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  • Wandermaedel
    Erfahren
    • 02.11.2017
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

    Interessanter Bericht. Schöne Ecken hast du durchwandert.
    Die *Mondlandschaft* erinnerte mich sofort ans Wimbachgries im Berchtesgadener Land.

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    • nahundfern
      Erfahren
      • 23.12.2012
      • 106
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

      Zitat von eisen Beitrag anzeigen
      Schön, die Etappen mal bei gutem Wetter zu sehen. Wir hatten 2014 auf dem Abschnitt Bad Tölz - Belluno bis auf ganz wenige Tage nur Regen. Das Panorama war da eher mittelspannend.
      Von dem verregneten Sommer hatte ich im m-v-Forum auch gelesen. Toll das ihr das durchgehalten habt, ich weiss nicht ob ich nicht irgendwann abgebrochen hätte wenns immer alles feucht ist...

      Ich hatte da ja weitgehend Glück - wenn mal Regen, dann war das nicht dauernd und nicht an kritischen Stellen. Bzw. da war ich gerade vorher durch, aber das kommt noch

      Zitat von Wandermaedel Beitrag anzeigen
      Die *Mondlandschaft* erinnerte mich sofort ans Wimbachgries im Berchtesgadener Land.
      Schaut interessant aus, und Richtung Steinernes Meer und Königssee wollte ich eh mal hin.

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      • nahundfern
        Erfahren
        • 23.12.2012
        • 106
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        • Meine Reisen

        #23
        [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

        28.8.2017, Etappe 17, Piz Boè - Fedaiasee - Sottoguda

        So blau und orange wie der Abend ausklang, so blau und orange sollte der nächste Tag beginnen. Ich hatte mir den Wecker extra früh gestellt, womit ich aber diesmal nicht alleine war. Die Gelegenheit hier oben den Sonnenaufgang zu betrachten, wollten sich viele nicht entgehen lassen.



        blaue Stunde



        oder lila Stunde?


        Doch irgendwann ist gefrühstückt und Aufbruch vom Piz Boè mit seinen 3152m angesagt. Wie ich einem Reisebericht las: "ab jetzt geht es tendentiell bergab". Das dann heute aber gleich so circa 2000hm "Miese" werden sollten...

        Die Hütte wird übrigens von vier jungen Männeren bewirtschaftet. Nur kurze Zeit am Tag haben sie wohl für sich allein - wenn die Übernachtungsgäste gerade aufgebrochen sind und bevor die ersten Tagesgäste eintreffen. Denn kaum sind wir zur Tür raus, wird die Musik aufgedreht und feudelschwingend durch die Gaststube getanzt

        Von oben gibt es noch einen tollen Blick zur Marmolada-Massiv. Auf der Rückseite des grünen Rückens verläuft der Bindelweg, den unser derzeitiges Grüppchen - Anna und Martin, Katharina, und ich - am Vormittag geradezu entlangjoggen werden.



        Marmolada, wie aus einem Ölgemälde "alter Meister"


        Von der Pordoi-Hütte nehmen wir den langen Serpentinenweg durch ein Schotter-Kar. Mit der Seilbahn kann man sichs sparen, sieht dann aber auch keine Vor-Marmolada-Murmeltiere.



        M*rm*l


        Auf dem Bindelweg (Viel dal Pan) waren wir wie erwähnt recht schnell unterwegs. Ein Grund war die gefühlt extrem hohe Dichte an Menschen, und die gingen alle langsam. Langsam gehen geht aber nicht. Jedenfalls fühlt es sich anstrengend an - und wenn man dann eh überholt...

        Ähnlich wie die Menschen oberhalb zog eine Schafherde unterhalb entlang...



        Schaf-Perlenkette.


        Schliesslich erreichen wir den Fedaiasee. Es ist noch früh, und es zieht uns weiter. Im grünen Bruckmann hatte ich etwas von "bei Venedig-Wanderern beliebten Pizzeria" in Sottoguda gelesen, und etwas Googelei hatt ergeben das es im Ort wohl auch eine Übernachtungsmöglichkeit gäbe.

        Bis dahin erwartet uns ein langer Abstieg über mehr oder weniger steile Skipisten. Sollte eigentlich einfach sein, hat aber einen gewissen Zermürbungsfaktor. Zumindest an Übernachtungsmöglichkeiten scheint es hier aber nicht zu mangeln, das ganze Tal ist gesäumt von diversen Unterkünften. Auch wenn sich nicht immer ausmachen lässt ob sie geöffnet haben.

        Es geht noch einmal landschaftlich schön (aber auf Asphalt und gegen Geld) durch die Sottoguda-Schlucht bevor wir im Ort ankommen.



        Zieleinlauf zur Pizzeria


        Im Ort gibt es viele unbewohnte Holzhäuser, die dafür aber mit lebensgroßen Puppen ausstaffiert wurden. Die erste mögliche Unterkunft ist leider schon voll, und wir suchen erstmal die Pizzeria. Die ist übrigens nicht im abgebildeten Hotel Montanara - wir setzten uns draussen hin, und wunderten uns über die Eis-statt-Pizza-karte - sondern kommt etwas später. Bei einer ausgezeichneten Pizza und einem knuffigen Wirt überlegen wir, wo wir die Nacht bleiben. Direkt gegenüber ist auch ein "Albergo" - und laut booking.com wären auch sogar noch günstige Zimmer frei. Wir marschieren also nach dem Essen rüber - und kommen gar nicht zur Eingangstür rein, denn man läuft uns entgegen und behauptet "ausgebucht!".

