Die folgende Methode funktioniert nur mit relativ dünnen Stoffen .
Ich habe die doppelte Kappnaht als Hauptnaht an einem Tarp gebraucht .
Um das Tarp zusammen zu nähen habe zunächst einmal das Tarp auseinander geschnitten.

Der Stoff besteht aus relativ dünnem und rutschigen ripstop Polyester mit glatter Beschichtung (nehme an PU) auf der Innenseite.
Ich habe die beiden Stoffbahnen exakt entlang des Ripstopmusters zurecht geschnitten um mich beim Nähen weiterhin an diesem Raster orientieren zu können.
Es gibt ja verschiedene Ansätze die doppelte Kappnaht zu nähen von denen einige hier bereits beschrieben wurden.
Ich habe mich dazu entschlossen die Methode mit der mittigen Hilfsnaht zu verwenden.
Dazu legt man erstmal beide Stoffbahnen auf die gleiche Seite (am besten mit der unbeschichteten Seite nach unten - um die Beschichtung zu schonen) . Dann legt man die Stoffkannten so weit übereinander wie die Kappnaht später breit werden soll, ich nenne das mal Nahtzugabe . Dazu orientiert man sich am RipstopMuster ( in meinem Fall war es ein Zentimeter - also zwei Reihen im Ripstopmuster)
Jetzt näht man genau in der Mitte der Nahtzugabe (entlang des entsprechenden Ripstopfadens) eine Hilfsnaht. Die Hilfsnaht kann mit sehr dünnem Garn und entsprechend sehr dünner Nadel genäht werden.
Wenn beide Stoffbahnen auf diese Weise vernäht sind dann schlägt man den Stoff um sodas die doppelte Kappnaht entsteht und vernäht diese zwei mal mit dickerer Nadel und Garn.
Ich hoffe das Prinzip ist soweit klar geworden.
Der eigentliche Trick ist das ich für meine Nähmaschine eine "Stoffauflage" (Tischchen) aus Plexiglas gebastelt habe.
Unter der Plexiglasscheibe habe ich eine kleine Lampe installiert.
Die Lampe durchleuchtet jetzt also den Stoff und ich kann ganz genau sehen wie die Stoffbahnen und Kanten über einander liegen , wie das Ripstopmuster verläuft und kann den Stoff ganz exakt falten und ausrichten.
Das ist eine große Erleichterung denn so kann man immer sicher sein das sich keine Seite des Stoffes beim Umfalten irgendwie verschiebt. So ist es sehr einfach beide Kanten der Stofffalte genau an dem jeweiligen Ripstopfaden zu orientieren. Ausserdem ist es so auch sehr leicht möglich alle Nähte von einer Stoffseite aus zu nähen was dann von Vorteil ist wenn man sehr knapp an der Faltkante entlang nähen möchte .
Die zur Aussenseite (Oberseite) des Tarps gelegene Faltkante sollte meiner Meinung nach nicht zu weit abstehen um sie besser abdichten zu können , damit Regenwasser ordentlich darüber ablaufen kann und damit die Kante keine Angriffsstelle für Beschädigungen usw. darstellt. Das bedeutet aber das man relativ nah an dieser Kante entlang nähen muß und dafür ist es besser die Kante zu sehen anstatt sich nur an der Skala seiner Nähmaschine zu orientieren.
Für mich war es sehr einfach eine Plexiglasplatte an meiner Nähmaschine zu montieren weil ich die Stoffauflage meiner Maschine sowieso selbst gebastelt habe. Im Prinzip sollte es aber zumindest für Nähmaschinen mit abnehmbarer Auflagefläche (zum Ärmelnähen) kein Problem sein ein einfaches kleines Tischchen aus Plexiglas zu bauen. Z.B. Plexiglasplatte mit vier Beinchen drunter ... (aber unbedingt die Ecken der Platte abrunden und die Kanten gut entgraten).
In meinem Fall war der erste Versuch mit dieser Methode ein voller Erfolg denn ich habe auf Anhieb eine beinahe perfekte 1cm breite doppelte Kappnaht hinbekommen .Auch wenn man sich dabei trotzdem noch ziemlich konzentrieren muß ist das eine große Hilfe.
Kleiner Nachtrag:
Wenn das jemand tatsächlich nachbauen möchte solltet ihr wissen das beschichtete Gewebe auf Plexiglas nicht besonders gut rutschen ausserdem verkratzt das Plexiglas sicher schnell wenn man Nadeln oder Klamern darüber schiebt. Ich habe deshalb darauf verzichtet einen aufwändigeren Tisch aus Plexiglas zu bauen obwohl ich Material dafür gehabt hätte. Eine kleine Platte die nur für Kappnähte benutzt wird reicht aus.
Und natürlich funktioniert das auch mit Stoffen ohne Ripstopraster wenn man sich die Nahtzugaben einzeichnet ,oder genau darauf achtet das die umgeschlagene Naht immer gleichmaäßig breit ist (man kann es mit dieser Methode ja gut sehen.)
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