[NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

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  • Borgman
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    [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Reisezeit: Ende August 2017

    Land: Norwegen, Finnmark Fylke





    Von der Insel in die endlose Weite der Finnmarksvidda

    Nach meiner ersten Erfahrung auf Seiland bin ich zwar nicht vollkommen befriedigt, weil alles anders gekommen ist als erhofft, aber auf wundersame Weise durch und durch entspannt. Es scheint mir gut zu tun, dass der ambitionierte Plan nicht aufgegangen ist, das verschafft mir neue Freiheiten.

    Durch die großen Hochebenen der Finnmark bin ich schon öfter gewandert: Varangerhalvøya von Vardø bis Tana Bru, Laksefjordvidda von Tana Bru bis Skoganvarre, Finnmarksvidda von Skoganvarre nach Alta und von Alta zum Reisa NP. Hier, denke ich, kenne ich mich mit den Schwierigkeiten aus. Birkenwald mit dichter Strauchvegetation in den Flusstälern, Furten, die man erst mal finden muss, tückische Moore und kilometerweite Geröllfelder oberhalb von 500 - 600m.

    Etwas überrascht bin ich, dass es hier im Forum noch keinen Bericht von einer Tour durch den Stabbursdalen Nationalpark gibt, bis auf diesen, der das Gebiet kurz streift. Dann wird es aber mal Zeit dafür, schließlich wurde er schon 1970 eingerichtet und ist landschaftlich äußerst interessant. Ich starte in Stabbursnes an der E6 und möchte den Nationalpark in südwestlicher Richtung bis zum Nordre Stabbursdalsvatn durchqueren. Von dort aus entweder auf der Quadpiste (schneller) oder querfeldein (interessanter) nach Alta.


    Tag 7
    Hammerfest - Stabbursnes und Wanderung zum Badjeluoppal

    Der Bericht beginnt am Sonntag, dem 20. August am Langvann, ein Stück außerhalb von Hammerfest. Es regnet, und für heute verspricht die Wettervorhersage auch nichts anderes als Dauerregen.



    Mein Bus fährt erst um 12:00 Uhr, also kann ich mir Zeit lassen. Nach dem Frühstück verstaue ich die gestern gekauften und noch lose herumliegenden Nahrungsmittel in den Proviantbeuteln, packe zusammen und mache mich gemächlich auf den Weg zurück nach Hammerfest. Bin wie immer zu früh und kaufe mir beim Narvesen noch einen Kaffee mit Rosinenbrötchen.



    Am Kai läuft gerade das Hurtigrutenschiff ein, plötzlich ist alles voll mit deutschen Touristen. Im Regen aber erträglich, weil sie da nicht so laut bölken. Einige werden sofort in Busse verfrachtet, andere fotografieren was das Zeug hält die nassen Straßen. In meinem Bus, der gewohnt pünktlich abfährt, ist es dagegen sehr ruhig, nur zwei andere Fahrgäste wollen Richtung Lakselv.

    Die zweistündige Fahrt im Regen macht mich müde, ich döse vor mich hin und erwarte nicht viel von dem Tag. In Stabbursnes angekommen, flüchte ich erst mal in die Cafeteria vom Campingplatz, weil ich auf der Straße mit Regenhose und Rucksackhülle nicht hantieren mag. Oh, es gibt Waffeln zum Selberbacken mit Rømme und Syltetøy, inklusive Kaffee und påfyll für 50 Kr. Da kann ich nicht widerstehen, außerdem verschafft es mir noch etwas Zeit, bis ich wieder in den Regen hinausmuss. Eine Stunde um genau zu sein, dann kann ich mich aufraffen, mache mich regenfest und marschiere los. Die Dame an der Rezeption meint, morgen könnte sich das Wetter bessern, aber es bleibt erst mal wechselhaft.

    Nach einem Kilometer auf der Straße zweigt nach rechts ein Schotterweg ab, der genau auf eine deutlich sichtbare Terrassenstufe hinführt. Die weite Kies- und Sandebene war gegen Ende der letzten Eiszeit ein ausgedehntes Flussdelta. Bevor sich das Land gehoben hatte, reichte das Meer bis hierher. Erst später hat sich Stabburselva ihr heutiges Flussbett nördlich davon gesucht. Hier geht es kurz hoch auf die nächste Stufe, und bald stoße ich auf die Schotterstraße zum Parkplatz Lombola. Diese zieht sich kilometerweit durch die topfebene Landschaft, nur in der Ferne kann man die Berge erahnen.



    Ich laufe mechanisch und lasse die Gedanken durchziehen. Eigentlich ist mir Wandern im Regen gar nicht mal unangenehm, wenn ich nicht über glitschige Steine muss. Besonders viele Menschen zieht es an diesem Sonntag allerdings nicht hierher, am Parkplatz steht gerade mal ein Auto. Dort beginnen zwei Wanderwege.



