Foren zu Wandern in Deutschland

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  • Torres
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    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    OT:
    An Torres wäre vielleicht noch die zarte Rückfrage zu stellen, ob denn die kommunalen Campingplätze in Frankreich das Hotelgewerbe in der Provinz ruiniert haben; denn das läge ja gewissermaßen in der Logik Deiner Argumentation.
    Nein, das läge nicht in der Logik meiner Argumentation. Ich habe Campingplätze und Hotels nicht in Bezug setzen wollen, sondern der Satz zu den Hotels bezog sich auf linas Erlebnisse. Aber wenn Du Frankreich ansprichst, so denke ich, dass die kommunalen Einnahmen immerhin den Kommunen zugute kommen und damit auch eine winwin Situation für die Ansässigen entsteht. Die meisten Plätze haben außerdem nur im Hochsommer geöffnet, wenn der Kuchen für alle reicht und die Gastronomie und die Geschäfte werden auf ihre Kosten kommen, da viele Besucher lange bleiben. Inwieweit sie der Hotellerie Konkurrenz machen, kann ich nicht beurteilen, ich kenne Frankreichs Hotellandschaft nicht.

    Mir ging es vor allem darum, zu thematisieren, dass es immer sehr einfach ist, aus Kundensicht extrem günstige oder kostenfreie Angebote zu fordern. Dabei wird gerne übersehen, dass die ortsansässige "Konkurrenz" unter ganz anderen Bedingungen handeln und wirtschaften muss. Die Gewerbetreibenden vor Ort brauchen nämlich Einnahmen, um in dieser Region weiterexistieren zu können. Der Wanderer ist ein flüchtiger Gast, der diese Tatsache gerne ausblendet.

    Daraus erklärt sich, dass eben nicht jede Gemeinde oder jede Region begeistert ist, wenn es Forderungen nach privaten Biwakplätzen u.ä. gibt. Denn eine Gemeinde lebt dadurch, dass die Region Arbeitsplätze bieten kann. Wer nur in den Wald zum Schlafen gehen möchte, ist tatsächlich wirtschaftlich uninteressant. Das ist keine moralische Beurteilung, sondern eine wirtschaftliche. Das Anliegen eines Tourismusmarketings kann es nur sein, den als Zielgruppe zu begreifen, der eben auch konsumiert, die Angebote nutzt und Geld in die Region bringt. Für die anderen gibt es ja dann Ausnahmen in Form kommunaler Angebote (Pfälzer Wald) oder des ganze Heer an Jugendzeltplätzen und Gruppenunterkünften, die Jugendlichen, Gruppen, Vereinen oder Familien mit kleinen Einkommen den Urlaub in attraktiven Gebieten ermöglichen. Hier wird kein Gewinn gemacht, aber die soziale Verpflichtung wahrgenommen.
    Lohnen kann sich das kostenfreie Angebot also höchstens für sehr unattraktive Regionen, in der Hoffnung, dass die Region überhaupt erst einmal ins Gespräch kommt und dann später kaufkräftigeres Klientel anzieht.

    Es ist für einen Campingplatzbetreiber durchaus spürbar, wenn in der Nähe ein kostenfreie/illegaler Stellplatz für Wohnmobile vorhanden ist. Der Campingplatzbetreiber hat die vollen Kosten und muss die gesetzlichen Auflagen erfüllen. Gleichzeitig kann er damit rechnen, dass die Besucher der illegalen Stellplätze so dreist sind, vorzufahren und auf seinem Gelände mit absoluter Selbstverständlichkeit die Chemietoilette ausleeren. Die Kosten trägt der Campingplatzbesitzer und wenn er die Preise deshalb erhöht, ist er der Depp.

