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Die Artikel und Reiseberichte aus Südamerika zeigen immer wieder ganz tolle Bilder von ganz tollen Touren. In der Tat beeindruckend. Man kann die wunderbaren Landschaften der argentinischen Anden aber auch mit gemäßigten Wanderungen auf mittlerer Höhe erleben.
Wir waren Ende November 2011 in Argentinien, in San Carlos de Bariloche. Ihr findet Material über diesen Ort im Internet, z. B. eine Kurzbeschreibung auf Wikitravel, auch unter dem Kurznamen „Bariloche“. Dieser Ort ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für allerlei Wanderungen, ob ein- oder mehrtägig, und es gibt gute Beratung durch das Fremdenverkehrsamt im Ort. Allerdings können einige Treks erst ab Dezember (was ja dem Juni auf der Nordhalbkugel entspricht) voll begehbar sein. In Bariloche wohnten wir im Hostel Periko´s, das ich sehr empfehlen kann (Koordinaten 41°8'14.66"S und 71°18'38.22"W). Schon bei der Anfahrt mit dem Bus von Buenos Aires nach Bariloche sieht man, in welch atemberaubende Landschaft man kommt (der Grünstich des Fotos kommt von den gefärbten Fenstern des Busses):
Das Stadtbild von Bariloche zeigt ganz klar den kulturellen Einfluß der Einwanderer aus Mitteleuropa:
Daß Bariloche ein recht windiger Ort ist, zeigen die Wuchsformen der Bäume entlang der Uferpromenade des Sees:
Von Bariloche aus machten wir eine Drei-Tage-Wanderung: zuerst zu einer Hütte namens Refugio Frey, dann weiter zu einer Hütte names Refugio Jacob, dann wieder zurück. Es war also eine große Schleife. - Siehe folgendes Bild (die Stadt Bariloche ist rechts oben):
Gelb: Wanderroute am Tag 1 – Grün: Wanderroute am Tag 2 – Blau: Wanderroute am Tag 3
Eine Landkarte findet ihr hier , auf der Website des Club Andino Bariloche (für eine größere Ansicht erst auf den Knopf "Bajar Mapa" klicken, dann auf das Kreuz-Symbol in der rechten oberen Ecke der Karte!)
Dabei war der zweite Tag konditionell etwas herausfordernd, denn wir mußten zwei Pässe überschreiten, die zwar nicht hoch sind, deren Hänge aber allesamt nur aus losem Schutt bestehen. Damals im späten Frühjahr hatten wir auch noch einige Firnfelder zu queren.
Am ersten Tag fuhren wir mit dem Bus zunächst nach Villa Cathedral und gingen erst von dort los. Der Weg zum Refugio Frey ist einfach, etwa wie ein Wanderweg in deutschen Mittelgebirgen: er ist nicht zu verfehlen, auch mit einfachen Sportschuhen leicht zu begehen (zur Not reichen sogar gute Wandersandalen) und ohne nennenswerte Steilstellen. Über weite Strecken führt er durch Wald, von dem im November 2011 aber einige Teile abgebrannt oder abgestorben waren. Im folgenden ein paar Fotos von der Strecke, wie wir sie bei herrlichem Wanderwetter erlebt haben:
- Unser ODS-Kamerad Geige284 ist übrigens fünf Jahre und eine Woche nach uns, also Anfang Dezember 2016, genau die gleiche Strecke gelaufen wie meine Frau, mein Sohn und ich. Ihr findet seinen Bericht hier . Wie ihr dort lesen könnt, erlebten er und seine Kameradin diese Tour allerdings etwas anders.
- Ebenfalls dort entlang gelaufen ist unser Kamerad Chris1984, dessen (englischsprachigen) Bericht man nicht so leicht findet, weil er (noch) nicht durch einen Geotag markiert ist; schaut mal hier ! Er hat diese Tour -- wenn auch nicht ganz genau die gleiche Route -- im April 2015 wiederum anders erlebt.
Wir drei erreichten nach einigen Stunden das Refugio Frey (Koordinaten 41° 8'14.66"S und 71°18'38.22"W). Es ist sehr beliebt, entsprechend stark frequentiert und auch bewirtschaftet. Benannt ist es nach einem gewissen Herrn Frey, dem ersten Präsidenten des Club Andino Bariloche.
Das Refugio liegt an einem kleinen See und bietet ein Panorama auf äußerst schroffe (wenn auch gar nicht sehr hohe) Berge.