        Wir sind dann übrigens noch im La Montanara untergekommen - zwar etwas teuerer, aber dafür wandererfreundliche Wirtin

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        • nahundfern
          Erfahren
          • 23.12.2012
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          • Meine Reisen

          #24
          [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

          29.8.2017, Etappe 18, Sottoguda - Alleghe - Tissi Hütte

          Am nächsten Tag verabschieden wir nach einigen Kilometern Martin und Anna die aus Zeitgründen hier den Bus zurück nehmen, während Katharina und ich noch weiter ziehen. Zuerst erreichen wir Alleghe wo gerade Markt auf der Strandpromenade ist. Hier gibt es praktisch alles zu kaufen: Kleidung, Schuhe, Spitzendeckchen.

          Und danach kommt sogar ein Sandstrand.



          Alleghe Beach


          Es folgt der lange Anstieg zur Tissi-Hütte rauf. Einer dieser Stellen bei denen das Ziel auf dem GPS ständig unter 1000m Luftline bleibt - wofür man aber wegen der 1200 Höhenmeter mehrere Stunden braucht.

          Dafür ist der Anstieg auch schön, insbesondere der Ausblick beim sehr gut ausgestatteten Bivacco auf halber Höhe.



          Bivacco

          Daneben ist auch noch eine weitere (verschlossene) Hütte mit Brunnen.



          Waschgelegenheit


          Oben erwartet einen dann nicht direkt eine Hochebene, eher eine lockere Hügellandschaft mit Lärchen. Ein letzter Anstieg, und die Tissi-Hütte ist erreicht. Vom Toilettenfenster kann man beobachten wer noch kommt.



          Ausblick mit Klobürste


          Es bietet sich an am Abend hinter der Hütte zum Col di Rean Kreuz aufzusteigen. Hinter diesem fällt der Fels viel hundert Meter senkrecht ab, bis fast nach Alleghe hinunter. Man hat einen Wahnsinnsblick zurück zu Marmolada bis Campana Fassa, und natürlich auch zur Civetta direkt nebenan.



          Civetta mit duftigem Dunst



          Abend in Orange und Blau



          die letzte Sonne



          fotografierter Fotograf

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          • nahundfern
            Erfahren
            • 23.12.2012
            • 106
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

            30.8.2017, Etappe 19, Tissi Hütte - Passo Duran - Rif. Pramperet



            Sonnenaufgang hinter der Civetta

            Wieder bin ich vor den Frühstück draussen um dem Sonnenaufgang zuzugucken. Die Tissi-Hütte liegt aber in der Frühe noch lange im Schatten der Civetta, und die Sonne wird noch ein paar Stunden brauchen bis sie diese Seite erreicht.

            Was sich schon vorher angedeutet hatte wird immer konkreter: in zwei Tagen wird eine mächtige Kaltfront kommen. Eigentlich sähen die Etappen ab hier so aus: Tissi nach Passo Duran 5h / Passo Duran nach Rif. Pian de Fontana 7h / Pian de Fontana über Schiara-Klettersteig nach Rif 7° Alpini 7:30h. Der Schiara-Klettersteig mit 4h Gehzeit ist dabei die Schlüsselstelle der ganzen Tour - und vor der habe ich ordentlich Respekt. In den Reiseführern ist als Alternative der Abstieg ins Tal nach Westen und dann busfahren beschrieben, es gibt aber auch eine interessante "Ostumgehung". Die hat zwar keinen Klettersteig, soll aber ebenfalls ziemlich anspruchsvoll und auch noch länger sein.

            Jetzt würde ich also genau bei der Kaltfront da oder dort hinein geraten. Ganz klar: das ist nicht möglich, jedenfalls nicht für mich. Also mache ich das, was ich gut kann: Gas geben...



            Sonnenaufgang durch die Civetta

            Am Rif. Vazzoler gönnen wir uns ein zweites Frühstück. Dabei fällt mir ein Detail auf...



            wohlgeordnet

            Nach der Hütte folgen wir ein Stück den Zufahrtsweg. Nach ein paar Serpentinen geht der Pfad zum Passo Duran unscheinbar in einer Kurve ab - eine der wenigen Stellen bei dem ich falsch gelaufen bin. Ansonsten hat es mit Wegmarkierungen und GPS gut geklappt.



            Kommt die Sonne nun endlich?

            Der Weg geht immer hoch und runter, schon etwas anstrengend... Nach einiger Zeit gelangt man zu einer schönen Ecke an der verfallenen Casera di Camp, wo sich schon viele Leute tummeln die vom Passo Duran hergekommen sind. Den erreiche ich dann zur Mittagszeit. Zeit fürs Mittagessen im Rif San Sebastiano. Als ich fertig bin, kommt auch Katharina an die ich vorher abgehängt hatte.

            Bei den Vorbereitungen zur Tour hatte ich überlegt, mein eigenes Klettersteig-Material genau dorthin vozuschicken. Das hatte aber nicht so richtig geklappt (Telefonverbindung war zu schlecht zum verständigen, email kam nicht an), und so war eigentlich der Plan gewesen dort Material zu leihen. Das ist welches vom Agritourismo Le Noci, bei dem man es fünf Etappen später wieder abgeben kann. Da gibt es nun nur ein Problem: der Wirt will das hier partout nur verleihen wenn man auch übernachtet - würd ich ja gern, aber das ist vor der Kaltfront zeitlich nicht mehr drin. Innerlich verfluche ich dieses Getue - warum nicht einfach einen ganz normalen Verleih, ggf. mit Ermäßigung wenn man übernachtet?! Egal, dann wird es halt die Ostumgehung...

