[TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

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  • macroshooter
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

    Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
    Auf dem Weg zum FKIS (Fis Kultur i Sport, oder so, diese sowjetische Gipfelnamen sind zum brülen )
    Du hattest anscheinend kein Russisch in der Schule?

    Физическая культура и спорт
    oder kurz: Физкультура и спорт

    Aber egal - es hat ja mit dem ersten 5000er auch ohne geklappt. Glückwunsch! Muss jetzt erstmal lesen und gucken.

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    • Vegareve
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      #22
      AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

      Zitat von macroshooter Beitrag anzeigen
      Du hattest anscheinend kein Russisch in der Schule?
      .
      Nope, nur englisch und französisch . So jedenfalls nannte der Campleiter diesen Viertausenden .
      "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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      • Vegareve
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        • 19.08.2009
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        #23
        AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

        Es geht weiter, gaaanz langsam .

        21 Juli


        Nach einem verdienten Ruhetag steht die Hauptunternehmung der Reise bevor. Wir wollen den Chimtarga besteigen, der mit seinen 5489 M. den höchsten Punkt des Fan-Gebirges darstellt. Dazu hoffentlich noch den Pik Energia, einen anderen lohnenswerten Fünftausenden, über dem wir schon alles mögliche gehört haben. Die Hauptschwierigkeit liegt in den letzten steilen 400 Hm, die, laut den verschiedenen Berichten, zwischen 35° und 80° steil sein sollen . Na dann bin ich gespannt.

        Für den Chimtarga gibt es zwei Varianten, die direkte Hauptroute sozusagen, über den Südostgrat, ist hier kurz beschrieben und kam, da mit 4a (D-TD in UIAA) bewertet, für uns nicht in Frage. Auch haben wir kaum Felsmaterial für den anstehenden, brüchigen Grat im oberen dritten Grad (genaue Angaben über die Route haben wir nicht), der mit vollem Gepäck zu klettern wäre. Nein, das wäre für uns zwei Gelegenheitskletterer wirklich etwas zu heiss.

        Die Wahl fählt also auf die leichteste Route (2a) über den Nordgrat, die allerdings einen riesen Umweg über das Nebental, Zindon, bedeutet. Mit der Besteigung des Pik Energia bedeutet das mindestens 5 Tage, entsprechend genau und sparsam müssen wir packen. Die Rucksäcke sind trotzdem (zu) schwer:


        16-17 Kg. auf meinem Rücken, empirisch gemessen, das ist für mich sehr viel. Ich trage, neben der üblichen Eis und Biwakausrüstung, das meiste Essen für uns beide für 5 Tagen, Becks hat das Zelt und das Seil. Zu zweit eine undankbare Verteilung, aber mehr kann ich nicht aufnehmen. Hinter mir das Tal der 4a Route zum Chimtarga.

        Es geht von unserem Camp auf 3500 zuerst auf dem Chimtarga Pass, 4740 m, meine bisher höchste Übernachtung. An der Etappenverteilung haben wir eine Weile getüftelt, der Plan sieht erstmals so aus: 1. Tag Mutny-Chimtarga Pass, Übernachtung dort aus Akklimatisierungsgründen ( 200 Hm unterhalb des Passes gibt es Zeltplätze, die meistene Gruppen laufen nur bis dorthin). 2. Tag Besteigung Energia (5100m), runter nach Westen ins Zindon Valley (Zeltplatz auf 3800m). 3. Tag hoch zum Mirali Pass (5000m). 4. Tag Besteigung Chimtarga, runter ins Zindon Tal. 5. Tag über den Chimtarga Pass zurück zum Mutny.

        Der Plan ist definitiv ambitioniert, zumindest was die Kondition angeht, der russische Bergführer der deutschen Trekkinggruppe fand das nicht durchführbar, da man nach Energia einen Tag Pause einlegen soll. Auch ist die Frage, ob Chimtarga in einem Tag und wieder runter machbar ist. Dazu später mehr.

        Vom Zeltplatz geht es zuerst an einem kleineren Ableger des Mutny Sees vorbei, der unglaublich stinkt und eine entsprechende Farbe aufweist. Kein Wunder dass viele Tourenaspiranten hier tagelang krank wurden, trinken ohne filtern rächt sich .



        Aus dem Gletscher des Chimtarga kommt viel Wasser runter, endlich frische Bäche, die auch irgendwie durchquert werden müssen


        Es geht zunächst nach Süden am See vorbei, wir treffen auf Zelte und es ist, in der Tat, keine schlechte Idee, am fliessenden Wasser zu campieren. Der Pfad durch die Moräne ist unerwartet gut ausgetreten und es gibt viele Steinmarkierungen.

        Blick zurück nach der ersten steilen Strecke.

        Dann biegt die Route gleich nach Westen Richtung Pass, hier ist schon Energia in Sicht.



        Mit Zamok und Small Ganza im Hintergrund


        Der Chimtarga Pass


        Wir laufen ganz langsam, schliesslich haben wir den ganzen Tag dafür, also brauchen wir nicht mehr als 250-300Hm/Stunde zu machen. Mit dem Gepäck und der Höhe ganz angenehm. Bis jetzt bin ich bestens akklimatisiert, lediglich hartnäckige Bremsen, die uns schon den Ruhetag am See vermiest haben, lenken mich von der Last und der Hitze ab.
        Bis zum Pass brauchen wir in unserem gemächlichen Tempo ung. 5,30 Stunden. Die letzte Strecke ist widerliches Geröll, von dem ich das Gefühl habe, dass wir nicht das letzte gesehen haben....

