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Vorwort
Bei Recherchen zu einer Tour im Lomsdal-Visten Nationalpark stieß ich vor 2 Jahren auf dieses Forum.
Großartig, daß man hier Informationen in Text und Bild über Gegenden finden kann, die sonst (zumindest in Deutsch) nirgendwo zu haben sind - ein großer Dank an alle Autoren!
Kürzlich bin ich von einer Tour ins Børgefjell heimgekehrt. Ich war auf einer Route unterwegs, die selbst hier im Forum kaum abgedeckt ist, und möchte meine Erfahrungen hier teilen - vielleicht sind sie ja anderen bei ihrer Tourenplanung nützlich.
Ich möchte hier keine große Fjellpoesie und Lagerfeuerromantik entfalten.
Wer mehr für´s "Stimmungsvolle" ist, dem sei hier ein Filmchen nahegelegt, welches ich über die Tour gemacht habe.:
https://www.youtube.com/watch?v=e0c3...ature=youtu.be
Hier möchte ich hauptsächlich praktisch-hilfreiches vermitteln.
Eine Tour in diese Gegend ist natürlich immer anspruchsvoll: der Rucksack ist schwer, die Gegend weitgehend weglos, und man muß sicher draußen navigieren können.
Abgesehen davon war die Tour aber sehr leicht zu gehen; hauptsächlich aus folgendem Grund: ich war Ende September unterwegs, wo der Wasserstand in Flüssen und Mooren tendenziell viel niedriger ist, als kurz nach der Schneeschmelze. Außerdem hatte es vor meiner Tour geraume Zeit nicht geregnet. Bei "nasseren Verhältnissen" kann das schnell anders aussehen.
OK, dann fange ich mal an.....
Anreise
Samstag um 18:10 bin ich in Trondheim gelandet....also kurz nach der Zeit, wo alle Sportgeschäfte schließen, in denen ich mir eine Gaskartusche hätte kaufen können. (1km südlich des Flughafens gibt es das Einkaufszentrum "Hellsenteret" mit einem Intersport, nördlich gibt es einige Sportgeschäfte in Stjørdal.) Das war mir aber vorher bekannt, und deshalb habe ich es auf dieser Tour mal mit einem Esbitkocher probiert. Der ist zwar nicht so gut wie ein Gaskocher, aber einen halben Liter Wasser bekommt man damit gut warm - genug für den morgendlichen Kaffee und das Travellunch am Abend.
Danach hieß es warten auf den Nachtzug Richtung Norden.
Mit diesem erreichte ich gegen 3:30 Namsskogan. Der dortige Bahnhof ist (wie viele in Norwegen) mit einem Zeitschloß versehen. Rein kommt man nur zu bestimmten Zeiten (vgl NSB-Homepage), raus jederzeit. Der kleine Raum war mit einem netten Sofa ausgestattet, wo ich es gut bis zum Hellwerden aushalten konnte.
1. Tag
Von Namsskogan wollte ich zunächst über einen Gebirgszug Richtung Nordosten zum Namsvatnet. (Genauergesagt zum Sørvatnet, der ja das Westende des Namsvatnet darstellt.)
Nach Kartenstudium erschien es mir am besten, vom Bahnhof aus auf einer Straße zu einem ca 3km nordöstlich gelegenen Hof (Bergli) zu gehen, und dann einem Pfad ins Gebirge hochzufolgen, der dort losgehen sollte.
Bergli war bald erreicht und die dort abzweigende Trekkerspur gefunden. Dort, wo letztere bald darauf eine Stromleitung kreuzt, sollte der Pfad losgehen... ich sah jedoch nichts. Na toll!
Ich folgte der Schneise einige Meter nach Norden... und stand dann doch auf dem (von links kommenden) Pfad. Dieser Pfad war dann leicht zu finden und gut zu gehen. Mal durch Wald, dann über eine größere Rodung, dann wieder Wald; mal flacher,
mal steiler.
Weiter oben kamen erste Feuchtstellen, wo der Pfadverlauf nicht mehr ganz so eindeutig war. Bei einer weiteren Stromleitung querte eine Quadspur, der man sich aber besser nicht anvertraut, da diese wohl zu einem Sendemast auf einem Berg abseits meiner Route führte. Auch eine 2. Quadspur ignorierte ich, und kam schließlich an einer Hütte südlich des Dorditjønna an.
Von hier ging es weglos weiter in machbarem Gelände;
Richtung Osten in den Einschnitt Sandåmoskaret.
Der jenseitige Abstieg führt an einigen schönen Wiesenflecken vorbei, die zum Zelten einladen.
Aber der Tag war noch zu jung, und außerdem wehte ein empfindlicher Wind.
