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[D] Rennsteig-Dolmar-Weg - Solo Trekking durch Südthüringen 21. - 24.06.2021
Tourentyp
Lat
Lon
Mitreisende
Rennsteig-Dolmar-Weg
Endlich nehme ich mir mal eine Woche Zeit, um gleich ums Eck den Rennsteig-Dolmar-Weg in Angriff zu nehmen. Genaugenommen 5 Tage sollen es sein. Die erscheinen mir auch angebracht, weil in der Beschreibung was von über 90 Kilometer und ca 2000 Höhenmetern steht. Dazu will ich noch angrenzende Gipfel mitnehmen und selbstverständlich draußen schlafen.
Zum Rennsteig-Dolmar-Weg selbst: man merkt dem Wegverlauf an, dass er in der DDR angelegt wurde. Weit weg vom Grenzgebiet führt er um die damaligen Sperrgebiete drumherum. Und die gabs nicht zu knapp. Dazu zählten Schwarzer Kopf, das Truppen-Übungsgebiet bei Suhl-Friedberg, Großer Finsterberg und Schneekopf. Eine Artillerie-Übungsstellung gab es noch am Dolmar zwischen Kühndorf und Utendorf. Er ist wie eine riesen Runde um die ehemalige Bezirksstadt Suhl mit den 3 Eckpunkten Rondell bei Oberhof, dem Dolmar und Schleusingen. Markiert ist der Weg mit einem roten Quadrat auf weißem Untergrund.
1.Tag
Also los gings noch vor 9 Uhr, als ich am Rondell, einem Obelisken an der Kreuzung B247-Rennsteig, aus dem Bus stieg. Wolken zogen immer wieder in den Wald und es war noch sehr feucht vom Regen der letzten Nacht. Über die Brücke weg kam ich zum Forstarbeiterdenkmal und dann zeigte der Wegweiser nach links vom Rennsteig weg in den Wald. Mein Ziel heute ist der Dolmar und so liegen 27 Kilometer vor mir. Ich marschierte erst zum Veilchenbrunnen und füllte dort den Wassersack auf. Etwas später bog ich dann nach rechts in den Wald zum Gebrannten Stein hin. Der Stein ist ein ca 15 Meter hoher Felsen, der eine Reihe Porphyrblöcke krönt und leicht zu besteigen ist. Mit 897 Meter ü. N.N. ist er heute mein höchster Punkt. Oben hatten sich die Wolken leider noch nicht verzogen und so sah ich die anderen Felsenhöhen des Kanzlersgrunds nur schemenhaft bis gar nicht. Also gings weiter zu Ruppberg.
Um auf den Ruppberg zu kommen musste ich wieder einen Abstecher machen, aber es lohnt sich. Der Gipfel besteht aus einer Doppelten Felskuppe aus Porphyr, in deren Mitte eine Bergbaude mit Terasse steht. Genau wie beim Gebrannten Stein handelt es sich um einen herausgewitterten uralten Vulkanschlot. Ihn deshalb als "Vesuv von Zella-Mehlis" zu bezeichnen ... - naja! "Der schönste Ruppberg der Welt" passt besser. Bei schönem Wetter in der Sommerhälfte des Jahres ist hier oben am Wochenende meist Trubel. Der Ausblick und die Bewirtung durch den Ruppberg-Verein ziehen die Leute der Gegend magisch an. Wenn die Hütte wegen Corona-Beschränkungen der letzten Zeit nicht auf hatte, wars trotzdem voll und die Leute brachten sich die Verpflegung selbst mit. Endlich hatten sich auch die Wolken verzogen und die Sonne kam durch. So hatte ich den Ausblick in die angrenzenden Täler und rüber zur Rhön und zu den Gleichbergen bei Römhild komplett für mich allein. Zeit, Mittag zu machen.
