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Oder: "ihr seid aber braun geworden"
Reiseziel: Island
Reisedauer: 12. - 28. August 2017
Trekkingtourdaten: 9 Tage: Langisjór, Eldgja Trail, Struttstigur, Laugavegur bis Landmannalaugar
Autoreise: 5 Tage: Golden Circle, Haífoss, Kirkjubaejarklaustur, Reykjavik
Teilnehmer: Mein Freund (Nachfolgend mit „Michi“ betitelt
) und ich
Unsere Tour hatte leider keinen guten Start, es lief so ziemlich alles schief was konnte oder hat uns zumindest einige Nerven gekostet… Aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen und wurden mit einer grandiosen Zeit belohnt!

Viele Bilder aus dem Bericht gibt es übrigens in Groß hier: Island Flickr Album
Aber zuerst ein bisschen langweilige Einleitung:
Hier der Link zu meiner Packliste für die 9 Tage Island (ich liebe Packlisten und packen generell)
Das war für mich ein ganz guter Mittelweg zwischen Komfort und leichtem Gepäck. Im Endeffekt war es dann doch noch ein bisschen leichter, weil ich Essen vergessen habe und das Knäckebrot nicht mehr in den Rucksack passte und zu Michi kam. Ergab dann vermutlich 14 kg Startgewicht mit 1l Wasser.
Die gemeinsame Ausrüstung haben wir folgendermaßen aufgeteilt:
Ich: Kocher & Brennzeug, 1. Hilfe, Kulturbeutel, Karte, 4x Abendessen
Michi: Zelt, Wanderführer, Powerbank, Klopapier, 5x Abendessen, Knäckebrot
Wir versuchen da eine Balance zwischen größtmöglicher Gerechtigkeit und andererseits eine kräftemäßig sinnvolle Aufteilung zu finden.
Durch den Umstieg auf Daunenschlafsack und die NeoAir Luftmatratze habe ich es dann tatsächlich geschafft, mein ganzes Zeug in meinen 38l Rucksack zu quetschen. Yessss

Und weil ich das in anderen Reisberichten liebe, hier noch meine gesammelte Ausrüstung:

Und das Essen mit Kochzeug für 9 Tage (Knäckebrot und Spiritus fehlt):

Vorspiel
Seit Jahren träume ich von Island. Dieses Jahr haben wir beschlossen, dass es keinen Sinn macht noch länger zu träumen und haben im Frühjahr einen Flug gebucht. ENDLICH! Wir haben uns sogar einen Reiseführer gekauft, aber schnell war klar dass wir die meiste Zeit trekken wollen. Und natürlich, dass 2 Wochen leider viel zu kurz für dieses großartige Land sind.
Die Vorfreude ist besonders groß, da ich seit 2 Jahren mit Hüftproblemen kämpfe, durch die zuerst generell gehen und später dann zumindest längere Wanderungen mit Rucksack kaum möglich waren. Letzten Herbst habe ich bei einer Woche auf dem Malerweg die Grenze deutlich gemerkt, doch dieses Frühjahr in Südtirol war der Test bestanden: Kaum Probleme mehr! Auch nicht von Seiten meines Fußes, der seit einigen Monaten rumzickt.
Nach ewigem hin und her hatte ich dann auch die perfekte 9-Tages-Tour ausgeklügelt (die Planung übernehme immer ich) und eine Unterkunft in Reykjavik gebucht, wo wir unser Gepäck für die Autoreise lagern konnten.
Die letzten Wochen vorm Abflug waren ziemlich stressig, da es bei uns beiden in der Arbeit super dicht war, wir eine Woche vorm Urlaub umgezogen sind und außerdem fast eine „Rundumerneuerung“ der Ausrüstung vorgenommen haben.
Einige Sachen wurden ausgetauscht, Anderes wollten wir komplett neu ausprobieren und unser Zelt mussten wir sozusagen zwangserneuern, da wir das Zeltgestänge im letzten Urlaub vergessen haben. Dadurch verbrachten wir die letzten Feierabende bei diversen Fachhändlern, in Webshops oder im Forum. Und dann gab es natürlich noch ein paar Verwirrungen, weil wir eine Fernbeziehung haben und manche selten gebrauchten Outdoorsachen dank ständiger berufsbedinger Umzüge noch im elterlichen Keller lagern. Da kann es manchmal schon spannend werden, alles wieder aufzutreiben…
Letztendlich hatten wir aber dann wundersamer Weise fast alles beisammen und haben nur noch nervös auf ein Päckchen für Michi gewartet, das jetzt schon 5 Tage unterwegs war. Inhalt: Schlafsack, Isomatte, Handtücher, Trinksystem und Kleinzeug.
Am Freitag Abend vorm Abflug nach der Arbeit (Freitags bis 18:00 Uhr ist manchmal echt unpraktisch) gibt es noch viel zu tun: ewig die GPS-Eckpunkte für den Notfall in komoot speichern, das Auto reservieren, das restliche Abendessen abfüllen und die Taschen packen. Es ist alles ein bisschen chaotisch und um 2 oder 3 Uhr fallen wir dann endlich totmüde ins Bett. Ich war ja dann doch überrascht, dass wir alles im Umzugschaos gefunden haben.
Tag 0, 12.08. – Flug
Das Paket kommt nicht. Dadurch entsteht ein Rucksackproblem (der Große ist an einen Freund verliehen, mit altem Kufa-Schlafsack passt aber nicht alles in den kleinen 44l Rucksack). Michi ist maximal demotiviert. Schließlich kann ich ihn davon überzeugen, dass mein großer 65l Trekkingrucksack ganz hervorragend ist, ihm passt (schonmal 1 Tag lang ausprobiert) und ein gelungener Urlaub schließlich nicht (nur) von der Ausrüstung abhängt.
Also packen wir nochmal um, machen einige Ubahn-Umwege da Michi Isartor und Stachus verwechselt, streichen deswegen den Globetrotter und kommen rechtzeitig am Flughafen an. In dem nicht angekommenen Paket war nämlich auch ein Trekkinghandtuch für mich. Mein altes habe ich anscheinend zusammen mit dem Zeltgestänge in Südtirol vergessen
. Der Urlaub wurde dadurch echt zu einem teuren Spaß für uns…
Jedenfalls könnte man sagen, dass wir schon mal einen besseren Start in den Urlaub hatten.
Mit dem Flug klappt aber alles, wir lernen beim Gepäck abgeben ein nettes älteres Paar kennen. Er will in Reykjavik den Marathon mitlaufen. Wir sind ziemlich beeindruckt. Die Frau imponiert uns mit ihrer detaillierten Reiseplanung ebenfalls, da will ich mir ein paar Sachen für die Zukunft abschauen.
Beim Anflug auf Island haben wir einen wunderbaren, beeindruckenden Blick auf die Insel.
Jökulsárlón