Unten im Tal trifft man auf ein Skarddomma genanntes Sumpfgebiet. Dieses wollte ich eigentlich nördlich umgehen, aber da der Untergrund verhältnismäßig trocken war, ging ich geradewegs hindurch. Für das Queren des Baches im Tal mußte ich dann doch die Wanderstiefel gegen Crocs tauschen - insgesamt war das nur 2x auf der gesamten Tour nötig. Ansonsten habe ich alles in Bergstiefeln gemacht und abends immer trockene Füße.
Jenseits des Flusses habe ich mir dann einen windgeschützen Zeltplatz gesucht.
2. Tag
Als erstes Ziel visierte ich den Saaksenbaarmjaevrie auf ca 700m an; etwa 3km nordöstlich von meinem Zeltplatz, was auch recht gut klappte.
Ab hier wollte ich eigentlich, die Höhe haltend, Richtung Norden bis zum Rypknulen, aber das Gelände vom See hinab zum Langtjønna/ Goeblenjaevrie sah einladend aus,....
--- weshalb ich schon früher abstieg. Dieser See ließ sich gut an der Westseite passieren.
Als nächstes wollte ich die Straße erreichen, die westlich des Namsvatnet zu der Staumauer an dessen Nordwestende führt. Auf der Westseite des See-Abflusses kam ich gut voran. Etwa 500 Meter, bevor dieser Bach die Straße kreuzt, macht er einen Knick nach Osten, in einen kleinen Canyon hinein.
Eigentlich ist das Gelände elendig: steil und extrem dicht bewaldet. Aber Dank einiger Tierpfade komme ich gut hindurch und stehe bald auf der (zum Glück nicht asphaltierten) Straße.
Auf meinem Weg muß ich den ganz schön stattlichen Namsen queren. Eine Brücke gibt es nicht in dieser Gegend, furten dieses Flusses kommt für mich nicht in Frage, und so ruhen meine Hoffnungen auf dem Damm.
Bald erreiche ich das Gelände des Dammes, und stehe vor einem Schild, daß sich in seiner ganzen Aufmachung als Verbotsschild zu erkennen gibt:
Da ich auch Norwegisch verstehe, lese ich "Baustellengelände/ Sprengarbeiten/ Kein Zugang für Unberechtigte/ Anfragen ans Werksbüro".
Hmmmmmm.....
Sprengungen? Hier stehen Baracken, und gleich rechts ist der Damm.... die werden doch nicht Baracken und Damm sprengen wollen?
Auch sehe ich niemanden, den ich freundlich hätte fragen können, ob ich mal schnell über den Damm huschen dürfte. (Er hätte es mir bestimmt erlaubt....)
Also gehe ich einfach flink herüber.
Merkwürdigerweise gibt es auf der anderen Dammseite kein entsprechendes Schild.
Vielleicht galt das Schild auch nur für den Bereich geradeaus unterhalb der Mauer, nicht aber wenn man gleich rechts zum Damm abbiegt.
Egal; ich bin drüben und kann vergnügt meinen Weg nach Norden, dem Fluß entlang, fortsetzten.
Undzwar einer sehr guten Quadspur folgend, die im weiteren Verlauf sehr gepflegt ist: gut ausgeschnitten, teils sind feuchtere Stellen mit Ästen und Holzschnipseln versehen, bisweilen ein richtiger Fahrweg.
Etwa 2km nördlich des Dammes, wo der Fluß einen Knick nach Westen macht, folge ich dann einer anderen Quadspur nach Norden. Diese ist zwar etwas feuchter, aber immer noch gut ausgeschnitten (ohne Spur wäre das Gelände hier nicht schön zu gehen).
Nach gut 1km und ein paar Höhenmetern kommt der Karivatnet/ Kaajjjenjaevrie in den Blick.
Die Spur führt zur Hütte rechts des Sees. Von dort gehe ich weiter zum Nordende des Sees, teils in gewissem Abstand zum Ufer; ein Zufluß ist so tief, daß zum zweiten und letzten Mal auf der Tour die Crocs hervorgeholt werden.
Eigentlich wollte ich am Nordende des Sees zelten, aber das Gelände ist feucht und der Wald nur schütter und bietet wenig Schutz gegen den gerade wieder auflebenden Wind. Also noch etwas weiter nach Norden, die Hänge hinauf. Auf einer Rampe mit nur wenig feuchten Mooren geht das recht gut; später helfen Wildspuren durch den wieder dichter werdenden Wald.
Auf Höhe der Nationalparksgrenze finde ich schließlich einen schönen Zeltplatz direkt an einem Bach.