        Angekommen am Pass bewundern wir erstmals das schroffe Zindon Tal


        Stellen Zelt auf und bauen eine Steinmauer drum herum, da es hier ziemlich heftig windet, ausserdem ist der Himmel jetzt bedeckt und was vom Nordwesten kommt, sieht nicht sehr freundlich aus. Macht nichts, Steine schleppen ist gut für die Akklimatisierung .



        Die berüchtigte Firnwand des Pik Energia


        Blick zurück nach Osten




        Was kommt, sieht nach einem Gewitter aus und entsprechend beunruhigt sind wir, da wir uns entschieden haben, hier exponiert direkt am Pass zu zelten. Der Wind frischt auf und es fängt langsam an zu graupeln.



        Inzwischen ist eine russische Touristengruppe angekommen, ein paar Jungs und Mädels in leichter Wanderkleidung, die offensichtlich nur bis zum Pass wollten. Das Wetter nicht beachtend machen sie beeindruckt Fotos bis eins der Mädels aufgeregt auf mich zukommt. In einem sehr rudimänteren Englisch bittet sie mich, mit meinem Handy telefonieren zu können, da ihres hier keinen Empfang hat und man ihr unten versichert hatte, dass man hier Netz hat . Ich erkläre ihr belustigt, dass wir hier ebenfalls von der Welt abgeschnitten sind, was sie ganz und gar nicht glücklich macht. Nachdem ich mich versichere, dass es nicht um etwas wichtiges geht, warscheinlich wollten sie sich nur bei den restlichen Gruppe melden, dass sie oben sind, ziehe ich mich zurück ins Zelt und geniesse die erste Trekkingmahlzeit des Tages.
        Was das melden betrifft: wir hatten uns entschieden, aufgrund der hocherhobenenen Augenbrauen des schon erwähnten Vadim, der nette russische Bergführer der Deutschengruppe, beim Campleiter ein Funkgerät auszuleihen, damit wir zumindest etwas haben in worst case. Das Ding sollte auf Zamok, auf dem Chimtarga Pass und auf dem Mirali Pass funktionieren, wurde uns gesagt, und wir sind verpflichtet, uns jeden Tag um 18 Uhr beim Campleiter zu melden....Naja, bis jetzt hat es halbwegs funktioniert, jetzt probieren wir es wieder, aber null Chance auf ein Gespräch, keinen Durchgang zum Camp.

        Der angekündigte Sturm zieht glücklicherweise an uns vorbei und entlädt sich gerade an einem anderen Berg nebenbei, wir geniessen den Abend auf meiner bisher höchsten Schlafhöhe .





        Zuletzt geändert von Vegareve; 01.12.2017, 10:38. Grund: fotos eingefügt
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        • berniehh
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          #24
          AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

          Whow,........eine wirklich beeindruckende Gegend ist das
          www.trekking.magix.net

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          • Vegareve
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            #25
            AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

            Und das kommend von Dir . Auf jedem Fall gibt es da auch unzählige no-name Gipfel, oder zumindest sehr selten bestiegene, da die Schwierigkeitsbewertungen für die, beispielsweise, das Zindontal umzingelnde Gipfel bei schwer bis extrem schwer liegen.
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              #26
              AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

              Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
              Auf jedem Fall gibt es da auch unzählige no-name Gipfel, oder zumindest sehr selten bestiegene,
              das glaube ich dir gerne
              Ich hatte auch schon eine größtenteils fertig geplante Route durch das Fan Gebirge,.....habe mich dann aber für Indien entschieden.
              Auf jeden Fall steht Tadschikistan immer noch ziemlich weit oben auf meiner Liste
              www.trekking.magix.net

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              • Vegareve
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                #27
                AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                22 Juli

                Nach einer erstaunlich erholsamen Nacht (wir sind schliesslich auf 4700 m), ohne Zeitdruck, geniessen wir kurz den Sonnenaufgang und schärfen die Äxte .



                Becks hat extra für diese Besteigung, als Vorsteiger, zwei Eisgeräte mitgenommen, um für alle Fälle vorbereitet zu sein. Von älteren Berichten (wir haben via google mit eine Österreicher und einem Holländer Kontakt aufgenommen) sind wir auf fast alles, von "35° Firn, keine Probleme, ein Latscher" bis "Steileis 70°, unmöglich" vorbereitet. Unten im Camp haben wir auch ein Pärchen getroffen, das auf den letzten 50 m vor dem Gipfel aufgrund zu steilem und bröseligem Eis umgedreht sind. Ein Teil der geführten deutschen Trekkinggruppe hat mit Vadim den Gipfel erklommen mittels Fixseilen. Entsprechend aufgeregt sind wir, aber das Ding sieht so nah und so kurz aus, fast wären wir am Vortag nach dem Aufstieg geneigt gewesen, schnell da hoch zu steigen .

                Am Ende ist es aber doch eher ein Stückchen Arbeit. Zunächst auf einem Rücken aus Geröll bis zur weissen Wand steigen.