Eine schwarze Gletscherzunge (Skeiðarárjökull). Ich glaube hier musste ein User letztes Jahr umkehren und seine geplante Tour abbrechen. (Toller Reisbericht: klick)

Und ein Wahnsinnsfluß

In Keflavik kommen wir gleich in den Bus, die letzten zwei Plätze. Es gibt sogar W-lan…
Um 18:00 Uhr (20:00 Uhr nach deutscher Zeit) kommen wir endlich in Reykjavik an und sind natürlich mega hungrig, da wir vorm Flug nur einige Nussecken gegessen haben. Also gleich in die Wohnung (ca 30 min Fußmarsch), dann in einen Supermarkt und was Essen.
Und danach beginnt unsere Odyssee durch die Stadt:
1. 30 min Spaziergang nach Reykjavik (wir wohnen im Süden) und Outdoorläden abklappern, für mein Outdoorhandtuch und Raudspritt (Spiritus). Michi will außerdem nach Schlafsäcken und Isomatten gucken, findet aber nix passendes
2. Mehr Läden für den Raudspritt, wir fragen uns durch. Ich google, wo man Spiritus überhaupt kaufen kann.
3. Gezielte Suche nach Tankstellen, die Erste von google maps existiert nicht (Im Osten)
4. Supermarkt im Nordosten für Wasser & Skyr
5. Tankstelle im Norden nahe der Harpa, Raudspritt ausverkauft
6. Tankstelle im Süden (am BSI Busterminal), es gibt Raudspritt! Ich merke, dass ich meine Visa Karte verloren habe. Große Panik!
7. Zurück zum Supermarkt im Nordosten. Der nette Verkäufer erkennt mich gleich und gibt mir grinsend die Karte
8. Endlich heim, in den Süden! Duschen und packen
9. Endlich schlafen! Es ist nach 2 Uhr… (und natürlich beschweren sich nach etlichen km Asphalt meine Problemstellen an Hüfte und Fußballen)
Was ein schöner, entspannter erster Abend in Island 
Immerhin haben wir Reykjavik von allen Seiten kennengelernt. Und zwei süße neugierige Hunde getroffen:

(der zweite hat durchs hintere Tor durchgeschaut und sich beim fotografieren verkrümelt)
1. Tag, 13.08. – Busfahrt, Start auf der Piste
Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker, urgs!
Bis wir im richtigen Bus sitzen gibt es aber noch ein paar Hürden zu bewältigen (wie könnte es auch anders sein):
Wir gehen zum BSI, ich merke unterwegs dass der Bus erst um 8 und nicht um 7:20 Uhr fährt. Dieses Jahr ist meine ganze Planung durch den Umzug durcheinander geraten und ich bin echt schlecht vorbereitet… Aber das gut: wir haben noch Zeit für einen Kaffee!
Eine halbe Stunde vor Abfahrt mache ich mich dann auf, die Tickets zu kaufen. Der Verkäufer meint, das Unternehmen fährt nicht zur Eldgja. Was??
Ich zeige ihm meinen Ausdruck des Fahrplans von ihrer Website. Er meint, ich wäre die Erste, die dort hin will und muss übers Skaftafell fahren. Er ist sehr überzeugt und will mir schon ein Ticket andrehen. Ich sage ihm aber dass das nicht geht, weil wir da ja dann über Nacht bleiben müssten, da der Bus nach Landmannalaugar dann erst wieder morgens fährt. Er sucht ewig rum und meint dann, er habe einen Bus gefunden – genau meine Verbindung. Na also, geht doch. Wir kaufen das Ticket nach Landmannalaugar, das zur Eldgja müssen wir dann im Bus vor Ort noch lösen. Was ein Nervenkitzel 
Danach gibt es noch ein paar Komplikationen mit freien Plätzen, vom falschen Fahrer eingeheimste Tickets und Rucksäcken in einem anderen Bus, aber letzten Endes sitzen wir dann doch etwas geschafft mitsamt Rucksack und abgesegneten Ticket im Bus nach Landmannalaugar…
Die Landschaft ist zuerst noch ganz normal schön und wird irgendwann total abgefahren und überwältigend. Ich hänge nur noch am Fenster und gaffe raus.
Hier ein kleines Beispiel, natürlich kann man es nie so schön einfangen wie es war:

Kurz vor Landmannalaugar kommt der Höhepunkt. Wir fahren um eine Kurve und der ganze Bus macht „OHHH!“. Leider gibt es von der Stelle kein Foto, da das wahre Highlight beim gegenüberliegenden Fenster zu sehen war. Hier würde ich wirklich gerne aussteigen und etwas länger bleiben. In meinem Kopf formen sich schon Pläne für eine Tagestour am letzten Tag.
Dann kommt Landmannalaugar: Der absolute Wahnsinn! Unglaublich schön. Ich hatte davor Angst, dass es mich nicht mehr beeindrucken könnte, weil ich so viele Fotos gesehen habe. Aber die Berge und die Farben sind total überwältigend. Sowas hab ich echt noch nie gesehen. Das Wetter ist wechselhaft mit Sonne & Regen, es ist kalt. Wir wollen eine kleine Tour auf den blauen Berg unternehmen, auch um dem vollen, nicht so wirklich schönen Camp zu entgehen. Also Rucksäcke zur Hütte unters Dach und los.

Absolute Seltenheit: Ein Selfie von uns
„Blauer“ Berg:

15 min später fängt es an zu Hageln, Michi ist ohne Regenjacke sofort nass und wir treten denn Rücktritt an. Lektion gelernt. Also Regenklamotten an, Wanderung verwerfen, Hot Pot besichtigen, Kaffee im Bus kaufen, gemütlich trinken und ratschen und Leute beobachten. Es ist arschkalt.
Der Fluß der heißen Quelle hat interessante Algen:

Wir reden kurz mit einem älteren Ehepaar die gerade von einer Bustour durchs Hochland zurückkommen. Sie sind total begeistert. Ich finde das sehr süß, sie meinen sie machen sonst immer ganz anderen Urlaub und wollten mal was neues ausprobieren. Ich stelle mir zwei Pauschalurlauber vor, die sonst in der Türkei am Strand liegen. Schön, dass sie von der Natur hier so begeistert sind.

