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Länder : Spanien & Andorra - und ein ganz klein wenig Frankreich
Region : Pyrenäen, Norden Spaniens
Reisezeit : 27. Juli – 27. August 2020
Startpunkt GR11: El Pont de Suert
Endpunkt GR11: Cap de Creus
Ausgeplänkel: Vom Cap de Creus nach Cadaques
Von El Port de la Selva zum Cap de Peyrefite (FR)
Wandertage : 29 - davon 27 auf dem GR11
Kilometer : ca 472,3 - davon 446,5 km GR11
GR11 auch für Wander.innen 😉
2020 – das „Coronajahr“
Belgien als einer der schlechtesten Schüler Europas riegelt sich ab und sperrt alle aus. Und die Belgier ein. So was, ich wollte doch in diesem Jahr auf dem GR11 bis zum Mittelmeer weiterlaufen ...
Bis kurz vorm Sommer, eigentlich bis kurz vor meiner Abfahrt Ende Juli frage ich mich, ob und wie das ganze gehen wird... Egal – sobald klar ist, dass Reisen wieder erlaubt sind, stellt sich die Hoffnung ein. Ich reserviere ein Zugticket. Besser gesagt zwei: eines hin, eines zurück – zum ersten Mal auch eines zurück. Sicher ist sicher.
Da ich recht viel Zeit habe, möchte ich auch die Zubringer-Etappen zum „eigentlichen“ GR11 – wie im Buch des Rother Verlags beschrieben – wandern. Und ich plane ein, mehr bzw. so viele Nächte wie möglich im Zelt zu schlafen. Daher packe ich statt Gatewood Cape diesmal mein „richtiges“ Zelt ein. Dazu meine Powerbank und zum Testen mein „Mini“-Sonnenpaneel. Ach, und einen neuen Fotoapparat habe ich auch. Resultat: Mein Rucksack ist (oder scheint) wesentlich schwerer als sonst.
Mo. 27.7. und Di. 28.7. : eine Anfahrt in vielen Etappen: Brüssel - Simorre (Nähe Toulouse); Simorre - Saint-Gaudens - Vielha - El Pont de Suert
Am 27. Juli steige ich in Brüssel in den Zug, reise nach Südfrankreich und lege bei Freunden einen kurzen Zwischenstopp ein. Am nächsten Tag bringen sie mich nach Saint-Gaudens. Ab dort beginnt der eigentliche Trip in die Pyrenäen.
Mit einem Überlandbus fahre ich von Saint-Gaudens bis Les, das direkt hinter der spanischen Grenze liegt. Ich bin einziger Passagier. Der, wie sich herausstellt, sehr gläubige Busfahrer erzählt die ganze Fahrt über. Über Corona. Über die Hochzeit seines Sohnes, die er schon einmal verschieben musste. Und jetzt, ja, jetzt wird sie stattfinden, koste es, was wolle. Übrigens: Jesus lebt. Und der Weltuntergang ist nah. Oder zumindest der Untergang der Menschheit. Es fängt ja schon an, diese Epidemie...
Mit halbem Ohr bin ich bei ihm, mit halbem Auge betrachte ich die vorüberziehende Landschaft, bis wir in Les ankommen.
In dem winzigen Ort - wirklich viel ist hier nicht zu sehen - schlendere ich ein wenig herum, bevor der spanische Linienbus endlich nach Vielha startet.
Die Busfahrerin, eine stille und konzentrierte Frau, gibt lediglich hier und da Anweisungen und erinnert alle Passagieren akribisch daran, ihren Mund- und Nasenschutz korrekt zu tragen. Auch eine einsteigende Jugendgruppe. Spanien war ein noch schlechterer Schüler als Belgien...
Vielha. Auch hier gilt es, ein paar Stunden zu überbrücken. Im Gegensatz zum letzten Jahr sind sehr wenige Menschen unterwegs. Ich erkenne die quirlige und quicklebendige Stadt kaum wieder. Statt durch die Gegend zu streifen, entscheide ich mich für eine Terrasse und genieße mein erstes Zitronenbier, eine „clara de limon“. Köstlich. Die schon schräger stehenden Sonnenstrahlen prosten mir zu.
Für eine spanische Stadt im Hochsommer ziemlich ausgestorben...Vielha
Sehr zeitig stehe ich wieder an der Bushaltestelle, wo normalerweise der Bus des Nationalparks hält. Zumindest hoffe ich das – ganz schlau werde ich nicht aus den Zettelchen, die dort hängen... Die offizielle Abfahrtszeit ist schon um einiges überschritten und immer noch kein Bus in Sicht; allerdings stehen mittlerweile an der Haltestelle zwei jüngere Männer mit Rucksack. Ja, sie wollen heute noch mit dem „Nationalparkbus“ nach Boï. Perfekt! Die Richtung stimmt.
Tatsächlich kommt er dann angefahren und lässt uns einsteigen, uns drei Wanderer mit Gepäck. Klappt doch alles wie am Schnürchen.
In El Pont de Suert. meinem Ziel für heute, steige ich aus und frage in einem der Hostals an der Hauptstraße nach einem Zimmer. Das bekomme ich. Frühstück gebe es zwar nicht, aber die Bar nebenan mache früh auf!
El Pont de Suert – auch hier pulsiert gerade nicht wirklich das Leben...
Ich streife in der kleinen Stadt mit dem alten Stadtkern noch etwas umher und lasse mich später auf der Terrasse eines Restaurants nieder, um einen raffiniert aussehenden – und unglaublich leckeren - Salatteller zu essen, der hervorragend mit dem kühlen Rosé harmoniert. Am Tisch neben mir installiert sich der Stadtgärtner mit Feierabendbierchen und Feierabendzigarette. Wir sprechen ein paar Worte miteinander, dann hüpft er über die Hecke und kommt kurz danach mit einem wohlriechenden kleinen Blumen- und Kräuterstrauß zurück, den er mir hinhält. Aus „seinen“ Beeten. Gracias. Welch eine überraschende Geste.
Zeit zu gehen. Ich möchte morgen früh ausgeschlafen und vor allem früh loswandern!
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