[ES] GR221 - Blut, Frost und Tränen in der Serra Tramuntana

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    [ES] GR221 - Blut, Frost und Tränen in der Serra Tramuntana

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    Quicklinks:
    Blut -> Hinflug
    Frost -> Nacht 2
    Tränen -> mehrmals

    Tag -1 - 13.03.2015

    Gegen 12 Uhr brechen wir auf in Brüssel. Der Verkehr wird dichter, je näher wir der Stadt der Babylonischen Sprachverwirrung kommen. Genau in dem Moment, in dem wir unausweichlich in ein schier endloses Netz von Einbahnstraßen eingebogen sind verabschiedet sich die Navigations-App mit den Worten "Das ist mir jetzt aber wirklich zu blöd." in die Schockstarre.
    Nach einem Neustart finden wir nach einigen weiteren Minuten um 17:30h tatsächlich das Wohnhaus von S. Bruder.
    S. wartet vorsichtshalber im Auto während ich den Parklplatz in der Tiefgarage klarmache, da wir die Parklpatz-Regularien vorm Haus nicht ganz verstehen. (Man braucht eine Parkscheibe, aber wir haben keine und wissen auch nicht, wie lange man dann stehen bleiben dürfte, wenn man ein hätte und so...) Außerdem lungert die Ordnungspolizei schon eine Weile in der Straße herum.

    Nach einem erheiternden Ritt im winzigen Aufzug und einem kurzen Plausch trennen sich unsere Wege schon: wir erhalten den Wohnungsschlüssel, während der Bruder für das Wochenende zurück nach Köln fährt.

    S. und ich machen uns auf Erkundungstour und Nahrungssuche in Richtung Place du Châtelain.
    Wir trinken einen Kaffee und betrachten durch das Fenster das Chaos auf einer Kreuzung mit zwei Tram-Gleisen, zwei Straßen für Autos, zwei Straßen für Radfahrer und etwas lebensmüden Fußgängern. Regelmäßig stehen und fahren die verschiedensten Verkehrsteilnehme nicht dort wo sie hingehören. Auto fahren wollte ich hier ja nicht.

    Nach dem Kaffee drehen wir eine weitere Runde, nur um uns im Irish Pub an der selben Kreuzung wieder ein Plätzchen am Fenster zu suchen.
    Bei Guinness, französischem Wasser, einem Americano-Burger und Thai Green Curry in Irish Pub in Brüssel erfreuen wir uns des Geschnatters in allen möglichen Sprachen. Zusätzliche Unterhaltung liefert das Fernsehprogramm "Coach Trip" (oder so): Ein Haufen Briten oder Iren setzen sich zusammen mit einem Reiseleiter in einen Bus und holen sich gemeinsam einen fetten Sonnenbrand. Wir überdenken unsere Reisplanung. Warum nicht so?

    Gegen acht Uhr beobachten wir noch kurz, wie eine Tram wieder rückwärts auf die Kreuzung fährt - *huuuphuuuuuphuuuuuup* -, weil irgendjemand auf den Gleisen parkt. Dann huschen wir mit tief über das Gesicht gezogenen Kapuzen zurück, denn es ist ziemlich kalt geworden.

    Auf der Dachterasse schießen wir noch ein paar Fotos vom unter uns liegenden Kreisverkehr und schlüpfen bald ins Bett.




    Tag 0 -14.03.2015

    Im Reisetagebuch steht "OHNE WORTE".

    Wir sind so gegen vier aufgebrochen. Das Navi soll uns zum Discount Parking bringen. Die Adresse stimmt, aber wir stehen im Wohngebiet in einer Sackgasse.

    Google Maps und der EU plus-Tarif sorgen dafür, dass wir den Parkplatz irgendwie doch noch finden. Erleichterung.
    Wir sind pünktlich eine Stunde vor Abflug am Flughafen.
    Aber am falschen.
    Wie uns erst jetzt bewusst wird liegt Brüssel Charleroi nicht in Brüssel sondern eine gute Stunde davon entfernt.
    Wir holen uns eine Bestätigung unserer Dummheit am Ryanair-Schalter und hören, dass wir es auf keinen Fall mehr rechtzeitig dorthin schaffen.

    Alle weiteren Details erspare ich mir an dieser Stelle.
    Ja, ich habe immer über die Leute gelacht, die in Frankfurt/Main ihren Flug von Frankfurt Hahn aus suchen. F**K!

    Tag 1 - 15.03.2015

    Unter Aufbringung eines viertel Vermögens haben wir einen Flug für heute buchen können. Sogar von dem Flughafen aus, für den wir einen Parklplatz reserviert haben.

    Wir haben großen Spaß dabei, die Rucksäcke in Frischhalte-Folie zu wickeln, checken problemlos ein und laufen schon bald in der Priority-Herde (ups.) durch die Brüsseler Schafgatter zu unserer 737.

