AW: [ES] La Senda Transpirenaica, der GR11 - Teil 2: Von Candanchú bis Catalu
Mo., 5.8. - 6. Tag: Vom Refugio de Góriz zum Refugio de Pineta über die Faja de las Olas
(ca 11,7 km, ↑630Hm ↓1600Hm)
Hunderttausend heulende Höllenhunde! Und sogar noch ein paar mehr!
Heute kündigt sich wieder ein langer Tag an. Nach dem Einpacken und einem Frühstück im Refugio ziehe ich erst um 8:30 Uhr los. Es ist traumhaft hier oben. In der Ferne tönen Schafglocken. Viele Wanderer zieht es zum Monte Perdido, der GR11 driftet allerdings süd-südöstlich ab und umrundet den Morón de Arrablo.
Als ich losziehe, stehen noch viele Zelte – so streng ist das Reglement anscheinend doch nicht. Oder?
Noch in der Biwakzone steige ich über ein fettes Geschäft, das unglaublicherweise genau auf dem GR11 abgelegt wurde. Es sieht ganz eindeutig nicht nach Hund aus!
Recht zügig und schnell komme ich an den Collado de Arrablo, wo sich wieder 2 Varianten trennen: Der offizielle Hauptweg steigt ab ins Tal Richtung Fuen Blanca. Die Variante über die Faja de las Olas steigt in luftige Höhen hinauf. Genau diesen Weg werde ich heute einschlagen.
Es geht hoch und höher hinauf, sehr beeindruckend! Noch ein Wasserfall, bevor sich das Terrain zur Steinwüste wandelt. Und Edelweiß, diesmal voll erblüht! Die Aussicht ist schier atemberaubend. Man sieht herab in das Arrablo-Tal und auf die langgezogene Añisclo-Schlucht.
Mit der fantastischen Aussicht mache ich in der Sonne Picknickpause. Kurz vorher hatte ich ein Grüppchen gekreuzt, die ihre Fernwandertour mit Gipfelbesteigungen kombinieren. Hier wollen sie auf die Punta de las Olas.
Dann gehe ich weiter, immer in schwindelerregender Höhe und manches Mal doch recht nah am Abgrund entlang. Wie beschrieben komme ich bald an die Stelle, an der Wasser aus dem Felsen herausfließt. Und gleich darauf an die erste der wirklich kniffeligen Passagen. Eine kurze steile Kletterpartie, die jedoch dank der Eisenkette recht gut zu bewältigen ist. (Ohne wahrscheinlich auch). Eine der beiden Spanierinnen, Iskra, hat mich inzwischen eingeholt. Sie ist gestern wegen der Fußschmerzen in ihren Sandalen gewandert. Für diese Variante hatte ich ihr sehr davon abgeraten. Den Rat hat sie wohl befolgt und ihre zu kleinen Wanderschuhe angezogen, weil sie unbedingt über die Faja steigen wollte. Jedoch alleine; ihre Begleiterin, Elena, hat Angst bekommen und kehrt gemacht, um den regulären Weg zu gehen.
Behände steigt sie hoch. Ein Paar kommt entgegen, die Frau schwitzt an dieser Stelle Wasser und Blut, mit der Hilfe – und dem Zureden – ihres Partners meistert sie schließlich unbeschadet den Abstieg. Sobald sie unten sind, klettere ich los. Kurz darauf kommt die zweite mit Drahtseil gesicherte Stelle. Recht flach geht es ca 20 Meter weiter, bei Nässe kann es jedoch hier gefährlich werden. Heute ist es trocken, und die Stelle sicher zu überbrücken. Nicht lange danach komme ich an die für mich stressigste - nicht gesicherte - Passage: Von oben tropft und träufelt Wasser auf den schmalen Weg und macht den Stein nass und glitschig. Fast rutsche ich aus und gehe daraufhin noch vorsichtiger weiter.
Bald jedoch ist alles wieder im grünen Bereich. Eine Schafherde weidet (woran eigentlich) in den Steinen unter mir. Ein Grat mit viel Wind gibt den Blick frei auf das Tal, die Valle de Pineta, wohin es gleich hinabgeht, aber erst führt der GR bis zum Collado de Añisclo, wo die beiden Varianten wieder zusammenkommen. Dort will Iskra auf ihre Partnerin warten, wir machen kurze Rast zusammen, bevor ich gegen 14:30 Uhr den windigen Platz Richtung Pineta verlasse.
Noch ahne ich nichts Böses, als ich in das Tal unter mir blicke. Bzw. dass es kein Zuckerschlecken werden wird, sieht man der Steile des Terrains natürlich an.
Wie angekündigt, geht es richtig steil und zu allem Unglück ewige Strecken lang über Schotter und Geröll. Alles, was ich hasse!