Für dieses Foto hat er extra ein kleines Kind vom Fahrersitz vertrieben
Wir lungern noch ein wenig im Camp rum. Ich fühle mich mit meinem Bändchen wie auf einem Festival, es ist lustig die Leute zu beobachten die sich für den Laugavegur fertig machen. Einer läuft mit zwei Tetra-Paks Milch am Rucksack los.
Es folgt eine abenteuerliche, fantastische Fahrt zur Eldgja. Diese Landschaft! Ich bin absolut begeistert, das toppt den Weg nach Landmannalaugar bei weitem! Die Straße ist aber auch viel schlechter und ich bewundere den Busfahrer. Hinten sitzt eine Gruppe, manchmal hört man wie sie lauter werden. Ein Blick zurück zeigt sie weit unter mir und ich kann mir vorstellen, wie es ist da hinten zu sitzen und den ganzen Bus über sich aufragen zu sehen. Die Straße ist manchmal nämlich etwas steil…
Aber schön:

Schließlich lässt uns der Busfahrer abspringen.

Endlich. Jetzt, hier am Anfang unseres Weges zu Fuß, fängt für mich der Urlaub an. Davor war Stress, Planung, Organisation. Ab hier gibt es nur noch Freiheit, Natur, ich kann alles hinter mir lassen. Das Tal ist wunderschön. Eigentlich ist alles wunderschön, egal wohin ich mich drehe.
Wir wandern los ins Tal rein, auf der Piste entlang. Schon bald kommt eine erste Furt. Von der Ferne beobachten wir eine Frau in einem SUV, die hin und her fährt und einen Mann, der fleißig dabei Fotos macht. Das Ganze ist recht unterhaltsam. Wir wechseln freudig-gespannt zu unseren Neoprensocken, unserem Furtschuh-Ersatz. Wir haben sie noch nicht ausprobiert und sind gespannt. Das ganze klappt wunderbar und ist wie eine Masssage für die Füße.
Die Landschaft ist grandios und ich bin total begeistert. Allerdings hatte ich mir den Kontrast vom schwarz zu grün stärker vorgestellt, ich schiebe das auf die starke Sonnenstrahlung.
So stark wie hier hat es fast nirgendwo geleuchtet:

Kleiner Wüstenabsschnitt:


ausgetrocknetes Bachbett, im Hintergrund sieht man, wie das Grün normalerweise an dem Tag aussah:

Wir laufen noch ca 1 Stunde bis meine Füße und Ballen anfangen zu schmerzen, unsere gestrige mehrstündige Asphalt-Wanderung durch Reykjavik macht sich bemerkbar. Also schlagen wir in einem alten Bachbett oder besser in einer Moos-Erosionsrinne unser erste Lager auf. Sehr schön. Der Ausblick ist super, wir machen viele Fotos, kochen und essen.
Hier bleiben wir heute!

Grün, so grün. Oder besser Orangegrün, denn die Sonne geht schon unter.

Puschelblume:


Essen bei Sonnenuntergang vor einem lapprigen Zelt

Soooo schön!

Um 9 Uhr legen wir uns zum schlafen hin. Es ist ziemlich hell mit dem grauen Zelt und weißem Innenzelt, aber ich benutze mein Buff als Schlafmaske.
Nachts ist es mir in meinem neuen Schlafsack ein bisschen kalt, aber ich schlafe auch nur in meiner langen Unterwäsche.
Achja: Wir sind natürlich restlos begeistert von unserem neuen Zelt! So viel Platz! So schön! So hell! So eine schöne kleine Stellfläche! Unser neues Heim wird brav von allen Seiten fotografiert und dokumentiert.

2. Tag, 14.08. – REGEN. Piste bis zur Sveinstindur-Hütte (the rainy day)
Wir wachen bei Regengetrommel aufs Zeltdach auf. Aber nach einem Blick nach draußen sind wir begeistert: Alles leuchtet! Das Schwarz ist richtig tief und dunkel, das Grün hebt sich wunderbar davon hab. Die Wolken und der Nebel sorgen für eine tolle Stimmung. Fantastisch.

Frühstück

Zeltausblick

Wir laufen beglückt los. Vor uns sieht es so aus, als könnte der Regen bald aufhören und der Himmel aufreißen. Die folgenden Bäche wollen wir nicht furten und suchen uns immer einen Weg mit Steinen drüber, einmal, als es nicht zu tief ist, renne ich auch einfach durch und vertraue darauf, dass meine Hose das Wasser daran hindert, von oben in den Schuh zu laufen. Yeah! Es macht richtig viel Spaß und wir machen immer wieder Fotos. Die Schuhe halten gut dicht und wir sind total glücklich, endlich unterwegs zu sein, nur wir, die Natur und unsere Rucksäcke.
Schwierigkeiten mit der Wegfindung hatten wir jedenfalls nicht:

Diese Kontraste!

Making of...

Relativ früh überholen uns einige Riesenjeeps aus Hamburg. Ich frage Michi ob wir versuchen sollen ob sie uns mitnehmen, aber er will alles laufen. Ich ja auch. So schön ist alles.

Wir überqueren todesmutig reißende Flüsse

Nach ca 4h im mittlerweile recht starken Dauerregen und einigen Bachquerungen merke ich langsam, wie die Nässe in meine Schuhe kriecht. Die Handschuhe sind schon seit längerem undicht. Wir haben mittlerweile die grünen Moosflächen hinter uns gelassen und laufen über schwarze Sandhügel. Ich erinnere mich vom Reiseführer, dass der letzte Teil des Weges etwas hügeliger ist. In der Ferne meine ich immer wieder, den See zu erkennen. Ich schätze, dass es noch ca 30 min sind, bis wir ankommen. Es regnet zu stark, als dass wir die Karte rausholen wollen. Verlaufen können wir uns ja nicht. Hinter jeder Hügelkuppe erwarten wir den Langisjór.
Blick zurück

Hier in den schwarzen Hügeln überholt uns auch ein Radfahrer. Wir bemitleiden ihn ein bisschen. Radfahren im Regen ist viel unangenehmer als Wandern.
Schließlich kommt uns eine Rangerin entgegen, sie hält an und verwischt ihre Reifenspuren im Sand neben der Straße (wieso verstehe ich nicht). Sie grüßt uns mit „Hello on that rainy day“ und ich schließe sie gleich ins Herz. Wir unterhalten uns ein bisschen, sie ist sehr nett.
Es ist trotz Regen einfach so wunderschön:

