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    [NO] Lomsdal-Visten på langs

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende

    Reiseziel: Norwegen, Nordland Fylke, Region Helgeland


    Reisezeit: 18. bis 26. August 2016


    Schon seit ein paar Jahren wollte ich eine Tour in den 2009 eröffneten und immer noch relativ wenig bekannten Lomsdal-Visten Nationalpark unternehmen. Im vergangenen Jahr sollte es endlich losgehen, von der Ostseite des Tosentunnels nach Mosjøen. Gescheitert ist das Vorhaben damals an vier Tagen mit starken Regenfällen, die Bäche und Flüsse nach kurzer Zeit unpassierbar gemacht haben. Das geschieht leider oft in einem Gebirge, das zu großen Teilen von nacktem Fels dominiert wird und das zu den niederschlagsreichsten in ganz Norwegen zählt. Moor-, Wald- und Heideflächen, die einen Teil des Regenwassers speichern und den Abfluss verlangsamen könnten, finden sich hauptsächlich in den Randbereichen. Brücken gibt es sehr wenige und auf meiner damals geplanten Route gar keine. So bin ich letzten Endes östlich um den Nationalpark herumgelaufen.

    Diese Jahr also ein neuer Versuch, hoffentlich mit mehr Glück. Geplant ist eine Durchquerung von Süd nach Nord: Tosbotn – Lomsdalen - Henriksdalen - Søre Vistvatnet – Storvatnet/Skjørlægda (erste Ausstiegsmöglichkeit) – Nordfjellet – Fagerjordfjellet – Sørvassdalen – Tverråga. Für die Strecke rechne ich acht Tage in gemächlichem Tempo, ich will auch die Möglichkeit haben, an schönen Stellen etwas mehr Zeit zu verbringen. Falls ich zwischendurch abwettern muss, sollte sich der Essensvorrat auf zehn Tage dehnen lassen.

    Glücklicherweise bin ich zeitlich flexibel, weil mir meine Frau einen Solourlaub von gut drei Wochen genehmigt hat. Die restliche Zeit möchte ich noch zwischen Glomfjord und Bodø wandern, aber dafür habe ich keine feste Strecke geplant, das entscheide ich dann spontan nach Wetterlage. Wenn man in den küstennahen Gebirgen der Nordland Fylke unterwegs ist, sollte man meiner Meinung nach sowieso nicht zu knapp planen, das Wetter ist unberechenbar. Das gilt selbst für den norwegischen Wetterdienst, die Vorhersagen für mehr als 24 Stunden sind oft keinen Pfifferling wert.

    Jetzt geht es aber erst mal in den Lomsdal-Visten Nationalpark, ich kann es gar nicht erwarten und freue mich riesig darauf, diese interessante Gegend endlich kennenzulernen. Anreise ist am 18. August 2016.


    Tag 1
    Anreise nach Brønnøysund

    Wie so oft geht es erst mal mit dem Flieger über Kopenhagen nach Oslo. Weil wir pünktlich sind, habe ich bequem eine Stunde Zeit, meinen Rucksack einzusammeln, am Spesjalbaggasje-Schalter wieder abzugeben und durch die Sicherheitskontrolle zu latschen. Trotzdem: wann wird endlich auch in Norwegen die Zollabfertigung am Ziel- statt am Einreiseflughafen gemacht? Das war schon im vergangenen Jahr angekündigt, aber es scheint noch nichts passiert zu sein. Jedenfalls nervt das, wenn die Zeit bis zum Anschlussflug knapp ist. Von Oslo gibt es tatsächlich einen direkten Flug mit Widerøe nach Brønnøysund, der um 14:40 Uhr startet. Und bei dem wolkenlosen Wetter gibt es viel zu sehen, z.B. Femunden und Sylan.

    Auch in Brønnøysund ist es warm und sonnig. Ich laufe die zwei Kilometer in die Stadt zum Einkaufen und setze mich bei diesem herrlichen Sommerwetter erst mal für eine Stunde an den Hafen, vollkommen entspannt. Der Urlaub hat begonnen.


    Brønnøysund, genau in der Mitte von Norwegen

    Weil der Bus nach Tosbotn erst morgen früh fährt, muss ich für eine Nacht hierbleiben. Hotelübernachtungen sind nicht so mein Ding, da schlafe ich immer schlecht und sie sind auch noch unnötig teuer. Lieber suche ich mir einen Platz auf der waldigen Landzunge Klubben, südlich der Stadt. Trinkwasser tanke ich am Flughafen, wo ich nochmal vorbeikomme, danach laufe ich noch gute 2 km bis ich eine perfekte Stelle für mein Zelt gefunden habe.


    Tag 2
    Tosbotn – Bjørnstokken

    Heute geht es in die Berge! Gut gelaunt packe ich zusammen und gehe zurück nach Brønnøysund, wieder bei strahlendem Sonnenschein. Um 09:30 Uhr fährt der Bus Richtung Mosjøen ab, bis dahin ist noch genügend Zeit für einen Kaffee am Schnellbootkai. Der Busfahrer wandert auch gern und weiß schon ungefähr was ich vorhabe, als er meinen großen Rucksack sieht und ich ihm sage, dass ich in Borkamoen aussteigen will. Er hält dann auch an der richtigen Stelle, direkt hinter der Brücke über die Leiråa, wo nach einigen Metern ein gesperrter Schotterweg das enge Tal hinaufführt. Auch hier wird für ein Wasserkraftwerk gebaut, ganze fünf Kraftwerkprojekte werden zur Zeit am Tosbotn realisiert.

    Diesem angenehmen Weg folge ich einen knappen Kilometer, dann geht er über in eine raue Fahrspur. Östlich der Lissåa geht es jetzt mit kräftigem Anstieg das Tal hoch. Ich bin dankbar für den deutlichen Weg, denn das Rucksackschleppen ist schon schwer genug, und in diesem engen Tal würde ich mich nicht gerne pfadlos durch den Wald kämpfen. Nach einem weiteren Kilometer wird es sehr matschig, es geht durchs Moor.





    Jetzt quere ich nicht mit der Fahrspur den Bach, sondern folge einem kleinen Pfad, der bald auch mit kleinen Fähnchen markiert ist und durch das enge Tal nördlich des Arnfloget in direkter Linie zum Bjørnstokkfossen führt. Dieser Pfad ist auf der Karte nicht eingezeichnet, der auf der Karte angedeutete Pfadverlauf ist dagegen, schon mit Blick auf die Höhenlinien, völlig unsinnig. Ein Schild warnt vor Sprengungen wegen des Kraftwerkbaus und verbietet den Durchgang, was ich aber ignoriere.


