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Wegweiser zu den verschiedenen Fahrten:
Auf der Oder von Steinau a.d.O. nach Neusalz, Ostern 2019
Die erste Paddeltour in diesem Jahr führt uns wieder auf die Oder in Polen. Anstrengend durfte es nicht sein, Andrea hat gerade eine schwere Operation hinter sich und ist noch krankgeschrieben, und all die kleineren Flüsse hier im Osten hatten wegen der seit letztem Jahr anhaltenden Trockenheit viel zu wenig Wasser. Natürlich reizt uns auch, einen neuen Oder-Abschnitt kennenzulernen. Letztes Jahr paddelte ich von Neusalz bis Crossen, vor 2 Jahren waren wir auf der Oder von Crossen bis Frankfurt, vor 4 Jahren von Frankfurt bis Küstrin, und vor >20 Jahren in den polnischen Oderpoldern oberhalb von Stettin.
Ansonsten ist alles wie gehabt. Wir wählen den großen Ally, den 16.5’ Tour, das robuste Staika anstelle des MSR Freelite 3, welches Andrea letzten Sommer in Sibirien nicht so recht gefallen wollte, und das erste Mal bin ich mit meiner neuen Expeditionskamera auf dem Wasser unterwegs, der Sony RX10M4. Was es da alles an Einstellmöglichkeiten zu wählen gibt, oi oi oi. Wenigstens muss ich keine Objektive wechseln, es ist alles fest verbunden und ich kann im KB-Brennweitenbereich 24-600mm zoomen. Davon habe ich schon jahrelang geträumt. Im Umgang mit dieser Kamera habe ich aber offensichtlich noch viel zu lernen, noch nie hatte ich so viel Ausschuss wie auf dieser Tour. So habe ich für diesen Bericht nur 155 von 528 Fotos ausgewählt.
Die Wettervorhersage ist phantastisch und Spritzdecke, Schirme und Regenklamotten bleiben gleich zu Hause.
Steinau liegt insofern sehr günstig, weil man von mehreren unterhalb liegenden Orten wie Glogau/Głogów, Beuthen a.d.O./Bytom Odrzański und Neusalz/Nowa Sól mehrfach täglich mit der Bahn hierher zurück kommt. Früher hätten wir unterhalb des bisher letzten Wehres/Schleuse in Dyhernfurth/Brzeg Dolny eingesetzt, auch da wäre man gut mit dieser Bahn hingekommen, aber diese Zeit ist mit einer kürzlich neu hinzugekommenen Staustufe vorbei. 32km oberhalb von Steinau ist 2018 ein neues Wehr mit Schleuse in Betrieb genommen worden (Maltsch/Malczyce), wo unklar ist, wie es zZ passiert werden kann. Maltsch hat zwar ebenfalls einen Bahnhof, jedoch gibt es viel seltener günstige Verbindungen, da man umsteigen müsste.
Tag 1, Karfreitag 19. April 2019
½10 fahren wir los. Der Routenplaner avisiert uns auf der kürzesten Route 282 km bis Steinau a.d.O., polnisch Ścinawa. 60km weiter liegt Breslau/Wrocław, das wirtschaftliche Zentrum Niederschlesiens. Der Zusatz “an der Oder” ist wichtig, wenn man sich vor Augen hält, dass es 17 Orte mit dem Namen Steinau gibt. 8 davon liegen heute noch in Deutschland, 7 in Polen, und je einer in der Tschechei und Russland.
Gegen 2 kommen wir in Steinau a.d.O. an. Ein besonderes Schmuckstück ist der Ort nicht. Am Ende des WK2 wurde die Stadt gegen die vorrückende Rote Armee erbittert verteidigt. In den Kämpfen wurden 75% der Bebauung zerstört. Das örtliche Schloss aus dem 19. Jhdt wurde dem Erdboden gleichgemacht, vom Rathaus blieb nur der Turm erhalten. Nach dem Krieg wurden die Deutschen vertrieben und Polen und Ukrainer angesiedelt. Die Bevölkerungszahl hat bis heute den Vorkriegsstand nicht wieder erreicht.
Wir fahren schnurstracks zur Marina kajakowa, wie sie auf Google Maps ausgewiesen ist. Hier können wir gut den Faltcanadier aufbauen.
½5 sind wir fertig und ich fahre das jetzt leere Auto auf einen Wohngebietsparkplatz in der Nähe des Bahnhofs, wo es bis Montag stehen bleiben soll.