    Der Kiefernwald in diesem geschützten Bereich des Stabbursdals gilt als der nördlichste der Erde und ist ein Relikt der Wärmeperiode vor etwa 4.500 Jahren. Die größten und ältesten Exemplare stehen am Ganečohkka, aber um dort hinzukommen, müsste ich Stabburselva furten. Heute möchte ich nur noch einen schönen Platz an einem der "Luoppals" finden, einige dicht beieinanderliegende Seen im Flusslauf. Wenn das Wetter morgen besser ist, steige ich hoch zum Stuorra Biŋalvárri und beginne dort meine Tour durch den Nationalpark. Also folge ich dem linken Pfad, der hier vermutlich deshalb so breit ausgetreten ist, weil in der Umgebung noch einige Wochenendhütten stehen.

    Hinter der neuen Hängebrücke über die Dilljohka, an der ich mich für die nächsten zwei Tage orientieren werde, verlasse ich bald den Hauptpfad, damit ich näher an den Seen Jorbaluoppal und Badjeluoppal entlanggehe und keinen guten Platz versäume. Hier im lichten Birken- und Kiefernwald gibt es einige Trampelpfade und auch passable Stellen zum Zelten, allerdings auch zahlreiche Mücken. Ich baue mein Zelt am Südende des Badjeluoppal auf und wasche mich zuerst mal im See, zur Freude der ortsansässigen Mücken.

    Als ich später im Zelt sitze, ein leckeres Abendbrot vorbereite und warte, dass die Mückenstiche aufhören zu jucken, breitet sich eine tiefe Zufriedenheit aus.
    Zuletzt geändert von Borgman; 17.09.2017, 10:31.

  • Borgman
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    #2
    AW: Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

    Tag 8
    Badjeluoppal - Čorvošjávri

    In der Nacht habe ich trotz des stetigen Regens sehr unruhig geschlafen und schaue heute früh entsprechend kariert aus der Wäsche. Regnet es etwa immer noch? Ja, aber da ist noch was anderes. Hunderte von kleinen Fliegen haben sich neben den Mücken zwischen Innen- und Außenzelt versammelt. Wo kommen die denn plötzlich her? Ich brauche jetzt einen Kaffee zum Wachwerden und ein paar Bixit-Kekse für den ersten Energieschub. Erfreulicherweise lässt der Regen nach, als ich zusammenpacke, und schnell wird es freundlich. Kurz nach halb Neun bin ich abmarschbereit.




    Badjeluoppal

    Die Stiefel haben gestern schon ein bisschen Wasser durchgelassen, aber beim Laufen werden sie schnell warm. Ich stoße bald wieder auf den markierten Pfad, dann geht es durch einen Rentierzaun. Die offene Weidelandschaft mit den einzelnen Birken ist angenehm zu durchwandern, mein Ziel Stuorra Biŋalvárri habe ich jetzt immer vor Augen.


    Pfad zum Stuorra Biŋalvárri

    Als der Pfad zum Biŋalvárnjunni ansteigt wird es steiniger, und mein rechtes Knie meldet sich gelegentlich. Aber ich gehe langsam und kontrolliert, das wird auch wieder aufhören. Bevor es dann zum Biŋalvárri hochgeht, mache ich auf dem kleinen Sattel Frühstückspause.


    Blick nach Süden, zur Dilljohka

    Von Norden zieht allmählich dichter Nebel auf, begleitet von leichtem Sprühregen. Das passt mir jetzt gar nicht, eigentlich hatte ich mit trockenem Wetter und guter Aussicht gerechnet. Dann verlängere ich doch erst mal die Pause und hoffe auf Besserung.

    Die aber nicht eintritt, der ganze Berg ist in Wolken eingehüllt. Ein Stück schaffen möchte ich aber schon noch, also packe ich gegen 13:30 Uhr zusammen und steige eben im Nebel den Berg hoch. Zum Glück ist die Route hervorragend mit Holzpflöcken markiert, oft ist auch eine Andeutung von Pfad erkennbar. Die Aussicht vom Gipfel hätte allerdings besser sein können.


    Beim Aufstieg ...


    ... und auf dem Gipfel des Stuorra Biŋalvárri

    Eine aufgegebene markierte Route führt auf der anderen Seite hinunter zum See Čorvošjávri. Es ist zwar kein Pfad vorhanden, und die Steinmännchen stehen nicht immer nah genug beieinander, um im Nebel von einem das nächste zu erkennen, aber für den Moment kann ich mir den Kompass sparen. Für ein paar Minuten und einen Blick zum See lichtet sich der Nebel, dann zieht es sich wieder zu und neuer Regen setzt ein.


    Čorvošjávri

    Da sich am Čorvošjávri gute Zeltmöglichkeiten bieten, baue ich erst mal das Zelt für eine späte Mittagspause auf. Mir ist kalt bei 7°C, und ich habe keine große Lust, heute noch mal nass zu werden. Außerdem habe ich genügend Tage, ich kann mir leisten, heute nur eine kurze Strecke zu laufen. Verkrieche mich zum Aufwärmen erst mal in den Schlafsack und muss mich ziemlich überwinden, um mich später im See gründlich zu waschen. Hinterher ist mir aber gar nicht mehr kalt. Wenn der Regen mal eine Pause macht, ist es hier absolut still. Kein Bach, keine Insekten, kein Vogel ruft. Ein Gefühl von großer Abgeschiedenheit, fast ein bisschen unheimlich.