Dank des Studiums der dekningskart von Telenor weiß ich, daß ich hier vorerst das letzte mal ein Mobilfunknetz habe, und nutze dies, um mir von einem Kumpel in der Heimat den neuesten Wetterbericht geben zu lassen.
HINWEIS: Wer sich die Gaudi mit dem Staudamm sparen und außerdem schneller in den eigentlichen Nationalpark kommen will, der sei auf folgende Variante hingewiesen: Trønderbilene unterhält eine Buslinie von Steinkjer bzw. Namsos über Grong nach Namsskogan und (bei rechtzeitiger telefonischer Bestellung) weiter nach Smalåsen. Von hier gelangt man dann über einen Mattisvegen genannten Pfad sowie eine Brücke über den Storelva (ca 1km bevor dieser in den Namsen mündet) in das südwestliche Gebiet des Parks und hat von dort alle Optionen die Tour fortzuführen.
3. Tag
Ein absoluter Traumtag!!! Das Wetter ist herrlich, und ebenso die ständig wechselnden Panoramen. Auch das Gelände ist durchweg angenehm zu gehen, bis auf das erste Stück von meinem Zeltplatz zu den Sjurtjønin, aber durch den recht dichten Wald helfen wieder die Wildspuren.
Die weitere Route ist: östlich vorbei an Tjoele 910,
Tjoelenjaevrie/ Bleikarvatnet 750m
und Rundfjellet/ Jarpetjahke 910 zum Westende des Jengelskardvatnet.
Hier der Blick beim Abstieg zum Jengelskardvatnet:
Weiter ging es (problemlos) Richtung Nordosten, entlang von Jengelskardvatnet und Langvatnet.
Auf Höhe der Jengelbua am Jengelvatnet schwenkte ich nach Norden, östlich am Jeemetje 859 vorbei.
Die Gegend um den See 802 war eigentlich recht schön...
.... allerdings auch wieder etwas feucht und windig, weswegen ich noch gut 2km ins Dorreskardet hinab ging und dort einen netten Zeltplatz fand.
4. Tag
Noch eine Königsetappe bei herrlichem Wetter!
Zunächst das Dorreskaret noch etwas hinab,
und dann das erste Seitental mit dem schönen Namen Krahtjoedurrie hinauf Richtung Nordosten,
südlich an den Seen 985
vorbei und über den Pass hinab zum nordre Bisseggvatn.
Praktische Hinweise: Der Bach durch das Tal mit dem schönen Namen könnte bei höherem Wasserstand ein Problem sein. Wenn man auf meiner Route unterwegs ist, quert man ihn am besten gar nicht erst. Wer die umgekehrte Richtung geht und dann weiter ins Storelvdalen will, der quert den Bach am besten schon unterhalb vom See 955.
Beim Aufstieg zum Pass wird ab etwa 900m das Gelände steiniger....
... aber es könnte schlimmer sein.
Das Schneefeld jenseits des Passes könnte zum Problem werden nach einer frostigen Nacht bei Vereisung, da es nämlich schon eine gewisse Neigung hat.
Hier ein Bild von der jenseitigen Passseite mit Schneefeld; links nordre Bisseggvatnet:
Weiter gehe ich durch die Scharte nach Norden. Ich halte mich an den tiefsten Punkt und in der Folge ans Bachbett... aber die Gegend dort ist recht verblockt; später kommen noch kleine Steilstufen...
Besser wäre es wohl gewesen, sich weiter rechts oberhalb/östlich zu halten: dort gibt es Grasterassen, die dann zu Geröllbändern führen, auf denen man besser ins Bisseggskaret hinabkommt.
Je weiter man hinabkommt, desto angenehmer wird das Gehgelände wieder.
Den Bach, der vom Masskardvatnet herabkommt, furte ich problemlos an der erstbesten Stelle.
Weiter unten im Tal erreiche ich bald die Baumgrenze... sowie die (subjektiv gefühlt) übelste Passage der ganzen Tour. Der Weg (es gibt einen hier) im Wald ist nämlich bisweilen recht zugewachsen und vor allem auch teilweise sehr nass.
Besser wird es erst, wenn das Gelände Richtung Simskardhytta (meinem Tagesziel) wieder steiler abfällt.
Dafür ist die Gegend ein absoluter Traum!
Beim Abstieg verliere ich den Pfad aus den Augen (oder vielleicht gibt es gar keinen) und gehe nach Karte und Intuition. Bald bin ich bei der Brücke über den Golverskardelva, aber ich sehe keine Hütte. Dafür aber einen frisch mit Holzplanken über sumpfige Passagen hergerichteten Pfad. Dem gehe ich einfach mal nach.
