[DE] Lichtenauer Grenzgang

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    • 13.04.2010
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    [DE] Lichtenauer Grenzgang

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Info
    Der Grenzgang ist ein ca. 70 Kilometer langer Rundwanderweg um die Stadt Hessisch Lichtenau. Der Weg orientiert sich dabei an der Gemeindegrenze. Er führt durch das waldreiche nordosthessische Bergland und beinhaltet unter anderem auch die Überquerung des Hohen Meißners. Er ist vollständig markiert und auf der Stadt gibt es Wanderkarten, die unter anderem auch den Wegverlauf des Grenzganges enthalten. Vor Jahren bin ich den Weg schon mal mit dem Mountainbike an einem Stück abgefahren und nun wollte ich ihn erwandern.

    Erster Tag
    Nach ein paar letzten Besorgungen ging es um zwölf Uhr los. Ich startete in Friedrichsbrück. Ich wollte den Weg gegen den Uhrzeigersinn laufen, damit ich zum Schluss als Highlight über den Hohen Meißner gehen konnte. Bevor es aber richtig los ging, kaufte ich mir zu guter letzt noch eine kleine "Ahle Wurscht" im Hofladen auf dem Biobetrieb im Ort. Ansonsten gibt es im Ort noch eine Gaststätte, die aber nur noch nach Anmeldung geöffnet hat. Ich folgte der Markierung des Weges, einem stilisiertem Haus, wie man es vom Zeichenspiel für Kinder "das ist das Haus vom Nikolaus" kennt. Die alten Kennzeichnungen waren noch sehr aufwendig, mit einem gelben Wappen mit schwarzer Umrandung mit roten Häuschen drauf, während die neuen nur noch aus einem gelben Häuschen bestanden.

    Das markante Wahrzeichen von Friedrichsbrück waren die beiden Windräder. Dies war immer sehr praktisch, weil man diese von mehreren Stellen auf der Tour sehen kann und somit wusste, was man schon geschafft hatte.

    Ich verließ Friedrichsbrück im Norden. Es ging zunächst auf einem schmalen Weg durch Fichtenforst und dann auf einem Forstweg entlang bis man zur Straße nach Helsa kam. Am Weg lag dabei eine kleine aber sehenswerte Heidefläche und man erlangte schon die ersten Ausblicke in die waldreiche Nordhessische Bergwelt.



    Der Weg führte dann kurz an der Straße entlang, bevor er wieder in den Buchenwald einbog. Dabei passierte man einen riesigen Kohlenbunker aus dem zweiten Weltkrieg. Vom benachbartem Hirschberg, dem zweithöchsten Berg im Naturpark Meißner Kaufunger Wald nach dem Meißner gelangte die Kohle mittels Seilbahn in den Bunker und wurde dort in Eisenbahnwagons umgefüllt. Diese brachten die Kohle nach Hirschhagen, eine der größten Munitionsfabriken des zweiten Weltkrieges. Neben dem Kohlenbunker gibt es noch zahlreiche weiter Hinterlassenschaften. In einem Teil sind heute Industriebetriebe angesiedelt. Man sagt sich die Amerikaner wollten alles sprengen, doch die Anlage war so groß, dass ihnen der Sprengstoff ausging.


    Es ging nun auf einem Forstweg durch den wunderbar herbstlichen Buchenwald. Erst bergab, dann wieder bergauf bis man zu einer kleinen Schutzhütte gelangte.


    Sicher ein schöner Platz für eine Rast, aber für mich noch zu früh. Man kam dann an Hirschhagen vorbei. Dies liegt aufgrund seiner Geschichte ziemlich verstreut im Wald. Wenn man dies nicht weiß, wundert man sich über die riesige weiße Sandhalde, die plötzlich mitten im Wald vor einem liegt. Hier gibt es zwar Bäche, aber ich würde kein Wasser daraus nehmen, weil diese zum Teil noch immer aufgrund der Vergangenheit belastet sind. Es ging dann durch den Wald bergab, durch die Bäume konnte man den kleinen Ort Waldhof rechts des Wegs erkennen und gelangt dann nach Eschenstruh, das im Tal der Losse liegt.

