[RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

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  • grenzenlos
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Hat mich einfach nur fasziniert Danke!

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  • Hunter9000
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Der Bericht macht eindeutig Lust auf mehr!
    Super!

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  • Paddolf
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Ich bin schwer beeindruckt ...

    Vielen Dank für den ersten Teil des Berichts.

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  • geher
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    wow

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  • SouthWest
    antwortet
    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Unfassbar!!!!! Wirklich toller Bericht und schöne Bilder! Vielen Dank! Bitte bald mehr 😉

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  • rumpelstil
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Sehr beeindruckend. Danke.

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  • berniehh
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    absolute Hammertour!!!

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  • tjelrik
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana


    Was ein Abenteuer.

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  • ronaldo
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Ganz grosses Kino, danke! Selten so beeindruckende Landschaft gesehen.

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  • Sternenstaub
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    ich danke dir für diese Fotos einer wundervollen Landschaft. Es macht mich nicht einmal traurig, dass das für mich off limits ist, allein der Gedanke, dass es solche, von Menschen kaum berührten Landschaften gibt, die eben nicht für jeden erreichbar und die eh wenig bekannt sind, macht mich glücklich.

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  • Grizzly
    antwortet
    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Grandiose Tour, Bilder und Bericht, Hut ab!

    Grizzly

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  • codenascher
    antwortet
    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Stark!!!!

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  • Pielinen
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    AW: [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    "Eindrücke aus einem unbekannten Land"

    Sehr sehr toll, wenn auch weit jenseits des "Komfortbereichs" der allermeisten, mich eingeschlossen...

    Vielen Dank fürs berichten!

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  • [RU] Sibirien, wie man es kaum kennt: in 75 Tagen durch das Putorana

    Hoch im Norden Sibiriens, wo der große Yenissei auf seinem Weg zum Eismeer den Polarkreis überschreitet, liegt ein Gebirge, das unter russischen Raftern und Trekkern einen legendären Ruf genießt. Auf hunderttausend Quadratkilometern erstreckt sich hier ein Land dramatischer Canyons und grandioser Wasserfälle, mit Flüssen voll kristallklaren Wassers und leckerer Fische, ein Reich der Elche, Wölfe und Rentiere, menschenleer.







































    Wer entlang der unwegsamen Flussufer in diese Wildnis vordringt, der ahnt nicht, dass einen knappen Kilometer über den Tälern noch eine ganz andere Welt existiert: eine arktische Steinwüste, ein riesiges, weitverzweigtes System von Tafelbergen mit Bastionen aus Basalt, die sich wie Festungen bis zum Horizont ziehen. Das ist das "Plato Putorana".























    Jedes Jahr machen sich ein paar russische Gruppen in diese Wildnis auf, doch Ausländer sind selten. Das liegt nicht zuletzt an bürokratischen Hindernissen: das Eingangstor zum Putorana ist die Bergbaustadt Norilsk, die wegen ihrer "strategischen" Nickelvorkommen für Nichtrussen gesperrt ist. Nach einigem Suchen fand ich mit Hilfe lokaler Kontakte doch einen Weg: von Krasnoyarsk aus kann man mit dem Flussdampfer auf dem Yenissei 1300 km nach Norden fahren und dort bei bestimmten Leuten ein Motorboot chartern, das einen weitere 400 km den Fluss Kureika aufwärts bis zum Fuß des Plateaus bringt. Diese Anreise ist unkompliziert und schön, und Norilsk mit seiner traurigen Umweltkatastrophe wird dabei weiträumig umgangen.









    Der Flussdampfer hält nicht sehr oft, es gibt auf der Strecke nur wenige Siedlungen. Nicht alle haben einen Anlegesteg. Man behilft sich mit Rettungsbooten - auch wir wurden am Dorf Kureika auf diese Art ausgebootet.



    In zwei Tagen brachte uns ein Motorboot bis zum letzten menschlichen Außenposten am Rande des Putorana: der Blockhütte von Volodya, einem Naturfotografen, der hier seine Sommer verbringt. Wegen der lang anhaltenden Trockenheit hatte sich die Taiga entzündet, die Flammen kamen schon gefährlich nahe, und wir halfen Volodya etwas bei den Löscharbeiten. (Zum Glück hat seine Hütte den Sommer unbeschadet überstanden. Jetzt um die Oktobermitte sind die Flüsse zugefroren, alles liegt unter Schnee und Eis, und die Waldbrandgefahr ist bis zur nächsten Saison gebannt.)