    Dieser Pfad ist richtig



    Kurz vor dem Wasserfall und dem direkt darunterliegenden neuen Tunnelinntak zweigt ein unmarkierter Pfad steil den Hang hoch nach Nordwesten ab. Der muss richtig sein. Ich bin schon einigermaßen erschöpft vom ersten Anstieg und schwitze bei dem warmen Wetter wie ein Stier, also gönne ich mir eine halbe Stunde Pause und den Rest vom Lefse, den ich mir für die Busfahrt gekauft habe.


    Tunnelinntak der Bjørnstokkelva

    Danach folge ich weiter dem Pfad, der jetzt stellenweise mit Steinmännchen markiert ist, weiter hinauf zum unteren und an diesem entlang zum oberen Bjørnstokkvatn. Meine Füße, Beine und der Rücken schmerzen schon, ich brauche unbedingt eine längere Pause. Nach dem Mittagessen döse ich noch eine Stunde in dem angenehmen Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen vor mich hin, kann mich dann aber doch aufraffen um noch ein Stück weiterzugehen. Am steilen Ufer des Bjørnstokkvatn entlang sind auch zwei kleine Blockfelder zu überwinden, was bei der trockenen Witterung aber kein Problem ist.


    Unterer Bjørnstokkvatn


    Oberer Bjørnstokkvatn


    Oberer Bjørnstokkvatn

    Als ich den See hinter mir habe, verliert sich der Pfad in den nassen Wiesen und kleinen Mooren (oder ich verliere den Pfad), und so gehe ich noch einen Kilometer weiter das Tal hoch und beschließe dann, dass ich mir den Pass für morgen aufspare. Ich will's nicht übertreiben am ersten Tag, also baue ich auf einem der vielen kleinen Hügel das Zelt auf. Inzwischen sind dichte Wolken aufgezogen, aber mit 14° C ist es am Abend immer noch mild. Das freut auch die Mücken, die hier das erste Mal an diesem Tag zahlreich auftreten.


    Tag 3
    Midtre und Nedre Breivatnet – Lomsdalen

    Am frühen Morgen regnet es etwas, aber als ich aufbreche hat es schon wieder aufgehört. Drei Rentiere trotten auf der anderen Bachseite vorbei. Ich laufe zuerst das Tal weiter hoch und sehe bald den Einstieg zum Pass, ziemlich genau an der Stelle, wo in der Karte der Pfad eingezeichnet ist. Im Gelände ist allerdings kein Pfad zu erkennen, auch keine Markierungen. Kurzer, steiler Aufstieg, dann ein Stück über Felsbrocken, dahinter sehe ich wieder ein Steinmännchen. Bin also richtig.


    Blick zurück


    Auf dem Pass

    Anschließend suche ich mir meine Route hinunter zum Midtre Breivatn über die glattgeschliffenen Felsen. Heute laufe ich schon viel besser als gestern, nur die Schultern merke ich deutlich. Muss mich an das Rucksacktragen wohl wieder gewöhnen. Die weiter mit Steinmännchen markierte Route zwischen Øvre und Midtre Breivatnet ist sehr angenehm, endlich komme ich mal flott voran.


    Øvre Breivatnet


    Route zwischen den Seen

    Während der Frühstückspause kommt auch schon mal die Sonne durch, aber es bleibt eher bewölkt. Zwei Wanderer eilen vorüber, mehr als ein kurzer Gruß ist anscheinend nicht drin. Vielleicht müssen sie den Bus erreichen. Ich laufe dagegen sehr viel gemächlicher über die Bergrücken nordwestlich des Midtre Breivatnet und dann steil hinunter zum Abfluss des Nedre Lappskardvatnet. Von oben hat man schon einen prachtvollen Blick auf den Nedre Breivatn, Middagsfjellet, Lauvvasstinden und das Lomsdal in der Ferne.


    Lappskardvatnan


    Nedre Breivatnet, Lomsdalen in der Ferne


    Middagsfjellet

    Unangenehm und anstrengend ist der weitere Weg bis zum Abfluss des Nedre Breivatn. Weidenbüsche und unübersichtliches Gelände kosten Kraft und Zeit. Reichlich erschöpft komme ich zur Furt durch die Breivasselva, die bei dem niedrigen Wasserstand in Wanderstiefeln passierbar ist.


    Breivasselva


    Breivasselva

    Verdiente Mittagspause. Gut ausgeruht breche ich gerade auf, als es zu regnen anfängt. Bei 18° C ziehe ich aber nicht die Regenjacke über, sondern werde lieber nass. Direkt nach Norden überquere ich jetzt eine weitere unübersichtliche, von kleinen Seen durchsetzte Ebene und steige dahinter zu den Lomtjønnan ab. Es gibt hier einige Steinmännchen, die für mich aber keine sinnvolle Route ergeben, man sollte eher nicht versuchen ihnen zu folgen.


    Lomtjønnan



    Nach der letzten steilen Abstiegsstufe gehe ich östlich an den Lomtjønnan vorbei. Jetzt ist für heute das Gröbste geschafft. Im Lomsdal läuft es sich wieder äußerst angenehm über glattgeschliffenen Fels, bald erreiche ich auch den Pfad. Das Tal ist wunderschön, selbst im Regen, hier will ich auf jeden Fall den Rest des Tages verbringen und das Zelt aufschlagen. Kurz vor der Dyrbergtjønna finde ich einen passenden Platz für die Nacht. Der Regen hört auf und es wird noch ein sonniger Spätnachmittag. Tiefe, glückliche Zufriedenheit breitet sich in mir aus, als ich frisch gewaschen und mit einem dampfenden Kaffee vor dem Zelt sitze und die herrliche Landschaft auf mich einwirken lasse.




    Tag 4
    Lomsdalen - Henriksdalen

    Nach einer angenehm kühlen Nacht ist heute früh bei 4° C alles nass von Kondenswasser, nicht nur das Zelt, sondern auch alle Gräser, Sträucher, Kiefern und Birken. Der wolkenlose Himmel verspricht einen sonnigen Tag, also ist es nicht schlimm, wenn ich erst mal nass werde auf meinem Weg durch das Lomsdal. Noch im Schatten des Middagsfjellet breche ich zeitig auf, gegen 06:40 Uhr folge ich weiter dem Pfad, der sich durch Wiesen und Wald schlängelt. Ich bin wie berauscht von diesem wunderschönen Tal, das in der Morgensonne leuchtet und bleibe oft stehen um die Eindrücke aufzusaugen. Hier ein paar Fotos:













    Den Pfadabzweig zur Lomsdalskoia lasse ich links liegen, schaue mir aber kurz den Jordkjeller an, eine weitere, aber sehr ungemütlich aussehende Schutzmöglichkeit im Lomsdal.


