[SE] Schnelles Ende einer Reise - Kungsleden von Kvikkjockk nach Hemavan

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    [SE] Schnelles Ende einer Reise - Kungsleden von Kvikkjockk nach Hemavan

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    Mitreisende
    Im August 2015 war es endlich wieder soweit: der Hohe Norden rief! Wir wollten unsere Tour auf dem Kungsleden, die wir 2013 von Abisko bis Kvikkjokk begannen, fortsetzen. Dieses Mal stand der Abschnitt von Kvikkjokk bis Hemavan auf dem Plan.

    Nachdem ein geeigneter Zeitraum gefunden und Flüge und Zug gebucht waren, machten wir uns an die Etappen- und Ausrüstungsplanung. Ein paar kleine Veränderungen am Setup gegenüber unserer ersten Tour gab es (z.B. Poncho statt Regenjacke und Hose), aber im Großen und Ganzen waren wir mit dem Vorhandenen ganz gut aufgestellt. Einer schönen Tour stand also nichts mehr im Weg.

    Gut gelaunt ging es morgens zum Flughafen Dresden. Dann schon das erste kleine Problem, mein Rucksack (mit dem Kocher drin) musste zur Nachkontrolle. Aber die verlief dann doch ganz entspannt und wir konnten mit unseren Rucksäcken unsere Reise antreten. Via Frankfurt ging es weiter nach Stockholm, wo wir unsere Rucksäcke dann auch tatsächlich ohne Verluste in Empfang nehmen konnten. Wir hatten noch genügend Zeit bis der Polar-Circle-Train fahren sollte und so konnten wir in aller Ruhe Geld abheben, uns noch etwas zu Essen für die Fahrt besorgen und entspannen, bevor wir ein Etage tiefer zum Gleis gingen. Dort trafen wir noch auf einen sehr netten Herrn aus Alabama, der derzeit in Europa unterwegs war und nun den Kungsleden von Abisko nach Nikkaluokta laufen wollte. Wir unterhielten uns noch eine Weile (wobei er sich große Mühe gab deutlich zu sprechen) und dann fuhr der Zug endlich ein. Wir suchten unser Abteil, in dem bereits ein schwedisches Pärchen und ein Deutscher saßen. Wir unterhielten uns ein wenig was wir alle so vorhaben, aber so richtig kommunikativ war irgendwie keiner. So gingen wir relativ früh schlafen.



    Am Vormittag erreichten wir Murjek, hier mussten wir raus. Eigentlich hätten wir hier etwas Aufenthalt gehabt, aber komischerweise stand bereits ein Bus nach Kvikkjokk bereit, der in wenigen Minuten abfahren würde. Wir packten unsere Rucksäcke in den Laderaum und schon ging es los. Das Wetter war super und so genossen wir die Fahrt durch die
    schwedischen Wälder. In Jokkmokk machten wir einen kurzen Halt, aber leider zu kurz um in den Supermarkt zu gehen. Diesen Teil der Strecke kannten wir bereits, da wir 2013 zwei Nächste in Jokkmokk verbracht hatten. Entlang des Sees Saggat schlängelt sich die Straße nach Kvikkjokk. Dort angekommen gingen wir zunächst in die Fjällstation um uns Mückenmittel zu besorgen, denn die Biester erwarteten uns schon freudig. Leider wurde uns die letzte Flasche vor der Nase weggeschnappt. Naja, dann muss es eben so gehen. Aber zumindest Spiritus haben wir bekommen. Wir bauten unser Zelt auf, was allerdings ganz schön mühsam war dank der Mückenbiester und den über 30°C.