    Für den, der mit der Bahn anreißt, ist dies der ideale Startpunkt, da sich hier eine Haltestelle der Straßenbahn zwischen Kassel und Heli befindet.

    Desweiteren gibt es im Ort auch die Möglichkeit einzukaufen. Ich verließ den Ort bald wieder, musste aber kurz dahinter an einer schönen Bank mit Quelle einfach rasten. Ich packte also das Brot und die Wurscht aus und nahm einen kühlen Schluck aus der Quelle.


    Neben der Bank konnte ich ein Wiesel im Laub beobachten, für ein Foto war es leider zu schnell. Entlang des weiteren Weges waren überall kleine Steinfiguren aufgestellt, von denen ich einen Teil fotografierte. Es ging jetzt wieder bergauf. Man passierte eine Grillhütte und einen Karpfenteich und je höher man kam, umso schöner wurde das Ausblick auf das Tal und den Ort.




    Durch Buchenwald ging es dann weiter den Berg hinauf. Oben auf der Kuppe, stand einmal ein Fichtenwald. An den konnte ich mich noch sehr gut erinnern. Der Weg durch diesen hindurch war auf einer meiner Mountainbiketour nicht besonders gut gewesen. In rascher Fahrt bin ich dort mit dem Vorderrad über einen Ast gelupft, um gleich dahinter in den von vorn nicht sichtbare Morast bis zur Federgabel stecken zu bleiben. Da die Bewegungsenerige nun irgendwohin musste, flog ich ohne Fahrrad weiter, naja immerhin war die Landung weich.
    Aber zurück zur sauberen Gegenwart. Der Fichtenwald ward aber ein Opfer der Stürme in den letzen Jahren geworden, die Kuppe war komplett abrasiert und zum Abtransport des Holzes hatte man neue Wege angelegt. Nach verlassen der Kuppe kam man noch kurz an einem Sportplatz vorbei, bevor der Weg wieder in den Wald einschwenkte. Hier war der Weg dann mehr eine Rückeweg. Eine Abzweigung verpasste ich dabei, aber später kam ich wieder durch einen Querweg auf den richtigen Weg. Da ich mir für die komplette Tour einen GPS-Track angelegt hatte, war verirren ohnehin kein Problem. Entlang von Kuhweiden kam man nach dem Überqueren einer Straße schließlich zum Campingplatz "Grundmühle" bei Quentel. Dieser lag wirklich sehr idyllisch am Waldrand und ein Bach schlängelte sich durch den Platz. Auch aufgrund der vorgeschrittenen Zeit war ich schon so schwach geworden, dass ich eigentlich hier bleiben wollte und der Platz hatte anscheinend noch offen. Ich klingelte vorn mehrmals, aber irgendwie regte sich nichts. Naja eben doch nicht und ich zog wieder los. Hinter dem Platz ging es mehrmals sehr steil den Berg hinauf bis man wieder auf einen Forstweg gelangt, der dann am Hang entlang durch den jungen und extrem dichten Buchenwald führte. An einer Schneise im Wald ergab sich aber ein schöner Ausblick, von wo man auch den Startpunkt erkennen konnte.


    Ich zog dann weiter durch den Wald, aber dieser dichte Wald war hier so erdrückend, dass ich eigentlich nicht am Wegrand übernachten wollte. Zudem hatte ich vergessen am Bach Wasser nachzufüllen. Auf der Karte machte ich also den nächsten Bach ausfindig und steuerte drauf zu. Dafür musste ich meine eigentliche Route ein Stück verlassen und steuerte auf eine in der Karte eingezeichnete Wiese mit angrenzendem Bach zu. Nach einiger Zeit fand ich diese dann auch. Die Wiese war zu schräg zum Zelten, direkt ans Wasser wollte ich wegen der Feuchtigkeit nicht, deshalb ging ich über der Wiese in den Wald auf eine ebene Stelle. Hier befand sich mal vor langer Zeit ein Weg. Ca. 20 m drüber verlief leider ein Forstweg, aber eine bessere Stelle würde ich wohl nicht finden. Ich hab erst mal gekocht und mit dem Aufbau des Zeltes noch gewartet. In diese Nacht wurde es wirklich stockdunkel und es war schon spät. Ich sah keine Veranlassung mehr warum nun noch jemand durch den Wald fahren sollte.