Ruppberg-Hütte
Zurück auf dem Hauptweg gings noch mal leicht bergan über den Braukopf und dann nur noch bergab an den Dreiherrensteinen und der Tischwiese vorbei nach Benshausen. Hier blieb der Weg oberhalb des Ortes auf der Höhe und führte zur Paßberg-Schutzhütte an einer großen Wiese. Hier hatte ich eindeutig den Thüringer Wald schon verlassen. Die Paßberg-Schutzhütte war in den letzten Jahren immer ein wenig heruntergekommen. Sie steht ja auch auch schon ca 40 Jahre hier rum. Sie gehört zu einem Typ Schutzhütte aus groben Rundbalken mit Spitzdach, wie sie Anfang der 80er hier in der Gegend viel aufgestellt wurden. Umso überraschter war ich, die Hütte mit Schnitzereien und neuen breiten Sitzbänken und Tisch aufpoliert vorzufinden. Schick gemacht das ganze. DreiherrensteinPaßberghütte
Ab hier wird der Rennsteig-Dolmar-Weg ein wenig ereignisarm und zieht meistens auf breiten Forstraßen durch den Wald. Zuerst gings runter ins Schwarzatal unterhalb Viernau über die Herfurther Brücke (Vorsicht Straße und alles etwas eng!), wieder hinauf zur Wuhlheide oberhalb Viernau und dann in den Christeser Grund.
Eigentlich war schon später Nachmittag, als ich im Grund ankam, und es lagen noch 5 - 6 Kilometer mit 350 Höhenmetern vor mir, um auf den Dolmar zu gelangen. Also los gings mit leichter Steigung durch den Wald. Irgendwann tauchte endlich die Dolmarstraße vor mir auf und nach 18 Uhr kam ich an der Straße entlang auf die den Gipfel bedeckende Wiese und das Charlottenhaus war zu sehen. Ausblick Thüringer WaldCharlottenhaus auf dem Dolmar
Der Dolmar (739 ü. N.N.) macht sich ja schon von weitem als idealer Aussichtsberg verdächtig. Von allen möglichen Höhen im Thüringer wald und der Rhön ist er gut zu sehen. Er ist der Rest einer mächtigen Basaltdecke, die zum Vulkankomplex der Rhön gehört, ein wesentlich jüngeres Gestein als bei Ruppberg oder Gebrannter Stein. Sein Vorzug ist seine exponierte Lage weit weg von den Gebirgszügen der Gegend. In den 90ern sollte hier mal ein Basaltsteinbruch den kompletten Berg abtragen. Proteste haben das zum Glück verhindert. Teils stehen hier oben alte Laubwälder mit Eschen, Birken und Buchen, teils ausgedehnte Bergwiesen. Der Dolmar ist ein wenig die Rhön in Miniatur. Während ich das letzte Stück Straße zum Charlottenhaus hoch ging, tat sich rechts Richtung Norden und Westen der Blick auf den Thüringer Wald auf. Ganz im Norden stand mit breiten Schultern und Turm der Große Inselsberg, weiter vorne rechts waren die Hühnberge bei der Ebertswiese zu erkennen. Im Vordergrund waren Orte wie Christes zu sehen.
