[ES] Picos de Europa // Eine Trekking-Tour im 10 Tagen (RELOADED!)

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    • 05.06.2016
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    [ES] Picos de Europa // Eine Trekking-Tour im 10 Tagen (RELOADED!)

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    Mitreisende
    [Vorbemerkung: Vor einem Jahr hatte ich einen Überblick unseres Reisetagebuches PICOS DE EUROPA 2015 hier im Forum vorgestellt. Leider war den Moderatoren der Text zu kurz. Das Forum ist nicht für Auszüge gedacht. Ich wurde gebeten, möglichst das gesamte Tagebuch einzustellen. Aufgrund des enormen Umfangs und der Gestaltung schien und scheint mir das weder möglich noch sinnvoll. Leider ist das Projekt hier dann eingeschlafen.
    Mittlerweile ist das Tagebuch nochmals komplett neu gestaltet und eine Reihe sehr interessierter Nachfragen aus dem Forum haben dazu geführt, dass ich mich nun dazu entschlossen habe, einen neuen, sehr ausführlichen Reisebericht für das Forum zusammenzustellen, den ich hiermit online stelle. Ich bitte schon jetzt zu entschuldigen, dass auch dieser Bericht nicht den Umfang des Reisetagebuchs haben kann. Dafür ist das Forum nicht ausgelegt. Aber wer einen guten und sehr ausführlichen Überblick haben möchte, findet hier nun alles, was er benötigt. Wer noch tiefer einsteigen und die ganze Geschichte mit all ihren Anekdoten lesen und vor allem auch noch mehr Bilder sehen möchte, dem sei dann das Reisetagebuch zum weiterlesen empfohlen. Herzlichen Dank und viel Spaß!]



    Im Sommer 2015 haben wir uns aufgemacht, die Picos de Europa im Norden Spaniens zu Fuß zu umrunden. Im Jahr 2011 waren wir das erste Mal dort unterwegs, damals auf der Ruta de la Reconquista, und hatten uns fest vorgenommen, den Nationalpark irgendwann ausführlicher zu erkunden.

    In den Picos de Europa gibt es eine ganze Reihe von Refugios, die es möglich machen, etappenweise das gesamte Hochgebirgsgebiet zu durchqueren. Eine Gruppe von Enthusiasten hat verschiedene Routen zu einem Ring, dem so genannten ‘AnillodePicos’ zusammengefasst. Auf drei verschiedenen Strecken kann man jeweils das Ost-, Zentral- und Westmassiv durchqueren oder die Wege zu einem großen Ring verbinden. Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und zehn sonnige und spannende Tage in den Bergen verbracht.




    Anreise und Allgemeines
    Die Anreise in die Picos de Europa ist auf unterschiedlichen Wegen möglich. Wir haben uns für den Flieger entschieden und sind von Berlin nach Bilbao geflogen. Weiter ging es mit dem Überlandbus (ALSA. Achtung: Im Sommer rechtzeitig reservieren und genug zeitlichen Puffer zum Flieger einplanen!!!) nach Unquera. Von dort aus soll gelegentlich auch ein Bus in die Berge fahren. Allerdings ändern sich Verfügbarkeit und Fahrpläne nach Jahreszeit ständig. Da ist Eigenrecherche angesagt, bevor man startet. Wir sind das letzte Stück mit dem Taxi gefahren.

    In den Picos ist es so, dass man gerade im Sommer in den Refugios unbedingt vorbuchen muss. Sonst bekommt man keinen Platz. Damit bindet man sich leider an einen starren und unflexiblen Zeitplan, was gerade bei schlechtem Wetter oder anderen Zwischenfällen sehr hinderlich ist. Bei uns hatte beispielsweise die Reservierung für den Bus von Bilbao nach Unquera nicht geklappt, so dass wir plötzlich in Bilbao festsaßen. Hätten wir dort eine Nacht verbringen müssen, wäre die gesamte Reservierungsplanung geplatzt. Glücklicherweise sind wir dann doch auf Umwegen mit anderen Bussen noch nach Unquera gekommen und von dort aus mit dem Taxi weiter nach Poncebos, unserem Startort. Ankunft kurz nach 22 Uhr...


    4. August 2015 — Tag 1: Von Poncebos geht es durch die atemberaubende Cares-Schlucht und den Canal de Trea hinauf ins Westmassiv zur Vega de Ario.

