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Hier sitze ich - wieder zu Hause und versuche anzukommen...das bedeutet für mich Abschied nehmen von meiner Seekajaktour in Kroatien...
Das Leben ist unbestechlich, es geht einfach weiter und genau dieser Umstand erzeugt in mir jeden Augenblick so intensiv wie möglich wahr zu nehmen...es ist das Eigentliche was bleibt...außer den Fotos und den Fundstücken die ich ansehen und anfassen kann und die mir bestätigen: ja, das hast Du wirklich erlebt – es ist nur leider schon vorbei.
Mhm...noch eine Möglichkeit gibt es die Reise zu verlängern (und vielleicht auch Abschied zu nehmen): das Erzählen über das Erlebte. Und das will ich tun, für mich aus beschriebenen Gründen und für Euch, weil ich damit etwas zurückgeben oder einbringen kann in die ODS, schließlich haben einige ODSsies daran mitgewirkt, das ich jetzt auf diese Reise zurück blicken kann!
Es begann mit dem Angebot von Beyond eine Reise von ein paar Wochen gemeinsam zu machen. Mit meiner riesigen Liebe fürs Seekajaken sagte ich zu um mehr Erfahrung und Wissen zu sammeln und meinem Herzenswunsch zu frönen.
Durch die neuen Möglichkeiten als Vereinsmitglied konnte ich mir einen Lettmann Eski (mit Lenzpumpe) leihen und hatte schon fast alle Voraussetzungen geschaffen. Natürlich gab es noch einigen Kleinkram zu besorgen und zusammen zustellen...Und mit Beyond einiges zu besprechen. Wir trafen und zuvor einige Male, um uns zu beschnuppern, zusammen zu paddeln und abzuschätzen, ob wir einigermaßen dieselbe Outdoorwellenlänge haben, bevor wir uns auf dieselben Meereswellen begaben.
Kurz bevor es losging hatte ich noch einen sms-Wechsel mit Zahl in seiner Funktion als Wanderwart meines/unseres Vereins, der mit einem „Sauf nicht ab“ seinerseits endete...bei so viel zarter Fürsorge war meine Rührung nicht mehr mit Worten zu beschreiben. Im Nachhinein wäre mir allerdings ein „Hals und Beinbruch“ lieber gewesen!*
Also am 28.8.2011 ging es los. Ich holte den Eski aus dem Bootshaus ab und entdeckte dass das Steuer an der schmalsten Stelle kräftig angebrochen war... Dezente Panik machte sich breit, denn es war Samstag zu fortgeschrittener Zeit und ich hatte noch bis 22:00h Dienst.
Zunächst fuhr ich mit meinem Luftschiff nach Mainburg zu Beyond und dort wurde der Eski notverarztet mit zwei ziemlich derben Aluwinkeln, Schrauben und Sekundenkleber, damit die Schrauben auch schön dranblieben. Mir war das alles egal, Hauptsache das Steuer funktionierte in den nächsten Wochen, ich wäre auch mit Schraubzwingen gepaddelt, wenn es die einzige Möglichkeit gewesen wäre.
Okay, alles ins Auto verstauen, zweites Boot aufs Dach und da es vielleicht den einen oder anderen geneigten Leser interessiert: ich hatte mit zuvor zwei weitere Kajakbügel von Daagoo ausgeliehen um ohne lange Diskussionen zwei Boote auf einem Autodach zu transportieren (hier jetzt ein Smiley Eurer Wahl) ((wer nicht durchsteigt dem bleibt wohl nichts anderes übrig als den thread „mein seekajakherz ausschütten“ zu lesen))
Einmal werden wir noch wach - heißa dann ist Losfahrtach.
Auf der Fahrt nahm ich mir fest vor ein Seeigelgehäuse zu finden. Ich hatte erst ein Einziges in meinem Leben gefunden und das war mir letztes Jahr heruntergefallen und zerbrochen...Ich konzentrierte mich auf dieses kleine runde Gebilde wie ein Indianer, der einen Büffel jagen will und das Ereignis in Gedanken vorweg nimmt damit es eintreffen kann...