    Und noch einmal zu den Hotels: Der desolate Zustand vieler Hotels auf dem Lande oder in Tourismusregionen ist auch der Tatsache geschuldet, dass heute ganz andere Auflagen und Kontrollen herrschen als noch früher. Anders ausgedrückt: Handlungsspielräume durch Schwarzgeld zu erweitern, geht heute praktisch nicht mehr. Dem gegenüber steht eine gestiegene Preissensiblität von Verbrauchern, welche durch Preise in südlichen Ländern verwöhnt sind oder Wellnessstandards erwarten. Die Folge sind Kalkulationen, die zwar die Kosten decken, aber auch nicht mehr. Die Mehrwertsteuersenkung, welche die FDP die Existenz gekostet hat, hat versucht, diesem Problem Rechnung zu tragen und den Handlungsspielraum von Hotels zu erweitern. So etwas stößt bei den gut situierten Städtern aber gerne auf Unverständnis. Man selbst erwartet selbst ein gutes Einkommen, aber ist nicht bereit, den wirtschaftlich angemessen Preis zu zahlen, um anderen die Existenz zu sichern. Interessanterweise sind Leute mit wenig Geld eher bereit, ihr Geld vor Ort zu lassen, als der intelektuelle Gutverdiener, der Selbstkostenpreise erwartet und wirtschaftliches Denken als Bereicherung geißelt.

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  • Prachttaucher
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Zitat von kroessebastian Beitrag anzeigen
    Ich finde es manchmal nur etwas schade, dass bei uns hier in OWL teilweise der Eindruck entsteht, dass alte Wanderwege wie der Eggeweg (seit 1900 als Wanderweg ausgewiesen) nicht gestärkt werden, dafür dann aber neue Wege ausgedacht werden, die dann einen ganz tollen Namen bekommen und die letztendlich schlechter zu gehen sind als die schon lange bestehenden Pfade.

    Premiumwanderweg etc, hat übrigens viel mit der Wegebeschaffenheit zu tun, da müssen so und so viel Prozent Naturwege enthalten sein und dürfen auch nur wenige Meter Asphaltstrecke am Stück enthalten sein.
    Danke für Deinen Beitrag - in diese Richtung wollte ich den Thread eigentlich lenken, also : Wie findet man schöne Wanderwege ?

    1. meine Idee : In anderen Foren nach weiteren Infos zu vorhandenen Wegen suchen. Antwort war da, daß es diese anderen Foren mir reger Beteiligung eher nicht gibt.

    2. Der Vorschlag "selber machen". Nutze ich auf jeden Fall auch, wobei ich mich mit automatischer Trackerstellung (komoot.de ?) noch nicht beschäftigt habe

    3. Wege selber besser überprüfen. Werde ich dann auch noch mehr machen (Reiterkarte).

    4. Wege aussuchen, die von vornherein entsprechende Kriterien erfüllen. Ein bißchen versprechen daß ja die Qualitätswege, man könnte jetzt über die Realität diskutieren.

    Also z.B. Eggeweg, der übrigens auch ein Qualitätsweg wurde. Ich fand den Weg schön ! Wie war es mit dem Asphaltanteil ? Ich erinnere mich schon an ein paar Passagen und gerade Richtung Sauerland war mir das teilweise schon etwas viel aber trotzdem noch im Rahmen. Auch bei der Waldroute gab es solche Abschnitte, aber längere Wege mit nur sehr wenig Asphalt sind bei uns in Deutschland wohl fast nicht möglich ? Gerade weil ja immer mal wieder eine Ortschaft gequert wird.

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  • Igelstroem
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    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    @Enja: In der Tat habe ich meine eigene Zusammenfassung als bösartig bezeichnet, weil sie etwas zuspitzt, was in Deinen Beitrag hineingelesen werden könnte, aber wahrscheinlich irgendwie nicht gemeint war. Konkret: Du hast geschrieben, dass wir »Trittbrettfahrer« sind; das ist normalerweise eine moralische Kritik. Es klingt so, als wäre es illegitim, eine Infrastruktur zu nutzen, die man nicht bezahlt hat. (Dann dürften zum Beispiel Transferempfänger auch die Feuerwehr nicht in Anspruch nehmen, denn sie bezahlen ja keine Steuern.) Auf diese Irritation in Deinem Beitrag bin ich eingegangen, weil ich wissen wollte, ob Du das wirklich meinst: dass Wanderer eigentlich etwas Illegitimes tun.

    Ansonsten bin ich mit Deinem vorigen Beitrag in weiten Teilen einverstanden. Es läuft aber einfach darauf hinaus, dass eben das, was ich in diesen Regionen eigentlich tun will, wirtschaftlich unerheblich ist. Selbst das Trittbrettfahren wäre noch übertrieben, denn der Feldweg ist ja nicht meinetwegen angelegt worden. Dass ich etwas essen muss, ist mein Problem, und wie man sieht, kann man ja tatsächlich im Wald schlafen. (Das meine ich jetzt wirklich so; es gibt dann einfach nichts zu diskutieren.)