    Ich wollte nun gerade mein Zelt aufbauen, da hört ich den Wind in den Bäumen, oh nein, das war nicht der Wind, da kommt ein Auto. Ich sah schon das Licht und ich hab nur noch geistesgegenwärtig die Trekkingstöcke geschnappt, weil die Handschlaufen reflektieren und mich an die Böschung des alten Weges geworfen. Das Auto fuhr vorbei und ich wurde nicht gesehen. Die Frage war nun, ob es wiederkommt.
    Da ich den Platz nicht wechseln wollte, legte ich einfach Isomatte und Schlafsack hin und wollte im Freien schlafen. Das war unauffälliger, mein Zelt ist leider sandfarben, also quasi weiß. Nach einiger Zeit hatte ich mich vom ersten Schreck erholt und war nun gerade am Zähneputzen, als es mir plötzlich vorkam, als ob da eine Fußballmannschaft schnaufend wie ein D-Zug aus dem Wald ca. 20 m von mir entfernt auf die Lichtung gestürmt kam. EiEiAa, da wurde mir aber ganz anders. Ich wusste nicht was es war, aber es waren viele, sie waren nah und sie schienen mich noch nicht bemerkt zu haben. Letzteres wollte ich ändern, schnappt mir meinen Topf und Pfanne um erstmal auf mich aufmerksam zu machen, nicht dass, was auch immer dort war, gleich nen gehörigen Schreck bekommt, wenn es vor mir steht und seine einzige Chance im Angriff sieht. Gleichzeitig nährte mich aber zugleich dem nächsten erkletterbaren Baum. Ich leuchtete in die Richtung, doch ich konnte einfach nichts erkennen. Eine Zeit lang schien es mir als würde ich noch beobachtet, ich konnte es noch rascheln hören, sie entfernten sich erst mal nicht, doch dann war wieder Stille.
    Mir war es nun egal vom Grünrock oder sonst wem geweckt zu werden und baute mein Zelt auf, besser als das mir ne Sau Nachts ins Gesicht sprang, wenn ich da gefesselt im Schlafsack liege.

    Es dauerte eine Zeitlang bis ich wieder runter kam. Mir war so warm, das ich trotz 9°C im Zelt mit dünnen Seideninlett hätte schlafen können. Es passierte aber sonst nichts mehr, im Gegenteil sogar. Die Nacht war soo extrem lautlos, wirklich absolute Stille, dass dies schon fast wieder seltsam war.

