[AT] Die Zimba, Königin von Vorarlberg (und ein Lebenstraum)

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    [AT] Die Zimba, Königin von Vorarlberg (und ein Lebenstraum)

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Österreich Austria Vorarlberg Montafon Berge Mountains Bergsteigen Climbing
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba A0 Titel 2.jpg Ansichten: 2 Größe: 239,6 KB ID: 3304772

    Das "echte" Matterhorn zu besteigen, werde ich in diesem Leben nicht mehr schaffen. Das hat auch wohl noch niemand aus diesem Forum geschafft; jedenfalls sehe ich keinen Bericht davon. Noch innerhalb meiner bescheidenen Fähigkeiten allerdings liegt "das Matterhorn des Montafons", die Zimba.

    Vor zehn Jahren habe ich auf diesem Forum ein paar kleine Berichte über meine Touren durch die Montafoner Berge eingestellt; ihr findet sie über die Geotags. Die tollste jener Touren war ohne Zweifel die Besteigung des Piz Buin (klick). Man mag ihn den König von Vorarlberg nennen; denn mit 3312m ist er der höchste Berg des "Ländle".

    Wo ein König ist, da ist eine Königin meistens nicht weit, und das ist auch hier so. Ich rede von der Zimba. Wie es sich für eine Königin gehört, ist sie schlanker und kleiner (nur 2643m hoch), aber auch attraktiver und schwerer zu erobern. Seit meinem allerersten Besuch im Montafon, in den Osterferien 1962, träumte ich davon, sie zu bezwingen, aber 62 Jahre lang entzog sie sich immer wieder meinem Zugriff. Im Frühjahr 2013 lag noch zu viel Schnee; im Sommer 2019 wurde ich plötzlich krank. Im Juli 2024 aber machte ich einen allerletzten Versuch – und der gelang... Ziel war, der Zimba den Zahn zu ziehen...

    - - - -

    Diesen Anblick kennt jeder Montafoner: die Zimba, von Schruns aus gesehen, also von Osten. Links unterhalb davon ist die Kleine Zimba (der steilwandige kleine Felszahn), rechts die Vandanser Steinwand, im Mittelgrund der bewaldete Kristakopf. Ganz rechts unten auf diesem Foto die Kirche von Tschagguns.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba A1.jpg Ansichten: 2 Größe: 227,9 KB ID: 3304774
    1 - Die Zimba, von Schruns aus gesehen

    Wie markant dieser Berg ist, bemerkt man auch bei der Anreise von Landeck: gleich am Westausgang des Arlberg-Tunnels der Eisenbahn, im Bahnhof von Langen am Arlberg, ist sie schon am Horizont zu sehen, verschwindet dann aber vorübergehend wieder aus dem Blickfeld, wenn der Zug sich das Klostertal hinunter nach Bludenz windet.

    P.S. Aus Landeck kam ich nach meinen Touren durch die Ötztaler und Stubaier Alpen - siehe meinen separaten Bericht (klick)


    Hier nun seht ihr die Zimba noch einmal aus etwas anderer Perspektive: fotografiert vom Nordwesthang der Tschaggunser Mittagsspitze (im Mittelgrund seht ihr die Mittelstation der Golmer Bahn):
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba A2b.jpg Ansichten: 2 Größe: 288,0 KB ID: 3304773
    2 - Die Zimba, vom Hang der Tschaggunser Mittagsspitze aus gesehen
    .
    Einschub: meinen Bericht von der Besteigung der Tschaggunser Mittagsspitze findet ihr hier (klick)




    Ein imposanter Berg, ein herausforderndes Ziel – keine Frage. Allerdings ist dies kein Wanderberg mehr, und man sollte ihn besser nur mit Führer und Seilsicherung angehen. Dabei gibt es zwei Anmarschwege: entweder von der Heinrich-Hueter-Hütte her (sie liegt im Rellstal, und ihr müßt sie euch in der Talsenke hinter dem Wald vorstellen) oder von der Sarotlahütte auf der anderen (also nördlichen) Seite der Zimba, im Brandner Tal. Die eigentliche Kletterei beginnt in beiden Fällen am Zimbajoch - siehe obiges Foto. Man kann die Zimba auch überschreiten, zur Neyerscharte abklettern und dann wieder absteigen. Meine eigene Tour verlief noch etwas anders: wir kletterten vom Zimbajoch hinauf und seilten uns dann, nach kurzem Abstieg vom Gipfel, an der Nordostseite (im obigen Foto rechts) ab.