                Dann gehts los, Becks voraus, im ersten Teil ist es eher 40°, guter Trittfirn und Schnee, abwechselnd mit Eis, da wir aber schon am Seil laufen, sichern wir konsequent durch mittels Eisschrauben.



                Dafür muss man teilweise etwas graben im Schnee, entsprechend langsam gehen wir voran. Mittlerweile tauchen zwei Russen auf, die vom Tal heute früh aufgestiegen sind, sie wollen auch auf dem Gipfel. Also doch nicht alleine...Sie sind, laut eigenen Angaben, gut im Fels und haben keine Eisschrauben dabei, sie wollen es aber doch versuchen. Da sie nicht sichern und nur am laufenden Seil hochgehen, kommen sie am Anfang zügig voran, aber mit zunehmender Steilheit bekommen sie Probleme. Sie versuchen links von unserer Spur Richtung Felsen zu klettern, in der Hoffnung, dass man da sichern kann. Wie sich bald zeigt, sind die Fels abwärts geschichtet und auch bröselig, wie fast alles hier, sie tüfteln lange, bevor sie sich doch, vernünftigerweise, entscheiden, abzusteigen.

                Mittlerweile sind wir in der Mitte der Wand angekommen, die steilsten Meter (55°-60°), die von unten eher furchterregend aussahen, sind, zum Glück, vom tiefen Schnee gefüllt und haben gute Tritte, wir kommen gut voran und Becks macht erstmals oberhalb dieser Stufe Stand:




                Meine Freude über die lang ersehnte Kletterei ist leider von furchtbaren Krämpfen getrübt, mein Darm hat ausgerechnet diesen schönen Vormittag ausgesucht, um sich mit der Höhe auseinander zu setzen . Ich steige so schnell ich kann und beim warten und sichern kugele ich mich vor Schmerz....

                Oberhalb der steileren Passage kommt der Spass: die zunehmende Ausaperung, die alle Routen hier quasi jährlich verändert, hat eine schön dünne Eiskruste auf instabilen Fels und Geröll produziert:



                Rechts im Bild sieht man vielleicht eine alte Fixschlinge, da kann man sichern und dann, eher rechts von Mitte haltend, bis zum Felskopf vorsichtig auf dem mixed Terrain hochtanzeln, dann ist es fast geschafft. Becks flucht und wir nehmen uns vor, falls möglich, beim Abstieg hier abzuseilen.

                Blick zurück, die Russen im Abstieg


                Oben am Felskopf angekommen, es sieht vielleicht nicht schlimm aus, aber es war relativ schlimm


                Dann rechts um den Kopf herum noch kurz im exponierten, dünnen Eis und gleich hoch auf dem Gipfelplateau




                Auf dem Pik Energia, 5120 m, mein höchster Gipfel (Aufstiegszeit vom Pass je nach Sicherung 3 bis 3,5 Std)



                Beim Abstieg haben wir einmal am Felskopf abgeseilt (da war noch ein Fixseil), dann alles wieder runter wie im Aufstieg.

                Fazit: es geht gut, Eisschrauben sind Pflicht, ein Eisgerät sollte eigentlich genügen. Den zweiten werden wir, zusammen mit ein Paar Kleinigkeiten, als Depot zwischen Felsen am Pass verstecken, da wir noch einige Tage unterwegs sind und es auf jedem Gramm ankommt.

                Unten am Pass essen wir kurz was und packen zusammen für den Abstieg ins Nebental, Zindon. Zum Glück haben wir ein Pfad und einige Steinmännchen, die Routen sind hier unerwartet gut markiert . Man hat trotzdem das Gefühl, dass es jetzt wirklich in die Wildniss geht.
                Blick zurück auf dem Energia von der anderen Seite aus:



                Der Pfad führt leicht nördlich haltend um den Chimtarga herum, immer in ganz furchtbaren Geröll, mir graust es schon vor dem Aufstieg in einigen Tagen. Der Himmel macht zu im Zindon Tal, das irgendwie ganz anders, wild und einsam aussieht:





                Wir kommen an einem grossen Geröllcouloir der direkt nach unten führt, da muss man durch....

                Blick nach oben


                Nach etwa 2 Stunden (Geröll abwärts, eine Freude ) sind wir, mutterseelenallein, im Zindon Tal und ruhen wir uns aus.



                Der Zeltplatz auf ungefähr 3850 m (man findet es leicht, endlich etwas Gras und Blumen, mehrere Zeltplätze schon eingerichtet, fliessend Wasser vom Bach) ist ausgesprochen hübsch, finden wir :


                Links, im Hintergrund, Energia und unsere Abstiegsflanke.
                Zuletzt geändert von Vegareve; 01.12.2017, 10:38.
                "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                • Galadriel
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                  • 03.03.2015
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                  #28
                  AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                  ... das ist ja mal ne tolle Tour... schön....
                  Wandern & Flanieren
                  Neues entdecken durch Langsamkeit

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                  • opa
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                    #29
                    AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                    tolle bilder, super bericht! da fange sogar ich das träumen an!

                    eine kleine kritische anmerkung hätte ich dann doch: irgendwo fällt da im zusammnhang mit zwei expeditionserprobten zngs wie euch der begriff "gelegenheitskletterer". wenigstens hast du "klein" und "dick" weggelassen, aber welche bezeichnung bleibt dann für die "echten" gelegenheitskletterer?

