Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

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  • Torres
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    AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

    Du hast sicherlich Recht. Aber meiner Meinung nach stand auf dem Radwegschild Wasserbillig drauf.
    Oha.
    (Norddeutsche Panikattacke)

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    • Werner Hohn
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      AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

      OT: Kann das sein, dass hier einige Etappen fehlen? Wohin mit meinem Bericht? Zur Not kann ich auch noch warten.
      .

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      • hotdog
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        Werner, wir haben uns schon lange von dem Ehrgeiz verabschiedet, die Tourberichte hier chronologisch einzufügen. Ich versuche nun, wenigstens die Schleimspur einigermaßen übersichtlich zu halten. Also nur zu...
        Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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        • Werner Hohn
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          AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

          Im Oktober mit dem WAI von Echternach an den Rhein

          oder

          Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die Bundesstraße

          Erster Tag: Von Echternach bis Weidenbach

          Das WAI in einem Echternacher Café

          Da ist sie nun wieder. Vor ziemlich genau 4 Jahren hatte ich die Dose schon einmal in der Hand, in Norddeutschland, auf einer der ersten Etappen. Heute habe ich 5.000 Beiträge mehr im Forum, bin gealtert und soll die Dose an den Rhein bringen. Pünktlich, wie sie es angekündigt hat, radelt "Dingsbums" mit, na, ich möcht' sagen, einem Einkaufsradel auf den Place du Marché in Echternach. Kaffee, ein paar Worte und dann bin ich weg. Der Wetterbericht treibt und eine Erkältung macht sich in den Knochen breit. Bevor ich auf dem Kaffeehausstuhl noch durch und durch krank werde, will ich auf der Straße sein. Wenn dann doch nix mehr geht, geht ab Bitburg die Deutsche Bahn.

          St.-Willibrord-Basilika in Echternach

          Wahlplakate habe ich in Luxemburg schon wieder ertragen müssen. Auch da ist Wahlkampf. Als Deutscher fällt die Vorstellung schwer, dass die im Großherzogtum wählen gehen. Sogar der Junker will sich tatsächlich wieder wählen lassen. Trotz eher nicht vorhandener Kenntnisse der lokalen Sprache behaupte ich, dass der Inhalt der Wahlplakate, was den Gehalt der Parolen betrifft, gleich dem deutscher Wahlplakate ist. Viele Wanderer sind unterwegs, die üblichen Kirchenbesucher, ansonsten steht völlig überraschend auch in Luxemburg das eine oder andere Gebäude vernagelt in der Stadt rum. Wie wird das hier aussehen, wenn der Ami mit seinem Kampf gegen die Steueroasen fertig ist? Ich will's mir nicht vorstellen.

          Bei Irrel

          Da steht es wieder, jenes ungeliebte Schild. Von wegen Bundesstraße. Auf den Nims-Radweg werde ich gezwungen. Laubbedeckt durch den Wald, dafür eben. Rutschig ist das nasse Laub, zur schmierig, um das Rad laufen zu lassen. Zur Entschädigung bleibt der Radweg mehr oder weniger in der Nähe der Bundesstraße. Mich beschleicht der Verdacht, das wird sich bis Bitburg nicht ändern. Dabei hatte ich schon in Echternacherbrück geschaut, ob ich auf die Bundesstraße darf. Am Norma vorbei und dann hinten den Berg hoch nach Bitburg. Kein Problem. Leider ist sofort Schluss. Die Sauer runter nach Minden werde ich umgeleitet und von da die Prüm kurz hoch bis zu Mündung der Nims. An der Prüm hat ein in den Radweg ragender Ast das dünne Tachokabel zerrissen. In die Fahrbahn einer Bundesstraße ragt kein Ast.

          "Verschiebung" von Albert Hettinger

          Angefangen hat das vor einem Vierteljahrhundert. Überall tauchte Kunst auf, bei der sich viele fragten, was daran Kunst sein soll. Nicht nur weil die Leute mit Spitzweg, Dali und "Mohnblumen im Kornfeld" mehr anfangen können. Auch weil sich nicht wenige die Frage stellten - und viele tun das immer noch -, warum man Landschaft zustellen muss, mit Zeugs, das sonst keiner haben will. Wurde damals der Topf "Kunst im öffentlichen Raum" aufgemacht, der bis heute ergiebig sprudelt? Wanderwege und Radwege kommen scheinbar nicht mehr ohne aus. Kann man so von Sinnen sein?