    Nachdem wir fertig waren, gingen wir hinunter zum See um mit Björn die Überfahrt über den See zu besprechen. Wir vereinbarten mit ihm, dass er uns am nächsten Morgen 10 Uhr übersetzen wird. Hier bekamen wir auch noch den Tipp, dass es einen zweiten kleinen Laden in Kvikkjokk gibt, die noch Mygga haben. Wir machten uns auf den Weg, mussten dort aber noch ein wenig warten bis de Laden wieder öffnet. Wir setzten uns in den Schatten und schreiben fleißig unsere Karten. Als der Laden öffnet besorgten wir uns das Mückenmittel und schrieben unsere restlichen Karten. Die nette Dame brachte uns auch noch einen großen Krug mit frischem Wasser, denn es war mittlerweile wirklich sehr heiß geworden. Nachdem wir wieder bei unserem Zelt waren, kochten wir uns Abendessen, was wir allerdings im Stehen bzw. Laufen verspeisten. Sobald man sich auch nur eine Sekunde hinsetzte, war man von Mücken belagert. Früh zogen wir uns deshalb ins Zelt zurück, planten den nächsten Tag und amüsierten uns über die Versuche der Mücken durch das Zelt zu stechen.


    Kvikkjokk bis Tsielekjåkka

    Am Morgen weckte uns die Sonne und trieb uns recht schnell aus dem Zelt heraus. In aller Ruhe frühstückten wir – obwohl in aller Ruhe die falsche Formulierung ist, denn die Mücken waren bereits wieder sehr aktiv. Wir packten unsere Sachen zusammen und machten uns auf den kurzen Weg hinunter zum Bootsanleger. Hier wartete auch ein älterer Herr, der ebenfalls auf die andere Seite des Sees wollte.



    Mittlerweile war es 10 Uhr, aber von Björn war noch nichts zu sehen. Mittlerweile gesellten sich auch noch ein paar Tageswanderer dazu, die den Prinskullen besteigen wollten. So warteten wir weiter, bis wir sein Boot am anderen Ufer sahen. Allerdings steuerte er nicht zu uns, sondern an einen privaten Anleger etwas Seeaufwärts und verschwand. Das kam uns allen
    doch recht merkwürdig vor und so rief der ältere Herr Björn an. Der hatte uns völlig vergessen und entschuldigte sich mehrfach dafür. Mit 1 ½ Stunden Verspätung ging es dann endlich los. Erst wieder rüber zum Ausstieg Richtung Prinskullen, und dann, auf Grund der Unannehmlichkeiten, gab es eine extra Tour durch die schönsten Nebenarme des Saggat. Dann erreichten wir den Anleger von Mallenjarka, wo wir und auch der ältere Herr ausstiegen.





    Mittlerweile war es schon wieder ziemlich warm und wir waren froh das es nun endlich in den Wald ging, wo wir zumindest hin und wieder etwas Schatten erhaschen konnten. Nachdem sich der Weg zunächst recht gemächlich dahinschlängelte wartete schon bald der erste steile Anstieg auf uns. Die Hitze, das Gewicht auf dem Rücken und vor allem auch die Mücken machten uns ziemlich zu schaffen. Immer wieder legten wir kurze Pausen ein, auch wenn diese Dank der Mücken nicht unbedingt erholsam war.



    Immer wieder blieben wir auch stehen und genossen den Blick zurück auf die Schneebedeckten Gipfel des Sarek. Aber auch der Blick voraus über das Seensystem des Lastak war traumhaft. So folgten wir dem Weg weiter in Richtung Tsielekjakka. Eigentlich wollten wir heute noch etwas weiter hinauf um Ruhe vor den Mücken zu haben. Trotz das es nun stetig leicht bergab ging zog sich der Weg dann aber doch ziemlich hin. Gegen 18 Uhr kamen wir an der Schutzhütte an, inspizierten sie kurz und entschlossen uns dann auf Grund der unzähligen Mücken in der Hütte, unser Zelt davor aufzuschlagen. Zum Weiterlaufen waren wir für heute einfach zu kaputt.



    Dann gab es erstmal Abendessen, bevor wir hinunter an den Fluss zum Waschen gingen. Das war eine sehr schlechte Idee, denn das nahmen die Mücken natürlich zum Anreiz, ihre Trefferquote zu erhöhen. Also blieb nur eine schnelle Katzenwäsche und dann ab ins Zelt. Irgendwo in der Nähe hörten wir noch ein Käuzchen rufen und schliefen dann recht schnell ein.