    An Torres wäre vielleicht noch die zarte Rückfrage zu stellen, ob denn die kommunalen Campingplätze in Frankreich das Hotelgewerbe in der Provinz ruiniert haben; denn das läge ja gewissermaßen in der Logik Deiner Argumentation.

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  • Chouchen
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Zitat von Enja Beitrag anzeigen
    Irgendwie habt ihr meinen Einwand nicht verstanden. Ihn dann gleich als "bösartig" zu bezeichnen, finde ich durchaus bösartig. Aber gut. Ist halt so üblich.
    Les' noch einmal die Beiträge vom Igel und von torres. Dich hat keiner als bösartig bezeichnet, I. hat seine Verständnisweise, bzw. Zusammenfassung als bösartig bezeichnet und torres hat das bestätigt. Aber gut. Das Sich-was-ans-Bein-Binden was kein Mensch geschrieben hat, ist halt so üblich.

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  • Torres
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    OT: @Enja
    Das "bösartig" bezog sich auf den Beitrag von Igelstroem, nicht auf Deinen. Ich bin mit Dir völlig einer Meinung.

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  • Enja
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Irgendwie habt ihr meinen Einwand nicht verstanden. Ihn dann gleich als "bösartig" zu bezeichnen, finde ich durchaus bösartig. Aber gut. Ist halt so üblich.

    Nächster Versuch. Der Vorschlag war:

    Man könnte also die entsprechenden Regionen auch abseits der bereits vorhandenen touristischen Zentren (Müritz-Nationalpark) systematisch als Low-budget-Wanderregionen vermarkten. Und zwar mit relativ geringem infrastrukturellem Aufwand.
    Zufällig habe ich mal in einer Behörde gearbeitet, die sich mit sowas befasste. Im Vorschlag steht es schon drin. "Vermarkten". Das bedingt, dass es auch Erträge gibt. Die können natürlich unterschiedlich sein. "Wirtschaftsförderung" - klar, das steht sofort vorne dran. Die Leute, die man da anlockt, sollen Geld mitbringen und möglichst viel ausgeben. Deshalb werden teure Angebote meist am intensivsten gefördert. Da sitzen die Steuerzahler. Die sollen verdienen, Steuern zahlen und auch den Bürgermeister wiederwählen. Mit Wanderern, die nichts ausgeben, in Schutzhütten schlafen wollen und ihr Wurstbrötchen mitbringen, wird das nichts. Das Brötchenpapier lassen sie dann auch noch liegen. Die Schutzhütte vermüllen sie oder brennen sie gleich ab. Sie lassen Tore zu Viehweiden offen. Die WC-Papier-Fahnen wehen im Wind. usw. Kennen wir doch. Natürlich nicht alle. Aber solche sind immer dabei.

    Jetzt gibt es natürlich noch andere Beweggründe. Vielleicht wandert der Bürgermeister gerne low-budget. Oder genügend seiner Mitarbeiter. Vielleicht laufen einige Bürger Sturm und fordern entsprechendes.

    Und Öffentlichkeitsarbeit ist auch immer gut. Vielleicht wäre ein solches Image nett.

    Wahrscheinlicher ist das low-budget- das Einsteigermodell. Erstmal überhaupt wen anlocken. Die dicken Fische kommen vielleicht nach.

    Ein gutes Beispiel für so ein low-budget-Infrastrukturmodell ist übrigens der Jakobsweg in Spanien. Sehr, sehr viele, die da pilgern, besonders junge Leute, machen das, weil man nirgendwo so günstig unterkommt. Das funktioniert. Die Wirtschaftsförderung ist erkennbar. Die Öffentlichkeitsarbeit hat funktioniert. Hochpreisigerer Tourismus dort tut sich allerdings schwer. Mit Billig-Programm kann man eine Gegend auch ruinieren. Glaube ich hier allerdings nicht.