    Etwas entgeistert, stelle ich fest, dass Ryanair tatsächlich (ich hörte Gerüchte...) die Brechbeutel wegrationalisiert hat. Also räume ich unauffälig den größten Ziplock-Beutel in meinem Handgepäck-Turnbeutel leer.
    Ich bin das letzte Mal mit 5 Jahren geflogen und habe dabei sehr gelitten, sodass ich mir eine schöne Menge Flugangst zusammen gespart habe. Zum Glück ist S. eine Zeit lang beruflich viel geflogen und hält äußerst professionell Händchen.
    Zur Ablenkung spielen wir "Ich sehe was, was du nicht siehst...". Man darf ruhig erwachsen werden, man sollte es nur nicht zeigen.

    Der Flug ist ruhig.
    Dennoch tropft kurz vor der Landung ein fetter Tropfen Blut auf mein strahlend blaues, duftendes Merino-Shirt. Die lebensbedrohliche Nasenblutung war schnell gestillt, sodass bei der Landung nur noch eben genannter Blutfleck an diesen Zwischenfall erinnern. Trockene Luft mochte ich noch nie so sehr...
    Mit nur etwas verkrampften Kiefern meinerseits und ohne den geleerten Ziplock-Beutel genutzt zu haben holen wir uns gegen 13:00 Uhr unsere verpuppten Rucksäcke vom Gepäckband und fahren mit dem Bus zur Plaza de Espana.

    Schon während der Busfahrt sehen wir dass der Intersport am Sonntag nicht geöffnet hat und auch das andere Sportgeschäft ist dunkel und vergittert. Die nächste Unplanmäßigkeit. Mist.
    Wir laufen etwas durch die Gegend und suchen einen geöffneten Supermarkt oder ein Kiosk. Nach einiger Zeit werden wir fündig und kehren zum Bahnhof für den historischen Zug zurück.
    S. stärkt sich an einem halben Beutel Beef Jerky und Schokolade, während ich mich in der Estacio Intermodal umsehe.
    Da unten wäre ein geöffneter Supermarkt gewesen. Ups.

    Wir fahren mit dem 15:10Uhr Zug für einen total unverschämten Preis (im vergleich zum Bus) nach Sollér und genießen die Aussicht, die Tunnel und Hügel.










    In Sollér angekommen machen wir uns auf den Weg entlang der Trockenstein-Mauern und unzähligen Orangenbäumen zum Refugi Muleta, welches wir schon vorher gebucht hatten.

    Nachdem ich mich in Palma auf dem nassen Straßenpflaster schon ein paar mal fast auf die Nase glegt hatte, kämpfen wir nun beide mit den nassen Steinen, denn es hat begonnen ausdauernd zu regnen.

    Vollkommen durchgeweicht kommen wir im Refugi an. Meine Regenjacke ist alles andere als dicht (der Blutfleck auf dem T-Shirt ist verlaufen...), S. hat seine Regenhülle irgendwo tief im Rucksack verstaut, sodass alles klamm geworden ist, und wasserdicht sind weder seine noch meine Schuhe.

    Wir breiten alles Nasse aus und speisen heimatliche Wurst und Käse an Cashews und Schokolade zu Abend.
    Als für die Reisenden, die ein Abendessen gebucht haben, Orangen als Nachtisch serviert werden, beginne ich S. vorzuschwärmen, wie toll doch so eine Orange wäre und wie sehr ich mich freuen würde undundund *dackelblick*.
    S. fragt den "Herbergsvater", ob er eine Orange bekommen könnte, errötet und kehrt siegreich zurück.
    Das war die beste Orange der Welt. Ohne Mist.
    Später, beim Abräumen wird mir mit gigantischem Grinsen ein weiteres, saftiges Prachtexemplar übrerreicht.

    Tag 2 - 16.03.2015

    Nach wenig erholsamer Nacht (Schnarchen, Gequassel, Aufbruch um 5Uhr, ...) im Schlafsaal entschließe ich mich um 6:30h dem Bette zu entsteigen und packe zusammen. S. kommt wenige Minuten später nach.
    Wir trinken einen richtig guten Kaffee und brechen erneut in Richtung Sollér auf, denn wir hatten ja am Vortag kein Gas erwerben können.
    Das Wetter ist sehr freundlich und als wir am Meer entlang in Richtung Port de Sollér laufen, wird mir das erste mal richtig bewusst, dass wir auf Mallorca sind und wie das hier wohl im Sommer aussieht.









    In Sollér erwerben wir zunächst mehr Wurst und Käse, Wasser, Orangen und Baguette im Eroski. Trotz dieses Namens darf man da übrigens nicht "oben ohne" einkaufen, lese ich, während ich unsere Rucksäcke hüte.

    Wir nehmen unser Frühstück direkt vor der Kirche ein, zur Unterhaltung fährt die Straßenbahn einmal hupend durch das Café gegenüber und wir beobachten die Jack-Wolfskin-Canon-Herden beim Ausströmen.

    Nach dem Frühstück erwerben wir in der Seitenstraße beim Eisenwaren-Gartenbau-und-Jagd-Geschäft eine Gaskartusche ("The blue one with Click") und einen Kompass.

    Entspannt und glücklich schlendern wir an unendlichen Zitronen- und Orangenplantagen vorbei nach Binibassi und dann Binia-dingsdakannjaehkeineraussprechen, wo wir uns mangels Markierungen oder Umschauen kurz verlaufen.