    Der Vollständigkeit halber: Jordkjeller

    Der Pfad verläuft jetzt weiter durch Wiesen und Heide und stößt unterhalb des Wasserfalls auf die Nedre Grunnvasselva. Da die Brücke oberhalb liegt, muss ich dem Fluss noch ein Stück aufwärts folgen. Wenn es einen Pfad direkt zur Brücke gibt, dann habe ich den verpasst.


    Lomdsalen


    Brücke über Nedre Grunnvasselva

    Die Hängebrücke ist in perfektem Zustand, aber so lang, dass man nicht im Takt gehen darf, sonst gerät sie zu stark in Schwingung. Hinter der Brücke laufe ich noch einen Kilometer durch hügeliges, morastiges Gelände nach Norden. Mein nächstes Ziel ist das Henriksdal. Direkt vor dem Aufstieg zum westlichsten Ausläufer des Kjemfjellet mache ich Frühstückspause. Noch ist der leichte Wind angenehm kühl, aber als ich zwei Stunden später den Aufstieg beginne, wird es ordentlich heiß in der Sonne. Nach kurzer Zeit läuft mir der Schweiß buchstäblich in Bächen herunter.


    Blick Richtung Grunnvassdalen

    Ab hier gibt es keine Steinmarkierungen, Pfade, Hütten oder Brücken mehr, und die Aussicht anderen Wanderern zu begegnen ist sehr gering. Nun war das Lomsdal auch nicht gerade überlaufen (habe niemanden gesehen), trotzdem ist es ein anderes Gefühl – spannungsvoller, ungewisser und auch anregender.

    Nach dem einfachen ersten Anstieg geht es auf der Nordseite des Bergausläufers etwas unangenehm mit einigen steilen Abbrüchen, die man von oben nicht sehen kann, hinunter in ein kleines Seitental, wo ich im Schatten einer Birke kurz verschnaufe. Weiter geht es kraftraubend über Felsbuckel und teilweise zwischen Strauchweiden parallel zur Henriksdalselva talaufwärts. Am See 388 m finde ich einen perfekten Platz für die Mittagspause. Nach einem erfrischenden Bad im See und Knäckebrot mit Käse bin ich rundum zufrieden und schlafe sogar eine Stunde.


    Henriksdalen


    See 388 m

    Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust weiterzulaufen, kann meinen Schweinehund aber doch noch überwinden und packe zusammen. Ab hier wird das Henriksdal sehr felsig und unübersichtlich Es fällt mir schwer mich für eine Route zu entscheiden, weil man nie sehen kann, wie es hinter dem nächsten Felsbuckel weitergeht. So überquere ich den Fluss zu früh und steige auf dem Nordhang viel zu weit auf, was ich dann kräftezehrend korrigieren muss.




    Henriksvatnet

    Bald ziehen dicke Wolken auf und es regnet etwas, nach dem heißen Tag ist das nicht unwillkommen. Auf der Höhe des oberen Henriksvatnet geht es dann wieder flott über nackten Fels. Ich bin schon völlig erschöpft und nehme einen kleinen See auf knapp 540 m Höhe als Nachtlager. Der kühle Nordwind treibt mich nach dem Waschen bald ins Zelt.


    Henriksdalen, mit Vistkjerringa und Litlskardtinden in der Ferne


    Fortsetzung folgt...
    Zuletzt geändert von Borgman; 23.09.2016, 14:31.

  • Senja
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    #2
    AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

    Wie so oft geht es erst mal mit dem Flieger über Kopenhagen nach Oslo. Weil wir pünktlich sind, habe ich bequem eine Stunde Zeit, meinen Rucksack einzusammeln, am Spesjalbaggasje-Schalter wieder abzugeben und durch die Sicherheitskontrolle zu latschen. Trotzdem: wann wird endlich auch in Norwegen die Zollabfertigung am Ziel- statt am Einreiseflughafen gemacht? Das war schon im vergangenen Jahr angekündigt, aber es scheint noch nichts passiert zu sein. Jedenfalls nervt das, wenn die Zeit bis zum Anschlussflug knapp ist.

    Das haben wir auch gerade hinter uns: Ankunft in Oslo, Weiterflug mit Norwegian nach Bodø. Und was passiert? Wir warten in Oslo 75 Minuten auf unser Gepäck... also auf einem Rucksack. Irgendwie ist denen ein Wagen durch die Lappen gegangen, am Schalter hatten wir die Nummer 215 (aufgerufen war gerade 150) und ein Andrang sonders Gleichen. Zum Glück hatten wir fast 2 Stunden Umsteigezeit, aber mit dem ganzen Umstand.. .Sperrgepäckschalter und so, wars auch bei uns verdammt knapp.

    Bin gespannt auf deinen Bericht, wir lassen uns schon fürs nächste Jahr inspirieren... lg Tanja

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    • Borgman
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      #3
      AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

      Tag 5
      Oberes Henriksdalen – Søre Vistvatnet – Vuemiemehkie

      Wieder ein wolkenloser Morgen, da habe ich ja unerwartetes Glück mit dem Wetter. Das will ich natürlich ausnutzen und packe nach einem schnellen Kaffee sofort zusammen. Zuerst geht es das obere Henriksdal weiter hinauf, die Abbrüche und Einschnitte können alle gut westlich umgangen werden. Wieder versperren die Felsbuckel oft die Sicht, so bleibt es spannend. Dann ein Abschnitt mit trockenen Wiesen, sehr angenehm, und es folgt der felsige Anstieg zur nächsten Ebene.


      Blick zurück zum Henriksvatn


      Solche Felsbuckel versperren oft die Sicht


      Oberes Henriksdal


      Noch ein Blick zurück, etwas höher

      Schließlich erreiche ich die eindrucksvolle Ebene unterhalb des Litlskardtinden, die von einigen kleinen Seen durchsetzt ist. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Pass westlich der Visttindan. Mein Ziel für die Frühstückspause ist der Søre Vistvatn.