Wir fuhren in einem Rutsch bis ans Meer. War nicht so geplant, doch wir kamen gut durch und die kroatische Küste immer näher - die Dunkelheit allerdings auch! Ich fand mich sepentienfahrend wieder in einer inzwischen müden Verfassung und bedauerte nichts von der schönen Gegend sehen zu können...und kam an meine Grenzen sodass die Fahrt abrupt in einem Handvollhäuserort (Devcic Draga) in einer Pension endete. Am nächsten Tag beäugten wir was wir davon hatten: Eine super Lokation um unsere Reise zu starten!
Unser Wirt besaß an seinem Haus das sich von der Straße bis zum Meer drei Etagen tief bergab zog einen Slip. Es war schnell mit ihm ausgemacht das Auto in seiner Obhut zu lassen, die Boote zehn Meter weit bzw. tief zu tragen und unsere Reise konnte losgehen.
Nur noch die Boote beladen. Ich habe es diesmal sehr genossen meine sieben Sachen und die Lebensmittel zu verstauen. Wir hatten Essen für 5 warme Mahlzeiten dabei, an die 30 Liter Süßwasser, einige frische Lebensmittel, wie Äpfel, Melone, Tomaten und Karotten und Brotaufstrich in Konserven, Frühstücksfleisch, Knäckebrot und geräucherten Speck...das meiste in Bioqualität. Beyond ließ es sich nicht nehmen 18 hart gekochte Eier zu verstauen. Daraus entwickelte sich in den nächsten Tagen ein Spiel zwischen uns, das Eierroulette; wer isst das erste Ei, das nicht mehr gut ist? Wir spielten dieses Spiel ungefähr eine Woche, dann stieg ich mit leichter Übelkeit aus und Beyond hatte gewonnen. Grundsätzlich sei hier angemerkt, dass wir eigentlich jeden Abend warm gegessen haben, meist Eintöpfe mit Reis, Mais oder Bulgur als Basis.
Zurück auf Start:
Jedes Mal ist es für mich faszinierend das Meer zu sehen, die andere Luftfeuchtigkeit zu fühlen und die Wärme zu spüren...ein toller Moment, der ganze Urlaub liegt noch vor mir, ich betrete die weiße Schneefläche, schlage ein neues Buch auf, setze den ersten Pinselstrich ... diesmal setzte ich mich ins Boot und wir begannen mit der Überfahrt in Richtung Westen, unter der Brücke hindurch die Pag mit dem Festland verbindet und mieteten uns bei Schafen auf einer kleinen Steininsel ein, die dem Planeten vom kleinen Prinz Konkurrenz machen könnte...nur dass das mit dem ständigen Sonnenuntergang nicht so klappte. Dafür kamen die Schafe um so öfter auf ihren Inselumrundungen in der Nacht vorbei.
Überhaupt hatte ich den Eindruck war es den Schafen ziemlich langweilig auf ihrer Insel. Vielleicht war es auch so ne Art Alcatraz für schwarze Schafe (obwohl diese hier weis waren)...jedenfalls hatten sie so ziemlich alles gefressen was zu fressen war und ich vermute sie bohrten ebenfalls vor Langeweile die vielen Löcher in die abgerundeten Steine am Strand, denn davon gab es hier auffallend viele. Vielleicht hatte aber auch das Meer an dieser Insel Langeweile - ich will mich da nicht festlegen...ich hatte keine denn ich suchte mir die schönsten Lochsteine aus. Mein Boot bekam die erste Zuladung und auch eine knöcherne Verzierung in Form von einen Navigationsschafswirbels an der Bugspitze.
Der nächste Tag kam ohne zu zögern und in leichten Dunst gehüllt mit fast spiegelglatten Wasser. Die kahlen Hügel vermittelten mir den Eindruck an einer anderen Stelle auf dieser Welt zu sein. Ich fühlte mich ans tote Meer versetzt. Ich paddelte also in Jordanien los, zum Teil durch Untiefen obwohl das Land unnah war. Es sah aus wie in einer Wahrsagerkugel: In einem Rund um mich herum konnte ich durch das Wasser auf den Grund sehen. Hinter diesem Rund gab es einen fließenden Übergang wie eine Überblendung auf die Wasseroberfläche...an ihrem Ende eingerahmt von Steinwüste. Wir unterfuhren die Brücke nach Vir und machten eine Espressopause in Privlaka. Kleiner Ort mit großen Hafen und aufgeschütteten Sandstrand. Wir besichtigten die letzten Badegäste der Saison und brachen zu einer der schönsten Strecken unserer Reise auf.
