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Ich beziehe mich hier auf die die Kurzdiskussion zu Grenzübergängen bei Squirrel und erlaube mir mal, ein paar persönliche Erlebnisse (zugegeben, schon mal an anderen Stellen erzählt) zu Grenzübergängen zu berichten. Vielleicht kann der Einer & Andere auch über einige Erlebnisse bei Grenzübertritten berichten.
1. Von Polen im Gebiet des Bieszady in die Ukraine.
2009 versuchte ich den Grenzübergang von Krościenko (PL) nach Chyriw (UA). Hier gibt es mit Start in Przemyśl den grenzüberschreitenden Schwejk-Radweg. Wer "den braven Soldaten" in der "Fortsetzung des glorreichen Debakels" kennt, dort wurde er als russischer Spion eingefangen.
Der Radweg ist gut ausgeschildert und führt auch über den Grenzübergang nach Chyriw. Ein Hinweisschild steht direkt am Postenhäuschen ... nur mit dem Fahrrad durfte ich nicht rüber. Es half kein Bitten und Betteln mit Hinweis auf die Kennzeichnung des Radwegs. Ich sollte doch einen LKW anhalten oder morgen früh mit dem Zug rüber. In dem Jahr bin ich dann parallel zur Grenze ins Bieszady und über den touristischen Grenzübergang (für Füßgänger, Fahradfahrer und Rollstuhlfahrer) bei Roztoki Górne über den Ruské Sedlo in die Slowakei.
Ich hoffte damals, dass sich die unterschiedlichen Ämter bis 2010 einigen werden und plante eine Tour in die ukrainischen Waldkarpaten.
2010 standen wir dann zu siebend am Grenzübergang, es hatte sich bei den Richtlinien noch nichts geändert. Mit einem Automobil oder mit dem Zug! Mit Rad oder rüber schieben: Nie, nie ma mowy! Dieses Mal sollte es aber eine kleine Chance geben, den Zug zu erreichen, also zurück die drei Kilometer zum Bahnhof nach Krościenko gebraust. Tatsächlich er steht zur Abfahrt bereit, zwei Waggons mit Diesellok bespannt. Innen sah es aus wie Kraut & Rüben: Überall waren die Verkleidungen nur notdürftig angeheftet, praktisch alle Sitzpolster waren aufgeschnitten, einige wenige Flicken konnte man entdecken. Der erste Gedanke: Letzter Einsatz bei einem Fußballspiel. Ganz hinten gab es einen Abschnitt mit intakter Einrichtung, das waren die Plätze für den Konduktor. Irgendwann ging es los, nächster Halt, was für eine Überraschung: Der Grenzübergang. Wir mussten alle aussteigen, Gepäck, also auch die Räder konnten im Wagen bleiben. Es begann die Einreiseprozedur, bei den Polen ging es flott, kurzer Blick auf die Deckel unserer Reisepässe war ausreichend. Eben „...´n Ausweis in der Tasche der was gilt.“
Nun noch der ukrainischen Bürokratie huldigen: Die Immigration Card musste ausgefüllt werden. Nach der Prozedur kassierte der strenge Natschalnik mit lustigem Wanja-Gesicht vier Blätter und schmiss sie in den Papierkorb - nicht korrekt ausgefüllt, die winzigen Formularfelder nicht getroffen. „Повтор! Повторите!” Noch einmal! Was wir für ein Häufchen waren, erkannte er bei folgender Befragung: "Was ist das Ziel Ihrer Reise?" Mir fiel nur der Huzulenmarkt in Kosiv ein. "Nach Kosiv." "Welcher Oblast?" Na, so gut bin ich auch nicht in ukrainischer Geografie. "Sakarpatska Oblast." Aber er war sich auch nicht so sicher: "Wo ist Kosiv?" "Bei Chernoviz." "Ah, das ist nicht Oblast Sakarpatska." Ich: "Doch, doch." Er: "Welches Hotel?" "Hotel Mir." Jetzt erleuchtete ein leichtes Lächeln sein Gesicht. "Hotel Sakarpatska!" Das haben wir dann auch alle in die Immigration Card eingetragen.
