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Nachdem ich in den letzten Jahren fast ausschließlich in USA und Australien unterwegs war, hatte ich dieses Jahr mal so richtig Lust, wieder mal durch Deutschland zu laufen. Zwischen zwei anderen Touren hatte ich knapp 6 Wochen von Mitte April bis Ende Mai Zeit. Start- und Zielpunkt waren durch Besuche bei Freunden vorgegeben: Ich wollte in Waldshut an der deutsch-schweizerischen Grenze starten und so weit wie möglich zu Heron nach Krems laufen, mindestens aber bis Passau und zur österreichischen Grenze.
Bisher war ich meist bestehende Langstreckenwege gelaufen, bei denen ich nicht viel Planungsvorbereitung hatte. Selbst bei den langen Trails in USA wie AT, PCT oder CDT musste ich mir nur die entsprechenden Führer und das Kartenset kaufen. Für diese Tour aber musste ich mir zum ersten Mal eine lange Strecke selbst zusammenstellen. Letztendlich stellte sich das ganze einfacher heraus, als gedacht. Auf www.wanderbares-deutschland.de konnte ich auf der Landkarte sehen, welche bestehenden Langstreckenwanderwege existieren und mir so durch Kombination bestehender Wege meine eigene Route zusammenstückeln. Zu meinem großen Erstaunen ergab sich dabei nur eine Lücke von 20 km, die ich aber auch durch einen obskuren lokalen Wanderweg schließen konnte. Die entsprechenden GPX tracks fand ich fast komplett auf www.wanderkompass.de. So konnte ich mir jede Menge Geld für Wanderkarten sparen: Ich hatte die gesamte Strecke als Track auf meinem GPS und für die einzelnen Langstreckenwege Wanderführer und/oder Streifenkarten. Nachdem ich noch im Internet nach Nachschubmöglichkeiten für Proviant und Gaskartuschen recherchiert hatte, konnte es dann losgehen.
Den genauen Bericht mit Photos über diese Wanderung findet ihr in meinem Blog.
http://christine-on-big-trip.blogspot.com/search/label/German%20hikes
Dieser ausführliche Bericht wäre hier zu lang, und so möchte ich nur kurz meine Eindrücke von den einzelnen Teilstrecken wiedergeben:
Schwarzwald: Mittelweg bis St.Georgen und dann auf dem Querweg nach Rottweil
Hier fand ich meinen bisherigen Eindruck vom Schwarzwald von früheren Wanderungen auf dem Westweg und dem Kandelweg bestätigt. Der Schwarzwald ist immer noch von Sturmschäden und Umwelteinflüssen stark mitgenommen und obwohl zwar ganz nett, gibt es in Deutschland schönere Waldgebiete. Auch die Ortschaften fand in oft nicht sehr schön und meist „über-touristisiert“. Zudem gab es überraschend viel Asphalt und Straßennähe auf diesem Abschnitt des Mittelwegs. Insgesamt war dieser Abschnitt ganz ok, gut markiert und ohne große Probleme – aber ein besonderes Highlight war er nicht.
Schwäbische Alb: Schwäbische Alb Nordrandweg:
Um es gleich vorwegzunehmen, dieser lange Teil meiner Wanderung war ein absolutes Highlight. Ich werde nie vergessen, wie ich nach dem Aufstieg von Rottweil aus auf dem Plettenberg ankam und zum ersten Mal die grandiose Aussicht von der Schwäbischen Alb herunter hatte. Und da der Nordrandweg fast immer an der Albkante entlang führt, konnte ich diese tolle Aussicht viele Tage lang genießen. Dazu kam, dass es an der Albkante entlang ausgedehnte Waldgebiete gibt, so dass selbst das Wildzelten sehr einfach war. Natürlich gab es dann auch noch zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie die Burg Liechtenstein, die Nebelhöhe und das Freilichtmuseum in Beuren in Wegesnähe. Auch hatte ich für diesen Streckenabschnitt mit der sehr preisgünstige Streifenkarte des Landesamtes auch noch das beste Kartenmaterial. Ich habe nur nicht verstanden, warum der Nordrandweg nicht populärer ist. Ich habe unterwegs zwar viele Tageswanderer und Unmengen von Mountainbikern getroffen, aber nur ein einziges Paar, das mehrere Tage am Stück auf dem HW 1 unterwegs war. Der Nordrandweg scheint mir also ein sehr gut gehütetes Geheimnis zu sein...
