Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Vorneweg
Der HexaTrek. Ein neuer Weitwanderweg durch Frankreich von Wissembourg über die Vogesen, Alpen, Cevennen, Pyrenäen an die Atlantikküste bei Hendaye. Dafür nutzt er größtenteils bereits vorhandene Wanderwege wie z.B. die Vogesen-Traverse GR53.
3034 Kilometer, 138000 Höhenmeter – was für ein Abenteuer!
Für mich wohl eine Nummer zu groß, aber getreu dem Motto „Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ wage ich mich an die ersten 100 Kilometer bis Saverne.
Ob oder wann ich weitergehe, keine Ahnung. Aber ich fühle, dass ich bereits jetzt mit dem HexaTrek-Virus infiziert bin 😊
Einer der großen Vorzüge des HexaTreks: Man darf an 71% der Strecke biwakieren. Und Biwakieren heißt hier, im Gegensatz zu Deutschland, dass man auch ein Zelt für eine Nacht aufschlagen kann. In der wunderbaren HexaTrek-App ist leicht erkennbar wo es erlaubt ist (grüne Streckenführung) und wo nicht (rote Streckenführung). Die App bietet außerdem offline Informationen über Schutzhütten, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Wasserstellen.
Tag 1 – 16.06.2024: Grenze bei Schweigen – Abri du Hichtenbach
25,7 km ↑ 865 m ↓ 668 m
Sieben verschiedene Verkehrsmittel, sechs mal Umsteigen, die übliche Achterbahnfahrt der Gefühle inklusive – letztendlich hat es funktioniert:
Um 10:45 Uhr stehe ich bei bestem Wetter an der deutsch-französischen Grenze bei Schweigen am Briefkasten der Familie HexaTrek, dem offiziellen Startpunkt.
„Trailhead“ oder „Northern Terminus“, wie die echten Thruhiker sagen.
Im Briefkasten liegt ein Buch, in das sich die Wanderer eintragen können.
Für heute bin ich der Erste. Gestern ist ein Neuseeländer gestartet, davor finde ich überwiegend englischsprachige Einträge. Deutsche sehe ich auf den ersten Blick keine.
Also dann, los geht’s!
Vorbei an Weinfeldern auf einem kleinen Sträßchen, und schon nach 400 Metern erreiche ich den Stadtrand von Wissembourg.
Schnell bin ich im Zentrum mit der beeindruckenden Kirche und der pittoresken Altstadt.
Ich kenne Wissembourg recht gut, daher verzichte ich auf größere Besichtigungen. Außerdem ist gerade Flohmarkt mit zu vielen Menschen.
Das berühmte Motiv am „Schlupf“ und das Schaufenster meines Lieblingscafés müssen natürlich trotzdem abgelichtet werden.
Am ersten Kreisel nach der Altstadt beginnt der Vogesen Hauptwanderweg GR53 mit der Markierung „rotes Rechteck“. Diesem folgt der HexaTrek nun bis Saverne und darüber hinaus.
Man wandert entlang der Stadtmauer, bergauf in ein Neubaugebiet und gelangt schnell auf schönen Wegen durchs Feld und in den Wald.
352 Höhenmeter müssen bereits auf den ersten Kilometern überwunden werden, bis ich das Hexenhäuschen „Abri de la tour de Scherhol“ erreiche. In dieser Hütte mit Tür, Holzboden und Feuerstelle darf man übernachten. Für mich ist es natürlich dafür zu früh.
Abri de la tour de Scherhol
Ich habe mir für heute 25 Kilometer vorgenommen, damit ich es morgen nach weiteren 25 Kilometern bis Niederbronn-les-Bains schaffe, wo es einen Supermarkt gibt. Ich ahne schon, dass das für meine Verhältnisse und bei diesen Steigungen ziemlich ambitioniert ist.
Nun geht es aber erst mal wieder runter zum „Col du pigeonnier“. Hier soll es eine Wasserstelle geben, die ich auf den ersten Blick aber nicht sehe. Da ich noch keinen Bedarf habe suche ich auch nicht länger.
Ich wandere nun mit ausnahmsweise nur mäßigem Gefälle, bei dem ich richtig Gas geben kann, nach Climbach. Hier finde ich die Wasserstelle links hinter der Hauptkreuzung und spritze mir Wasser ins Gesicht.