    Ich bin da übrigens selber ein Gratwanderer. Die Gewohnheit, eher nichts ausgeben zu wollen, habe ich seit Studentenzeiten nie verändert. Ich schlafe deutlich lieber draußen als in einem guten Hotel. Ich kaufe mir höchtens mal ein Brötchen beim Bäcker. Und nutze aber trotzdem all die schönen Wanderwege und liebevoll angelegten HPs. Ohne jemanden für die Arbeit daran bezahlen zu wollen.

    Das sich in schönem Umfeld (wobei ich das für mich ziemlich weit fasse) das Anlegen einer Infrastruktur aus Wanderwegen wirtschaftlich lohnen kann, speziell, wenn man es entsprechend bekannt macht, ist eine Binsenweisheit. Darüber müssen wir hoffentlich nicht diskutieren.

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  • kroessebastian
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Ich finde es manchmal nur etwas schade, dass bei uns hier in OWL teilweise der Eindruck entsteht, dass alte Wanderwege wie der Eggeweg (seit 1900 als Wanderweg ausgewiesen) nicht gestärkt werden, dafür dann aber neue Wege ausgedacht werden, die dann einen ganz tollen Namen bekommen und die letztendlich schlechter zu gehen sind als die schon lange bestehenden Pfade.

    Premiumwanderweg etc, hat übrigens viel mit der Wegebeschaffenheit zu tun, da müssen so und so viel Prozent Naturwege enthalten sein und dürfen auch nur wenige Meter Asphaltstrecke am Stück enthalten sein.

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  • Torres
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Genau. Das Sauerland vermarktet die Region übrigens sehr gut. Der Weg der Sinne und die damit verbundene Infrastruktur hat mich damals als Neuwanderer in die Region gelockt. Das gebe ich offen zu.
    Auch in England ist das Marketing übrigens nicht anders. Das Organisieren des Gepäcks auf den bekannten Wanderwegen zieht viele Wanderer an, die dann die Gastronomie und die Unterkünfte am Weg nutzen. Auch das ist winwin.

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  • Prachttaucher
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Mal ein Beispiel für den kommerziellen Nutzen eines Wanderweges : Nahe Hilchenbach findet sich "Helmuts Rothaarhütte". Ohne den Rothaarsteig würde es die sicher nicht geben und der Wanderer der den (auch dort verlaufenden) eher unbekannten Wilhelm Münker Weg geht, müßte auf den Genuß der sauerländischen Würste verzichten. Für mich ist das eigentlich eine "win win Situation".

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  • Torres
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Den Beitrag finde ich wirklich bösartig. Tourismusförderung einer Region hat die Aufgabe und das Ziel, die Wirtschaftskraft einer Region zu steigern. Dafür wird sie bezahlt und unterstützt.

    Nun ist es sicherlich ein netter Ansatz, wie von und gefordert, eine Infrastruktur für Outdoorer zu errichten, die höchstmögliche Freiheit ermöglicht.
    Gleichzeitig ist es aber immer der Spagat, dass es gerade in strukturschwachen Gebieten den Ansässigen schwer zu vermitteln ist, wieso ihnen die sowieso schon teils prekäre Existenz mit all den deutschen Auflagen, Kosten und Regularien durch low budget Angebote ohne diese Regularien abspenstig gemacht wird. Viele Hotels sind ja nicht heruntergekommen, weil man Touristen ärgern will, sondern weil das Geld nicht reicht. Sinn von Tourismusmarketing ist, Wege zu vermarkten, in der Hoffnung, ein zahlungskräftiges Publikum anzuziehen.

    Funktionieren kann also ein alternativer Ansatz nur, wenn auch die Leute vor Ort davon profitieren und nicht noch Kaufkraft entzogen wird, indem der gutverdienende Sparfuchs zwar die Annehmlichkeiten nutzt, aber keinerlei Beitrag für den Erhslt der Infrastruktur leistet (und dazu gehört eben auch: Erhalt der Wege, Müll, Abwaser etcetc).

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  • Igelstroem
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    @Enja: Ich versuche mal, Deine Position so zusammenzufassen, wie ich sie (bösartigstenfalls) verstehe:

    (1) Wenn man die Rendite nicht zuverlässig ausrechnen kann, sollte man es nicht machen (sondern sich bei der Tourismusförderung an Maßnahmen mit kalkulierbarer Rendite halten).