In Chyriv konnten wir nicht aussteigen, es stürmten die Schmuggelweiber den Zug mit Leiter und Werkzeug und begannen sofort die Verkleidungen zu demontieren. Dann wurden die schwarzen Zigaretten-Päckchen versteckt.
Waldkarpaten-10.jpg by EbsEls, on Flickr
Nach der Ankunft auf dem Bahnhof in Chyriv
Nun war uns klar, warum der Zug so aussah: Hier ist ein Loch in der Festung Europa für den Zigaretten-Schmuggel.
2. Von der Slowakei in die Ukraine.
Es war 1992, wir umrundeten das Vihorlat im östlichsten Zipfel der Slowakei und erreichten Ubla. Aus Neugierde und weil es so schön bergab rollerte, fuhren wir mal in Richtung der Ukraine. So ca. 500m hinter den letzten Häusern des Dorfes sprang auf einmal ein Soldat aus dem Gebüsch und scheuchte uns wieder westwärts.
Im Jahre 2011 ist es heute kein Problem, man kommt bequem per Rad hinüber in die Ukraine. Reisepass notwendig – Immigration Card gab es nicht mehr. Doch man sollte ruhig noch vorher im Motorest „Milka“ einkehren, große Auswahl zu günstigen Preisen.
Drüben gibt es zwar eine eine Wechselstube, aber das Madlotschka hatte am Handy wichtigeres zu bereden, als meine Euro in Hrivna zu tauschen. Doch unten im Dorf Peretschyn oder in Welykyj Beresnyj gibt es Bankomaten. Ich habe immer vor der Benutzung am Karteneinzug und über der Tastatur gerüttelt, ob was dran gebastelt ist :-)
3. Von Transnistrien in die Ukraine.
Transnistrien ist dieser schmale Handtuchstaat der Russen am Dnistr und gehört eigentlich formal zu Moldawien. Sie haben eigenes Geld und auch eine komplette Grenzbürokratie. Meine so heiß geliebte Immigration Card. Die müsst Ihr bis Ausreise aufheben. Wer länger als ein Tag bleibt, sollte sich registrieren lassen. Das vollzieht man am leichtesten durch eine Übernachtung in einem Hotel. Man kann sich leicht vorstellen, in einem solchen Staat sollte man so wenig wie möglich Kontakt mit der Bürokratie haben, es hält jeder seine Hand auf.
Ich durchradelte das Land 2011 quer an einem Tag, einen Kontakt mit Behörden eingespart. Aber schon in Moldawien haben mich die Leutchen vor dem einnehmendem Wesen der Grenzer gewarnt.
Und sie wurden ihrem Ruf noch gerecht. Der Staat ist international nicht anerkannt. Es ist also nett, dass sie keine Stempel in den Reisepass machen, sondern einem zu Beginn der Prozedur am Grenzübergang einen kleinen Zettel geben, wofür man aber den Reisepass abgeben muss. Nachdem mein Pass am beeindruckenden Grenzübergang in Perwomaiskje durch viele Hände mit angemessener Wartezeit gegangen ist, wurde ich in eine Ecke gewiesen, der Chef hätte mir noch was zusagen. Der kam, wies mir einen Platz auf einem lehnenlosen Bürostuhl an, zeigte zurück auf seinen Kollegen und fragte, ob ich denn nicht ein podarok, ein Geschenk für den Chef hätte. Die Schulterstücken der Beiden machten nicht viel her, deshalb bot ich ihnen vom guten transnistrischen Wein an. Da gaben sie mir meinen Pass und wünschten guten Weg. An der ukrainischen Grenze wurde ich dann von einem Typen, der in Großenhain geboren ist, durchgewunken. Da stand die Sonne schon sehr tief.
An den ukrainischen Grenzübergängen hängt überall ein A3-Plakat mit den Leitlinien zum Umgang mit ausländischen Touristen in ukrainischer und englischer Sprache. „Wir sind höflich!“ „Wir nehmen keine Geschenke an!“ usw. Ich darf sagen, die Grenzer haben sich bei allen meinen Übergängen vollständig korrekt danach verhalten.