          Irgendwo am Nims-Radweg

          Du fährst da durch, drehst eine Runde auf der schmalen Dorfstraße, machst ein Foto, nimmst die ganz fest vor, später den Ortsnamen aufzuschreiben und fährst weiter. Tja, Kirche und Dorf bleiben namenlos. Am Radweg jedenfalls, da wo das Nimstal flach und weit ist. Aber das kann überall dort sein.

          Ein Bitburger Foto

          Was wäre das kleine Städtchen da oben am westlichen Rand der Eifel ohne die Brauerei, die hier zum Konzern gewachsen ist. Von wegen beschaulicher Braukeller. Wer sich Bitburg nährt, kommt nicht an den Hallen der Brauerei vorbei. Was wird aus Bitburg, wenn die Brauerei dicht macht? Trinken die Bitburger dann aus lauter Gram für alle Zeiten Altbier, die ganz Verzweifelten sogar Kölsch?

          Ich bin oft mit dem Auto durch Bitburg gefahren, und nie, nie bin ich auf die Idee gekommen, durch ein schönes Städtchen zu fahren. Aus dem Fahrradsattel wird's nicht schöner. Dicht dran vorbei, und gut ist.

          Kreuzung B 257/"Grüne Straße Eifel-Ardennen"

          Unten im Kylltal, am Bitburger Bahnhof in Erdorf, habe ich dem Radweg abgeschworen. Dem Kylltal-Radweg hätte ich ab da steigungsfrei bis Kyllburg folgen können. Die Bundesstraßenwahl ist eine dumme Wahl gewesen, denn er geht steil hoch nach Badem. Oben werde ich mit Fernsichten unter grauen Wolken belohnt. So fern also nicht. Besichtigen könnte ich Einiges, wenn ich den braunen Schildern folgen würde. Im Kloster Himmerod wollte man uns vor Jahren nicht die große Keramikschale eines Töpfers aus Italien verkaufen. "Die können sie sich sowieso nicht leisten!" Die Tür war zu, noch ehe wir antworten konnten. Und auf meinen Eifelquerungen zu Fuß, bin ich schon zweimal am Kloster vorbei gewandert. Heute zieht mich nichts mehr dorthin. Ab jetzt immer dem Nürburgring hinterher. Der ist in der Eifel so großräumig ausgeschildert, als wolle man den für alle eventuellen Ewigkeiten halten.

          Bei Steinborn

          Pause am Rand der Straße auf einer Bank am Abzweig nach Steinborn. Kalt und Wind von Westen. Beim Fahren ist das toll, weil der Wind schiebt, bei der Pause nervt der Wind, weil ich friere. Zwei Mars, ein Müsliriegel, eine Banane. Das Wasser in der Flasche ist vom Fahrtwind auf Eiseskälte gekühlt. Gerne würde ich länger sitzen bleiben, wenn es nur wärmer wäre. Auch die Frage, wo ich heute Nacht schlafe, ist noch offen. Daun? Bis dahin machen die Beine nicht mehr mit. Auf der Höhe eines am Straßenrand auftauchenden Hotels haben sie den Dienst verweigert. Ein Hotel in der Eifel mit einem belgischen Besitzer und - was sonst um diese Jahreszeit - voll mit Urlaubern aus Belgien.

          Zweiter Tag: Von Weidenbach nach Linz am Rhein

          Bei Weidenbach

          In der Nacht hat es geregnet. Mehrmals bin ich davon aufgewacht. Der Morgen ist alles andere als sonntäglich schön. Nebel liegt tief über der Eifel. Vereinzelte Tropfen fallen aus dem unsichtbaren Himmel. Auf der Bundesstraße bin ich alleine unterwegs. Sonntags, bei so einem Wetter, treibt sich nicht auf der Straße rum, wer ein warmes Bett sein Eigen nennt. Einmal rundum in Plastik verpackt, ist der Morgen jedoch auszuhalten. Innen ist es mollig warm. Leider rinnt bei jedem Anstieg der Schweiß, als wäre Hochsommer. Die Reifen zischen bei den Abfahrten auf der nassen Straße. Die Handschuhe sind in wasserdichte Latexhandschuhe verpackt. Eine neue Versuchsreihe, aus der Serie "Aus der Not geboren".