Doch nun zurück zum Aufbauplatz. Die Oder bietet einen schockierenden Anblick. Die Trockenheit der letzten Monate war mir zwar bewusst, aber ich hätte nicht mit so extrem wenig Wasser gerechnet. Die Ufer bestehen zurzeit größtenteils aus verschlammten Kiesbänken, die Buhnenfelder enthalten kaum noch Wasser. Der Oderhafen ist trockengefallen, nur noch schlammiger Grund. Die 3 Motorboote am Steg (Statek ŁĘGOWA DAMA) schwimmen zT auch nicht mehr richtig und stecken im Schlamm fest. Aber immerhin, der Oder-Strohm selbst fließt noch und wird unser kleines Bötchen bestimmt bis nach Neusalz tragen.
An der Einsatzstelle liegt der ufernahe, hier kiesige Flussgrund ebenfalls frei. Der Kies gibt unter den Füßen nach und der Schlamm bleibt in dicker Schicht an den Schuhen hängen.
Kurz vor 5 setzen wir uns in Bewegung, auf geht es. Trotz der schwachen Strömung kommen wir auf ~7km/h. Leider schwächelt mein Tachometer etwas. Ok, die momentane Geschwindigkeit wird meist korrekt angezeigt, aber die Uhrzeit überhaupt nicht mehr und es stürzt erstmals in seiner langen Lebenszeit öfter mal ab. Ich denke, mein Holux M-241 hat den GPS-Weekrollover nicht schadlos überstanden. Mit einer angepassten Firmware kann ich wohl nicht mehr rechnen, schade.
Nach wenigen hundert Metern verlieren sich die Stadtgeräusche und man ist in der Natur. Nur noch Vogelrufe und Wind, nur ganz selten in der Ferne ein Auto, Trecker, Motorrad oder Dorfköter. Das ist das tolle hier in Polen, so nah an Deutschland weitläufig diese Ruhe. In Polen ist Karfreitag übrigens ein ganz normaler Arbeitstag, kein Feiertag wie bei uns.
Ein Teil der Bäume treibt bereits aus und zeigt sich in frischem Grün, ein anderer Teil steht noch grau im Winterkleid da.
Der Wind kommt aus Nordost und bläst uns entgegen.
Sehr erstaunlich finde ich, dass selbst wir als Kanuten mitten im Hauptstrom aufpassen müssen, nicht auf flache Sandbänke aufzulaufen. Man muss sich diese Flachstellen als Unterwasser-Dünen vorstellen, die langsam in Stromrichtung wandern und immer wieder neu bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Zum Glück sieht man diese Stellen schon aus der Entfernung am Strömungsbild und Kräuselungen der Wasseroberfläche.
Nach 1½h und knapp 9km legen wir an und schauen nach einer geeigneten Zeltstelle.
In diesem schönen Eichenhain ist der grasbestandene Boden immer wieder von Wildschweinen umgewühlt worden und es findet sich kein ebenes Fleckchen für das Zelt. So ziehen wir eine Buhne weiter bis an den Rand des Eichenhaines. Dort beginnt eine Wirtschaftswiese und es ist eine schwache Fahrspur im Gras zu erkennen, auf der es sich gut zelten lässt.
Eine Feuerstelle gibt es auch bereits. Das Holz an den Bäumen und sogar das reichlich am Boden liegende ist knochentrocken. Als Zündhilfe beschränke ich mich während der gesamten Ostertour auf das trockene Gras vom Vorjahr, welches zZ noch das frische Grün überragt. Ein kurzer Flammstoß aus dem Feuerzeug, und es steht in Flammen. So easy zündet das alles, perfekt. Sonst hatte ich immer noch Grillanzünder zur Starthilfe dabei.
Ganz alleine bleiben wir hier nicht. 2 Buben und ein Mädel kommen abends noch aus dem 1km entfernten Dorf Budków herangeschlendert, grüßen freundlich und angeln ein Stündchen vorne auf dem Buhnenkopf. Früher hieß das Dorf Eichdamm und noch früher Bautke (Bilder1, Bilder2).
Zu den perfekten Wetterbedingungen kommt auf dieser Ostertour noch der nahezu Vollmond, der so hell strahlt, dass der Gebrauch der Stirnlampe selbst im Zelt überflüssig ist.
Dieses Bild vom aufgehenden Mond ist ziemlich überbelichtet (ISO100, F3.5, 13s Belichtungszeit). In Wirklichkeit ist es dunkler.