            Ziel für heute ist und bleibt dann das Rifugio Pramperet. Dahin gehts erstmal ein Stück Landstrasse bis hinter einem Bach wieder ein Pfad abzweigt. Dort steht eine Werbetafel vom Agritourismo Malga Pramper. Ich erkenne den kleinen Namensunterschied nicht, und denke erstmal das wäre unser Ziel für heute.



            weißer Dolomit mit Flugbewegung

            Jetzt am Nachmittag wird es ganz schön warm auf den Geröllhängen die in der Sonne velaufen. Eine klasse Abkühlung gibt es nochmal an der Malga (Alm) Moschesin



            Alm

            Wir folgen dem Wegweiser zur Malga Pramper talwärts. Da gibt es dann eine Kreuzung, und hier sind sowohl Rif. Pramperet wie Malga Pramper mit Werbetafeln vertreten. Oha. Wo habe ich eigentlich für uns reserviert?! Ich laufe zum Rif. Pramperet vor um mal nachzufragen, damit wir ggf. noch zur anderen Unterkunft laufen können. Passt aber



            Mystischer Dunst am Abend

            Beim Abendessen sitzen wir an getrennten Tischen. Ich sitze an einem Tisch mit "Vater und Sohn" (beide erwachsen), die MV gemeinsam laufen. Sie hatten ihr KS-Material eigentlich rechtzeitig zum San Sebastiano geschickt, aber es war dort (auch nach einem Wartetag) nicht von der Post angeliefert worden. Da sind sie dann mit Leihmaterial weiter. Sogesehen hatte ich schon mal Glück meins nicht hingeschickt zu haben, denn von den erratischen Paketlaufzeiten dorthin hatte ich auch schon gehört.

            Nach dem Abendessen gucke ich mir nochmal die Ostumgehung auf den diversen Karten im Gastraum an. 520 runter, 527 wieder hoch, und dann über 505 und 511 zum "sette alpini". Der Abend wird später, ich unterhalte mich mit ein einigen Italienern über den Weg. "wenig begangen, nicht so einfach". Noch später am Abend dann Getuschel - und sie zaubern ein KS-Ersatz-Set hervor das sie mir leihen und ich bei einem ihrer Freunde wieder abgeben kann. Wow! Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet - und auch nicht, das die Schiara damit doch noch möglich wird

            Schiss habe ich natürlich trotzdem

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            • nahundfern
              Erfahren
              • 23.12.2012
              • 106
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

              31.8.2017, Etappe 20, Rif. Pramperet - Schiara - Rif. 7°Alpini

              Die Wege von Katharina und mir trennen sich nun - ihr Ziel ist nicht Venedig, sondern weiter nach Westen. Ab hier bin ich wieder alleine unterwegs. Vor der Schiara-Etappe steht erst noch die zweite Hälfte der "Buch-Etappe" P.-Duran zum Rif. Pian de Fontana an.



              H

              Dafür geht es erstmal hoch (aber nicht mit dem H-eli) über Schotter und Grate zur Forcella la Sud dei Van di Citta.



              Kühlrippen

              Auf der andren Seite geht es über mehrere Mulden immer tiefer, wegen der steilen Grashänge ist der Weg sogar als "anspruchsvolle Strecke" ausgeschildert.



              escursionisti esperti

              Kurz danach erreiche ich um 10 Uhr das schön gelegene Rif. Pian de Fontana. Aufgrund der Doppeletappe erscheinen mir hier zwei Stücke Kuchen zum Kaffee angemessen

              Und dann geht es also auf die Schlüsseletappe. Nach einem Seitental mit Laubwald - fast wie zuhause! - zieht der Pfad wunderschön am Hang auf die charakteristische Forcella Marmol zu. An dieser Stelle war mir ihr Anblick noch nicht bekannt - aber in den nächsten Tagen sollte sie immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln auftauchen.



              Hangpfade

              Und dann kommt der Abzweig mit der letzten Aus- bzw. Abstiegsmöglichkeit, über das Rif. Bianchet ins Tal hinab. Eigentlich kann man damit den Klettersteig z.B. bei Schlechtwetter umgehen. Aber zwei Tage später - im Regen der Kaltfront der ich gerade vorrauseile - wird auf diesem Weg ein Stück Berg nur knapp neben einer Wandergruppe runterkommen...



              Abzweig

              Und schliesslich wird der Blick auf die Forcella Marmol frei!



              Forcella Marmol

              Auf dem Anstieg überhole ich ein Pärchen. Sie waren heute morgen vom Pian de Fontana gestartet, also viel näher dran als ich, und haben schon sichtbar Konditionsprobleme... Ob da so ein Klettersteig eine gute Idee ist?

              Auf der Scharte ist es ziemlich kalt, immer wieder wehen Nebelfetzen hinüber. Und wie geht es überhaupt weiter? Nun, erstmal muss man einen alten Klettersteig hoch, dann wieder etwas runter - und dann erst beginnt die eigentliche via ferrata Marmol. Dieser Vor-Steig ist schon etwas älter - gerade an schwierigeren Stellen ist das Seil schon durchgerostet oder zer-/rausgerissen. Also eher was zum freien Kraxeln.

              Oben wird es dann entrückt und umwerfend schön.



              Trichter

              Vor der via ferrata Marmol gibt eine sehr gemütliche Bivakschachtel. Wäre nicht das schlechte Wetter im Anmarsch gewesen, wäre eine Nacht dort bestimmt toll gewesen.

              Ich mache eine lange Rast, und warte ob das Pärchen noch auftaucht. Tut es aber nicht.



              Bivacco Marmol



              perfekt eingerichtet



              zweimal rot



              überraschendes blau

              Auch dieser Klettersteig ist, wie schon davor, mal gut und mal nicht gut in Schuss. Vielfach gibt es auch keine Versicherung - dann weiss man aber wenigstens woran man ist.



              gut



              nicht so gut: an der schwierigsten Stelle rausgerissen

              Toll war es aber immer wieder! Und lang - immer wieder hat man die Talwiesen direkt vor Augen, aber es geht doch noch um zig Ecken.

              Nachdem ich das Rif 7° Alpini dann erreiche, erkundige ich mich nach dem Pärchen. Haben reserviert, aber bisher nicht abgesagt. Der "Vater vom Vortag" läuft ihnen daher entgegen, und geleitet sie zum Rifugio wo sie um 20 Uhr ankommen. D.h. fast 12 Stunden anstatt 7:30 lt. Buch... Krasse Fehleinschätzung des Steiges und ihrer eigenen Fähigkeiten.