          Das hat Daun nicht verdient

          Dass ich nicht nach Daun hinein fahren werde, ist sonnenklar. Daun ist nicht schlecht fürn Kaffee oder ein Abendessen oder wenn man nach einer Wanderung noch durch ein kurzes Einkaufsmeilchen schlendern möchte. Daun hat einen Nachteil: Egal von wo ich komme, irgendwo muss ich immer einen Hügel hoch. Deshalb vorbei und am Kreisverkehr raus nach Kelberg. Die Ausschilderung zum Nürburgring zählt immer noch. Ach ja, in Pützborn, noch vor Daun, ist die Straße aufgerissen. Das ist toll, denn mit dem Rad ist das kein Problem. Für die zwei Jaguar aus Luxemburg schon, denn an der Absperrung ist für die Schluss. Die Freuden des Radfahrens, sind kleine manchmal kleine Schadenfreuden.

          Landstraße 46 bei Kradenbach

          Die L 46 ist eine tolle Straße. Wer mit dem Fahrrad von Daun zum Nürburgring möchte, tut gut daran diese Straße zu nehmen. Ganz sachte führt die unter der Autobahn her hoch zur Bundesstraße 410 vor Kelberg. Im Regen, oder wie an diesem Tag, der nicht richtig hell werden möchte, ist die Fahrt mit dem Rad auf dieser Landstraße eigentlich noch schöner als an einem trockenen und warmen Tag. Wie das runter zu aussieht, weiß ich nicht. Das könnte bei dem heutigen Wetter ungemütlich werden. Bei dem Schietwetter heute ist die Straße toll, weil ich am flachen Anstieg im Plastik nicht gedünstet werde.

          Pfarrkirche Hilgerath

          Diese Kirche muss in den Bericht. Etwas Kultur muss sein. Abseits der L 36 auf einer Anhöhe gelegen, ist die Pfarrkirche ganz schön weit weg von den Dörfern rundum. Die weiße Kirche steht ganz alleine da oben, und unten am Abzweig steht der Hinweis, dass im Winter nicht gestreut wird. Gottvertrauen hilft oder Winterreifen, vermutlich beides. Wird da oben überhaupt noch die Messe gelesen, oder ist die schöne Kirche das, was heutzutage viele Kirchen sind: eine bessere Friedhofskapelle? Ich bin schon lange nicht mehr da oben gewesen. Früher habe ich oft da gesessen, wenn die von der Firma aufgetragene Arbeit die Arbeitszeit nicht ausgefüllt hat. Auf der Bank neben dem Friedhof sitzen und über eine sonnenbeschienene Eifel schauen im Stundenlohn, war nicht die schlechteste aller Bezahlungen.

          Immer der Bundesstraße nach

          Weiter nach Mayen, auch wenn vorher ein fieses Tal mit einem fiesen Anstieg auf mich wartet, und dann weiter an den Laacher See und zum Schluss durch das Brohltal an den Rhein. In Bad Breisig mit der Autofähre ans andere Ufer, noch einer langer, ehedem schrecklicher, nun locker zu fahrender Anstieg hoch, fertig wäre der WAI-Transport Richtung NRW. Doch Nürburgring oder lieber Mayen und das Kloster Maria Laach? Was für eine Frage! Maria Laach lässt man nicht aus. Dort werde ich sogar die Tupperdose aus der Packtasche kramen, um diese vor das romanische Portal der Kirche zu halten. Klick, schon wäre vereint, was nicht zusammenpasst.

