[PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

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  • Gast20200707
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    [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

    Tourentyp
    Lat
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    (INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )



    Wie aus einem Zwischenhappen eine große Portion wurde

    Der Plan
    Zum großen Jahresurlaub kommt jedes Jahr bei uns eine kleinere Reise dazu. Mal Eseltrekking in Südfrankreich oder mit dem Kanu unterwegs auf dem Allier. So bezeichneten wir auch dieses Jahr Madeira nur als Zwischenhappen, nix großes, nix besonderes, nix verheißungsvolles. Auf dem Plan stand die 50km lange Insel im Atlantik schon lange, dieses Jahr passte sie endlich in unseren Plan, der eigentlich immer vorsieht (wild) zu zelten. Durch Zufall stießen wir auf die 19 auf der Insel unregelmäßig verstreuten Camps, die nur einer kostenfreien Anmeldung bedurften, mehr nicht. "Wer nichts zahlt, bekommt auch nichts" beschreibt die Ausstattung dieser Camps im allgemeinen ganz gut. Ein Platz fürs Zelt, Wasser, mal eine Grillstelle, mal eine Sitzbank. Alles darüber hinaus wäre aber für uns sowieso schon Luxus gewesen.
    Flüge waren nun gebucht, die Camps alle lokalisiert, nun stand die Routenplanung an. Mit drei GPS Karten (Inselkarte, Garmin und Lusitania) versuchte ich mir einen Weg durch das 2000km weite Wandernetz zu bahnen. Eine Rundtour wäre sicherlich schön gewesen, aber Frau und Kind wollten auch mal das Meer berühren, einen Relaxtag einlegen. Da war die Idee gewachsen, einfach mal so von Ost nach West die Insel mittendurch zu queren. Dass Madeira keine Nordseeinsel ist, muss ich hier wohl nicht näher erwähnen. Es würden sich also so einige Anstiege, Gefälle, enge Wege und Pfade in den Weg stellen. Daher gab es neben dem groben Wunschplan A, der ca. 120km umfasste, noch viele weitere Pläne, das Z erreichte ich zum Glück nicht. Mit einem tollen Taxi-Unternehmen vor Ort schnürte ich die Idee zu einem sicheren Paket zusammen. Es sollte vor Ort spontanen Änderungen dienen, Strecken zu kürzen, weg zu lassen, umzuplanen.

    Eines aber machte uns noch immer Kopfzerbrechen. Unser 5-jähriger Sohn ist ein engagierter junger Mann, aber würde er so eine Tour schaffen? Wir hatten immer wieder über das sehr unwegsame Gelände auf Madeira gelesen, kaum Stellen zum wild zelten in der Not. Würde es überall Wasser geben? Nicht überall wäre ein Abbruch leicht vonstatten gegangen. Wir haben schon viele Unterstützungs-Varianten ausprobiert. Weder Lastentier, Pilgerwagen noch Chariot hätten dieses Gelände bewältigt. Komischerweise kam aber unser Sohn zwei Wochen vorm Urlaub selbst auf die Idee, als er auf einem kleinen Spaziergang seinen Scooter /Roller dabei hatte. Dieser hatte aber mit den Hartgummireifen einen Nachteil: nicht geländefähig. Nach langen Suchen fanden wir den Razor A5 Air Scooter. Ob dieses Teil am Ende für uns mehr Fluch oder Segen war, erfahrt Ihr bald.

    Mehr Bilder und Info's zu der Tour und zu den Camps auch hier direkt auf unserer Homepage

    Zuletzt geändert von Gast20200707; 14.04.2020, 17:48.

  • Cewhren
    Gerne im Forum
    • 06.12.2013
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    #2
    AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

    Oh wie spannend! Ich freue mich auf euer neues Abenteuer

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    • codenascher

      Alter Hase
      • 30.06.2009
      • 4960
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

      Ich freue mich schon riesig auf eure Erzählungen! Bin echt gespannt wie ihr Plan A bis Y durchführt, und natürlich auch wie sich Junior samt seines Roller geschlagen hat

      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

      meine Weltkarte

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      • Juno234
        Erfahren
        • 03.08.2007
        • 397

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

        Ich bin auch gespannt, wie es weitergeht...