Der Pfad führt zu einer neuen Brücke über den Bisseggelva, auf ca 460m, aber entlang des Weges sehe ich auch keine Hütte.
OK, also das GPS rauskramen. Letzteres führt mich in die Gegend, aus der ich gekommen bin. In meiner Karte (Turkart Børgefjell Nord 1:50000 von 2010) ist die Hütte unterhalb der Brücke über den Golverskardelva (ca 430m) eingezeichnet, tatsächlich liegt sie aber oberhalb (auf gut 460m).
Diese Hütte gehört den Staatsforsten, ist offen, sehr geräumig mit 5 Betten, Gaskocher und Holzofen, und jeder kann hier umsonst für 1 Nacht bleiben... was ich dann auch sehr gerne tue.
(Hier war übrigens der einzige Ort, an dem ich auf meiner Tour Leute traf.)
5.Tag
Ich hatte noch 2 Wandertage übrig. Der ursprüngliche Plan war, am Fiplingvatnet vorbei und über das Kappfjellet hinweg nach Trofors zu gehen, aber schon bei der Planung erschien mir das recht wild.
Und nachdem ich Kenntnis von der schönen neuen Brücke über den Bisseggelva hatte, war der Plan schnell klar: es sollte nach Südwesten Richtung Bahnhof Majavatn gehen.
Auf dem inzwischen bestens bekannten Weg war ich bald an der Brücke:
Nach der Brücke bog ich sofort links ab, die Hänge hinauf. (Der Pfad führte weiter die Höhe in etwa haltend das Tal hinaus ... vielleicht soll das mal ein Rundweg vom Parkplatz ca 4km weiter westlich werden.)
Der nächste Abschnitt zur Waldgrenze hinauf war nicht ganz einfach, könnte jedoch auch viel schlimmer sein: mal ist es etwas feuchter, mal ist der Wald etwas dichter, aber insgesamt war es gut machbar - auch dank der Wildpfade, die man auch hier findet.
Schöne Blicke zurück Richtung Golvertinden:
Oberhalb der Baumgrenze war wieder easy-going angesagt, weswegen ich mich kurz halte:
Rørskardet hinauf,
nordwestlich am nedre Rørskardvatnet vorbei
zum Zeltplatz oberhalb vom Kuvatnet.
Dann, am
6.Tag
Nach Westen ins Sløksskardet.
Auch hier sollte man den Pass nicht an der tiefsten (verblockten) Stelle queren, sondern lieber auf Wiesenbändern etwas oberhalb.
Nördlich vom See 706 treffe ich dann auf einen Pfad, der bei See 702
auf dessen Südseite schwenkt und sich dann verliert. Teilweise sind immer wieder Spuren zu sehen... Scooterspuren! Hier scheint einer im Frühjahr bei schon recht aperen Gelände langebrettert zu sein!
Beim Abstieg schöne Blicke Richtung Majavatn
und Fiplingvatn.
Ich folge dem Sløkskardelva in mehr oder weniger großem Abstand, wie es das Gelände anbietet. Gelegentliche Spuren motorisierter Fahrzeuge zeigen mir immer wieder, daß dies so falsch nicht sein kann.
Wo das Gelände steiler wird halte ich mich nicht mehr an den Bach, sondern folge mäßiger geneigten Terassen, dichteren Wald möglichst umgehend.
Diese Passage war beim Kartenstudium eine gewisse Unbekannte: steileres Gelände/ Wald/ Sümpfe.... eigentlich alles, was man als wild wandernder Fjellfreund nicht haben will.
Das Gelände war dann aber doch eher zahm.
Die Sümpfe nicht gar zu nass oder zu umgehen, der Wald i.a. recht licht.
Mit dem GPS visiere ich das obere Ende eines Forstweges an, der vom Tomasvatnet nach Norden zieht. Noch bevor ich soweit bin, treffe ich im Feuchtgelände auf Traktorspuren, denen ich einfach mal folge, und die mich dann tatsächlich ans gewünschte Ziel bringen.
Bald bin ich in Tomaslia
und ein Stündchen später am Bahnhof Majavatn.
Wer von Majavatn aus Richtung Børgefjell will, dem kann ich meine letzte Etappe durchaus als Alternative zum Jengelveien empfehlen. Hierfür noch ein kleiner Hinweis: von Tomaslia/ Tomasvatnet geht man also die Forststraße Richtung Norden. Nach ca 500m erreicht man einen großen Wiesenflecken:
Hier jetzt nicht geradeaus weiter, sondern den Traktorspuren folgen, die nach wenigen Metern nach rechts in den Wald hinauf abzweigen.
GOD TUR!