    Daten zum ersten Tag:
    22.2 km und 340 Hm
    Laufzeit insgesamt 6 Std 45 min


    Tag 2
    Um sieben Uhr dreißig bin ich aufgestanden, hab erst mal das Zelt abgebaut und den Schlafsack aufgehängt. Geschlafen hab ich dann doch relativ gut, wenn ich auch ein paar mal aufgewacht bin, aber in der ersten Nacht ist das noch meistens so.
    Zum Frühstücken verzog ich mich dann unter eine große Fichte auf der Wiese, die direkt am Bach stand. Dies war sehr praktisch, weil es ganz leicht das regnen anfing. Zum Frühstück gab es Pfannkuchen. Fließend Wasser am Lagerpltz ist schon eine sehr praktische Sachen. Zum Schluss pumpte ich noch die Wasserflasche halbvoll, nachdem ich zum ersten mal meinen Filter putzen musste und machte mich dann wieder auf den Weg. Der Regen hatte glücklicherweise wieder aufgehört.
    Um kurz vor zehn gelangte ich wieder auf den eigentlichen Grenzgang. Es ging leicht bergauf. Oben auf der Kuppe wurde die Aussicht noch von ein paar Buchen blockiert.
    Ich wusste das gleich wieder ein schönerer Weg kommen sollte, doch hier wurde ich leider bitter enttäuscht. Dieser wurde anscheind auch gerade ausgebaut und ich stand vor ein paar großen Erdhaufen, die ich erklimmen musste.
    Ich kam noch an einem alten Naturdenkmal vorbei, dass auch schon bessere Zeiten erlebt hatte.
    Es ging dann weiter auf dem Bergrücken durch hohen Fichten- und Buchenwald bis ich auf die Günsteröder Höhe kam. Hier überwindet die Landstraße den Bergrücken. Auf beiden Seiten des Weges waren große Steine aufgestellt. Auf dem einen prangte das Wappen von Heli, auf dem anderen das von Melsungen, das auch schon zu einem ganz anderen Kreis gehörte. Ich überquerte die Straße und es ging wieder von den breiten Wegen ab auf einem wenig befahrenen Weg durch niedrigen Buchenwald. Dort machte ich eine Rast und probierte die verschiedenen Sorten von Chocola durch, die mir jemand geschenkt hatte. Man konnte alle essen, wobei mir das mit dem Edelweiß am besten gefiel, das Kräuter/Blütenaroma harmoniserte wirklich gut mit der Schokolade. Die anderen Sorten schmeckten auch gut, Haselnuss besser als die normal, aber sie schmeckten ungefähr so, als befände sich in der Schokolade verteilt Mineralpulverstückchen. Insgesamt ist die Schokolade bei den Temperaturen aber verdammt hart.
    Während ich dort Pause machte wurde ich von einem Ehepaar überholt. Insgesamt hätte ich erwartet, dass ich öfter mal zu einem Gespräch gekommen wäre. So oft laufen hier sicher nicht Leute mit dickem Rucksack rum, aber bis auf ein „guten Tag“ ergab sich auch sonst auf der Tour nicht viel. Ich bin aber auch nur wirklich sehr wenigen Leuten, selbst in den Dörfern begegnet.
    Bald verließ ich den schönen Weg wieder und es ging auf einer Forststraße den Berg hoch bis zu einem Handyfunkmast. An der zugehörigen Station war eine Schutzhütte integriert.
    Nun ging es wieder sehr schön auf dem Bergrücken entlang. Die großen Buchen waren schon sehr vereinzelt, so dass man ein paar schöne Ausblicke auf die umgebende Bergwelt erhaschte.
    Irgendwann verließ man den Bergrücken dann nach links und es ging sehr steil den Berg hinunter ins Tal. An diese Stellen konnte ich mich immer am wenigsten erinnert, da man diese naturgemäß mit dem Bike schnell hinter sich bringt. Man kam an einer Wüstung aus dem 14 Jahrhundert vorbei, an die noch ein Gedenkstein erinnerte. Bis auf einen kleinen Teich der sich dort befand konnte man aber nichts mehr erkennen. Vom Teich aus folgte man den Bach hinunter bis ins Tal. Rechts von einem lag eine große Wiese. Auf dem letzten Stück war der Weg voller Laub und es war eine wahre Freude da hindurch zu laufen.
    Kurz vor der Straße kam man noch an einem alten Steinbruch vorbei. Dieser hatte eine höhere Ebene. Diese muss sicher ein toller Zeltplatz sein, weil man vor dort in Tal schauen kann und der Bach nicht weit ist. Dann ging es leider einige Zeit lang an einer Bundesstraße entlang. Weil dort aber gerade Krötentunnel gebaut würden, war auf der Straße nicht viel los. Als ob sich der Weg für diesen verlauf schämte, gab es an der Straße auch nur sehr wenige Markierungen. Nach dem Verlassen der Straße tankte ich am Bach meine Wasserflasche auf. Ich hatte schon besseres Wasser gesehen, aber wofür hat man einen Filter. Dann ging es kurz auf einer Teerstraße weiter, die man bald verließ, wenn, ja wenn man weiß wo. Diese Abzweigung, es geht danach quasi über eine Wiese war nämlich verdammt schlecht deutlich gemacht. Zu Mountainbikezeiten hab ich genau an dieser Stelle ewig den Weg gesucht. Mit dem GPS war es aber kein Problem. Es ging an der Wegbiegung einfach gerade auf der Wiese weiter, in einen alten Forstweg hinein und senkrecht den Berg rauf. Hier war die Markierung aber wieder vorhanden.
    Nach dem steilen Aufstieg gelangte man wieder auf einen Forstweg und es ging nicht mehr so steil weiter den Berg hinauf. Der herbstliche Wald war eine wahre Freude:
    Er leuchtete in den schönsten Farben. Das können die Bilder leider gar nicht wiedergeben. Während die Buchen eine messingfarbenen Goldton annahmen leuchteten die Lärchen gerade zu golden. Oben auf der Kuppe konnte ich meinen Startpunkt wiedersehen.
    Man gelangte dann ganz kurz auf den Barbarossaweg, mit X8 markiert. In diesem Bereich befindet sich der "Ars Natura". Dabei sind Kunstwerke entlang des Weges aufgestellt. Da man aber wirklich nur ganz kurz auf dem Weg ist, bevor man die Bergkuppe wieder verlässt, konnte ich nur eins erblicken. Das Kunstwerk hieß, "Die zwei Schwestern".
    Es ging dann auf einem schönen Hohlweg hinunter nach Wickenrode.
    Dieser Ort liegt sehr beschaulich in einem Tal.
    Der Weg führt durch den Ort hindurch. Oberhalb standen ein paar Äpfelbäume an denen ich mich bediente. Es ging dann wieder ein Stück durch Buchenwald und man gelangte auf eine große freie Fläche, die sich aus Wiesen und Feldern zusammensetzte und über dem Ort lag. Hier oben war es verdammt schön und es ergaben sich Ausblicke in die verschiedensten Richtungen auf das nordosthessische Bergland.