          K 89 bei Reimerath

          In Hünerbach bin ich Richtung Nürburgring abgebogen. Woher der Sinneswandel? Vielleicht lag es an der Baustelle kurz vorher. Die verführerische B 410 ist unter eine Asphaltfräse geraten. Männer vom Straßenbau, habt ihr auch feinere Fräsen, welche, die einem die .... nicht ins Innere treiben? Auf zum Ring, ist ja nur um die Ecke. Und eine schöne Strecke ist es auch, wenn auch eine kurze. Ab dem Nürburgring wird es nur noch den Berg hinab gehen. Hinunter ins Ahrtal, durch das bis an den Rhein bei Linz. Der letzte Anstieg heim, das wäre aber dann allerdings ein Anstieg. Dann ab, zum "Ring", sogar das WAI hat eine Nürburgring-Affäre verdient.

          Kurt-Beck-Gedächnisanlage

          Hier hat der Kurt mit seinen Mannen Millionen versenkt, hat sich die komplette Landesregierung von Rheinland-Pfalz angeblich über den Tisch ziehen lassen, sagen die, die Kurt und seinen Mannen Böses wollen. Gewinne wird der neue Nürburgring nie abwerfen, es sei denn, er bekommt einen Schuldenerlass, sagen Leute, die es wissen sollten. Sonntag, um die Mittagszeit, nebenan, so um die 400 Meter weit weg, findet auf der Nordschleife, das ist die "Grüne Hölle", ein Langstreckenrennen statt. Besucher sind keine zu sehen. Als ich jung war, habe ich mir kein Rennen am Ring entgehen lassen. Freitags hin, Sonntagnachmittag weg; und sich auf der Heimfahrt fragen, wer gewonnen hat. Damals haben wir den Hatzenbach vollgeschissen und vollgekotzt. Der mit dem Auto, der hat Eintritt bezahlt, alle anderen sind hinten rum über die tief im Wald versteckten Zäune geklettert. In Gedenken an Kurt halte ich dann endlich das WAI in die Luft. Hier passt es. Und die Haare könnt ich mir auch mal wieder schneiden lassen, fällt mir ein.

          Adenau

          Schlagartig bessert sich das Wetter, als ich vom Ring hinunter Richtung Ahrtal abbiege. In der Ferne leuchtet der Wald in bunten Herbstfarben. Da will ich hin. Den Berg hinunter gönne ich mir Rennen mit Autos, deren Auspuff meist röhrt und deren Fahrer meist viel zu schnell unterwegs sind. Einen britischen Caterham zwinge ich in zwei Spitzkehren lang hinter mein Rad. Die wollen sich zwingen lassen. Wenn die wollten, wie die Flunder kann, würde ich Abgase atmen. Sie wollen nicht. Ein weißer Ford Focus RS macht kurzen Prozess. Ich bilde mir ein, das dumpfe Klacken des Gaspedals auf dem Bodenblech zu hören.

          Sancta Maria Immaculata bei Pützfeld

          Etwas Ahr-Radweg muss sein. Von Pützfeld bis Altenahr lohnt der. Laub auf den Verbundsteinpflasterwegen. Die ersten Fahrräder seit dem Start an der luxemburger Grenze. Familien im Freizeitdress, versiffte MTBler, doch alles in allem sehr wenig Radverkehr. Das Wetter lockt wohl nicht. Der Radweg wird von Wandergruppen bevölkert. Kleine und ganz große. Altenahr ist wie immer. Eine lange, sich in nach links und nach rechts teilende Hauptstraße. An der Brücke steht seit ich denken kann, die Frittenbude, daneben der "Saloon"; und in den wenigen Cafés sitzen Rentner. Wanderhorden treiben sich auf den Bürgersteigen durchs Dörfchen. Früher begann oder endete hier die Paradestrecke des Rotweinwanderwegs. Heute ist das noch immer so, aber heute kommt noch der Ahrsteig dazu. Volksauflauf in Tatzenjacken, mit Deuter-Rucksäcken. Der Rotweinwanderweg war in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten mein jährliches Pflichtprogramm. Die dreißig Kilometer von Bad Bodendorf nach Altenahr an einem Tag mussten eben sein. An dunklen Frühlings- und Herbstwochentagen konnte man auf dem Weg fast sicher sein, bei einem Herzinfarkt auf sich alleine gestellt zu sein. Ich werde mir einen neuen Weg suchen müssen.