      Litlskardtinden




      Auf der Passhöhe, in der Ferne Storfinnkneet und Litlfinnkneet


      Søre Vistvatnet mit Vistmannen

      Aber zuerst muss ich noch den Abstieg schaffen. Auf den glattgeschliffenen Felsplatten fließt überall Wasser, daher gibt es viele rutschige Stellen. Gar nicht so einfach, die beste Route zu finden, obwohl es nicht sehr steil ist. Am besten peilt man das südwestliche Seeufer an und hält sich möglichst genau auf dieser Linie. An einer sehr glatten Stelle rutsche ich ein Stück auf dem Hosenboden, das sieht bestimmt nicht elegant aus, ist aber sicher. Lange Frühstückspause am Søre Vistvatn, der unglaublich schön ist. Ein echter Höhepunkt der Tour.


      Vistmannen


      Vistkjerringa

      Hier könnte ich es länger aushalten, aber ich will das gute Wetter noch nutzen, um über den Pass zwischen Vistmannen und Vistkjerringa zu kommen. Den See umrunde ich westlich, denn das Ostufer sieht deutlich schwieriger aus. Leicht hügelig, aber angenehm zu laufen, geht es über trockene Wiesen, Felsen und wenige Geröllstellen. Dann hoch zum Sattel zwischen Nordre und Søre Vistvatnet und genau nach Osten über den Pass.


      Noch mal Vistkjerringa


      Nordre Vistvatnet


      Anstieg zum Pass südlich des Vistmannen

      Der kleine See auf der Passhöhe kann sehr bequem nördlich umgangen werden. Direkt dahinter spendet ein Felsen Schatten und lädt zur Mittagspause ein, was ich dankbar annehme. Als ich gerade in der absoluten Stille und Einsamkeit meine einfache Mahlzeit angerichtet habe, knurrt plötzlich ein Hund. Oh, dann kommt ja gleich ein Wanderer aus der Gegenrichtung, denke ich. Ist aber nicht so. Der Hund nimmt vorsichtig Kontakt auf und verschwindet wieder. Ist vielleicht jemand verunglückt und der Hund will Hilfe holen? Nach zehn Minuten ist er wieder da, begrüßt mich kurz als alten Bekannten, läuft ein Stück weiter und wieder zurück. Als er dann zum dritten Mal auftaucht höre ich endlich eine Stimme. Es ist ein norwegisches Paar auf Angeltour. Sie wollen zum Søre, dann zum Nordre Vistvatn und über das Storvassfjell und Vistfjellan zurück zum Nedreforsen, wo ihr Auto steht. Eine Route, die ich als ziemlich anspruchsvoll verworfen habe. Es soll gute Angelgewässer geben, denn außer Frühstück haben sie nicht viel Essbares dabei, auch kein Hundefutter. Das sei alles viel zu schwer, sagen sie, es gebe überall Fisch. Ja, eine leckere Forelle könnte ich jetzt auch vertragen, aber bei mir gibt’s noch einige Tage Knäckebrot und Nudeln.

      Inzwischen sind dicke Wolken aufgezogen, und beim Abstieg beginnt es zu regnen.


      Blick Richtung Osten


      Abstieg ins Tal Vuemiemehkie

      Anfangs geht es über Fels und ein Schneefeld hinunter zum See 613 m, später immer mehr durch Weidengestrüpp und morastige Stellen. Ich halte mich an die südöstliche Seite vom Bach und quere an einer steilen Stelle noch etwas weiter nach Osten, bis der Wald beginnt. Hier muss ich mich jetzt durchschlagen, da hilft kein Fluchen. Meine Stiefel haben den Widerstand gegen die Nässe im Regen, Matsch und nassen Gras längst aufgegeben und winken fröhlich das Wasser durch, damit die Füße jetzt auch mitkriegen, dass es hier wirklich nass ist.

      Es donnert ein paar Mal und regnet noch stärker. Als ich endlich unten im Tal ankomme, will ich nichts anderes als möglichst schnell das Zelt aufstellen und meine Ruhe haben. Aber am See Sørtjønna ist keine ebene Stelle zu finden, die nicht hämisch schmatzt wenn man drauftritt. Erst am Seeabfluss finde ich eine hubbelige Stelle auf Heidekraut, wird schon irgendwie gehen. Die trotz Regen erstaunlich zahlreichen Mücken freuen sich auch über ein schwitzendes Säugetier in ihrer Nachbarschaft. Binnen Minuten hat sich bei denen per WhatsApp oder sonstwie verbreitet, dass an ihrem See eine neue Bar aufgemacht hat. Jetzt will ich nicht mehr für mein Abendessen angeln müssen...


      Tag 6
      Skjørlægda – Fjellskardelva

      Schlecht gelegen, schlecht geschlafen. Der Regen hat aufgehört, aber die Wolken hängen tief, es ist nass und ungemütlich. Trotzdem überwinde ich meine Trägheit, raffe das ganze nasse Zeug zusammen und marschiere los. Über die Hügel zum Storvatn, dort immer direkt am Ostufer entlang, meist auf glitschigen Steinen. Schöner Strand mit Zeltmöglichkeit am Nordufer. Von dort laufe ich durch ein Moor und dicht mit tropfnassen Stauden bewachsenen Wald in direkter Linie zum Litlvatn. Schon einen Kilometer vor der Hütte finde ich einen gut ausgetretenen Pfad.


      Storvatnet


      Storvatnet, Nordufer


      Litlvasshytta

      Die Hütte selbst ist abgeschlossen, kann aber vom Vefsn Jeger- og Fiskerforening gemietet werden. Ich gehe noch weiter durch Moor und Wald, jetzt auf dem Pfad, zur Storvasselva. Die Sonne kommt durch und trocknet das Zelt und ein paar Sachen (natürlich nicht Schuhe oder Socken), während ich frühstücke.

      Danach läuft der Pfad immer am Fluss entlang und ist meist trocken. Ich freue mich über die flotte Fortbewegung auf dem guten Pfad und treffe zwei Beerensammler mit Hund, die auch gut gelaunt sind. Sie denken zuerst, ich sei den Pfad hier hoch und runter gelaufen und wundern sich etwas, dass ich vom Tosbotn über die Berge gekommen bin. Zwei Kilometer weiter an der Brücke über den Fluss, der jetzt Skjørlægdelva heißt, begegne ich zwei Hausfrauen im Laufdress auf Fjelltrim-Tour. Sie haben einen Hund dabei. Irgendwie bin ich hier der Einzige, der ohne Hund herumläuft. Vielleicht gehört das in dieser Gegend einfach dazu. Wahrscheinlich ist es hier schlicht undenkbar, hundelos unterwegs zu sein. Wenn ich so darüber nachdenke, hatten alle Leute anfangs so einen mitleidigen Blick, sie dachten wohl, mir sei mein Hund weggelaufen.