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        • Gast20200707
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          #5
          AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West



          1.Tag 11.Juni 2017
          Nachdem wir am 10.Juni um 23.45 Uhr sicher gelandet waren, war es nachvollziehbar, dass wir nicht gleich auf Tour gehen wollten. Wir hatten ein Hotel in Airportnähe (Santa Cruz) gebucht. Wir kauften nach dem Frühstück alles Nötige für die kommenden 4 Tage ein. Das sollte nach Plan A bis Porto Moniz reichen. Das wir so knapp kalkulierten, sollte sich im weiteren Verlauf noch als großer Fehler bemerkbar machen. Gegen 10 Uhr holte uns das Taxi ab. Da die Busverbindungen nur in und um Funchal regelmäßig stattfinden und die Taxipreise unter deutschen Verhältnissen sind, gönnten wir uns diesen Luxus. Ziel war Santos da Serra, wo es auch eine Tankstelle gab um das Benzin für den Kocher zu bekommen. Da wir spät starteten und erfahrungsgemäß die erste Tour des Urlaubes immer ein wenig Eingewöhnung braucht, plante ich zum Warmlaufen nur 9km zum Camp Terreiros ein.

          11 Uhr waren wir startklar. Die Sonne lachte, in Santos da Serra war Sonntagsmarkt, der uns wärmstens empfohlen wurde. Okay, es roch wirklich lecker nach Fleisch und Gewürzen. Wir aber wollten einfach nur loslaufen, die Vorfreude steckte in unseren Beinen. Noch etwas an der Straße entlang, dann bogen wir auf einen Feldweg ein. Der Roller wurde gleich mit dem kleineren roten Ortlieb Proviant Rucksack bestückt und wurde nur noch auf der Brust getragen, wenn mit dem Roller im Gelände wirklich gar nichts mehr ging. Da wir auf 690m Höhe gestartet waren und das Camp auf 1300m Höhe lag, wussten wir, dass die Tendenz heute "bergauf" hieß. Die ersten Meter waren ein Dahinschlendern, Rucksack richtig positionieren, ausloten, wie der Roller das Gelände meistert. Nach 2km erreichten wir die Levada da Serra do Faial. Puuh, endlich mal wieder flach. Erste Rast, bevor die Levada gegen den Strom in Angriff genommen wurde. Diese kleine niedlich Levada gefiel uns auf Anhieb und der 50cm breite Seitenstreifen war ausgetreten, so dass der Roller ordentlich abging. Mit Rufen in die Ferne mussten wir in diesem sehr kurvigen Verlauf Täve öfters ausbremsen. Hier erwies sich der Roller bereits als Segen, denn die folgenden 2km war Täve gut motiviert und wir konnten selbst vom Schlendermodus in den Wandermodus wechseln. Am Wasserhaus, wo sich mehrere Levadas treffen, nahmen auch die Wanderer zu. Es kamen geführte Wandergruppen und einzelne Tageswanderer vorbei, die unsere groß gewachsenen Rucksäcke und den Roller bestaunten. Wir widmeten uns derweil den extrem zutraulichen Madeira Buchfinken, die uns förmlich nötigten, was von unseren Pausenproviant rauszurücken. Täve war enttäuscht, dass er sie nicht auch noch streicheln konnte. "Die sahen doch so kuschelig aus"



          Nun stand der schwierige Teil des Tages an. 450 Höhenmeter auf den letzten 4,5km. Mir fehlten die passenden Motivationsfloskeln, da ich Täve von seinen Finken trennen musste und Yvonne bemerkte, dass langsam Wolken aufzogen. "Kommt schon!" verhallte ohne Reaktion, also musste der härtere Bundeswehrton herhalten. Schleppend ging es in den Anstieg. Hier waren nun wieder keine Wanderer unterwegs. Scheinbar waren die Levadas die Attraktionen der Insel, leicht und bequem zu begehen. Wir schraubten uns nun stetig nach oben, bei wechselhaften Wetter und "Liquid Sun". Die letzten 100 Höhenmeter beschritten wir auf einem engen Pfad. Nun musste Roller und Ortliebsack geschultert werden. Das war heftig. Keine Ahnung, wieviel Kilo mich zu Boden drückten, aber die Kniescheiben tanzten immer dann Tango, wenn 30cm hohen Steinstufen überwunden werden mussten.



          Motivation und gute Laune machte sich auf einmal breit. Die Straße, an der das Camp liegt war erreicht, die Himmel klarte auf, das Camp nur noch ein Steinwurf entfernt. Toll, nun waren die Anderen motiviert und ich enttäuscht von den schon jetzt hörbaren Partygeräuschen aus dem Camp. Zum Glück entpuppte sich das Ganze als harmlose Familienzusammenkünfte. Portugiesen feiern nun mal laut, wir suchten uns einen Platz abseits der Straße und der Einheimischen und bauten unser Zelt auf einer dritten unteren Ebene auf. Das Camp Terreiros überzeugte Yvonne sofort. Weitläufige Landschaft, offener Blick, exponierte Lage und Sonne satt. Täve hatte schon paar Kletterbäume ausgemacht, also waren Alle zufrieden, auch ich mit diesem Wanderauftakt. Wir relaxten am Zelt, es gab auch bald Abendessen und der Plan A schien aufzugehen. Mit Blick auf die wüstenähnlichen Nachbarinseln Madeiras genossen wir den Sonnenuntergang und schliefen die Nacht bei angenehmen Temperaturen durch.



