[D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

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  • German Tourist
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Zitat von Andreas-F Beitrag anzeigen
    GR592?
    Eigentlich kommt man an dem Ballon d'Alsace nicht wirklich vorbei, entweder über die GR5, den Sentier des Roches ( nicht mit dem am Hohneck zu verwechselt) oder zwischen Gipfel und Lac d'Alfeld in der Süd-Ostflanke.
    Tippfehler! Gemeint war der GR 532. Wenn Du wie ich rechtzeitig vorher (am Rossberg) abbiegst, kannst Du auf dem GR 532 den Ballon d Alsace östlich umgehen.

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  • Andreas-F
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Hallo Christine,

    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
    Frankreich: Vogesen

    Zwar gab es in den auf Tourismus ausgelegten Orten keinen Mangel an Restaurants, nur mit den Supermärkten in Wegnähe sah es nicht ganz so gut aus. Einen Laden gefunden habe ich aber doch allemal.
    Die Supermarches liegen immer außerhalb im Industriegebiet, die Franzosen haben ein super Wanderwegenetz, aber zu Fuß einkaufen ist eher was exotisches.

    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
    .... an dem ich über den Ballon d Alsace, den höchsten Punkt in den Vogesen gehen sollte.
    Der Grand Ballon ist der höchste Berg in den Vogesen, verziehrt mit einem wunderbaren Radarrandom und einer Mamortreppe im Naturschutzgebiet.

    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
    Mit Hilfe des GPS fand ich eine tiefer gelegene Alternativroute und wurschtelte mich auf dem GR 592 durch Nebel, Regen und Wind Richtung Belfort.
    GR592?
    Eigentlich kommt man an dem Ballon d'Alsace nicht wirklich vorbei, entweder über die GR5, den Sentier des Roches ( nicht mit dem am Hohneck zu verwechselt) oder zwischen Gipfel und Lac d'Alfeld in der Süd-Ostflanke.

    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
    Die über weite Strecken parallel verlaufenden Touristenstrasse stört beim Wandern kaum, da wenig Verkehr.
    Die Route des Cretes ist ebenfalls ein Relikt aus der unsäglichen Zeit der Erbfeindschaft Frankreich/Deutschland und allenfalls unter der Woche leer, am Wochenende und an den Feiertagen in BW flüchtet man am besten dort ganz weit weg.

    Gruß Andreas

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  • Atze1407
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Ach joi, schreib bloß weiter.

    LG
    Atze

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Frankreich: Vogesen

    Schon der Pfälzer Wald hatte mir sehr gut gefallen – endlich mal ein richtig großes ausgedehntes Waldgebiet. Kaum war ich in den Vogesen, steigerte sich das noch. Wald, wohin das Auge blickt. Und zudem handelte es sich nicht nur um die in Deutschland üblichen endlosen Fichtenwälder, sondern meist um alten Mischwald. Streckenweise hatten die Förster Douglastannen gepflanzt, die ja ursprünglich aus den USA stammen. Ich fühlte mich zeitweise wie auf dem PCT. Vor allem der Geruch der Douglasien in der warmen Sonne versetzte mich gedanklich schnurstracks nach Kalifornien.



    Doch für mich war jetzt doch noch mal ein kurzer Abstecher nach Deutschland angesagt. Ich wollte 2 Freunde im Schwarzwald besuchen und das ließ sich verkehrstechnisch am besten von Saverne aus bewerkstelligen. Zuerst besuchte ich einen ods-Freund in Offenburg, der mir zum größten kulinarischen Highlight dieser Tour verhalf: Frischer Spargel aus der Pfalz. Wir hatten ja schon mittlerweile Ende Mai und damit Beginn der Spargelsaison. Aber trotz des superleckeren Essens fühlte ich mich zunehmend mulmiger. Mir schwante auch schon, was die Ursache wahr....

    In den letzten Wochen in Deutschland waren wieder mal die Zecken über mich hergefallen. Und wenn ich schreibe „hergefallen“, dann meine ich das auch genauso. Tag für Tag zog ich 20 bis 30 Zecken von mir runter, die sich leider auch schon festgesaugt hatten. Diese Nymphen, also Zecken im ersten Wachstumsstadium sind besonders tückisch, weil sehr klein und damit nur schwer sichtbar – und dementsprechend schwer zu entfernen. Die Zeckenschlinge aus der Apotheke entpuppte sich als pure Geldverschwendung, genau wie die Scheckkarten zur Zeckenentfernung. Am Ende nahmen sie so überhand, dass ich so mit der Pinzette raus zog oder einfach weg kratzte – alle anderen Entfernungsmethoden funktionierten nicht. Bei einem Durchseuchungsgrad der Zecken mit Borrelien von 5 – 35% und 20 – 30 Zeckenbissen pro Tag war mir klar, dass ich jetzt ein Problem hatte. Und das auch nicht zum ersten Mal. Bereits bei meiner Wanderung quer durch Deutschland im Jahr zuvor hatte ich eine ähnliche Zeckenattacke erlebt und war von einem Landarzt mit Antibiotika versorgt worden. Zurück in der Heimat hatte ich das Zeckenproblem, was bei meinem Wanderleben ja praktisch ein Berufsrisiko ist, ausführlich mit meinem Hausarzt besprochen. Gegen FSME habe ich mich natürlich impfen lassen, aber gegen Borreliose gibt es das nicht, und so hatte mich mein Hausarzt mit Doxycyclin als Notfallmittel auf die Wanderung geschickt. Und genau mit dieser Doxycyclin-Therapie hatte ich vor 2 Tagen begonnen, mit dem Effekt, dass mir mein Morgen-Müsli beinahe wieder hochkam und es in meinen Gedärmen rumorte wie blöd. Ganz offensichtlich vertrug ich das Antibiotikum wohl nicht....