    Einmal angekommen, kann man das Putorana auf verschiedenen Routen durchqueren. Dabei folgt man den Flusstälern auf- und abwärts, bis man nach mehreren Wochen oder Monaten eine der fünf Siedlungen erreicht, die im Abstand von einigen Hundert Kilometern um das Plateau herum verteilt liegen. Um bei der Routenwahl unterwegs flexibel zu sein, hatte ich die meisten dieser Varianten so gut es ging recherchiert und die relevanten sowjetischen Militärkarten alle aufs Handy geladen. Am interessantesten erschien mir die Durchquerung des Putorana von Südwest nach Nordost: das hatte bisher noch niemand gemacht, der schwer zugängliche Nordosten des Plateaus war überhaupt nur von ganz wenigen Gruppen vor 30 Jahren und dann noch einmal vor 16 Jahren besucht worden. Die noch auf Schreibmaschine getippten Berichte von Raftern aus Sowjetzeiten gibt es inzwischen als Scan im Internet. Beim Stöbern darin bekam ich ein paar Anregungen, wie sich eine besonders schöne Route durchs Putorana zusammenstellen ließe.



    Diesen abgelegenen Wasserfall erreichten wir nach mehr als einem Monat Treideln, Trekking und Rafting. Das Schwarz-Weiß-Foto stammt aus den 80er Jahren von der Gruppe, die diesen Fluss zum ersten und bisher wohl einzigen mal befahren hat. Der vergleichsweise niedrige Wasserstand in diesem Jahr ist der Trockenheit geschuldet.

    Die letztlich ausgewählte Route (hier der Link) war wirklich fantastisch und führte im wahrsten Sinne des Wortes "Into the Wild". Nachdem wir uns von Volodya verabschiedet hatten, trafen wir auf unserer Putorana-Durchquerung fast 10 Wochen lang keine anderen Menschen mehr.

    Vorbereitungen für das Abschiedsessen mit Volodya.





    Am 15.7. verabschiedeten wir uns von Volodya. Die nächsten Menschen trafen wir erst am 22.9., auf der anderen Seite des Plateaus.



    In einer so abgelegenen Wildnis kann viel passieren, und es passiert auch immer wieder. Die im Putorana in jüngster Vergangenheit zu Tode gekommenen bzw. spurlos verschwundenen russischen Rafter und Trekker waren alles Fälle von Einzelgängern. Am sichersten ist man in einem Team von mindestens 3-4 Leuten. Outdoorfans mit großer Wildniserfahrung gibt es in Russland zwar en masse, aber leider kann sich kaum einer drei Monate am Stück für so eine Expedition freinehmen. Es traf sich deshalb gut, dass Richard aus diesem Forum, mit dem ich mich schon voriges Jahr für eine Tour in Yakutien zusammengetan hatte, in diesem Sommer etwas mehr Zeit zur Verfügung hatte, so dass wir immerhin eine 2er-Mannschaft bilden konnten. Für alle Fälle registrierte ich unsere Route auch beim russischen Such- und Rettungsdienst in Krasnoyarsk, was generell zu empfehlen ist und die Chancen auf eine Evakuierung per Helikopter im Notfall verbessert. Russische Freunde von mir erhielten unsere GPS-Koordinaten regelmäßig per Satellite Messenger und informierten den Such- und Rettungsdienst alle 14 Tage über unsere aktuelle Position. So eine Unterstützungsstelle mit russischsprachigen Freunden ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Gegen Ende der Tour, als es darum ging, die nächste Siedlung sicher vor Wintereinbruch zu erreichen, sollten wir diese Hilfe noch stark in Anspruch nehmen.



    Denkmal für einen 1991 in einem Wasserfall ertrunkenen Rafter. Die Inschrift seiner Kameraden lautet:

    Wir weinen, mögen wir auch Männer sein
    Er kam ums Leben in den Bergen des Putorana
    Wie ein wahrer Ritter des Wasserstrudels
    Starb er mit offenem Visier

    Das Vorankommen auf dem Plateau war kein Zuckerschlecken. Das Startgewicht von Ausrüstung und Proviant lag bei ca. 85 kg pro Person, so dass auf den Trekkingabschnitten im Gebirge jeweils drei Rucksäcke nacheinander getragen werden mussten. Jeder Kilometer wurde also fünfmal zurückgelegt - das Vergnügen hält sich dabei in Grenzen! Ich habe es als notwendiges Übel betrachtet, um überhaupt ins Herz dieser großartigen Landschaft vorstoßen zu können. Insgesamt wurden daraus ca. 300 km Trekking und Treideln, sowie 400 km Rafting. Das Gelände ist ziemlich unwegsam, so dass wir meist weniger als die angepeilten 5 km pro Tag vorankamen.



    Unser gesamter Proviant beim Start in Krasnoyarsk.



    ...alles fertig verpackt.



    Die Flüsse der ersten zwei Wochen waren zum Treideln praktisch nicht geeignet: große, rutschige Steine und sehr starkes Gefälle mit vielen Hindernissen. Wir hatten uns diesbezüglich keine Illusionen gemacht, kamen aber noch langsamer voran als ohnehin erwartet. Das Alternativprogramm bestand allerdings aus dem Schleppen von drei Rucksäcken, und so blieben wir doch lieber beim Treideln - zumindest solange, wie das Flussbett noch etwas mehr Wasser als Steine enthielt.



    Beim Rafting sind solche Stromschnellen das Salz in der Suppe, beim Treideln müssen sie mühsam umtragen werden.





    Am 30.7. erreichten wir den ersten von zwei Pässen auf der Tour. Das Wetter war nicht gerade sommerlich...