              In der Nacht kommt dann die Kaltfront mit Blitz und Starkregen. Das vorher so gut wie unhörbare Bächlein nebenan schwillt zu einem dröhnenden Fluss an... Nur gut das die Front nicht schon ein paar Stunden früher kam.

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              • nahundfern
                Erfahren
                • 23.12.2012
                • 106
                • Privat

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                #27
                AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                1.9.2017, Etappe 21, Rif. 7°Alpini - Belluno

                Heute habe ich nur eine Halbtagsetappe nach Belluno vor mir. Eine frühe Regenlücke nutze ich für den Aufbruch.



                Da komm ich her?

                Der Blick auf die senkrechten Wände hinter mir ist schon unglaublich. Keine Ahnung wo der Weg da runter führte.

                Apropos Weg - der ist bevölkert von schwarzen Alpensalamandern. Beim ersten hatte ich die noch für eine rare Spezies gehalten, aber nach dem ersten Dutzend frage ich mich eher wie ich das Tal runterkommen soll ohne auf einen zu treten...



                Alpensalamander



                Alpensalamander

                Nach einer Weile kriegen die Salamander gelbe Punkte. Mutation, Virus, Pilz? Eine spätere Wikipedia-Recherche ergibt: der Alpensalamander "kommt in den Alpen meist ab Höhen von 1000 m, regional auch schon ab 800 m NN vor", dagegen der Feuersalamander "darüber hinaus werden aber auch maximale Höhen zwischen 650 Meter ü. NN im Harz und 1000 Meter ü. NN im Schwarzwald und in den Alpen erreicht". Ich bin also einfach tief genug abgestiegen um genau zwischen deren Lebensräumen zu wechseln.



                Gelbpunktsalamander

                Der weitere Weg erinnert dann schon an die Laubwälder der Mittelgebirge - passend zum meteorologischen Herbstanfang schon mit dem ersten Laub auf dem Pfad.



                Pfad



                und Laub

                Nicht weit vor den ersten Vorort-Ausläufern bei Case Bortot hätte es noch eine interessante Schlucht gegeben: Bus del Busón. Die wurde mir schon auf dem Rif. Pramperet empfohlen. Da mittlerweile aber reichlich Regen eingesetzt hat, verzichte ich leider auf einen Besuch.

                Nach einer Weile durch die Vororte nähere ich mich dann Belluno. Hier gibt es auf einmal auch reichlich "gelb mit rotem Pfeil"-MV-Wegweiser, die hier auch an einer ungewöhnlichen Unterkunft vorbeiführen.



                and Breakfast?





                2.9.2017, Belluno

                Gestern Nachmittag und heute gibt es nach zwei Wochen wieder einen Pausentag. Mal ein bisschen runterkommen, Cappuchino trinken, den häufigen Regenfällen ausweichen, Cappuchino trinken, Mitwanderer treffen, Cappuchino trinken, Stadt angucken, Cappuchino trinken, zusammen Pizza essen gehen, Cappuchino trinken...

                Also wenn es einen Grund gibt in Belluno zu verweilen, dann gehört da der Cappucino an der Piazza dei Martiri und das grandiose Restaurant mit Piave-Blick in der Via Giacomo Matteotti in jedem Fall dazu




                Panoramastrasse



                Grafitti



                schiarakteristische Einbuchtung im Hintergrund

                Am Ende der anderhalb Tage in Belluno gibt es dann so einige Mitwanderer zu verabschieden. Geschätzt zwei Drittel der getroffenen München-Venedig-Wanderer laufen eigentlich nur bis Belluno. Dann geht es entweder direkt nach Venedig - oder, wenn schon mal dagewesen, einfach wieder nach Hause.

                Dabei kommt da noch was...

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                • nahundfern
                  Erfahren
                  • 23.12.2012
                  • 106
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                  3.9.2017, Etappe 22, Belluno - Col Visentin - Pian de le Femene

                  Bisher gab es im wesentlichen "den" Traumpfad - und manchmal noch Umgehungen oder kleine Extraschleifchen. Ab Belluno gibt es dagegen erstmal zwei Hauptrouten, und die in mehreren Varianten. Eine Route ("Joch") führt über das Tal des Torrente Turriga bis hoch zum Pian de le Femene, die andere ("Gipfel") über den Nevegal - in Varianten - zum Gipfel Col Visentin, und dann zum Pian de le Fermene. Und von diesem gemeinsamen Punkt gibt es wieder mehrere Ziele - je nach rotem Rother (Tarzo) oder grünen Bruckmann (Revine, Arfanta).

                  Die Route über Col Visentin ist mit 1500hm eine richtige Bergtour und wird in der Regel als "Extra-Übernachtung auf Col Visentin nötig" beschrieben. Die Lager im "5° Art Alpine" dort gelten als ... nicht so prächtig, und die Berichte anderer Wandererer nachher waren ... gemischt. Mein Ziel war daher zwar die Route oben rum, aber ohne Übernachtung auf dem Col Visentin aber auch ohne Extratag. Das geht



                  Rückblick mit aussterbender Technik


                  Nach dem Pausentag ist ein früher Aufbruch kein Problem - endlich wieder Wandern Erst mal sind einige kleine Örtchen auf dem Weg. Im Rückblick zur Schiara sieht man eine Auswirkung der durchgezogenen Kaltfront: Schnee. Von anderen Wanderen habe ich nachher gehört, das sie auf verschiedenen Etappen eingeschneit wurden. Es war also genau richtig davor noch Gas zu geben.