    Der Weg von der Sarotlahütte zum Zimbajoch ist ungefährlich, der Weg von der Heinrich-Hueter-Hütte aber nicht unbedingt: dort ist vor einigen Jahren jemand tödlich abgestürzt (klick)

    Übrigens wird der Name der Hütte von den Einheimischen wie Heinrich-Huäter-Hütte ausgesprochen, von Besuchern aber oft wie Heinrich-Hüter-Hütte (worüber die Einheimischen lächeln).​
    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 10.01.2025, 18:34.

  • OutofSaigon
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    #2
    Nun aber zu meiner eigenen Tour im Juli 2024. Von Bludenz fuhr ich mit dem Bus das Brandner Tal hinauf. Mir war geraten worden, an der Haltestelle „Tschapina“ auszusteigen, ein Blick auf die Landkarte führte mich aber zu dem Entschluß, bis zur Haltestelle „Hotel Zimba“ weiter zu fahren. Der Weg von dort ist zwar etwas länger, hat aber weniger Anstieg. Daran war mir gelegen; denn ich hatte schon eine lange Anreise hinter mir.

    So marschierte ich auf einem Fahrweg vom Hotel Zimba nach Osten, am Golfplatz vorbei, bis dort hin, wo der Wanderweg zur Sarotlahütte rechts abzweigt. Dort steht dieser Wegweiser:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba B.jpg Ansichten: 0 Größe: 426,6 KB ID: 3304779
    3 - Wegweiser zur Sarotlahütte

    Nach Vorarlberger Wege-Klassifizierung markieren die Farben gelb-weiß einen leichten Weg (T1 sagen die Schweizer dazu), die Farben weiß-rot-weiß hingegen einen mittelschweren Weg (entsprechend T2 oder T3). Darin folgen die Vorarlberger eher den Gewohnheiten der Schweizer; im Rest Österreichs verwendet man die Farbmarkierungen blau (leicht), rot (mittelschwer) und schwarz (schwer).

    „Sarotlahütte 2 Stunden“ lese ich da. Ich selbst mag etwas länger brauchen; denn ich bin wahrlich nicht mehr der Jüngste und habe (da bereits länger in den Bergen unterwegs) auch einen überdurchschnittlich schweren Rucksack auf dem Rücken.

    Zunächst geht der Weg in einem steilen Nebental empor; fast könnte man von einer Schlucht reden. Neben mir rauscht der Bach – da möchte man nicht hinein fallen.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba C.jpg Ansichten: 0 Größe: 405,3 KB ID: 3304781
    4 - Anstieg zur Sarotlahütte durch eine Schlucht

    Ihr könnt euch vorstellen, wie steil der Weg entlang so eines Baches sein muß und wie wenig Luftbewegung in so einer Schlucht herrscht. So komme ich ordentlich ins Schwitzen. Nach einiger Zeit allerdings öffnet sich dann doch der Blick in den oberen, weiteren Teil des Tals und auf die Zimba.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba D.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,26 MB ID: 3304782 5 - Erster Blick auf die Zimba von Norden her


    Noch etwas weiter, und die Sarotlahütte kommt ins Blickfeld.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba E.jpg Ansichten: 0 Größe: 530,1 KB ID: 3304777 6 - Die Sarotlahütte ist nun fast erreicht


    Bei der Ankunft schaue ich auf die Uhr: wie lange habe ich von obigem Wegweiser bis hierher gebraucht? Genau zwei Stunden – nicht schlecht. Wenn ich mit 74 Jahren noch das gleiche Tempo erreichen kann wie der durchschnittliche 50-jährige Bergwanderer (was nicht dasselbe ist wie der durchschnittliche 50-jährige Bundesliga-Zuschauer!), dann darf ich wohl ein wenig stolz sein auf mich selbst (Pardon!).