    ...aber Richard hatte für solche Fälle das passende Fläschchen mit wärmendem Inhalt dabei.



    Die Flüsse fürs Rafting waren so gewählt, dass wir nur selten Weißwasser und keine technischen Schwierigkeiten treffen würden (max. II.-III. Kategorie). Ernsthafte Rafter haben im Putorana aber eine Reihe von Canyons mit Hindernissen der V. und VI. Kategorie zur Auswahl. Doch auch auf unserer einfachen Route musste man immer wieder auf ein unfreiwilliges Bad gefasst sein. Ich habe mich mit meinem Boot gleich zweimal gedreht. Dabei sollte dann kein Ausrüstungsstück verloren gehen, denn auf so einer langen Tour packt man aus Gewichts- und Platzgründen nur das ein, was wirklich unentbehrlich ist.





















    Wo das Weißwasser gegen die Felswand rauscht (unten links im Bild) hatte ich einen Dreher. Mein Boot wurde mit dem Bug voran immer weiter die Wand hochgedrückt bis es praktisch senkrecht stand, bevor es endlich umkippte und ich mich unter dem Boot im Wasser wiederfand. Im Laufe der Jahre habe ich viele Dreher mitgemacht, aber so einen virtuosen noch nicht.









    DER Fisch des Putorana: "Harius", zu deutsch Äsche. Leicht eingesalzen und nach ein paar Stunden roh gegessen ist das eine wahre Delikatesse, das zarte Fleisch zergeht auf der Zunge wie im besten Sushi-Restaurant. Haut und Gräten werden gut durchgegrillt und komplett gegessen, der Kopf kommt in die Fischsuppe. Aber selbst mehr als hundert dieser Äschen konnten nicht verhindern, dass ich im Verlauf der Tour immer hungriger wurde. Ab dem zweiten Monat sind die körperlichen Fettreserven aufgebraucht und dann wird schnell klar, dass die tägliche Proviantration von 600 gr pro Kopf eigentlich viel zu klein ist. Um wirklich satt zu werden bräuchte ich zusätzlich noch 6 große Äschen pro Tag, dreimal soviel wie ich geangelt habe. Dabei hatten wir extra mehr Proviant mitgenommen als letztes Jahr, an der Grenze dessen, was man auf so einer Tour noch sinnvoll transportieren kann. Fazit: den starken Verlust an Körpergewicht und das ständige Gefühl, nicht satt zu sein, konnten wir so zwar hinausschieben, aber letztlich nicht verhindern.





    Ein Netz würde das effiziente Fischen über Nacht ermöglichen und somit Zeit sparen, aber der Aufwand für die Zubereitung ist nicht zu unterschätzen. Ein Dutzend Äschen ausnehmen, einen Teil davon für die Fischsuppe entschuppen - das dauert bei mir schon eine gute Stunde. Typischerweise geschieht das abends bei Kälte und Dunkelheit im Schein der Kopflampe und mit den Händen die meiste Zeit im eisigen Wasser - kein Vergnügen, man macht es, weil man unbedingt etwas essen will. Blaubeeren, Johannisbeeren und Hagebutten sind ab August im Überfluss vorhanden und waren am Schluss der Tour manchmal die einzige Mahlzeit, aber das Sammeln ist sehr langwierig und sie machen immer nur für kurze Zeit satt. Kurz gesagt, eine bessere Lösung der Kalorienfrage für zukünftigen Touren muss ich mir noch einfallen lassen.



    Davon wird keiner satt: heißes Wasser ohne Deckel - 5 Minuten stehen lassen - fertig. Die Moskitobeilage kommt von selber angeflogen und stürzt sich bereitwillig in den Kochtopf. Ob Griesbrei, Nudelsuppe oder Tee - diese unfreiwillige Proteinzugabe ist stets mit von der Partie.









    Der Wasserfall vom Bild oben ist auch auf dem Foto unten zu sehen. Aber man muss genau hinschauen: er ist nicht an der Stelle mit dem vielen Weißwasser, sondern etwas weiter oben, wo der Fluss eigentlich glatt und gefahrlos zu sein scheint. Solche "Fallen" gibt es auf dem Putorana viele. Es sind mindestens zwei Unglücke bekannt, wo ganze Raftinggruppen ahnungslos in Wasserfälle hineinfuhren und dabei ihr Leben verloren.





    Der Große Kureika-Wasserfall war Schauplatz einer dieser Tragödien. Gemessen an der Wassermenge ist dies der größte Wasserfall Russlands.

















    Ich hoffe, dass diese Eindrücke aus einem unbekannten Land für manche interessant waren. Reiseberichte aus dem Putorana auf deutsch gibt es ja bisher kaum. Die hier gezeigten Bilder sind jetzt erstmal nur von den ersten 40 Tagen der Tour. Fotos von der zweiten Hälfte mit den größten Highlights kommen auch bald. Und falls jemand Fragen zu der Reise, zur Ausrüstung, Logistik usw. hat, beantworte ich diese gerne.
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