    Tag 9
    Čorvošjávri - Dilljávrrit

    Nach einer kühlen Nacht mit -1°C ist es heute um 06:00 Uhr aufgelockert bewölkt, gelegentlich scheint sogar schon die Sonne aufs nasse Zelt. Herrlich, das macht gute Laune! Nach einem schnellen Frühkaffee breche ich gegen 07:00 Uhr in der kalten, klaren Morgenluft auf. Mütze und Handschuhe sind auch im Sommer immer dabei.



    Von meinem Platz am Čorvošjávri laufe ich hinunter zur Iŋgunjohka, die ich in Stiefeln überqueren kann, und dann einen Kilometer mit dem Bach nach Süden. Wiesen und Beerenheide prägen hier die Landschaft, angenehmes Wandergelände.


    Iŋgunjohka

    Am östlichen Bergausläufer der Iŋgunčohkka entlang halte ich mich etwas weiter westlich und stoße bald auf die Fahrspur, die aus dem Tal heraufführt. Jetzt habe ich schon einen prachtvollen Blick auf die grauen Bergrücken in der Mitte des Nationalparks, die wie gestrandete Wale aus der weiten Ebene herausragen. Da will ich hin.





    Die Fahrspur schwenkt hier nach Nordwesten, aber ich halte meine Richtung und durchquere ein namenloses, beinahe liebliches Tal. Nur den Birken sieht man an, dass hier auch ein rauer Wind wehen kann.





    Jetzt kann man auch schon gut die Sand-, Kies- und Geröllterrassen erkennen, die beide Seiten der Dilljoka säumen. Eine eiszeitlich geformte Landschaft wie aus dem Bilderbuch, großartig!



    Kurz danach stehe ich plötzlich vor einer Abbruchkante und sehe hinunter auf die Vuoivvasjohka, die ich nach der Karte als harmlosen Bach eingeschätzt hatte. Aber sie ist nur mit Sandalen zu furten, etwa knietief und hat ordentlich Strömung. Da ich an der Mündungsstelle in die Dilljohka einen netten Platz erkennen kann, ziehe ich die Stiefel dahinter gar nicht mehr an, sondern rufe die Frühstückspause aus.


    Vuoivvasjohka


    Blick flussabwärts



    Der Regenbogen kündigt es an, innerhalb von Minuten ändert sich das Wetter. Im Wettlauf mit dem ersten Regenschauer baue ich das Zelt auf und verliere nur knapp. Danach folgen mehrere kräftige Schauer, bevor sich wieder die Sonne durchsetzt. Bei frischen 5°C schafft sie es aber nicht, das Zelt ganz zu trocknen bis ich weitergehe. Ab jetzt folge ich immer der Dilljohka über die gewaltigen Moränenterrassen talaufwärts und bin fasziniert von der Landschaft, die sich mit jeder Höhenstufe mehr weitet.


    Beim Aufbruch wieder sonnig







    Es sieht so aus, als seien die riesigen Gletscher, die hier ihren Schutt abgeladen haben, erst seit Kurzem verschwunden. Aber das Gestein ist offenbar nur sehr verwitterungsbeständig. Hier wünschte ich mir, ich verstünde etwas mehr von Geologie. So kann ich nur staunen.

    Weiter oben geht es öfter über grobes Geröll, was anstrengender zu begehen ist. Mein Knie zickt immer mal wieder, ich würde ihm nach zwei Stunden gern eine Pause gönnen, aber es ist kein Wasser zu finden.





    Ich gehe noch eine halbe Stunde weiter, mein rechtes Knie möglichst entlastend, und steige dann doch zum Fluss hinunter. Mittagspause! Mit Zelt, weil der straffe Nordwestwind weitere Regenschauer herantreibt.

    Danach gibt es wieder mehr grobes Geröll im Wechsel mit Schotter, aber kaum noch zusammenhängende Vegetation. Interessant: Etwa einen Kilometer vor dem unteren Dilljávri fließt Dilljohka durch eine Endmoräne hindurch, die die angrenzende Hochebene vom Tal abriegelt.


    Dilljohka


    Eigensinniger Fluss

    Hinter diesem Schuttriegel öffnet sich der Blick über die gewaltige steinige Ebene bis zum höchsten Berg des Nationalparks, Čohkarášša. Das bedeutet soviel wie spitzer Geröllberg (čohka dürfte meiner Meinung nach das Adjektiv zu čohkka (Bergspitze) sein, rášša bezeichnet so ziemlich jeden Berg oder ausgedehneten Hügel, der aus dem hier so beliebten groben Geröll besteht). Wer öfter in der Finnmark wandert und ein paar Brocken samisch aufschnappt, lernt bald zu schätzen, welch präzise Beschreibung oft schon in den geographischen Bezeichnungen steckt.

    Keine gute Gegend jedenfalls, um einen ebenen und einigermaßen gemütlichen Platz zum Zelten zu finden.


    Immer wieder Regenschauer



    Ich versuche mein Glück und suche meinen Weg durch die chaotischen Geröllhalden auf der westlichen Talseite bis zum unteren Dilljávri. Immer mal wieder gibt es auch Stellen mit weniger grobem Schotter und sogar kleine Vegetationsflecken, aber nirgendwo ist es auch nur annähernd geeignet um ein Zelt aufzustellen. Der eingezeichnete Rentierzaun ist übrigens schon lange verfallen, hin und wieder sieht man Draht oder einen verrotteten Pfosten liegen.