Bei Recherchen zu einer Tour im Lomsdal-Visten Nationalpark stieß ich vor 2 Jahren auf dieses Forum.
Großartig, daß man hier Informationen in Text und Bild über Gegenden finden kann, die sonst (zumindest in Deutsch) nirgendwo zu haben sind - ein großer Dank an alle Autoren!
Kürzlich bin ich von einer Tour ins Børgefjell heimgekehrt. Ich war auf einer Route unterwegs, die selbst hier im Forum kaum abgedeckt ist, und möchte meine Erfahrungen hier teilen - vielleicht sind sie ja anderen bei ihrer Tourenplanung nützlich.
Ich möchte hier keine große Fjellpoesie und Lagerfeuerromantik entfalten.
Wer mehr für´s "Stimmungsvolle" ist, dem sei hier ein Filmchen nahegelegt, welches ich über die Tour gemacht habe.:
https://www.youtube.com/watch?v=e0c3...ature=youtu.be
Hier möchte ich hauptsächlich praktisch-hilfreiches vermitteln.
Eine Tour in diese Gegend ist natürlich immer anspruchsvoll: der Rucksack ist schwer, die Gegend weitgehend weglos, und man muß sicher draußen navigieren können.
Abgesehen davon war die Tour aber sehr leicht zu gehen; hauptsächlich aus folgendem Grund: ich war Ende September unterwegs, wo der Wasserstand in Flüssen und Mooren tendenziell viel niedriger ist, als kurz nach der Schneeschmelze. Außerdem hatte es vor meiner Tour geraume Zeit nicht geregnet. Bei "nasseren Verhältnissen" kann das schnell anders aussehen.
OK, dann fange ich mal an.....
Anreise
Samstag um 18:10 bin ich in Trondheim gelandet....also kurz nach der Zeit, wo alle Sportgeschäfte schließen, in denen ich mir eine Gaskartusche hätte kaufen können. (1km südlich des Flughafens gibt es das Einkaufszentrum "Hellsenteret" mit einem Intersport, nördlich gibt es einige Sportgeschäfte in Stjørdal.) Das war mir aber vorher bekannt, und deshalb habe ich es auf dieser Tour mal mit einem Esbitkocher probiert. Der ist zwar nicht so gut wie ein Gaskocher, aber einen halben Liter Wasser bekommt man damit gut warm - genug für den morgendlichen Kaffee und das Travellunch am Abend.
Danach hieß es warten auf den Nachtzug Richtung Norden.
Mit diesem erreichte ich gegen 3:30 Namsskogan. Der dortige Bahnhof ist (wie viele in Norwegen) mit einem Zeitschloß versehen. Rein kommt man nur zu bestimmten Zeiten (vgl NSB-Homepage), raus jederzeit. Der kleine Raum war mit einem netten Sofa ausgestattet, wo ich es gut bis zum Hellwerden aushalten konnte.
1. Tag
Von Namsskogan wollte ich zunächst über einen Gebirgszug Richtung Nordosten zum Namsvatnet. (Genauergesagt zum Sørvatnet, der ja das Westende des Namsvatnet darstellt.)
Nach Kartenstudium erschien es mir am besten, vom Bahnhof aus auf einer Straße zu einem ca 3km nordöstlich gelegenen Hof (Bergli) zu gehen, und dann einem Pfad ins Gebirge hochzufolgen, der dort losgehen sollte.
Bergli war bald erreicht und die dort abzweigende Trekkerspur gefunden. Dort, wo letztere bald darauf eine Stromleitung kreuzt, sollte der Pfad losgehen... ich sah jedoch nichts. Na toll!
Ich folgte der Schneise einige Meter nach Norden... und stand dann doch auf dem (von links kommenden) Pfad. Dieser Pfad war dann leicht zu finden und gut zu gehen. Mal durch Wald, dann über eine größere Rodung, dann wieder Wald; mal flacher,
mal steiler.
Weiter oben kamen erste Feuchtstellen, wo der Pfadverlauf nicht mehr ganz so eindeutig war. Bei einer weiteren Stromleitung querte eine Quadspur, der man sich aber besser nicht anvertraut, da diese wohl zu einem Sendemast auf einem Berg abseits meiner Route führte. Auch eine 2. Quadspur ignorierte ich, und kam schließlich an einer Hütte südlich des Dorditjønna an.
Von hier ging es weglos weiter in machbarem Gelände;
Richtung Osten in den Einschnitt Sandåmoskaret.
Der jenseitige Abstieg führt an einigen schönen Wiesenflecken vorbei, die zum Zelten einladen.
Aber der Tag war noch zu jung, und außerdem wehte ein empfindlicher Wind.