Wegweiser zu den verschiedenen Fahrten:
- 19.-22. April 2019, Ostern
- 27. April - 1. Mai 2024
Auf der Oder von Steinau a.d.O. nach Neusalz, Ostern 2019
Die erste Paddeltour in diesem Jahr führt uns wieder auf die Oder in Polen. Anstrengend durfte es nicht sein, Andrea hat gerade eine schwere Operation hinter sich und ist noch krankgeschrieben, und all die kleineren Flüsse hier im Osten hatten wegen der seit letztem Jahr anhaltenden Trockenheit viel zu wenig Wasser. Natürlich reizt uns auch, einen neuen Oder-Abschnitt kennenzulernen. Letztes Jahr paddelte ich von Neusalz bis Crossen, vor 2 Jahren waren wir auf der Oder von Crossen bis Frankfurt, vor 4 Jahren von Frankfurt bis Küstrin, und vor >20 Jahren in den polnischen Oderpoldern oberhalb von Stettin.
Ansonsten ist alles wie gehabt. Wir wählen den großen Ally, den 16.5’ Tour, das robuste Staika anstelle des MSR Freelite 3, welches Andrea letzten Sommer in Sibirien nicht so recht gefallen wollte, und das erste Mal bin ich mit meiner neuen Expeditionskamera auf dem Wasser unterwegs, der Sony RX10M4. Was es da alles an Einstellmöglichkeiten zu wählen gibt, oi oi oi. Wenigstens muss ich keine Objektive wechseln, es ist alles fest verbunden und ich kann im KB-Brennweitenbereich 24-600mm zoomen. Davon habe ich schon jahrelang geträumt. Im Umgang mit dieser Kamera habe ich aber offensichtlich noch viel zu lernen, noch nie hatte ich so viel Ausschuss wie auf dieser Tour. So habe ich für diesen Bericht nur 155 von 528 Fotos ausgewählt.
Die Wettervorhersage ist phantastisch und Spritzdecke, Schirme und Regenklamotten bleiben gleich zu Hause.
Steinau liegt insofern sehr günstig, weil man von mehreren unterhalb liegenden Orten wie Glogau/Głogów, Beuthen a.d.O./Bytom Odrzański und Neusalz/Nowa Sól mehrfach täglich mit der Bahn hierher zurück kommt. Früher hätten wir unterhalb des bisher letzten Wehres/Schleuse in Dyhernfurth/Brzeg Dolny eingesetzt, auch da wäre man gut mit dieser Bahn hingekommen, aber diese Zeit ist mit einer kürzlich neu hinzugekommenen Staustufe vorbei. 32km oberhalb von Steinau ist 2018 ein neues Wehr mit Schleuse in Betrieb genommen worden (Maltsch/Malczyce), wo unklar ist, wie es zZ passiert werden kann. Maltsch hat zwar ebenfalls einen Bahnhof, jedoch gibt es viel seltener günstige Verbindungen, da man umsteigen müsste.
Tag 1, Karfreitag 19. April 2019
½10 fahren wir los. Der Routenplaner avisiert uns auf der kürzesten Route 282 km bis Steinau a.d.O., polnisch Ścinawa. 60km weiter liegt Breslau/Wrocław, das wirtschaftliche Zentrum Niederschlesiens. Der Zusatz “an der Oder” ist wichtig, wenn man sich vor Augen hält, dass es 17 Orte mit dem Namen Steinau gibt. 8 davon liegen heute noch in Deutschland, 7 in Polen, und je einer in der Tschechei und Russland.
Gegen 2 kommen wir in Steinau a.d.O. an. Ein besonderes Schmuckstück ist der Ort nicht. Am Ende des WK2 wurde die Stadt gegen die vorrückende Rote Armee erbittert verteidigt. In den Kämpfen wurden 75% der Bebauung zerstört. Das örtliche Schloss aus dem 19. Jhdt wurde dem Erdboden gleichgemacht, vom Rathaus blieb nur der Turm erhalten. Nach dem Krieg wurden die Deutschen vertrieben und Polen und Ukrainer angesiedelt. Die Bevölkerungszahl hat bis heute den Vorkriegsstand nicht wieder erreicht.
Wir fahren schnurstracks zur Marina kajakowa, wie sie auf Google Maps ausgewiesen ist. Hier können wir gut den Faltcanadier aufbauen.
½5 sind wir fertig und ich fahre das jetzt leere Auto auf einen Wohngebietsparkplatz in der Nähe des Bahnhofs, wo es bis Montag stehen bleiben soll.
