[SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

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    • 28.06.2008
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    #21
    AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

    Tag 6

    Der Wecker klingelt uns um 5:30h aus dem Schlafsack und binnen einer Stunde sind wir geduscht, das Lager ist angebaut und wir haben ein paar Riegel gefrühstückt. Die Etappe heute wird lang und schwer. Wir starten bei recht bewölkten Himmel erst einmal direkt auf der E4. Wenigstens sind zu dieser Uhrzeit nur wenige Autos unterwegs und nach drei Kilometern biegen wir auch schon ins Hinterland ab. Nach den ersten 15 km folgen wir einem größeren Fluss bis zu seiner Mündung in die Ostsee. Immer wieder passieren wir Staustufen und recht große Brücken.

    Die Mündung des Flusses enttäuscht und dann doch etwas - anstelle eines naturnahen Deltas blicken wir auf eine gigantische Fabrik, die irgendwie merkwürdig bunt aussieht. Erfreulicherweise ist ab nun die Ostsee ein ständiger Begleiter auf den nächsten 50 km. Immer wieder blicken wir in schöne buchten oder auf kleine Inseln links des Weges.

    Als wir schon über die Hälfte der Strecke hinter uns haben werden wir kurz vor Järved von zwei Möwen attackiert. Kurze Zeit später sehen wir den Grund für deren Unruhe: auf dem Radweg sitzt ein schon recht großes Küken und verschwindet kurz vor uns ins Unterholz.

    In Örnsköldvik machen wir eine Mittagspause und gehen thailändisch essen. Eine willkommene Abwechslung zum auf den Dörfern vorherrschenden Pizza Burger Einheitsbrei. Nachdem wir noch etwas den Ort erkunden und durch die Fußgängerzone schlendern, setzen wir auch schon unsere Fahrt nach Süden fort. Die Landschaft wird nun immer hügeliger und eine Menge Orte tragen das Wort Fjäll im Namen. Die Hügel sind hier max. 300m hoch, dennoch verändert die Landschaft deutlich ihren Charakter.

    30 km vor dem Ziel biegen wir in eine Schweden untypische Gravelroad ab. Auf dem hartgepressten Untergrund liegen hier lose verstreut größere Kieselsteine in recht großer Dichte. Das ist, zumindest für einen markierten und beworbenen Fernrafweg, eher suboptimal. Noch eigenartiger sind für einen solchen Radweg die nun folgenden Steigungen. Diverse Anstiege mit über 100 hm und ca. 15% Steigung dürften für die meisten Familienradler kaum machbar sein und in erhebliche Schiebe-Orgien ausarten. Mittlerweile steht die Sonne hoch am jetzt blauen Himmel und wir kommen gehörig ins Schwitzen.

    Irgendwann haben wir den Scheitelpunkt erreicht und es geht jetzt hauptsächlich bergab. Mit über 50 km/h auf diesem Untergrund ist auch nochmal ein ganz eigenes Erlebnis. Nach über 30km Gravelroad hört diese urplötzlich im nirgendwo auf und wird durch eine nagelneue befestigte Straße ersetzt. Eine Wohltat für Hände, Gelenke und die Fahrräder. Trotz der schwierigen Verhältnisse ist die Landschaft hier unfassbar schön und erinnert tatsächlich mehr ans Fjäll als an eine hügelige Küste.

    Die folgende 10 km lange Abfahrt ist dank der guten Straßenverhältnisse ein wirklicher Spaß und liegt schnell hinter uns. Kurze Zeit später fahren wir nach einem kurzen Stück E4, auf das Gelände der STF Herberge in Docksta. Der angeschlossene Campingplatz ist gelinde gesagt eine Unverschämtheit. Im Gegensatz zu Wohnwagen und Wohnmobilen, haben sich Reisende mit Zelt, auf dem riesigen Gelände quasi direkt an der Leitplanke der E4 aufzubauen, welche hier als zweispurige Schnellstraße ausgebaut ist. Immerhin zeigt man dich an der Rezeption einsichtig und gibt uns für nur 40 Kronen Aufpreis eine kleine Hütte fernab der Straße.