    Pünktlich zu Einstieg in den Barranc fängt es an zu schiffen.
    Das ist sehr schade, denn nachdem wir uns verhüllt haben, laufen wir "über zahllose Stufen und Kehren durch einen grünen pittoresken Canyon" (O-Ton aus der Wegbeschreibung). Das ist sehr anstrengend, aber nach jeder dritten Kehre oder so bietet sich ein schicker Ausblick, der zum Verschnaufen und zum Fotografieren einlädt. Da es aber die ganze Zeit über regnet eben nur zum Verschnaufen.

    An der Finca l'Ofre angekommen queren wir abenteuerlichst den reichlich Wasser führenden Bach und folgen den blauen Markierungen in Richtung "Mirador d'en Quesada" über unterschiedlich steile Kehren mit unterschiedlich glitschigen Steinen.

    Zwischenzeitlich sinkt die Sicht auf wenige Meter und nicht nur ein mal denke ich, dass es wohl besser wäre umzudrehen und auf den beschilderten GR zurückzukehren.
    Doch dann steigt aus der Suppe plötzlich die Schutzhütte hervor. Ich rufe S. zu "Da ist sie, aber sie sieht so aus, als würde sie gerade abgerissen!"

    Nachdem die letzten Meter zurückgelegt sind und ich die Inschrift auf der Tür kreativ als "Wenn du hier Zuflucht findest, räum danach wieder auf!" übersetzt habe, sehen wir, dass gerade renoviert wird, aber eine komfortable Nacht möglich sein sollte.

    Wir hägen schnell mit Leinenspannern (als "Klemmkeile" in den Mauerritzen) eine Wäscheleine auf und legen unsere vollkommen nassen Klamotten ab.



    Als es schließlich irgendwann aufhört zu regnen beschließen wir, kurz im gegnübergelegen Wäldchen etwas Holz für die Feuerstelle zu sammeln und noch etwas Gipfelblick zu genießen. Wir können sogar den Leuchtturm beim Refugi Muleta, an dem wie heute losliefen sehen. Wir sind ein bisschen versöhnt.



















    Danach bereiten wir einen köstlichen Kartoffel-Salami-Pilz-Topf zu und verzehren ihn bei einem spektakulären Sonnenuntergang. Da es schon jetzt empfindlich kalt wird, werden die in letzter Sekunde erworbenen Wärme-Backups von Decathlon angelegt.






    Nach dem Essen machen wir ein Feuerchen, welches leider entsetzlich qualmt und deshalb schon bald wieder auseinandergescharrt wird. Dann haben wir Angst vor einer CO-Vergiftung, also lüften wir. Hervorragender Zeitvertreib.

    Wir berichten uns gegenseitig, dass es trotz Daunenjäckchen und Mütze doch ziemlich kalt ist und schlafen dennoch irgendwie ein.
    Und wachen wieder auf. Und schlafen wieder ein. Und wachen wieder auf. Und...
    Gegen vier Uhr weckt mich S. mit seiner Kopflampe. Er hat leichter geschlafen als ich und deshalb mitbekommen, dass wir Besuch hatten. Irgendetwas mit einem buschigen Schwanz hat das Baguette aus der Tüte, welche an der Tür hin entwendet.
    S. hängt die Tüte also an den Nagel im Dachbalken, der auch schon unsere Wäsche hält.


    Tag 3 - 17.03.2015



    Gegen 7 Uhr werde ich von einem Sonnenstrahl an der Nase gekitzelt (Wo auch sonst? ).
    Draußen bricht gerade die Sonne durch und lässt den Reif glitzern. Ich schnappe mir die Kamera und schieße ein paar Fotos. Dann wecke ich S. und bestehe darauf, dass wir jetzt sofort den Kocher in den Expeditionsturnbeutel packen und Kaffee auf dem Gipfel schlürfen.





















    Auf dem Weg zum gemauerten Aussichtspunkt machen wir uns beide fast nochmal lang. Dennoch freuen wir uns unbändig, die ganzen umliegenden Gipfel, das Meer und die gestern erkämpften Pfade gut erkennen zu können.

    Wir packen dann unsere Sachen zusammen, schlüpfen in die etwas klammen Kleider von gestern (Blutfleck kaum noch zu erkennen...) und machen uns auf den glitschigen Abstieg zur Finca l'Ofre.

    Es geht noch ein Mal kurz bergauf, doch dann sind wir am Pass Coll de L'Ofre, wo sich schon viele Tagestouristen tummeln.















    Nach einigen einfach zu gehenden Metern "Jack Wolfskin-Highway" sind wir am Cubér-Stausee angekommen. Wir erkundigen uns bei den Spaniern, die die abschließbare Hütte bewohnen, äh, befeiern, ob es bei ihnen Wasser gebe. Sie verweisen uns auf die Font des Noguer.

    An der Staumauer trennen wir uns: S. wirft seinen Rucksack ab und geht mit dem Expeditions-Turnbeutel Wasser holen, während ich spüle und einen Kaffe vorbereite.

    Während des Kaffees werden wir nur leicht von neugierigen Rindviechern bedrängt. Glücklicherweise werden wir aber recht schnell uninteressant, sodass sie zum Ufer abziehen.