    Unterer Dilljávri

    Nach langer, kraftraubender Suche habe ich dann doch noch Glück: kurz hinter dem Abfluss vom oberen in den unteren Dilljávri finde ich eine passable Stelle auf feinem Schotter. Muss nur auf die Zeltunterlage aufpassen. Jetzt noch eine eisige Waschaktion bei 4°C und straffem Wind, danach habe ich mir den heißen Kaffee redlich verdient. Ungemütlicher Abend.

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    • Antracis
      Fuchs
      • 29.05.2010
      • 1280
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

      Ein toller Bericht, den ich mit Spannung erwartet habe. Wie Du ja weist, liegt eine Karte des Parks bereits seit letztem Jahr hier rum. Obwohl es teilweise unheimlich erscheint, wie ähnlich unsere Pläne oft sind, haben wir vermutlich einfach ein sehr ähnliches "Beuteschema".

      So lagere ich meine Pläne für diese Gegend vorerst weiter in der Schulade und harre gespannt der Fortsetzung.

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      • Philipp
        Alter Hase
        • 12.04.2002
        • 2753
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

        Drømmeaktig!
        "Oft vereint sind im Gemüte Dämlichkeit und Herzensgüte." - W. Busch

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        • Borgman
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          • 22.05.2016
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          #5
          AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

          Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
          Ein toller Bericht, den ich mit Spannung erwartet habe.
          Danke!

          Obwohl es teilweise unheimlich erscheint, wie ähnlich unsere Pläne oft sind, haben wir vermutlich einfach ein sehr ähnliches "Beuteschema".
          Sieht ganz danach aus, das ist ja auch das Schöne an diesem Forum, dass man selbst dann noch Gleichgesinnte findet, wenn man sich eher für die abgelegenen und wenig bekannten Wandergebiete interessiert.

          Zitat von Philipp Beitrag anzeigen
          Drømmeaktig!
          Takk skal du ha!

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          • Borgman
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            #6
            AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

            Tag 10
            Dilljávrrit - Skuovgiljohka

            Nach einer unruhigen und wenig erholsamen Nacht kann ich mich heute früh nicht so recht zum Aufbruch motivieren. Liegt vielleicht auch daran, dass es wieder etwas regnet und die weitere Strecke, soweit ich gestern überblicken konnte, noch steiniger wird (falls das überhaupt möglich ist). Die Flechten, die auf den Steinbrocken wachsen, neigen bekanntlich bei Nässe dazu, sich in Rutschflächen zu verwandeln. Bei 3°C ist es im Schlafsack sowieso am gemütlichsten.

            Nach dem Frühstück gegen 10:00 Uhr hört der Regen auf, und ich habe keinen Grund mehr, den Aufbruch hinauszuzögern, also packe ich mal zusammen. Doch gerade, als ich das Zelt abbauen will, beginnt es wieder zu regnen. Den Schauer warte ich jetzt aber noch ab. Als eine gute Stunde später die Sonne durchkommt, frischt auch der Wind auf. Prima, dann trocknen die Flechten hoffentlich schnell. Es ist schon 12:00 Uhr, als ich tatsächlich aufbreche.





            Jetzt muss ich nur noch die beste Route zum Pass finden. Direkt am oberen Dilljávri sind zu viele großblockige Steinfelder, also steige ich ein Stück hoch und suche meinen Weg in großem Bogen um den See herum, das geht besser. Trotzdem komme ich nur langsam voran und entlaste so gut wie möglich mein rechtes Knie. Den eigentlichen Pass bildet ein Ausläufer der Čohkarášša, den ich am eingezeichneten kleinen See vorbei direkt nach Westen überquere. Schritt für Schritt, von Stein zu Stein. Trotz des eisigen Windes komme ich dabei ganz schön ins Schwitzen.


            Dilljávrrit



            Bei Regen wäre ich hier tatsächlich nicht so gern gegangen, da erinnere ich mich nur zu gut an rutschige Steinfelder in der Laksefjordvidda bei Dauerregen. Doch es bleibt vorerst trocken. Bald stehe ich auf dem Pass und überblicke das Tal auf der anderen Seite, das - Überraschung! - genauso steinig aussieht.


            Oberer Skuovgiljávri, Skuovgilrášša



            Dieses graue, wilde, abweisende Gebiet hat schon etwas faszinierendes, aber es könnte ruhig bald wieder grüner und angenehmer zu laufen werden. Das dauert wohl noch eine Weile, denn momentan komme ich nur im Schneckentempo voran. Als ich endlich den See erreicht habe, ist es schon Zeit für eine längere Pause. Zum Glück findet sich hier eine Stelle, wo ich notdürftig das Zelt aufstellen kann, denn es beginnt wieder zu regnen.