    Einem geruhsamen Schlaf steht nun nichts mehr im Wege und wir planen erneut sehr früh aufzustehen. Schließlich wollen wir morgen einige Buchten der “Hohen Küste” ausfahren - was landschaftlich sehr reizvoll wird, aber leider auch wieder mit deutlich über 1000 hm verbunden ist.
    Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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    • willo
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      • 28.06.2008
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      #22
      AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

      Tag 7

      Wie auch schon am Vortag stehen wir extrem früh auf und erledigen die üblichen Dinge. Wir haben sehr gut geschlafen und fühlen uns, zumindest etwas, erholt. Nach den ersten paar Kilometern auf der Strecke, nehmen wir bei einer Tankstelle ein schnelles Frühstück ein. Das Frühstück erweist sich als echter Nachteil dieser Langetappen. Haben wir es sonst immer genossen uns morgens in einem Laden leckere Zutaten und frische Brötchen zu holen, die wir dann an einem schönen Ort an der Strecke genüsslich verspeist haben, müssen wir in aller Frühe halt nehmen was kommt. Immerhin schmeckt das Frühstück an der Tanke und auch die Sonne kündigt einen weiteren schönen Tag an.

      Wieder auf der Strecke genießen wir die tolle Landschaft der Hohen Küste in vollen Zügen. Immer wieder wechseln sich tief eingeschnittene Buchten und Lichte Küstenwälder ab und bilden mit kleinen malerischen Dörfern eine stimmige Gesamtkomposition. Das tolle Wetter tut sein übriges - heute ist ein richtige Hochsommertag und es ist sehr sonnig und warm.

      Gegen Mittag kreuzen wir erneut die E4 und nehmen an einem der billigen, aber auch schlechten Strassenrestaurants eine Mahlzeit ein. Danach steht ein aufregender Moment an: wir fahren auf der zur Autobahn ausgebauten E4 über eine riesige Hängebrücke, die hier kilometerlang über einen Ausläufer der Ostsee führt. Links von uns rast der Verkehr vorbei und rechts von uns geht es dutzende Meter bis zur Ostsee hinab.

      Danach geht es wieder beschaulich mit der hohen Küste weiter. Ab Kilometer hundert geht es die nächsten 15 km tendenziell nur noch bergauf. Auch sind wieder einige gut steile Rampen dabei die mich sofort fühlen lassen, dass wir schon 6 Tage und rund 700 km hinter uns haben. Irgendwann ist uns so warm und wir sind so durchgeschwitzt, dass wir an einer Badestelle an einem der vielen Seem Pause machen und uns eine Abkühlung verschaffen. Das Wasser ist zwar eiskalt, aber durch die große Hitzen draußen ganz gut erträglich.

      Wieder auf dem Rad kreuzen wir bald die 250 hm Linie und haben den Scheitelpunkt für heute erreicht. Nun folgt eine fast 7 km lange Abfahrt, die es wirklich in sich hat. Dank der guten Straßenverhältnisse ein großer Spaß. Die letzten Kilometer bis zum Zeltplatz vergehen schnell und gehen fünf Uhr haben wir erneut eine Hütte bezogen, da auch dieser Platz direkt an der E4 liegt.

      Morgen steht die längste der drei aufeinanderfolgenden Langetappen mit jeweils rund 1000 hm auf dem Programm. Dafür werden wir endgültig die E4 hinter uns lassen und hoffen auf deutlich schönere Campingplätze.
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      • November
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        • 17.11.2006
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        #23
        AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

        Zitat von willo Beitrag anzeigen
        Irgendwann ist uns so warm und wir sind so durchgeschwitzt, dass wir an einer Badestelle an einem der vielen Seem Pause machen und uns eine Abkühlung verschaffen. Das Wasser ist zwar eiskalt, aber durch die große Hitzen draußen ganz gut erträglich.
        Danach wollte ich ohnehin schon fragen. Habt ihr sonst nicht gebadet, auch in der Ostsee nicht? War euch das Wasser zu kalt oder habt ihr euch die Zeit nicht nehmen wollen?
        Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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        • willo
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          #24
          AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

          Die Zeit ist nicht das Problem. Wir machen ja genug Pausen unterwegs, aber die Ostsee ist gerade im Norden schon recht kalt. Über 16 Grad hatten wir bisher nicht. Ich denke das wird aber jetzt besser - am liebsten würde ich jede Pause ins Wasser.
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          • willo
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            #25
            AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

            Tag 8

            Heute haben wir den bisher schönsten Tag der Reise erlebt. Nach dem super frühen aufstehen passieren wir schnell Sundsvall und kaufen in einem Supermarkt noch ein leckeres Frühstück ein. Bevor wir dieses zu uns nehmen müssen wir erst einmal quer durch die Stadt. Erneut kommen wir indem Genuss einen Ausläufer der Ostsee auf einer riesigen Brücke zu überqueren, diesmal auf einem dedizierten Radweg.