Climbach
Danach geht es wieder bergauf und bergab in das nächste Örtchen Petit Wingen. Kurz davor überhole ich zwei französische Wanderinnen mit riesigen Rucksäcken, die mich wiederum überholen als ich am Trinkwasserbrunnen Mittagspause mache. Am Brunnen gibt es eine Bank in der Sonne und eine im Schatten, sehr vorbildlich! Daneben ist auch ein Restaurant, das, wie so oft in dieser Gegend, nur am Wochenende geöffnet hat.
Ich bin jetzt bei Kilometer 13,3, habe also noch einiges vor mir.
Die nächste Steigung durch den Ort wartet, dann folgt ein romantisches Bachtal und weitere Höhenmeter zur Hütte am „Col de Litschhof“.
Dort sitzen die beiden Französinnen und sehen ziemlich fertig aus. Diesmal spreche ich sie an. Vom HexaTrek haben sie noch nie gehört. Wenn ich sie richtig verstanden habe, wandern sie auf dem GR53 auch bis Saverne, übernachten aber in Hotels, heute in Obersteinbach.
Ich mache mich wieder auf den Weg, weitere 3 Kilometer und über 100 Höhenmeter. Langsam komme ich ans Ende meiner Kräfte. Gut, dass nun die Burg Fleckenstein mit Café näher rückt. Kurz vor dem Café fängt es auch noch an zu schütten.
Aber das passt eigentlich ganz gut. Ich bestelle ein großes Bier vom Fass, darf mein Handy aufladen und kann den Regen aussitzen, besser geht’s doch gar nicht!
Um 17:30 Uhr stapfe ich weiter, der Regen hat tatsächlich aufgehört und ich habe immer noch 5 Kilometer vor mir.
Für die Burgbesichtigung muss man Eintritt bezahlen. Das spare ich mir, denn im Verlauf des HexaTreks werde ich noch ganz, ganz viele Burgen sehen.
Burg Fleckenstein
Froensburg
Ich überquere die Sauer und muss danach natürlich wieder ansteigen. Ich passiere die Froensburg, und bald darauf stehe ich vor einem riesigen Schlammloch. Dahinter geht es steil hoch über nassen Fels. Das gefällt mir gar nicht. Ich könnte das über breitere Wege umgehen, es wäre aber ein großer Umweg.
Hm, ich nehme den Umweg und der zieht und zieht sich.
Mit letzter Kraft erreiche ich schließlich die Schutzhütte „Abri du Hichtenbach“ mit „Bivouac area nearby“ (laut App). Naja, die Hütte steht an einer Wegkreuzung, an der sage und schreibe 10(!) Wege zusammentreffen. Das Zelt könnte man in eine Ecke der Kreuzung stelle, von einer „Bivouac area“ sehe ich nichts. In dem steilen Gelände ist es schwierig, ebene Stellflächen zu finden.
Abri du Hichtenbach
Egal, ich kann nicht mehr, bin ja auch bei Kilometer 25,7 (plus 1-2 Kilometer Umweg). Ich falle erst mal auf die Bank vor der Hütte packe nach 15 Minuten das Zelt aus.
Einer Eingebung folgend, versuche ich das Zelt in die Hütte zu quetschen. Das geht gerade so. Der Himmel wird schon wieder ziemlich grau, vielleicht kommt ja noch mehr Regen.
Jetzt gibt’s aber erst mal etwas zu essen. Hier wächst ein wunderbarer Breitwegerich mit riesigen Blättern. Das gibt eine tolle Gemüsebeilage für meine Wok-Nudeln in „brauner Sauce“ aus dem Bioladen und getrockneten Austernpilzen. Rotwein habe ich natürlich auch wieder dabei.
Ach ja, das Leben ist schön.
Eigentlich müssten die beiden Französinnen noch vorbeikommen, wenn sie wirklich bis Obersteinbach wollen (was fast 30 Kilometer wären). Außer einem Paar mit zwei kläffenden freilaufenden Hunden, die es nicht für nötig halten, zu grüßen, taucht aber niemand mehr auf.
Gegen 21:00 Uhr („Hikers midnight“) verschwinde ich ins Zelt.