    Gut ausgeruht vom Reisestress haben wir ordentlich gefrühstückt und machen uns gegen 9 Uhr auf den Weg der ersten Etappe. Noch hängt der Nebel im Tal und dicke Wolken über uns. Poncebos liegt auf nicht mal 200 Höhenmetern, unser Tagesziel, das Refugio Vega de Ario auf über 1600hm.

    Die ersten 8 Kilometer führt unser Weg am Nordrand der Picos entlang der berühmten Ruta del Cares durch die Schlucht des Rio Cares, die mit zu den schönsten Dingen gehört, welche die Picos zu bieten haben. Atemberaubend schlängelt sich der Weg nach einem ersten kräftigen Anstieg einige hundert Meter über dem Flusslauf des Cares serpentinenartig durch das enge Tal. Immer wieder durchquert man höhlenartige Passagen, die in den Fels gesprengt wurden und überquert schwindelerregende Brücken über das Tal auf die andere Hangseite.



    Es könnte wirklich traumhaft sein, wenn der Weg nicht fest in der Hand von Tagestouristen wäre. Das Problem ist der sensationelle Schauwert gepaart mit der Tatsache, dass die Schlucht sehr leicht zugänglich ist. Mit dem Auto kann man unmittelbar bis zum ersten Aufstieg fahren, so dass sich tagtäglich an die tausend Menschen im Gänsemarsch durch das Tal quälen.

    Zum Glück ist es neblig an diesem Morgen und der Weg noch relativ leer. Und zum Glück auch dürfen wir nach nur 8 Kilometern einen Abzweig nehmen, der uns an der Steilwand im Canal de Trea fast senkrecht viele hundert Höhenmeter hinauf aufs Plateau und in die ersehnte Ruhe führt.



    Oben endlich strahlender Sonnenschein. Pfadlos, nur noch von Farbmarkierungen und Steinmännchen geleitet, geht es über die Felsen durch die ersten Höhenlagen bis zum ersten Etappenziel, dem Refugio Vega de Ario.

    Refugio Vega de Ario: Nette Wirtsleute, gutes Essen für ein Refugio, wenig Wasser, keine Duschen. Insgesamt aber sehr nett und angenehm. Essen gibt es in den Refugios übrigens für spanische Verhältnisse recht früh, meist zwischen 7 und 8 Uhr abends. Tipp bei gutem Wetter: Schnell noch auf die die nächste Anhöhe, um die Sonne im Wolkenmeer verschwinden zu sehen.


    5. August 2015 — Tag 2: Vom Refugio Vega de Ario durch die abgelegene Bergwelt zum Refugio Vegarredonda.

    Es gibt mindestens 2 Routen zur Vegarredonda. Die eine führt über die tiefer gelegenen Lagos de Enol, die andere über die Höhenlagen der Picos. Da wir die Seen schon kennen und auch den dort herrschenden Touristentubel, wählen wir Variante 2. Der Weg über die Seen ist vor allem bei schlechtem Wetter, gerade bei Nebel unbedingt zu empfehlen, weil dann oben die Orientierung nahezu unmöglich ist. Der Sonnenschein hat uns aber weiter hinauf in die Stille gelockt, um die Bergwelt weiter zu erkunden.

    Zunächst gehen es noch einige Meter über einen kleinen Pfad hinauf bald aber nur noch weglos durch eine karge Felslandschaft. Steinmännchen, so genanntehitos, sind die einzigen Anhaltspunkte. Diese Etappe ist leider nicht mit Farbmarkierungen gekennzeichnet, so dass die Orientierung selbst bei strahlendem Sonnenschein schwerfällt. Immer wieder verlieren wir in der Geröllwüste die klare Peilung.
    Wir sind froh unser GPS dabei haben, gut gefüttert mit Tracks für die einzelnen Tage. Gegen Mittag ein paar Wanderer aus der Gegenrichtung, das sind die einzigen Menschen, die wir treffen.

    Weiter permanent über Stock und Stein kommen wir immer wieder von der Route ab, hängen plötzlich an einer Stelle fest, wo es einfach nicht weitergeht, müssen zurück um eine Alternative zu suchen. Die Sonne brennt und wir braten regelrecht in der Mittagshitze. Nirgends ist ein Baum in Sicht, der Schatten spenden und zu einer Pause einladen könnte. Also unbedingt genügend Wasser mitnehmen!
    Schließlich erreichen wir doch den ersehnten Pass, der uns dann über große Geröllfelder in einer nicht ganz ungefährlichen Rutschpartie wieder etwas talwärts bringt und schließlich zum lang ersehnten Refugio Vegarredonda.