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          • Gast20200707
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            • 25.05.2013
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            #6
            AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West



            2.Tag 12.Juni 2017
            Gegensätzlicher konnten die Eindrücke nicht sein. Bei bestem Wetter ins Zelt, bei Nebel und feucht-nassen Bedingungen in den Tag starten. Schwerer konnte es für mich nicht sein, meine zwei Weggefährten aus dem Bett zu bekommen. Ich tauschte einfach den Silencer gegen das normale Prellblech aus und startete den Polaris direkt am Zelteingang. Gut, danach war die Stimmung auch nicht besser, aber die Beiden waren munter. Es war schon 8 Uhr und heute lag nicht nur eine lange, sondern auch interessante Tour vor uns. Heute würde sich zeigen, ob Madeira (mit Roller) so eine gute Idee war. Die Passage Pico Areiro - Pico Ruivo (PR1) sollte aber erst am 2.Teil des Tages folgen.

            Da wir mittlerweile ein eingespieltes Team sind und alles routiniert vonstatten geht, ist es bei uns Usus, dass wir ca. 2 Stunden nach dem Aufstehen meist auch abreisebereit sind. In dieser Zeit wird gefrühstückt, zwei Tassen Kaffee genossen, alles abgebaut und verstaut. So starteten wir Alle bei miesen Wetter. Yvonne will immer ein wenig ZDF (Zahlen Daten Fakten) haben bis wir dann ins RTL (Reden Tratschen Labern) übergehen. Start 1300m Höhe, Pause Areiro 1800m, ergo 500hm auf 11km. Durchaus machbar und noch entspannt. Auf Pisten aus Stein, Schotter und Erde trotzten wir dem beschissenen Wetter, auch ein paar Mountain Biker staunten nicht schlecht, als wir aus dem dichten, nassen Nebel des Weges kamen. In der Nähe von Poiso pausierten wir für einen kleinen Snack, danach klarte das Wetter mit jedem Höhenmeter auf. Im nun unwegsamen Gelände musste mal wieder alles geschultert werden. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, was da heute noch kommen würde, ich hätte über diese kurze Schwitzpassage geschmunzelt. Nach 1 km erreichten wir das Camp Poiso, zwar an der viel befahrenen Straße, aber durch viele Bäume und des weit zurück angelegten Bereiches trotzdem ruhig. "Nein, hier campen wir noch nicht, Täve" waren wenig motivierende Worte, aber ich konnte mit einer Levada locken, die bald folgen sollte.



            An der Levada do Blandy ging es nun wieder etwas entspannter an dichten Besenginster vorbei immer weiter in Richtung Mittagspause. Das Wetter klarte auf, die Sonne schien, der Roller konnte in der kleinen Levada geschoben werden (auf dem engen Pfad war kein Platz) und so ging es Allen gut. Bald mussten wir aber abbiegen und mal wieder Höhenmeter machen, es waren gerade mal 150 von 500 bewältigt. Diese schlechte Nachricht behielt ich aber lieber für mich und hielt mich an RTL. Wir passierten wieder die Straße. Täve wollte unbedingt Roller fahren, was auf dem folgenden Abschnitt unmöglich gewesen wäre. Da sich der Verkehr in Grenzen hielt, folgten wir nun der Bergstraße zum Gipfel. So konnte ich Täve samt Roller und Ortliebsack ab und an schieben und ihn für den PR1 entlasten. Gut gelaunt zählte Täve die Eidechsen am Wegesrand. Die Hitze nahm zu, die Steigung auch, noch nichts richtig Festes im Magen: "Maus, schiebe mal kurz Täve, mir wird schwarz vor Augen" Kurz musste ich innehalten. Waren das noch die Nachwirkungen vom Antibotikum, was ich eine Woche zuvor wegen Streptokokken nehmen musste oder war ich nur einfach alt und unbelastbar geworden? Nach kurzer Zeit ging es wieder, ich hatte mich erholt und der Pico Areiro war auch schon in Sichtweite. 14 Uhr waren wir auf dem Gipfel, der gut besucht war. Viele Autos, viele Touristen in FlipFlops aber auch richtige Wanderer.