Oben am Charlottenhaus angekommen war ich ziemlich platt vom Tag. Das Charlottenhaus ist eine Gastwirtschaft mit Übernachtungsmöglichkeit. Heute ist zu und das graue Männlein auf dem Balkon hielt es nicht für nötig zu grüßen. Am Eingang stand ein Softeisautomat mit Schoko-Vanille! Nach dem dritten Eis ließ ich das Teil endlich in Ruhe. Hier oben taten sich weitere Ausblicke in die Rhön hinüber und nach Meiningen unten im Werratal und zu den Gleichbergen auf, welche ähnlich exponierte Basaltkegel wie der Dolmar sind. Erst mal Schuhe aus und etwas in der Sonne chillen, bevor ich mir hier einen Platz fürs Zelt suchte. Nach ein paar hundert Meter fand ich eine schöne Stelle geschützt neben einer Viehweide. Blick zur Rhön
2.Tag
Ich hab geschlafen wie ein Stein. Als ich am nächsten Morgen aus dem Zelt schaute, hingen die Wolken tief über dem Gipfel und es war kühl. Also Kaffee kochen, frühstücken, Sachen und Zelt einpacken und ab auf die Piste. Ich ging noch einmal vor zum Charlottenhaus und dann nach Süden auf Kühndorf zu. Beim Abstieg tat sich noch einmal ein grandioser Blück auf das Südthüringer Land mit den düster wirkenden Gleichbergen am Horizont auf. Kühndorf, ein kleines Fachwerkdorf auf der Hochfläche südlich des Dolmars, hat eine alte fotogene Johanniterburg und zum Glück einen Lebensmittelladen, wo ich mir meinen Proviant auffrischen konnte. Mit schwererem Rucksack und Apfel schnurpsend stappfte ich durch den Ort weiter nach Süden und über die Felder Richtung Schwarza. Die Sonne kam nun öfter heraus und hier auf den freien Flächen wurde es schnell warm. Bevor es runter ins Schwarzatal ging tat sich Richtung Nordwest noch einmal ein schöner Blick auf den Großen Hermannsberg mit dem Ort Schwarza im Vordergrund auf. Dann ging es steil runter zur Schwarza und mit 340 M. ü. N.N. zum tiefsten Punkt des Rennsteig-Dolmar-Weges. GleichbergeJohanniterburg KühndorfGroßer Hermannsberg, Schwarza
Schwarza selbst ist ein Straßendorf am Fluss gelegen mit Schöner Fachwerkkirche, einem Jüdischen Friedhof und einem alten Schloss, dass leider immer mehr verfällt und mit Bäumen zuwächst. Hier machte ich im verwilderten Garten des Schlosses noch mal Pause, bevor es steil Richtung Wichtshausen auf die nächste Anhöhe ging. SchwarzaSchwarzaer Schloss
Oben auf der Höhe zwischen Schwarzatal und Haseltal sind alte Hügelgräber im Wald zu erkennen, die laut Infotafel um die 3000 Jahre alt sind. Einen halben Kilometer weiter rauschte die Autobahn durch den Wald. Nach der Unterquerung der Autobahn stand ich auf einmal vor einer Weggabelung ohne Schilder und Markierung. Laut Karte war es dann der mittlere von den Dreien, der dann nach Wichtshausen führte. Wichtshausen selbst war noch kleiner und verträumter als Kühndorf und Schwarza. Hinter dem Ort ging der Weg unter der Eisenbahn durch über historische Hohlwege und unter Strommasten steil zur Silbachshöhe hoch. Laut Karte und Hinweisschildern wimmelte es hier vor lauter Hügelgräbern und eine alte Laurentius-Kapelle solls auch gegeben haben.
Hinter der nächsten Straßenüberquerung wurde es wieder mal etwas langatmig auf den breiten Forststraßen mitten durch die Fichten. Wie auch die letzten Tage war hier so gut wie niemand unterwegs. nur von weitem hörte ich die Motorsäge von Forstleuten die sich um den "Käfer" kümmerten. Einmal kam mir ein Wanderer endgegen und einmal überholten mich 2 füllige E-Biker. Ansonsten war ich hier draußen komplett für mich allein. Auch mal ganz entspannend! Die Gegend kannte ich noch aus meiner Suhler Zeit, aber durch die breiteren Forstpisten und den veränderten Waldwuchs hat sich seit den 90er Jahren doch einiges verändert.