Franken: Frankenweg und Jurasteig
Ich war den kompletten Frankenweg schon mal vor ein paar Jahren gelaufen und sowohl damals wie dieses Mal hat er mir ausgesprochen gut gefallen. Sicherlich ist er nicht so „spektakulär“ wie die Albkante, aber ungemein abwechslungsreich mit vielen interessanten kleinen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Von Wallfahrtskirchen mit Innenbrunnen (Maria Brünnlein in Wemding) bis zum Frühgeschichtlichen Museum in Thalmässing) gibt es jede Menge zu entdecken. Dabei ist der Weg gut markiert (publicis Karte war völlig ausreichend) und es gibt ausreichend Wald zum einfachen Wildzelten. Ich bin nur ein kurzes Verbindungsstück auf dem Jurasteig gelaufen, so dass ich hierzu nicht so viel sagen kann. Den Frankenweg hingegen kann ich uneingeschränkt empfehlen.
Oberpfalz: Jakobsweg
Diese Teilstrecke stellte in der Planung das größte Problem dar, da sich zunächst so gar kein Verbindungsweg zwischen Frankenweg und Goldsteig finden lassen wollte. Vor dem Jakobsweg bin ich sehr lange zurückgeschreckt, da ich viel Asphaltstrecke und schlechte Markierung vermutete. Umso positiver war ich von der Realität überrascht: Sehr nette Strecke mit wenig Straßenanteil, vernünftige Markierungen und schöne Streckenführung, die mir noch mehr skurrile Wallfahrtskirchen und Kreuzwege bescherte.
Bayerischer Wald: Goldsteig
Vor einigen Jahren war ich bereits die Kammvariante des Goldsteig gelaufen, so dass ich dieses Mal die etwas tiefergelegene Südvariante probieren wollte. Dabei habe ich ein relativ unbekanntes Wandergebiet entdeckt. Während sich auf der Nordroute auf den Hochkämmen des Bayerischen Waldes mit seinen Tausendern sehr viele Wanderer tummeln, war ich auf der Südroute stets allein unterwegs und habe kaum andere Wanderer getroffen. Zu Unrecht wie ich finde. Die Südroute ist zwar nicht so spektakulär wie die Kammvariante, aber wirklich sehr schön und vor allem das letzte Teilstück entlang der Ilz bis nach Passau ist ein echtes Highlight. Und Passau ist eine tolle Stadt für ein paar entspannte Ruhetage.
Österreich: Donausteig
In Passau war ich nun am Ende meines „Pflichtprogramms“ angekommen, hatte nun aber noch ein paar Tage Zeit, um heron in Krems noch ein bisschen entgegenzulaufen. Und das wollte ich auf dem mit großem Mediengetümmel gerade neu eröffneten Donausteig tun. Da ich 2008 schon mal den Donauradweg geradelt war, freute ich mich nun auf einen Vergleich. Für mich war der Donausteig ein bisschen viel Rauch um wenig Feuer. Die Gegend an beiden Donauufern ist erwartungsgemäß natürlich stark besiedelt und so haben sich die Wegeplaner sehr schwer getan, naturbelassene Strecken zu finden. Der Donausteig wird zu fast einem Drittel über asphaltierte Straßen und Wege geführt – der höchste Asphaltanteil meiner gesamten Wanderung. Anscheinend vom überwältigendem Erfolg des Donauradweges inspiriert, haben die Wegeplaner den Donausteig wohl etwas überdimensioniert. Designer-Rastplätze, gestylte Infotafeln mit irgendwelchen skurrilen lokalen Mythen und Markierungen an jedem zweiten Baum – dafür kein einziger Wanderer weit und breit unterwegs.... Dafür gab es dann im Linzer Stadtgebiet überhaupt keine Markierungen mehr, was zu argen Navigationsproblemen führte. Dafür war Linz ein sehr würdiger Abschlusspunkt meiner Wanderung. Auch das Wildzelten gestaltete sich am Donausteig ausgesprochen schwierig, da nur sehr wenig Wald und der dann auch noch an den Donauhängen nur am Steilhang. Ich kann den Donausteig nur sehr bedingt empfehlen – vor allem wegen des hohen Asphaltanteils. Wenn es nicht unbedingt die Donau sein muss, dann würde ich lieber woanders in mehr Natur wandern gehen.
Auf meiner ganzen ca. 1.200 km langen Wanderung gab es eigentlich nur ein einziges ernsthaftes Problem: Zecken!!!! Ich wurde von ihnen förmlich überfallen und musste an einigen Tagen bis zu 30 Stück von mir runterpuhlen, die sich auch schon festgebissen hatten. Mir wurde es dann so unheimlich, dass ich mich zu einem Landarzt begeben habe und eine prophylaktische Antibiotika-Kur bekam. Noch nie in meiner ganzen Wanderlaufbahn hatte ich ein solches Zeckenproblem und kann nur hoffen, dass dies dem ausgesprochen sonnigen Frühjahrswetter zuzuschreiben war und nicht neuer deutscher Wanderalltag ist.