1. Von Polen im Gebiet des Bieszady in die Ukraine.
2009 versuchte ich den Grenzübergang von Krościenko (PL) nach Chyriw (UA). Hier gibt es mit Start in Przemyśl den grenzüberschreitenden Schwejk-Radweg. Wer "den braven Soldaten" in der "Fortsetzung des glorreichen Debakels" kennt, dort wurde er als russischer Spion eingefangen.
Der Radweg ist gut ausgeschildert und führt auch über den Grenzübergang nach Chyriw. Ein Hinweisschild steht direkt am Postenhäuschen ... nur mit dem Fahrrad durfte ich nicht rüber. Es half kein Bitten und Betteln mit Hinweis auf die Kennzeichnung des Radwegs. Ich sollte doch einen LKW anhalten oder morgen früh mit dem Zug rüber. In dem Jahr bin ich dann parallel zur Grenze ins Bieszady und über den touristischen Grenzübergang (für Füßgänger, Fahradfahrer und Rollstuhlfahrer) bei Roztoki Górne über den Ruské Sedlo in die Slowakei.
Ich hoffte damals, dass sich die unterschiedlichen Ämter bis 2010 einigen werden und plante eine Tour in die ukrainischen Waldkarpaten.
2010 standen wir dann zu siebend am Grenzübergang, es hatte sich bei den Richtlinien noch nichts geändert. Mit einem Automobil oder mit dem Zug! Mit Rad oder rüber schieben: Nie, nie ma mowy! Dieses Mal sollte es aber eine kleine Chance geben, den Zug zu erreichen, also zurück die drei Kilometer zum Bahnhof nach Krościenko gebraust. Tatsächlich er steht zur Abfahrt bereit, zwei Waggons mit Diesellok bespannt. Innen sah es aus wie Kraut & Rüben: Überall waren die Verkleidungen nur notdürftig angeheftet, praktisch alle Sitzpolster waren aufgeschnitten, einige wenige Flicken konnte man entdecken. Der erste Gedanke: Letzter Einsatz bei einem Fußballspiel. Ganz hinten gab es einen Abschnitt mit intakter Einrichtung, das waren die Plätze für den Konduktor. Irgendwann ging es los, nächster Halt, was für eine Überraschung: Der Grenzübergang. Wir mussten alle aussteigen, Gepäck, also auch die Räder konnten im Wagen bleiben. Es begann die Einreiseprozedur, bei den Polen ging es flott, kurzer Blick auf die Deckel unserer Reisepässe war ausreichend. Eben „...´n Ausweis in der Tasche der was gilt.“
Nun noch der ukrainischen Bürokratie huldigen: Die Immigration Card musste ausgefüllt werden. Nach der Prozedur kassierte der strenge Natschalnik mit lustigem Wanja-Gesicht vier Blätter und schmiss sie in den Papierkorb - nicht korrekt ausgefüllt, die winzigen Formularfelder nicht getroffen. „Повтор! Повторите!” Noch einmal! Was wir für ein Häufchen waren, erkannte er bei folgender Befragung: "Was ist das Ziel Ihrer Reise?" Mir fiel nur der Huzulenmarkt in Kosiv ein. "Nach Kosiv." "Welcher Oblast?" Na, so gut bin ich auch nicht in ukrainischer Geografie. "Sakarpatska Oblast." Aber er war sich auch nicht so sicher: "Wo ist Kosiv?" "Bei Chernoviz." "Ah, das ist nicht Oblast Sakarpatska." Ich: "Doch, doch." Er: "Welches Hotel?" "Hotel Mir." Jetzt erleuchtete ein leichtes Lächeln sein Gesicht. "Hotel Sakarpatska!" Das haben wir dann auch alle in die Immigration Card eingetragen.