    Klartext: Ohne GPS ist diese Tour nicht machbar und bei plötzlichem Nebel sicher lebensgefährlich!

    Refugio Vegarredonda: Glücklich am Ziel haben wir uns eine schöne heiße Dusche gegönnt vor dem Abendessen. Das war dann im Vergleich zum Vortag eher Massenabfertigung und nicht besonders lecker. Aber es hat satt gemacht und Kraft gegeben für den nächsten Tag. Die Lager sind etwas eng aber okay und wir haben gut geschlafen.


    6. August 2015 — Tag 3: Mammuttour von der Vegarradona zum weiter südlich liegenden Refugio Vegabaño.

    Geplante 8-10 Stunden reiner Gehzeit zur nächsten Herberge und einer beachtlichen Zahl von Höhenmetern, die vor uns liegen. Wir haben uns einiges vorgenommen. Kurz vor Sonnenaufgang marschieren wir los. Schritt für Schritt geht es in der noch frischen und kühlen Morgenluft aufwärts und bald sind wir über dem Nebel aus dem Wolkenmeer aufgetaucht.



    Der Weg ist heute nicht zu verfehlen. Gut sichtbar windet sich der schmale Pfad immer weiter in die Höhe und Farbmarkierungen weisen uns sicher den Weg und ehe wir uns versehen, sind wir schon am ersten Pass angekommen. Es läuft gut, viel leichter als am Vortag. Fast mühelos meistern wir die kleinen Kletterpartien, die immer wieder auf unserem Weg liegen und hangeln uns von Pass zu Pass. Längst sind wir in Höhenlagen angekommen, wo vereinzelte Schneefelder das ganze Jahr lang nicht wegtauen. Früher als gedacht erreichen wir dann auch die Nothütte mit Brunnen, bei der wir erstmal ausgiebig Rast.



    Der Abstieg schlaucht dann noch ganz schön und geht in die Beine. In kurzer Zeit sind wir steil viele hundert Höhenmeter abgestiegen und langsam kommt auch die Vegetation zurück. Das letzte Stück des Weges durch dichte Sträucher und Kiefernwälder zieht sich ziemlich und wir merken, dass das doch nicht nur ein kleiner Spaziergang war, was hinter uns liegt.

    Refugio Vegabaño: Endlich kommt das Ziel in Sicht. Draußen stehen Tische die zum Verweilen einladen. Das obligatorische Etappenbier mit Zitronenlimo (caña con limón) zischt weg wie nichts und nach der ersehnten heißen Dusche wird der Tag vom besten Herbergsessen gekrönt, das wir auf dem ganzen Weg bekommen haben.


    7. August 2015 — Tag 4: Kurzstrecke ins Tal und ein Erholungstag in Posada de Valdeón.

    Man kann von der Vegabaño gut an einem Tag ins Zentralmassiv zum Refugio Collado Jermoso gelagen. Allerdings ist das dann auch eine größere Tour und weil wir Zeit haben und den Urlaub genießen wollen, entscheiden wir uns für einen Zwischenstopp im Talort Posada de Valdeón.

    Morgens frühstücken wir also gemütlich und haben keine große Eile mit dem Aufbruch. Anders als oben im Gebirge hängt hier noch Nebel in den Wäldern als wir losgehen. Bergauf durchstreifen wir einen märchenhaften Laubwald hin zu einem kleinen Pass. Vor dort aus geht es weiter über grüne Weiden und dann auf einer breiten Schotterpiste talwärts in Richtung Posada de Valdeón.



    Schon kurz vor Mittag erreichen wir den Ort und treffen hier auf viele unserer Weggefährten der vergangenen Tage. Mit denen lassen wir es bei einem leckeren Kaffee in der Bar am Hauptplatz gutgehen.

    Unterkunft: die Casa Rural Ezkurra liegt direkt gegenüber der Bar und ist ein echter Geheimtipp. Topzimmer und sehr nette und hilfsbereite Wirtsleute, leckeres Frühstück am nächsten Morgen und das alles für wirklich wenig Geld.


    8. August 2015 —Tag 5: Vom Talort Posada de Valdeón geht es in die Höhenlagen des Zentralmassivs zum Refugio Collado Jermoso, dahin, wo die Gipfel am höchsten sind und die Bergwelt am beeindruckendsten ist.