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                    • Vegareve
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                      • 19.08.2009
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                      #30
                      AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                      Ich meinte strikt das Fels klettern . Bevor ich mich auf einem bröseligem unbekannten Grat mit 16 Kg Gepäck (25 bei Becks) wage, sollte ich im heimischen Gefilde mehr trainieren. Ich habe schliesslich nicht die Nerven von berniee..... .
                      "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                        • 21.07.2004
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                        #31
                        AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                        Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                        Ich meinte strikt das Fels klettern . Bevor ich mich auf einem bröseligem unbekannten Grat mit 16 Kg Gepäck (25 bei Becks) wage, sollte ich im heimischen Gefilde mehr trainieren. Ich habe schliesslich nicht die Nerven von berniee..... .

                        OT: tsts. die geschichte mit der felskletter-schwäche nehme ich euch eh nicht ab. und zngs mit nervenschwäche wären mir auch neu.

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                        • Vegareve
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                          #32
                          AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                          OT: Hast wohl die Rotgrat-"Schande" nicht mitbekommen .
                          "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                          • opa
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                            • 6714
                            • Privat

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                            #33
                            AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                            Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                            OT: Hast wohl die Rotgrat-"Schande" nicht mitbekommen .
                            gerade mal reingeschaut. anscheinend empfand ja sogar henning die stelle als ein wenig unangenehm. gilt von daher nicht als beleg für eine felskletter-schwäche.

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                            • Flachlandtiroler
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                              • 14.03.2003
                              • 28939
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                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                              OT:
                              Zitat von opa Beitrag anzeigen
                              gerade mal reingeschaut. anscheinend empfand ja sogar henning die stelle als ein wenig unangenehm. gilt von daher nicht als beleg für eine felskletter-schwäche.
                              Ist AD+, aber im Dorf hat es jemand mit VI bewertet
                              Meine Reisen (Karte)

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                                AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                23 Juli

                                Die heutige Etappe soll uns vom Zindon Valley zum Mirali Pass auf 5000 M bringen, das Wetter ist immer noch gut (wie meistens hier ), aber die Rucksäcke nur minimal leichter. Gut, bei mir schon um einiges leichter, da das meiste Essen schon verbraucht wurde. Für die letzte Übernachtung nach einer, hoffentlich, erfolgreichen Besteigung des Chimtarga deponieren wir in der Nähe des Zeltplatzes noch eine letzte Trekkingmahlzeit (Travellunch, Mountain House, Adventure Food, haben sich fast alle bewährt). Für Mirali und Chimtarga rechnen wir mit nur einer Übernachtung, heute also, für mehr haben wir keine Foodreserven mehr.

                                Zunächst folgen wir dem Zindontal abwährts ungefähr 150 Hm, dann sollten wir, laut Vadim, einen besonderen Steinmann in Form eines Steinbockes (oder so) sehen . Finden wir nicht. Der Pfad folgt dem Tal weiter nord und- abwärts, so bald man aber am Chimtarga quasi vorbeigelaufen ist, öffnet sich nach Osten ein breites Tal hoch zum Mirali, das kann man schwer übersehen. Becks hat noch einen riesigen Steinblock als Merkmal fotografiert, den er hoffentlich hier noch posten wird.

                                Wir biegen schon ab nach Osten



                                Das Mirali Tal (keine Ahnung ob er einen Namen hat). Man merke die imposante rosarote Mauer auf der linken Seite, die Kletterer hätten hier ihre Freude . Oben sieht man schon ein Teil des Mirali Gletschers:



                                Es hat Geröll, was sonst?


                                Wir treffen ab und zu auf Steinmännchen, selten noch auf Spuren, grundsätzlich gibt es mehrere Varianten, wie immer im Schutt, da hoch zu kommen. Beim Aufstieg sind wir eher rechts von einem ehemaligen Bachbett gestiegen, beim Abstieg immer abwechselnd. Das laufen auf Geröllhalden, immer auf und ab, ist sehr mühsam und unsere Kraft und- Motivationsreserven nehmen ab...

                                Blick zurück auf die schon gelegte Strecke



                                Nach gefühlt endlosen Geröllhalden, Rücken und Mulden haben wir endlich festeres Fels in Sicht, der uns allerdings eher unpassierbar aussieht, glattes, von längst gestorbenen Gletschern poliertes Gestein, von unten kann ich keine Aufstiegsmöglichkeiten ausfindig machen.



                                Irgendwie muss es aber hochgehen, die Route ist schliesslich mit 2a-2b bewertet, also PD . Als wir näher kommen, findet Becks durch das glatte Labirint einige trockene Bachbette und Couloire, die wir nach oben folgen, weiter oben auch nicht mehr trocken, man muss teilweise durch Schmelzwasser, das vom Gletscher weiter oben kommt, treten, mit den dazugehörigen vereisten Steinen an schattigen Stellen. Wir tasten uns voran, Schlangenlinien bildend, nach oben bis wir, hurray, auf einem Steinmann treffen . Ab hier werden wir immer mal wieder Steinmarkierungen finden, bis wir endlich diese Felsbarriere überwinden und vor dem Gletscher stehen:



                                Beeindruckend, die Welle, die es beim abwärts gleiten gebildet hat:


                                Nun, laut einem holländischen Bericht vom Netz, sollten wir einfach den Gletscherrand nach oben folgen. Naja, der Gletscher sah vor einigen Jahren, als der Bericht geschrieben wurde, sicher einbisschen anders aus. Wir ziehen Steigeisen an und steigen wir zunächst auf einem immer steiler werdenden Firnfeld Links von der "Welle" hoch.