In Chyriv konnten wir nicht aussteigen, es stürmten die Schmuggelweiber den Zug mit Leiter und Werkzeug und begannen sofort die Verkleidungen zu demontieren. Dann wurden die schwarzen Zigaretten-Päckchen versteckt.
Waldkarpaten-10.jpg by EbsEls, on Flickr
Nach der Ankunft auf dem Bahnhof in Chyriv
Nun war uns klar, warum der Zug so aussah: Hier ist ein Loch in der Festung Europa für den Zigaretten-Schmuggel.
2. Von der Slowakei in die Ukraine.
Es war 1992, wir umrundeten das Vihorlat im östlichsten Zipfel der Slowakei und erreichten Ubla. Aus Neugierde und weil es so schön bergab rollerte, fuhren wir mal in Richtung der Ukraine. So ca. 500m hinter den letzten Häusern des Dorfes sprang auf einmal ein Soldat aus dem Gebüsch und scheuchte uns wieder westwärts.
Im Jahre 2011 ist es heute kein Problem, man kommt bequem per Rad hinüber in die Ukraine. Reisepass notwendig – Immigration Card gab es nicht mehr. Doch man sollte ruhig noch vorher im Motorest „Milka“ einkehren, große Auswahl zu günstigen Preisen.
Drüben gibt es zwar eine eine Wechselstube, aber das Madlotschka hatte am Handy wichtigeres zu bereden, als meine Euro in Hrivna zu tauschen. Doch unten im Dorf Peretschyn oder in Welykyj Beresnyj gibt es Bankomaten. Ich habe immer vor der Benutzung am Karteneinzug und über der Tastatur gerüttelt, ob was dran gebastelt ist :-)
3. Von Transnistrien in die Ukraine.
Transnistrien ist dieser schmale Handtuchstaat der Russen am Dnistr und gehört eigentlich formal zu Moldawien. Sie haben eigenes Geld und auch eine komplette Grenzbürokratie. Meine so heiß geliebte Immigration Card. Die müsst Ihr bis Ausreise aufheben. Wer länger als ein Tag bleibt, sollte sich registrieren lassen. Das vollzieht man am leichtesten durch eine Übernachtung in einem Hotel. Man kann sich leicht vorstellen, in einem solchen Staat sollte man so wenig wie möglich Kontakt mit der Bürokratie haben, es hält jeder seine Hand auf.
Ich durchradelte das Land 2011 quer an einem Tag, einen Kontakt mit Behörden eingespart. Aber schon in Moldawien haben mich die Leutchen vor dem einnehmendem Wesen der Grenzer gewarnt.
Und sie wurden ihrem Ruf noch gerecht. Der Staat ist international nicht anerkannt. Es ist also nett, dass sie keine Stempel in den Reisepass machen, sondern einem zu Beginn der Prozedur am Grenzübergang einen kleinen Zettel geben, wofür man aber den Reisepass abgeben muss. Nachdem mein Pass am beeindruckenden Grenzübergang in Perwomaiskje durch viele Hände mit angemessener Wartezeit gegangen ist, wurde ich in eine Ecke gewiesen, der Chef hätte mir noch was zusagen. Der kam, wies mir einen Platz auf einem lehnenlosen Bürostuhl an, zeigte zurück auf seinen Kollegen und fragte, ob ich denn nicht ein podarok, ein Geschenk für den Chef hätte. Die Schulterstücken der Beiden machten nicht viel her, deshalb bot ich ihnen vom guten transnistrischen Wein an. Da gaben sie mir meinen Pass und wünschten guten Weg. An der ukrainischen Grenze wurde ich dann von einem Typen, der in Großenhain geboren ist, durchgewunken. Da stand die Sonne schon sehr tief.
An den ukrainischen Grenzübergängen hängt überall ein A3-Plakat mit den Leitlinien zum Umgang mit ausländischen Touristen in ukrainischer und englischer Sprache. „Wir sind höflich!“ „Wir nehmen keine Geschenke an!“ usw. Ich darf sagen, die Grenzer haben sich bei allen meinen Übergängen vollständig korrekt danach verhalten.
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