          Mayschoß

          Von der Winzergenossenschaft hämmert Schlagermusik über die Bundesstraße. Von weiter die Straße runter ist Blechmusik zu hören. Hinter der Frittenbude rauscht unhörbar die Ahr. Auf dem Parkplatz neben dem Bahnhof reiht sich ein Wohnmobil an das nächste. Wanderer kommen vom Bahnhof oder gehen zum Bahnhof. Mayschoß ist Feiertourismus im Kleinen. Wenn das am Ballermann so wäre, wie an diesem Sonntag in Mayschoß, würden die den Ballermann als Seniorenresidenz vermarkten. Nicht alle Dörfer an der Ahr sind so. Alle anderen sind komplett verschlafen. Daran ändern auch die vielen spätsommerlichen Winzerfeste nichts.

          Weinberge bei Dernau

          Das Beste an Dernau? Die Tankstelle, die internistische Arztpraxis und das es leiser als in Mayschoß zu geht. Auf der Ahrtalstraße nach dem Ort, ahnt kein Fremder dass unter den Weinreben zu seiner Linken der ehemalige "Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung von deren Funktionstüchtigkeit"* sich kilometerlang unter den Weinbergen hinzieht. Einen "Regierungsbunker" im märkischen Sand, gibt es wohl nicht. Wohl nicht oder noch nicht?

          * bei der Wikipedia geklaut

          Kloster Kalvarienberg in Ahrweiler

          Wer die Ahr entlang zu Fuß oder mit dem Rad auf dem Weg nach Bad Neuenahr ist, müsste blind sein, wenn er die über die Weinreben ragende "Festung" Kalvarienberg übersieht. Beim Näherkommen verdunkelt sich der Himmel. Beim Näherkommen wird der Mensch klein. Beim Näherkommen könnte man auf die Idee kommen, dass Tebartz-van Elst womöglich alles bischofsmögliche in seinem Limburger Bistum falsch gemacht hat, doch eins mit Sicherheit nicht: er hat sich einen guten Architekt geleistet.

          Rotwein. Was sonst!

          Die Zeit der Weinlese an der Ahr. Das noch dichte, grüne Laub der Weinreben dämpft die Stimmen, verdeckt die Menschen zwischen den Reihen. Kleine Traktoren stehen am Wegrand. "Bütt" an "Bütt" sind gefüllt mir den roten kleinen Weintrauben. Wer Weintrauben nur aus der Gemüseabteilung im Supermarkt kennt, wundert sich, wie klein die Weintrauben sind. Fürn Rotwein fahren sogar eingefleischte Pilstrinker an die Ahr. Heimkommen ohne einen Sechser-Karton Rotwein von der Ahr, möchten die Wenigsten. Perlen vor die Säue, bezeichnet das ein mir bekannter Winzer, ohne die er leider kein Auskommen hat. Prost, ach nee, zum Wohl!

          Ahrtor in Ahrweiler

          Wer ins Ahrtal fährt, wer Rotwein von der Ahr kauft, wer auf dem Rotweinwanderweg wandert, wer auf dem Ahrsteig ein Stückchen geht, wer mit dem Rad den Ahrtal-Radweg abklappert, wer mit der Deutschen Bahn durchs Ahrtal fährt, wer kein Geld für die Spielbank im benachbarten Bad Neuenahr hat, wer einen intakten alten Stadtkern besichtigen will, wer sich an den Tagen rund ums Wochenende durchs Gewühl schieben will, wer einfach nur mal Tapetenwechsel von Maria Laach braucht, wer ein Auto hat, der fährt nach Ahrweiler. Konkurrenz hat das Städtchen im Tal keine.

          Bad Neuenahr

          Tante Ernas sehnlichst erwartete Erbschaft ist nicht so üppig ausgefallen wie erwartet? Die Pension vom selig dahin geschiedenen Ehemann reicht nicht für den Lebenstraum Baden-Baden? Bad Neuenahr ist die Lösung. Mit Kunstpelz im kostenpflichtigen Kurpark wandeln, sollte frau jedoch auch hier nicht. Hündchen halten geht aber auch hier, besonders an der Promenade links und rechts der Ahr. Kinder sollten beim Spielen aufpassen, nicht in deren Hinterlassenschaften im dichten Ufergras zu treten. Was das Hündchen betrifft, kennen alte Frauen kein Erbarmen. Was sagen sie, das ist ein Radweg? Steigen sie gefälligst ab und gehen um meinen Hund herum! Ach-so, Bad Neuenahr pur gibt es schon ewig nicht mehr. Ahrweiler gehört dazu.