    Nach dieser kleinen Rast gehen wir hinter der Staumauer zum Tunnelweg, der zwar einige zusätzliche Höhenmeter mit sich bringt (etwa 300hm Abstieg...), aber wirklich ein nettes Tageshighlight ist. Leider habe ich nicht allzuviel Geduld und Glück beim Tunnelfotos machen, für einen kleinen Einblick reichen die Bilder aber schon:








    Am Ende des Tunnelweges geht es nun wieder etliche Meter berghoch zum noch immer geschlossenen, aber sehr hübschen, Refugi Tossals Verds.
    Dort angekommen, machen wir erstmal wieder eine Pause. Uff.







    Wir gehen schließlich doch noch weiter. Im offenen Shelter vor dem Refugi wollten wir nämlich nicht übernachten.
    Zunächst gehen wir durch ein Gatter, dann durch eine Menge Eselshaufen und deren Weideflächen.










    Dann gehen wir die "Nebenstrecke" über die Font de sa Coma an unzähligen Steinmauern und einigen halbwegs ebenen Flächen vorbei bis wir wieder auf den GR treffen.

    Wir überlegen, ob wir hier unser Haus bauen wollen, oder noch ein paar Meter weiter gehen. Ich biete an, die nächsten ein bis zwei Kilometer noch ohne Rucksack anzusehen. Zunächst ist es sehr steinig und Zelten nicht möglich. Dann kommt ein Premium-Platz direkt an einem Wasserfall und kurz darauf der allerbeste. Ich laufe zurück und wir beschließen das Stückchen zum Alllerbesten noch zu laufen.






    Tag 4 -18.03.2015



    Der Tag beginnt mit einem Kaffee in der etwas zugigen Stein-Eck-Küche am allerbesten Zeltplatz.

    Nach dem Zusammenpacken versuchen wir kurz den Weg zum in der Karte eingezeichneten und gestern schon gesichteten Aquädukt zu finden, haben dabei aber leider kein Glück. Also müssen wir uns wohl ein anderes Highlight des Tages suchen: den Massanella. Fatal.

    Wir laufen an unzähligen schönen Köhlerplätzen vorbei zunächst durch den dunstigen Wald, später dann durch das felsige, zum Teil noch mit Schnee bedeckte, Tal hoch zum Coll des Prat. Die Sicht wechselt dabei immer wieder zwischen "geht so" und "ziemlich schlecht".













    Auf der Passhöhe pfeift es wie verrückt und es kommen erst Zweifel am Vorhaben "Gipfel" auf. Dennoch packen wir erneut den Expeditionsturnbeutel und schieben unsere Rucksäcke unter einem Busch, denn die Karte sagt, dass der Aufstieg lediglich etwas Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erfordert...

    Wir steigen entlang der Mauer zur Steilwand auf und folgen dann peinlichst genau den Anweisungen der Wegbeschreibung in unserer Karte (linker Kamin, Felsterasse, Felsnase, Felsblock, Gipfelplateu...). Die Kletterpartien hier haben uns mental ziemlich an unsere Grenzen gebracht, denn rutschte man ab, so fiele man hier verdammt tief. Es gibt einen bequemen, leichten Weg einmal quer über das Gipfelplateu. DEN sollte man nehmen. Oder etwas mehr von oben genannter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit in den Expeditionsturnbeutel packen.

    Irgendwannn macht auch die "große Kamera" schlapp, ich vermute, dass ihr der Nebel mit 160 gefühlten km/h zu viel wurde, denn nach gründlichem Trocknen ging es ihr wieder gut.




















    Der Abstieg beginnt damit, dass wir ausgiebig verschiedene Steinmännchen und Farbmarkierungen verfolgen bis wir irgendwann ein mal NICHT vor einer Steilwand stehen, sondern wie beschrieben an der Flanke des Berges wieder auf den ursprünglichen Weg zurück finden. Irgendwer hat hier die Farbpunkte abgemeißelt. Hurra.

    Zurück bei unseren Rucksäcken freuen wir uns zunächst ausgiebig darüber, dass wir - frei von jeder alpinen Erfahrung! - noch leben und belohnen uns hinter die Mauer gekauert mit Kaffee und Schokolade.

    Der Weg zum Kloster Lluc danach erschien verhältnismäßig unspektakulär, was vermutlich 1) an unserem Adrenalin-Überschuss, 2) am Nebel und 3) am Wind, der uns höchste Konzentration beim von-Stein-zu-Stein-Fliegen abverlangt, gelegen hat.

    Im Kopf geblieben sind dazu vor allem die 2015 (nachgezählt!) Kehren bergab. Zum Glück habe ich keine Knieprobleme.







    Auf den letzten Metern finden sich erneut unzählige Köhlerplätze, aber auch richtig viele Sturmschäden. Wir wollen gerne duschen und fragen deshalb zunächst im Kloster nach einem Zimmer (49€ mit ohne alles), gehen dann aber doch noch zum Refugi Son Amer, wo zum Glück noch Platz für uns ist.

    Dort angekommen springen wir beide unter die eiskalte Dusche.