    Auf dem letzten Bild erkennt man in der Mitte ganz hinten einen Bergrücken mit zwei kleinen Gipfeln. Auf dem rechten davon befand sich der Handyfunkmast mit der Schutzhütte und auf dem Bergrücken davor befand sich der „Ars Natura“. Schon erstaunlich, wenn man mal sieht wie weit man gelaufen ist. Ich verbrachte eine kurze Pause in dem Hochtal und machte mich dann wieder auf die Socken.

    Es ging nun noch darum den Eisberg zu erklimmen. Auf dem Weg ergaben sich wieder ein paar schöne Ausblicke, vom Eisberg aus selber konnte man aufgrund der Bäume leider nichts sehen. Danach ging es wieder bergab bis man an eine große Kreuzung gelangte an der es sogar eine Bushaltestelle gab. Wenige Meter entfernt befand sich nämlich das Haus der Jugend in Reichenbach. Da ich die Zeitumstellung nicht berücksichtigt hatte, beschloss ich beim Haus der Jugend nachzufragen, ob ich auf ihrem Gelände zelten konnte. Leider war keiner da. Ich baute mein Zelt daher auf Sportplatz auf und verbrachte eine angenehme Nacht. Im Nachhinein hab ich mich natürlich mal auf der Internetseite informiert demnach hätte mich die Übernachtung auf dem Zeltplatz schlappe 3 Euro gekostet. Daher kann ich das Haus der Jugend als Rastpunkt wirklich nur empfehlen, vor allem weil die Lage einfach nur traumhaft ist. Ich hoffe ich kann daher mein "Schwarzzelten" durch ein bisschen Werbung hier wieder gut machen.http://www.hdj-reichenbach.de/523.0.html
    Die Sehenswürdigkeit auf dem vielfältig ausgestatteten Gelände sind aber die großen Steine. Das sind Dolomitfelsen, die dort mir nichts dir nichts in der Landschaft stehen, obwohl es weit und breit sonst kein Dolomit gibt http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Steine_%28Reichenbach%29
    Mit etwas Phantasie kann man Gesichter in den Felsen entdecken.
    Nach dem Abendessen wollte eigentlich ein Rezept aus einem Bloq nachkochen (http://forum.odoo.tv/blogs/boerger/222-linswurstsuppe-und-outdoor-paella.html), hatte aber leider das Tomatenmark vergessen und musste daher etwas improvisieren. Dafür hab ich in der Nacht geschlafen wie ein Stein.