Der HexaTrek. Ein neuer Weitwanderweg durch Frankreich von Wissembourg über die Vogesen, Alpen, Cevennen, Pyrenäen an die Atlantikküste bei Hendaye. Dafür nutzt er größtenteils bereits vorhandene Wanderwege wie z.B. die Vogesen-Traverse GR53.
3034 Kilometer, 138000 Höhenmeter – was für ein Abenteuer!
Für mich wohl eine Nummer zu groß, aber getreu dem Motto „Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ wage ich mich an die ersten 100 Kilometer bis Saverne.
Ob oder wann ich weitergehe, keine Ahnung. Aber ich fühle, dass ich bereits jetzt mit dem HexaTrek-Virus infiziert bin 😊
Einer der großen Vorzüge des HexaTreks: Man darf an 71% der Strecke biwakieren. Und Biwakieren heißt hier, im Gegensatz zu Deutschland, dass man auch ein Zelt für eine Nacht aufschlagen kann. In der wunderbaren HexaTrek-App ist leicht erkennbar wo es erlaubt ist (grüne Streckenführung) und wo nicht (rote Streckenführung). Die App bietet außerdem offline Informationen über Schutzhütten, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Wasserstellen.
Tag 1 – 16.06.2024: Grenze bei Schweigen – Abri du Hichtenbach
25,7 km ↑ 865 m ↓ 668 m
Sieben verschiedene Verkehrsmittel, sechs mal Umsteigen, die übliche Achterbahnfahrt der Gefühle inklusive – letztendlich hat es funktioniert:
Um 10:45 Uhr stehe ich bei bestem Wetter an der deutsch-französischen Grenze bei Schweigen am Briefkasten der Familie HexaTrek, dem offiziellen Startpunkt.
„Trailhead“ oder „Northern Terminus“, wie die echten Thruhiker sagen.
Im Briefkasten liegt ein Buch, in das sich die Wanderer eintragen können.
Für heute bin ich der Erste. Gestern ist ein Neuseeländer gestartet, davor finde ich überwiegend englischsprachige Einträge. Deutsche sehe ich auf den ersten Blick keine.
Also dann, los geht’s!
Vorbei an Weinfeldern auf einem kleinen Sträßchen, und schon nach 400 Metern erreiche ich den Stadtrand von Wissembourg.
Schnell bin ich im Zentrum mit der beeindruckenden Kirche und der pittoresken Altstadt.
Ich kenne Wissembourg recht gut, daher verzichte ich auf größere Besichtigungen. Außerdem ist gerade Flohmarkt mit zu vielen Menschen.
Das berühmte Motiv am „Schlupf“ und das Schaufenster meines Lieblingscafés müssen natürlich trotzdem abgelichtet werden.
Am ersten Kreisel nach der Altstadt beginnt der Vogesen Hauptwanderweg GR53 mit der Markierung „rotes Rechteck“. Diesem folgt der HexaTrek nun bis Saverne und darüber hinaus.
Man wandert entlang der Stadtmauer, bergauf in ein Neubaugebiet und gelangt schnell auf schönen Wegen durchs Feld und in den Wald.
352 Höhenmeter müssen bereits auf den ersten Kilometern überwunden werden, bis ich das Hexenhäuschen „Abri de la tour de Scherhol“ erreiche. In dieser Hütte mit Tür, Holzboden und Feuerstelle darf man übernachten. Für mich ist es natürlich dafür zu früh.
Abri de la tour de Scherhol
Ich habe mir für heute 25 Kilometer vorgenommen, damit ich es morgen nach weiteren 25 Kilometern bis Niederbronn-les-Bains schaffe, wo es einen Supermarkt gibt. Ich ahne schon, dass das für meine Verhältnisse und bei diesen Steigungen ziemlich ambitioniert ist.
Nun geht es aber erst mal wieder runter zum „Col du pigeonnier“. Hier soll es eine Wasserstelle geben, die ich auf den ersten Blick aber nicht sehe. Da ich noch keinen Bedarf habe suche ich auch nicht länger.
Ich wandere nun mit ausnahmsweise nur mäßigem Gefälle, bei dem ich richtig Gas geben kann, nach Climbach. Hier finde ich die Wasserstelle links hinter der Hauptkreuzung und spritze mir Wasser ins Gesicht.