Irgendwann zeigte ein altes Schild nach links zur Bergbaude Lange Bahn und nach wenigen hundert Metern sah ich das Dach unten durch die Bäume schimmern. Hier war ich richtig denn hier war die einzige Wasserquelle zwischen Wichtshausen und Schleusingen auf über 20 Kilometern! Die Bergbaude hier wird ähnlich wie die Ruppbergbaude von einem Verein betrieben und ist ein beliebtes Ausflugsziel am Wochenende. Gerade war sie natürlich mitten in der Woche geschlossen. Überhaupt gibt es noch mehrere solcher Bergbauden rund um Suhl. Die alle am Stück mal abzulaufen wäre auch eine mehrtägige Tour. Nach dem ich den Wassersack wieder aufgefüllt hatte und eine Essenpause mit Kaffee einlegte, ging ich noch mal rüber zur Ruine des Alten Johanniter Berghofes, der als Raststätte am Höhenweg zwischen den Klöstern Veßra und Rohr bis ins 19. Jahrhundert hinein fungierte. Jetzt stehen noch die Grundmauern und ein Kellergewölbe. Als ich mal im nahen Suhl-Heinrichs bei der Restauration eines alten Fachwerkhauses half, zeigte mir der Zimmermann einen alten schwarzbraunen Balken mit vielen Zapflöchern. "Der ist von einer alten Scheune in Mäbendorf und die haben ihn für die Scheune damals vom Berggasthof der Langen Bahn geholt" erzählte er. Wir füllten dann die vielen Zapflöcher mit Holzstücken aus und verbauten ihn ins nächste Haus. Bergbaude Lange BahnRuine Lange Bahn
Oben auf der Höhe am Wanderweg wieder angekommen wurde es immer dunkler und es fing an zu tröpfeln. Aber ich wollte eh nicht mehr weit. Der Große Schneeberg war mein Tagesziel. Auf dem Schneeberg angekommen hatte ich schon den Regenponcho übergezogen und es regnete. Ich war das letzte mal vor ca 25 Jahren hier oben und die Schutzhütte stand damals noch frei und hatte einen weiten Ausblick ins Südthüringer Land und ins Schiefergebirge. Jetzt ließ nur noch eine kleine Schneise den Blick auf den Kienberg bei Eisfeld zu. Dafür gabs jetzt mehr Sitzgelegenheiten und eine Feuerstelle. Der Berg scheint bei den Leuten in der Umgebung immer noch gern begangen zu sein. Schnell baute ich das Zelt auf und ließ den Regen auf die Zeltbahn trommeln. Der zweite Tag mit über 20 Km und einigen Steigungen ging zu Ende. Schutzhütte Großer Schneeberg
3.Tag
Am nächsten Morgen war es wieder ein wenig duster, aber das Wetter blieb trocken. Gegen 8 Uhr marschierte ich runter zum Kroatenkreuz, einem kleinen alten Passübergang mit Steinkreuz. Von hier kamen die Kroaten im Dreißigjährigen Krieg gezogen, als sie Suhl verwüsteten. Als ich an dem Fachwerkhaus in Suhl-Heinrichs mithalf, musste ich mal einen Graben durch den Hof schachten. Nach verschiedenen Schlacke- und Müllschichten traf meine Picke nach ca 1 Meter Tiefe auf altes verbranntes Holz. "Jetzt biste im Dreißigjährigen Krieg angekommen" meinte damals grinsend der Zimmermann. So nah kann einem Geschichte kommen! Hier in der Gegend gibt es einige Wüstungen (ehemalige Dörfer), die entweder nach dem Dreißigjährigen Krieg aufgegeben wurden (Dreisbach), oder an Wassermangel litten und die Leute deshalb abwanderten (Leipzigs Rasen). In den von Bechstein gesammelten Sagen dieser Gegend tauchen die versunkenen Orte als Geisterorte auf, mit altmodisch gekleideten und abwesend wirkenden Leuten, die sich nur manchen einsamen Wanderern zeigten. Mir zeigte sich hier in der Gegend nur ein neugieriger Hase und zwei Pickup-Fahrer.