      Skjørlægdelva


      Brücke über Skjørlægdelva

      Über die Brücke und einen steil ansteigenden Pfad erreiche ich die offene Hütte Fjellgården, die von Statskog betrieben wird. Sie ist komplett eingerichtet mit Ofen, Gaskocher usw. und wäre äußerst gemütlich für einen Regentag.


      Fjellgården

      Nach einer Stunde Kaffeepause laufe ich weiter den Pfad Richtung Osten. Er ist gut markiert, denn hier beginnt die einzige T-markierte Route, die den Nationalpark quert, nämlich vom Eiterådalen zum Austerfjorden. Alljährlich findet hier Anfang August der Sjøbergmarsjen statt, dieses Jahr war es der 06. August. Das ist eine organisierte Wanderung in Gedenken an die Widerstandskämpfer gegen die deutschen Besatzer, die zwischen 1942 und 1944 auf dieser Strecke Waffen vom Austerfjorden ins Binnenland transportiert haben.

      Ich folge der Route noch bis zur Furt durch die Fjellskardelva, auch problemlos in Stiefeln passierbar, und laufe dann auf der Westseite des Flusses nach Norden. Der Himmel ist mittlerweile wieder ganz bedeckt und es weht ein kühler Nordwestwind. Hier komme ich wieder in ein sehr wenig besuchtes Gebiet. Bei der Vorbereitung habe ich über die Berge zwischen Skjørlægda und Sørvassdalen und eine mögliche Route überhaupt keine Informationen gefunden und deswegen Carl Norberg von Statens naturoppsyn Mosjøen kontaktiert (Dank an Sascha nochmal für den Tipp, das war hilfreich). Er hat empfohlen zum Nordfjell aufzusteigen und um den oberen Rand des Fagerjorddalen herumzugehen. Das ist jetzt also mein Plan.


      Route des Sjøbergmarsjen


      Fjellskardelva

      Nach zwei Kilometern pfadlos durch Moor und Heide quere ich wieder den Fluss und folge noch ein kurzes Stück dem Bach, der direkt von Norden kommt. Als ich einen perfekten Platz für das Zelt finde, beschließe ich, dass es für heute mal gut sein soll. Den Aufstieg kann ich morgen beginnen. Bei nur noch 9° C brauche ich nach dem Waschen im Bach dringend was zum Aufwärmen. Mist, wieder kein Whisky dabei, dann eben das übliche Heißgetränk.


      Tag 7
      Nordfjellet – Fagerjordfjellet – Gippetjønna

      Mit 4° C ist es sehr frisch am Morgen, da sind die Mücken ziemlich schlapp und dormeln nur lustlos um mich herum, als ich früh zusammenpacke. Das Wetter sieht wieder gut aus, nur ein dünner Wolkenschleier verdeckt die Sonne. Ich beginne also den Aufstieg zum Nordfjell. Hinter dem ersten Hügel liegt eine Senke mit See, die beste Route auf den eigentlichen Berg ist da leicht zu erkennen, immer direkt nach Norden.


      Blick Richtung Vistfjellan


      Blick Richtung Nordfjellet

      Frühstückspause auf 660 m Höhe. Der Wind bläst eisig aus Osten, also ab ins Zelt. Ich sehe ein braunes Tier den Hang entlanglaufen. Oh nein, nicht schon wieder ein Hund. Aber es ist eine Elchkuh auf Fjelltour. Später kommt noch ein Rentier ganz nah heran.


      Aufstieg zum Nordfjell


      Elchkuh


      Rentier


      Schöner Pausenplatz

      Dann laufe ich noch ein Stück nach Norden und später einen Bogen nach Westen, um mir eine Route zwischen Bergkamm und dem Rand des Fagerjorddalen zu suchen. Das ist in dem steinigen und wieder mal sehr unübersichtlichen Gelände nicht ganz einfach, durch Versuch und Irrtum komme ich voran. Am Nordhang verlaufen leider alle Abbrüche quer zu meiner Marschrichtung, da ist es ein ewiges Suchen nach einem Übergang zur nächsten Stufe. Aber machbar ist es allemal.


      Nordfjellet


      Am Rand des Fagerjorddalen


      Stor- und Litlfinnkneet, schon viel näher


      Der Abstieg über den Nordhang kostet etwas Zeit



      Insgesamt eine schöne, spannende Strecke mit toller Aussicht, man sieht sogar das Okstindan-Gebirge, wo ich im vergangenen Jahr war. Einfacher ist danach der Übergang zum Fagerjordfjell. Mehrere alte Steinmarkierungen führen hier (quer zu meiner Laufrichtung) aus dem Fagerjorddal über den Sattel in Richtung Osten. Vielleicht eine Route aus früheren Zeiten, oder es sind alte Grenzmarkierungen. Im vorläufigen Bericht über die Varderuter im Nationalpark steht jedenfalls nichts darüber.

      Nach zwei Stunden Laufen stelle ich bei noch stärkerem eisigen Wind wieder das Zelt für die Pause auf.


      Alte Steinmarkierung


      Fagerjorddalen



      Ich überlege eine Weile, ob die Strecke über Steinliskardet und die westlichen Ausläufer des Grøvfjellet eine attraktive Variante wäre, beschließe dann aber doch wie geplant ins Sørvassdal abzusteigen. Das Fagerjordfjell überquere ich jetzt Richtung Osten und finde dann mit etwas Glück eine grandiose Abstiegsroute ins Tal nach Norden, bei der eingezeichneten Höhe 672 m, fast durchgängig über glattgeschliffene Felsen. Das macht wirklich Spaß, so flott bin ich den ganzen Tag noch nicht vorangekommen.


      Fagerjordfjellet


      Abstieg ins Tal

      Noch ein Stück talabwärts und dann nach Norden zum See Gippetjønna, wo ich massenhaft Heidel- und Moltebeeren pflücke und das Nachtlager am Westufer errichte. Das Thermometer ist inzwischen auf
      12° C gestiegen, das sieht nach Wetteränderung aus. Und richtig: gegen 19:00 Uhr beginnt der Regen.


      Fortsetzung folgt...
      Zuletzt geändert von Borgman; 18.09.2016, 13:43.

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      • JustMe79
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        #4
        AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

        Danke für den interessanten und ausführlichen Bericht. Bislang scheinst du ja durchaus Glück mit dem Wetter gehabt zu haben, was in der Gegend dort echt entscheidend ist.