Die Überfahrt zur Insel Molat. Ungefähr 17 km nur Wasser bis zum nächsten Anlanden.
Und dazu hatte sich der Tag ausgedacht die ganze Welt in Blautöne zu hüllen. Samtig weiche Wasseroberfläche mit silbrigen Schimmer, die Bergrücken in der Ferne blaugrau laviert...blausilbergraue Monotonie... Trancepaddeln garantiert...
Ich fuhr mit Abstand doch auf Sichthöhe mit Beyond. Ich wollte diese perfekte Tristesse ohne jede Ablenkung in mich aufsaugen. Ebenso das Gefühl des endlosen Wassers um mich herum, das mir Unsicherheit vermittelt wollte ich empfinden.
Es ist dieses Wissen um das Bodenlose im wahrsten Sinne des Wortes. Wasser ist zwar sichtbar im Gegensatz zur Luft, aber es bietet ebenso wenig Halt. Ich vermute das fasziniert mich enorm. Trotz eintöniger Endlosigkeit wuchsen die kleinen Berge vor uns zu Inseln an denen wir uns neu orientieren mussten. Nach kurzen Herantasten fanden wir unseren Weg, oder besser unseren Kurs und paddelten zur Küste von Molat um einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Ehrlich gesagt mussten wir nicht lange suchen. Wir fanden eine allerliebste Bucht mit sehr seichtem Wasser. Noch waren Menschen darin, eine Stunde später hatten wir sie für uns allein.
Endlich Bäume! Wie anders das Land wirkte mit dem lebendigen Grün und wie anders es roch als das seidige Wasser. Mir war schon beim Annähern an Molats Küste aufgefallen, dass ich die Macchia riechen konnte. Diese Nacht gab es Seetangbett mit Sternen garniert und zum ersten Mal in diesem Urlaub konnte ich mich am Nachthimmel satt sehen...und dabei einschlafen.
Noch in unseren Schlafsäcken liegend beobachteten wir wie die aufgehende Sonne die letzten schläfrigen Wolken des Nachthimmels einschmolz.
Dann brachen wir auf zum Ort Molat um frische Lebensmittel und Wasser nach zu laden. Nach unserem Einkauf paddelten wir ganz oben im Norden, noch am östlichen Ende zur Insel Dugi Otok und suchten an Ihrer Küste, bestehend aus Felsenbändern unser nächstes Domizil. Wir fanden eine perfekte Bucht, wie aus dem Bilderbuch.
Ein langer silbergebleichter Ast steckte zwischen den Felsen, verziert mit Lochsteinen, zusammengebunden an einer Angelschnur, als Zeichen dass sich bereits Andere an diesem Ort eine gute Zeit gemacht hatten. An einer Seite war die Bucht durch Felsen begrenzt, auf die jeder Zoo neidisch gewesen wäre; wir kamen uns vor wie Pinguine. Nur dass wir die Felsen zum Kochen benutzten anstatt zum Rumstehen. Fürs Rumliegen mussten wir ganz schön ausprobieren um eine einigermaßen waagerechte Stelle zu finden, aber wir waren aufgrund der Schönheit dieser Lokation wirklich sehr ambitioniert. Wo die Felsplatten aufhörten, begann ein Kiesstrand an dem allerlei Strandgut in Form von Müll angeschwemmt worden war. Für mich ist so ein Ort ein Mekka! Ich ging an die äußerste Stelle um von dort rückläufig allen Rat und Unrat mit meinen Augen zu durchkämmen.
Als erstes fand ich zwei Früchte der Wassernuss! Keine Ahnung wie und von wo die hier her kamen? Ich weiß, dass sie unter Naturschutz stehen, ich weiß, dass sie vor Jahrhunderten im ganzen Ostseeraum verbreitet waren, ich weiß dass es in den Rheinaltarmen bei Karlsruhe noch welche gab, als ich dort vor 18 Jahren wohnte, ich weiß, dass in Maria Laach in der Klostergärtnerei die Pflanze zum Verkauf angeboten wird und es in Indien auch welche gibt, die allerdings ein wenig anders in den Proportionen sind. Für mich waren sie schon immer eine der abgespaceten Erscheinungsformen, die die Pflanzenwelt hervorbringt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wassernuss
Das war ja hier wie Kinderüberraschungsei für Große!