    Zunächst folgen wir der Landstraße, die im Tal des Rio Cares in nördlicher Richtung weiter bis nach Caín führt. Im Dorf Cordiñanes zweigt er dann ab und wir gewinnen auf einem schmalen Pfad nordostwärts schnell an Höhe. Nach einem ersten kräftigen Aufstieg erreichen wir bald die Hochebene Vega de Asotín, wo wir erstmal eine kleine Rast machen.



    Steil geht es ab hier zunächst über einen Geröllpfad, später fast weglos hinauf zu einem Bergkamm.
    Weiter verläuft unser Track erstmal relativ flach auf einem schmalen Pfad am Hang. Wir umrunden einen Gipfel und gelangen so an eine sehr hohe Felswand, die direkt hinauf zum Collado Jermoso führt. Letzte und größte Herausforderung des Tages. Auf Geröll geht immer wieder drei Meter vor und zwei zurück. Weiter oben hangeln wir uns dann auf nacktem, rutschigem Fels Stück für Stück immer weiter. Es ist ein großartiges Gefühl, als dann endlich das Dach des Refugios an der Horizontlinie sichtbar wird und wir sagen können, wir haben es geschafft, wir sind oben am Pass und brauchen den Rest des Tages nichts weiter zu tun als zu essen, zu trinken und die Aussicht zu genießen. Und die ist hier oben wirklich wunderbar.



    Refugio Collado Jermoso: Im Sommer sehr voll. Gute Versorgung Am Kiosk. Abends gibt es ein etwas beengtes Hüttenmenü in Halbstunden-Essschichten. Durch den Andrang alles etwas unpersönlich. Eher Massenabfertigung, wenig Hüttengemütlichkeit, aber dafür ist in der Hauptsaison einfach keine Zeit. Mit Ohrstöpseln (unbedingter Tipp für Hüttentouren!!!) ausgerüstet haben wir auch die Nacht im Schnarchlager oben unterm Dach gut verbracht.


    9. August 2015 — Tag 6: Das Ziel des Tages markiert den südöstlichsten Punkt unseres Rings durch die Picos de Europa. Über die Höhen des Zentralmassivs (Cabaña Veronica) machen wir uns auf den Weg zum Hotel Refugio Aliva und damit zum Tal des Rio Duje, das zwischen Zentral- und Ostmasiv liegt.

    Nach einem kurzen Frühstück lässt uns der Trubel in der Herberge flüchten. Anfangs verläuft der Weg recht flach zu einem kleinen Pass (toller Blick zurück auf das Refugio) und dann zunächst immer weiter ins Tal. Bald verlassen wir aber, dem GPS-Track folgend, den kleinen Pfad und begeben uns in ein riesiges Geröllfeld, wo wir geduldig Felsbrocken um Felsbrocken auf dem Weg nach oben erklimmen. Ohne Track wären wir wieder mal vollkommen verloren. Nach über einer Stunde erreichen wir endlich einen schmalen Pfad am Hang, auf dem es dann nicht weniger steil, aber nun mit gelegentlichen Farbmarkierungen weiter nach oben zum Refugio geht. Irgendwann verlassen wir das Geröllfeld und klettern über Felsen weiter.



    Mittlerweile sind wir so weit oben, dass wir ein herrliches Panorama um uns haben und schließlich kommt auch das igluartig geformte kleine Refugio Cabaña Veronica in Sicht. Es dauert dann noch fast eine Stunde, bis wir den restlichen Weg dorthin über die Felsen zurückgelegt haben und am Refugio herrscht regelrecht Trubel. Alles voller Touris mit Sandalen und Leichtgepäck. Viele kommen von der weiter im Tal gelegenen Seilbahnstation und es geht fast so zu wie in derCaresschluchtam ersten Tag. Der Abstieg geht aber trotzdem relativ flott und wir erreichen am frühen Nachmittag zunächst die Seilbahnstation von Fuente Dé und dann auch das Hotel Refugio Aliva, von wo aus man beste Sicht auf das Chalet Real hat, ein Ferienhaus der spanischen Königsfamilie mitten in den Picos.



    Die Herbgerge: Das Hotel Refugio Áliva ist eine recht merkwürdige Sache. Es ist eine Mischung aus Hotel und Pension mit Zimmern mit Dusche, einem Restaurant und einer großen Hotelbar. Und doch liegt es mitten in den Bergen, ohne dass eine richtige Straße hierher führen würde. Nachts wird der Strom abgestellt und das Wasser.