            Das Wetter bleibt seinem Rhythmus von gestern treu, darauf wenigstens ist Verlass. Nach zwei Stunden scheint wieder die Sonne, und ich mache mich auf den Weg hinunter zum unteren Skuovgiljávri. Immer noch steinig, aber nachdem der obere See umrundet ist, wird es zunehmend einfacher. Ein rauschender Bach im Tal und immer mehr Vegetationsflecken beleben die karge Landschaft.


            Oberer Skuovgiljávri


            Blick talabwärts zum unteren Skuovgiljávri


            Čohkarášša


            Unterer Skuovgiljávri, Skuovgilrášša

            Am unteren See angekommen, suche ich mir einen Felsen als Windschutz und genieße für eine halbe Stunde einfach nur die Sonne. Zufrieden mit der Welt und froh, dass ich den schwierigsten Abschnitt geschafft habe, gehe ich danach gemächlich auf der Südseite um den See herum. Jetzt höre ich auch den monotonen Ruf des Goldregenpfeifers, ein erstes Lebewesen.







            Am Seeabfluss muss ich unter einem Rentierzaun hindurch, und ein Stück weiter finden sich an einem Bach perfekte, ebene Zeltwiesen. Dicke Regenwolken wälzen sich über die Berge. Ich bin etwas unschlüssig, ob ich hier schon das Lager aufschlagen soll, viel Strecke habe ich heute ja nicht geschafft. Aber talabwärts sieht es viel unebener aus, und ich habe auch keine gesteigerte Lust, heute noch nass zu werden, nachdem ich so viel Glück mit dem Wetter hatte.

            Also baue ich in Windeseile das Zelt auf und kann alles vor dem Regen trocken verstauen. Nur zum Waschen muss ich noch mal raus. Bei nicht mehr als 5°C eigentlich weniger gemütlich, aber heute bin ich so gut gelaunt, dass es mir nichts ausmacht.

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            • Borgman
              Dauerbesucher
              • 22.05.2016
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              #7
              AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

              Tag 11
              Skuovgiljohka - südlich Ceakkojohka

              Schon kurz vor 5:00 Uhr wache ich auf, bin aber ausgeschlafen und munter. Draußen 2°C, bleigrauer Himmel und Sprühregen, oder, wie meine Frau es ausdrücken würde, Nieselpiss. Statt über das miese Wetter zu jammern oder in Trübsinn zu verfallen, packe ich nach einem schnellen Kaffee lieber zusammen und breche auf. Beim Wandern bekomme ich meist schnell gute Laune, zumal es erst mal talabwärts geht und das Gelände einfach sein dürfte.

              Es gibt auch zwischendurch steinige Stellen, vor allem dort, wo Skuovgiljohka durch eine auffällige Endmoräne bricht, aber meist laufe ich über Wiesen und Beerenheide. Heute sind die Flechten auf den Steinen allerdings nass und glitschig, zum Glück hatte ich das nicht gestern. Hier sehe ich auch endlich mal einige Rentiere.


              Skuovgiljohka

              Bald erreiche ich den oberen, später den unteren Navkajávri, wo es wieder einen Rentierzaun gibt. Schon kurz davor beginnt eine Quadspur, der ich noch ein Stück folge und dann am See das Zelt für die Frühstückspause aufstelle. Bei diesem Wetter würde ich ohne Zelt keine zehn Minuten Pause aushalten. Etwas nervig ist zwar das Ein- und wieder Aushängen des Innenzelts, aber letzteres soll ja nicht nass werden.



              Nach zwei Stunden kann ich mich dazu aufraffen, wieder in den Nieselpiss hinauszugehen. Wenn einem nur beim Laufen warm wird, ist das eigentlich perfektes Wanderwetter, und so komme ich gut voran. Bis zur Flussbiegung nach Nordwesten folge ich meiner Fahrspur, hier gibt es auch ein paar Hütten.


              Hütte an der Navkajohka

              Dort komme ich auf eine andere Quadspur, die über die Hügel nach Süden zum Áirojávri führt. Inzwischen hat der Regen weitgehend aufgehört, aber es bleibt ungemütlich.




              Quadspur zum Áirojávri



              Nach zwei Stunden ohne besondere Vorkommnisse erreiche ich den schönen Áirojávri und finde 600m vor einer Hütte einen guten Platz für die Mittagspause. Bin jetzt schon etwas müde und verkrieche mich für eine Stunde in den Schlafsack, mir ist saukalt. Aber ich will den guten Schwung, den ich heute habe, noch nutzen um ein Stück zu schaffen.


              Am Áirojávri

              Hoch zum nächsten Hügel, Áirooaivi, benutze ich noch die Quadspur und verlasse sie dann Richtung Süd-Südwest, in gerader Linie auf den Hügel 487m zu, hinter dem schon das Nordre Stabbursdalsvann liegt. Nach dem stupiden Latschen auf der Fahrspur wird das Gelände jetzt etwas anspruchsvoller. Am Hang geht es erst mal durch Strauchweiden, in der Ebene dann durch Moor. Die wenigen Moltebeeren, die hier stehen, sind alle noch unreif, kein gutes Beerenjahr. Aber ich finde auf Anhieb eine gute Stelle, um den Fluss Ceakkojohka zu furten (einfach, etwa knietief).