Dann fand ich Vulkansteine für mein Badezimmer und ich fand kunstvoll ausgewaschene Diestelblätter.
Beim Vorzeigen meiner Funde auf dem Pinguinfelsen, fiel mir eine Wassernuss ins Gestrüpp und ich bückte mich dort hinein um meinen Schatz zu bergen und einen weiteren zu finden. Was ich jetzt in den Händen hielt war noch außerirdischer als die Wassernuss und tierischen Ursprungs. Mochte es sich bei mir um eine Bildungslücke handeln (die ich am nächsten Lagerplatz schloss) aber ich konnte mir nicht erklären was das war. Und nichts in der Umgebung was hätte Aufschluss geben können!
Klar war es in der Nähe - das ganze Meer war ja voll davon. Aber ich wusste das nicht, denn genau von diesen Stellen im Meer hielt ich mich mit ordentlichen Respekt fern. (wen es interessiert: ich benutze es jetzt als Avatar). Bei so vielen ästhetischen Fundsachen war mein innerer Künstler animiert zu fotografieren, was ich ausgiebig tat. Außerdem bastelte ich noch eine weitere Kette aus Lochsteinen und Netzschwimmern bestehend und hängte sie in den Pinguinfelsen. Müßiggang bis zum Abend, schwimmen, kochen, essen, Schlafsackgespräche...nachts sah ich in den Sternenhimmel und in die Augen einer kleinen Ratte. In dem Fall quiekte ich... Wir beobachteten Wetterleuchten am westlichen Himmel und mitten in der Nacht fielen ein paar große Tropfen auf uns herab. Ich baute mein Zelt auf, so wie man den Regenschirm mit nimmt, damit es garantiert nicht regnet. Und das tat es dann auch nicht mehr.
Am nächsten Morgen einigten wir uns darauf an diesem wundervollen Platz noch einen Tag zu verweilen. Außerdem beschlossen wir dass ich in Veli Rat Wasser, Obst und Gemüse einkaufen paddele. Es fühlte sich anders an allein unterwegs zu sein, das Wasser wirkte noch haltloser und unheimlicher. Es war eine wichtige Erfahrung diese Grenze in mir abzutasten. Leider hatte der kleine Markt im Hafen noch für etliche Stunden geschlossen und ich kaufte nur Wasser in einem Restaurant und kehrte zurück in unsere Outdoorpuppenstube für Erwachsene...Anderntags war es Beyond, der nach Veli Rat paddelte und Lebensmittel einkaufte, wir wussten ja nun die Öffnungszeiten des kleinen Ladens. So hatte ich ebenfalls ein paar Stunden für mich allein im Paradies...Später brachen wir auf zur Westseite Dugi Otoks, die dem offenen Meer zugewandt und bis auf ein paar Badeplätze fast unerschlossen ist. Wir wollten unbedingt genug Proviant dabei haben für den Fall dass es uns irgendwo sehr gut gefällt oder der inzwischen stetige Yugo sein Finale im Gewitter erreicht. In diesem Fall hätten wir vielleicht nicht ablanden zu können, weil die See zu unruhig ist. Ich gebe zu dass ich das unglaublich spannend fand und ich froh war Jemanden wie Beyond an meiner Seite zu haben, mit dem ich mich sicher fühlen konnte. Oben an der Nordwestspitze lag ein Schiffswrack im Meer, man konnte es an den Booten erkennen, die dort Halt machten um zu tauchen. Auch an der Küste lagen größere rostige Schiffsteile. Eine etwas schaurige Begrüßung für die Etappe, die wir vor uns hatten. Dann wurden die Felsen zusehends spitzer, rauer und signalisierten deutlich: Anlanden kannst Du hier vergessen, zieh weiter! Links die Felsen, rechts die offene See...hier erlebte ich meine extremsten Momente, das Gefühl, welches mich so fasziniert, erfüllt, anzieht...die Weite und die Masse an Wasser...nicht Wellen auch Dünung spüren! (wer mehr Schwärmereien möchte, dem sei der erste Post aus dem thread mit dem Seekajakherz ausschütten an das seine gelegt - ich möchte hier nicht langweilen)
Das Leben ist unbestechlich, es geht einfach weiter und genau dieser Umstand erzeugt in mir jeden Augenblick so intensiv wie möglich wahr zu nehmen...es ist das Eigentliche was bleibt...außer den Fotos und den Fundstücken die ich ansehen und anfassen kann und die mir bestätigen: ja, das hast Du wirklich erlebt – es ist nur leider schon vorbei.