    Tsielekjåkka bis Tjieggelvas

    Einigermaßen erholt machten wir uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg. Heute ging es über die Baumgrenze hinaus, wo wir eigentlich Ruhe vor den Mücken haben sollten. Eigentlich, denn auch hier waren sie sehr zahlreich vertreten.
    Zunächst ging es stetig bergauf, aber der Blick zurück war einfach überwältigend. Nun stellte sich auch heraus, dass wir am Abend die richtige Entscheidung getroffen hatten nicht mehr weiter zu laufen, denn die zahlreichen Bäche, die normalerweise die Berghänge herab fließen waren alle vertrocknet. Erst kurz vor dem steilen Aufstieg hätte es eine Stelle mit Wasser sowie einen Platz zum Zelten gegeben. Hier machten wir auch eine kleine Pause, aber wie gesagt auch hier waren die Mücken noch sehr aktiv. Wir füllten unsere Wasserflaschen auf und machten uns an den Anstieg, der war zwar kurz, aber dafür knackig. Oben angekommen öffnete sich eine Hochfläche vor uns, die flankiert war von einem sehr markanten Berg, dem Goabdakbakte. Unser Weg führte uns nun an den Fuß des imposanten Berges.



    Von dort konnten wir das erste Mal einen Blick auf das von zahlreichen Seen geprägte Västerfjäll und unser Tagesziel, den Tjieggelvas werfen. Da bemerkte Wile E. Coyote, dass sein Mückennetz weg war. Sch…., wo ist das Ding?! In den letzten Tagen war es für uns quasi unverzichtbar geworden. Kurz zuvor hatten wir Pause gemacht, da war es noch da. Ohne Rucksack ging er wieder ein Stück zurück und konnte es nach etwas Suchen glücklicherweise finden. Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns wieder auf den Weg, der uns nun hinunter ins Tal führte.



    Durch recht sumpfiges Gebiet führte uns der Weg immer weiter hinunter. Nun machte sich auch erstmals das Knie von Wile E. Coyote bemerkbar. Dann das nächste Missgeschick, denn an einem kleinen Aufstieg knickte ich leicht um, konnte aber ohne Probleme weiterlaufen. Nach einer Pause am Gistojaure ging es weiter. Ein unleserliches, auf dem Boden liegendes Schild ignorierten wir und orientierten uns wie bisher auch an den roten Markierungen. Irgendwann kam uns der Weg komisch vor. Ein Blick aufs GPS verriet, das wir völlig falsch waren und uns auf dem Weg in die Siedlung Västerfjäll befanden.
    Also ging es die 2 Kilometer wieder zurück bis zu dem Schild, das den Abzweig markierte. Mittlerweile war es auch schon wieder recht spät und mit den zusätzlichen Kilometern in den Knochen war der Weg bis zum Tjieggelvas schier unendlich. Völlig fertig ließen wir uns auf der Insel zwischen Tjieggelvas und Pitäelven fallen. Keinen Schritt wollten wir heute mehr gehen und so bauten wir unser Zelt hier auf. Wenn die Mücken nicht wären, wäre das ein traumhaftes Plätzchen.



    Während ich im Zelt alles fertig machte, kümmerte sich Wile E. Coyote ums Abendessen. Mittlerweile waren wir ganz gut eingespielt, ins Zelt zu kommen ohne das 1000 Mücken uns folgten. Erschöpft vom Tag schliefen wir recht schnell ein.