                                Oben nahe der Felszunge in der Mitte dann packen uns die Zweifel. Laut Bericht sollten wir eigentlich rechts vom Fels weiter auf dem Eis hochlaufen, aber es ist extrem ausgeapert, vom Fels tropft eine Wasserrinne und der Übergang zwischen Fels und Gletscher sieht sehr, sehr dünn und wässrig aus. Auch sehen wir nicht, wie es weiter oben ausschaut, das Terrain ist steiler, als hier auf den Fotos erkennbar. Links vom Gletscher aber ist wieder nur glatter Fels, unmöglich zu klettern. Mit auf und absteigen, überlegen und besprechen verbringen wir mindestens 45 Minuten, das Ganze sieht gar nicht gut aus und die Gefahr, dass man mit dem schweren Rucksack auf dem dünnen Eis in irgendeinem Loch fällt, oder gar vom Wasser, das von oben kommt, weggespült wird, ist ziemlich gross. Wir entscheiden uns schliesslich, es nicht zu riskieren, sondern links auf der steilen Moräne einen Weg zu suchen.
                                Das Geröll ist sehr instabil und dazwischen immer wieder glatte Felsplatten, die einen nur so ins Tal katapultieren könnten. Wir steigen zunächst so gut es geht hoch Richtung Felsmauer, immer wieder einen Weg nach Osten suchend, bis wir schliesslich die glatten Felsen an uns vorbei und hinter uns lassen. Dann heisst es nur, im tiefen Schutt sinkend, hoch zum Mirali bis wir in flachere Terrain kommen und wieder aufs Gletschereis wechseln können.

                                Einen sehr ungefähren Routenverlauf, der blaue Kreis markiert den Fels-Gletscher Übergang den wir so heikel fanden, zurecht, wie sich am nächsten Tag zeigen solle:


                                Im Geröll




                                Und endlich wieder flacher, wir sehen schon den Pass zum greifen nahe und dürfen für die letzten 250-300 Hm (mein Gedächnis hat nicht alles gespeichert, leider) wieder die Steigeisen anziehen.





                                Hier ist die Eissituation noch schlimmer als erwartet, da es schon spät Nachmittag ist, taut alles um uns herum, wir laufen auf, buchstäblich, crushed Eis, darüber ein dünner Wasserfilm, so was habe ich noch nie erlebt. Ich laufe mit den Steigeisen durchs Wasser! Die Flanke wir immer steiler, teilweise haben wir sehr weichen Schnee oder Blankeis unter Wasser, Becks flucht immer mehr und hat immer grössere Bedenken an unseren Vorhaben für den nächsten Tag. Nach ungefähr 6,5 Stunden, inklusive Pausen und Routenfindung erreichen wir endlich den Mirali Pass auf 5060 M.



                                Links im Bild den Mirali Gipfel, 5120 M, in meiner Naivität dachte ich, dass wir den als leichten Fünftausenden nehmen können, wenn wir den Pass eh ereicht haben. Ich habe aber nicht aufgepasst, das Ding ist wieder ein abwärts geschichtetes "Widerling", für den man auf jedem Fall auf zwei Seillängen Felssicherung braucht. Nun gut, wir sind hier, fast alles erreicht, ich geniesse die unglaubliche Szenerie.





                                Da gehts hoch zum Chimtarga, der Gletscher hat dort ein paar sehr grosse Stücke schon verloren, verglichen mit älteren Fotos. Kein gutes Omen


                                Wir wissen schon von Vadim, dem russischen Bergführer, dass es zwei Zeltplätze direkt am Pass hat, schon gut eingerichtet, aber windig und exponiert, und noch weitere ein Stück hinter der leicht überhängenden Miraliwand. Der Pfad dahin ist schmal und mit Schnee bedeckt, also noch Steigeisen anlassen und erkunden. Tatsächlich, auf einem schmalen Band unter der Mauer hat es Zeltplätze, die Mauer sollte man aber zunächst vorsichtig klopfen und schauen, was alles runterkommt . Der zweite "angeklopfte" Platz erweist sich als sicherer, ich fange schon an, Schnee zu schmelzen, während Becks sich ans Zeltaufbau macht.