Doch nun zurück zum Aufbauplatz. Die Oder bietet einen schockierenden Anblick. Die Trockenheit der letzten Monate war mir zwar bewusst, aber ich hätte nicht mit so extrem wenig Wasser gerechnet. Die Ufer bestehen zurzeit größtenteils aus verschlammten Kiesbänken, die Buhnenfelder enthalten kaum noch Wasser. Der Oderhafen ist trockengefallen, nur noch schlammiger Grund. Die 3 Motorboote am Steg (Statek ŁĘGOWA DAMA) schwimmen zT auch nicht mehr richtig und stecken im Schlamm fest. Aber immerhin, der Oder-Strohm selbst fließt noch und wird unser kleines Bötchen bestimmt bis nach Neusalz tragen.
An der Einsatzstelle liegt der ufernahe, hier kiesige Flussgrund ebenfalls frei. Der Kies gibt unter den Füßen nach und der Schlamm bleibt in dicker Schicht an den Schuhen hängen.
Kurz vor 5 setzen wir uns in Bewegung, auf geht es. Trotz der schwachen Strömung kommen wir auf ~7km/h. Leider schwächelt mein Tachometer etwas. Ok, die momentane Geschwindigkeit wird meist korrekt angezeigt, aber die Uhrzeit überhaupt nicht mehr und es stürzt erstmals in seiner langen Lebenszeit öfter mal ab. Ich denke, mein Holux M-241 hat den GPS-Weekrollover nicht schadlos überstanden. Mit einer angepassten Firmware kann ich wohl nicht mehr rechnen, schade.
Nach wenigen hundert Metern verlieren sich die Stadtgeräusche und man ist in der Natur. Nur noch Vogelrufe und Wind, nur ganz selten in der Ferne ein Auto, Trecker, Motorrad oder Dorfköter. Das ist das tolle hier in Polen, so nah an Deutschland weitläufig diese Ruhe. In Polen ist Karfreitag übrigens ein ganz normaler Arbeitstag, kein Feiertag wie bei uns.
Ein Teil der Bäume treibt bereits aus und zeigt sich in frischem Grün, ein anderer Teil steht noch grau im Winterkleid da.
Der Wind kommt aus Nordost und bläst uns entgegen.
Sehr erstaunlich finde ich, dass selbst wir als Kanuten mitten im Hauptstrom aufpassen müssen, nicht auf flache Sandbänke aufzulaufen. Man muss sich diese Flachstellen als Unterwasser-Dünen vorstellen, die langsam in Stromrichtung wandern und immer wieder neu bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Zum Glück sieht man diese Stellen schon aus der Entfernung am Strömungsbild und Kräuselungen der Wasseroberfläche.
Nach 1½h und knapp 9km legen wir an und schauen nach einer geeigneten Zeltstelle.
In diesem schönen Eichenhain ist der grasbestandene Boden immer wieder von Wildschweinen umgewühlt worden und es findet sich kein ebenes Fleckchen für das Zelt. So ziehen wir eine Buhne weiter bis an den Rand des Eichenhaines. Dort beginnt eine Wirtschaftswiese und es ist eine schwache Fahrspur im Gras zu erkennen, auf der es sich gut zelten lässt.
Eine Feuerstelle gibt es auch bereits. Das Holz an den Bäumen und sogar das reichlich am Boden liegende ist knochentrocken. Als Zündhilfe beschränke ich mich während der gesamten Ostertour auf das trockene Gras vom Vorjahr, welches zZ noch das frische Grün überragt. Ein kurzer Flammstoß aus dem Feuerzeug, und es steht in Flammen. So easy zündet das alles, perfekt. Sonst hatte ich immer noch Grillanzünder zur Starthilfe dabei.
Ganz alleine bleiben wir hier nicht. 2 Buben und ein Mädel kommen abends noch aus dem 1km entfernten Dorf Budków herangeschlendert, grüßen freundlich und angeln ein Stündchen vorne auf dem Buhnenkopf. Früher hieß das Dorf Eichdamm und noch früher Bautke (Bilder1, Bilder2).
Zu den perfekten Wetterbedingungen kommt auf dieser Ostertour noch der nahezu Vollmond, der so hell strahlt, dass der Gebrauch der Stirnlampe selbst im Zelt überflüssig ist.
Dieses Bild vom aufgehenden Mond ist ziemlich überbelichtet (ISO100, F3.5, 13s Belichtungszeit). In Wirklichkeit ist es dunkler.
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