Bis hierhin ist es noch eine sehr leichte Wanderung von nur wenigen Stunden. Die meisten Gäste gehen allerdings von hier auf dem gleichen Weg wieder zurück; denn der Weiterweg zum Refugio Jacob ist deutlich anspruchsvoller, und eine dritte Weg-Option gibt es nicht. Auch meine Frau entschied sich dafür, mit einer anderen Gruppe wieder nach Bariloche zurück zu wandern und nur meinen Sohn und mich weiter gehen zu lassen. Für dieses liebevolle Entgegenkommen schulden wir ihr Dank, wie ich an dieser Stelle ausdrücklich feststellen möchte.
Der Marsch zum Refugio Jacob am zweiten Tag begann mit einem leichten Anmarsch zum ersten Paß, prima zum Warmlaufen. Der Paß ist auf diesem Foto rechts oben sichtbar.
Hier der Blick zurück auf den kleinen See, an dessen anderem Ufer ihr noch einmal das Refugio Frey seht.
Dann ging es aber relativ steil hinauf über Firnfelder und losen Schutt, im großen und ganzen in Richtung NW.
Diese kleine Wasserfläche heißt "Laguna Schmoll", was bemerkenswert deutsch klingt:
Wir haben aber überhaupt nicht geschmollt, als wir dort vorbei liefen; warum sollten wir auch bei solch herrlichem Wanderwetter?
Es folgte ein Abstieg in ein kleines Tal, eine Durchquerung desselben, und dann die Überschreitung des zweiten Passes, wiederum mit viel losem Schutt. Ihr seht hier den Ausblick über dieses Tal; der "Ausgang" ist auf dem Sattel in Bildmitte.
Im Talgrund trafen wir auch zwei weitere Wanderer:
Insgesamt war diese Strecke aber wenig begangen, jedenfalls an dem Tag, an dem wir unsere eigene Wanderung machten.
Dieser zweite Tag stellte größere Anforderungen an unsere Kondition als der erste Tag, aber allzu ermüdend fanden wir es auch nicht. Nachfolgende Wanderer mögen allerdings bedenken: aus dem kleinen Tal gibt es keine Abkürzung zurück nach Bariloche, man MUSS auch über den zweiten Paß. Wenn jemand das nicht mehr schafft, hat man ein echtes Problem, denn der Weg zurück zum Refugio Frey ist genauso weit und anstrengend wie der Weg weiter zum Refugio Jacob. Der zweite Tag ist also eine richtige Bergwanderung von etwa acht Stunden, und das ist eben nicht jedermanns Sache – siehe oben.
Mein Sohn und ich genossen die Wanderung aber. Tolle Ausblicke entschädigten uns für die Anstrengungen.
Am späten Nachmittag dieses zweiten Tages, unmittelbar vor dem Einsetzen eines kräftigen Regens, erreichten wir das Refugio Jacob (Koordinaten 41°11'12.24"S und 71°33'38.83"W).
Drinnen war es recht gemütlich:
Man beachte die tibetanischen Gebetsflaggen, mit denen die Rezeption geschmückt ist !!
Die Gemütlichkeit nahm allerdings einen etwas anderen Charakter an, als etwa ein Dutzend weitere Wanderer eintraf, sämtlich durchnäßt von besagtem Regen. Als die ihre Stiefel und Jacken in der Gaststube zum Trocknen aufstellten bzw. aufhängten, war ganz schön Dampf in der Bude, buchstäblich.
Das Refugio Jacob liegt an einem kleinen See in einer fast skandinavisch anmutenden Landschaft:
Am dritten Tag machten wir zunächst einen kleinen „Abstecher“ zu einem Gletschersee, der spektakulär in einem natürlichen Amphitheater liegt (Koordinaten etwa 41°10'56.13"S und 71°34'33.49"W).
Vom Refugio Jacob zurück nach Bariloche war es eine relativ lange Wanderung gleichmäßig bergab, dem Tal folgend. Die Ausblicke waren nicht mehr ganz so spektakulär, aber der Weg führte immer noch durch eine sehr schöne, alpin anmutende Landschaft. Und immer noch hatten wir schönes, sonniges Wanderwetter.
Die Pracht des Ginsters ließ kaum noch Wünsche offen:
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Das Ganze war eine sehr lohnende Unternehmung. Wer in den Monaten Dezember bis März nach Bariloche kommt, kann sogar noch mehr von solch schönen Wanderungen machen, weil dann noch mehr Wanderwege begehbar und noch mehr Refugios geöffnet sind.
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