Etwas später schlage ich vor, dass wir ja zur Sveinstindur-Hütte gehen könnten, die wäre trocken, aber Michi will zum See.
Schließlich kommen wir am Wegweiser „Skaelingar“ vorbei. Uh Oh. Das wäre ja erst die Hälfte der Strecke! Wir sind etwas entsetzt. Aber ich erinnere mich, dass die Abzweigung zur Hütte recht weit weg von derselben ist. Aber so wissen wir jetzt, dass es wirklich mindestens noch 30 min bis zum See sind.
Zwischendurch machen wir mal eine Riegelpause im Stehen, hinter einem Fels im Windschatten. Sofort wird uns kalt und wir laufen schnell weiter.
Mittlerweile ist es auch etwas nebelig

Dann kommt die Abzweigung „Uxatindar“. Ich erinnere mich, dass auch das noch ganz schön weit weg ist und erhöhe den Weg zum See auf erneute mindestens 30 min. Dann kommt der Abzweig „Hvanngil“. Ich erinnere mich nur dunkel, wo das auf der Karte ist. Es folgen noch die Abzweigungen zu irgendeinem Berg und zum See Blautulon, dann wird ein Aussichtspunkt ausgeschildert. Jedes Mal erwarten wir die Abzweigung zum Sveinstindur und revidieren dann unsere Zeiteinschätzung auf „Jetzt ist es aber wirklich nur noch mindestens eine halbe Stunde“. Obwohl wir völlig nass und durchgefroren sind, gehen wir noch auf den Aussichtspunkt hoch, ich kann Michi überreden ein paar Fotos zu machen. Meine Handschuhe kann ich mittlerweile auswringen und meine Hände sind so kalt, steif und gefühllos, dass ich mir die Kamerabedienung nicht wirklich antun will. Bei ihm ist es wohl noch nicht ganz so schlimm.
Wir holen schließlich 2 Scheiben Knäckebrot und etwas Salami aus den Rucksäcken, wir haben ziemlich Hunger, und essen im gehen. Uns ist zu kalt, um stehen zu bleiben.
Ab hier haben wir keine Fotos mehr gemacht. Spricht für sich
Michi ist mitllerweile echt nicht mehr gut drauf. Er ist kalt und nass und schlecht gelaunt. Ich fürchte schon, er findet den ganzen Urlaub scheiße und fühle mich verantwortlich, weil ich alles geplant habe. Aber fürs Wetter kann ich ja nichts…
Mir läuft das Wasser vom Bund der Regenjacke und den Handschuhen den Ärmel hinauf. Ich merke, wie ich bis zu den Ellbogen langsam aber sicher nass werde. Jetzt könnte echt bald mal die Hütte kommen. Michi hat endlich zugegeben, dass es wohl besser ist, heute Nacht in einer Hütte zu schlafen. Ich frage ihn: „Denkst du, es wäre besser gewesen, wir wären bei den Hamburgern mitgefahren?“. Er schweigt kurz. „Vielleicht“. Es macht ihm wohl echt keinen Spaß.
Endlich, nach so einigen 30 min, kommt die Abzweigung zur Hütte, sogar mit großer Karte. Wir schauen uns die Wege an und entscheiden uns, die Piste entlang zu laufen, auch wenn das etwas weiter ist. In unserer Verfassung haben wir keine Lust auf Experimente und wer weiß, wie gut der Wanderweg ausgeschildert ist. Ich schätze, dass der Weg diesmal echt nur etwas mehr als eine halbe Stunde sein wird.
Es zieht sich unheimlich und es kommen noch ein paar kurze, aber steile Aufstiege. Ich merke dass Michi seinen Tiefpunkt erreicht hat und immer miesepetriger wird. Ich versuche ihn ein bisschen aufzuheitern und abzulenken und mache ein paar Witze, versuche die schöne Landschaft hervorzuheben. Komischerweise macht mir das Ganze viel weniger aus als ihm. Meine Versuche fruchten nicht so wirklich, die meisten Antworte sind kurze „hm“s oder „ja toll“s.
Nach ca 2 x 30 min kommt die Hütte endlich in Sicht. Wir sind echt ziemlich am Ende. Als wir die Tür öffnen sieht es erschreckenderweise erstmal so aus als ob sie voll belegt ist, weil alles voller Zeug hängt, aber es sind nur drei Personen da: Martin, Mirjam und der Spanier. Wir ziehen uns aus und jetzt erst merken wir, dass wir keine richtig regendichten Klamotten dabei haben: Meine Schuhe sind komplett nass (ok, ich habe schon unterwegs gemerkt dass es bei jedem Schritt laut schmatzt und das Wasser hin und her schwappt), die Leggins unter der Regenhose ist nass, mein Fleece und das Shirt darunter sind an den Ärmeln und an den Schultern bis weit unter die Achseln nass und ich kann die Handschuhe und die Überhandschuhe auswringen. Immerhin, die Haare sind trocken.
Aber das ist kein Vergleich zu Michi: Seine Regenjacke hält überhaupt nicht. Er ist komplett bis auf die unterste Schicht überall Klatschnass und hat es nichtmal gemerkt, weil es sich dank wärmender Merinowolle nicht nass angefühlt hat. Blöderweise hatte er drei Schichten darunter an. Auf die Regenhose hatte er verzichtet („meine Wanderhose hält Regen gut ab und es hört ja bald auf“), und er hatte auch noch seine lange Unterhose drunter. Also schlüpft er erst mal in seine einzigen restlichen Klamotten, die Regenhose und warme Jacke, und zittert die nächsten 15 min vor sich hin, bis er Dank Gasofen wieder etwas warm geworden ist. Er ist ziemlich deprimiert und sieht wettertechnisch schwarz für die nächsten Tage. So brauchen wir nicht weiterwandern, meint er.
Bei mir ist es etwas besser, ich habe immerhin noch meine Wanderhose und meine warmen Schlafklamotten plus warme Jacke als trockene Reserve dabei. Aber wenn die Hütte voll oder das Gas leer gewesen wäre oder wenn wir in einem Gebiet ohne Hütten unterwegs gewesen wären, wären wir jetzt ganz schön am Arsch. Fast alles ist nass. Ich fürchte, dass allein die Schuhe in diesem Urlaub nicht mehr trocken werden. Ich ärgere mich ziemlich über unsere Blödheit und Verbissenheit. Wir hätten schon viel früher unser Zelt aufschlagen sollen, damit wir nicht komplett durchweicht werden.
Ich mache an diesem Abend eine Liste mit Dingen, die ich brauche bzw ersetzen muss und Michi meint treffend: „Da wird die Packliste schnell zur Einkaufsliste“.
Wir unterhalten uns mit Mirjam und Martin und die beiden werden mir immer sympathischer. Sie sind die letzten zwei Tage den Eldgja-Trail gelaufen, den wir übermorgen machen wollen.
Martin und Michi kochen, dann essen wir und fallen in die Schlafsäcke. Was für ein Tag.
Unterwegs: von ca 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr, 5 min Riegelpause
Insgesamt: 7h
Reiseziel: Island
Reisedauer: 12. - 28. August 2017
Trekkingtourdaten: 9 Tage: Langisjór, Eldgja Trail, Struttstigur, Laugavegur bis Landmannalaugar
Autoreise: 5 Tage: Golden Circle, Haífoss, Kirkjubaejarklaustur, Reykjavik
Teilnehmer: Mein Freund (Nachfolgend mit „Michi“ betitelt