            Als wir die Stadt hinter uns gelassen haben lassen wir uns an einer schönen Badestelle an der Ostsee nieder und essen unser Frühstück. Der Himmel ist noch stark bewölkt, aber es ist schon schön warm. Nach dem Frühstück geht es durch ewig lange Vorstädte bis wir uns schließlich endgültig von Sundsvall verabschieden. Wir folgen nun fast den ganzen Rest des Tages dem Kustvägen, einer Art Panoramastraße, direkt an der Ostsee entlang. Obwohl touristisch bestens erschlossen herrscht hier kaum Verkehr. Dafür gibt es alle paar Kilometer etwas zu entdecken. Von verträumten kleinen Buchten, über malerische Häfen bis zu Kultur und geschichtlich relevanten Stätten. Für uns eine echte Entdeckung. Hier könnte man sicher auch eine ganze Woche verbringen, zumal immer wieder Wanderwege ins Landesinnere abzweigen.

            Gegen Ende verlassen wir den nach wie vor nicht ausgeschilderten Ostseeküstenradweg um ein paar Kilometer zu sparen und lassen uns von Komoot leiten. Das klappt anfangs auch ganz gut bis der trampelpfad zwar immer breiter, aber auch immer sandiger wird. Irgendwann, als wir kaum noch vorankommen, realisieren wir, dass wir uns auf einer Trabrennbahn befinden. Jetzt machen auch die vielen Hufabdrücke genau zwischen zwei Reifenspuren einen Sinn. Die nächsten zwei Kilometer entwickeln sich zur echten Zerreißprobe. Uns stecken mittlerweile 800 km ohne Ruhetag in den Beinen, davon 400 alleine in den letzten drei Tagen und jetzt kämpfen wir uns durch knöcheltiefen Sand über eine wellige Piste.

            Irgendwann nimmt das Martyrium ein Ende und wir erreichen völlig ausgelaugt den Campingplatz von Hudiksvall. Der Platz ist schön oberhalb des Strandes gelegen und keine Schnellstraße weit und breit. Am Strand gibt es sogar ein Restaurant was seinem Namen gerecht wird und weder Burger noch Pizza verkauft. Dafür gibt es mediterrane Speisen in anständiger Qualität.

            Morgen steht mit rund 90 km und nur 300 hm endlich mal wieder eine kurze Etappe auf dem Programm. Leider soll es nach einem weiteren Sommertag heute, morgen den ganzen Tag über regnen. Nichts desto trotz werden wir übermorgen nicht radeln und ungefähr nach der hälfte der Gesamtstrecke unseren ersten Ruhetag genießen.
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            • Elian
              Erfahren
              • 31.10.2009
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              #26
              AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

              Vielen Dank für den Bericht, Willo!

              Macht wirklich spaß jeden Tag mit zu lesen und bringt 'ne gehörige Portion Fernweh. Wünsche euch beiden weiterhin viel Spaß, anständiges Wetter und 'ne gute Reise.

              Grüße
              http://elianhadjhamdi.com

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              • willo
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                #27
                AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                Tag 9

                Heute gibt es nur recht wenig zu berichten, da es wie angekündigt fast den ganzen Tag ausgiebig geregnet hat. Erfreulicherweise können wir unser Zelt allerdings noch im Trockenen abbauen. Auch die ersten Kilometer bis nach Hudiksvall hinein bleiben trocken und sonnig. So können wir noch ein leckeres Frühstück im Hafen einnehmen, bevor wir uns weiter in Richtung Süden auf den Weg machen.

                Kurze Zeit später setzt dann auch der versprochene regen ein und wir konzentrieren uns notgedrungen ausschließlich aufs Radfahren und können die Landschaft nicht wirklich genießen. Gegen Mittag erreichen wir Söderhamn und gönnen uns ein Mittagessen in einem kleinen schwedischen Lokal mit asiatisch angehauchter Küche.