Eine Gruppe steigt ab und an mir vorbei. Etwas tiefer bleiben sie stehen und ein Begleiter erklärt, wie ein solcher Abstieg zu meistern ist. Dann gehen sie zügig weiter, während ich hinter ihnen her schleiche. (Wahrscheinlich bewege ich mich allzu übervorsichtig, aber mein Ausrutscher auf so kleinem fiesen Geröll vor einigen Jahren bleibt mir allzu gut in Erinnerung). Nach den ersten geschafften Höhenmetern durch das Gestein nehme ich langsam auch die Pflanzenwelt auf. Immer wieder Grasbüschel, Glockenblumen sowie andere Bergblumen. Und Edelweiß – noch und nöcher. Als Trostpflaster sozusagen. Zumindest als mein Trostpflaster, denn ich leide ganz schön hier!
Schotter und Geröll, Geröll und Schotter. Grrrr!
Eine gefühlte Ewigkeit später lande ich an der Baumgrenze (und zugleich an der Grenze zum Nationalpark). Aber es geht munter mit den Hürden weiter, die Schwierigkeiten werden lediglich andere. Immer noch teilweise sehr steil hangelt sich der Weg nun durch Bäume hinab, so manches Mal brauche ich meine Hände, um ein paar besonders knifflige Passagen zu bewältigen. Meine Knie sehnen sich nach Ankommen, ich auch. Endlich, kurz vor 19 Uhr, stehe ich im trockenen Flussbett, der Höllenabstieg liegt hinter mir und das Refugio de Pineta vor mir...
Als ich die Hütte betrete, sitzt zu meiner großen Überraschung Rudolf, der lange Holländer, an der Bar. Er hatte gestern einen Ruhetag in Torla eingelegt, und hat dann eine Hammeretappe vom Nationalpark über Góriz bis hierher nach Pineta hinter sich gebracht. Jetzt wartete er auf ein Taxi, das ihn nach Bielsa bringen soll. Er sieht aus, als würde er diese Nacht sehr gut schlafen...
Ich beziehe mein Bett in einer der kleinen Vierer-Kojen, dusche warm und setze mich dann mit einem Bier an den Abendbrottisch. Eine junge Amerikanerin (in Gegenrichtung) spricht mich an. Wir tauschen kurz aus über die Unterschiedlichkeit der Fernwege in Amerika und Europa, dann gibt es Abendbrot. Und – so wie schon gestern in Góriz – tauchen pünktlich zum Essen Iskra und Elena völlig fertig auf. Wir essen wieder zusammen und tauschen aus, bis sie duschen und ich recht zeitig ins Bett gehe.
Mo., 5.8. - 6. Tag: Vom Refugio de Góriz zum Refugio de Pineta über die Faja de las Olas
(ca 11,7 km, ↑630Hm ↓1600Hm)
Hunderttausend heulende Höllenhunde! Und sogar noch ein paar mehr!
Heute kündigt sich wieder ein langer Tag an. Nach dem Einpacken und einem Frühstück im Refugio ziehe ich erst um 8:30 Uhr los. Es ist traumhaft hier oben. In der Ferne tönen Schafglocken. Viele Wanderer zieht es zum Monte Perdido, der GR11 driftet allerdings süd-südöstlich ab und umrundet den Morón de Arrablo.
Als ich losziehe, stehen noch viele Zelte – so streng ist das Reglement anscheinend doch nicht. Oder?
Noch in der Biwakzone steige ich über ein fettes Geschäft, das unglaublicherweise genau auf dem GR11 abgelegt wurde. Es sieht ganz eindeutig nicht nach Hund aus!
Recht zügig und schnell komme ich an den Collado de Arrablo, wo sich wieder 2 Varianten trennen: Der offizielle Hauptweg steigt ab ins Tal Richtung Fuen Blanca. Die Variante über die Faja de las Olas steigt in luftige Höhen hinauf. Genau diesen Weg werde ich heute einschlagen.
Am Collado de Arrablo
Es geht hoch und höher hinauf, sehr beeindruckend! Noch ein Wasserfall, bevor sich das Terrain zur Steinwüste wandelt. Und Edelweiß, diesmal voll erblüht! Die Aussicht ist schier atemberaubend. Man sieht herab in das Arrablo-Tal und auf die langgezogene Añisclo-Schlucht.
Mit der fantastischen Aussicht mache ich in der Sonne Picknickpause. Kurz vorher hatte ich ein Grüppchen gekreuzt, die ihre Fernwandertour mit Gipfelbesteigungen kombinieren. Hier wollen sie auf die Punta de las Olas.
Perfektes Wanderwetter
Edles Weiß
Steinige Wege in schwindelerregenden Höhen...
… mit grandiosen Aussichten
Dann gehe ich weiter, immer in schwindelerregender Höhe und manches Mal doch recht nah am Abgrund entlang. Wie beschrieben komme ich bald an die Stelle, an der Wasser aus dem Felsen herausfließt. Und gleich darauf an die erste der wirklich kniffeligen Passagen. Eine kurze steile Kletterpartie, die jedoch dank der Eisenkette recht gut zu bewältigen ist. (Ohne wahrscheinlich auch). Eine der beiden Spanierinnen, Iskra, hat mich inzwischen eingeholt. Sie ist gestern wegen der Fußschmerzen in ihren Sandalen gewandert. Für diese Variante hatte ich ihr sehr davon abgeraten. Den Rat hat sie wohl befolgt und ihre zu kleinen Wanderschuhe angezogen, weil sie unbedingt über die Faja steigen wollte. Jedoch alleine; ihre Begleiterin, Elena, hat Angst bekommen und kehrt gemacht, um den regulären Weg zu gehen.