    Am nächsten Tag fuhr ich weiter zu meiner Freundin Ursula im Schwarzwald. Nach einem wirklich guten Essen beim Italiener legte ich mich dann bei ihr auf die Luftmatratze, schlief ein – und erlebte eine der schlimmsten Nächte der letzten Jahre. Das Doxycyclin hatte meine Darmflora wohl grundlegend ruiniert, dann ich hatte nun nicht mal mehr Durchfall, sondern mir lief einfach das Wasser die Beine runter. Ich konnte nichts mehr halten und vom Anblick all dieses Unglücks wurde mir dann so schlecht, dass ich mich ständig übergeben musste. Glücklicherweise arbeitet Ursula als Altenpflegerin und war daher dergleichen Kummer gewöhnt. Um drei Uhr nachts war ich „leer“, frisch geduscht und fertig mit der Welt. Um 8 Uhr morgens saß ich dann schon ratlos bei Ursulas Hausarzt, der mich sofort auf ein anderes Antibiotikum umstellte – und für diese Konsultation nicht mal Geld haben wollte.... Natürlich war ich jetzt entsprechend wackelig auf den Beinen und sofortiges Weiterwandern kam nicht in Frage. Stattdessen legte ich 2 Ruhetage bei Ursula ein und glücklicherweise schlug das neue Antibiotikum in Kombination mit Imodium auch gut an. Nach 2 Tagen war ich wieder auf dem Damm und im Zug zurück auf den Trail nach Saverne.

    Zurück in den Vogesen entlohnte mich der GR 5 für all die Strapazen. Die Vogesen waren einfach großartig und noch dazu gab es einiges zu sehen. Zunächst mal das ehemalige Konzentrationslager Struthof, das allerdings schon geschlossen hatte, als ich am Abend vorbeikam. Einige Militärfriedhöfe waren ebenfalls traurige Zeugen deutsch-französischer Geschichte. Viel erfreulicher hingegen war mein Besuch im Kloster der heiligen Odile, wo ich leider Gottes genau am Pfingstwochenende ankam. Das Kloster und die Kapelle mit der ewigen Anbetung befindet sich traumhaft schön gelegen auf einem 763 m hohen Berg, auf den ein interessanter Kreuzweg mit Terrakotta-Fliesen führt. An Pfingsten war in diesem himmlischen Ort allerdings die Hölle los. Die Touristen traten sich fast gegenseitig auf die Füße und ich wollte genervt schon wieder abziehen, als ich ein Schild zum „Pilgerspeisesaal“ sah. Wer sich wie ich monatelang von Tütensuppen ernährt, den erfreut die Aussicht auf ein richtiges Essen zu kleinem Preis natürlich. Und so ließ ich meinen Maggi-Pasta-Snack für einen Tag sausen, holte mir Hähnchen mit Gemüse für 5,80 EUR und ließ mich in einer Ecke mit Steckdose nieder, um mein Handy aufzuladen. So bequem platziert fand ich die Touristenströme dann doch eher interessant und sah stundenlang dem Gewusel zu.



    Begeistert haben mich auch die vielen Burgruinen in mehr oder minder gut erhaltenem oder restaurierten Zustand. Am besten gefallen haben mir allerdings die Städte und Dörfer, die der GR 5 durchquert. Ich hatte zwar schon viel vom Charme des Elsass gehört, aber nach den tristen Dörfern der Eifel waren die Fachwerkhäuser des Elsass eine wahre Augenweide. Nur die Proviantbeschaffung gestaltete sich manchmal schwierig. Zwar gab es in den auf Tourismus ausgelegten Orten keinen Mangel an Restaurants, nur mit den Supermärkten in Wegnähe sah es nicht ganz so gut aus. Einen Laden gefunden habe ich aber doch allemal.