                  Dann geht es hoch zur Hotelsiedlung Nevegal. Glücklicherweise kann man die Strasse, die in Serpentinen dorthin führt, in Abschneidern größtenteils umgehen. Die Siedlung verlasse ich schnell und nehme einen der Wege zum Rif La Grava, wo ich mit meinem Cappu&Kuchen vermutlich der erste Gast heute bin.

                  Ab hier ist es etwas unübersichtlich mit den Varianten - man kann jedenfalls auch erstmal nach oben laufen um dann dem Kamm zum Col Visentin zu folgen. Ich lande aber auf einem Pfad der erstmal auf halber Höhe bis genau unter diesen führt, um dann steil zu ihm hochzuführen. Den Pfad finde ich landschaftlich auch sehr reizvoll, und los ist hier nix.



                  Pfad



                  Letzter Anstieg, ein letztes mal Belluno


                  Und dann bin ich um 12 auf dem Col Visentin. Was ein Ausblick! Und das ist der Moment, wo mir klar wird: ich bin über die Berge drüber, jetzt kommt nur noch die Ebene, das Meer, und da ist Venedig!

                  Jetzt ergibt alles einen Sinn!



                  Antennen, Ebene, Meer, Venedig


                  Das ist der Grund warum ich jedem empfehlen würde, sofern das Wetter es zulässt nach Belluno mindestens noch hier drüber zu laufen.

                  Lecker Essen kann man hier oben übrigens meiner Meinung nach...

                  Und danach kann man noch auf dem Kammweg weiter das "Hoch"-gefühl geniessen...



                  weisse Würfel



                  grünes Original und steinerne Fälschung



                  1500m über dem Meer



                  Kamm, Hügel, Licht, Schatten



                  fein geschichtet und gestapelt


                  Schliesslich erreiche ich Pian de le Femene. Eigentlich wollte ich hier noch ins Tal absteigen, und von der Zeit würde das auch noch gehen. Aber ich zögere. Irgendwie kann ich mich von den letzten Bergen nicht losreissen. Eine letzte Nacht noch?

                  Isabel und Andy, die ich schon in 7° Alpine und in Belluno getroffen hatte, hatten mir erzählt das man hier beim Restaurant auch übernachten kann und sitzen auf der Terasse. Da bleibe ich dann einfach auch - Platz ist auch noch, wir sind die einzigsten Gäste. (Ansonsten gibt es in der Nähe sogar noch ein Agriturismo, sah sehr gut aus, war aber gerade mit einer Feier belegt)

                  Die Räumlichkeiten beim Restaurant sind allerdings bestimmt nicht besser als auf dem Col Visentin - mir scheint alles noch aus den 50ern, maximal 60ern zu sein, inkl. Sanitär und Elektrik. Aber das Abendessen von der Mama ist dafür umso leckerer - und extrem reichlich.

                  Und da muß man einfach noch mal einen kleinen Spaziergang danach machen. Es ist grandios! Der Mond scheint...



                  Ebene bei Nacht


                  und über der Piave-Ebene liegen ein paar kleine harmlose Wölkchen...



                  jedenfalls größtenteils harmlos
                  Zuletzt geändert von nahundfern; 15.12.2017, 00:24.

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                  • Wandermaedel
                    Erfahren
                    • 02.11.2017
                    • 177
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                    #29
                    AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                    Danke für den interessanten Bericht und die Bilder.

                    Eigentlich hatte ich München-Venedig für mich schon verworfen, aber deine Bilder haben mein Interesse geweckt. Vor allem die Bergetappen, wobei die Chiara mit dem Hund sicher nicht möglich ist.

                    Sprechen die Hüttenwirte und das Personal deutsch, oder ist es angebracht Italienisch zu lernen?

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                    • nahundfern
                      Erfahren
                      • 23.12.2012
                      • 106
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                      #30
                      AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                      Stimmt, Schiara würde mit Hund wohl leider nicht gehen. Da sind zwar auch viele Passagen bei wo Vierbeiner es viel einfacher als Menschen haben - aber auch ein paar längere senkrechte Stellen wie Leitern oder Risse.

                      Italienisch brauchst du nicht unbedingt zu lernen. So ein paar Grußfloskeln wie salve! oder 'giorno! und Höflichkeitsformeln wie per favore, grazie oder prego sind schon zu empfehlen, aber die kriegt man auch schon unterwegs drauf da die Sprachgebiete langsam ineinander übergehen. Elementar wichtig war (für mich) aber der Satz "un cappucino per favore"

                      Mit Deutsch kommst du ungefähr bis zum Grödner Joch. Ab da nur sporadisch, aber dann geht dafür so halbwegs Englisch. Zumindest ist das auf den typisch von M-V-Gehern angesteuerten Unterkünften so. Das einizige Mal wo nur italienisch ging, war dann tatsächlich (hier) beim Restaurant Pian de la Femene, und ich denke das ist dann auch keine häufiger von M-V-lern angesteuerte Unterkunft.

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                      • nahundfern
                        Erfahren
                        • 23.12.2012
                        • 106
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                        #31
                        [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                        4.9.2017, Etappe 23, Pian de le Femene - Priùla

                        Am nächsten Morgen wandern wir nochmal zwei Stunden gemeinsam - es geht steil den Berg runter - und in Revine trennen sich dann unsere Wege. Isabel und Andy werden nur einen halben Tag bis zum Agriturismo Noci wandern um ihr KS-Materal abzugeben - und danach direkt zur Lagune fahren. Ich will heute noch in die Piave-Ebene bis Ponte de Priùla.



                        Kirche in Revine

                        Die Piave-Ebene war bei der Planung vorher die seltsam Unbekannte. Wie man in den Bergen rumläuft und übernachtet war irgendwie ja klar, aber in der italienischenen Ebene die nicht touristisch erschlossen ist? Wo es im wesentlichen nur Autostrassen gibt?