                Die letzten Kilometer nach Ljusnefors legen wir wieder im strömenden regen zurück. Auf dem wirklich sehr schönen Campingplatz angekommen beziehen wir für die nächsten zwei Nächte eine Hütte und gönnen uns einen Ruhetag.
                Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                  #28
                  AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                  Zitat von Elian Beitrag anzeigen
                  Vielen Dank für den Bericht, Willo!

                  Macht wirklich spaß jeden Tag mit zu lesen und bringt 'ne gehörige Portion Fernweh. Wünsche euch beiden weiterhin viel Spaß, anständiges Wetter und 'ne gute Reise.

                  Grüße
                  Vielen Dank für das Feedback. Freut mich, dass der Bericht gelesen wird. Ohne Fotos ist die Resonanz dann doch wesentlich geringer als die letzten Jahre...
                  Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                    #29
                    AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                    Ich finde es auch spannend zu lesen, vielen Dank :-) Der weitere Ostseeküstenradweg ab Klaipeda steht ja auch noch auf meiner Möchte-da-gerne-hin-Liste.

                    Wie machen sich die Radtaschen? Das sind die dry-lites, oder?

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                      #30
                      AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                      Zitat von lina Beitrag anzeigen
                      Ich finde es auch spannend zu lesen, vielen Dank :-) Der weitere Ostseeküstenradweg ab Klaipeda steht ja auch noch auf meiner Möchte-da-gerne-hin-Liste.

                      Wie machen sich die Radtaschen? Das sind die dry-lites, oder?
                      Danke für das Feedback.
                      Die Taschen sind für mich perfekt. Nutze sie jetzt seit drei Jshren und ca. 5000 km. Absolut Wasserdicht und zusammen mit einem leichten Gepäckträger leichter als jedes Bikepacking Setup. Allerdings muss der Rest der Ausrüstung darauf abgestimmt sein, da sie wirklich nicht allzu groß sind. Meine rechte Tasche ist mit Summerlite, Carbon Reflex 2, Neoair, Inlett und super kleinem OR Regenzeug schon fast voll. Wenn man mit so einer minimalistischen Ausrüstung zurecht kommt bleibt aber sogar noch Platz für irgendwelche Extras - ich würde noch mehr reinbekommen und oben drüber habe ich auch gar nichts gespannt.
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                        #31
                        AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                        Tag 10

                        Der gestrige Ruhetag hat uns richtig gut getan. Der Campingplatz in Ljusne war definitiv einer der schönsten bisher und wir haben den Aufenthalt voll und ganz zur Entspannung genutzt. Den Vormittag haben wir im Freibad gebracht und etwas die nähere Umgebung des Platzes erkundet. Den Nachmittag haben wir nur gefaulenzt und sogar etwas geschlafen. Richtig geärgert hat mich, dass ich diesmal keine Angel dabei habe. Der Platz ist ein Eldorado für Lachs und Meerforelle und am Abend haben wir einige schöne Exemplare springen sehen.

                        Heute morgen ging es dann wie gewohnt sehr früh los auf die gut 120 km lange Etappe. Gleich von Beginn an geht es sehr zügig voran, es gibt kaum Steigungen und der Strassenbelag ist exzellent. Auch das Wetter spielt gut mit und abgesehen von einigen Minuten leichten Nieselregens bleibt der Vormittag bewölkt aber trocken.

                        Dem ganzen Vormittag folgen wir dem “Jungfru Kustvägen”. Eine wirklich schöne Nebenstrecke die grob dem Verlauf der Küste folgt. Dementsprechend sehen wir die Ostsee recht häufig und erfreuen uns ansonsten an den für die Küste üblichen lichten Kiefernwäldern und einer heideähnlichen Landschaft. An einem mitten in der Natur gelegenen Schießplatz machen wir eine Frühstückspause, finden aber ansonsten nur schöne Landschaft und keinerlei Infrastruktur. Dementsprechend kommen wir sehr gut voran und haben gegen Mittag schon 85 km hinter uns als wir in Gävle ankommen.

