OT:
An Torres wäre vielleicht noch die zarte Rückfrage zu stellen, ob denn die kommunalen Campingplätze in Frankreich das Hotelgewerbe in der Provinz ruiniert haben; denn das läge ja gewissermaßen in der Logik Deiner Argumentation.
Mir ging es vor allem darum, zu thematisieren, dass es immer sehr einfach ist, aus Kundensicht extrem günstige oder kostenfreie Angebote zu fordern. Dabei wird gerne übersehen, dass die ortsansässige "Konkurrenz" unter ganz anderen Bedingungen handeln und wirtschaften muss. Die Gewerbetreibenden vor Ort brauchen nämlich Einnahmen, um in dieser Region weiterexistieren zu können. Der Wanderer ist ein flüchtiger Gast, der diese Tatsache gerne ausblendet.
Daraus erklärt sich, dass eben nicht jede Gemeinde oder jede Region begeistert ist, wenn es Forderungen nach privaten Biwakplätzen u.ä. gibt. Denn eine Gemeinde lebt dadurch, dass die Region Arbeitsplätze bieten kann. Wer nur in den Wald zum Schlafen gehen möchte, ist tatsächlich wirtschaftlich uninteressant. Das ist keine moralische Beurteilung, sondern eine wirtschaftliche. Das Anliegen eines Tourismusmarketings kann es nur sein, den als Zielgruppe zu begreifen, der eben auch konsumiert, die Angebote nutzt und Geld in die Region bringt. Für die anderen gibt es ja dann Ausnahmen in Form kommunaler Angebote (Pfälzer Wald) oder des ganze Heer an Jugendzeltplätzen und Gruppenunterkünften, die Jugendlichen, Gruppen, Vereinen oder Familien mit kleinen Einkommen den Urlaub in attraktiven Gebieten ermöglichen. Hier wird kein Gewinn gemacht, aber die soziale Verpflichtung wahrgenommen.
Lohnen kann sich das kostenfreie Angebot also höchstens für sehr unattraktive Regionen, in der Hoffnung, dass die Region überhaupt erst einmal ins Gespräch kommt und dann später kaufkräftigeres Klientel anzieht.
Es ist für einen Campingplatzbetreiber durchaus spürbar, wenn in der Nähe ein kostenfreie/illegaler Stellplatz für Wohnmobile vorhanden ist. Der Campingplatzbetreiber hat die vollen Kosten und muss die gesetzlichen Auflagen erfüllen. Gleichzeitig kann er damit rechnen, dass die Besucher der illegalen Stellplätze so dreist sind, vorzufahren und auf seinem Gelände mit absoluter Selbstverständlichkeit die Chemietoilette ausleeren. Die Kosten trägt der Campingplatzbesitzer und wenn er die Preise deshalb erhöht, ist er der Depp.
Und noch einmal zu den Hotels: Der desolate Zustand vieler Hotels auf dem Lande oder in Tourismusregionen ist auch der Tatsache geschuldet, dass heute ganz andere Auflagen und Kontrollen herrschen als noch früher. Anders ausgedrückt: Handlungsspielräume durch Schwarzgeld zu erweitern, geht heute praktisch nicht mehr. Dem gegenüber steht eine gestiegene Preissensiblität von Verbrauchern, welche durch Preise in südlichen Ländern verwöhnt sind oder Wellnessstandards erwarten. Die Folge sind Kalkulationen, die zwar die Kosten decken, aber auch nicht mehr. Die Mehrwertsteuersenkung, welche die FDP die Existenz gekostet hat, hat versucht, diesem Problem Rechnung zu tragen und den Handlungsspielraum von Hotels zu erweitern. So etwas stößt bei den gut situierten Städtern aber gerne auf Unverständnis. Man selbst erwartet selbst ein gutes Einkommen, aber ist nicht bereit, den wirtschaftlich angemessen Preis zu zahlen, um anderen die Existenz zu sichern. Interessanterweise sind Leute mit wenig Geld eher bereit, ihr Geld vor Ort zu lassen, als der intelektuelle Gutverdiener, der Selbstkostenpreise erwartet und wirtschaftliches Denken als Bereicherung geißelt.
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