                        Gänsemarsch

                        Zum langsam eingewöhnen geht es erstmal Richtung Refrontolo durch eine Hügellandschaft mit Weingärten. Erst beim Piave kommt dann das platte Land. Aber die Füße plattlaufen tu ich mir schon hier - es schon sehr asphaltlastig, und bald tun mir die Füße weh. Trotz noch in Belluno gekaufter leichter Sportschuhe; eigentlich die Ironie, das die Alpen in festen Bergschuhen so viel angenehmer waren.



                        sparsam beschriftet



                        Weinhügel

                        Unterwegs hole ich noch einen anderen M-V-Geher ein - Claus. Zusammen gehen wir weiter, das macht die vielen Strassen bis Priùla erträglicher. Abends treffen wir in einem Restaurant noch Nicole - und bis Venedig werden wir auch locker so zusammenlaufen. In den Bergen war es schön alleine zu laufen, hier ist es als Grüppchen angenehmer.


                        5.9.2017, Etappe 24, Priùla - Bocca Callalta



                        Piave

                        Zwei Unterschiede zu D sind mir in der Ebene aufgefallen: selbst größere Strassen haben ausserorts keinen Bürgersteig oder Rad/Fußweg - und selbst in Orten gibt es das nicht immer. Und bei einem Fluß wie Piave wäre in D mindestens auf einer Seite ein Spazierweg, wenn nicht auf beiden Seiten. Hier gibt es maximal den Piavedamm, und selbst der ist entweder zugewuchert oder Strasse. Man scheint sich einfach viel motorisiert fortzubewegen, Fußgänger wie uns hat man kaum gesehen.



                        Piavedamm (mal in schön)

                        Die Unterkünfte sind jetzt einfache Hotels, für Geschäftsreisende und Monteure. Trotz Lage an der vielbefahrenen Hauptstrasse von Bocca Callalta sind die Zimmer dort aber sehr ruhig und gut ausgestattet. Die Pizzeria im Haus hat Dienstags leider Ruhetag.


                        6.9.2017, Etappe 25, Bocca Callalta - Jesolo



                        Hemingway was here



                        Piavedamm in Asphalt

                        Kurz vor Musile di Piave treffen wir auf ein Pärchen welches MV in Gegenrichtung läuft. Dafür sind sie ja schon etwas spät dran, ich würde ja gerne wissen wie es geklappt hat... Am Beginn vom genannten Ort, jedenfalls wenn man auf den Piavedamm reinläuft, gibt es übrigens ein Hotel mit einer Bäckerei unten drin von der in einem Reisebericht geschwärmt wurde. Mit Recht!

                        Hinter dem Ort gibt es dann das, was ich vorher vermisst hatte: einen schönen Spazierweg entlang des Kanals nach Caposile. Der Ort hat gleich zwei schöne Brücken zu bieten. Und danach ist man sogar schon an der Lagune.



                        Brücke eins



                        Brücke zwei

                        Am Abend gibt es nochmal ein einfaches Hotel in Jesolo - und wieder die Unmöglichkeit Pizza zu essen. Alle Pizzerien haben am gleichen Tag Ruhetag, und das ist wieder heute...


                        7.9.2017, Etappe 26, Jesolo - Venedig 1/2

                        Der letzte Wander-tag beginnt wieder am und mit Kanal. Irgendwann biegen wir in den dicht bebauten Küstenstreifen ab - und suchen ein einen Weg hindurch. Und da ist es, da ist das Meer... wir sind über die Alpen bis ans Meer!



                        nur noch Wasser und Horizont

                        hier ist für mich plötzlich der Punkt wo die Wanderung gedanklich ihr viel logischeres Ziel erreicht . Ab hier gibt es nur noch Wasser und Horizont...

                        Venedig danach ist sozusagen eine Reise nach der Reise. Wunderschön, aber was ganz eigenes.
                        Zuletzt geändert von nahundfern; 20.12.2017, 22:15.

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                        • nahundfern
                          Erfahren
                          • 23.12.2012
                          • 106
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                          7.9.2017, Etappe 26, Jesolo - Venedig 2/2



                          strassenbegleitender Rad- und Fußweg


                          Nach den Kilometern direkt auf Neben- wie Haupstrassen in der Ebene, da fühlt man sich bei so einem Weg schon fast wie zu Hause. Wahrscheinlich wurde der extra für uns Touristen angelegt

                          Da läuft man dann einfach noch zwei drei Stunden schnurgerade drauf - und dann ist man am Hafen von Punta Sabbioni, am Ende der Festlandszunge welche die Lagune umgibt. Und eine Bootsfahrt später, da steht man ganz einfach mit vielen anderen auf dem Markusplatz...



                          Regen-Sonnen-Schirm


                          Der Leicht-Schirm war ja eines der kurzfristig mitgenommenen Luxus-Gegenstände. (Zum Glück) selten gebraucht, kommt er hier nochmal zu Ehren.



                          ...und dazu Tschaka Tschaka


                          Unterwegs hatte ich ganz unterschiedliches über Venedig gehört. Es gab ja einige die sagten "war ich schon, muss ich nicht nochmal hin" und in Belluno ausstiegen. Oder welche die sagten "war ich schon, ist aber nicht mehr so schön". Oder welche die sagten " war ich schon, bin ich wieder gerne da". Ich liess mich erstmal durch die Gassen treiben. Und am Abend, in einem einfachen Restaurant unter einer Leuchtstoffröhre bei einer Pizza (ja endlich) da war ich dann auch einfach da

                          Überhaupt "Abend" und "Gassen", das hat mir in Venedig immer wieder klasse gefallen....



                          Wasser-Bus neben Ferrovia (=Eisen-bahn)



                          Seufzer bei Nacht



                          irgendwo im Labyrinth


                          Die drei nächsten Tage werde ich immer wieder die Gassen erkunden. Abseits der Hauptattraktionen ist es tatsächlich angenehm ruhig. Aber auch zu Wasser kann man sich einfach... treiben... lassen.