          Kripp-Linz - Das WAI überquert den Rhein

          Das war's. Auf der Rheinfähre schaut sich ein Mann die Straßenkarte auf der Lenkertasche an. Wie ich es denn von Bitburg an den Rhein geschafft habe? Die Karte zeigt immer noch die Strecke von Echternach bis Bitburg. Mit dem Rad gefahren, aus'm Kopp, habe ich ihm gesagt. Da hat er zweifelnd geschaut. Geht das? Ja, das geht. Ich hätte auch zu Fuß ohne Karte gehen können, habe ich nachgeschoben. Da ist er nach vorne ans Tor gegangen, welches Fußgänger vom Gang ins Rheinwasser abhält.

          Eifel und Ahrtal von Linz/Roniger Hof

          Das war es dann doch noch nicht. Noch 12 Kilometer bis nach Hause. Einmal muss ich noch den Berg hinauf. So gut wie alles im kleinsten Gang. Belohnt wird das mit einer tollen Fernsicht zurück in die Eifel, ins Ahrtal und rechts vorne, da wo die Eifel hinter Bonn anfängt, wird die große weiße Kugel mit der Radaranlage der Fraunhofer-Gesellschaft den Blick festhalten. Leider gibt das Wetter über der Eifel und dem Ahrtal keinen berauschenden Blick in die Ferne her. Hinter mir, wo die ganz und gar nicht westerwälderischen Ausläufer des Rheinischen Westerwalds ins Tal auslaufen, scheint die Sonne.

          @ hotdog

          Gefahrene Strecke auf Google Maps bei "Autobahnen vermeiden".

          In Worten für Maps: Echternach - Minden - Reimerath - Nürburgring, Nürburgring Boulevard, Nürburg - Altenahr- Kripp (- Linz am Rhein und noch 12 Kilometer weiter)
          Zuletzt geändert von Werner Hohn; 19.10.2013, 20:40.
          .

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          • Werner Hohn
            Freak
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            AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

            zu Fuß

            Mit dem WAI von Rheinland-Pfalz nach Nordrhein-Westfalen


            Sonntagnachmittag und heute. An der Kreuzung kommt das WAI wieder auf die Route.


            Ginsterhahn und das, was es da zu sehen gibt. Wenn man weiter sehen könnte, könnte man die Eifel sehen. Die kann man so früh am Morgen eh nicht sehen, weil sie sich noch im Morgengrauen versteckt.


            Der Asberg. Auf dessen Rückseite fängt Nordrhein-Westfalen an. Dann mit aller Kraft weiter in die neue Welt.


            Kalenborn. Reste ehemaliger Förderbänder zwischen Basaltstein - oder so. Kunst an der ehemaligen Bahntrasse. Na, immerhin wurde und wird hier Basalt abgebaut.


            Für den Dipl. Hobbykoch mit dem 1.000-Euro-Messerset?


            Das WAI trifft auf eine neue Dimension.


            Samstag, 19. Oktober 2013 9:50: Das WAI errecht NRW. Telefongespräch nach Bonn zum dort tagenden Empfangskomitee. Ankunft Drachenfels 12 Uhr. Aus dem Hintergrund wird die Uhrzeit kommentiert mit "ich soll mir Zeit lassen, man sitze noch bei Kaffee, Brötchen und Marmelade". So sind sie, die aus NRW. Der Rheinländer kämpft im Siebengebirge ums Überleben und die hocken in der alten Hauptstadt in der warmen Stube. Wie gut, dass ich nicht nach Berlin wandern musste.


            Der Stellweg. Ein Weg wie das Land sich gerne sieht. Direkt und geradeaus. So um die 7 Kilometer mit nur einem Knick waren dann doch etwas zäh.


            Wenn du nicht weißt wo du bist, aber solche Wege siehst, bist du im Siebengebirge. Rechts der ist für Pferde, links für den Rest der Welt. Im mit üppigen Beamtenpensionen gesegneten Bonner Umland, legen die Leute Wert auf gutes Geläuf für ihren Gaul.