                        Obwohl die Stadt nicht gerade klein ist, ist es nicht gerade leicht ein Restaurant zu finden, dass sonntags schon mittags geöffnet hat - abgesehen von den üblichen Pizza-Pasta-Döner Imbissen die es einfach überall gibt. Unsere Wahl fällt schließlich auf einen recht hippen Sushi Laden, der zwar nur eine kleine Karte hat, aber dafür ein wirklich leckeres Essen serviert. Wir bummeln noch etwas durch die belebte Innenstadt und machen uns dann, bei nun sehr sommerlichen Temperaturen und blauem Himmel, weiter auf die letzten 40km richtung Storsjön.

                        Die ersten Kilometer führen uns längere Zeit durch recht schöne Vororte von Gävle, bevor die Route dann wieder in die Natur abbiegt. Wenig später erreichen wir den Campingplatz direkt am See. Wir sind sofort hellauf begeistert - die Zeltwiese befindet sich direkt am Ufer vor dem endlos langen schönen Sandstrand. Obwohl ich bestimmt schon über 100 Campingplätze in Schweden kenne, gehört dieser absolut zu den schönsten. Schade, dass wir gestern gerade einen Ruhetag hatten...
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                          #32
                          AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                          Tag 11

                          Nachdem wir gestern noch lange am Strand saßen und dem Sonnenuntergang bewundert haben, schlafen wir heute etwas länger. Wir decken uns kurz hinter dem Campingplatz in einem kleinen ICA mit Frühstückszutaten ein und folgen unserer Route in Erwartung eines schönen mähen Plätzchens für das Frühstück. Leider zieht sich diese Suche ungewohnt lange hin. Schon nach wenigen Kilometern biegen wir auf eine Gravelroad ein und fahren durch eine Wald- und Heidelandschaft.

                          Nach 25 km übermannt uns schließlich der Hunger und wir setzten uns auf einen großen Stein und bereiten uns ein leckeres Frühstück. So gestärkt fahren wir weiter durch die schöne Landschaft - ein Ende der unbefestigten Wege scheint nicht in Sicht. Leider haben wir heute, trotz des schönen Wetters, mit einem recht harten Gegenwind der Stärke vier zu kämpfen. Wir sind für jedes Stück dichten Wald dankbar.

                          Am frühen Nachmittag machen wir eine Rast beim schön gelegenen Campingplatz in Näsbruk, den wir von einer unserer vorherigen Reisen noch in guter Erinnerung haben. Für uns geht es allerdings noch weiter nach Süden. Nun endlich wieder auf befestigten wegen fahren wir durch eine ausgesprochen schöne und abwechslungsreiche Kulturlandschaft und die Zeit vergeht wie im Flug. Um kurz nach drei haben wir schon unser Ziel, den Campingplatz in Sala erreicht. Der schön an einem See gelegene Platz bietet wieder eine abgetrennte Zeltwiese direkt am Ufer des Sees. Daneben befindet sich noch ein kleines Felsenschwimmbad, welches wir allerdings aufgrund des Windes nicht mehr ausprobieren.

                          Leider liegt der Platz recht abgelegen und die Rezeption hat nicht gerade viele Lebensmittel im Angebot und ein Restaurant gibt es auch nicht. Also beißen wir in den sauren Apfel und fahren nach dem Zeltaufbau noch einmal 6 km bis zum nächsten Supermarkt und holen uns ein paar schöne Salate.

                          Je nach Gegenwind überlegen wir die morgige Etappe etwas zu verlängern, da für Mittwoch Regen angesagt ist und wir hier flexibel bleiben wollen.
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                            AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                            Hab ich das überlesen oder habt ihr wirklich keine Kochausrüstung dabei?
                            Ihr ernährt euch also von "kalter Küche" aus Supermärkten und ansonsten aus Restaurants. Ich nehme an, aus Platzgründen, denn eure Taschen geben nicht so viel her.
                            Ansonsten wäre ja ein warmes Abendbrot direkt vor dem Zelt schon lecker und gemütlich.
                            Vor allem der heiße Tee morgens und vor allem abends würde mir fehlen.
                            Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                              • 28.06.2008
                              • 9799
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                              #34
                              AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                              Wir haben keinen Kocher dabei, da jeder Campingplatz eine Küche hat. Rudimentäre Kochutensilien haben wir dabei - die fehlen in meiner Liste weil Kati die hat, ich habe dafür das Zelt. Salat gibt es auch zu Hause recht häufig. Wir essen auch gerne an schönen Plätzen oder vor dem Zelt und machen das auch so oft wie möglich. Am meisten freuen wir uns auf das Frühstück - möglichst einsam an einem Ufer.
                              Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                                #35
                                AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                                Danke.
                                An die Küchen auf den Campingplätzen hab ich gar nicht gedacht, aber die reichen natürlich für einen Tee oder eine andere Kleinigkeit.
                                Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                                • willo
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                                  • 28.06.2008
                                  • 9799
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                                  #36
                                  AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                                  Tag 12