Unsere Tour hatte leider keinen guten Start, es lief so ziemlich alles schief was konnte oder hat uns zumindest einige Nerven gekostet… Aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen und wurden mit einer grandiosen Zeit belohnt!


Viele Bilder aus dem Bericht gibt es übrigens in Groß hier: Island Flickr Album
Aber zuerst ein bisschen langweilige Einleitung:
Hier der Link zu meiner Packliste für die 9 Tage Island (ich liebe Packlisten und packen generell)
Das war für mich ein ganz guter Mittelweg zwischen Komfort und leichtem Gepäck. Im Endeffekt war es dann doch noch ein bisschen leichter, weil ich Essen vergessen habe und das Knäckebrot nicht mehr in den Rucksack passte und zu Michi kam. Ergab dann vermutlich 14 kg Startgewicht mit 1l Wasser.
Die gemeinsame Ausrüstung haben wir folgendermaßen aufgeteilt:
Ich: Kocher & Brennzeug, 1. Hilfe, Kulturbeutel, Karte, 4x Abendessen
Michi: Zelt, Wanderführer, Powerbank, Klopapier, 5x Abendessen, Knäckebrot
Wir versuchen da eine Balance zwischen größtmöglicher Gerechtigkeit und andererseits eine kräftemäßig sinnvolle Aufteilung zu finden.
Durch den Umstieg auf Daunenschlafsack und die NeoAir Luftmatratze habe ich es dann tatsächlich geschafft, mein ganzes Zeug in meinen 38l Rucksack zu quetschen. Yessss


Und weil ich das in anderen Reisberichten liebe, hier noch meine gesammelte Ausrüstung:

Und das Essen mit Kochzeug für 9 Tage (Knäckebrot und Spiritus fehlt):

Vorspiel
Seit Jahren träume ich von Island. Dieses Jahr haben wir beschlossen, dass es keinen Sinn macht noch länger zu träumen und haben im Frühjahr einen Flug gebucht. ENDLICH! Wir haben uns sogar einen Reiseführer gekauft, aber schnell war klar dass wir die meiste Zeit trekken wollen. Und natürlich, dass 2 Wochen leider viel zu kurz für dieses großartige Land sind.
Die Vorfreude ist besonders groß, da ich seit 2 Jahren mit Hüftproblemen kämpfe, durch die zuerst generell gehen und später dann zumindest längere Wanderungen mit Rucksack kaum möglich waren. Letzten Herbst habe ich bei einer Woche auf dem Malerweg die Grenze deutlich gemerkt, doch dieses Frühjahr in Südtirol war der Test bestanden: Kaum Probleme mehr! Auch nicht von Seiten meines Fußes, der seit einigen Monaten rumzickt.
Nach ewigem hin und her hatte ich dann auch die perfekte 9-Tages-Tour ausgeklügelt (die Planung übernehme immer ich) und eine Unterkunft in Reykjavik gebucht, wo wir unser Gepäck für die Autoreise lagern konnten.
Die letzten Wochen vorm Abflug waren ziemlich stressig, da es bei uns beiden in der Arbeit super dicht war, wir eine Woche vorm Urlaub umgezogen sind und außerdem fast eine „Rundumerneuerung“ der Ausrüstung vorgenommen haben.
Einige Sachen wurden ausgetauscht, Anderes wollten wir komplett neu ausprobieren und unser Zelt mussten wir sozusagen zwangserneuern, da wir das Zeltgestänge im letzten Urlaub vergessen haben. Dadurch verbrachten wir die letzten Feierabende bei diversen Fachhändlern, in Webshops oder im Forum. Und dann gab es natürlich noch ein paar Verwirrungen, weil wir eine Fernbeziehung haben und manche selten gebrauchten Outdoorsachen dank ständiger berufsbedinger Umzüge noch im elterlichen Keller lagern. Da kann es manchmal schon spannend werden, alles wieder aufzutreiben…

Letztendlich hatten wir aber dann wundersamer Weise fast alles beisammen und haben nur noch nervös auf ein Päckchen für Michi gewartet, das jetzt schon 5 Tage unterwegs war. Inhalt: Schlafsack, Isomatte, Handtücher, Trinksystem und Kleinzeug.

Am Freitag Abend vorm Abflug nach der Arbeit (Freitags bis 18:00 Uhr ist manchmal echt unpraktisch) gibt es noch viel zu tun: ewig die GPS-Eckpunkte für den Notfall in komoot speichern, das Auto reservieren, das restliche Abendessen abfüllen und die Taschen packen. Es ist alles ein bisschen chaotisch und um 2 oder 3 Uhr fallen wir dann endlich totmüde ins Bett. Ich war ja dann doch überrascht, dass wir alles im Umzugschaos gefunden haben.
Tag 0, 12.08. – Flug
Das Paket kommt nicht. Dadurch entsteht ein Rucksackproblem (der Große ist an einen Freund verliehen, mit altem Kufa-Schlafsack passt aber nicht alles in den kleinen 44l Rucksack). Michi ist maximal demotiviert. Schließlich kann ich ihn davon überzeugen, dass mein großer 65l Trekkingrucksack ganz hervorragend ist, ihm passt (schonmal 1 Tag lang ausprobiert) und ein gelungener Urlaub schließlich nicht (nur) von der Ausrüstung abhängt.
Also packen wir nochmal um, machen einige Ubahn-Umwege da Michi Isartor und Stachus verwechselt, streichen deswegen den Globetrotter und kommen rechtzeitig am Flughafen an. In dem nicht angekommenen Paket war nämlich auch ein Trekkinghandtuch für mich. Mein altes habe ich anscheinend zusammen mit dem Zeltgestänge in Südtirol vergessen

Jedenfalls könnte man sagen, dass wir schon mal einen besseren Start in den Urlaub hatten.