    Je weiter ich in den Süden kam, desto höher wurden die Berge. Die vielen Höhenmeter schlauchten mich ganz schön. Mein Tagespensum von 30 plus km war manchmal ganz schön schwierig zu bewältigen, aber glücklicherweise hatte ich ja mehr als genug Tageslicht. Bald stieß ich sogar wieder auf Schnee, allerdings nur auf jämmerliche Reste, die mich keineswegs beim Wandern behinderten. Nur der heftige Wind setzte mir auf den ausgesetzten Passagen ganz schön zu. Und natürlich verschlimmerte sich das Wetter mal wieder. Eines Morgens wachte ich in so dichtem Nebel auf, dass ich keine 50 m weit sehen konnte. Der Wetterbericht, den ich dank Smartphone abrufen konnte, sagte Regen und Wind voraus und das ausgerechnet an dem Tag, an dem ich über den Ballon d Alsace, den höchsten Punkt in den Vogesen gehen sollte. Mit Hilfe des GPS fand ich eine tiefer gelegene Alternativroute und wurschtelte mich auf dem GR 592 durch Nebel, Regen und Wind Richtung Belfort. Dabei kamen mir die abris, also Schutzhütten zugute, die der Club Vosgien vor allem für Skiwanderer unterhält. Diese Schutzhütten sind so komfortabel, dass sie oft sogar über einen Ofen verfügen. In diesem Tag im Juni fühlte ich mich so unterkühlt, dass ich gerne darauf zurückgegriffen hätte...



    Von Belfort aus wollte ich einen Ausflug nach Basel machen und hatte mich darauf verlassen, dass ich dort wohl einfach einen Couchsurfing Gastgeber finden würde. Nur leider stellte sich das als viel schwieriger heraus als gedacht. Die angeschriebenen Gastgeber antworteten entweder überhaupt nicht oder schickten Absagen. Ich war schon ganz verzweifelt, als sich endlich in letzter Sekunde doch noch eine Gastgeberin fand. Doch als die beglückende Nachricht eintraf, lag ich schon im strömenden Regen im Zelt und hatte gerade mal einen Balken Handyempfang. Meine Antwort wollte und wollte nicht rausgehen und so musste ich mich noch mal anziehen und mit dem Smartphone durch den Wald laufen, um endlich eine Stelle mit besserem Empfang zu finden. Dabei habe ich mich dann prompt auf den verschlammten Wegen lang gelegt.. und um mein Handy zu retten, eine Bauchlandung in den Schlamm hingelegt. Für den hoffentlich nicht vorhandenen Betrachter muss das wohl sehr ulkig ausgesehen haben, wie ich leicht bekleidet und dann total verschlammt durch den strömenden Regen hüpfte und dabei mein Smartphone anbetete.

    Fazit: Großartig, großartig, großartig! Die Vogesen sind ein Traum, vor allem für Wanderer, die ausgedehnte Waldgebiete mögen. Übrigens: Die über weite Strecken parallel verlaufenden Touristenstrasse stört beim Wandern kaum, da wenig Verkehr.
    Zuletzt geändert von German Tourist; 06.03.2013, 09:34. Grund: Fazit vergessen

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  • Werner Hohn
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Zitat von German Tourist
    Der Westerwaldsteig endet am Rhein in Bad Hönningen, das man getrost auch „Mineralwasser“-City nennen könnte. Auf dem Weg zum örtlichen Aldi und meinem Schokoladennachschub kam ich an mehreren Mineralwasserfabriken vorbei. Das ganze stimmte mich aber eher skeptisch: Mineralwasserabfüllung direkt neben der „Dreckbrühe“ Rhein? Ob das so lecker ist?
    Tja, der Abstieg Bad Hönningens. Alle, die noch nie in dem Städtchen waren, fallen die großen Hallen der Mineralwasser-Abfüller auf. Leider sind alle Fimen zu. Die letzte hat 2008 dicht gemacht. Von außen sind die noch propper, so dass man meint, da wird noch gearbeitet.

    Natürlich ist das Mineralwasser aus den Quellen am Rhein lecker. Es geht nichts über Rheinuferfiltrat. Wenn ich Mineralwasser aus der Eifel trinke, verziehe ich die Miene. Undrinkbar. Im Ernst. Am Rhein gibt es jede Menge Mineralquellen. Das Wasser ist ja kein Oberflächenwasser.

    Und die Hundebesitzer bei uns, jagen ihre Hunde lieber in den Rhein als in die vermeindlich sauberen Nebenflüsse, denn der Rhein ist ziemlich sauber.

    Zitat von Der Westen
    Die Wasserqualität des Rheins ist so gut wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Außerdem herrscht eine nie dagewesene Artenvielfalt. Vom Piranha, über den Kormoran, bis zur Schnappschildkröte haben sich Arten angesiedelt, die man eher in fremden Gefilden vermutet.
    Quelle: Der Westen.

    Mach mal weiter. Es ist ziemlich interessant wie andere WandererInnen die Landschaften sehen, die man kennt.
    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 06.03.2013, 18:30. Grund: Da hat ein n gefehlt.

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  • ArnuMul
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Lieber German Tourist,

    ich verfolge deine Posts schon eine Weil und für diese Tour wünsche ich dir ganz ganz viel Glück und tolle Erlebnisse.