Fazit: Obwohl ich keine sehr grossen Erwartungen in diese Wanderung gesetzt hatte, entpuppte sich dieser Trip als ein echtes Highlight. Die Route war fantastisch und ich würde kein einziges Teilstück umplanen. Deutschland ist ein tolles Wanderland – auch für low-budget Langstreckentouren.
Bisher war ich meist bestehende Langstreckenwege gelaufen, bei denen ich nicht viel Planungsvorbereitung hatte. Selbst bei den langen Trails in USA wie AT, PCT oder CDT musste ich mir nur die entsprechenden Führer und das Kartenset kaufen. Für diese Tour aber musste ich mir zum ersten Mal eine lange Strecke selbst zusammenstellen. Letztendlich stellte sich das ganze einfacher heraus, als gedacht. Auf www.wanderbares-deutschland.de konnte ich auf der Landkarte sehen, welche bestehenden Langstreckenwanderwege existieren und mir so durch Kombination bestehender Wege meine eigene Route zusammenstückeln. Zu meinem großen Erstaunen ergab sich dabei nur eine Lücke von 20 km, die ich aber auch durch einen obskuren lokalen Wanderweg schließen konnte. Die entsprechenden GPX tracks fand ich fast komplett auf www.wanderkompass.de. So konnte ich mir jede Menge Geld für Wanderkarten sparen: Ich hatte die gesamte Strecke als Track auf meinem GPS und für die einzelnen Langstreckenwege Wanderführer und/oder Streifenkarten. Nachdem ich noch im Internet nach Nachschubmöglichkeiten für Proviant und Gaskartuschen recherchiert hatte, konnte es dann losgehen.
Den genauen Bericht mit Photos über diese Wanderung findet ihr in meinem Blog.
http://christine-on-big-trip.blogspot.com/search/label/German%20hikes
Dieser ausführliche Bericht wäre hier zu lang, und so möchte ich nur kurz meine Eindrücke von den einzelnen Teilstrecken wiedergeben:
Schwarzwald: Mittelweg bis St.Georgen und dann auf dem Querweg nach Rottweil
Hier fand ich meinen bisherigen Eindruck vom Schwarzwald von früheren Wanderungen auf dem Westweg und dem Kandelweg bestätigt. Der Schwarzwald ist immer noch von Sturmschäden und Umwelteinflüssen stark mitgenommen und obwohl zwar ganz nett, gibt es in Deutschland schönere Waldgebiete. Auch die Ortschaften fand in oft nicht sehr schön und meist „über-touristisiert“. Zudem gab es überraschend viel Asphalt und Straßennähe auf diesem Abschnitt des Mittelwegs. Insgesamt war dieser Abschnitt ganz ok, gut markiert und ohne große Probleme – aber ein besonderes Highlight war er nicht.
Schwäbische Alb: Schwäbische Alb Nordrandweg:
Um es gleich vorwegzunehmen, dieser lange Teil meiner Wanderung war ein absolutes Highlight. Ich werde nie vergessen, wie ich nach dem Aufstieg von Rottweil aus auf dem Plettenberg ankam und zum ersten Mal die grandiose Aussicht von der Schwäbischen Alb herunter hatte. Und da der Nordrandweg fast immer an der Albkante entlang führt, konnte ich diese tolle Aussicht viele Tage lang genießen. Dazu kam, dass es an der Albkante entlang ausgedehnte Waldgebiete gibt, so dass selbst das Wildzelten sehr einfach war. Natürlich gab es dann auch noch zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie die Burg Liechtenstein, die Nebelhöhe und das Freilichtmuseum in Beuren in Wegesnähe. Auch hatte ich für diesen Streckenabschnitt mit der sehr preisgünstige Streifenkarte des Landesamtes auch noch das beste Kartenmaterial. Ich habe nur nicht verstanden, warum der Nordrandweg nicht populärer ist. Ich habe unterwegs zwar viele Tageswanderer und Unmengen von Mountainbikern getroffen, aber nur ein einziges Paar, das mehrere Tage am Stück auf dem HW 1 unterwegs war. Der Nordrandweg scheint mir also ein sehr gut gehütetes Geheimnis zu sein...
Franken: Frankenweg und Jurasteig
Ich war den kompletten Frankenweg schon mal vor ein paar Jahren gelaufen und sowohl damals wie dieses Mal hat er mir ausgesprochen gut gefallen. Sicherlich ist er nicht so „spektakulär“ wie die Albkante, aber ungemein abwechslungsreich mit vielen interessanten kleinen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Von Wallfahrtskirchen mit Innenbrunnen (Maria Brünnlein in Wemding) bis zum Frühgeschichtlichen Museum in Thalmässing) gibt es jede Menge zu entdecken. Dabei ist der Weg gut markiert (publicis Karte war völlig ausreichend) und es gibt ausreichend Wald zum einfachen Wildzelten. Ich bin nur ein kurzes Verbindungsstück auf dem Jurasteig gelaufen, so dass ich hierzu nicht so viel sagen kann. Den Frankenweg hingegen kann ich uneingeschränkt empfehlen.