Mhm...noch eine Möglichkeit gibt es die Reise zu verlängern (und vielleicht auch Abschied zu nehmen): das Erzählen über das Erlebte. Und das will ich tun, für mich aus beschriebenen Gründen und für Euch, weil ich damit etwas zurückgeben oder einbringen kann in die ODS, schließlich haben einige ODSsies daran mitgewirkt, das ich jetzt auf diese Reise zurück blicken kann!
Es begann mit dem Angebot von Beyond eine Reise von ein paar Wochen gemeinsam zu machen. Mit meiner riesigen Liebe fürs Seekajaken sagte ich zu um mehr Erfahrung und Wissen zu sammeln und meinem Herzenswunsch zu frönen.
Durch die neuen Möglichkeiten als Vereinsmitglied konnte ich mir einen Lettmann Eski (mit Lenzpumpe) leihen und hatte schon fast alle Voraussetzungen geschaffen. Natürlich gab es noch einigen Kleinkram zu besorgen und zusammen zustellen...Und mit Beyond einiges zu besprechen. Wir trafen und zuvor einige Male, um uns zu beschnuppern, zusammen zu paddeln und abzuschätzen, ob wir einigermaßen dieselbe Outdoorwellenlänge haben, bevor wir uns auf dieselben Meereswellen begaben.
Kurz bevor es losging hatte ich noch einen sms-Wechsel mit Zahl in seiner Funktion als Wanderwart meines/unseres Vereins, der mit einem „Sauf nicht ab“ seinerseits endete...bei so viel zarter Fürsorge war meine Rührung nicht mehr mit Worten zu beschreiben. Im Nachhinein wäre mir allerdings ein „Hals und Beinbruch“ lieber gewesen!*
Also am 28.8.2011 ging es los. Ich holte den Eski aus dem Bootshaus ab und entdeckte dass das Steuer an der schmalsten Stelle kräftig angebrochen war... Dezente Panik machte sich breit, denn es war Samstag zu fortgeschrittener Zeit und ich hatte noch bis 22:00h Dienst.
Zunächst fuhr ich mit meinem Luftschiff nach Mainburg zu Beyond und dort wurde der Eski notverarztet mit zwei ziemlich derben Aluwinkeln, Schrauben und Sekundenkleber, damit die Schrauben auch schön dranblieben. Mir war das alles egal, Hauptsache das Steuer funktionierte in den nächsten Wochen, ich wäre auch mit Schraubzwingen gepaddelt, wenn es die einzige Möglichkeit gewesen wäre.
Okay, alles ins Auto verstauen, zweites Boot aufs Dach und da es vielleicht den einen oder anderen geneigten Leser interessiert: ich hatte mit zuvor zwei weitere Kajakbügel von Daagoo ausgeliehen um ohne lange Diskussionen zwei Boote auf einem Autodach zu transportieren (hier jetzt ein Smiley Eurer Wahl) ((wer nicht durchsteigt dem bleibt wohl nichts anderes übrig als den thread „mein seekajakherz ausschütten“ zu lesen))
Einmal werden wir noch wach - heißa dann ist Losfahrtach.
Auf der Fahrt nahm ich mir fest vor ein Seeigelgehäuse zu finden. Ich hatte erst ein Einziges in meinem Leben gefunden und das war mir letztes Jahr heruntergefallen und zerbrochen...Ich konzentrierte mich auf dieses kleine runde Gebilde wie ein Indianer, der einen Büffel jagen will und das Ereignis in Gedanken vorweg nimmt damit es eintreffen kann...