    Arnu

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  • Enja
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Es gab die sogenannte Pilgeroase. Eine Zeltstadt. Die Verantwortlichen haben alles untergebracht, was kam. Es brauchte nicht einmal eine Voranmeldung. Wir haben etwa 10 Minuten gewartet, bis wir vor dem "Heilig Rock" standen. Das finde ich durchaus zumutbar.

    Die Stadt war voller Menschen. Aber warum sollte das stören?

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  • German Tourist
    antwortet
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    @changes
    Also viel Trubel war schon wegen Heilig Rock, aber ich fand es unglaublich spannend, da es sich hierbei um eine seltene (findet nur alle Jahrzehnte statt) und zeitlich begrenzte Wallfahrt handelt. Am meisten war ich erstaunt, wie viele orthodoxe Christen dafür unterwegs waren. Anders als auf den spanischen Pilgerwegen waren die Pilger bei Heilig Rock auch fast ausschliesslich religiös motiviert. Allerdings hättest Du in Trier echt keine Unterkunft gefunden, weil halt alles wegen der Pilger proppevoll war.

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  • changes
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Ich war zwar auf einem anderen Abschnitt in der Eifel unterwegs aber auch dort verlief der Eifelsteig teilweise mit dem Jakobsweg.
    Die Eifel war auch für mich der schönste Abschnitt.
    Wegmarkierung: Der Jakobsweg ist auch dort sehr spärlich ausgewiesen, nicht nur südlicher.
    Von Nord nach Süd Deutschland würde ich sagen wird es immer weniger.
    Mir wurde von "Heilig Rock" auch einiges erzählt, obwohl ich kurz danach erst in der Region war. Bin nach deiner Beeschreibung froh, nicht in diesen Trubel gekommen zu sein.

    Sehr schöner Bericht, ich freu mich auf die Fortsetzung.

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  • German Tourist
    antwortet
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    Deutschland: Saarland und Pfalz

    Nach dem großen Umweg Eifelsteig wollte ich jetzt so schnell als möglich nach Frankreich in die Vogesen. Leider konnte ich aber bereits in der Vorbereitung keinen schönen langen Weg finden, der mich unkompliziert ans Ziel bringen würde. So musste ich mehrere Wege zusammenstückeln, was mit dem Saar-Hunsrück-Steig begann. Durch das Saarland zu kommen, war die größte Herausforderung, aber nach einiger Recherche stieß ich auf die Saarlandrunde, ein ob all der neuen Premiumwanderwege schon etwas in Vergessenheit geratener Rundweg durch das Saarland. Obwohl ich meine liebe Not gehabt hatte, dafür gpx tracks zu finden, war die Saarlandrunde vor Ort erstaunlich gut markiert. Obwohl wir mittlerweile bereits Mitte Mai hatten, gab es immer noch kalte Nächte mit Minusgraden. Leider hatte ich aber beim ersten Frühlingsanfall meine warmen Zusatzklamotten weggeschmissen und sehnte entsprechend den Sommer herbei.

    Auf der Saarlandrunde passierte mir auch einer der größten Planungsfehler auf der Tour – trotz meiner exzellenten Vorbereitung hätte ich beinahe Hunger leiden müssen. Tagelang schon freute ich mich auf meinen nächsten Großeinkaufstag am Donnerstag, den 17. Mai bei Lidl. Als ich so vor mich hinlief, dachte ich an die letzten Telefonate mit meinen Freunden, die mir begeistert von ihren Ausflugsplänen für Christi Himmelfahrt erzählten. Und urplötzlich, am 16. Mai um 18.00 Uhr wurde mir schlagartig klar, dass mein Großeinkaufstag auf Christi Himmelfahrt fiel und damit wohl ins Wasser fallen würde. Mir brach förmlich der Angstschweiß aus, denn ich hatte kaum mehr Vorräte. Meine gute Vorbereitung rettete mich dann aber doch noch: Ich kramte meinen kleinen selbstgeschriebenen Führer hervor und schaute nach, wo der nächste Supermarkt war. Tatsächlich: 8 km von meinem Standort entfernt befand sich ein kleiner Laden. Ich rief sofort an und hörte voll Freude, dass er bis 20 Uhr geöffnet war. Das hieß jetzt allerdings 8 km in weniger als 2 Stunden zu laufen. Die Angst vor einem leeren Magen trieb mich an und ich erreichte den kleinen Laden in Rekordzeit. Ich war so schnell gelaufen, dass ich sogar noch eine halbe Stunde Zeit zum Einkaufen hatte.

    Christi Himmelfahrt ist ja auch Vatertag und so wurde der nächste Tag eher schwierig. Im Wald stieß ich ständig auf Horden grölender, äh.... singender Männer und ich fürchtete schon Schlimmstes für meine Nachtruhe. Ich suchte mir daher an diesem Abend einen besonders abgelegenen und versteckten Zeltplatz und blieb daher auch unbehelligt. Die Strecke durch das Saarland war eher unspektakulär. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir allerdings wieder die viele Kunst am Wegesrand.