Unten im Tal trifft man auf ein Skarddomma genanntes Sumpfgebiet. Dieses wollte ich eigentlich nördlich umgehen, aber da der Untergrund verhältnismäßig trocken war, ging ich geradewegs hindurch. Für das Queren des Baches im Tal mußte ich dann doch die Wanderstiefel gegen Crocs tauschen - insgesamt war das nur 2x auf der gesamten Tour nötig. Ansonsten habe ich alles in Bergstiefeln gemacht und abends immer trockene Füße.
Jenseits des Flusses habe ich mir dann einen windgeschützen Zeltplatz gesucht.
2. Tag
Als erstes Ziel visierte ich den Saaksenbaarmjaevrie auf ca 700m an; etwa 3km nordöstlich von meinem Zeltplatz, was auch recht gut klappte.
Ab hier wollte ich eigentlich, die Höhe haltend, Richtung Norden bis zum Rypknulen, aber das Gelände vom See hinab zum Langtjønna/ Goeblenjaevrie sah einladend aus,....
--- weshalb ich schon früher abstieg. Dieser See ließ sich gut an der Westseite passieren.
Als nächstes wollte ich die Straße erreichen, die westlich des Namsvatnet zu der Staumauer an dessen Nordwestende führt. Auf der Westseite des See-Abflusses kam ich gut voran. Etwa 500 Meter, bevor dieser Bach die Straße kreuzt, macht er einen Knick nach Osten, in einen kleinen Canyon hinein.
Eigentlich ist das Gelände elendig: steil und extrem dicht bewaldet. Aber Dank einiger Tierpfade komme ich gut hindurch und stehe bald auf der (zum Glück nicht asphaltierten) Straße.
Auf meinem Weg muß ich den ganz schön stattlichen Namsen queren. Eine Brücke gibt es nicht in dieser Gegend, furten dieses Flusses kommt für mich nicht in Frage, und so ruhen meine Hoffnungen auf dem Damm.
Bald erreiche ich das Gelände des Dammes, und stehe vor einem Schild, daß sich in seiner ganzen Aufmachung als Verbotsschild zu erkennen gibt:
Da ich auch Norwegisch verstehe, lese ich "Baustellengelände/ Sprengarbeiten/ Kein Zugang für Unberechtigte/ Anfragen ans Werksbüro".
Hmmmmmm.....
Sprengungen? Hier stehen Baracken, und gleich rechts ist der Damm.... die werden doch nicht Baracken und Damm sprengen wollen?
Auch sehe ich niemanden, den ich freundlich hätte fragen können, ob ich mal schnell über den Damm huschen dürfte. (Er hätte es mir bestimmt erlaubt....)
Also gehe ich einfach flink herüber.
Merkwürdigerweise gibt es auf der anderen Dammseite kein entsprechendes Schild.
Vielleicht galt das Schild auch nur für den Bereich geradeaus unterhalb der Mauer, nicht aber wenn man gleich rechts zum Damm abbiegt.
Egal; ich bin drüben und kann vergnügt meinen Weg nach Norden, dem Fluß entlang, fortsetzten.
Undzwar einer sehr guten Quadspur folgend, die im weiteren Verlauf sehr gepflegt ist: gut ausgeschnitten, teils sind feuchtere Stellen mit Ästen und Holzschnipseln versehen, bisweilen ein richtiger Fahrweg.
Etwa 2km nördlich des Dammes, wo der Fluß einen Knick nach Westen macht, folge ich dann einer anderen Quadspur nach Norden. Diese ist zwar etwas feuchter, aber immer noch gut ausgeschnitten (ohne Spur wäre das Gelände hier nicht schön zu gehen).
Nach gut 1km und ein paar Höhenmetern kommt der Karivatnet/ Kaajjjenjaevrie in den Blick.
Die Spur führt zur Hütte rechts des Sees. Von dort gehe ich weiter zum Nordende des Sees, teils in gewissem Abstand zum Ufer; ein Zufluß ist so tief, daß zum zweiten und letzten Mal auf der Tour die Crocs hervorgeholt werden.
Eigentlich wollte ich am Nordende des Sees zelten, aber das Gelände ist feucht und der Wald nur schütter und bietet wenig Schutz gegen den gerade wieder auflebenden Wind. Also noch etwas weiter nach Norden, die Hänge hinauf. Auf einer Rampe mit nur wenig feuchten Mooren geht das recht gut; später helfen Wildspuren durch den wieder dichter werdenden Wald.
Auf Höhe der Nationalparksgrenze finde ich schließlich einen schönen Zeltplatz direkt an einem Bach.