    Daten zum Tag

    21.7 km 532 Hm
    Laufzeit ca. 8 Stunden, ich hab abends vergessen das GPS auszuschalten.

    Tag 3
    Wieder begann der morgen um sieben Uhr dreißig. Die Nacht war wieder sehr warm, waren so 8°C. Da reichte mir mein neuer Daunenschlafsack als einfach Decke aus. Es ist sowie schon erstaunlich, wie sehr man sich auf die Temperaturen einstellt, man merkt die Kälte kaum noch, so dass selbst das Waschen mit kalten Wasser viel angenehmer ist als wenn man den ganzen Tag in der Stube hocken würde. Zum Frühstück gab es dann neben Müsli noch das letzt Ei was ich noch übrig geblieben war. Eier zu tragen ist zwar schwer, aber sie sind unglaublich lecker und man kann sie auf die verschiedensten Arten zubereiten. Ich hab dafür extra eine Transportbox aus Plastik, die ich nochmal in nen Ziplock Beutel stecke, sicher ist sicher.

    Nach dem Frühstück packte ich die restlichen Sachen und machte noch ein paar Fotos von den Steinen. Die von letzter Nacht waren aufgrund der Dunkelheit schon extrem verrauscht.


    Dann verließ ich das Gelände wieder und machte mich auf den weiteren Weg. Nach ein paar Metern war ich so in Gedanken, dass ich eine Abzweigung verpasst. Ich war parallel zum richtigen Weg nur etwas höher. Dank GPS war die Wegkorrektur durch den Buchenwald aber kein Problem.
    Es ging so wieder einige Zeit durch den Wald, bis ich wieder auf eine große Wiesenfläche kam. Dort war relativ viel los, im Wald hörte man Motorsägen und ein Bauer baute seinen Elektrozaun ab. Ein paar Kühe beäugten mit kritisch, naja außer Graß fressen passiert bei denen ja auch nicht viel. Man gelangte den wieder in den Wald. Kurz Davor hatte man noch einmal einen schönen Blick aufs Tal.

    Im Wald wurde der Weg dann richtig schön. Es ging auf einem schmalen Pfad, den man durch das hohe Laub fast nur noch erahnen konnte, durch den hohen Buchenwald. Auf einem Berg neben mir sah ich ein Rudel Rothirsche flüchten, leider zu schnell für meine Kamera. Von mir aus hätte der Weg so ewig weitergehen können, doch irgendwann wurde ich auf einer Wiese wieder ausgespuckt.