    In der Pfalz lief ich zunächst auf einem der Pfälzer Jakobswege, der den Preis für den schlimmsten Wanderweg auf dieser Tour durch Deutschland erhält. Schlecht markiert, jede Menge Asphalt und wenig zu sehen. Trotzdem sah ich zahlreiche Pilger, was mir völlig unverständlich war. Es gibt so viele schöne Wandermöglichkeiten in der Pfalz, dass ich dort angesichts der besseren Alternativen nie den Jakobsweg empfehlen würde. Einziges Highlight auf diesem 2-Tagesabschnitt war Kloster Hornbach – jetzt ein Luxushotel mit angeschlossenem kleinen Museum. Für 3,50 EUR konnte man dort einen schlechten Film sehen und sich mit allerlei Computerspielen die Welt der mittelalterlichen Klöster zeigen lassen. Am besten war allerdings die Gästetoilette im Luxushotel, die mir mal wieder zu frisch gewaschenen Haaren und intensiver Körperpflege verhalf. Den Pfälzer Wald durchquerte ich dann auf einer selbstgestrickten Route und wurde an der deutsch-französischen Grenze mit richtig spektakulären Felsformationen belohnt. Ich konnte mich gar nicht satt sehen an den fast rosafarbenen Felsgebilden. Allerdings ist diese Gegend verdienterweise sehr populär und ich traf auf Heerscharen anderer Wanderer.



    Am 19. Mai war es dann soweit: Nach 1 ½ Monaten und über 1.500 km verließ ich Deutschland und startete Teil 2 meines Großprojektes in Frankreich auf dem GR 53.

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  • Enja
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Den Eifelsteig bin ich jetzt gerade in dickem Schnee gelaufen. Ein Traum. Ich werde das unbedingt nächsten Sommer wiederholen.

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    @Eisenzwerg
    Gute Frage, ich weiss es nämlich auch nicht und habe genau deshalb das Photo gemacht. Für mich sah es aus wie ein Bunkereingang. Ich habe nochmals nachgeschaut, wann ich das Photo gemacht habe und dieser "Bunker" oder was auch immer da im Wald steckte, befindet sich in der Nähe von Herborn. Vielleicht kann ja mal ein Ortskundiger sagen, um was es sich dabei handelt.
    Christine
    Zuletzt geändert von German Tourist; 02.03.2013, 21:18.

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  • Eisenzwerg
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Hiho,
    was ist denn da für eine Türe die da halb im Boden steckt? (In der Collage des Westerwaldsteiges links oben)

    Gruß

    Zwerg

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Deutschland Eifelsteig:

    Der Westerwaldsteig endet am Rhein in Bad Hönningen, das man getrost auch „Mineralwasser“-City nennen könnte. Auf dem Weg zum örtlichen Aldi und meinem Schokoladennachschub kam ich an mehreren Mineralwasserfabriken vorbei. Das ganze stimmte mich aber eher skeptisch: Mineralwasserabfüllung direkt neben der „Dreckbrühe“ Rhein? Ob das so lecker ist? Mit der Rheinfähre setzte ich dann über den Fluss und trat meinen Weg zum Eifelsteig an, glücklicherweise ausgerüstet mit Karten von Werner. Sehr schön dabei der Blick zurück auf den Rhein vom Rheinhöhenweg aus. Über den Ahr-Venn-Weg ging es dann weiter bis zum Eifelsteig.



    Der Eifelsteig bedeutete für mich eigentlich einen relativ großen Umweg, zu dem mich vor allem meine Krimileidenschaft bewogen hatte. Unterwegs beim Wandern unterhalte ich mich nämlich täglich mit Hörbüchern, über die ich an den Krimiautor Jacques Berndorf geraten bin. Und als großer Berndorf-Fan konnte ich es mir nicht entgehen lassen, mir die „Original“-Schauplätze der Krimis anzuschauen. Jacques Berndorf heißt übrigens eigentlich Michael Preute und kommt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet. Sein Pseudonym kommt wohl von dem Eifelort „Berndorf“, durch das auch der Eifelsteig führt. Durch Berndorf und seine „Eifelkrimis“ wurde die Eifel zur Krimizentrale Deutschlands. Daher gibt es dort auch den „Eifelkrimi-Wanderweg“, der teilweise auf dem Eifelsteig verläuft. Über Handy kann man dort Informationen zu den einzelnen Tatorten abrufen. Ganz stilecht gibt es dann in Hillesheim auch das Krimicafe „Sherlock“ und in der Touristeninformation werden alle Arten von „Krimi“-Führungen und Wanderungen angeboten. Ich muss leider sagen, dass diese Region auch einen zusätzlichen Anreiz für Touristen braucht, denn die Städte und Dörfer in der Eifel waren erschreckend langweilig, um nicht zu sagen unattraktiv.