    [Anekdote am Rande, während ich meine Klamotten wusch: "Are you German?" -"Yes, why are you asking?" -"Yeaah, I just thought so. That's really German." - "What? Washing youre clothes when people can smell you a kilometer against the wind?" - "No taking this freezing shower! It has to be done? Then a German does it". Nun gut. It HAD to be done. *freeze*]

    Nachdem alle Wäsche aufgehängt war fanden wir uns zum Abendessen ein. S. konnte noch das Abendessen des Hauses buchen, ich begnügte mich aus Unverträglichkeitsgründen zur Abwechslung mit Käse, einer Orange und der ersten Banane seit etwa 15 Jahren.
    Neben uns saß ein äußerst kommunikatives französisches Pärchen und nach dem zweiten Glas Wein spielte es auch keine Rolle mehr, dass S. Französisch eingerostet war und meines sich auf "Je suis une Baguette." beschränkte. Einer spannenden Unterhaltung über europäische Geschichte inkl. Montan-Union und Ost-Abenteuer der älteren Herrschaften stand also nichts mehr im Wege!

    Müde und erneut sprach-verwirrt fallen wir in unsere zwei Betten im Vier-Mann-Zimmer.



    Tag 5 - 19.03.2015


    Ein Tag mit viel Zeit.

    Wir frühstücken sehr ausgiebig und gehen mit leichtem Gepäck zurück zum Kloster um noch etwas einzukaufen. Vor allem Postkarten. Ahhhh, und jetzt sofort ganz schnell eine Toilette!








    Vom Refugi Son Amer aus geht es noch ein mal kurz bergauf auf einen Pass und dann stetig abwärts.

    An der ehemaligen Mineralwasserabfüllanlage Binifaldo überlegen wir, ob wir den Puig Tomir erklimmen wollen. Da das Wetter gut ausschaut versuchen wir es.
    Schon nach wenigen Kehren sagt S., dass er heute keinen Bock mehr auf viele Höhenmeter hat. Nachvollziehbar eigentlich.
    Er sucht sich ein nettes Plätzchen in der Böschung, wo ich auch meinen großen Rucksack ablade. Erneuter Einsatz für den Turnbeutel!

    Ich folge erneut sehr genau der Beschreibung in der Karte, wobei ich bald merke, dass man hier hervorragend den Steinmännchen und Markierungen trauen kann. Während des Aufstiegs ist es etwas dunstig, ich genieße aber dennoch die Aussicht. Kurz vor dem Gipfelplateu erreicht mich jedoch wieder das mallorquinische Gipfel-Pech: Ich stehe schon wieder in den Wolken. Zugegebenermaßen etwas lustlos stapfe ich nach "ganz oben", lasse mich von einer Böe fast umlegen und schliddere beschwingten Turnschuhs nach unten.
    Die gesicherten Stellen hier sind deutlich harmloser als die ungesicherten, die wir am Massanella passierten, allerdings war recht viel los, sodass ich ziemlich auf das runter prasselnde Gestein meiner Mitmenschen, die sich zum Großteil noch weniger elegant als ich durch den Schotter bewegten, achten muss.














    Nach diesem kurzen Abstecher traben wir gemütlich weiter zur Font de Muntanya, in deren Umfeld sich reichlich Zeltplätze finden lassen.





    Wir kochen selbstgedörrtes Chili con Carne am gemauerten Tisch. Ich merke an dieser Stelle schon, dass sich ein größeres Sturmtief in meinem Gemüt ankündigt, doch S. gibt sein Bestes, mich darüber hinweg zu trösten.

    Nach einem äußerst wärmenden Chil bauen wir uns Haus etwas unterhalb der Quelle auf und schlüpfen bald (ohne Fleece, ohne Daunenjacke!) in die Penntüten.
    Ich bastel noch eine kleine Wäscheleine in den Zeltgiebel, auf welcher wir fortan zur Verbesserung des Raumklimas unsere Stinksocken lagern.
    Zuletzt geändert von laber; 07.03.2016, 18:57.

  • laber
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    #2
    AW: [ES] GR221 - Blut, Frost und Tränen in der Serra Tramuntana

    Tag 6 - 20.03.2015

    Um halb sieben stehen wir auf und packen unseren Kram zusammen. Wir schlafen schließlich am Trailrunning-Highway...
    Wir frühstücken wieder an der Quelle und verteilen dann das Gepäck um, denn S. wir ja schon morgen zurück fliegen müssen. Mein Rucksack wird dadurch plötzlich sehr schwer, was aber eher auf mein Gemüt als auf meine Schultern drückt.

    Wir laufen die letzten Meter nach Pollenca durch Felder und an einem Bach entlang. Erneut sehen wir einige Esel, doch selbst die können meine Laune gerade nicht heben. Der Weg ist ziemlich langweilig und verläuft immer wieder über die Landstraße. Zudem ist er an manchen Stellen abgerutscht oder nicht weiter ausgeschildert.