    (2) Wandern wird entweder kommerzialisiert oder bleibt eine parasitäre Tätigkeit. (Insofern bringt zum Beispiel die ›Qualitätsoffensive‹ das Wandern erst ins ökonomische und moralische Gleichgewicht.)


    Sicher eine Karikatur. Ich markiere das nicht als OT, weil ich glaube, dass wir uns hier tatsächlich über das Wandern austauschen. Zwar nicht über bestimmte Wege, aber über Denk- und Verhaltensmodelle. Mich interessiert ja immer, was in den tausend anderen Köpfen des Forums so vorgeht.

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  • Enja
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Warum sollte man das tun?

    Um viele Wanderer anzulocken, die in der erklärten Absicht kommen, möglichst keinen Cent auszugeben aber die Gegend belasten?

    Damit die später mal wiederkommen (in einer Lebensphase, in der sie nicht mehr zum Konzept passen und mit dem Angebot voraussichtlich unzufrieden sein werden)?

    Oder dort hinziehen?

    Dein Konzept halte ich eher für eine Art Fremdenverkehrseinsteigermodell. Kostet erst einmal nicht die Welt. Und vielleicht entwickelt sich was. Oder ein Konzept, dass man ehrenamtlich betreiben könnte. Ein Wanderverein. Oder ODS. Oder was weiß ich, wer.

    Ich bin zum Beispiel dankbar dafür, dass viele Campingplätze von Dauercampern am Leben gehalten werden. Weil sie von den drei Wanderern/Radlern pro Woche, die dort auflaufen, nicht leben können. Wir sind doch eher die Trittbrettfahrer des Fremdenverkehrs. Erwarten Infrastruktur, aber wollen sie nicht bezahlen.

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  • Igelstroem
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Ich muss ja das Tourismusmarketing nicht verantworten und habe so was auch nicht studiert. Für meine eigene Region bzw. für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern könnte ich mir aber, wenn ich diese Perspektive einnehme, auch eine Strategie vorstellen, die nicht auf ein Mittelschichtspublikum und auf kurzfristige Wertschöpfungsmaximierung zielt.

    Vorüberlegung: Die genannten Regionen sind Abwanderungsregionen und gehören schon heute zu den am dünnsten besiedelten Gegenden Deutschlands. Die Landschaft gilt als unspektakulär, hat aber gleichwohl emotionales Bindungspotential.

    Weitere Überlegung: Im Großraum Berlin leben Hunderttausende von jungen Menschen mit begrenztem Reisebudget, und die Low-budget-Wanderer von heute sind die Familienurlauber und Zuzügler von morgen.

    Man könnte also die entsprechenden Regionen auch abseits der bereits vorhandenen touristischen Zentren (Müritz-Nationalpark) systematisch als Low-budget-Wanderregionen vermarkten. Und zwar mit relativ geringem infrastrukturellem Aufwand.

    Man macht also Folgendes:
    – Ausweisung von kommunalen Biwakplätzen auf niedrigstem infrastrukturellem Level (sozusagen nur als Erleichterung und Steuerung des in Mecklenburg-Vorpommern unter bestimmten Bedingungen zulässigen Zeltens abseits von Campingplätzen);
    – Ausweisung von getesteten Routenvorschlägen in einer topografischen Karte (ohne Markierung in der Landschaft, d.h. es geht nur um die Erleichterung der Routenfindung für Kartenbenutzer – elektronisch und auf Papier);
    – Verzeichnis von billigen Unterkünften, privaten Biwakplätzen, Einkehrmöglichkeiten etc.;
    – nutzungsoptimiertes Verzeichnis von Verkehrsverbindungen verschiedener Anbieter;
    – Informationsportal im Internet, auf dem evtl. auch Reiseberichte geschrieben werden können. Nützlich wäre hier z.B. auch eine ausführliche und systematische Anknüpfung an die Geschichte und naturräumliche Eigenart der Region, die sich nicht nur auf einzelne Sehenswürdigkeiten konzentriert.
    Zuletzt geändert von Igelstroem; 16.10.2014, 17:05.