            Wehrhütte. Es ist ein langer und zäher Anstieg gewesen. Das gefühlte Durchschnittstempo ist von 6 auf 5,7 km/h gesunken. Der Drachenfels taucht immer noch nicht auf. Die Löwenburg, auf die es nicht einmal ein Bruchteil der Drachenfelsbesucher schafft, steht auf jedem Stein.


            Ersatzburg. Man weiß ja nie, wonach noch gefragt wird.


            Dank 25.000-fachem Zoom erkennbar: die Burg auf dem Drachenfels. Noch 40 Minuten zu Fuß. Es ist voll geworden im Wald. Ums Siebengebierge würde ich einen Zaun ziehen und an den Eingängen Kassenhäuschen aufstellen.


            Geschlagene 18 Kilometer musste ich gehen, bis der Drachenfels auf den Wegweisern auftaucht. Von hinten kommt eh keiner und von vorne fahren alle mit der Zahnradbahn hoch.


            Samstag, 18 Oktober 2013, 12:04: Das WAI erreicht den Drachenfels. Pünktlich wie vor 2 Stunden und 10 Minuten geschätzt. Jetzt heißt es warten. Sabine38, Sarekmaniac, Goettergatte und TOM kommen pünktlich die angekündigte halbe Stunde später. Oder war es eine Dreiviertelstunde?


            @hotdog:

            Die ungefähre Route auf Google Maps bei Fußgänger.

            In Worten: Rothe-Kreuz, Leubsdorf - Stellweg, Bad Honnef - Milchhäuschen, Königswinter - Drachenfels, Königswinter
            Zuletzt geändert von Werner Hohn; 19.10.2013, 18:43.
            .

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            • Werner Hohn
              Freak
              Liebt das Forum
              • 05.08.2005
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              • Meine Reisen

              AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

              Das WAI hat Nordrhein-Westfalen erreicht.
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              • MichaMobil
                Erfahren
                • 12.01.2009
                • 177
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                • Meine Reisen

                AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                Bin ja wirklich beeindruckt, daß das WAI nun endlich wieder Schwung bekommen hat und über so weite Strecken transportiert wird. Hatte schon bedenken, daß man es erst mit Schimmel-Ex behandeln muß
                Und dann auch noch so zeitnah die passenden Einträge im Tourtagebuch.... Werner Du bekommst ein dickes Bienchen!
                Ja da will ich doch mal hoffen, daß der Schwung genutzt wird und die letzten Kilometer in gleichem Tempo weitergeführt werden, damit das WAI bald in Thüringen ist.
                Lauf NRW, lauf!

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                • dooley242

                  Fuchs
                  • 08.02.2008
                  • 2096
                  • Privat

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                  AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                  Zitat von MichaMobil Beitrag anzeigen
                  Bin ja wirklich beeindruckt, daß das WAI nun endlich wieder Schwung bekommen hat und über so weite Strecken transportiert wird. Hatte schon bedenken, daß man es erst mit Schimmel-Ex behandeln muß
                  Und dann auch noch so zeitnah die passenden Einträge im Tourtagebuch.... Werner Du bekommst ein dickes Bienchen!

                  Lauf NRW, lauf!
                  Zustimmung und Nein. Jetzt, wo wirs haben, zeigen wir ihm das vielseitige NRW. Aber wir können es gerne zum Verinstreffen mal zum Zeigen mitbringen.
                  Gruß

                  Thomas

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                  • MichaMobil
                    Erfahren
                    • 12.01.2009
                    • 177
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                    Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                    Zitat von dooley242 Beitrag anzeigen
                    Jetzt, wo wirs haben, zeigen wir ihm das vielseitige NRW.
                    Einverstanden. Freu mich schon auf die Berichte!

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                    • Goettergatte
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                      • 13.01.2009
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                      AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                      Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, daß das WAI zum Restaurator muß?
                      Ihm droht Bodenlosigkeit
                      "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                      Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                      Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                      Der über Felsen fuhr."________havamal
                      --------

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                      • Sarekmaniac
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                        • 19.11.2008
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                        AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                        Ja, wir haben bei Übernahme zwar kein Protokoll gemacht, legen aber Wert auf die Feststellung, dass die schweren Beschädigungen des WAI-Sarkophags bei Entgegennahme durch NRW schon vorhanden waren...