    Wir versuchen an der Straße immer mal wieder den Daumen rauszuhalten und kurz vor Pollenca hält tatsächlich ein deutsches Pärchen an. Sie erklären uns, dass man wohl eigentlich nicht auf der Landstraße anhalten dürfe, machen es aber trotzdem. Er setzte seine Frau im Stadtzentrum und uns an der Bushaltestelle ab.

    Wir haben noch gut zwei Stunden, bis wieder ein Bus nach Palma fährt und beschließen noch ein bisschen Kaffee im Café GR221 zu trinken. Dort treffen wir auch eine Frau, die ebenfalls in Lluc im Refugi übernachtet hat. Sie war komplett ohne Küche und Schlafzimmer unterwegs und bemitleidete uns freundlich wegen unserer Rucksäcke und meiner Schuhe.



    Der Bus bringt uns schnell und ereignislos unter den Bahnhof von Palma, wo S. sich nach den Abfahrtzeiten des Flughafenshuttels und ich mich nach der Verbindung nach Sant Elm erkundige. Erneut haben wir zwei Stunden Wartezeit, in welcher ich versuche Gas-Nachschub bei Intersport zu erwerben. Mittagspause bis 16.ooUhr. Mist.

    Also trinken wir erneut Kaffee im Bahnhof des Ferrocarril de Sollér.

    Nach sehr Kuss-reicher Trennung entere ich richtig fieser Laune um 16Uhr den Bus nach Antratx. Ich erinnere mich an die Busfahrt zuvor, vor allem daran, dass es keine Ansagen gab, und bitte den Busfahrer mir Bescheid zu geben, wenn ich in den Bus nach Sant Elm umsteigen muss.
    Nur schwerlich ertrage ich das Gelaber und Geplärrre der überwiegend deutschen Touristen und Umgesiedelten, zumal die Busfahrt sich eeeeewig zieht.
    Durch Zufall sehe ich das Schild der Linie nach Sant Elm und springe erschrocken aus dem Bus. Der Busfahrer hatte wohl vergessen, Bescheid zu sagen. Gerade nochmal gut gegangen...

    Der Bus nach Sant Elm ist ein kleiner Mini-Bus und schießt prinzipiell auf dem Mittelstreifen fahrend durch die viel zu engen Kurven. Ich merke, dass ich zu wenig gegessen habe, zu viel Kaffee getrunken habe und gerade meine Tage bekomme: ich zittere am ganzen Leib als ich von einer Panikattacke ergriffen werde. Beinahe fange ich an im Bus zu heulen.

    In Sant Elm folge ich peinlich genau, innerlich vollkommen aufgewühlt, den Wortbeschreibungen in meiner Karte.
    Zwischenzeitlich ist der ganze Hang übersät mit Steinmännchen und ich fluche jetzt laut. Dennoch finde ich bei einsetzendem Nieselregen den Weg über die kleine Kraxelstelle und komme bald im ehemaligen Trappistenkloster La Trapa an.






    Ich sehe mich um: es ist überall ziemlich zugig, einige Unterstände sind abgesperrt, unter den Torbögen qualmt ein kleines Lagerfeuer und in der Mühle (tippe ich mal) liegen drei wortkarge Franzosen. Dort baue ich mein Nachtlager auf, nehme lustlos einen Happen Wurst und Käse, beschwere alles mit Wasserflaschen und gehe zur Basishygiene und zum Tagebuchschreiben vor die Tür, denn man tut so als schliefe man schon. Um 19 Uhr.

    Ich lege mich in meinen Schlafsack und merke recht bald, dass es auf mich drauf nieselt. Hätte ich doch nur das verdammte Zelt aufgebaut!
    Ich nehme all mein Zeug und knubbel mich in das Untergeschoss vor die undefinierbare Mechanik. Dort bleibe ich trocken bis es anfängt richtig heftig zu stürmen und zu gewittern. Ich versuche mich in Regenjacke und Plane zu verhüllen und weiter zu schlafen. Immer wieder versuche ich die "Ich lebe noch, aber nur grade so eben"-SMS zu verschicken, bekomme aber kein Netz.

    Ich schlafe in dieser Nacht keine Minute.

    Tag 7 - 21.03.2015

    Reichlich unerholt breche ich um 6:30Uhr mein Lager ab. Die Franzosen tun immernoch so, als würden sie schlafen. Sehr ausdauernd.
    Ich schieße noch ein paar Fotos von La Trapa und Dragonera im dichten Nebel, wenn gerade ein bisschen Sicht ist. Bald schaffe ich es sogar ein paar SMS zu verschicken und zu empfangen.












    Dann laufe ich zunächst über unspektakuläre Feldwege durch den Nebel, dann kurz entlang der Landstraße und dann erneut unzähligen Steinmännchen folgend auf Mola de Escelop. Dort oben stehe ich vermutlich nicht mehr im Nebel, sondern in Wolken, denn ab und zu sehe ich richtig weit.







    Nach dem Gipfel geht es recht zügig über Matschepampe in Kehren bergab. Man passiert das zukünftige Refugi Sa Coma, das nicht danach aussieht, in besonders naher Zukunft mal wieder Refugi zu sein. Danach werde ich lautstarke begrüßt "Iaaaaaah!" - eine große Herde sehr hübscher Esel erheitert mich kurzzeitig.