Wir fuhren in einem Rutsch bis ans Meer. War nicht so geplant, doch wir kamen gut durch und die kroatische Küste immer näher - die Dunkelheit allerdings auch! Ich fand mich sepentienfahrend wieder in einer inzwischen müden Verfassung und bedauerte nichts von der schönen Gegend sehen zu können...und kam an meine Grenzen sodass die Fahrt abrupt in einem Handvollhäuserort (Devcic Draga) in einer Pension endete. Am nächsten Tag beäugten wir was wir davon hatten: Eine super Lokation um unsere Reise zu starten!
Unser Wirt besaß an seinem Haus das sich von der Straße bis zum Meer drei Etagen tief bergab zog einen Slip. Es war schnell mit ihm ausgemacht das Auto in seiner Obhut zu lassen, die Boote zehn Meter weit bzw. tief zu tragen und unsere Reise konnte losgehen.
Nur noch die Boote beladen. Ich habe es diesmal sehr genossen meine sieben Sachen und die Lebensmittel zu verstauen. Wir hatten Essen für 5 warme Mahlzeiten dabei, an die 30 Liter Süßwasser, einige frische Lebensmittel, wie Äpfel, Melone, Tomaten und Karotten und Brotaufstrich in Konserven, Frühstücksfleisch, Knäckebrot und geräucherten Speck...das meiste in Bioqualität. Beyond ließ es sich nicht nehmen 18 hart gekochte Eier zu verstauen. Daraus entwickelte sich in den nächsten Tagen ein Spiel zwischen uns, das Eierroulette; wer isst das erste Ei, das nicht mehr gut ist? Wir spielten dieses Spiel ungefähr eine Woche, dann stieg ich mit leichter Übelkeit aus und Beyond hatte gewonnen. Grundsätzlich sei hier angemerkt, dass wir eigentlich jeden Abend warm gegessen haben, meist Eintöpfe mit Reis, Mais oder Bulgur als Basis.
Zurück auf Start:
Jedes Mal ist es für mich faszinierend das Meer zu sehen, die andere Luftfeuchtigkeit zu fühlen und die Wärme zu spüren...ein toller Moment, der ganze Urlaub liegt noch vor mir, ich betrete die weiße Schneefläche, schlage ein neues Buch auf, setze den ersten Pinselstrich ... diesmal setzte ich mich ins Boot und wir begannen mit der Überfahrt in Richtung Westen, unter der Brücke hindurch die Pag mit dem Festland verbindet und mieteten uns bei Schafen auf einer kleinen Steininsel ein, die dem Planeten vom kleinen Prinz Konkurrenz machen könnte...nur dass das mit dem ständigen Sonnenuntergang nicht so klappte. Dafür kamen die Schafe um so öfter auf ihren Inselumrundungen in der Nacht vorbei.
Überhaupt hatte ich den Eindruck war es den Schafen ziemlich langweilig auf ihrer Insel. Vielleicht war es auch so ne Art Alcatraz für schwarze Schafe (obwohl diese hier weis waren)...jedenfalls hatten sie so ziemlich alles gefressen was zu fressen war und ich vermute sie bohrten ebenfalls vor Langeweile die vielen Löcher in die abgerundeten Steine am Strand, denn davon gab es hier auffallend viele. Vielleicht hatte aber auch das Meer an dieser Insel Langeweile - ich will mich da nicht festlegen...ich hatte keine denn ich suchte mir die schönsten Lochsteine aus. Mein Boot bekam die erste Zuladung und auch eine knöcherne Verzierung in Form von einen Navigationsschafswirbels an der Bugspitze.
Der nächste Tag kam ohne zu zögern und in leichten Dunst gehüllt mit fast spiegelglatten Wasser. Die kahlen Hügel vermittelten mir den Eindruck an einer anderen Stelle auf dieser Welt zu sein. Ich fühlte mich ans tote Meer versetzt. Ich paddelte also in Jordanien los, zum Teil durch Untiefen obwohl das Land unnah war. Es sah aus wie in einer Wahrsagerkugel: In einem Rund um mich herum konnte ich durch das Wasser auf den Grund sehen. Hinter diesem Rund gab es einen fließenden Übergang wie eine Überblendung auf die Wasseroberfläche...an ihrem Ende eingerahmt von Steinwüste. Wir unterfuhren die Brücke nach Vir und machten eine Espressopause in Privlaka. Kleiner Ort mit großen Hafen und aufgeschütteten Sandstrand. Wir besichtigten die letzten Badegäste der Saison und brachen zu einer der schönsten Strecken unserer Reise auf.