Ab der nächsten Straßenüberquerung von Altendambach nach Keulrod gabs wieder eintönige Forststraße satt. Aber zum Glück ging es leicht bergab und so war ich schnell durch diese Gegend durch und am frühen Mittag in Schleusingen. Kroatenkreuz
Der Weg führte hier am alten stillgelegten Bahnhof vorbei, wo die Waggons immer noch herumstanden. Dann ging es zur Bertholdtsburg hoch in die Stadt hinein. Die Burg war ein imposanter Bau mit großem Hof. Das Museum war verlockend, aber ich wollte heute noch etwas Strecke machen und musste mich noch mit Essen versorgen. Auf dem Markt gab es einen Nahkauf und ich setzte mich erst mal auf die nächste schattige Bank, um genüsslich Obst mir einzuverleiben. In Schleusingen selbst habe ich keine Wegemarkierungen oder Hinweisschilder auf den Wegverlauf gefunden. Da das Städtchen aber nicht sehr groß ist fand ich nach der Wanderkarte schnell den Weg an der Glasfabrik vorbei Richtung St. Kilian. Schleusingen Bertholdtsburg HofSchleusingen Markt
Kurz hinter der Autobahnunterführung ging ein Feldweg rechts bergan und führte in einen alten Hohlweg. Erst hier oben auf der Höhe fand ich wieder die richtige Markierung. Bis Breitenbach hatte ich öfter Markierungslücken und musste mehrmals in die Karte schauen. Mittlerweile war es wieder sonnig und es wurde warm. Von Breitenbach aus führte eine von diesen ewig langen und breiten Forststraßen hoch zum Stutenhaus. Das letzte Stück Weg dieser Tagesetappe zog sich mal wieder ganz schön in die Länge. Aber schließlich kam ich doch an der Stutenwiese heraus und sah oberhalb den Gasthof Stutenhaus. Geheimnisvolles Kreuz am WegrandBlick auf Breitenbach
Ich verzog mich die Wiese entlang ein Stück talwärts und stellte auf einem alten Feldweg am Waldrand mein Zelt auf. Irgendwann kamen Pferde vorbei und schauten neugierig herüber. Eigentlich hatte der Wetterbericht für heute schon Regen angesagt. Es war aber eher ein sonnig warmer Tag gewesen. Morgen würde es mich dann bestimmt erwischen.
4.Tag
Der nächste Tag startete wieder mit bedecktem Himmel und es wurde kühler. Nach dem obligatorischen Morgenkaffee packte ich zusammen und stapfte noch vor 8 Uhr zum Stutenhaus hoch. Von hier aus gabs noch mal einen schönen Weitblick rüber nach Frauenwald und ins Thüringer Schiefergebirge. Da führte der Weg ab in den Wald. Nach einiger Zeit ging es nach links ein kurzes Steilstück hinauf und ich stand auf dem Adlersberg neben Bergbaude und Aussichtsturm. StutenhausAusblick vom Stutenhaus
Der Wirt ist immer noch derselbe wie in den 80ern, als ich mit Freunden von Suhl öfter hier hergelaufen kam und wir uns mit U-Booten (halber Liter Bier mit versenktem 4cl Schnapsglas voll Kirsch-Whisky) besoffen. Bei wem als erstes das Schnapsglas zum Mund wanderte, musste die nächste Runde bezahlen. Der Wirt werkelte schon rum und ich grüßte ihn von weitem. Immer noch derslebe Bart nur grauer und die Plautze ist ein wenig gewachsen. Da die Hütte erst 10 Uhr aufmacht und der Turm auch verschlossen war (schöner Ausblick da oben!), entschloss ich mich nicht noch eine Stunde zu warten sondern weiter zu laufen. Adlersberg