                                Und was ist hier passiert? Das Zelt steht schon halbwegs, wir stecken Stangen zusammen, das Band ist schmal, wie schon gesagt, und Becks legt unaufmerksam eine schon gesteckte Zeltstange einfach auf dem Boden. Womit die Stange zur Hälfte schon die Kante erreicht und dem Ruf der Schwerkraft folgt Richtung Tal . Ich schreie kurz, er dreht sich um, die Stange ist weg. Oder nicht? Zum ersten Mal bin ich dem fortschreitenden Gletscherschwund dankbar, weiter unten ist schon so wenig Eis und Schnee, dass sich ein Paar Geröllinseln abgebildet haben. Ich meine, ich sehe da was rotes......Keine lange Diskussion, Becks schnappt sich die zwei Eispickel und steigt brav ab und, glücklicherweise, wieder auf mit der Zeltstange .
                                "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                  #36
                                  AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                  Zeltplatz auf dem Miralipass auf 5060 m, mein schönstes Übernachtungsplatz bis jetzt und definitiv eins meiner lieblings Fotos dieser Reise:



                                  Mittlerweile wird es Abend



                                  Wir haben noch versucht, den Campleiter von Alaudin mittels Funkgerät anzurufen, der Pass sollte eins der wenigen Stellen sein, wo es technisch möglich ist, aber wir kommen nicht durch. Becks ist mittlerweile ziemlich beunruhigt von den Bergbedingungen, das hochsteigen im Wassereis hat ihm die Laune fast komplett vermiest. Er sagt immer öfters, den Gletscher und den Einstieg in unserer morgigen Routen anschauend, "ich weiss nicht, ob wir da hochkommen". Ich finde es nicht so schlimm, aber von hier betrachtet ist es sehr schwer, einzuschätzen, wie der Gletscherrand und die Felskletterei danach aussehen werden. Ich stelle den Wecker auf 4 Uhr und geniesse diese gewaltige Aussicht, vorsichtig, keine andere Ausrüstungsteile mehr den Hang runter zu schmeissen .





                                  Uns ist etwas mulmig zumute, hier hocken wir auf 5000 M, mindestens zwei Tage entfernt von anderen Gruppen, ohne Kommunikationsmöglichkeiten im Notfall und mit nur minimalen Routeninformationen über die nächste Besteigung. Für mich ist es überhaupt das erste Mal (abgesehen vom Kaukasus, das immer noch halbwegs Europa ist), dass ich ausserhalb von Europa outdoormässig unterwegs bin. Das habe ich mir gewünscht und es ist wunderschön, aber der Preis ist, unter anderem, die Angst. Oder zumindest, die Unsicherheit. Nein, in diesem Moment habe ich keine Angst, aber die Kombination der weiter oben erwähnten Faktoren (abgeschieden, spärlich beschrieben, keine Rettung, nur zu zweit) lastet auf die Psyche.
                                  Ich würde den Berg liebend gern versuchen, aber Becks macht im Laufe des Abends immer deutlichere Ansagen: "ich habe kein gutes Gefühl, die Route hat warscheinlich keine gute Bedingungen, alles apert aus und ist instabil, ich habe keine Lust mehr". Und wenn der Vorsteiger unserer Minigruppe kein gutes Gefühl hat, werde ich hier in dieser Höhe und Abgeschiedenheit definitiv nicht drängen. Wir entscheiden uns, am nächsten Tag abzusteigen. Teilweise fühle ich mir etwas erleichtert (wir haben es bis hierher unversehrt geschafft und dürfen jetzt absteigen), teilweise widerstrebt sich alles in mir, einen Berg in greifbarer Nähe, dazu noch so ein prominenter Gipfel unversucht stehen zu lassen. Das Gefühl der unvollendeten Dinge wird mich noch tage und- wochenlang begleiten.

                                  Wären noch andere Leute hier am Berg, die möglicherweise vor uns steigen, würden wir vielleicht anders entscheiden.
                                  Was wir jetzt nicht wissen:
                                  am nächsten Abend werden hier 4 Österreicher (die schon erwähnten erfolgreichen Beisteiger des Chimtarga) und 4 Russen hocken.
                                  Wir planten, den Berg in eventuell 5-6 Stunden zu besteigen (schliesslich sind es nur 500 Hm....) und dann gleich runter ins Zindontal abzusteigen, für mehr haben wir kein Essen mehr. Die Österreicher haben 13 Stunden für die Besteigung gebraucht und haben noch mal am Pass biwakiert ......
                                  Becks bis jetzt erfolgreich verdrängte Erkältung, die ihn am Tag der Anreise befallen hat, wird ihn noch mit voller Wucht einholen und über Wochen quälen.
                                  Weiter oben war es gar nicht aper, sondern Tiefschnee mit Lawinengefahr, wer weiss wie es uns nur zu zweit gegangen wäre.
                                  All diese Faktoren machen unsere Entscheidung im Nachhinein sinnvoller, aber in dem Moment war es für mich sehr, sehr merkwürdig.

                                  Zunächst aber ist die Sache klar und, da wir nicht mehr früh aufstehen müssen, können wir den unglaublichen Sternenhimmel in uns aufnehmen, die Ruhe und die Schönheit.


                                  24 Juli
                                  Am nächsten Tag ein paar letzte Fotos auf dem Pass





                                  Mirali




                                  Wer sieht das Zelt ?