Dank des Studiums der dekningskart von Telenor weiß ich, daß ich hier vorerst das letzte mal ein Mobilfunknetz habe, und nutze dies, um mir von einem Kumpel in der Heimat den neuesten Wetterbericht geben zu lassen.
HINWEIS: Wer sich die Gaudi mit dem Staudamm sparen und außerdem schneller in den eigentlichen Nationalpark kommen will, der sei auf folgende Variante hingewiesen: Trønderbilene unterhält eine Buslinie von Steinkjer bzw. Namsos über Grong nach Namsskogan und (bei rechtzeitiger telefonischer Bestellung) weiter nach Smalåsen. Von hier gelangt man dann über einen Mattisvegen genannten Pfad sowie eine Brücke über den Storelva (ca 1km bevor dieser in den Namsen mündet) in das südwestliche Gebiet des Parks und hat von dort alle Optionen die Tour fortzuführen.
3. Tag
Ein absoluter Traumtag!!! Das Wetter ist herrlich, und ebenso die ständig wechselnden Panoramen. Auch das Gelände ist durchweg angenehm zu gehen, bis auf das erste Stück von meinem Zeltplatz zu den Sjurtjønin, aber durch den recht dichten Wald helfen wieder die Wildspuren.
Die weitere Route ist: östlich vorbei an Tjoele 910,
Tjoelenjaevrie/ Bleikarvatnet 750m
und Rundfjellet/ Jarpetjahke 910 zum Westende des Jengelskardvatnet.
Hier der Blick beim Abstieg zum Jengelskardvatnet:
Weiter ging es (problemlos) Richtung Nordosten, entlang von Jengelskardvatnet und Langvatnet.
Auf Höhe der Jengelbua am Jengelvatnet schwenkte ich nach Norden, östlich am Jeemetje 859 vorbei.
Die Gegend um den See 802 war eigentlich recht schön...
.... allerdings auch wieder etwas feucht und windig, weswegen ich noch gut 2km ins Dorreskardet hinab ging und dort einen netten Zeltplatz fand.
4. Tag
Noch eine Königsetappe bei herrlichem Wetter!
Zunächst das Dorreskaret noch etwas hinab,
und dann das erste Seitental mit dem schönen Namen Krahtjoedurrie hinauf Richtung Nordosten,
südlich an den Seen 985
vorbei und über den Pass hinab zum nordre Bisseggvatn.
Praktische Hinweise: Der Bach durch das Tal mit dem schönen Namen könnte bei höherem Wasserstand ein Problem sein. Wenn man auf meiner Route unterwegs ist, quert man ihn am besten gar nicht erst. Wer die umgekehrte Richtung geht und dann weiter ins Storelvdalen will, der quert den Bach am besten schon unterhalb vom See 955.
Beim Aufstieg zum Pass wird ab etwa 900m das Gelände steiniger....
... aber es könnte schlimmer sein.
Das Schneefeld jenseits des Passes könnte zum Problem werden nach einer frostigen Nacht bei Vereisung, da es nämlich schon eine gewisse Neigung hat.
Hier ein Bild von der jenseitigen Passseite mit Schneefeld; links nordre Bisseggvatnet:
Weiter gehe ich durch die Scharte nach Norden. Ich halte mich an den tiefsten Punkt und in der Folge ans Bachbett... aber die Gegend dort ist recht verblockt; später kommen noch kleine Steilstufen...
Besser wäre es wohl gewesen, sich weiter rechts oberhalb/östlich zu halten: dort gibt es Grasterassen, die dann zu Geröllbändern führen, auf denen man besser ins Bisseggskaret hinabkommt.
Je weiter man hinabkommt, desto angenehmer wird das Gehgelände wieder.
Den Bach, der vom Masskardvatnet herabkommt, furte ich problemlos an der erstbesten Stelle.
Weiter unten im Tal erreiche ich bald die Baumgrenze... sowie die (subjektiv gefühlt) übelste Passage der ganzen Tour. Der Weg (es gibt einen hier) im Wald ist nämlich bisweilen recht zugewachsen und vor allem auch teilweise sehr nass.
Besser wird es erst, wenn das Gelände Richtung Simskardhytta (meinem Tagesziel) wieder steiler abfällt.
Dafür ist die Gegend ein absoluter Traum!
Beim Abstieg verliere ich den Pfad aus den Augen (oder vielleicht gibt es gar keinen) und gehe nach Karte und Intuition. Bald bin ich bei der Brücke über den Golverskardelva, aber ich sehe keine Hütte. Dafür aber einen frisch mit Holzplanken über sumpfige Passagen hergerichteten Pfad. Dem gehe ich einfach mal nach.