                          Privat-Gondel (links) vs. ÖPNV-Gondel (rechts)



                          Chillen mit dem Tagesticket


                          Es ist immer wieder erstaunlich wie konsequent hier alles entweder zu Fuß oder eben per Boot funktioniert. Bus-Boote, Taxi-Boote, Transport-Boote (mit kleinem Kran), und sogar typisch gelb-rot lackierte DHL-Liefer-Boote.

                          Erst am letzten Tag besuche ich doch noch ein paar Attraktionen. Es ist acqua alta, also hohes Wasser - was jedoch nichts mit dem Regen zu tun hat, sondern mit Südwind der Adriawasser in die Lagune drückt - und man hat auch auf dem Markusplatz... Platz.

                          Jedenfalls wenn man geeignetes Schuhwerk hat.



                          Platz


                          Es gibt in der Stadt immer wiederkehrende Läden für die Touristen: Lederwaren, Glaskunst, Ansichtskarten, Karnevalsmasken. Besonders zweifelhafter Natur sind ja die Läden, die von allem etwas haben...

                          Aber in der letzten Nacht, da werfe ich einen Blick in einen sehr spezialisierten Laden ...



                          Maskenmachers (Alp?-)Traum




                          Und damit ist auch mein Traum-Pfad über die Alpen zum Ende gekommen. Einen Pfad, den ich ohne dieses immer wieder verführerisch lockende Cache-Listing wohl nicht gegangen wäre. Also vielen Dank, Herr Pate, fürs Her-, Hin-, Hinauf-, Hindurch- und Hinunter-Locken!

                          OT:
                          Hier im ODS-Forum werde ich bei Gelegenheit noch ein Ausrüstungs-/Vorbereitungs-Fazit posten.

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                          • blauloke

                            Lebt im Forum
                            • 22.08.2008
                            • 8317
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                            Jetzt bist du also angekommen.
                            Danke fürs mitnehmen, ich habe deinen Bericht gerne mit gelesen
                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                            • derSammy

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                              • 23.11.2007
                              • 7412
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression

                              Sehr schön!

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                              • nahundfern
                                Erfahren
                                • 23.12.2012
                                • 106
                                • Privat

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                                #35
                                [DE][AT][IT] Die München Venedig Progression / Fazit

                                Schön das es euch gefallen hat

                                Hier noch ein Fazit danach. Für mich war es die erste mehrwöchige Tour in den Alpen, und das ist es auch für viele andere die sich auf den Trampfad begeben. Daher schreibe ich hier noch etwas ausführlicher zu einigen Erfahrungen:


                                Ausrüstung/Gear/Material

                                Man braucht ja (wie man immer wieder lesen kann und es auch auch bei mir so gewesen ist) nur wenig Kleidung wenn man konseqent das Zwiebelprinzip anwendet, und bei Unterwäsche eine Garnitur anhat und die andere zum trocknen am Rucksack hängt. Da muss man also selbst gucken was man so hat und womit man wandern mag.

                                Ein paar Ausrüstungsgegenstände hatte ich neu:

                                Da mein bisheriger Rucksack zu groß ist, hatte ich mir extra für M-V im Fachgeschäft (nach Beratung und Anproben) einen Osprey Kestrel 38 gekauft, der hat hat 36l in meiner Größe S/M. Damit dem bin ich sehr gut zurechtgekommen, und die Größe war genau richtig für mich bzw. meine Packmenge. Er hat auch viele praktische Details - für Puristen evtl. noch etwas zu viel obwohl er recht schlank geschnitten daher kommt. Ich finde aber beispielsweise sowas wie ein von aussen zugängliches Schlafsackfach schon recht praktisch (auch wenn auf M-V stattdessen die Regensachen da hinein sind), genauso wie die z.B. die Taschen am Hüftgurt (Kamera, GPS). Ich habe ein Trinksystem mit PET-Flaschen im Rucksack gehabt, eigentlich hat er da ein von aussen zugängliches Extrafach für Trinkbeutel welches ich aber nicht verwendet habe. Die Netzseitentaschen aussen wären für Flaschen wohl etwas knapp.

                                Zum Thema Regensachen: ich hatte in der ersten Woche eine einfache Decathlon-Regenjacke und Hose dabei, ab Innsbruck auch noch einen Leichtschirm (euroschirm swing liteflex). Regen hatte ich an insgesamt drei Wandertagen, zwei Abwetter/Pausentagen, und in Venedig. Die Jacke und Hose habe ich kein einziges Mal angezogen. Beim ersten mal Regen war ich wegen bergauf eh am schwitzen, beim zweiten Regen ging es zu schnell bzw. ich habe zu lange gewartet und war dann schon komplett nass, und ab Innsbruck hatte ich ja den Schirm. Ich würde Jacke/Hose vermutlich dennoch noch mal mitnehmen, als Sicherheitsreserve wenn es noch kalt und windig dazu ist, sie sind sozusagen die Zwiebelschicht über meiner Softshell die nicht wasserdicht ist. Den Schirm hatte ich mir auch wegen Schatten in der Ebene mitgenommen, es wurde allerdings zum Glück nicht so unerträglich heiß wie es anderen passiert ist. Der Hit war der Schirm dann aber beim Abwettertag in Belluno, super praktisch - und alle Belluneser sind da auch mit Schirm unterwegs, keiner mit Regenjacke.

                                Ich hatte noch leichte Grödel mitgenommen für den Fall das ich mich entschieden hätte den Abstecher zum Hochfeiler zu machen. Da war ich aber nicht, und so habe ich sie nicht gebraucht.