    Auf der Terrasse der Hütte kommt Musik aus dem Lautsprecher. Österreichische Volksmusik mit Ziehharmonika und Zither? Von wegen! Diese Hütte wird von jungen Männern geführt, und hier ertönt amerikanischer Blues.


    War das Wetter während meines Aufstiegs noch akzeptabel gewesen, so ändert sich dies nun: es beginnt zu regnen.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba F.jpg Ansichten: 0 Größe: 520,7 KB ID: 3304780 7 - Blick ins Unterland zwischen Bludenz und Feldkirch

    Wie reagiert man in solch einem Falle? Man verzieht sich nach drinnen und begießt dort den gelungenen Aufstieg bis hier hin.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba G.jpg Ansichten: 0 Größe: 222,4 KB ID: 3304776
    8 - Hüttenrast

    Außer den jungen Österreichern arbeitet auf der Sarotla-Hütte ein nicht mehr ganz so junger Nepali, Chandra mit Namen (Chandra ist das Sanskrit-Wort für "Mond"). Ich unterhalte mich ein wenig mit ihm; denn ich kenne ja Nepal ganz gut, habe über ein Jahr dort verbracht. Was denn sein Heimatort sei, frage ich ihn, und er sagt "Trishuli Bazaar". Ich lächele und sage ihm, daß ich diesen Ort, auch "Bidur" genannt, sehr wohl kenne, insgesamt drei Mal dort gewesen bin. Man fährt auf der Straße nach Nordwesten aus dem Katmandu-Becken hinaus, dann lange über eine äußerst kurvenreiche Strecke tendenziell wieder bergab, bis man den Trishuli Khola (also den Fluß) erreicht. Dort liegt dann eben Trishuli Bazaar alias Bidur. Einmal war ich dienstlich dort; damals arbeiteten wir noch mit HMGN (His Majesty´s Government of Nepal). Das war 2002, im Jahr nach dem Massaker an der Familie von König Birendra. Die beiden anderen Male, zehn Jahre später, passierten wir Bidur auf der Fahrt ins/vom Langtang-Tal, wo wir zum Trekking waren (meinen Bericht davon findet ihr hier - klick).


    Am Abend trifft dann mein Bergführer auf der Hütte ein. Es ist Klaus, der mich vor genau zehn Jahren bereits erfolgreich auf den Piz Buin geführt hatte und mit dem ich seither in direktem Kontakt war. Freudig begrüßen wir uns nach so langer Zeit. Älter geworden sind wir alle beide, aber er könnte immer noch mein Sohn sein.

    Später am Abend klart der Himmel dann wieder auf, und es sieht nicht so schlecht aus für den kommenden Tag.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba H.jpg Ansichten: 0 Größe: 187,6 KB ID: 3304778
    9 - Abendstimmung - es sieht nicht so schlecht aus für den kommenden Tag

    Ich zeige Klaus meine ganze Schuh-Kollektion und frage ihn, welche davon wohl für die Besteigung am geeignetsten seien. Er rät mir, den festeren meiner beiden Zustiegschuhe zu benutzen. Das impliziert dann aber auch, daß ich meine relativ schweren Bergstiefel nun wochenlang nutzlos herum getragen habe: erst im Ötztal, dann im Sulztal, und jetzt auf die Sarotlahütte.

    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 10.01.2025, 14:30.

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    • OutofSaigon
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      #3
      Am nächsten Morgen brechen wir auf. Die Zeit reicht locker, um noch das Frühstück einzunehmen – es wird keine sehr lange Tour werden. Auf dem Wegweiser gleich an der Hütte lese ich „Zimbajoch 2¼ Stunden“. Wie lange ich wohl brauchen werde?