Der Pfad führt zu einer neuen Brücke über den Bisseggelva, auf ca 460m, aber entlang des Weges sehe ich auch keine Hütte.
OK, also das GPS rauskramen. Letzteres führt mich in die Gegend, aus der ich gekommen bin. In meiner Karte (Turkart Børgefjell Nord 1:50000 von 2010) ist die Hütte unterhalb der Brücke über den Golverskardelva (ca 430m) eingezeichnet, tatsächlich liegt sie aber oberhalb (auf gut 460m).
Diese Hütte gehört den Staatsforsten, ist offen, sehr geräumig mit 5 Betten, Gaskocher und Holzofen, und jeder kann hier umsonst für 1 Nacht bleiben... was ich dann auch sehr gerne tue.
(Hier war übrigens der einzige Ort, an dem ich auf meiner Tour Leute traf.)
5.Tag
Ich hatte noch 2 Wandertage übrig. Der ursprüngliche Plan war, am Fiplingvatnet vorbei und über das Kappfjellet hinweg nach Trofors zu gehen, aber schon bei der Planung erschien mir das recht wild.
Und nachdem ich Kenntnis von der schönen neuen Brücke über den Bisseggelva hatte, war der Plan schnell klar: es sollte nach Südwesten Richtung Bahnhof Majavatn gehen.
Auf dem inzwischen bestens bekannten Weg war ich bald an der Brücke:
Nach der Brücke bog ich sofort links ab, die Hänge hinauf. (Der Pfad führte weiter die Höhe in etwa haltend das Tal hinaus ... vielleicht soll das mal ein Rundweg vom Parkplatz ca 4km weiter westlich werden.)
Der nächste Abschnitt zur Waldgrenze hinauf war nicht ganz einfach, könnte jedoch auch viel schlimmer sein: mal ist es etwas feuchter, mal ist der Wald etwas dichter, aber insgesamt war es gut machbar - auch dank der Wildpfade, die man auch hier findet.
Schöne Blicke zurück Richtung Golvertinden:
Oberhalb der Baumgrenze war wieder easy-going angesagt, weswegen ich mich kurz halte:
Rørskardet hinauf,
nordwestlich am nedre Rørskardvatnet vorbei
zum Zeltplatz oberhalb vom Kuvatnet.
Dann, am
6.Tag
Nach Westen ins Sløksskardet.
Auch hier sollte man den Pass nicht an der tiefsten (verblockten) Stelle queren, sondern lieber auf Wiesenbändern etwas oberhalb.
Nördlich vom See 706 treffe ich dann auf einen Pfad, der bei See 702
auf dessen Südseite schwenkt und sich dann verliert. Teilweise sind immer wieder Spuren zu sehen... Scooterspuren! Hier scheint einer im Frühjahr bei schon recht aperen Gelände langebrettert zu sein!
Beim Abstieg schöne Blicke Richtung Majavatn
und Fiplingvatn.
Ich folge dem Sløkskardelva in mehr oder weniger großem Abstand, wie es das Gelände anbietet. Gelegentliche Spuren motorisierter Fahrzeuge zeigen mir immer wieder, daß dies so falsch nicht sein kann.
Wo das Gelände steiler wird halte ich mich nicht mehr an den Bach, sondern folge mäßiger geneigten Terassen, dichteren Wald möglichst umgehend.
Diese Passage war beim Kartenstudium eine gewisse Unbekannte: steileres Gelände/ Wald/ Sümpfe.... eigentlich alles, was man als wild wandernder Fjellfreund nicht haben will.
Das Gelände war dann aber doch eher zahm.
Die Sümpfe nicht gar zu nass oder zu umgehen, der Wald i.a. recht licht.
Mit dem GPS visiere ich das obere Ende eines Forstweges an, der vom Tomasvatnet nach Norden zieht. Noch bevor ich soweit bin, treffe ich im Feuchtgelände auf Traktorspuren, denen ich einfach mal folge, und die mich dann tatsächlich ans gewünschte Ziel bringen.
Bald bin ich in Tomaslia
und ein Stündchen später am Bahnhof Majavatn.
Wer von Majavatn aus Richtung Børgefjell will, dem kann ich meine letzte Etappe durchaus als Alternative zum Jengelveien empfehlen. Hierfür noch ein kleiner Hinweis: von Tomaslia/ Tomasvatnet geht man also die Forststraße Richtung Norden. Nach ca 500m erreicht man einen großen Wiesenflecken:
Hier jetzt nicht geradeaus weiter, sondern den Traktorspuren folgen, die nach wenigen Metern nach rechts in den Wald hinauf abzweigen.
GOD TUR!
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