauherr ist.
Alles nicht sinnig für meinen Geschmack.
Aber dass innerhalb der Elternzeit auch jedes Elternteil eigene Unternehmungen macht - von wenigen Minuten bis zu ein paar Wochen - halte ich für gesund. Auch dann, wenn einer von beiden merkt, dass es so im Moment nicht gut klappt.
Von meiner Seite grossen Respekt vor der Entscheidung, finde ich mutiger, als einfach weiterzugehen. Und danke für den Bericht und die Bilder, die wirklich allesamt grossartig sind.
Dass man sich nach und nach abstimmt, damit auch jede/r seinen Freiraum hat. Solcher Freiraum bereichert meiner Meinung nach eine Beziehung und das Familienleben.
Ach so. Ja, wenn das für beide gilt, finde ich das in Ordnung. Natürlich hätten wir das mit unseren Kindern gerne auch so gehabt. Mein Mann musste damals nicht nur unseren Betrieb alleine wuppen, sondern auch von Entbindung zu Entbindung mehr schon vorhandene Kinder hüten. Weil ich mir pro Kind sechs Tage Krankenhaus gegönnt habe.
Am Nordkapp haben wir übrigens zahlreiche Elternzeitler getroffen. So schwierig scheint das nicht zu sein.
Echt schade, dass das mit Deiner Tour nicht so gelaufen ist wie geplant. Das tat mir ja schon nur beim Lesen weh und von daher möchte mir gar nicht vorstellen wie unangenehm es für Dich erst gewesen sein muss, die Tour vor Ort abzubrechen. Aber so wie Du das schilderst, kann ich Deine Beweggründe absolut nachvollziehen, schließlich soll so ne Tour Spaß bringen und auch der (seelischen) Erholung dienen. Von daher finde ich es gut, dass Du trotzdem diesen kurzen und ehrlichen Bericht geschrieben hast. Und immerhin sind ja ein paar ganz schicke Herbstbilder dabei rumgekommen.
Das mit den Abbruchsgedanken kennen wir sicher alle aber manchmal läßt es sich vielleicht einfach nicht so schnell umsetzen und passiert deshalb doch nicht. Erinnere mich an eine Tour in Norwegen wo ich mir dann eingestehen mußte, daß es mehrere Tage dauern würde.
Hatte selbst auch teilweise richtig fieses Wetter dort, das mich dann zwar auch teilweise erwischt hat aber bei mir gab´s den Ausweg Hütte, weil es noch einige Wochen früher war. So ein Hüttentag mit netten Leuten (war in Helgags) kann da wirklich Wunder wirken.
Danke für den Bericht! Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Als ich das erste Mal solo unterwegs war, war ich zuerst mit zwei Freunden unterwegs, die dann nach 10 Tagen heimgefahren sind. Mir war dann erstmal 2-3 Tage sehr komisch zumute und da hatte ich ähnliche Gedanken. Mir hat damals geholfen, dass ich eine Gruppe Schweden getroffen hatte und mit denen ein paar Biere gekippt habe
Meine Frau und ich waren in der letzten Augustwoche 2020 auch im Jämtlandsfjäll unterwegs, da ging auch einiges schief. Da habe ich mir den Bericht auch gespart. Eigentlich sollte es von Storulvån schnurstracks nach Helags und Gåsen gehen. War aber auch richtig windig, kalt und hat die ersten drei Tage aus Strömen gegossen. Zu allem Pech habe ich in der ersten Nacht auch noch gemerkt, dass meine Isomatte ein Loch hat. Und das bei 0°C auf 1000m. Naja, zurück, Ersatz geholt und irgendwann hatten wir dann auch noch unsere schönen drei Tage
Ja, schade. Aber ich kann das auch gut verstehen: Vor 20 Jahren mit einem 1 Jahr alten Tim war ich auch auf dem E1 hier in Deutschland eine gute Woche unterwegs (8 Wochen Urlaub, sowas wie ein Vorläufer einer Elternzeit ). Nach einigen Tagen berichtete meine Frau von Krankheit, Husten und Stress, so dass ich dann auch schnell abgebrochen habe. Und kaum war ich zuhause war es wunderschön zusammen.
Gåsen am 21.09.2013
Die Bundestagswahl am 20.09.13 konnte man noch bei einem schönen Abendhimmel verfolgen und dort diskutieren. Der Weg nach Helags durch Sturm und Schnee war dann aber auch schon heftig, wie ich es selten sonst erlebt habe.
In Helags war es dann 2 Tage vor Saisonende total leer - wunderbar. In meiner Erinnerung war es ideale Zeit für Touren im Jämtland - wenn ich vorher schon andere Touren irgendwo gemacht habe, also nicht nur auf schönes Wetter gehofft habe.
Typische Situation, erlebt wahrscheinlich jeder früher oder später, der allein unterwegs ist.
Da muss man sich entweder selber motivieren, oder der Depri Stimmung nachgeben, so wie du.
Danke für euer Feedback, finde ich wirklich schön
Am Ende lässt es sich vermutlich Aurich darauf zurückführen was cast geschrieben hat.
Nur ob das sich selbst motivieren immer gleichbedeutend ist mit "Tour durchziehen", egal wie es steht, würde ich zumindest infrage stellen. Das impliziert ja, dass es "das Richtige" wäre.
Aber ja, ich weiß schon, wie es gemeint ist.
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