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  • Prachttaucher
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Das stimmt. Die Touren die ich früher zu zweit gemacht habe und wo es mit Pension/ Hotel sein mußte, habe ich meist in sehr schlechter Erinnerung. Die Übernachtungen in halb zerfallenen Quartieren (eins in Buntebock/ Harz) hatte da schon wieder was. Meistens ältere Inhaber, die sich noch an die guten alten Zeiten erinnerten und kurz vor der Schließung standen.

    Zumindest beim Einkehren lasse ich ja schon etwas Geld dort und natürlich auch durch An-und Abreise, soweit mal ein Bus dabei ist.

    Um nochmal eine Lanze für die Qualitäts-, Prädikats-, Premium- oder was auch immer zu brechen. Als ich neulich wegen der Asphaltlast am Verzweifeln war folgte ein Blick auf die Karte : Ah ja in einigen km kommt eine Zuwegung zum Rothaarsteig. Normalerweise bin ich ja völlig auf aufgespielte Tracks angewiesen. In dem Fall war das wirklich narrensicher. Mit Karte und Beschilderung konnte ich das Gerät getrost wegstecken. Nicht daß der Rothaarsteig zu den schönsten Wegen gehört, die ich kenne - z.B. die Wiederaufforstung der Kyrillflächen mit Christbäumen trägt bestimmt nicht zur Attraktivität bei - aber in dem Fall konnte ich so meine Wanderung passabel weiterführen, am Schluß gepflegt einen Kaffee auf dem Kahlen Asten einnehmen und zufrieden wieder abreisen.

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  • lina
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Wobei ich das Tourismusmarketing auch irgendwie verstehen kann.
    Man nehme z.B. Teilgebiete im Harz. Neulich fuhr ich da entlang, sah Gebäude/Hotels etc. in diversen Verfallstufen und am Ortsausgang ein Gruß-Schild. Noch im Nachhang des eben Gesehenen las mein Kopf: "Besuchen Sie uns bitte nie wieder". Etwas irritiert schaute ich nochmal genauer hin, und da stand natürlich "Besuchen Sie uns gerne bald wieder" (oder so ähnlich) ...

    An den Übernachtungsmöglichkeiten (auch für die Gepäcktransport-Wanderer) muss schon etwas verbessert werden. Die Zelter sind eben keine Zielgruppe (oder jedenfalls nicht auf den ersten Blick, ein Sprecher in einer neulich zufällig gesehene TV-Sendung über den Pfälzer Wald vertrat zum Glück schon mal eine andere Meinung).

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  • Prachttaucher
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Eigentlich bin ich mit Dir vollkommen einer Meinung. Mich stört auch sehr, daß die Wege auf biegen und brechen durch Orte mit Übernachtungsmöglichkeiten durchgeführt werden - einen darauf angewiesenen Wanderer sicher nicht. Da hatte ich mich schon mal gefragt (war der Hünenweg) : Wofür bin ich jetzt eigentlich soviel Asphalt abgelaufen und dann noch durch ein endloses Neubaugebiet. Eine entsprechende Abänderung des Weges mache ich deshalb schon oft.

    Auf der anderen Seite habe ich auch unter den neueren Wegen schöne gefunden, z.B. die Waldroute. Die bin ich allerdings auch erst gelaufen, nachdem sich jemand hier im Forum sehr positiv geäußert hat. Diese ganzen Sprüche wie "Zauberhaft mystisch und immer anders", "Nur Fliegen ist schöner", "Weg der Sinne" finde ich dann aber auch eher zum

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  • Igelstroem
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    @Prachttaucher: Danke für die (angemessen spitze) Antwort. Der Westweg ist ein Prädikatsweg, und auch in Mecklenburg war ich auf einem markierten Wanderweg unterwegs. Ich habe auch nichts dagegen, dass es markierte Wanderwege gibt in dem Sinne, dass irgendjemand schon mal für Andere den angenehmeren Weg herausgesucht hat.

    Was ich an der sogenannten Qualitätsoffensive enorm provozierend finde, ist der sprachlich ganz unverblümte Versuch, das Wandern auf das Niveau eines Erlebniskonsumprogramms zu bringen, dessen Wertschöpfung maximiert werden kann.