Die Überfahrt zur Insel Molat. Ungefähr 17 km nur Wasser bis zum nächsten Anlanden.
Und dazu hatte sich der Tag ausgedacht die ganze Welt in Blautöne zu hüllen. Samtig weiche Wasseroberfläche mit silbrigen Schimmer, die Bergrücken in der Ferne blaugrau laviert...blausilbergraue Monotonie... Trancepaddeln garantiert...
Ich fuhr mit Abstand doch auf Sichthöhe mit Beyond. Ich wollte diese perfekte Tristesse ohne jede Ablenkung in mich aufsaugen. Ebenso das Gefühl des endlosen Wassers um mich herum, das mir Unsicherheit vermittelt wollte ich empfinden.
Es ist dieses Wissen um das Bodenlose im wahrsten Sinne des Wortes. Wasser ist zwar sichtbar im Gegensatz zur Luft, aber es bietet ebenso wenig Halt. Ich vermute das fasziniert mich enorm. Trotz eintöniger Endlosigkeit wuchsen die kleinen Berge vor uns zu Inseln an denen wir uns neu orientieren mussten. Nach kurzen Herantasten fanden wir unseren Weg, oder besser unseren Kurs und paddelten zur Küste von Molat um einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Ehrlich gesagt mussten wir nicht lange suchen. Wir fanden eine allerliebste Bucht mit sehr seichtem Wasser. Noch waren Menschen darin, eine Stunde später hatten wir sie für uns allein.
Endlich Bäume! Wie anders das Land wirkte mit dem lebendigen Grün und wie anders es roch als das seidige Wasser. Mir war schon beim Annähern an Molats Küste aufgefallen, dass ich die Macchia riechen konnte. Diese Nacht gab es Seetangbett mit Sternen garniert und zum ersten Mal in diesem Urlaub konnte ich mich am Nachthimmel satt sehen...und dabei einschlafen.
Noch in unseren Schlafsäcken liegend beobachteten wir wie die aufgehende Sonne die letzten schläfrigen Wolken des Nachthimmels einschmolz.
Dann brachen wir auf zum Ort Molat um frische Lebensmittel und Wasser nach zu laden. Nach unserem Einkauf paddelten wir ganz oben im Norden, noch am östlichen Ende zur Insel Dugi Otok und suchten an Ihrer Küste, bestehend aus Felsenbändern unser nächstes Domizil. Wir fanden eine perfekte Bucht, wie aus dem Bilderbuch.
Ein langer silbergebleichter Ast steckte zwischen den Felsen, verziert mit Lochsteinen, zusammengebunden an einer Angelschnur, als Zeichen dass sich bereits Andere an diesem Ort eine gute Zeit gemacht hatten. An einer Seite war die Bucht durch Felsen begrenzt, auf die jeder Zoo neidisch gewesen wäre; wir kamen uns vor wie Pinguine. Nur dass wir die Felsen zum Kochen benutzten anstatt zum Rumstehen. Fürs Rumliegen mussten wir ganz schön ausprobieren um eine einigermaßen waagerechte Stelle zu finden, aber wir waren aufgrund der Schönheit dieser Lokation wirklich sehr ambitioniert. Wo die Felsplatten aufhörten, begann ein Kiesstrand an dem allerlei Strandgut in Form von Müll angeschwemmt worden war. Für mich ist so ein Ort ein Mekka! Ich ging an die äußerste Stelle um von dort rückläufig allen Rat und Unrat mit meinen Augen zu durchkämmen.
Als erstes fand ich zwei Früchte der Wassernuss! Keine Ahnung wie und von wo die hier her kamen? Ich weiß, dass sie unter Naturschutz stehen, ich weiß, dass sie vor Jahrhunderten im ganzen Ostseeraum verbreitet waren, ich weiß dass es in den Rheinaltarmen bei Karlsruhe noch welche gab, als ich dort vor 18 Jahren wohnte, ich weiß, dass in Maria Laach in der Klostergärtnerei die Pflanze zum Verkauf angeboten wird und es in Indien auch welche gibt, die allerdings ein wenig anders in den Proportionen sind. Für mich waren sie schon immer eine der abgespaceten Erscheinungsformen, die die Pflanzenwelt hervorbringt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wassernuss
Das war ja hier wie Kinderüberraschungsei für Große!