      Der Weg ist steil, aber nicht technisch schwierig oder gar gefährlich – siehe oben. In zahlreichen Serpentinen windet er sich den Hang empor, und nach genau zwei Stunden stehen wir auf dem Zimbajoch. Die folgenden sieben Fotos hat Klaus gemacht.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba I.jpg Ansichten: 0 Größe: 847,1 KB ID: 3304791 10 - Das Zimbajoch ist erreicht. Dieser alte Knasterbart schickt sich nun an, die Zimba zu besteigen. Wird er es schaffen??

      Im Hintergrund die Kleine Zimba, und genau davor der Wegweiser auf dem Zimbajoch, mit Wegmarkierungen in den Farben weiß-blau-weiß, was in Vorarlberg einen schweren Bergweg bezeichnet (nach Schweizer Skala T3 oder T4).

      Hier werden die Klettergurte angelegt, und Klaus hängt mich sicherheitshalber ans Seil. Dann wird es ernst.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba J.jpg Ansichten: 0 Größe: 413,3 KB ID: 3304785 11 - Die Kletterei beginnt

      Nach einiger Zeit erreichen wir den Fuß der sogenannten Sohmplatte, einer glatten Felsplatte, welche die „Schlüsselstelle“ des Anstiegs darstellt. Wer die schafft, der schafft auch den Rest. Es ist auch wirklich ein schwieriger Abschnitt (Kletterei der Stufe III, lese ich). Klaus klettert voran und kommt auch ohne große Probleme hinüber, was ich bewundernswert finde. Ich versuche, es ihm nachzutun, aber es gelingt mir nicht: immer wieder rutschen meine Schuhe auf der glatten Oberfläche weg. So muß mir Klaus von oben ordentlich Zug am Seil geben, und damit komme auch ich endlich hinüber. Ohne Unterstützung von Klaus hätte ich das nicht geschafft. Ein Bild von der Sohmplatte habe ich leider nicht, aber ihr findet leicht welche im Internet.

      „Bist du am Ende deiner Kräfte?“ fragt Klaus mich leicht besorgt, als ich bei ihm bin. „Wenn ja, dann kehren wir besser jetzt gleich um“. - „Nein, ich bin OK“ kann ich ihm wirklich ehrlich antworten, „wir gehen weiter“.

      Als nächstes passieren wir den sogenannten Roten Turm.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 2024 Zimba K.jpg
Ansichten: 253
Größe: 610,0 KB
ID: 3304974

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba L.jpg Ansichten: 0 Größe: 732,4 KB ID: 3304789 12 & 13 - Wir passieren den sogenannten "Roten Turm"


      Weiter geht es in Richtung Gipfel.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba M.jpg Ansichten: 0 Größe: 538,1 KB ID: 3304786 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba N.jpg Ansichten: 0 Größe: 282,3 KB ID: 3304784
      14 & 15 - Weiterer Aufstieg


      Und dann – es hatte sich mir eigentlich gar nicht erkennbar angekündigt – haben wir auf einmal den Gipfel erreicht:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba O.jpg Ansichten: 0 Größe: 431,4 KB ID: 3304787 16 - Der Gipfel der Zimba, mein Traum seit 1962

      Welch herrliche Aussicht ins gesamte Montafon von Tschagguns an aufwärts bis hin zur Silvretta müßte man von hier haben! Müßte. Heute ist damit aber leider nichts, überhaupt nichts; denn wir stehen im Nebel bzw. in dicken Wolken. Dies verringert das Erlebnis natürlich deutlich; dennoch bin ich zutiefst beglückt über den Erfolg. Nicht nur, daß ein 62 Jahre alter Traum endlich in Erfüllung gegangen ist, sondern auch... „Herzlichen Glückwunsch und meine ehrliche Anerkennung!“ sagt Klaus. „Daß ein Herr deines Alters nicht nur diese Tour überhaupt angeht, sondern auch tatsächlich den Gipfel erreicht, das hatte ich noch nie“. – Ich lächele nur, glücklich und dankbar.


      Nach einer angemessenen Rast machen wir uns auf den Rückweg. Klaus hat geplant, daß wir uns auf der Nordostseite abseilen. Er meint, das sei leichter als das Abklettern über die Westroute, über die wir gekommen waren, oder gar über die Ostroute zur Neyerscharte. Natürlich folge ich seinem Rat. Wer bin ich, es besser wissen zu wollen?