    Dafür war die Landschaft umso schöner! Auf dieser Tour durch Deutschland kriegt der Eifelsteig den Preis für den schönsten Trail. Der Slogan des Eifelsteigs lautet „Wo Fels und Wasser Dich begleiten“ und damit haben es die Werbeleute gut getroffen. Zunächst geht es durch Vulkaneifel, wo man die Maare, also erloschene Vulkankegel, sehen kann. Der Lieserpfad, ein Teilstück des Eifelsteig an den Berghängen entlang der Lieser ist einfach traumhaft schön. Allerdings hatte ich das Pech, dieses Wegstück in strömendem Regen zu laufen. Die schmalen Pfade am steilen Hang waren total verschlammt und ein paar Mal habe ich mich hingelegt und ordentlich eingesaut. Allerdings könnte der Slogan vom Eifelsteig auch lauten „Wo Kampfjets Dich begleiten“, denn in direkter Nähe zum Steig befindet sich der Fliegerhorst Büchel. An einigen Tagen dröhnten die Kampfjets im Stundentakt über mich hinweg und flogen dabei so tief, dass ich schon Gehörschäden befürchtete.



    Das glorreiche Ende des Eifelsteigs ist die Stadt Trier, der ich gerne den Titel als einer der besten „trail towns“ Deutschlands verleihe. Dabei ließ sich Trier zunächst gar nicht gut an. Ich konnte weder eine Couchsurfing-Unterkunft noch ein Hostel finden. Alle verwiesen mich auf „Heilig Rock“. Erst als ich meine Suche auf die Vororte ausdehnte, wurde ich fündig. In Kordel, am Ende der vorletzten Etappe des Eifelsteigs fand sich durch einen Hinweis eines Vermieters, der zwar auch ausgebucht war (wieder mal Heilig Rock), endlich eine Unterkunft bei einer Nachbarin. Und damit hatte ich das große Los gezogen. Kordel hatte eine gute Zugverbindung mit Trier und meine Unterkunft stellte sich als komplett eingerichtete Ferienwohnung für gerade mal 18 EUR pro Nacht heraus. Freudig legte ich dort einen Ruhetag ein, den ich mit einem Ausflug nach Trier verbringen wollte.

    Dabei löste sich auch das Rätsel um Heilig Rock. Schon tagelang vorher hatte ich entlang der Strecke Plakate mit der Aufschrift „Heilig Rock“ gesehen, allerdings war mir daraus nicht so recht ersichtlich, um was es sich handeln sollte. Anhand des Titels ging ich von einem christlichen Rockmusikfestival aus – und lag damit gründlich daneben. Heilig Rock ist eine große europäische Wallfahrt zum heiligen Rock (= Gewand), dem angeblichen Kleidungsstück Jesu. Dieses befindet sich im Dom zu Trier, wird dort nur aber einmal alle paar Jahrzehnten für einige Wochen ausgestellt, was dann zur Heilig Rock Wallfahrt führt – und genau in diese war ich nun unwissentlich hineingeraten, unglückseligerweise auch noch an einem der letzten Ausstellungstage. Deshalb waren auch alle Unterkünfte mit Pilgern ausgebucht.

    Schon am Bahnhof in Trier waren große Informationsstände über Heilig Rock aufgebaut, die die Pilger in die richtige Richtung lotsen sollten. Darüber hinaus waren überall in der Stadt Freiwillige postiert, die den Pilgern Auskunft gaben. Das wollte ich mir nun auch nicht entgehen lassen. Mein Überschwang wurde allerdings sogleich gedämpft, als mir die freiwilligen Helfer erklärten, dass ich mit mehreren Stunden Wartezeit rechnen musste, um in den Dom zu kommen. Und in der Tat: Vor dem Dom waren riesige Warteschlangen mit Pilgern aus aller Welt. Hier war mehr los als bei einem Madonnakonzert mit Freikarten. Da es abends ruhiger werden sollte, schaute ich mir erst mal die Porta Nigra an, vor der schon allerlei verkleidete Gestalten in Römer-Outfit historische Führungen abhielten. Ich wunderte mich nur, was denn dieser bärtige Typ im schlecht sitzenden Pfarrergewand darstellen sollte. Bei näherer Betrachtung entpuppte er sich dann als authentischer orthodoxer Priester, der eine Pilgergruppe aus Russland führte. Ups.... Abends konnte ich dann nach nur einer halben Stunde Wartezeit dann endlich auch den berühmten Heilig Rock in Augenschein nehmen, wobei der Anblick eines alten, halb zerfallenen Stoffkleides nun eher nicht so spektakulär war. Genial dagegen fand ich das "Pilger Schweisstuch", ein kleines Handtuch, das man im nahen Souvenir-Zelt als einen der zahlreichen Merchandising-Artikel erwerben konnte.