              Furt Ceakkojohka

              Kurze Pause, um die Füße zu trocknen und die Stiefel wieder anzuziehen. Danach wieder die beliebten Strauchweiden. Um die Moore in der Ebene zu umgehen, laufe ich direkt über die Hügelkuppe 487m, von wo man das obere Stabbursdal schön überblicken kann.



              Meine Beine sind schon etwas müde, aber mein Knie hat trotz der relativ langen Strecke keinen Mucks gemacht. So eine Wanderkur kann offenbar manchmal Wunder bewirken, jedenfalls bin ich angenehm überrascht. Jetzt reicht es aber auch. An einem der kleinen Moorseen südlich des Hügels finde ich schnell einen ebenen Platz für das Zelt, gerade noch vor dem nächsten Regenschauer. Große Waschaktion mit Haare waschen, rasieren (bitter nötig, siehe Foto) und Wäsche waschen. Tiefengereinigt und zufrieden setze ich Kaffeewasser auf. Die Wärme des Kochers tut gut, denn wie gestern hat es nur 5°C.


              Tag 12
              Abwettern

              Der Wind hat über Nacht deutlich aufgefrischt und bläst jetzt stark aus Nordwesten. Dazu mäßiger, aber gleichbleibender Regen bei 2°C. Sieht nach einem äußerst ungemütlichen Tag aus. Jedenfalls möchte ich nicht ohne Not in dieses Wetter hinausgehen. Nur das Zelt mache ich noch sturmsicher, man weiß ja nie was noch kommt. Schnappe mir also die restlichen Heringe und spanne die Leinen an der Luvseite einzeln, statt immer zwei Leinen auf einen Hering, damit die Kraft besser verteilt ist.

              Jetzt kann ich in Ruhe frühstücken und abwarten, was der Tag bringt. Naja, Ruhe vielleicht nicht unbedingt, Wind und Regen veranstalten ein ziemliches Getöse um mich herum. Zum Glück ist das Innenzelt und alle meine Sachen trocken (bis auf die gestern gewaschenen, die noch einen Extra-Spülgang bekommen), so verkrieche ich mich im Schlafsack, lese etwas und dämmere noch mal weg.

              Meine vage Hoffnung auf Besserung erfüllt sich nicht. Das ist so ein Tag, den man nicht gern allein im Zelt auf einer exponierten Ebene verbringt. Es bleibt immer die Sorge, dass der steife Wind zum Sturm auswächst und der Platz nicht mehr zu halten ist. Außerdem gäbe es auf dieser Seite des Stabbursdalsvann keine windgeschützte Stelle, bin also immer etwas nervös, wenn starke Böen das Zelt durchschütteln.

              Der Regen wird stärker und ebbt erst am Nachmittag etwas ab. Das nutze ich, um draußen meine Erledigungen zu machen, die Zeltleinen zu kontrollieren und Wasser aus dem See zu holen. Eine Stunde später geht es mit neuer Kraft weiter.


              Tag 13
              Abwettern, zweite Runde

              In der Nacht konnte ich dann doch einigermaßen gut schlafen. Am Morgen das gleiche Bild wie gestern: straffer Wind und Dauerregen. Ich überlege, ob ich nicht trotzdem weitergehen soll, mir fällt hier bald die Decke auf den Kopf. Ein Tag eingezwängt auf zwei Quadratmetern reicht nun wirklich. Allerdings ist es hier drin noch so schön trocken, dass ich von dem Gedanken Abstand nehme. Bei der Kälte brauche ich alle Kleidung, wenn ich nicht im Schlafsack liege, auch Regenjacke und -hose. Proviant habe ich noch genug für einen weiteren Ruhetag.

              Eine Sache mache ich aber zuerst: ich drehe das Zelt, denn der Wind weht jetzt genau aus West, seitlich auf den Eingang. Dazu ziehe ich mich komplett aus, die Haut trocknet viel schneller als das Regenzeug. Sieht wahrscheinlich ziemlich bekloppt aus, wie ich nackig um das Zelt herumhüpfe, Heringe herausziehe, gleichzeitig versuche, das Zelt festzuhalten. Als es dann wieder sauber steht, hole ich noch Wasser und bin anschließend gründlich erfrischt. Genüssliches Frühstück, danach lasse ich den Brenner noch etwas laufen um das Innenzelt zu trocknen, das bei der Aktion natürlich doch vom Kondenswasser am Außenzelt feucht geworden ist.

              Eine Weile hadere ich noch mit dem garstigen Wetter, ergebe mich aber schließlich in mein Schicksal, verfalle in eine Art Winterruhe und krieche nur noch zu den Mahlzeiten aus dem Schlafsack. So vergehen die Stunden beinahe unbemerkt. Am späten Nachmittag flaut der Wind etwas ab, und der Regen ist nur noch ein mattes Tröpfeln. Erst als die wütende Geräuschkulisse nachgelassen hat, höre ich, dass ich hier nicht ganz allein bin. Zwei Goldregenpfeifer klagen sich gegenseitig ihr Leid.