Ab Adlersberg erwarteten mich keine größeren Steigungen mehr und so war ich mir sicher, dass ich heute am 4. Tag die Runde locker zu ende bekomme. Ich wollte nebenher noch auf den Großen Finsterberg und den Schneekopf gehen. Also marschierte ich los an den Straßenpunkten Wegscheide und Kalte Herberge vorbei um den Großen Eisenberg herum. Hier auf dem Weg gab es noch ein paar schöne Aussichten in den Suhler und Zella-Mehliser Talkessel und bis rüber zur Rhön und natürlich dem Dolmar. Hier fing es auch langsam an zu tröpfeln, aber es regnete noch nicht. Über die alte Tränke, einer kleinen Wiese am Rennsteig mit Schutzhütte und in hohlen Holzstämmen gefasster Quelle, stieg ich nun zum Großen Finsterberg hoch. Hier oben stand ich das erste mal 1984 kurz vor dem Gipfelplateau vor einem Absperrgitter und irgend ein Horchposten der NVA oder Sowjetarmee mit grünen Häusern war zu erkennen. Jetzt sind in der Wiese nur noch die Grundmauern zu sehen. Dafür gibt es einen stählernen Aussichtsturm, überdachte Sitzgelegenheiten und am anderen Ende des Plateaus eine abschließbare runde Schutzhütte, in der gerne mal Rennsteigwanderer biwakieren, wenn unten an der Alten Tränke schon alles belegt ist. Fernblick zum DolmarAlte Tränke am RennsteigAuf de mGroßen FinsterbergFinsterberghütte
Über die Mordfleckwiese und dann hoch an der Schmücke vorbei gings erst mal zur Suhler Hütte zum einkehren. Hier war die Terasse mitten in der Woche erstaunlich voll. Ich bekam auch schnell meine Linsensuppe nebst unvermeidlichen Kaffee und dann zog es mich auch schon zum Schneekopf. Der Himmel wurde nämlich immer dunkler und es fing wohl bald an zu regnen. Hier am Rennsteig war es auch vorbei mit der Einsamkeit. Größere Rentnergruppen und einzelne Wanderpärchen auf Urlaub liefen mir über den Weg, aber nicht zu vergleichen mit dem quasi Kolonnelaufen am Wochenende. Kurz unterhalb des Schneekopfes an der Gehlberger Hütte saß noch ein Trupp Rentner wie die Hühner auf der Stange auf den herumliegenden Baumstämmen. Die Kneipe hatte wohl zu und so saßen sie eben davor. Als ich oben auf der Kuppe ankam, fing es an zu regnen. Ich konnte noch schnell ein paar Fotos schießen und musste dann schnellstens unter dem Regenponcho verschwinden. Diesmal gings richtig los und Dauerregen setzte ein. Die Rentnergruppe setzte sich nun auch in Bewegung, spannte die Regenschirme auf und marschierte zurück zur Schmücke. Auf dem SchneekopfRentnergruppe auf der Flucht vor dem Regen
Zurück am Rennsteig lief ich nun über Adler zur Plänkners Aussicht. Ab hier fing es richtig an zu schütten, dass das Wasser an mir herunterlief und meine Schuhe langsam durchweichten. Ich nahms gelassen, weil ich jetzt nichts mehr auszustehen hatte bis zum Rondell. Nach ca anderthalb Stunden gegen 16 Uhr kam ich am Rondell an. Zum Glück musste ich nur etwas mehr als 10 Minuten auf den nächsten Bus warten, der mich zum Zellaer Bahnhof brachte. Sobald ich endlich regentriefend im Bus zum sitzen kam, hörte es auf zu regnen, die Sonne kam wieder hervor und überall an den Hängen stiegen Nebelfetzen auf. "Jetzt kochen die Hasen!", würden die Dörfler dazu sagen. Schön ist es trotzdem die Runde geschafft zu haben. Es hat sich gelohnt. Gedenkstein Plänckners AussichtPlänckners Aussicht bei Regen
Fazit: Abwechslungsreicher Fernwanderweg durch verschiedene Landschaften Südthüringens mit einigen historischen Berührungspunkten und vielen Aussichten. Ein paar eintönige Strecken auf Forststraßen muss man abkönnen, bevor es wieder was zu sehen gibt. Wen es natürlich nach Superlativen verlangt, ist hier komplett falsch. Wer etwas Einsamkeit abseits des Rennsteigs braucht und sich auch auf die Landschaft einlässt, ist hier genau richtig. Konditionsanforderungen fand ich so mittel. Sich rechtzeitig da draußen mit Wasser zu versorgen ist nicht verkehrt!