    Letzteren Aspekt kann man sehr schön an dem System der Unterkunftszertifizierung erkennen. Ich habe das mal für den Burgenweg im südlichen Brandenburg und für den Märkischen Landweg untersucht. Die zertifizierten Gastgeber sind alle zu teuer; als Berliner könnte man für diesen Preis abends mit dem Taxi zum nächsten Bahnhof fahren, zuhause schlafen und morgens wieder rausfahren. Das Gastgeberzertifikat ist also praktisch ein Ausschlusskriterium, und bei der Suche nach alternativen Übernachtungsmöglichkeiten (Campingplätze oder einfachstes Zimmer mit Duschmöglichkeit) ist die Qualitätsoffensive keine Hilfe.

    Durch die Qualitätsoffensive wird allerdings auf den Punkt gebracht, dass es verschiedene ›Herangehensweisen‹ an das Wandern gibt.

    Die Eckpunkte eines Gegenmodells sind die folgenden: Jeder Weg, den man zu Fuß gehen kann, ist ein möglicher Wanderweg. Es kommt nicht auf Erlebnisorganisation an, sondern auf die Durchlässigkeit jeder Landschaft für die nichtmotorisierte Bewegung. Typische Planungsinstrumente sind dann OSM, komoot und topografische Karten. Camping- und Biwakplätze, Schutzhütten und in manchen Gegenden auch Wanderheime, bewirtschaftete Hütten etc. sind mögliche Übernachtungsplätze – oder man schläft irgendwo im Freien. Die Wertschöpfung bei diesem Modell ist natürlich geringer, auch wenn man sie nicht zwanghaft minimiert (indem man zum Beispiel einen Bogen um Einkehrmöglichkeiten macht). Zu den Reizen für mich gehört aber, dass man prinzipiell auf diese Weise unterwegs sein kann, ohne signifikant mehr Geld auszugeben als zuhause.

    Das Tourismusmarketing kann mit dieser Intention natürlich nichts anfangen und suggeriert lieber, dass der moderne Wanderer eben anspruchsvoll und erlebnishungrig ist; dann kann man ihn an die Leine nehmen und so behandeln, wie man Konsumenten sonst auch zu behandeln pflegt. Und die Qualitätswege, wie sie jetzt präsentiert werden, sind eine solche Leine – auch wenn das ›Suchen eines Weges für jemand anderen‹ als solches verdienstvoll sein kann. Den Westweg gibt es ja schon lange. Früher hätte man sich aber wohl gewundert, wenn jemand gesagt hätte, er steigere die Wettbewerbsfähigkeit des Schwarzwaldes.

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  • kroessebastian
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Hallo!

    Im Wanderforum sind leider nicht viele User Aktiv.

    Habe dort schon 2 Strecken aus OWL eingestellt, aber ich würde mich auch hier für einen extra Bereich für "Spaziergänger" freuen, da man auch als solcher von vielen Tipps hier im Forum profitieren kann.

    Gruß

    Sebastian

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  • Prachttaucher
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    @Enja : Da machen wir sehr ähnliche Touren.

    @Igelstroem : Der Westweg ist übrigens sogar ein Prädikatsweg wobei mir nicht so klar ist, ob das nur eine andere Bezeichnung für Qualitätsweg ist.

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  • Enja
    antwortet
    AW: Foren zu Wandern in Deutschland

    Bei unseren Sauerland-Touren handelt es sich um 1-3 Tagestouren. Am ersten Tag ist naturgemäß Ab- und am letzten Heimreise. Das sind lange Tage. Und viel Reserve für Ortskenntnis erweiternde Umwege ist da nicht. Ich habe es gern, wenn pünktlich die Bushaltestelle oder was auch immer in Sicht kommt. Und plane diese Unternehmungen sehr akribisch.

    Natürlich ist es schöner ohne Zeitlimit einfach loszulaufen. Aber das geht nur begrenzt.

    Den Marketing-Kram überlese ich mühelos. Infos muss man sich halt erarbeiten.

    Beim Rothaarsteig habe ich oft bestaunt, wie sich "der Steig" neben der Forstautobahn durchs Gebüsch schlängelt. Jetzt habe ich verstanden, warum er das tut. Die Schlange war für uns bisher nur selten begehbar, da fast durchgängig völlig versumpft oder bis zur Unkenntlichkeit beschneit.

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