    Dort lag nun das Ziel vor Augen, der hohe Meißner, man musste aber noch das Tal überwinden, in dem sich das Dorf Küchen befand. Es ging sehr steil den Berg hinunter und ich war dankbar über meine Trekkingstöcke. Seit meinen Alpentouren weiß ich, dass ich auf meine Knie Acht geben muss. Knapp vor dem Ort bearbeitete ein Bauer ein kleines Feld mit einer Egge und einem älteren, aber noch sehr schönen, Traktor. Ich zolle dem Mann wirklich Respekt, weil dieses Feld wurde am Ende dann doch sehr schräg und dabei muss er genau dort auch noch drehen.
    Bevor ich nach Küchen kam musste ich noch die Wehre und die B7 auf einer Brücke überqueren. Am Eingang von Küchen prangerte auf einem großen Schild das dorfeigene Heimatlied. Es ging dann in Serpentinen durch den Ort den Berg hinauf. Dabei erregte besonders ein Gebäude meine Aufmerksamkeit.
    Über dem Ort machte ich auf einer Bank Rast. Man hatte einen tollen Ausblick und ich konnte am Gegenhang die Stelle erkennen, an der ich den Wald verlassen hatte. Außerdem begutachtete ich meine Hande, es gab da nämlich gestern beim Kochen ein paar Unfälle. Aber naja, war gar nicht so schlimm, wie ich zunächst angenommen hatte. Mit der einen Hand hab ich, mal wieder, den heißen Kochtopfhenkel angepackt und der Abdruck des Henkels hat sich in die Finger gebrannt und mit der anderen Hand hab ich mich auf den beiseite gelegten Spieß des Picogrills abgestützt.


    Es ging dann weiter ein Tal hinauf, durch eine kleine bewaldete Kuppe, nochmal in ein Tal mit ein paar Kühen und dann stand man quasi am wirklichen Fuß des Meißners. Von jetzt ging es sehr steil bergan. Auf einer Wiese holten ein Mann und eine Frau Grünes. Gemäht wurde es mit dem Balkenmäher am Traktor, aber aufgeladen per Hand. Ein Bild was man heute auch nicht mehr so oft sieht.

    Teilweise wurde der Forstweg verlassen und es ging mitten durch den Buchenwald. Hier war der Boden aber begrünt, unter anderem mit Brennnesseln. Man gelangt am Ende wieder auf einen Weg, der dann links und rechts von zwei Felsen begrenzt wurde. Auf beide Felsen führten alte Treppen hinauf und von dem größeren führte ein mit Basaltsteinen gefasster Weg bis zur Schutzhütte bei den Seesteinen.


    Die Seesteine sind ein Naturdenkmal von großen Basaltsteinen, durch die im vorletzten Jahrhundert Wege angelegt wurden http://de.wikipedia.org/wiki/Seesteine_%28Hoher_Mei%C3%9Fner%29.
    Die Hütte lag wirklich sehr schön. Innen befanden sich zahlreiche Markierungen von einstiegen Besuchern der Hütte, die Älteste die ich fand war von 1980. Der Blick hinaus in den Buchenwald ließ einen schwelgen. In der Hütte überlegte ich mir den weiteren Weg. Eigentlich führt der Grenzgang nun auf das Plateau des hohen Meißners und auf einer schnurrgerade Forstautobahn bis zur Kassler Kuppe, dem höchsten Punkt des Meißners. Für Wanderer recht langweilig. Stattdessen bestand die Option den P1, den Premiumweg 1 zu gehen. Dies ist ein wirklich sehr schöner 14 km langer Rundwanderweg auf dem hohen Meißner der viel Sehenswürdigkeiten einschließt. Auf diesem wäre ich auch zur Kassler Kuppe gelangt. Leider fehlte mir die Zeit dafür und ich beschloss über die große Wiese unter den Sendetürmen am Naturfreundehaus vorbei bis zum Parkplatz beim Viehhaus abzukürzen. Auf dem Weg traf ich noch einen Ent.


    Am Naturfreundehaus war gerade eine Kindergruppe am toben. Dahinter überquerte ich einen Bach. Die Rohre haben sogar extra Löcher für Wasserfilter^^.
    Am Weg bis zum Viehhausparkplatz waren noch diverse Kunstwerke von Schulklassen zu sehen.
    Hinter dem Parkplatz versuchte ich vergeblichen einen Kleiber zu fotografieren, aber der kleine Kerl war verdammt schnell. Es ging wieder steil bergab und bevor ich zum alten psychiatrischen Krankenhaus gelangte, musste ich eine Fußpause einlegen. Die taten nämlich ziemlich weh. Dort gelang es mir auch endlich ein Bild von so komischen Fliegen zu machen, die mich ab und zu mal nervten.
    Auf dem Weg nach Velmeden musste ich noch durch eine Kuhweide, der Weg war eingezäunt, wobei mich die Tierchen interessiert verfolgten.