                                  Der Abstieg in der Gletscherflanke ist etwas leichter als gefürchtet, kein crushed Eis mehr, aber immer wieder blank Stellen, mit Steigeisen und Vorsicht kein Problem


                                  Beim Übergang ins Geröll machen wir Pause, schliesslich haben wir genug Zeit, da es nur bis ins Tal geht. Am gleichen Tag bis zum Chimtarga Pass wäre nur unnötige Quälerei, da wir sowieso noch eine Übernachtung einlegen müssen. Wir liegen schlummernd in der Sonne, als ein lauter Knall ertönt, links von uns im dünnen Firn und Eis der Gletscherflanke hat sich das unterschwellige Wasser Durchgang verschafft und mit einem starken Wasserstrahl ein neues Wassercouloir geschafft. So was habe ich auch noch nie erlebt, wären wir jetzt unten an der Crux-Stelle von gestern, wir wären schlicht weggespült worden . Als wir später paralell zu dieser Stelle kommen, habe ich noch die Veränderung fotografiert, da kommt viel, viel mehr Wasser runter als gestern. Und wir haben noch Juli, kaum zu denken wie es in dieser Gegend Ende der Saison aussieht.




                                  Und noch mal die Gletscherwelle



                                  Kurz vor der Abbiegung nach Süden Richtung Zeltplatz sehen wir Menschen, das haben wir eigentlich nicht erwartet. Es ist eine vierköpfige russische Gruppe, der wir noch versuchen, für sie sprachlich halbwegs verständlich, die Route zum Mirali zu erklären. Es ist schon Nachmittag und sie haben mit dem Aufstieg nicht mal begonnen . Dazu kommen die zum Teil grössten Rucksäcke, die ich je an einem Bergsteiger gesehen habe. Das einige Mädel der Gruppe kann kaum lächeln vor Mühe. Ich frage mich ernsthaft, was man da alles mitschleppt.
                                  (später im Camp werden wir erfahren, dass sie gegen Mitternacht am Pass angekommen sind, den Gipfel vor Erschöpfung natülich nicht mehr probiert haben und die Hälfte ihrer Essensrationen noch den Österreichern verschenken wollten, unter anderem Reis und Konserven . Überhaupt sind alle Zeltplätze hier eine einzige Metallsammlung, die vollen Dosen lassen sich bekanntlich bis zum Berg schleppen, aber leer nach unten nicht mehr . )


                                  Unten im Tal angekommen müssen wir noch die 150 Hm rauf zum Zeltplatz bewältigen, zu unserer Überraschung kommen wir nur im Schneckentempo hoch. Es ist der vierte Tag der Runde, in der letzten 10 Tagen haben wir genau 1 Tag Pause gehabt, das merken wir beide sehr deutlich in den Beinen. Becks: "so wie wir hier hochschnaufen, wären wir nie und nimmer auf dem Chimtarga gekommen". Warscheinlich hat er Recht. Das fehlende Ziel spielt sicher auch eine Rolle.

                                  fertig


                                  Zindon Valley mit seinen schwindenden Gletscher








                                  25 Juli

                                  Schnaufend und quasi auf alle Viere hoch zum Chimtarga Pass, Becks zunehmend vom Husten geplagt, ich grossflächig Schutt aufräumend, diesen Aufstieg kann man nicht in Worte beschreiben, zumindest keine, die man hier veröffentlichen darf .





                                  Dabei muss man achten, genau das gleiche Couloir hoch zu nehmen, das man im Abstieg runtergerutscht ist, irrtümlicherweise gab es noch Steinmännchen, die uns nach Süden lotsen wollten, aber da kommt man zu tief unterhalb des Energia Gletschers und nicht flankehaltend um Chimtarga herum. Kurz unterhalb des Chimtarga Passes kamen wir noch in einigen ungemütlichen Schneefeldern, mit Eis bespickt. Nach einem letzten Riegel auf dem Pass (buchstäblich, wir haben nichts mehr zu essen dabei), holen wir den mittels GPS markierten Depotsack mit Eissaxt und co. wieder raus und ab nach Hause, aka zum Mutny See.


                                  Zamok, Big Ganza, Small Ganza


                                  Am Mutny angekommen melden wir uns endlich wieder bei Alexander, den Campleiter, der sich schon Sorgen gemacht hatte. Laut unserer Papierplanung zuhause hätten wir noch ein Tag Pause und zwei Tage für Touren vor uns, aber Becks wird immer kranker, es ist sehr klar, dass zumindest die nötige Energie für eine weitere Besteigung fehlt (mir schwammte noch Small Ganza vor, ist aber ein ziemlich abgeschiedener Berg, der vermutlich nur sportlich in zwei Tagen zu machen wäre). Auch hatten wir uns keine Gedanken über den Abstieg zum Camp gemacht, wenn alle Expeditionstaschen leer sind, werden die sich irgendwie auf dem Rucksack befestigen lassen, so dass wir nur auf unsere zwei Beine runter zu gehen gedachten . Aber jetzt sind wir 3 Tage vor dem idealen Zeitplaner, haben noch genug Essen und mit einem leib und seelehustender Becks ist auch nicht mehr viel zu machen . Ganz dekadent bestellen wir bei Alexander ein vierbeiniges Taxi für den nächsten Vormittag.

                                  26 Juli

                                  Alles abgepackt, die zwei Expeditionstaschen mit dem restlichen Zeug, die wir versteckt zwischen Felsen am See deponiert haben, sind wieder gefunden . Die Nacht war für beide sehr kurz, Becks hustet unaufhörlich und fällt fast vom Fleisch, es ist gut, dass wir runter gehen.