                                  Heute kitzelt uns die Sonne bereits früh aus unserem Zelt. Das passt aber auch gut, da wir gerne die Etappe verlängern wollen um erstens an einem sehr schönen Campingplatz zu nächtigen und zweitens das schöne Wetter zum Fahren zu nutzen.

                                  So fahren wir erstmal die bereits gestern zweimal gefahrenen sechs Kilometer bis zum Supermarkt um ein Frühstück zu kaufen. Punkt sieben, zur Ladenöffnung, stehen wir vor der Tür. Das Frühstück nehmen wir dann einige Kilometer später an einem Rastplatz neben der Straße ein. In der Sonne ist es selbst um diese Uhrzeit schon recht heiß und es kündigt sich ein echter Hochsommertag an.

                                  Leider kämpfen wir immer noch mit dem teils starken Wind der uns konstant mit 3-4 aus Südwest entgegen bläst. Dementsprechend kommen wir nur recht langsam voran. Die Landschaft ist nun von goldgelben Roggenfeldern geprägt die einen tollen Kontrast zum tiefblauen Himmel ergeben.

                                  Nach einigen Stunden umfahren wir Västerås durch einen nicht endenden Gürtel aus Wohnsiedlungen. Das gefällt uns allerdings sehr gut, da wir viele schöne Häuser und Gärten sehen und der Wind hier nicht ganz so stark gehen uns pustet. Auch ist es hier viel friedlicher als immer im Fernsehen dargestellt - von dem ganzen Mord und Totschlag bekommen wir jedenfalls nichts mit.

                                  Einige Kilometer weiter erwartet uns ein regelrechter Schock. Schon rund 30 km vor Eskilstuna fordert uns ein Schild zum abbiegen in die Gegenrichtung auf und das eigentliche Schildbürger durchgestrichen. Wir schenken dem erstmal nur wenig bedeutungslos fahren weiter. Am nächsten Abzweiger steht ein wesentlich größeres Schild und klärt über eine gesperrte Brücke in Kvicksund auf. Leider liegt diese Brücke derart strategisch auf unserer Route, so dass das fahren des über 40 km langem Umweges unsere gesamte Etappenplanung der nächsten Tage umwerfen würde.

                                  Wir vertrauen darauf, schon irgendwie durchzukommen und fahren erstmal weiter über die ab hier komplett leere Straße. Die Brücke ist hier noch rund 10 km entfernt. Leider kommen wir nicht weit da man hier oben die Situation nutzt um einen Teil der sowieso gesperrten Straße zu sanieren. Die nun folgende Sperrung ist extrem massiv und für uns nicht zu ignorieren. Nun planen wir die gesperrte Straße mit einem Umweg von rund 10 km zu umfahren um dann die gesperrte Brücke zu erreichen - evtl. nicht der beste Plan, aber wir haben gerade keinen anderen parat.

                                  Die nun folgenden 15 km bis zur Brücke gestalten sich als mit die schönsten der bisherigen Tour. Die Ortschaften Mölmtorp und Strömsholm sehen aus wie im Mittelalter und wir fahren durch riesige gehöfte und an einem großen Schloss vorbei. Unterwegs immer wieder Karten die die Funktion eines jeden Gebäudes erklären. Danach geht es noch eine Weile auf dem wunderschönen Mälardalsleden an einem kleinen Fluss vorbei, bis die Stunde der Wahrheit irgendwann naht.

                                  In Kvicksund angekommen sehen wir sofort die verbarrikadierte Brücke auf der dutzende Bauarbeiter mit schwerem Gerät ihrem emsigen Treiben nachgehen. Hier ist kein durchkommen in Sicht. Allerdings gibt es einen kleinen provisorischen Pfad zum Wasser direkt neben der Brücke hinunter auf dem uns einige Fußgänger entgegen kommen. Am Ende des Pfades treffen wir auf einen improvisierten Fähranleger an dem gerade eine winzige Fußgängerfähre anlegt. Glück gehabt!