    Wir genießen den Comfort, den das Haus bietet und lassen es uns gut gehen. Purer Luxus im Vergleich zu den letzten Tagens…


    10. August 2015 — Tag 7: Durchs Tal des Rio Duje geht es nordwärts bergab, bevor wir in östlicher Richtung in einem einsamen und kraftzehrenden Aufstieg ins Westmassiv steigen. Ziel des Tages ist das kleine Refugio Casetón de Andara.



    Nach einer guten Nacht in richtigen Betten machen wir uns relativ früh am Morgen auf den Weg. Wir schlendern in der kühlen Morgenluft auf dem breiten Schotterweg immer weiter Richtung Sotres bergab. Bald erreichen wir das Quartier mit alten Steinhäusern, dass schon lange nur noch im Sommer von den Viehbauern genutzt wird und machen uns kurz darauf auf einem sehr schmalen Pfad auf den Weg nach oben.
    Steil führt uns der Trampelpfad immer weiter in die Höhe und verliert sich bald komplett. Eine ganze Weile sind wir schon aufgestiegen und haben manche Kletterpassage durch steile, felsig-feuchte Bachläufe gemeistert, als wir schließlich mitten am Hang auf riesigen Geröllmassen nicht weiterkommen. Schritt für Schritt und immer wieder mit Umwegen aufgrund von unüberwindbaren Hindernissen kämpfen wir uns weiter in Richtung eines kleinen Passes, den wir nach langem Kampf mit dem Geröll und einer finalen Kletterpartie durch eine enge Felsspalte schließlich erreichen.



    Nach einer ausführlichen Rast steigen wir dann zunächst durch ein großes Schotterfeld und dann auf immer breiteren Pfaden und schließlich Wegen weit müheloser zum Refugio ab und am Ende des Tages müssen wir feststellen, dass es einen anderen Aufstieg weiter südlich gegeben hätte, der vermutlich besser passierbar gewesen wäre. Da haben wir wohl den falschen Track erwischt.

    Refugio Casetón de Ándara: Die kleine Hütte liegt in einem Steinbruch mit einigen Stollen und einem verfallenen Schienensystem. Früher war sie mal eine Unterkunft für die Minenarbeiter. Das Refugio ist sehr einfach ausgestattet aber doch ziemlich gemütlich mit einem großen Matratzenlager unterm Dach. Endlich mal wieder richtiges Hüttenfeeling. Und irgendwie auch ein Geheimtipp, denn viele Leute sind hier nicht. Die Wandermassen sind dann doch eher im Zentralmassiv unterwegs.

    Ein netter Herbergsbetreuer versorgt uns mit kühlen Getränken und einem einfachen, aber doch sehr leckeren Hüttenessen, dass den ereignisreichen Tag abrundet und uns müde und zufrieden in die Schlafsäcke schlüpfen und schnell einschlafen lässt.


    11. August 2015 — Tag 8: Der Weg führt uns zunächst talwärts nach Sotres und dann zurück ins Zentralmassiv zum Collado Pandebano und weiter hinauf zum bekanntesten Wahrzeichen der Picos de Europa dem Pico Urriellu.



    Wir haben wirklich sehr gut geschlafen auf dem urigen Dachboden und gönnen uns erstmal ganz in Ruhe ein Frühstück mit ordentlich Milchkaffee, bevor wir uns auf den Weg machen. Noch liegt die alte Mine im morgendlichen Dunst. Der Abstieg nach Sotres verläuft gemächlich auf meist breiter Piste und eröffnet immer wieder den Blick in die nebligen Täler, die im Licht der aufgehenden Sonne aussehen wie in einem Märchen. Schließlich erreiche wir die kleine Landstraße CA-1, der wir einige Kilometer talwärts bis nach Sotres folgen.

    Dort gibt es noch eine große Tasse café con leche bevor wir am späten Vormittag zum Collado Pandebano aufbrechen, einem niedrig gelegenen Pass, an dem man dann die Wahl hat, entweder weiter zum Urriellu aufzusteigen oder nach Bulnes zu wandern. Zunächst geht es weiter ins Tal des Duje zurück und dann auf der anderen Seite serpentinenartig wieder hinauf ins Zentralmassiv. Man passiert noch eine Siedlung mit verfallenen Häusern und schon ist man am Pass. Im Gänsemarsch geht es dann vorbei am Refugio Tenerosa, wo wir eine kurze Rast einlegen und weiter hinauf zum Urriellu.