Mit dem Flug klappt aber alles, wir lernen beim Gepäck abgeben ein nettes älteres Paar kennen. Er will in Reykjavik den Marathon mitlaufen. Wir sind ziemlich beeindruckt. Die Frau imponiert uns mit ihrer detaillierten Reiseplanung ebenfalls, da will ich mir ein paar Sachen für die Zukunft abschauen.
Beim Anflug auf Island haben wir einen wunderbaren, beeindruckenden Blick auf die Insel.
Jökulsárlón

Eine schwarze Gletscherzunge (Skeiðarárjökull). Ich glaube hier musste ein User letztes Jahr umkehren und seine geplante Tour abbrechen. (Toller Reisbericht: klick)

Und ein Wahnsinnsfluß

In Keflavik kommen wir gleich in den Bus, die letzten zwei Plätze. Es gibt sogar W-lan…
Um 18:00 Uhr (20:00 Uhr nach deutscher Zeit) kommen wir endlich in Reykjavik an und sind natürlich mega hungrig, da wir vorm Flug nur einige Nussecken gegessen haben. Also gleich in die Wohnung (ca 30 min Fußmarsch), dann in einen Supermarkt und was Essen.
Und danach beginnt unsere Odyssee durch die Stadt:
1. 30 min Spaziergang nach Reykjavik (wir wohnen im Süden) und Outdoorläden abklappern, für mein Outdoorhandtuch und Raudspritt (Spiritus). Michi will außerdem nach Schlafsäcken und Isomatten gucken, findet aber nix passendes
2. Mehr Läden für den Raudspritt, wir fragen uns durch. Ich google, wo man Spiritus überhaupt kaufen kann.
3. Gezielte Suche nach Tankstellen, die Erste von google maps existiert nicht (Im Osten)
4. Supermarkt im Nordosten für Wasser & Skyr
5. Tankstelle im Norden nahe der Harpa, Raudspritt ausverkauft
6. Tankstelle im Süden (am BSI Busterminal), es gibt Raudspritt! Ich merke, dass ich meine Visa Karte verloren habe. Große Panik!
7. Zurück zum Supermarkt im Nordosten. Der nette Verkäufer erkennt mich gleich und gibt mir grinsend die Karte
8. Endlich heim, in den Süden! Duschen und packen
9. Endlich schlafen! Es ist nach 2 Uhr… (und natürlich beschweren sich nach etlichen km Asphalt meine Problemstellen an Hüfte und Fußballen)


Immerhin haben wir Reykjavik von allen Seiten kennengelernt. Und zwei süße neugierige Hunde getroffen:

(der zweite hat durchs hintere Tor durchgeschaut und sich beim fotografieren verkrümelt)
1. Tag, 13.08. – Busfahrt, Start auf der Piste
Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker, urgs!

Bis wir im richtigen Bus sitzen gibt es aber noch ein paar Hürden zu bewältigen (wie könnte es auch anders sein):
Wir gehen zum BSI, ich merke unterwegs dass der Bus erst um 8 und nicht um 7:20 Uhr fährt. Dieses Jahr ist meine ganze Planung durch den Umzug durcheinander geraten und ich bin echt schlecht vorbereitet… Aber das gut: wir haben noch Zeit für einen Kaffee!

Eine halbe Stunde vor Abfahrt mache ich mich dann auf, die Tickets zu kaufen. Der Verkäufer meint, das Unternehmen fährt nicht zur Eldgja. Was??


Danach gibt es noch ein paar Komplikationen mit freien Plätzen, vom falschen Fahrer eingeheimste Tickets und Rucksäcken in einem anderen Bus, aber letzten Endes sitzen wir dann doch etwas geschafft mitsamt Rucksack und abgesegneten Ticket im Bus nach Landmannalaugar…
Die Landschaft ist zuerst noch ganz normal schön und wird irgendwann total abgefahren und überwältigend. Ich hänge nur noch am Fenster und gaffe raus.
Hier ein kleines Beispiel, natürlich kann man es nie so schön einfangen wie es war:

Kurz vor Landmannalaugar kommt der Höhepunkt. Wir fahren um eine Kurve und der ganze Bus macht „OHHH!“. Leider gibt es von der Stelle kein Foto, da das wahre Highlight beim gegenüberliegenden Fenster zu sehen war. Hier würde ich wirklich gerne aussteigen und etwas länger bleiben. In meinem Kopf formen sich schon Pläne für eine Tagestour am letzten Tag.
Dann kommt Landmannalaugar: Der absolute Wahnsinn! Unglaublich schön. Ich hatte davor Angst, dass es mich nicht mehr beeindrucken könnte, weil ich so viele Fotos gesehen habe. Aber die Berge und die Farben sind total überwältigend. Sowas hab ich echt noch nie gesehen. Das Wetter ist wechselhaft mit Sonne & Regen, es ist kalt. Wir wollen eine kleine Tour auf den blauen Berg unternehmen, auch um dem vollen, nicht so wirklich schönen Camp zu entgehen. Also Rucksäcke zur Hütte unters Dach und los.

Absolute Seltenheit: Ein Selfie von uns

„Blauer“ Berg:

15 min später fängt es an zu Hageln, Michi ist ohne Regenjacke sofort nass und wir treten denn Rücktritt an. Lektion gelernt. Also Regenklamotten an, Wanderung verwerfen, Hot Pot besichtigen, Kaffee im Bus kaufen, gemütlich trinken und ratschen und Leute beobachten. Es ist arschkalt.
Der Fluß der heißen Quelle hat interessante Algen:

Wir reden kurz mit einem älteren Ehepaar die gerade von einer Bustour durchs Hochland zurückkommen. Sie sind total begeistert. Ich finde das sehr süß, sie meinen sie machen sonst immer ganz anderen Urlaub und wollten mal was neues ausprobieren. Ich stelle mir zwei Pauschalurlauber vor, die sonst in der Türkei am Strand liegen. Schön, dass sie von der Natur hier so begeistert sind.