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              • Borgman
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                #8
                AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

                Tag 14
                Hinter Ceakkojohka - Nesvannet

                In der Nacht gab es noch viel Regen. Konnte schlecht schlafen, aber nach zwei Tagen Herumgammeln ist das auch kein Wunder. Heute früh ist es wohltuend still, kein Regen, nur noch leichter Wind. Eine graue Wolkenschicht hängt träge über der Ebene, schwer zu sagen, wie es sich entwickelt. Trotzdem ein gutes Gefühl: Endlich geht es weiter! Aufbruch gegen halb Acht.



                Alles ist sehr nass, die Weidenbüsche tropfen, die Moore sind randvoll. Zuerst laufe ich weiter nach Süden, parallel zum Nordre Stabbursdalsvann am Hang entlang. Drei nach dem vielen Regen wild schäumende Bäche sind zu queren, beim vierten stoße ich dann auf die Fahrspur, die von Skoganvarre bis zum Tverrådal kurz vor Alta verläuft. Die bin ich zwar 2013 schon mal ganz entlanggegangen, aber ich habe beschlossen, sie noch einmal zu benutzen um ein bisschen von der verlorenen Zeit wieder aufzuholen.





                Die Vertiefungen in der Fahrspur und Senken in der Ebene sind natürlich auch randvoll mit Wasser, oft muss ich mir erst einen Weg daran vorbei suchen. Am schönen Husvann vorbei, wo man gute Zeltmöglichkeiten finden kann, geht es direkt zur Furt durch die Gaskajohka, dem Hauptzufluss des Nordre Stabbursdalsvann. In der Karte ist hier eine Brücke eingezeichnet, aber die gab es schon vor vier Jahren nicht, und man hat auch mittlerweile keine gebaut, um die Wirklichkeit mit der Karte in Übereinstimmung zu bringen. Dafür wird es allmählich sonnig.


                Husvannet


                Furt Gaskajohka

                Die Furt ist einfach und selbst nach dem vielen Regen nur etwa knietief. Auf der anderen Seite stelle ich das Zelt ein Stück weiter südlich zum Trocknen auf und mache Frühstückspause. Was für ein unbeschreiblich herrliches und befreiendes Gefühl, einfach nur draußen zu sitzen und in die Sonne zu blinzeln! Nachdem ich das zwei Stunden ausgekostet habe, gehe ich weiter auf der Piste nach Westen. Eigentlich eher neben der Piste, denn sie steht an vielen Stellen unter Wasser. Heute habe ich richtig Lust zu laufen und will einiges an Strecke schaffen. Nach weniger als einem Kilometer kreuzt der E1 zum Nordkap.




                Auf den höheren Bergen liegt Neuschnee


                E1-Ruta: immer noch kein Pfad erkennbar

                Auf den Hügeln komme ich gut voran, nur in den Tälern dazwischen zwingen überschwemmte Flächen oft zu Umwegen, auch die Bäche führen viel Wasser. Nach gut zwei Stunden erreiche ich den See 517m am Storfjell, der nett aussieht für eine Mittagspause. Hier auf der Hochebene weht der Wind so kühl, dass ich lieber wieder das Zelt als Windschutz aufstelle.


                Endlose Weite


                Blick zurück


                Mittagspause am Storfjell

                Danach geht es durch ein flaches Tal und über den nächsten Hügel. Beim Laufen durch diese weite, gewellte Landschaft wird der Kopf frei, die Gedanken ziehen durch, nichts ist wichtig. Die Füße finden ihren Weg von selbst. Ein zeitloses, beinahe schwebendes Gefühl stellt sich ein.





                Inzwischen ist es auch wärmer geworden, was nicht nur den Wanderer freut, sondern auch die Mücken. Gegen 18:30 Uhr erreiche ich den See, den ich mir für heute als Ziel ausgesucht hatte, Nesvannet. Allerdings sind hier die ebenen Flächen alle nass, ich brauche lange, um einen Platz für das Zelt zu finden.


                Nesvannet





                Beim Waschen im See bekomme ich noch einige Mückenstiche, aber das stört mich heute gar nicht, fühle mich so gut wie seit Tagen nicht mehr (woran liegt das wohl?). Als die Sonne gegen 19:30 Uhr hinter dem Hügel verschwindet, wird es schnell kalt, -1°C. Absolute Stille kehrt ein.


                Tag 15
                Nesvannet - Tverrådalen, Alta

                Früh am Morgen hat es immer noch -1°C, aber es weht ein kräftiger Südwestwind. Ich habe mir den Wecker auf 05:00 Uhr gestellt, weil ich den Mittagsbus von Tverrådalen nach Alta nicht verpassen möchte. Bis dorthin laufe ich in gemächlichem Tempo geschätzt dreieinhalb Stunden, plus zwei Stunden Pause. Der Himmel ist wolkenlos, kurz nach Sechs geht die Sonne auf.






                Tverrfjelltjønna, im Hintergrund die Øksfjordberge

                Nach zwei Wanderstunden durch Wiesen und Moor in der kalten Morgenluft erreiche ich Tverrfjelltjønna, den kleinen See vor dem Abstieg ins Tal. Die Sonne wärmt zwar schon etwas, aber nur im Windschatten. Hier habe ich 2013 übernachtet, es gibt perfekte Zeltplätze. Frühstückspause!