      Fünf Mal seilen wir uns ab, jeweils rund 25 Meter. Macht insgesamt über hundert Höhenmeter (die Nordostseite ist zwar steil, aber keineswegs genau senkrecht). Dann erreichen wir wieder Gehgelände, und die Klettergurte sind nicht mehr notwendig.


      Der Rest ist ein langer Abstieg auf einem Pfad, der nicht nur sehr steil ist, sondern auch furchtbar vom Regenwasser ausgewaschen. „Diesen Weg hätte man wahrhaftig besser machen können“, sage ich zu Klaus „etwa durch seitliches Ableiten des Regenwassers, wie man es an ordentlichen Wanderwegen tut.“ - „NEIN!“ antwortet Klaus mit einem Nachdruck, der mich etwas überrascht. „Das tun wir NICHT, und zwar mit voller Absicht. Dies ist kein Wanderweg, sondern ein hochalpiner Zustieg für richtige Bergsteiger. Wer gemütlich wandern will, möge das bitte woanders tun! Es gibt ja genügend andere Wege. Dieser Zustieg soll reine Wanderer derartig abschrecken, daß sie nach kürzester Zeit freiwillig umkehren. Das ist hundert Mal besser, als daß sie die Herausforderungen total unterschätzen, aus reiner Unvernunft in Not geraten und dann von der Bergwacht gerettet werden wollen. Verstehst du?“ – Natürlich verstehe ich diese Argumentation, hatte nur nicht gut genug darüber nachgedacht.


      So erreichen wir nach einer ziemlich langen Zeit wieder die Sarotlahütte. Ich bin zugegebenermaßen recht müde, und das ist wohl auch keine Schande. Ich raste auf der Terrasse, schaue noch einmal zurück und bin erstaunt, wie hoch sich die Zimba über der Hütte auftürmt (am Abend vorher hatte ich es nicht gesehen; denn da lag der Gipfel in den Wolken). Wirklich beeindruckend, muß ich sagen; so weit habe ich noch nie den Kopf in den Nacken legen müssen, um von einer Hütte aus den nächstliegenden Gipfel zu sehen. Das folgende Foto kann den Eindruck nur unzureichend vermitteln:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Zimba P.jpg Ansichten: 0 Größe: 1.007,4 KB ID: 3304788 17 - Hoch thront die Zimba über der Sarotlahütte
      Zuletzt geändert von OutofSaigon; 11.01.2025, 05:15.

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      • OutofSaigon
        Erfahren
        • 14.03.2014
        • 459
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        • Meine Reisen

        #4
        Ich übernachtete ein zweites Mal auf der Hütte, ebenso wie Klaus. Am Abend schenkte ich Chandra, dem Nepali, meine Bergstiefel (wir haben die gleiche Schuhgröße). Ich habe die nun lange herum getragen und in diesem Sommer nicht ein einziges Mal benutzt; allerdings sind sie von früheren Wanderungen doch schon deutlich angekratzt, und es lohnt nicht mehr, sie zurück zu schleppen nach Vietnam. Soll Chandra sie haben! Er muß ja auch bei schlechtem Wetter draußen sein, da sind sie ihm sicher noch nützlich. Freudig akzeptierte er mein Geschenk und sagte, das werde ihn noch lange an mich erinnern; denn keiner der früheren Hüttengäste habe seinen Heimatort in Nepal aus erster Hand gekannt.


        Am folgenden Morgen stieg ich wieder ab ins Brandner Tal, um weiter zu fahren nach Bludenz (und von dort zurück in die Schweiz, Kanton Jura).