        Leider habe ich mich schon gleich zu Anfang mal wieder über unsere norwegischen Freunde schwarz ärgern müssen - die haben doch echt nen Schatten mit ihrer verfluchten Smakraft-Ausbauwut der letzten Jahre!

        Kein größerer Gebirgsfluß, der nicht in ne Röhre gezwängt wird, kein größerer See oberhalb 200 Höhenmeter, der nicht angezapft wird zur Stromgewinnung und/oder für eine der neuen Lachsaufzuchtstationen, die überall wie Pilze aus dem Boden schießen. Man kann gar nicht so schnell neue, bislang noch weitgehend unberührte neue Gebiete entdecken, wie die sie mit ihrer fast ungebremsten Ausbeutungsphilosophie wieder zunichte machen.

        http://www.vakkervannkraft.no/tosen/



        Immerhin gibt es nen kleinen Lichtblick zum Ausgleich:

        http://www.banett.no/nyheter/2016/08...n-13262229.ece

        Anscheinend wurde die Stromtrasse, die den kompletten Nationalpark in Nord-Süd-Richtung durchzogen hat, demontiert . Jetzt muss da nur noch die Vegetation bisschen nachwachsen (was wohl leider 10-20 Jahre dauern wird), dann kann man auch im wunderschönen und abwechslungsreichen westlicheren Teil wieder den Eindruck einer 'unberührten' und intakten Natur bzw. Wildnis genießen.

        Leider wurde durch die neue Ersatztrasse der nicht minder schöne aber ungeschützte Bereich nordwestlich des Parks (rund um den Tasslivatnet) verschandelt, und der Abriss der alten Trasse war vermutlich eh nur der politische Preis für 10 neue Vannkraft-Ausbaukonzessionen an anderer Stelle, aber gut - man kann halt leider nicht alles haben...

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        • Borgman
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          #5
          AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

          Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
          Kein größerer Gebirgsfluß, der nicht in ne Röhre gezwängt wird, kein größerer See oberhalb 200 Höhenmeter, der nicht angezapft wird zur Stromgewinnung und/oder für eine der neuen Lachsaufzuchtstationen, die überall wie Pilze aus dem Boden schießen. Man kann gar nicht so schnell neue, bislang noch weitgehend unberührte neue Gebiete entdecken, wie die sie mit ihrer fast ungebremsten Ausbeutungsphilosophie wieder zunichte machen.
          Da gebe ich Dir von ganzem Herzen Recht, das hat mich auch schon oft irritiert.
          Die Verlegung der Stromtrasse hat vermutlich auch mehr mit der Anbindung der neuen Kraftwerke Kilelva und Storhaugen westlich des Nationalparks zu tun als mit Naturschutzgründen:
          http://www.banett.no/nyheter/2015/12...d-11961297.ece

          Schön, dass Dir der Bericht gefällt. Ich habe die Geländebeschaffenheit und Routenwahl extra etwas ausführlicher beschrieben, weil es ja von der Gegend nur wenige genauere Informationen und verwertbare Fotos gibt, hier wäre meines Wissens nur Antracis' schöner Bericht zu nennen. Deshalb habe ich auch mal Fotos mit aufgenommen, die als Bilder nicht optimal sind, aber einen Eindruck vom Gelände geben.

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          • Hapi
            Erfahren
            • 22.09.2015
            • 426
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            #6
            AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

            ...schöne Gegend, tolle Bilder und sehr ausführlicher Bericht - vielen Dank dafür! Das Wetter war Dir offensichtlich (überwiegend) wohlgesonnen. Mir gefällt die durchaus abwechslungsreiche Landschaft.
            Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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            • Antracis
              Fuchs
              • 29.05.2010
              • 1280
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

              Danke für den schönen Bericht. Schön auch, das Du Glück mit dem Wetter hattest.

              Meine LV-Erinnerungen sind ja auch noch relativ frisch, insofern konnte ich vieles gut nach empfinden. Das zähe Gelände zum Nedre Breivatn hab ich auch noch gut in Erinnerung, wir sind das ja damals nach Südosten im Unwetter gegangen, nicht schön. Und auch die Erleichterung, wenn man nach den schwierigen Fels-Gestrüpp-Senken endlich mal Trockene Steinplatten gehen konnte, konnte ich gut nachfühlen.

              Hat Spaß gemacht das mitzuerleben. Ich hab ja noch eine pa langs Route in der Schublade, vom Nord-Westen übers Gebirge kommend und dann das Grunvassdalen hoch. Aber da braucht man viel Wetterglück!

              Gruß
              Sascha

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              • Borgman
                Dauerbesucher
                • 22.05.2016
                • 724
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

                Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                Ich hab ja noch eine pa langs Route in der Schublade, vom Nord-Westen übers Gebirge kommend und dann das Grunvassdalen hoch. Aber da braucht man viel Wetterglück!
                Von Aursletta bis zum Tosentunnel? Die Strecke hätte mich auch gereizt. Die Bootsfahrt durch den Innervisten und die vor wenigen Jahren neu angelegte Route zum Lakselvvatn ist bestimmt ein großartiger Einstieg für die Tour. Habe mich dann aber (nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr) für die Strecke entschieden, die auch bei weniger guten Wetterbedingungen machbar gewesen wäre.

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                • Borgman
                  Dauerbesucher
                  • 22.05.2016
                  • 724
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

                  Tag 8
                  Sørvassdalen - Aksla

                  Heute früh regnet es immer noch. Ich bin aber entspannt, weil ich Essen für 2 ½ Tage übrig habe und die restliche Strecke bis Mosjøen zur Not an einem langen Wandertag zu schaffen wäre. Nach dem Kaffee verkrieche ich mich also wieder in den Schlafsack und lese etwas. Frühstück gegen 10:00 Uhr, da gibt es auch schon Regenpausen. Gut, da muss ich ja nicht im Zelt herumgammeln. Das Einzige was ich wirklich hasse ist im Regen einzupacken und das Zelt abzubauen.

                  Zuerst suche ich den in der Karte versprochenen unmarkierten Pfad, der irgendwo nördlich des Sees beginnen soll. Tatsächlich finde ich bald alte, sehr einfache Steinmarkierungen, den Pfad kann man nur an wenigen Stellen erahnen. Um die richtige Abstiegsroute durch das enge, steinige und dicht bewachsene Tal zu finden, suche ich jetzt immer die nächste Markierung, was manchmal etwas dauert. Meist sind es keine richtigen Steinmännchen, sondern nur zwei aufeinandergelegte Steine, die man leicht übersehen kann.