    Danach steigt der Weg weiter ab, bis man schließlich auf die Ma-10 trifft. Ich schaue auf meine Karte. In diesem Moment hält ein deutsches Pärchen im weißen Leihwagen an und fragt, ob sie micht mitnehmen sollen.
    Ich überlege kurz. Meine Laune ist immernoch richtig fies im Keller. Die Kamera hat in den letzten 24h zwei Akkusätze leer gefuttert, ich bräuchte also noch Batterien. Ich frage, ob sie mich in Estellencs am Supermarkt absetzen. Klar doch!

    Wir fahren nach Estellencs, durch Estellencs und bleiben hinter Estellencs kurz stehen. Kein Supermarkt. Und jetzt?

    Ich frage nach ihrer weiteren Reiseroute: über Deía nach Sollér. Okay, dann eben Deía.





    In Deía erwerbe ich frisches Wasser und Batterien und freunde mich mit dem Gedanken an, heute Nacht vielleicht mal wieder ein Auge zu zu tun. Auf ins Refugi!
    Dort angekommen erfahre, dass man mir heute leider keinen Schlafplatz anbieten kann.
    Nach einem Kaffee (sehr lecker!) breche ich also in Richtung Valldemossa auf. Meine Karte zeigt und nennt dort viele Köhlerplätze.

    Doch zunächst muss ich den Weg wieder finden, was aus verschiedenen Gründen nicht so einfach ist. 1) er ist in diese Richtung überhaupt nicht ausgeschildert, 2) der Einstieg ist an der Ma-10, an einer Stelle ohne Gehweg, 3) die befragten Einheimischen gaben falsche Tips. Im Endeffekt bin ich mindestens eine Stunde im Kreis gelaufen bevor ich den richtigen Weg hinter dem Hotel Es Moli gefunden habe.

    In vielen Kehren geht es zügig bergauf, was mir aufgrund der Sonne ziemlich an die Subsatnz geht.
    Die meisten Köhlerplätze vor Beginn des steilen, felsigen Anstiegs sind voll mit Geröll oder ziemlich winzig. Ich nehme den am wenigsten winzigen und koche Reis mit Linsen unter neugieriger Beobachtung durch zahlreiche Trailrunner.

    Bei Einbruch der Dämmerung baue ich mein Zelt mehr schlecht als recht auf und lege mich dem Gefälle entsprechend quer rein. Den Reißverschluss an meinem Kopf lasse ich offen, denn ich fürchte, die Linsen schon bald wieder loszuwerden...
    Irgendwann schlafe ich nach Mitternacht ein, doch schon bald fängt es an, stundenlang zu blitzen und zu donnern. Gegen vier Uhr knalllt es sehr nah neben meinem Kopf.


    Tag 8 - 22.03.2015

    Ich liege noch bis 7 Uhr wach, wackelig und übellaunig im Zelt. Als ich irgendwann pinkeln muss, krabbel ich aus dem Zelt und sehe einen etwa würfelförmigen Felsbrocken mit 50cm Kantenlänge auf dem Hering an meiner Apsis. OH F**K, der wäre beinahe auf meinem Kopf gelandet.
    Dann packe ich das klamme Zelt ein, Koche Kaffee und frühstücke appettitlos eine Orange und etwas Käse.

    Ich gehe die ersten Kehren bergan, dann es fängt erneut an zu regnen. Während ich mich beinahe-wasserfest verpacke höre ich deutsche Stimmen über mir. Eigentlich hatte ich gerade die Entscheidung gefällt, wieder nach Deia abzusteigen, doch ich gehe erst ein mal dort hoch.
    Fünf Reisende kauern unter einem höhlenartigen Felsvorsprung und sind gerade am Aufstehen.

    Ich erkundige mich nach dem weiteren Weg (steinig, steinmannig, steil) als zum Regen auch noch Gewitter dazu kommt. Ich kauere mich mit unter die Höhle, checke dank EU-Internet erneut das Wetter (mehr Gewitter!), frage nach einem Platz im Refugi in Deía und Sollér (neee.) und jammere meinen Freund voll (Sorry!). Nach einer guten Stunde wird es heller und der Regen verzieht sich.
    Ich gebe mir einen Ruck und steige in Richtung Valldemossa auf. Ab und zu reißen die Wolken extra für mich auf.








    Oben auf dem Gipfelplateu sind eine Unzahl an Steinmännchen und genau ein Wegweiser nach Deía. Ich schaffe es dennoch, den richtigen Weg nach Valldemossa einzuschlagen und bald fängt es wieder an zu gewittern und die Sicht sinkt auf wenige Meter, was sofort in einer zweiten Panikattacke mündet. Zum Glück sieht keiner, wie ich mich heulend hinter einen dicken Stein kauere bis ich wieder halbwegs klar denken kann.

    Daraufhin galoppiere ich in irrsinnigem Tempo (entgegenkommende Wanderer springen erfürchtig zur Seite) die letzten Meter durch den Nebel ins sonnige Valldemossa. Erstaunlicherweise verirre ich mich trotz Kreuzungen mit 6 Wegen und 0 Wegweisern nicht.