        Hier ein letzter Blick zurück auf die Sarotlahütte und die Zimba, der ich nun endlich den Zahn gezogen habe:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 2024 Zimba Q.jpg
Ansichten: 360
Größe: 673,2 KB
ID: 3304794 18 - Letzter Blick zurück auf die Hütte und die Zimba


        Zum Abschluß ein kleiner Blick auf die Landkarte und die von mir/uns begangene Route:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 2024 Zimba Route.jpg
Ansichten: 367
Größe: 818,9 KB
ID: 3304793 19 - Meine/unsere Route auf und über die Zimba
        Kartengrundlage: Schweizer Topographische Karte
        .
        .
        Ende

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        • TeilzeitAbenteurer
          Fuchs
          • 31.10.2012
          • 1448
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Danke für den Bericht und Gratulation zur Realisierung des so lang gehegten Traums!
          Die Zimba ist in Vorarlberg schon ein sehr prominenter, weil aus verschiedensten Ecken zu sehender, sehr charakteristischer Berg, daher hatte ich sie in meiner Vorarlberger Zeit auch immer also potenzielles Tourenziel auf dem Radar, hab die Pläne aber ob der etwas komplizierteren Anforderungen nicht umgesetzt. Als Kletterer wäre die Sohmplatte wäre wahrscheinlich das kleinere Problem gewesen, aber die Routenfindung soll ebenfalls nicht trivial sein und mit Sicherung am laufenden Seil habe ich auch keine Erfahrung. Man kann auf deinen Bildern ja ganz gut erahnen, dass auch andere Bereiche nicht ganz ohne sind. Und ich muss auch zugeben, dass mich die mutmaßliche Felsqualität nach ein paar anderen Bruchtouren auch etwas abgeschreckt hat. Da waren dann andere Ziele immer einfacher umzusetzen.
          Aber wie dein Bericht zeigt: Was nicht ist, kann ja immer noch werden.

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          • StefanBoe
            Erfahren
            • 14.12.2020
            • 431
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Gratulation - echt klasse! Sowohl dein kleiner, feiner Bericht, als auch dein Mut, als auch deine konditionelle und klettersportliche Leistung! Ein toller Berg, diese Zimba. Kann gut verstehen, dass du dort einmal hoch musstest. Und die Sarotlahütte sieht auch allerliebst aus.

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            • Wafer

              Administrator
              Lebt im Forum
              • 06.03.2011
              • 9629
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Hallo OutOfSaigon.

              Du hast es wieder geschafft: Du hast mir wieder was vorraus, worauf ich schon lange aus bin! Ich habe bisher 2 Versuche gestartet die Zimba zu ersteigen und jedesmal hat sie gebockt und mich abgeworfen. Einmal wurde das Wetter schlecht und einmal war eine der Sicherungen über die schräge Platte kaputt. Da waren wir uns damals zu unsicher. Da war jemand dabei, der mit Reibung nicht so auf 'du' stand und unter der Platte ging es anständig abwärts. Also sind wir kurz vor dem Gipfel umgedreht.
              Die Sarotlahütte hat uns damals sehr gut gefallen. Ich habe sie als sehr ursprünglich, weil etwas älter und nicht an einem Hauptwanderweg der Region gelegen, in Erinnerung.
              Vielen Dank, dass du mich auf diese Weise mit auf diesen markanten Gipfel hinaufgenommen hast! Und das mit so einem tollen Bericht!

              Viele Grüße

              Wafer
              Zuletzt geändert von Wafer; 12.01.2025, 16:26.

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              • Flachlandtiroler
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 14.03.2003
                • 29903
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Glückwunsch auch von mir! Respekt vor allem, sich noch so einer mentalen Herausforderung zu stellen.

                (Ich war noch nie auf der Zimba und auch nicht auf dem Walliser Matterhorn; zumindest bei letzterem weiß ich aber von einigen hier, dass sie auf dem Matterhorn waren.)
                Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 12.01.2025, 22:00.
                Meine Reisen (Karte)

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                • opa
                  Lebt im Forum
                  • 21.07.2004
                  • 6813
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Auch vom mir glückwunsch. tatsächlich nie oben gewesen, obwohl sie einige zeit fast "vor der haustür" war. dummerweise hat man in der ecke halt soviel vor der haustür, dass man nicht zu allem kommt...

                  Kommentar


                  • MLO
                    Erfahren
                    • 13.02.2017
                    • 142
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    62 Jahre träumen - und dann Erfüllung wie wunderbar!
                    Sogar: traumhaft!
                    Danke für den Bericht!

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