Für dieses Foto hat er extra ein kleines Kind vom Fahrersitz vertrieben

Wir lungern noch ein wenig im Camp rum. Ich fühle mich mit meinem Bändchen wie auf einem Festival, es ist lustig die Leute zu beobachten die sich für den Laugavegur fertig machen. Einer läuft mit zwei Tetra-Paks Milch am Rucksack los.
Es folgt eine abenteuerliche, fantastische Fahrt zur Eldgja. Diese Landschaft! Ich bin absolut begeistert, das toppt den Weg nach Landmannalaugar bei weitem! Die Straße ist aber auch viel schlechter und ich bewundere den Busfahrer. Hinten sitzt eine Gruppe, manchmal hört man wie sie lauter werden. Ein Blick zurück zeigt sie weit unter mir und ich kann mir vorstellen, wie es ist da hinten zu sitzen und den ganzen Bus über sich aufragen zu sehen. Die Straße ist manchmal nämlich etwas steil…
Aber schön:

Schließlich lässt uns der Busfahrer abspringen.

Endlich. Jetzt, hier am Anfang unseres Weges zu Fuß, fängt für mich der Urlaub an. Davor war Stress, Planung, Organisation. Ab hier gibt es nur noch Freiheit, Natur, ich kann alles hinter mir lassen. Das Tal ist wunderschön. Eigentlich ist alles wunderschön, egal wohin ich mich drehe.
Wir wandern los ins Tal rein, auf der Piste entlang. Schon bald kommt eine erste Furt. Von der Ferne beobachten wir eine Frau in einem SUV, die hin und her fährt und einen Mann, der fleißig dabei Fotos macht. Das Ganze ist recht unterhaltsam. Wir wechseln freudig-gespannt zu unseren Neoprensocken, unserem Furtschuh-Ersatz. Wir haben sie noch nicht ausprobiert und sind gespannt. Das ganze klappt wunderbar und ist wie eine Masssage für die Füße.
Die Landschaft ist grandios und ich bin total begeistert. Allerdings hatte ich mir den Kontrast vom schwarz zu grün stärker vorgestellt, ich schiebe das auf die starke Sonnenstrahlung.
So stark wie hier hat es fast nirgendwo geleuchtet:

Kleiner Wüstenabsschnitt:


ausgetrocknetes Bachbett, im Hintergrund sieht man, wie das Grün normalerweise an dem Tag aussah:

Wir laufen noch ca 1 Stunde bis meine Füße und Ballen anfangen zu schmerzen, unsere gestrige mehrstündige Asphalt-Wanderung durch Reykjavik macht sich bemerkbar. Also schlagen wir in einem alten Bachbett oder besser in einer Moos-Erosionsrinne unser erste Lager auf. Sehr schön. Der Ausblick ist super, wir machen viele Fotos, kochen und essen.
Hier bleiben wir heute!

Grün, so grün. Oder besser Orangegrün, denn die Sonne geht schon unter.

Puschelblume:


Essen bei Sonnenuntergang vor einem lapprigen Zelt


Soooo schön!

Um 9 Uhr legen wir uns zum schlafen hin. Es ist ziemlich hell mit dem grauen Zelt und weißem Innenzelt, aber ich benutze mein Buff als Schlafmaske.
Nachts ist es mir in meinem neuen Schlafsack ein bisschen kalt, aber ich schlafe auch nur in meiner langen Unterwäsche.
Achja: Wir sind natürlich restlos begeistert von unserem neuen Zelt! So viel Platz! So schön! So hell! So eine schöne kleine Stellfläche! Unser neues Heim wird brav von allen Seiten fotografiert und dokumentiert.

2. Tag, 14.08. – REGEN. Piste bis zur Sveinstindur-Hütte (the rainy day)
Wir wachen bei Regengetrommel aufs Zeltdach auf. Aber nach einem Blick nach draußen sind wir begeistert: Alles leuchtet! Das Schwarz ist richtig tief und dunkel, das Grün hebt sich wunderbar davon hab. Die Wolken und der Nebel sorgen für eine tolle Stimmung. Fantastisch.

Frühstück

Zeltausblick

Wir laufen beglückt los. Vor uns sieht es so aus, als könnte der Regen bald aufhören und der Himmel aufreißen. Die folgenden Bäche wollen wir nicht furten und suchen uns immer einen Weg mit Steinen drüber, einmal, als es nicht zu tief ist, renne ich auch einfach durch und vertraue darauf, dass meine Hose das Wasser daran hindert, von oben in den Schuh zu laufen. Yeah! Es macht richtig viel Spaß und wir machen immer wieder Fotos. Die Schuhe halten gut dicht und wir sind total glücklich, endlich unterwegs zu sein, nur wir, die Natur und unsere Rucksäcke.
Schwierigkeiten mit der Wegfindung hatten wir jedenfalls nicht:

Diese Kontraste!

Making of...


Relativ früh überholen uns einige Riesenjeeps aus Hamburg. Ich frage Michi ob wir versuchen sollen ob sie uns mitnehmen, aber er will alles laufen. Ich ja auch. So schön ist alles.

Wir überqueren todesmutig reißende Flüsse

Nach ca 4h im mittlerweile recht starken Dauerregen und einigen Bachquerungen merke ich langsam, wie die Nässe in meine Schuhe kriecht. Die Handschuhe sind schon seit längerem undicht. Wir haben mittlerweile die grünen Moosflächen hinter uns gelassen und laufen über schwarze Sandhügel. Ich erinnere mich vom Reiseführer, dass der letzte Teil des Weges etwas hügeliger ist. In der Ferne meine ich immer wieder, den See zu erkennen. Ich schätze, dass es noch ca 30 min sind, bis wir ankommen. Es regnet zu stark, als dass wir die Karte rausholen wollen. Verlaufen können wir uns ja nicht. Hinter jeder Hügelkuppe erwarten wir den Langisjór.
Blick zurück

Hier in den schwarzen Hügeln überholt uns auch ein Radfahrer. Wir bemitleiden ihn ein bisschen. Radfahren im Regen ist viel unangenehmer als Wandern.
Schließlich kommt uns eine Rangerin entgegen, sie hält an und verwischt ihre Reifenspuren im Sand neben der Straße (wieso verstehe ich nicht). Sie grüßt uns mit „Hello on that rainy day“ und ich schließe sie gleich ins Herz. Wir unterhalten uns ein bisschen, sie ist sehr nett.
Es ist trotz Regen einfach so wunderschön:

Etwas später schlage ich vor, dass wir ja zur Sveinstindur-Hütte gehen könnten, die wäre trocken, aber Michi will zum See.
Schließlich kommen wir am Wegweiser „Skaelingar“ vorbei. Uh Oh. Das wäre ja erst die Hälfte der Strecke! Wir sind etwas entsetzt. Aber ich erinnere mich, dass die Abzweigung zur Hütte recht weit weg von derselben ist. Aber so wissen wir jetzt, dass es wirklich mindestens noch 30 min bis zum See sind.
Zwischendurch machen wir mal eine Riegelpause im Stehen, hinter einem Fels im Windschatten. Sofort wird uns kalt und wir laufen schnell weiter.
Mittlerweile ist es auch etwas nebelig