                        Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                        (@neural_meduza)

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                        • Sabine38

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                          • 07.06.2010
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                          AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                          Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                          Ja, wir haben bei Übernahme zwar kein Protokoll gemacht, legen aber Wert auf die Feststellung, dass die schweren Beschädigungen des WAI-Sarkophags bei Entgegennahme durch NRW schon vorhanden waren...

                          Ohja. Sowas würde bei uns niemals nicht passieren!
                          Uuuups... ;-)

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                          • Goettergatte
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                            • 13.01.2009
                            • 27405
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                            AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                            Na, vor Unfällen ist niemand gefeit, leider.

                            Wer schreibt?

                            Hier schonmal unsere Route
                            "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                            Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                            Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                            Der über Felsen fuhr."________havamal
                            --------

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                            • Sabine38

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                              • 07.06.2010
                              • 5368
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                              AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                              Zitat von Goettergatte Beitrag anzeigen
                              Na, vor Unfällen ist niemand gefeit, leider.
                              Sag doch sowas nicht! Niemals nie wäre das bei uns passiert.
                              Uuuups... ;-)

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                              • Torres
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                                • 16.08.2008
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                                AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                Das war ich! Ich habe mich damals im Winter (HH-Sylt) samt Fahrrad auf die Schn..... gelegt. Daher war unten eigentlich ein großer Aufkleber, damit der Boden hält. Erstaunlich, wie lange die Konstruktion durchgehalten hat
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • Goettergatte
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                                  • 13.01.2009
                                  • 27405
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                                  AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                  Ich denke ich gieße, nach kleben der Bruchränder,
                                  einen Epoxydharzboden ein, aus Repaire-Care-Dryfix,
                                  denn die Risse wandern langsam um den Boden herum.
                                  "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                                  Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                                  Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                                  Der über Felsen fuhr."________havamal
                                  --------

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                                  • Sabine38

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                                    • 07.06.2010
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                                    AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                    Ich habe mich damals im Winter (HH-Sylt) samt Fahrrad auf die Schn..... gelegt.
                                    Korrekt muss der Satz heißen: "Ich habe mich damals im Winter (HH-Sylt) samt Fahrrad in den Schnee gelegt." (Weil fluchen würdest du doch niemals, oder? ) Mensch, Mensch, Mensch, wer von uns beiden hat jetzt Germanistik studiert?!
                                    Uuuups... ;-)

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                                    • Torres
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                                      • 16.08.2008
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                                      AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                      OT: Schnee? Welcher Schnee? Aber Du hast recht, ich habe mich verschrieben: "Bei eisglatten Straßenverhältnissen habe ich mich samt Fahrrad auf das linke Knie gelegt." Das "Sch" war natürlich ein Tippfehler, und das "die" auch. Man kann sich ja schlecht auf beide Knie legen, wenn man mit dem Fahrrad umfällt

                                      Edit: Wobei das auch nicht stimmt, mein Knie hat nichts abbekommen, weil das WAI in der linken Packtasche war und den Sturz abgefedert hat.
                                      Zuletzt geändert von Torres; 20.10.2013, 20:48.
                                      Oha.
                                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                                      • Sarekmaniac
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                                        AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                        Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                        Ja, wir haben bei Übernahme zwar kein Protokoll gemacht, legen aber Wert auf die Feststellung, dass die schweren Beschädigungen des WAI-Sarkophags bei Entgegennahme durch NRW schon vorhanden waren...
                                        Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                        OT: Edit: Wobei das auch nicht stimmt, mein Knie hat nichts abbekommen, weil das WAI in der linken Packtasche war und den Sturz abgefedert hat.
                                        Ha!
                                        Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                        (@neural_meduza)

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                                          AW: Die Schnecke kriecht - Das Tourtagebuch

                                          Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                          Ha!
                                          Hat sie doch vorher schon geschrieben, dass sie einen Umfall hatte.
                                          Gruß

                                          Thomas

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