Wiedermal ein Bericht aus der Heimat.
Auf dem Finsterberg hatten wir auch schon ein Treffen mit ODS-lern
im Winter. Nordland-Peter, Blauloke, meine Wenigkeit sowie zwei weitere
ODS-ler aus Franken.
Das weckt sehr schöne Erinnerungen.
Danke für den kurzweiligen Bericht.
Gruß Peter
Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld. Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.
Schöner Bericht über eine tolle Gegend! Die hochliegenden Weideflächen sind eine tolle Eigenheit des Thüringer Waldes. Das erinnert mich an meine Kindheit in und bei Saalfeld.
"Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
Durs Grünbein über den Menschen
Wiedermal ein Bericht aus der Heimat.
Auf dem Finsterberg hatten wir auch schon ein Treffen mit ODS-lern
im Winter. Nordland-Peter, Blauloke, meine Wenigkeit sowie zwei weitere
ODS-ler aus Franken.
Das weckt sehr schöne Erinnerungen.
Danke für den kurzweiligen Bericht.
Gruß Peter
Habt ihr euren beschwerlichen und entbehrungsreichen Gipfelsturm vom Mordfleck oder vom Bierfleck gestartet? 😉
Hallo Bennsen, habe deinen Bericht mit Interesse gelesen. Er hat mich ebenfalls an die ODS Tour auf den Finsterberg erinnert. Bei uns war es allerdings etwas kälter.
Ob Mordfleck oder Bierfleck das muss peter-hoehle wissen, der kennt sich dort besser aus.
Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.
Habt ihr euren beschwerlichen und entbehrungsreichen Gipfelsturm vom Mordfleck oder vom Bierfleck gestartet? 😉
Es war der Wanderparkplatz unterhalb der Straße
bei der "alten Ausspanne".
Für Bier war es zu kalt. Es gab Hochprozentigen
im Tee und Glühwein ( sogar für zwei Wanderer die dachten,
das das ein Verkaufsstand ist-also die sechseckige Hütte).
Zurück ging es über Mordfleck zur Schmücke.
Gruß Peter
Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld. Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.
Es war der Wanderparkplatz unterhalb der Straße
bei der "alten Ausspanne".
Für Bier war es zu kalt. Es gab Hochprozentigen
im Tee und Glühwein ( sogar für zwei Wanderer die dachten,
das das ein Verkaufsstand ist-also die sechseckige Hütte).
Zurück ging es über Mordfleck zur Schmücke.
Gruß Peter
Ok dann seid ihr vom Bierfleck aus gestartet. Alte Tränke + Finsterberg scheint so ein kleines Biwak Epizentrum im Thüringer Wald zu sein. Ich hab hier bisher die Meisten getroffen, die draußen übernachteten. Meist sind die Leute auf dem Rennsteig unterwegs, ich komme häufig von Ilmenau gelaufen oder bin auf dem Gipfelweg unterwegs. Das letzte mal war richtig Andrang zwischen Weihnachten und Neujahr letzten Jahres. Es kann auch manchmal nervig werden, wenn Leute irgendwann gegen 8 abends mit riesen Rucksäcken vom Parkplatz zur Tränke geschlendert kommen, und dann Party machen. Ich hab dann meistens schon etliche Kilometer in den Knochen und penne schon.
Deshalb verziehe ich mich in letzter Zeit öfter runter zum Blauen Stein, oder wenn ich ein Wochenende auf dem Gipfelweg bin, zum Salzberghang.
Aber 90% der Begegnungen nerven nicht und wir kommen meist gut ins Gespräch.
@blauloke: der Holzturm auf dem Bild ist glaube seit 2 Jahren abgerissen und durch einen Stahlturm ersetzt. Der ist hässlicher, aber auch praktischer - als Blitzableiter .
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