                  Weiter unten im Wald, ab der Stelle wo der Finnkotbekken gequert wird, ist dann ein durchgängiger Pfad zu erkennen. Hier steht auch eine urige Hütte.



                  Ich komme jetzt in das wunderschöne, weite Sørvassdalen und laufe an dem herrlichen See Sørvatnet entlang. Hier würde ich gerne etwas Zeit verbringen, aber nicht unbedingt an diesem trüben Tag. Wenigstens regnet es nicht durchgehend. Am Fluss Gårdselva komme ich an einer offenen Gamme vorbei, aber sie ist nicht in bestem Zustand und drinnen riecht es sehr modrig. So groß kann die Not kaum sein, dass ich hier übernachten würde. Sie ist aber in Benutzung, es scheint also jemand weniger empfindlich zu sein.


                  Sørvatnet




                  Gamme an der Gårdselva, weniger empfehlenswert

                  Statt hier den Fluss zu furten, gehe ich die 400 Meter flussaufwärts, wo es eine neue Hängebrücke gibt, die noch in keiner Karte außer Turkart Helgeland eingezeichnet ist. Es gibt auch noch keinen ausgetretenen Pfad dorthin und keinen Wegweiser, man muss wirklich wissen wo sie ist um sie zu finden.


                  Gårdselva


                  Schöne neue Brücke

                  Auf der anderen Seite suche ich wieder meinen Pfad und folge ihm, immer noch im Regen, hoch zur Sørvassaksla. Dann noch ein Stück weiter bis auf 580 m Höhe, wo ich das Zelt mit schönem Blick über das Sørvassdal an einem kleinen See aufstelle. Mir reicht es für heute, morgen ist auch noch ein Tag. Am Nachmittag werden die Pausen zwischen den Regenschauern länger, aber die Temperatur kommt heute über 8°C nicht hinaus. Ehrlich gesagt kann ich einen Nachmittag zum Ausruhen ganz gut gebrauchen, die knackige Wanderwoche macht sich bemerkbar und meine rechte Schulter zickt ein bisschen.


                  Sørvassdalen


                  Tag 9
                  Tverråga – Mosjøen

                  Wenn heute nicht ein besonderer Tag wäre, dann würde ich nach einem Blick nach draußen meinen gemütlichen Platz im Schlafsack nicht so schnell kampflos aufgeben. Es ist grau und kalt, die Wolken hängen tief. Aber die Aussicht auf ein Bier in Mosjøen und ein Abendessen, das nicht aus Nudeln besteht, motiviert zum frühen Aufbruch. Wenigstens regnet es nicht. Der Pfad ist gut mit Steinmännchen markiert und führt noch ein Stück hoch zur Aksla, bevor es dann allmählich hinuntergeht zum See 542 m und am Südrand der Hochebene Fjellskardet entlang nach Osten.


                  Fjellskardet


                  See 542 m



                  Leider läuft durch das Fjellskard auch eine Stromleitung, die den Ausklang meiner Tour doch etwas trübt. Dafür kommt jetzt die Sonne durch und lässt die Landschaft noch einmal in kräftigen Farben aufleuchten. Frühstückspause direkt vor dem Abstieg.



                  Anschließend geht es teilweise steil hinunter zum Hof Tverråga. An einer Kletterstelle werfe ich den Rucksack zuerst hinunter und steige hinterher, das muss er aushalten. Danach stelle ich fest, dass meine Wasserflasche nicht mehr in der Flaschenhalterung sitzt. Trotz intensiver Suche finde ich sie nicht wieder, vielleicht ist sie schon vorher rausgefallen. So bin ich auf die letzten Meter doch noch zum Umweltverschmutzer geworden. Wer lässt denn hier seine verdammten Plasteflaschen in der Gegend rumliegen?


                  Tverråga

                  Unten dann ein kleiner Parkplatz mit Infotafel. Da kann ich mir meine Strecke noch mal in Gänze auf der Karte anschauen und bin sehr zufrieden mit meiner geglückten Tour.


                  Da habe ich mal ungefähr meine Route skizziert

                  Die ersten paar hundert Meter auf einer Schotterstraße empfinde ich immer als sehr angenehm, mühelos läuft es sich von selbst, ich muss überhaupt nicht mehr auf die Füße achten. Aber es sind noch 6 Km bis Mosjøen, und spätestens als ich auf die asphaltierte Hauptstraße stoße, denke ich nur noch an das Bier, das ich mir gleich kaufen werde.

                  Schön, das war also die erste gute Urlaubswoche, jetzt liegen noch zwei Wochen vor mir, für die ich mehrere Varianten angedacht habe. Auf jeden Fall will ich im Láhko Nationalpark starten und unbedingt einmal durch das Åselidal wandern, von dem ich schon so viele tolle Bilder gesehen habe. Wenn noch Zeit übrig ist, würde ich gerne einen Abstecher in den Sjunkhatten Nationalpark machen.

                  Der Plan sieht so aus: Erst mal zum Coop extra und dort für 9-10 Tage einkaufen, da gibt’s auch günstig Spiritus. Dann schnell zum Intersport um ein paar Tüten Real Turmat abzugreifen und um 16:30 Uhr den Bus nach Sandnessjøen nehmen. So kann ich morgen, also am Samstag, um 06:45 Uhr mit dem Schnellboot nach Ørnes fahren und am Nachmittag in Glomfjord sein. Aber das ist eine andere Geschichte, dieser Bericht endet in Mosjøen.


                  Fazit

                  Das war ganz klar eine Tour die besser geklappt hat als ich es mir bei der Vorbereitung ausgemalt habe. Für einige Abschnitte meiner geplanten Strecke hatte ich nur sehr vage oder überhaupt keine Informationen, deshalb blieb es bis zum Ende spannend. Natürlich hatte ich Glück mit dem Wetter, die Variante „Dauerregen“ hatte ich im vergangenen Jahr schon erlebt, da geht nach kurzer Zeit im Lomsdal-Visten Nationalpark gar nichts mehr, selbst harmlose Bäche verwandeln sich schnell in reißende Hindernisse. Umso befriedigender, dass ich es dieses Mal geschafft habe.

                  Wegen des unberechenbaren Wetters und auch weil das Gelände sehr unterschiedlich gut gangbar ist, kann ich nur empfehlen, viel Zeit einzuplanen. Nun bin ich auch schon Mitte Vierzig und suche nicht mehr so die sportliche Herausforderung wie noch vor zehn Jahren, man kann die Durchquerung sicher auch in kürzerer Zeit schaffen, aber für mich waren die acht vollen Wandertage plus zwei Tage Reserve zum Abwettern genau das richtige Maß. Oft genug waren nicht mehr als 1 ½ bis 2 Kilometer pro Stunde zu schaffen, und die Suche nach einer gangbaren Route hat an einigen Stellen auch viel Zeit gekostet.