Dann kommt die Abzweigung „Uxatindar“. Ich erinnere mich, dass auch das noch ganz schön weit weg ist und erhöhe den Weg zum See auf erneute mindestens 30 min. Dann kommt der Abzweig „Hvanngil“. Ich erinnere mich nur dunkel, wo das auf der Karte ist. Es folgen noch die Abzweigungen zu irgendeinem Berg und zum See Blautulon, dann wird ein Aussichtspunkt ausgeschildert. Jedes Mal erwarten wir die Abzweigung zum Sveinstindur und revidieren dann unsere Zeiteinschätzung auf „Jetzt ist es aber wirklich nur noch mindestens eine halbe Stunde“. Obwohl wir völlig nass und durchgefroren sind, gehen wir noch auf den Aussichtspunkt hoch, ich kann Michi überreden ein paar Fotos zu machen. Meine Handschuhe kann ich mittlerweile auswringen und meine Hände sind so kalt, steif und gefühllos, dass ich mir die Kamerabedienung nicht wirklich antun will. Bei ihm ist es wohl noch nicht ganz so schlimm.
Wir holen schließlich 2 Scheiben Knäckebrot und etwas Salami aus den Rucksäcken, wir haben ziemlich Hunger, und essen im gehen. Uns ist zu kalt, um stehen zu bleiben.
Ab hier haben wir keine Fotos mehr gemacht. Spricht für sich

Michi ist mitllerweile echt nicht mehr gut drauf. Er ist kalt und nass und schlecht gelaunt. Ich fürchte schon, er findet den ganzen Urlaub scheiße und fühle mich verantwortlich, weil ich alles geplant habe. Aber fürs Wetter kann ich ja nichts…
Mir läuft das Wasser vom Bund der Regenjacke und den Handschuhen den Ärmel hinauf. Ich merke, wie ich bis zu den Ellbogen langsam aber sicher nass werde. Jetzt könnte echt bald mal die Hütte kommen. Michi hat endlich zugegeben, dass es wohl besser ist, heute Nacht in einer Hütte zu schlafen. Ich frage ihn: „Denkst du, es wäre besser gewesen, wir wären bei den Hamburgern mitgefahren?“. Er schweigt kurz. „Vielleicht“. Es macht ihm wohl echt keinen Spaß.
Endlich, nach so einigen 30 min, kommt die Abzweigung zur Hütte, sogar mit großer Karte. Wir schauen uns die Wege an und entscheiden uns, die Piste entlang zu laufen, auch wenn das etwas weiter ist. In unserer Verfassung haben wir keine Lust auf Experimente und wer weiß, wie gut der Wanderweg ausgeschildert ist. Ich schätze, dass der Weg diesmal echt nur etwas mehr als eine halbe Stunde sein wird.
Es zieht sich unheimlich und es kommen noch ein paar kurze, aber steile Aufstiege. Ich merke dass Michi seinen Tiefpunkt erreicht hat und immer miesepetriger wird. Ich versuche ihn ein bisschen aufzuheitern und abzulenken und mache ein paar Witze, versuche die schöne Landschaft hervorzuheben. Komischerweise macht mir das Ganze viel weniger aus als ihm. Meine Versuche fruchten nicht so wirklich, die meisten Antworte sind kurze „hm“s oder „ja toll“s.
Nach ca 2 x 30 min kommt die Hütte endlich in Sicht. Wir sind echt ziemlich am Ende. Als wir die Tür öffnen sieht es erschreckenderweise erstmal so aus als ob sie voll belegt ist, weil alles voller Zeug hängt, aber es sind nur drei Personen da: Martin, Mirjam und der Spanier. Wir ziehen uns aus und jetzt erst merken wir, dass wir keine richtig regendichten Klamotten dabei haben: Meine Schuhe sind komplett nass (ok, ich habe schon unterwegs gemerkt dass es bei jedem Schritt laut schmatzt und das Wasser hin und her schwappt), die Leggins unter der Regenhose ist nass, mein Fleece und das Shirt darunter sind an den Ärmeln und an den Schultern bis weit unter die Achseln nass und ich kann die Handschuhe und die Überhandschuhe auswringen. Immerhin, die Haare sind trocken.
Aber das ist kein Vergleich zu Michi: Seine Regenjacke hält überhaupt nicht. Er ist komplett bis auf die unterste Schicht überall Klatschnass und hat es nichtmal gemerkt, weil es sich dank wärmender Merinowolle nicht nass angefühlt hat. Blöderweise hatte er drei Schichten darunter an. Auf die Regenhose hatte er verzichtet („meine Wanderhose hält Regen gut ab und es hört ja bald auf“), und er hatte auch noch seine lange Unterhose drunter. Also schlüpft er erst mal in seine einzigen restlichen Klamotten, die Regenhose und warme Jacke, und zittert die nächsten 15 min vor sich hin, bis er Dank Gasofen wieder etwas warm geworden ist. Er ist ziemlich deprimiert und sieht wettertechnisch schwarz für die nächsten Tage. So brauchen wir nicht weiterwandern, meint er.
Bei mir ist es etwas besser, ich habe immerhin noch meine Wanderhose und meine warmen Schlafklamotten plus warme Jacke als trockene Reserve dabei. Aber wenn die Hütte voll oder das Gas leer gewesen wäre oder wenn wir in einem Gebiet ohne Hütten unterwegs gewesen wären, wären wir jetzt ganz schön am Arsch. Fast alles ist nass. Ich fürchte, dass allein die Schuhe in diesem Urlaub nicht mehr trocken werden. Ich ärgere mich ziemlich über unsere Blödheit und Verbissenheit. Wir hätten schon viel früher unser Zelt aufschlagen sollen, damit wir nicht komplett durchweicht werden.
Ich mache an diesem Abend eine Liste mit Dingen, die ich brauche bzw ersetzen muss und Michi meint treffend: „Da wird die Packliste schnell zur Einkaufsliste“.

Wir unterhalten uns mit Mirjam und Martin und die beiden werden mir immer sympathischer. Sie sind die letzten zwei Tage den Eldgja-Trail gelaufen, den wir übermorgen machen wollen.
Martin und Michi kochen, dann essen wir und fallen in die Schlafsäcke. Was für ein Tag.
Unterwegs: von ca 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr, 5 min Riegelpause
Insgesamt: 7h
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