    Velmeden wurde rasch passiert und über Felder kam man dann rasch nach Rommerode, ein Ort wo es auch einen kleinen Supermarkt gab. Rommerode wird aber nur gestreift, weil es eigentlich nicht mehr zu Heli gehörte. Der Weg nach Friedrichsbrück war zum Glück nicht mehr weit, es war nämlich schon recht dunkel und so langsam war ich auch geschafft. Es ging noch durch einen von Wacholder geprägten Berghang ehe ich nach einem kurzem knackigem Anstieg schließlich mein Ziel erreichte.
    Ich war geschafft, die Füße schmerzten, aber ich war glücklich.

    Daten des Tages:
    25.5 km 541 Hm
    Laufzeit 8.5 Stunden
    Fazit

    Die Markierung ist insgesamt gut, in weiten Teilen sogar sehr gut. Nur an manchen Kreuzungen könnte sie noch etwas klarer gemacht werden. Vor ein paar Jahren war das noch deutlich schlechter. Inzwischen muss es eine umfangreiche Neumarkierung stattgefunden habe.

    Die Landschaft ist wirklich sehr schön. Insgesamt ist der Wald, vor allem der Buchenwald des nordosthessischen Berglands das dominierende Element des Weges.
    Es gibt tolle Aussichten, doch deren Anzahl ist auch durch die Dichte des Waldes beschränkt.

    Wer mit dem Zelt unterwegs ist findet als "offizielle Rastpunkte" den Campingplatz hinter Quentel und das "Haus der Jugend" bei den großen Steinen. Beides wirklich sehr idyllisch gelegen und preislich noch im Rahmen. Eine Anfrage wäre eventuell noch das Naturfreundehaus auf dem Hohen Meißner wert.

    Neben der Natur gibt es noch nette Abwechslungen, wie die Steinskulpturen in Eschenstruth, den Ars Natura, wobei man hier den Weg auf einem Abstecher verlassen muss, wenn man mehr sehen will, die großen Steine bei Reichenbach und natürlich den Hohen Meißner mit seinen zahllosen Attraktionen. Ich würde hier wirklich jedem empfehlen von den Seesteinen bis zur Kassler Kuppe auf den P1 zu wechseln. Man kommt so an Frau Holle Teich, Stinksteinwand, Schwalbenthal und Kalbe vorbei, wo sich noch einmal tolle Ausblicke ergeben.

    Zu dieser Jahreszeit waren drei Tage für die Tour schon knapp im Sommer oder bei etwas flotteren Tempo (600 Bilder halten auf) aber möglich. Bequemer ist man an 4 Tagen unterwegs.

    Etwas schade ist, dass der Weg zu großen Teilen auf Forstwegen verläuft. Dies entspricht nicht mehr dem Anspruch des modernen Wanderers, der gern auf schmalen Waldwegen unterwegs ist. Vor allem von Friedrichsbrück bis zur Günsteröder Höhe ist der Forstweganteil recht dominant.

    Der Weg ist so gut wie unbekannt. Selbst Einheimische kennen ihn kaum und vor diesem Reisebericht war auch im Web nichts zum Weg zu finden, und das trotz der Neumarkierung. Dies ist wirklich sehr schade. Deshalb ist der Bericht auch so ausführlich ausgefallen. Ich will hier mal ein bisschen Werbung für meine Heimat machen.

    Geschäfte und Supermärkte gibt es in Eschenstruth, und Rommerode, Fleisch und Wurstwaren bekommt man zudem in Velmeden und Friedrichsbrück.

    Wasser in Form von Bächen ist reichlich vorhanden. Man quert mehrmals am Tag Bäche.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 22:46. Grund: Reisecharakter eingestellt
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