    Ich muss dringend mal wieder länger als ein paar Minuten pro Nacht schlafen, denn meine Nerven liegen vollkommen blank. Außerdem hat mir die Aktion mit dem Stein auf dem Vorzelt einen gehörigen Schrecken eingejagt. Am Busbahnhof breche ich erneut in Tränen aus. Zum Glück stört das hier scheinbar keinen...

    Ich werfe die google Flüge-Suche an und sehe, dass ich schon am nächsten Tag für wenige Euro zurück fliegen könnte. Das ist total dämlich, doch ab diesem Moment geht es mir viel besser. Ich bin zwar unendlich traurig, dass ich FRÜHER aus einem Urlaub nach Hause will, zumal die Flüge ein Geschenk waren und beschimpfe mich innerlich immer wieder selbst als Looser, doch die Panik ist weg. Ich kann wieder durchatmen. Und billiger als 5 Nächte im Hotel ist das auf jeden Fall. Und außerdem habe ich nichtmal mehr zwei Tagesetappen Weg übrig... (Weitere Rechtfertigungen bei Bedarf hier einfügen. )

    Ich telefoniere mit meinem Freund, der zum Glück sehr verständnisvoll ist. Er schaut auch nochmal nach Flügen (eigentlich würde ich lieber in Köln oder Düsseldorf landen...), doch ich scheine das günstigste Angebot schon gefunden zu haben. S. bucht für mich mit meinen Paypal-Daten, da mein Telefon das nicht erledigen will, ich checke mit der Ryanair-App ein und buche mein Bahnticket um.

    Dann bringt mich der Nachmittagsbus nach Palma, wo ich noch ein bisschen Proviant erwerbe (Orangen!) und dann zum Flughafen fahre.

    Die Nacht am Flughafen ist, hmmmm, interessant. Aber besser als die drei davor, was eine Menge aussagt.

    Tag 9 - 23.03.2015

    Als das erste Leben in den Flughafen zurückkehrt, schlüpfe ich aus dem Schlafsack raus, setze mich in den Schneidersitz ohne die gemütliche Nestwärme entweichen zu lassen und lese eine ganze Weile.

    Dann nehme ich - sehr zur Verwunderung anderer Reisender - eine Waschlappen-Dusche in der Damentoilette und bestellle mir in fließendem Französisch "Une Café au lait, s'il vous plait!". Moooooment! Ich spreche kein Französisch, der Barista auch nicht, aber egal. Und das, obwohl ich noch gar nicht wieder in Brüssel bin.

    Check-In und Rückflug sind entspannt. Ich schlafe sogar kurz ein, nur um vom Aufsteigen meines Frühstücks beim Landeanflug wach zu werden. Uh, das war knapp.

    In Brüssel hole ich meinen Rucksack vom falschen Gepäckband, erwerbe sicherheitshalber ein Diabolo-Zuschlags-Ticket (ich weiß bis heute nicht, wann man es braucht...) und entere frohen Mutes meinen Zug. Selbiger Zug legt eine extra-lange Pause vor Brussel-Noord ein, die für ein gesteigertes Babel-Erlebnis und etwas Nervenkitzel sorgt, mir aber letztlich doch noch eine planmäßige Ankunft in Dortmund ermöglicht.

    Die untere Öse des Turnbeutels reißt ein, als ich ihn in der U-Bahn wieder verstauen. Diese Expeditionsturnbeutel taugen heutezutage aber auch nichts mehr...

    Zuhause werde ich sehr herzlich und mit Hackbällchen in Pilzsoße empfangen.

    The HAPPY END.
    Zuletzt geändert von laber; 01.04.2015, 17:04.

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    • qwertzui
      Alter Hase
      • 17.07.2013
      • 3143
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [ES] GR221 - Blut, Frost und Tränen in der Serra Tramuntana

      Danke, für den wundervollen Bericht. Schönwetter ist was für Weicheier! Oder wie Garfield so schön sagt: "In zehn Jahren denke ich daran und lache!"

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      • Torres
        Freak

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        • 16.08.2008
        • 32315
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        #4
        AW: [ES] GR221 - Blut, Frost und Tränen in der Serra Tramuntana

        Ein toller Bericht. Ich hoffe, ich darf sagen, dass ich an manchen Stellen herzlich gelacht habe. So ist es, da kann man nichts beschönigen. Schön auf den Punkt gebracht. Wie gut ich vieles nachempfinden konnte! Auch den früheren Rückflug . Meine Gegend ist das auch nach diesem Bericht immer noch nicht. Aber jetzt weiß ich jedenfalls, was mir entgangen ist. Vielen Dank.

        Dass Du auch auf dem nassen Pflaster in Palma gerutscht bist, beruhigt mich. Es lag also weder an mir noch an meinen Schuhen.
        Oha.
        (Norddeutsche Panikattacke)

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        • laber
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          • 29.03.2010
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          #5
          AW: [ES] GR221 - Blut, Frost und Tränen in der Serra Tramuntana

          Natürlich darfst du lachen, Torres!

          Ich hätte den Bericht hier nicht gepostet, wenn ich nicht mittlerweile selbst etwas drüber lachen könnte.

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