Oberpfalz: Jakobsweg
Diese Teilstrecke stellte in der Planung das größte Problem dar, da sich zunächst so gar kein Verbindungsweg zwischen Frankenweg und Goldsteig finden lassen wollte. Vor dem Jakobsweg bin ich sehr lange zurückgeschreckt, da ich viel Asphaltstrecke und schlechte Markierung vermutete. Umso positiver war ich von der Realität überrascht: Sehr nette Strecke mit wenig Straßenanteil, vernünftige Markierungen und schöne Streckenführung, die mir noch mehr skurrile Wallfahrtskirchen und Kreuzwege bescherte.
Bayerischer Wald: Goldsteig
Vor einigen Jahren war ich bereits die Kammvariante des Goldsteig gelaufen, so dass ich dieses Mal die etwas tiefergelegene Südvariante probieren wollte. Dabei habe ich ein relativ unbekanntes Wandergebiet entdeckt. Während sich auf der Nordroute auf den Hochkämmen des Bayerischen Waldes mit seinen Tausendern sehr viele Wanderer tummeln, war ich auf der Südroute stets allein unterwegs und habe kaum andere Wanderer getroffen. Zu Unrecht wie ich finde. Die Südroute ist zwar nicht so spektakulär wie die Kammvariante, aber wirklich sehr schön und vor allem das letzte Teilstück entlang der Ilz bis nach Passau ist ein echtes Highlight. Und Passau ist eine tolle Stadt für ein paar entspannte Ruhetage.
Österreich: Donausteig
In Passau war ich nun am Ende meines „Pflichtprogramms“ angekommen, hatte nun aber noch ein paar Tage Zeit, um heron in Krems noch ein bisschen entgegenzulaufen. Und das wollte ich auf dem mit großem Mediengetümmel gerade neu eröffneten Donausteig tun. Da ich 2008 schon mal den Donauradweg geradelt war, freute ich mich nun auf einen Vergleich. Für mich war der Donausteig ein bisschen viel Rauch um wenig Feuer. Die Gegend an beiden Donauufern ist erwartungsgemäß natürlich stark besiedelt und so haben sich die Wegeplaner sehr schwer getan, naturbelassene Strecken zu finden. Der Donausteig wird zu fast einem Drittel über asphaltierte Straßen und Wege geführt – der höchste Asphaltanteil meiner gesamten Wanderung. Anscheinend vom überwältigendem Erfolg des Donauradweges inspiriert, haben die Wegeplaner den Donausteig wohl etwas überdimensioniert. Designer-Rastplätze, gestylte Infotafeln mit irgendwelchen skurrilen lokalen Mythen und Markierungen an jedem zweiten Baum – dafür kein einziger Wanderer weit und breit unterwegs.... Dafür gab es dann im Linzer Stadtgebiet überhaupt keine Markierungen mehr, was zu argen Navigationsproblemen führte. Dafür war Linz ein sehr würdiger Abschlusspunkt meiner Wanderung. Auch das Wildzelten gestaltete sich am Donausteig ausgesprochen schwierig, da nur sehr wenig Wald und der dann auch noch an den Donauhängen nur am Steilhang. Ich kann den Donausteig nur sehr bedingt empfehlen – vor allem wegen des hohen Asphaltanteils. Wenn es nicht unbedingt die Donau sein muss, dann würde ich lieber woanders in mehr Natur wandern gehen.
Auf meiner ganzen ca. 1.200 km langen Wanderung gab es eigentlich nur ein einziges ernsthaftes Problem: Zecken!!!! Ich wurde von ihnen förmlich überfallen und musste an einigen Tagen bis zu 30 Stück von mir runterpuhlen, die sich auch schon festgebissen hatten. Mir wurde es dann so unheimlich, dass ich mich zu einem Landarzt begeben habe und eine prophylaktische Antibiotika-Kur bekam. Noch nie in meiner ganzen Wanderlaufbahn hatte ich ein solches Zeckenproblem und kann nur hoffen, dass dies dem ausgesprochen sonnigen Frühjahrswetter zuzuschreiben war und nicht neuer deutscher Wanderalltag ist.
Fazit: Obwohl ich keine sehr grossen Erwartungen in diese Wanderung gesetzt hatte, entpuppte sich dieser Trip als ein echtes Highlight. Die Route war fantastisch und ich würde kein einziges Teilstück umplanen. Deutschland ist ein tolles Wanderland – auch für low-budget Langstreckentouren.
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