                Als ich schließlich weitergehe, kommt mir ein Quadfahrer entgegen, der anhält. Er ist der erste Mensch, den ich seit Stabbursnes sehe. Froh, mal mit jemandem reden zu können, unterhalten wir uns eine Weile, natürlich auch über das Wetter. Er meint, dass es die ganze Woche schön bleiben soll. So gern ich das glauben möchte, weiß ich doch, dass sowohl "ganske bra vær" als auch "hele uke" aus dem Munde eines Einheimischen sehr dehnbare (bzw. komprimierbare) Begriffe sind. Und sowieso habe ich über die Jahre den Eindruck gewonnen, dass viele Norweger an Wettervorhersagen in etwa genau so wenig glauben wie an Horoskope. Sie schauen sich's beiläufig an und machen sich ihre eigenen Gedanken.

                Heute jedenfalls ist ein herrlicher Tag, und es wird warm! Über den bewaldeten Hang geht es hinunter ins Østerelvdal und weiter auf einem angelegten Weg zum Tverrådal, wo um 12:00 Uhr der Bus fährt.







                Es ist ein Kleinbus, und ich bin auf der ganzen Strecke bis Alta Sentrum der einzige Fahrgast. Ein sanfter Übergang zurück in die Zivilisation. Ich denke noch mal an die Eindrücke der vergangenen acht Tage und bin sehr zufrieden mit meiner Tour. Trotz des vielen Regens hatte ich an den schwierigeren Stellen immer Glück mit dem Wetter. Und dass mein Knie nicht nur durchgehalten hat, sondern besser geworden ist, macht mich sehr froh.

                Jetzt habe ich vier Stunden Zeit, bis mein Bus nach Storekorsnes abfährt, der wiederum direkten Anschluss an das Schnellboot nach Seiland hat. Die Zeit reicht bequem, um den kompletten Proviant für die dritte Wanderwoche zu besorgen, mich in der Toilette des Einkaufszentrums zu rasieren und ein paar Sachen mit warmem Wasser zu waschen. Danach telefoniere ich mit meiner Frau, die mir noch die Wettervorhersage von yr.no durchgibt. Zu Hause ist alles gut, aber das Wetter hier könnte doch etwas wechselhafter werden, als mein optimistischer Quadfahrer aus seinem Bauchgefühl oder der Sternenkonstellation herausgelesen hat. Egal, ich freue mich auf das, was noch kommt!

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                • Sylvie
                  Erfahren
                  • 20.08.2015
                  • 361
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                  #9
                  AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

                  Oha! Diese glaziale Gletscherlandschaft ist schon extrem karg und unwirtlich. Sehr beeindruckend. Da einen ordentlichen Zeltplatz zu finden, stell ich mir schwierig vor. Und hart. Das ist doch hart!

                  Feiner Bericht! Gefällt mir so gut.

                  Gruß
                  Sylvia

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                  • Borgman
                    Dauerbesucher
                    • 22.05.2016
                    • 724
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                    #10
                    AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

                    Hallo Sylvie,

                    nett, dass Du reingeschaut hast. Die riesigen Gesteinshalden in der Mitte des Nationalparks sind tatsächlich nicht sehr einladend zum Zelten, und ich brauchte lange, um den einen Platz zu finden, wo es ging. Eigentlich war auch nicht geplant, auf dem Pass zu übernachten, aber auf dieser Tour hat das Wetter den Takt vorgegeben. Ich konnte mich da nur so gut es ging einfügen.

                    Der Park und die nähere Umgebung hat aber auch eine Fülle von unterschiedlichen Landschaftsformen zu bieten, das fand ich sehr beeindruckend.

                    Grüße,
                    Bernd

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                    • Mika Hautamaeki
                      Alter Hase
                      • 30.05.2007
                      • 3979
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                      #11
                      AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

                      Sehr schöner Bericht, vielen Dank. Eine großartige Landschaft!
                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                      A. v. Humboldt.

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                      • blackteah
                        Dauerbesucher
                        • 22.05.2010
                        • 777
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                        #12
                        AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

                        Sehr schöne Fotos! Den Text muss ich mir noch durchlesen, wenn mehr Zeit zur Verfügung steht

                        Ich dachte ja immer, der Stabbursdalen NP besteht hauptsächlich aus Wald (weil es ja der nördlichste Kiefernwald ist)...

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                        • Borgman
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                          • 22.05.2016
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                          #13
                          AW: [NO] Fenster zur Eiszeit: Stabbursdalen NP

                          Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                          Sehr schöner Bericht, vielen Dank.
                          Freut mich, dass er Dir gefallen hat

                          Zitat von blackteah Beitrag anzeigen
                          Sehr schöne Fotos! Den Text muss ich mir noch durchlesen, wenn mehr Zeit zur Verfügung steht
                          Läuft ja nicht weg ... Danke schon mal!

                          Ich dachte ja immer, der Stabbursdalen NP besteht hauptsächlich aus Wald (weil es ja der nördlichste Kiefernwald ist)...
                          Als der Park 1970 eingerichtet wurde war das auch so, da umfasste er nur das Gebiet um das untere Stabbursdal (mit dem Kiefernwald). Im Jahr 2002 wurde er aber um das ganze Berggebiet südlich davon bis zum Leavvnjašjávri erweitert.

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