    Das schöne an Trier ist, das es für jeden Geschmack etwas bietet. Heilig Rock und jede Menge Kirchen für die Pilger, die Porta Nigra für die Geschichtsfan und das Geburtshaus von Karl-Marx für die politisch Interessierten. So tummelte sich denn dann auch ein buntes Völkergemisch in Trier. Sehr viele Russen und Slawen auf Pilgerfahrt, die Deutschen an der Porta Nigra und im Karl-Marx-Haus dominierten die Chinesen. Das alles war auch noch gut zu Fuß zu erreichen und in der Fußgängerzone gab es jede Menge Imbisse und Supermärkte. Sogar ein Internetcafe fand sich, um meinen Blog upzudaten. Ich fand Trier großartig – die ideale Stadt für einen Ruhetag auf Wanderschaft.



    Fazit Eifelsteig: Ein toller Wanderweg mit ausnehmend schönen Teilstücken, vor allem dabei die Flusswanderungen. Gut markiert und abwechslungsreich. Einziger Minuspunkt ist der Krach der Kampfjets, die allerdings wohl nicht das ganze Jahr über fliegen.

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  • Atze1407
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Es begann gleich am Anfang mit einer Übernachtung in Eisenach, wo ich meine erste Pilgerherberge besuchte, das Diakonissenmutterhaus direkt im Zentrum. Ich hatte vorher angerufen und ein Bett reserviert – und war nun furchtbar neugierig. Ich wurde gleich von einer netten älteren Schwester in Empfang genommen, die mir eine wahre Luxusunterkunft zeigte.
    In der Tat, eine Luxusherberge. Wenn ich das hier lese,werden gleich Erinnerungen wach. So musste ich wohl oder übel nach dem wahrhaftigen königlichen Frühstück, erst an der morgenliche Messe teilnehmen, bevor ich meinen Stempel und ebenfalls ein kleines Geschenk zum Abschied bekam. Das Mutterhaus kann man wirklich jeden Pilgerer empfehlen.

    LG
    Atze.

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  • Enja
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Ach ja, der Elisabeth-Weg. Da bin ich auch gerade unterwegs.

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  • German Tourist
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Deutschland: Westerwaldsteig

    Von Marburg aus ging es erst mal auf den Lahn-Dill-Berglandpfad, der allerdings für meine Verhältnisse sehr kurz ist. War zwar ganz nett, aber etwas wirklich interessantes passierte dort nicht. Der nächste große Weg auf meiner Strecke war nun der Westerwaldsteig, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er für 60 km Luftlinie 240 km Wanderstrecke braucht. Hier musste ich wohl ein paar Abkürzungen einbauen, um nicht völlig durchzudrehen, denn leider war meine Stimmung nicht so besonders. Mein als Frühlingswanderung geplanter Start war bisher mehr Winter gewesen und ich hatte mir so ziemlich den Allerwertesten abgefroren. Da ich unterwegs keinen Ausrüstungstausch machen oder Sachen zurückschicken wollte (wohin auch, ich habe kein zuhause mehr und lebe im Zelt), hatte ich mich damit beholfen, dass ich ein paar alte warme Klamotten mitnahm, die ich dann bei Frühlingsanfang wegschmeißen wollte. Aber mittlerweile hatten wir Ende April und kein Frühling in Sicht – bis es dann am 28. April passierte. Das Wetter ging nahtlos von Winter auf Sommer über und ich saß plötzlich abends im T-shirt vor meinem Zelt.

    Meine Laune besserte sich noch mehr bei der Besichtigung der Attraktionen, die am Rande des Westerwaldsteigs liegen. Da ist zunächst mal der Stoeffelpark, ein alter Industriepark, der völlig zu Unrecht nur wenige Besucher hatte. Als ich mich an der Kasse als Langstreckenwanderin outete, wurde ich sogleich auf die „Erlebnistoilette“ verwiesen, um mich dort ein wenig „frisch zu machen“. Ich muss wohl schon sehr mitgenommen ausgesehen und gerochen haben. Die „Erlebnistoilette“ verdiente ihren exotischen Namen durch Klanguntermalung mit Fabrikgeräuschen und eignete sich hervorragend zum „Frischmachen“ inklusive Haarewaschen. Die nächste „Frischmach“-Gelegenheit bot dann das Kloster Marienthal mit der sogenannten „Pilgertoilette“ - allerdings ohne Geräuschuntermalung. Vor der Gaststätte in der Nähe fand ich dann auch die skurrile Einrichtung einer „Wanderstiefelwaschstation“, deren Sinn und Zweck sich mir nicht so ganz erschloss, die aber immerhin sehr gut zum Wassertanken geeignet war. Der Westerwaldsteig kreuzt in Rheinnähe dann auch noch den Limes, wo es einen rekonstruierten römischen Wachtturm zu besichtigen gibt. Selbst einen Holzkohlemeiler gibt es am Wegesrand, der alljährlich von einer örtlichen Freiwilligentruppe errichtet und auch betrieben wird.



    Größtes Highlight für mich war allerdings ein Besuch bei einem Wanderfreund am Westerwaldsteig inklusive Ruhetag und stundenlangen Gesprächen über das Langstreckenwandern. Frisch gestärkt und mit Karten für den nächsten Streckenabschnitt ausgerüstet startete ich dann wieder los Richtung Rhein. Interessanterweise habe ich auf dem Westerwaldsteig nicht allzu viele Wanderer getroffen – dafür eines Morgens einen Trupp von über 50 Rekruten auf Übungsmarsch. Es muss wohl dort in der Nähe einen Truppenübungsplatz geben....