    Das Panorama ist gigantisch! Immer höher schraubt sich der Weg an den Felsen und bald bleibt nicht viel mehr als ein schmaler Pfad, der über riesige Felsblöcke steil zum Refugio führt. Unten im Tal hängen mittlerweile dicke Wolken und bilden ein Meer, über dem wir der Sonne entgegen klettern. Am frühen Nachmittag erreichen wir endlich ziemlich durchgeschwitzt das Refugio Urriellu, an dem ein Trubel herrscht, fast wie an einem Ausflugslokal im Harz im Hochsommer.

    Regufio Pico Urriellu: Das Refugio ist gut gefüllt und abends im großen Speisesaal geht es sehr laut und munter zu. Kaum Hüttengemütlichkeit. Wir wurden (leider!!!) nach Nationalitäten an den Tischen platziert. Das Essen ist reichlich und schmeckt ganz anständig. Die Langer sind weitläufig und geräumig.



    12. August 2015 — Tag 9: Vom Refugio Urriellu geht es noch einmal richtig nach oben in die Bergwelt des Zentralmassivs. Über die Höhenlagen und mehrere Pässe wandern wir zum weiter südwestlich gelegenen Refugio Jou de los Cabrones, bevor wir in einer Knochentour über 1000 Höhenmeter nach Bulnes absteigen.

    Ein schnelles Frühstück und dann treibt es uns wieder hinaus in die Berge. Über schmale Pfade und kleine felsige Kletterpassagen steigen wir zu mehreren Pässen und hangeln uns an gerölligen Abhängen entlang weiter westwärts.



    Mittlerweile sind wir wieder in Regionen aufgestiegen, in denen hin und wieder noch Schnee liegt. Schließlich erreichen wir über eine kleine Kletterpassage den höchsten Pass Horcada Arena, bevor der Abstieg zum Refugio Jou de los Cabrones beginnt. Hier oben hat es ein Panorama, dass jeden beschwerlichen Schritt herauf rechtfertigt. Allerdings pfeift uns auch der Wind ganz schön um die Nasen, so dass wir uns doch bald auf den Weg nach unten machen. Kurz nach dem Refugio heißt es Achtung, dass man den richtigen Abzweig erwischt. Sonst landet man bald in einer Sackgasse! Einmal richtig abgebogen, geht der Abstieg dann aber recht flott. Ein paar Kletterpassagen, die mit Seilen und Ketten gesichert sind, haben wir noch zu meistern.



    Dann geht es über Schotter und später über schmale Wiesenpfade immer weiter talwärts zu den Majadas de Amuesa. An der Hochebene angekommen ist dann erstmal Pause angesagt. Bei einer guten Vesper auf den weitläufigen Wiesen eröffnet sich ein wunderbarer Blick ins Tal von Bulnes und dem gegenüberliegenden Collado Pandébano, bevor es im Canal de Amuesa (hier geht es auf serpentinenartigen Schotterpfaden nochmal steil berab aufs Ganze) weiter nach Bulnes geht.



    Das Grauen von Bulnes: Leider haben wir uns entschieden, noch eine Nacht in dem an sich malerischen Bergdörfchen zu verbringen. Den Abstieg hätten wir auch noch geschafft und hätten uns die schlechteste Herberge und das grauenhafteste Essen des ganzen Weges gespart. Davor kann man leider nur warnen! Wir nennen keine Namen, aber der gut gemeinte Rat ist, genau hinzuschauen, wo man isst und schläft. Die Duschen funktionierten nicht, die sanitären Anlagen sind grauenhaft, das Lager völlig verdreckt, unfreundliches Personal in der Bar und ein Essen, dass eigentlich nicht genießbar ist…


    13. August 2015 — Tag 10: Ein letztes kleines Stück Abstieg braucht es noch, dann schließt sich der Ring im Tal des Cares am Eingang zur Caresschlucht nahe Poncebos und ein aufregendes und traumhaft schönes Bergabenteuer liegt hinter uns.



    Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg in richtig Tal. Irgendwie haben wir es doch geschafft zu schlafen in der Herberge aber hier hält uns nichts mehr. Frühstück gibt es auch nicht also geht es ohne Kaffee und mit fast leerem Magen los. Schnell meistern wir den letzte Abstieg durch das enge Tal. Entspannt und ohne Mühe sind wir gegen 9.30 Uhr schon in Poncebos. Das Frühstück in Hostal genießen wir in vollen Zügen und freuen uns, dass uns nach 10 Tage auch der Wirt noch erkennt und sich wundert, dass wir wieder hier sind. Wir berichten kurz von unserer Tour und dann bringt uns ein Taxi zurück nach Unquera, von wo aus uns dann der Überlandbus an der Strand bringt, wo wir drei erholsame Tage im Hotel auf uns warten.



    Die Picos de Europa, ein wunderbarer kleiner Nationalpark mit tollen Trekkingtouren. Eine Top-Empfehlung für Wander- und Abenteuerlustige, auf die wir hoffentlich dem Einen oder der Anderen mit unserem Bericht Lust gemacht haben!



    Und wer die (noch) ausführlichere Fassung lesen möchte, der ist wie gesagt herzlich willkommen im Reisetagebuch auf burkhardt.photography
    Zuletzt geändert von inotoni; 18.07.2017, 07:10.

  • FatmaG
    Erfahren
    • 14.03.2013
    • 233
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    #2
    AW: [ES] Picos de Europa // Eine Trekking-Tour im 10 Tagen (RELOADED!)

    Fein fein, besten Dank Inotoni!
    Noch gestern träumten wir von den Picos!
    Jetzt können wir noch etwas "konkreter" träumen ;)

    PS Jetzt habe ich bei einem Milchkaffee den ganzen Bericht gelesen (die Kurzfassung gibt einen guten Einblick in eure Tour) und bin begeistert! Scheint ja eine Tour für Durchtrainierte zu sein, für die "Orientierung" kein Fremdwort ist... A suivre...
    Zuletzt geändert von FatmaG; 17.07.2017, 08:49.

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    • inotoni
      Neu im Forum
      • 05.06.2016
      • 5
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [ES] Picos de Europa // Eine Trekking-Tour im 10 Tagen (RELOADED!)

      Zitat von FatmaG Beitrag anzeigen
      Fein fein, besten Dank Inotoni!
      Noch gestern träumten wir von den Picos!
      Jetzt können wir noch etwas "konkreter" träumen ;)

      PS Jetzt habe ich bei einem Milchkaffee den ganzen Bericht gelesen (die Kurzfassung gibt einen guten Einblick in eure Tour) und bin begeistert! Scheint ja eine Tour für Durchtrainierte zu sein, für die "Orientierung" kein Fremdwort ist... A suivre...
      Durchtrainiert, naja... Wir sind keine Leistungssportler und ich war damals noch ziemlich rund... Aber die Tour ist konditionell fordernd und geht an die Substanz, wenn man sich dann nicht etwas vorbereitet. Für Leute, die eine halbwegs fitte Grundkondition haben, ist die Runde aber kein Problem. Mann sollte nur trittsicher, schwindelfrei und auch im weglosen Gelände orientierungssicher sein. Das ist das wichtigste.

      Es gibt in den Picos aber auch genug Tages- und Mehrtagestouren, die etwas weniger fordernd sind und im durchweg gut markierten Gelänge verlaufen. Wenn man die Picos erleben möchte, gibt es in jedem Fall einen machbaren Weg!

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      • derSammy

        Lebt im Forum
        • 23.11.2007
        • 7412
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        #4
        AW: [ES] Picos de Europa // Eine Trekking-Tour im 10 Tagen (RELOADED!)

        Sappralott, des is schee!!

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        • Goettergatte
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          • 13.01.2009
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          #5
          AW: [ES] Picos de Europa // Eine Trekking-Tour im 10 Tagen (RELOADED!)

          Ich war im Frühjahr 2000 in den Picos,
          allerdings nur für Tagestouren.
          Schön mal was von dort zu lesen
          "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
          Mit erkaltetem Knie;------------------------------
          Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
          Der über Felsen fuhr."________havamal
          --------

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            • 26.04.2010
            • 5726
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            #6
            AW: [ES] Picos de Europa // Eine Trekking-Tour im 10 Tagen (RELOADED!)

            Erst mal ein dickes Danke für den Bericht und die Fotos,- und das Miterlebnis!
            Ganz großartige Landschaften.

            Hattet ihr da etwas vorbestellt oder seid ihr einfach auf gut Glück los?
            Wo kommt man in etwa finanziell raus? Vielleicht kannst du über An-und Abreise kurz etwas sagen.

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