                                  Wenige Minuten später haben wir übergesetzt und können nach einer kleinen Stärkung unsere Fahrt auf der komplett leeren Straße fortsetzen. Durch eine weiter recht abwechslungsreiche Landschaft arbeiten wir uns Richtung Eskilstuna vor - eine der wenigen Mittelstädte Schwedens die wir noch nicht kennen. Das stellt sich allerdings schnell als großes Versäumnis heraus, denn die Stadt ist wunderschön. Von einem großen Fluss durchzogen und einer stimmigen Architektur geflankt präsentiert sich das Zentrum bei bestem Wetter von seiner schönsten Seite.

                                  Nach bereits über 100 km nehmen wir in einem schicken Hipster-Burgerladen direkt am Wasser unser Mittagessen ein - so lässt es sich leben. Die letzten dreißig Kilometer wollen wir die Landstraße nehmen da es mittlerweile der Uhr ist und wir ja auch noch was von den Annehmlichkeiten unseres Campingplatz haben wollen. Mindestens ein Bad im schönen Freibad und eine Runde Adventure-Golf sollten drinnen sein.

                                  Der Wind hat dankenswerterweise etwas gedreht und bläst nun aus West. Da unsere Strecke nun in Richtung Südost geht bekommen wir also etwas Unterstützung. Motiviert durch den fehlenden Gegenwind, das schöne Wetter und die Sicht auf das Ende der Etappe fahren wir unseren bisher höchsten stundenschnitt und sind nach wenig mehr als einer Stunde an Ziel. Eine schöne, aber auch lange Etappe mit viel Gegenwind liegt hinter uns.

                                  Nach dem Aufbau des Zeltes probieren wir als erstes den See aus. Mit 23 Grad Wassertemperatur liegen Welten zwischen den 16-18 Grad der vergangenen Tage und wir bleiben richtig lange im Wasser. Nach einem hart umkämpften Unentschieden im Minigolf gönnen wir uns noch eine Mahlzeit im Restaurant und genießen die abendliche Wärme auf der Terrasse mit Seeblick.


                                  Hier nochmal der Himweis: Wer Bilder sehen möchte kann das auf http://balticride.tumblr.com machen. Nach der Tour poste ich die Fotos auch hier.
                                  Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                                  • Dominik

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                                    • 11.10.2001
                                    • 9176
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                                    Diesmal konnte ich leider nicht alle Einträge live mitverfolgen. Finde aber diese Art von Reisebericht nach wie vor spannend - man hat noch mehr das Gefühl, dass man dabei ist.

                                    Respekt, dass du am Ende des Tages noch zum Schreiben kommst! Ich wär da schon längst im Schlafsack und am ratzen
                                    Grüße
                                    Dom
                                    Offizieller Ansprechpartner: Naturlagerplätze - Eifel

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                                    • Gast202105024
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                                      Fuchs
                                      • 03.07.2012
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                                      #38
                                      AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                                      wieder vielen Dank für den Bericht. Gelegentlich ein Ortsname mehr hülfe beim auf der Landkarte mitfahren.

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                                      • lina
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                                        #39
                                        AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                                        Toll, ein richtiger baltischer Sonnenuntergang!

                                        Und irgendwie erinnert die Landschaft ein bisschen an Litauen. Es fehlen dazu nur noch die vereinzlten Sauerampfer-/Pilze-/Beeren-sammelnden Bürger im Wald.

                                        Und vielen Dank für die Taschen-Info. 28 l Inhalt (zusammen) bedarf schon einiger Planung, wenn man eher die 40 l von Ortlieb gewohnt ist, obwohl, wenn man die sowieso nie vollständig nutzt ... ich werde mal nachmessen :-)
                                        Zuletzt geändert von lina; 02.08.2017, 15:09.

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                                        • willo
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                                          • 28.06.2008
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                                          #40
                                          AW: [SE] Radtour entlang der schwedischen Ostsee.

                                          Zitat von Pedder Beitrag anzeigen
                                          wieder vielen Dank für den Bericht. Gelegentlich ein Ortsname mehr hülfe beim auf der Landkarte mitfahren.
                                          Danke für das Feedback. Ich gelobe Besserung - aber durch allzuviele Orte kommen wir einfach nicht. Nach der Tour lade ich hier noch die GPX files hoch.
                                          Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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