                  Eine abwechslungsreiche und spannende Tour in einem faszinierenden Wandergebiet. Bestimmt komme ich wieder, um noch andere Teile davon kennenzulernen.

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                  • Kaesehobler
                    Fuchs
                    • 16.02.2013
                    • 1202
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs



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                    • JustMe79
                      Erfahren
                      • 28.05.2015
                      • 199
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

                      Vielen Dank nochmals für deinen Bericht! Irgendwo ist es ein bisschen schade, dass er nicht sooo wahnsinnig viel Beachtung zu finden scheint - auf der anderen Seite finde ich das super, denn so wird mir LV in seiner Einsamkeit und Wildheit hoffentlich noch eine Weile länger erhalten bleiben...

                      Die Kraftwerke, die du weiter oben erwähntest, werden übrigens wohl doch nicht gebaut - die Firma, welche den Ausbau geplant hatte, hat anscheinend ihre Anträge zurückgezogen... hoffentlich für immer!

                      Ich plane nächsten Herbst fest eine längere Tour dort oben, irgendwas zwischen 2 und 3 Wochen - Storbörja, das Börjedalen sowie Inner Visten bzw. Lakselv(vatnet) und das Saeterdalen werden auf jeden Fall Schwerpunkte bilden, wobei ich auch weiter östlich einigen besonders lohnenswerten Spots einen Besuch abstatten möchte, die hier bisher (Gott sei Dank) noch niemand beschrieben hat.

                      Momentan bin ich dabei, die sinnvollste Route aus all diesen Punkten zu stricken, wobei sie aktuell eher noch wie ein Knäuel aussieht - es gibt einfach zu viele tolle Plätze und Möglichkeiten. Sie soll allerdings auf jeden Fall am Fjord beginnen und auch wieder enden - schließlich ist die Landschaft dort oben mit Fjordblick - bei allen anderen Highlights, die es sonst noch so gibt - immer noch am typischsten und am schönsten...

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                      • Antracis
                        Fuchs
                        • 29.05.2010
                        • 1280
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

                        Ich kann mich da nur anschließen. Sehr schön gemachter Bericht, sehr gute und auch sehr viel Arbeit.

                        Das Berichte über so vergleichsweise unbekannte Gegenden nicht so große Resonanz finden, liegt aus meiner Sicht einfach in der Natur der Sache, ich glaube aber, dass sie doch Freunde machen und auch Beachtung finden.

                        Die Forums-Statistiken zeichnen da auch nicht immer das treffende Bild: Unser LV-Bericht beispielsweise hat mit um die 4000 Hits innerhalb eines Jahrs auch eine vergleichsweise geringe Resonanz, ist aber unter dem Suchbegriff "Lomsdal-Visten" bei Google der dritte Treffer und erste Reiseberichtm auf den man trifft.

                        Aber selbst wenn man damit nur wenigen hilft oder eine Freude macht, ist es doch die Mühe wert.

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                        • Borgman
                          Dauerbesucher
                          • 22.05.2016
                          • 724
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

                          Danke für Euere netten Kommentare, über Lob freut man sich ja immer . Der Bericht sollte auch möglichst genaue Informationen über die gelaufene Strecke liefern, so wie ich mir das wünschen würde, wenn ich mich auf eine Tour vorbereite. Da ist der Erlebnischarakter vielleicht manchmal zu kurz gekommen...

                          Ich hoffe jedenfalls, dass der eine oder andere Interessierte einen praktischen Nutzen daraus ziehen kann. Dass Lomsdal-Visten deswegen jetzt eine Masseninvasion deutscher Touristen erleidet, kann ich mir nicht vorstellen, dafür fehlt (hoffentlich noch lange) die Infrastruktur.

                          Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                          Die Kraftwerke, die du weiter oben erwähntest, werden übrigens wohl doch nicht gebaut - die Firma, welche den Ausbau geplant hatte, hat anscheinend ihre Anträge zurückgezogen... hoffentlich für immer!
                          Das ist doch mal eine gute Nachricht, freut mich zu hören!

                          Momentan bin ich dabei, die sinnvollste Route aus all diesen Punkten zu stricken, wobei sie aktuell eher noch wie ein Knäuel aussieht - es gibt einfach zu viele tolle Plätze und Möglichkeiten.
                          Das ging mir bei der Vorbereitung auch so, und im Nachhinein ärgere ich mich ein bisschen, dass ich mich für eine so "simple" Süd-Nord-Route entschieden habe. Viel Spaß noch bei der Planung! Vielleicht lässt Du ja irgendwann mal durchblicken, für welche Strecke Du Dich letzten Endes entschieden hast. Fände ich interessant.

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                          • OttoStover
                            Fuchs
                            • 18.10.2008
                            • 1076
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

                            Im impressed Borgmann. Now on the nightshift I have read three tour reports from you. From Varangervidda, from Lomsdal - Visten and also from Saltfjellet and Sjunkhatten. The last one is I believe not finished yet. And all are well documented with good pictures and text too. Have you spent the whole summer here in Northern Norway?
                            Otto
                            Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                            Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

                            Kommentar


                            • Borgman
                              Dauerbesucher
                              • 22.05.2016
                              • 724
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

                              Zitat von OttoStover Beitrag anzeigen
                              Have you spent the whole summer here in Northern Norway?
                              Actually not, but ... hey, that's a pretty good idea, Otto! I'll talk to my wife about that, though, on the other hand, I know her response without asking her in the first place...

                              I only enjoyed 3 1/2 weeks in Northern Norway and another 3 weeks split up into two equal parts in april and june in the south of Norway. So, nevertheless, I had been quite lucky this year.

                              The report from Varanger actually refers to a tour I walked three years ago. But I wrote it down lately and I found great joy in describing that remote and magical part of the north.

                              Thanks for your appreciation, by the way!
                              Bernd

                              Kommentar


                              • OttoStover
                                Fuchs
                                • 18.10.2008
                                • 1076
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [NO] Lomsdal-Visten på langs

                                We also have now given up on the extreme tours and seeks out the more comfortable ones. On the "todo list" is a luxury trip in Trollheimen, the classic triangle there. But the area here close to home have still some unwalked tracks (yes its true), and the ability to just decide on a tour when weather forecast is favourable is very nice. From decision to trailhead is just half a day or so. Lucky me
                                Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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