                                Na, und dann gibt es ja noch ein kontroversen Ausrüstungsgegenstand - bzw. zwei davon: Stöcke. Hatte ich mit, bei einem davon ist mir aber zwischen Glungezer und Lizum das wohl nicht so gut zugeschraubte Unterteil unbemerkt entschwunden während sie hinten am Rucksack waren. Habe ich letztendlich nicht vermisst, denn ich habe gerne die Hände frei und laufe auch sonst immer ohne Stöcke - und so habe ich auch den verbliebenen Stock kein einziges Mal genutzt. Wären aber wohl (mit Schneetellern) bei Alt/Neuschnee ganz praktisch. Weiss ich noch nicht ob ich nochmal welche mitnehmen würde.


                                Planung und Etappen

                                Die theoretische Vorbereitung habe ich durch Lesen vom grünen Bruckmann "Traumpfad München-Venedig", vom Traumpfad-Forum, und schliesslich zweier Reiseberichte gemacht. Zum einen der sehr ausführliche von Oliver Kniest, und der von Christof Hermann, der ein paar interessant Alternativstrecken wie die Schiara-Ostumgehung gewählt hat. Und das Listing/die Logs zum M-V-Geocache hab ich natürlich auch noch gründlich studiert...

                                An Büchern hatte die Mehrheit der getroffenen Mitwanderer den roten Rother Wanderführer dabei. Dieser beschreibt die Wegführung der Etappen viel genauer als der Bruckmann; ich habe mir allerdings vorher einen persönlichen Track fürs GPS gebastelt was dann noch viel praktischer war da ich an Kreuzungen überhaupt nicht nachlesen musste wo es langgeht. Auch interessant war der englische Cicerone "Trekking Munich to Venice" den die Australier hatten; da war z.B. die Schiara-Ostumgehung sowie die Alternative über die Geraer Scharte vollständig beschrieben drin was ich bei meinem Bruckmann (jedenfalls von 2011) vermisst habe.

                                Die Gehzeiten im Bruckmann waren für mich immer mehr als ausreichend, ich bin aber auch ein schneller Geher und so habe ich die Zeiten selbst mit Mittags-/Kuchen-Einkehr oft noch unterboten. Die Gehzeiten auf den Wegweisern sind (von einigen Fehlern abgesehen) ebenso großzügig gewesen, ich meine mich zu erinnern das sie in Italien dann etwas realistischer wurden.

                                Ich habe durch zusammenlegen ja einige Etappen gespart. Wenn man es drauf anlegt geht da auch noch weniger, wie ja einige Berichte beschrieben haben. Man muss sich dann etwas schlauer über Übernachtungsalternativen machen um die Tage gut auszunutzen.

                                Wenn man das durch Auslassen von Etappen machen will oder muss - damit es z.B. in drei Wochen Urlaub passt - würde ich versuchen fünf Etappen wie folgt einzusparen (womit das allerdings nicht mehr "München-Venedig" ist). Ich würde da in Bad Tölz einsteigen - da startet man dann noch an der Isar und läuft ein paar Meter am Fluss auf die Alpen zu bevor es dann erstmals bergauf geht. Und ich würde in jedem Fall nach Belluno noch über den Col Visentin bis Revine laufen. Der Blick über die Ebene bis zum Meer gehört einfach dazu, erst dann ist man wirklich "über die Berge drüber". Dann könnte man über Vittorio Venetto nach San S. Dona' Di Piave-Jesolo mit der Bahn. Dadurch in Musile die Piave wieder einsteigen, ab da wird es wieder angenehm zu laufen und man kann in einem Tag bis ans Meer bei Jesolo... Ab Jesolo dann per ÖPNV nach Venedig. Venedig fand ich ja wie beschrieben einfach so für sich toll; der Höhepunkt der Wanderung war - wie im Reisebericht geschrieben - aber das Meer zu erreichen.


                                Praktische Vorbereitung

                                Viel Wandern gehen, dabei keine Höhenmeter auslassen, möglichst rauhes Terrain wie z.B. Wurzelwege um die Füße und die Reflexe zu trainieren. Für die generelle Bergfähigkeit geht im Fitnessstudio auch Laufband mit maximaler Steigung und dafür nur 6km/h oder so


                                Allein oder Mitwanderer suchen

                                In den Foren werden oft Mitwanderer/innen für M-V gesucht, ja sogar oft schon im Herbst für das nächste Jahr. Ich kann natürlich nicht sagen ob das dann nicht doch wunderbar klappt - nötig erscheint es mir jedenfalls nicht zu sein. Das liegt daran das M-V nicht die "Expedition" oder der selten begangene "Geheimtipp" ist wie man vielleicht denkt. Ich dachte jedenfalls ein bisschen so

                                Stattdessen ist es eine Tour auf der pro Jahr viele Hundert Leute unterwegs sind. Ich würde über 500 schätzen, und vielleicht 100-200 die bis Venedig durchgehen (und davon 10 die den Geocache machen was ja durch die Logs gut zählbar ist). Das es darüber mehrere Wanderführer gibt kommt ja nicht von ungefähr. Dazu kommen noch weitere bekannte Wanderungen die sich Teilstücke mit dem Traumpfad teilen. Im Endeffekt gehen am Tag so 3-30 Leute die gleiche Etappe wie man selbst. Alles natürlich nur aus meiner Beobachtung geschätzt und von Saison-Randzeiten mal abgesehen.

                                Da kann man sich unterwegs eigentlich immer für eine schwierige Stelle, oder viele, oder schließlich auch alle Etappen zusammentun. Und das ist auch der Hauptgrund warum ich denke das es besser ist sich erst unterwegs zusammenzuschliessen: man kann man unterwegs ja viel besser beurteilen ob mal lauftechnisch, konditionsmäßig, und nicht zuletzt menschlich zueinander passt.

                                Man sollte meiner Meinung jedenfalls immer so planen das man auch alleine zurecht kommt, schließlich kann es immer mal passieren das lange eingeplante Mitwanderer aus diversen Gründen eine Tour abbrechen oder gar nicht erst antreten.
                                Zuletzt geändert von nahundfern; 31.12.2017, 12:04.

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