    Fazit Westerwaldsteig: Definitiv einer der am besten markierten Wanderwege Deutschlands mit vielen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand und netter, wenn auch nicht gerade spektakulärer Landschaft.
    Zuletzt geändert von German Tourist; 02.03.2013, 20:42.

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  • dingsbums
    antwortet
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Danke für diesen Bericht, ganz toll zu lesen. Ich freue mich auf die weiteren Abschnitte!

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  • German Tourist
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Deutschland: Elisabethpfad

    Ich war bezüglich des Elisabethpfades sehr skeptisch. Eigentlich war dieser Weg eher eine Notlösung gewesen, denn ich wollte unbedingt nach Marburg, um dort einen Freund zu besuchen und dafür war der Elisabethpfad ideal. Aber es war halt ein Pilgerweg auf den Spuren der Hl. Elisabeth und hatte damit einen deutlich höheren Asphaltanteil als normale deutsche Wanderwege. Dieser Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg stellte sich aber schon bald als ausgesprochen positive Überraschung heraus.

    Es begann gleich am Anfang mit einer Übernachtung in Eisenach, wo ich meine erste Pilgerherberge besuchte, das Diakonissenmutterhaus direkt im Zentrum. Ich hatte vorher angerufen und ein Bett reserviert – und war nun furchtbar neugierig. Ich wurde gleich von einer netten älteren Schwester in Empfang genommen, die mir eine wahre Luxusunterkunft zeigte. Das frisch renovierte „Pilgerzimmer“ hatte zwar 4 Stockbetten, aber ich war der einzige Gast. Dazu gab es hervorragende Sanitäranlagen und auch noch eine richtige Küche. Als die Schwester mich dann noch fragte, ob ich am nächsten Morgen Frühstück wolle, glaubte ich mich eher in einer Luxushotel denn in einer Pilgerherberge. Am nächsten Morgen nahm ich an der Morgenandacht teil und wurde sogar noch mit einem Pilgersegen und einem kleinen Andenken bedacht. Pilgern war vielleicht doch nicht so schlecht.... Zurück auf dem Elisabethpfad erwartete mich die nächste Überraschung: Der Weg folgt über weite Strecken der Ars Natura, einer Art Kunstpfad, bei dem Skulpturen unterschiedlicher Künstler direkt am Wegrand im Wald aufgestellt sind. Auf meiner weiteren Wanderung durch Deutschland sollte ich allerdings noch mehrere dieser Kunstpfade antreffen.



    Als ich die ehemalige deutsch-deutsche Grenze überschritt, änderte sich die Umgebung radikal. Jetzt in Hessen reihte sich ein Bilderbuch-Fachwerk-Dorf an das nächste. Die kleinen Dorf- bzw. Stadtkirchen waren alle geöffnet und boten den erschöpften Pilgern sogar oft Mineralwasser an. Anhand der ausliegenden Gästebücher konnte ich sehen, dass der Elisabethpfad selbst zu dieser Jahreszeit ganz gut besucht war, allerdings habe ich selbst nur eine einzige, eher unfreundliche Pilgertruppe getroffen. Die Anwohner kannten den Pilgerweg natürlich und so wurde ich oft nach meiner Wanderung befragt.



    In Marburg besuchte ich dann Wildniswanderer aus dem Forum, der als Förster arbeitet. In seinem Forsthaus im Wald legte ich erst mal zwei Tage Ruhepause ein. Dabei nutzte ich die Gelegenheit, mir von einem Fachmann mal erklären zu lassen, was denn eigentlich die Markierungen auf den Bäumen im Wald bedeuten. Mir was schon klar, dass die etwas mit der forstwirtschaftlichen Nutzung des Waldes zu tun hatten, aber was genau sie bedeuteten, eröffnete mir einen ganz neuen Blick auf den deutschen Wald. Ich lernte vor allem, wie und nach welchen Kriterien ein Förster einen Baum zum Fällen „freigibt“ und wie die Holzernte dann verwertet wird. Gerald bescherte mir wohl den größten Lernerfolg auf dieser Tour und seitdem wandere ich mit ganz anderen Augen durch den Wald.

    Fazit Elisabethpfad: Als Pilgerweg wirklich großartig! Kunst am Weg und wirklich zauberhafte interessante kleine Dörfer und Städte, nur halt viel Asphalt. Dieser aber meist auf Radwegen und nicht auf Strassen. Eine echte Entdeckung und für Pilger sehr empfehlenswert!
    Zuletzt geändert von German Tourist; 03.03.2013, 01:06.

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  • blauloke
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    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Freue mich auf die Fortsetzung.
    In Mödlareuth war ich mit dem WAI, ist ein wirklich interessantes Museum.

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