    Tjieggelvas - Arjeplog



    Der Tag begrüßte uns einmal mehr mit strahlendem Sonnenschein. So richtig erholt hatten wir uns aber nicht. Unsere Hände und Arme waren auf Grund der zahlreichen Mückenstiche ziemlich geschwollen, so dass ich ohne Schmerzen kaum die Isomatten einpacken konnte. Alles lief am Morgen etwas träge ab, so dass wir uns auch erst relativ spät wieder auf den Weg machten. Wir waren nur wenige hundert Meter gelaufen da passierte es plötzlich: ein kurzer, etwas schlammiger Abstieg und schon lag ich da. Ein stechender Schmerz zog durch meinen Knöchel. Langsam versuchte ich aufzustehen und hinkte zu einer kleinen Hütte, die nur wenige Meter von uns entfernt stand. Ich setzte mich erstmal hin, um den ersten Schock vergehen zu lassen. Die Schmerzen jedoch gingen im Gegensatz zum Vortag nicht weg. Wile E. Coyote versuchte mich erstmal zu beruhigen, doch schnell stand fest, das war´s, es geht nicht weiter. Auf der anderen Seite des Sees waren ein paar Angler und so machte sich Wile E. Coyote sofort auf den Weg dorthin. Er unterhielt sich lange mit ihnen, aber sie hatten keinen Telefonempfang und konnten uns auch auf Grund der Größe ihres Bootes nicht in die Siedlung Västerfjäll fahren, wo es laut Karte ein Telefon geben sollte. Sie boten uns aber an, erstmal bei ihnen zu bleiben, denn am Abend kommt meistens ein Angler aus Västerfjäll, der ein größeres Boot hat und uns mitnehmen könnte. Sie holten unsere Rucksäcke mit dem Boot und hätten auch mich mitgenommen, aber ich wollte versuchen vorsichtig die Strecke zu laufen. Das ging auch einigermaßen gut, aber mit Rucksack wäre das nicht möglich gewesen. Wir unterhielten uns sehr nett mit Hans und Tomy, so hießen die beiden, und bekamen sogar frisch geräucherte Äsche und Saibling. Sehr sehr lecker. Möglicherweise müssten wir auch noch eine Nacht hier verbringen, bis der Angler wieder kommt. Wir hatten uns gerade mit dem Footprint ein schattiges Plätzchen gebaut, als sich ein größeres Boot näherte. Die beiden haben sich mit den Leuten vom Boot unterhalten und schon waren sie auf dem Weg zu uns. Eigentlich wollten sie hier mit der Familie den Tag verbringen, aber nun würden sie uns zur nächsten
    Straße, die etwa 15 km entfernt liegt bringen. Dann ging alles unglaublich schnell. Sie schnappten sich unsere Rucksäcke und schon ging es mit dem Boot gen Västerfjäll, wo erstmal die Familie vom Boot ging. Ein Telefon gibt es dort wohl schon seit vielen Jahren nicht mehr. Aber der Bootsführer hatte an einer ganz bestimmten Stelle Telefonempfang. Er telefonierte mit irgendwem (der Rettung?)und dann fuhren wir los. An der Straße angekommen, wollten wir ihm natürlich ein paar Kronen geben, aber er hat sie nicht angenommen. Hier in der Wildnis ist Hilfe im Notfall selbstverständlich, meinte er zu uns und schon fuhren sie wieder davon. Wir warteten etwa eine dreiviertel Stunde, bis wir von einem Taxi abgeholt wurden, welches uns die 80 km bis nach Arjeplog zum Krankenhaus brachte. Das Taxameter lief und lief und stand bei über 2000 Kr, letztendlich wollte er aber nur 100 Kr von uns haben, da es ein Krankentransport war. Im Krankenhaus stellte sich glücklicherweise heraus, dass nichts gebrochen war, aber ein Weiterlaufen natürlich unmöglich gewesen wäre. Ich bekam einen Stützverband und Ruhe verordnet. Natürlich kamen wir an dem Tag nicht mehr aus Arjeplog weg und gingen zum Vandrarhem, was wie sollte es auch anders sein, an diesem Wochenende wegen Renovierung geschlossen war. Also gingen wir ins Hornavan Hotel, wo wir noch 2 Nächte verbrachten, da erst am Montag wieder ein Bus Richtung Luleå fuhr. Am nächsten Tag schauten wir uns also in Ruhe die Stadt etwas an und entspannten am See.







    Abreise



    Montag früh ging es dann mit dem Bus nach Luleå, wir hatten vom Hotel extra ein riesiges Lunchpaket bekommen, und nach Stunden des Wartens von dort mit dem Nachtzug nach Stockholm. Leider konnten wir keinen Liegeplatz mehr buchen, so dass es eine eher unbequeme Nacht war. 6 Uhr morgens kamen wir endlich in Arlanda an und versuchten einen günstigen Flug nach Deutschland zu bekommen. Die günstigste Möglichkeit war ein Flug über Oslo nach Berlin, den wir auch genommen haben. Von dort gings dann mit dem Fernbus nach gerade einmal 1 Woche wieder zurück nach Hause.
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