                                  Endlich wieder grün





                                  Es hat deutlich mehr Schmelzwasser als vor 10 Tagen hier


                                  Alaudinsee mit Chapdara im Hintergrund
                                  Zuletzt geändert von Vegareve; 02.12.2017, 22:18.
                                  "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                    AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                    Die Fan Mountains sind schön, wie Tajikistan insgesamt. Fürs nächste mal empfehle ich auch Trekking bei Pik Engels und Pik K. Marx. Das sind die alten Namen aus der Sowjetzeit, aber die lokalen Bergsteiger nennen die Gipfel weiterhin so. Die Gegend ist dicht an der afghanischen Grenze, m.E. die schönste Ecke Tajikistans.

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                                      AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                      Hochpamir steht schon auf meiner Liste, hast Du da irgendwelche Links oder Karten?
                                      "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                          • 19.08.2009
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                                          AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                          26-27 Juli

                                          Etwas kaputt aber doch zufrieden kommen wir im Camp Alaudin wieder an. Wir waren 9 Nächte am Berg, statt 12 wie geplant, aber immerhin kommen wir in einem Stück wieder zurück und mit zwei Fünftausenden im Herzen. Alexander, der Campleiter, freut sich uns zu sehen und bieten ein leerstehendes Zimmer an. Klar, wir könnten auch zelten, das Camp ist mittlerweile wieder von einer Gruppenwelle getroffen, vor allem junge russische Kletterer, aber die Aussicht auf einem weichen Bett ist nicht soo schlimm . Am meisten freue ich mich jedoch auf frisch gekochtes Essen, auch wenn wir im Hochlager weniger "gelitten" haben als sonst, dank Esel hatten wir Säfte dabei, tadschikische Zitronen (sehr köstlich, unbedingt in der Stadt kaufen!, ganz anders als was man in Europa kennt) und sogar eine Gurke. Hätte mehr davon kaufen sollen, die Möhren haben sich nicht gehalten, aber die kleinen Gartengurken schon. Djlias Schwester, die Köchin, fragt uns, was sie für uns kochen sollte, meine Antwort: alles! Allerdings ist Becks viel zu krank um richtig essen zu können, ich verschlinge einen Teil seiner Portion auch (sehr ungewohnt, sie tun hier Knobizehen in Salat rein..) und dann legen wir uns mit Buch in der Wiese oder im Zimmer. Dazwischen lege ich noch eine kurze Tour auf unserem Packesel ein, auf ausdrücklichem Wunsch zweier der Kinder unseres Eselführers :



                                          Spät in der Nacht werden auch die österreichische Kumpels eintreffen, in einem Speedabstieg vom Hochlager , am nächsten Tag trifft man sich beim Frühstück und tauscht Impressionen aus. Irgendwann taucht eine Petflasche mit lokalem Bier auf, eine leichte Brühe, nur gut um die Gipfelerfolge zu feiern, was wir auch schliesslich den ganzen Vormittag machen . Irgendwann reicht es mir und ich beschliesse, eine kleine Runde zu drehen auf de Suche nach Handyempfang. Ich habe schliesslich seit fast zwei Wochen keinen Kontakt mehr nach Hause gehabt und mache mir grosse Sorgen um unsere Kater, die mit Mami daheim in der Schweiz sind. Ich nehme unsere erste Akklimatisierungsroute, da ich weiss, dass ung. 400-500 Hm weiter oben ab und zu Empfang ist. Mit Mühe kriege ich eine Sms durch, Antwort kommt auch, alles ist gut, verspätete Geburtstagswünsche trudeln auch ein.

                                          Gegen Abend treffen wir uns alle wieder in der "Kantine", Bier ist wieder dabei, auch etwas Wodka, Becks ist krank und hat weiterhin keinen Appetit, aber Durst leider schon . Es wird gefeiert und gefachsimpelt, teilweise in rudimentärem Russisch und Englisch mit dem Küchenhelfer, auch das tadschikische Militär ist dabei . Es gibt nämlich diese Bergpatrouillen, die auf Permits und Gebühren kontrollieren (weiss nicht, ob wir irgendetwas bezahlt haben, grundsätzlich gibt es keine Bergpermits, nur eine Art Tourist-Gebühr für diese Täler, warscheinlich war das im Camppreis inbegriffen). Jedenfalls ist unser "General" sehr lustig drauf und mag seinen Wodka, wie man in diesem ausgeliehenen Foto auch sehen kann (copyright M.G).



                                          Auf einmal geht Becks aufs Klo und kommt erst Dreiviertelstunde später . Der "General" hat ihn eingefangen und mit zu seinen anderen Militärkumpels abgeschleppt. Er kommt relativ bleich wieder zurück und wir beschliessen, dass wir die restliche "Armee" auch kennenlernen wollen. Was wir auch machen, sie schlafen in einem Wagen nahe einer Holzplattform mit wunderschönen Teppichen und Kissen ausgelegt, wie alle Gemeinschaftsplätze hier. Wir werden eingeladen, es liegt schon Pilaf auf dem Tisch, eine riesige Melone wird geviertelt, wir ziehen die Schuhe aus und hocken zusammen auf persisch/muslimische Art nebeneinander, versuchen, uns irgendwie zu verständigen und haben eine blendende Zeit . Leider war die Kamera im Zimmer .
                                          Zuletzt geändert von Vegareve; 02.12.2017, 18:19.
                                          "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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