Behände steigt sie hoch. Ein Paar kommt entgegen, die Frau schwitzt an dieser Stelle Wasser und Blut, mit der Hilfe – und dem Zureden – ihres Partners meistert sie schließlich unbeschadet den Abstieg. Sobald sie unten sind, klettere ich los. Kurz darauf kommt die zweite mit Drahtseil gesicherte Stelle. Recht flach geht es ca 20 Meter weiter, bei Nässe kann es jedoch hier gefährlich werden. Heute ist es trocken, und die Stelle sicher zu überbrücken. Nicht lange danach komme ich an die für mich stressigste - nicht gesicherte - Passage: Von oben tropft und träufelt Wasser auf den schmalen Weg und macht den Stein nass und glitschig. Fast rutsche ich aus und gehe daraufhin noch vorsichtiger weiter.
Ein Blick zurück auf die Faja de las Olas
Bald jedoch ist alles wieder im grünen Bereich. Eine Schafherde weidet (woran eigentlich) in den Steinen unter mir. Ein Grat mit viel Wind gibt den Blick frei auf das Tal, die Valle de Pineta, wohin es gleich hinabgeht, aber erst führt der GR bis zum Collado de Añisclo, wo die beiden Varianten wieder zusammenkommen. Dort will Iskra auf ihre Partnerin warten, wir machen kurze Rast zusammen, bevor ich gegen 14:30 Uhr den windigen Platz Richtung Pineta verlasse.
Gratwanderung zum Collado de Añisclo
Am Collado de Añisclo
Noch ahne ich nichts Böses, als ich in das Tal unter mir blicke. Bzw. dass es kein Zuckerschlecken werden wird, sieht man der Steile des Terrains natürlich an.
Wie angekündigt, geht es richtig steil und zu allem Unglück ewige Strecken lang über Schotter und Geröll. Alles, was ich hasse!
Eine Gruppe steigt ab und an mir vorbei. Etwas tiefer bleiben sie stehen und ein Begleiter erklärt, wie ein solcher Abstieg zu meistern ist. Dann gehen sie zügig weiter, während ich hinter ihnen her schleiche. (Wahrscheinlich bewege ich mich allzu übervorsichtig, aber mein Ausrutscher auf so kleinem fiesen Geröll vor einigen Jahren bleibt mir allzu gut in Erinnerung). Nach den ersten geschafften Höhenmetern durch das Gestein nehme ich langsam auch die Pflanzenwelt auf. Immer wieder Grasbüschel, Glockenblumen sowie andere Bergblumen. Und Edelweiß – noch und nöcher. Als Trostpflaster sozusagen. Zumindest als mein Trostpflaster, denn ich leide ganz schön hier!
Weit unten zu erkennen: das Parador-Hotel de Bielsa
Schotter und Geröll, Geröll und Schotter. Grrrr!
Scharfe Kurven...
Eine gefühlte Ewigkeit später lande ich an der Baumgrenze (und zugleich an der Grenze zum Nationalpark). Aber es geht munter mit den Hürden weiter, die Schwierigkeiten werden lediglich andere. Immer noch teilweise sehr steil hangelt sich der Weg nun durch Bäume hinab, so manches Mal brauche ich meine Hände, um ein paar besonders knifflige Passagen zu bewältigen. Meine Knie sehnen sich nach Ankommen, ich auch. Endlich, kurz vor 19 Uhr, stehe ich im trockenen Flussbett, der Höllenabstieg liegt hinter mir und das Refugio de Pineta vor mir...
Als ich die Hütte betrete, sitzt zu meiner großen Überraschung Rudolf, der lange Holländer, an der Bar. Er hatte gestern einen Ruhetag in Torla eingelegt, und hat dann eine Hammeretappe vom Nationalpark über Góriz bis hierher nach Pineta hinter sich gebracht. Jetzt wartete er auf ein Taxi, das ihn nach Bielsa bringen soll. Er sieht aus, als würde er diese Nacht sehr gut schlafen...
Ich beziehe mein Bett in einer der kleinen Vierer-Kojen, dusche warm und setze mich dann mit einem Bier an den Abendbrottisch. Eine junge Amerikanerin (in Gegenrichtung) spricht mich an. Wir tauschen kurz aus über die Unterschiedlichkeit der Fernwege in Amerika und Europa, dann gibt es Abendbrot. Und – so wie schon gestern in Góriz – tauchen pünktlich zum Essen Iskra und Elena völlig fertig auf. Wir essen wieder zusammen und tauschen aus, bis sie duschen und ich recht zeitig ins Bett gehe.
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