Climbach
Danach geht es wieder bergauf und bergab in das nächste Örtchen Petit Wingen. Kurz davor überhole ich zwei französische Wanderinnen mit riesigen Rucksäcken, die mich wiederum überholen als ich am Trinkwasserbrunnen Mittagspause mache. Am Brunnen gibt es eine Bank in der Sonne und eine im Schatten, sehr vorbildlich! Daneben ist auch ein Restaurant, das, wie so oft in dieser Gegend, nur am Wochenende geöffnet hat.
Ich bin jetzt bei Kilometer 13,3, habe also noch einiges vor mir.
Die nächste Steigung durch den Ort wartet, dann folgt ein romantisches Bachtal und weitere Höhenmeter zur Hütte am „Col de Litschhof“.
Dort sitzen die beiden Französinnen und sehen ziemlich fertig aus. Diesmal spreche ich sie an. Vom HexaTrek haben sie noch nie gehört. Wenn ich sie richtig verstanden habe, wandern sie auf dem GR53 auch bis Saverne, übernachten aber in Hotels, heute in Obersteinbach.
Ich mache mich wieder auf den Weg, weitere 3 Kilometer und über 100 Höhenmeter. Langsam komme ich ans Ende meiner Kräfte. Gut, dass nun die Burg Fleckenstein mit Café näher rückt. Kurz vor dem Café fängt es auch noch an zu schütten.
Aber das passt eigentlich ganz gut. Ich bestelle ein großes Bier vom Fass, darf mein Handy aufladen und kann den Regen aussitzen, besser geht’s doch gar nicht!
Um 17:30 Uhr stapfe ich weiter, der Regen hat tatsächlich aufgehört und ich habe immer noch 5 Kilometer vor mir.
Für die Burgbesichtigung muss man Eintritt bezahlen. Das spare ich mir, denn im Verlauf des HexaTreks werde ich noch ganz, ganz viele Burgen sehen.
Burg Fleckenstein
Froensburg
Ich überquere die Sauer und muss danach natürlich wieder ansteigen. Ich passiere die Froensburg, und bald darauf stehe ich vor einem riesigen Schlammloch. Dahinter geht es steil hoch über nassen Fels. Das gefällt mir gar nicht. Ich könnte das über breitere Wege umgehen, es wäre aber ein großer Umweg.
Hm, ich nehme den Umweg und der zieht und zieht sich.
Mit letzter Kraft erreiche ich schließlich die Schutzhütte „Abri du Hichtenbach“ mit „Bivouac area nearby“ (laut App). Naja, die Hütte steht an einer Wegkreuzung, an der sage und schreibe 10(!) Wege zusammentreffen. Das Zelt könnte man in eine Ecke der Kreuzung stelle, von einer „Bivouac area“ sehe ich nichts. In dem steilen Gelände ist es schwierig, ebene Stellflächen zu finden.
Abri du Hichtenbach
Egal, ich kann nicht mehr, bin ja auch bei Kilometer 25,7 (plus 1-2 Kilometer Umweg). Ich falle erst mal auf die Bank vor der Hütte packe nach 15 Minuten das Zelt aus.
Einer Eingebung folgend, versuche ich das Zelt in die Hütte zu quetschen. Das geht gerade so. Der Himmel wird schon wieder ziemlich grau, vielleicht kommt ja noch mehr Regen.
Jetzt gibt’s aber erst mal etwas zu essen. Hier wächst ein wunderbarer Breitwegerich mit riesigen Blättern. Das gibt eine tolle Gemüsebeilage für meine Wok-Nudeln in „brauner Sauce“ aus dem Bioladen und getrockneten Austernpilzen. Rotwein habe ich natürlich auch wieder dabei.
Ach ja, das Leben ist schön.
Eigentlich müssten die beiden Französinnen noch vorbeikommen, wenn sie wirklich bis Obersteinbach wollen (was fast 30 Kilometer wären). Außer einem Paar mit zwei kläffenden freilaufenden Hunden, die es nicht für nötig halten, zu grüßen, taucht aber niemand mehr auf.
Gegen 21:00 Uhr („Hikers midnight“) verschwinde ich ins Zelt.
Kommentar