Dann fand ich Vulkansteine für mein Badezimmer und ich fand kunstvoll ausgewaschene Diestelblätter.
Beim Vorzeigen meiner Funde auf dem Pinguinfelsen, fiel mir eine Wassernuss ins Gestrüpp und ich bückte mich dort hinein um meinen Schatz zu bergen und einen weiteren zu finden. Was ich jetzt in den Händen hielt war noch außerirdischer als die Wassernuss und tierischen Ursprungs. Mochte es sich bei mir um eine Bildungslücke handeln (die ich am nächsten Lagerplatz schloss) aber ich konnte mir nicht erklären was das war. Und nichts in der Umgebung was hätte Aufschluss geben können!
Klar war es in der Nähe - das ganze Meer war ja voll davon. Aber ich wusste das nicht, denn genau von diesen Stellen im Meer hielt ich mich mit ordentlichen Respekt fern. (wen es interessiert: ich benutze es jetzt als Avatar). Bei so vielen ästhetischen Fundsachen war mein innerer Künstler animiert zu fotografieren, was ich ausgiebig tat. Außerdem bastelte ich noch eine weitere Kette aus Lochsteinen und Netzschwimmern bestehend und hängte sie in den Pinguinfelsen. Müßiggang bis zum Abend, schwimmen, kochen, essen, Schlafsackgespräche...nachts sah ich in den Sternenhimmel und in die Augen einer kleinen Ratte. In dem Fall quiekte ich... Wir beobachteten Wetterleuchten am westlichen Himmel und mitten in der Nacht fielen ein paar große Tropfen auf uns herab. Ich baute mein Zelt auf, so wie man den Regenschirm mit nimmt, damit es garantiert nicht regnet. Und das tat es dann auch nicht mehr.
Am nächsten Morgen einigten wir uns darauf an diesem wundervollen Platz noch einen Tag zu verweilen. Außerdem beschlossen wir dass ich in Veli Rat Wasser, Obst und Gemüse einkaufen paddele. Es fühlte sich anders an allein unterwegs zu sein, das Wasser wirkte noch haltloser und unheimlicher. Es war eine wichtige Erfahrung diese Grenze in mir abzutasten. Leider hatte der kleine Markt im Hafen noch für etliche Stunden geschlossen und ich kaufte nur Wasser in einem Restaurant und kehrte zurück in unsere Outdoorpuppenstube für Erwachsene...Anderntags war es Beyond, der nach Veli Rat paddelte und Lebensmittel einkaufte, wir wussten ja nun die Öffnungszeiten des kleinen Ladens. So hatte ich ebenfalls ein paar Stunden für mich allein im Paradies...Später brachen wir auf zur Westseite Dugi Otoks, die dem offenen Meer zugewandt und bis auf ein paar Badeplätze fast unerschlossen ist. Wir wollten unbedingt genug Proviant dabei haben für den Fall dass es uns irgendwo sehr gut gefällt oder der inzwischen stetige Yugo sein Finale im Gewitter erreicht. In diesem Fall hätten wir vielleicht nicht ablanden zu können, weil die See zu unruhig ist. Ich gebe zu dass ich das unglaublich spannend fand und ich froh war Jemanden wie Beyond an meiner Seite zu haben, mit dem ich mich sicher fühlen konnte. Oben an der Nordwestspitze lag ein Schiffswrack im Meer, man konnte es an den Booten erkennen, die dort Halt machten um zu tauchen. Auch an der Küste lagen größere rostige Schiffsteile. Eine etwas schaurige Begrüßung für die Etappe, die wir vor uns hatten. Dann wurden die Felsen zusehends spitzer, rauer und signalisierten deutlich: Anlanden kannst Du hier vergessen, zieh weiter! Links die Felsen, rechts die offene See...hier erlebte ich meine extremsten Momente, das Gefühl, welches mich so fasziniert, erfüllt, anzieht...die Weite und die Masse an Wasser...nicht Wellen auch Dünung spüren! (wer mehr Schwärmereien möchte, dem sei der erste Post aus dem thread mit dem Seekajakherz ausschütten an das seine gelegt - ich möchte hier nicht langweilen)
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