            Der Ausblick auf der Sonnenterrasse genossen wir in vollen Zügen, bei Eis, Cola und HotDog. Schon hier, nach einer Nacht, wussten wir, dass Alkohol und Süßwaren die kommenden Tage nicht reichen würden. Für 45 Euro kauften wir die für uns unverzichtbaren Dinge nach. Klar, noch mal ordentlich Ballast aufladen, bevor die harte Tour kommt. Ich musste dafür bestraft werden. Wir waren gerade fertig geworden, die Rucksäcke saßen auf den Schultern, der Roller zusammengeklappt, da wollten uns ein paar Wanderer in ein Gespräch verwickeln. Ich war so kurz angebunden, so voll beladen hatte ich gerade richtig Bock Smalltalk zu betreiben. Kurz und knapp beantwortete ich die neugierigen W-Fragen, Yvonne meinte später, dass ich doch sehr unhöflich gewesen sei und lachte dreckig.



            Nun ging es los. 6km lagen noch vor uns, ein Auf und Ab auf schmalen Pfaden und durch Tunnel. Der östliche Weg um den Pico Torres war gesperrt. Da dieser die längere Option gewesen wäre, waren wir darüber nicht verärgert. Mit jedem Schritt nahm die Bewölkung zu und die Sonne ab. Bald waren wir im Nebelmeer verschwunden und der atemberaubende Weitblick auf dieser Tour blieb uns verborgen. Ob ich dafür bei besserem Wetter ein offenes Auge gehabt hätte, sei dahin gestellt. Ich war nun am Limit und dachte, ich sehe schon wieder schwarz, aber es waren nur die kurzen dunklen Tunnelpassagen. Täve jammerte auf diesem Abschnitt kein bisschen, ihm gefiel der Verlauf. Imposant in den Fels gehauener Pfad, mal rauf, mal ab und die Tunnel waren das Highlight. Uns kamen die letzten Tageswanderer entgegen, die den Rundweg ab/an Areiro liefen. Darunter auch ein deutsches Paar "Interessante Art zu reisen" meinte der Mann, der vorerst nur den Roller in meiner Hand sah. "Ach, Gott, das ist ja ein starkes Stück, Du bist aber echt cool" meinte er kurz darauf, als Täve um die Ecke stapfte. Täve konnte mit dem Kompliment nichts anfangen und lief schüchtern weiter. Der Tiefpunkt war nun erreicht. Nicht meiner, da sollte bald folgen, sondern die 1600m Höhe. Ab nun hieß es nur noch bergauf. Gott beschenkte uns zusätzlich noch mit Niesel, Wind und Nebel, was nur ein was positives hatte: Man konnte den Streckenverlauf nicht sehen, denn langsam aber sicher wurden aus Unebenheiten Steine, aus Steine Stufen, aus Stufen Treppen und so richtig den Abschuss gab ich mir dann als auch noch aus Treppen Leitern wurden. Yvonne meinte zur ihrer eigenen Belustigung noch, dass sie mein Gang an eine Mount Everest Besteigung erinnere. Nach jedem Schritt eine Pause, ein tiefer Atemzug und weiter. Zwischendurch fragte Täve immer wieder "Laufe ich heute gut mit?" Wo ich anfangs noch mit lang ausgeholten Sätzen darauf antwortete, konnte Täve mir nun nur noch ein "Aahhaja" entlocken. "Kannst Du wenigstens mal so tun als beansprucht Dich dieser Weg" schrie ich zu Täve nach vorn, der entgegnete mit motivierenden Worten "Papa, Du schaffst das, da oben kommen nicht mehr viele Treppen" Genial, das wollte ich hören. Ich hatte gerade mal wieder mit der einen Stufe zu kämpfen, so weit wollte ich noch nicht denken, dass ich da oben heute noch ankomme.

            Unglaublich, aber es wurde flacher, ein normaler Weg war wieder unter meinen Füßen und gegen 19Uhr waren wir am geschlossenen Berghaus Ruivo. Dort gab es aber Wasser, Toiletten und eine Schutzhütte. Das Camp lag eigentlich noch 20hm weiter oben. Mir egal, ich hätte zur Not auch sitzend auf diesem Klo geschlafen, aber ich wollte und konnte nicht mehr, zumal das Wetter weiter oben auch keine bessere Aussicht versprach. Yvonne fand eine tolle Stelle neben der Schutzhütte, die schon mit einem Wanderer belegt war. Wir bauten das Zelt schnell auf, kochten Essen, dann duschte ich mich noch unterm Wassersack und bei Regen, Wind und tiefen Wolken schlossen wir das Zelt und damit auch einen für uns echt harten Wandertag ab.

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            • Gast20200707
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              #7
              AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West



              3.Tag 13.Juni 2017
              Meine Beine liefen in der Horizontalen noch weiter, an Tiefschlaf war kaum zu denken. Trotzdem verwarf ich den Plan, zeitig morgens aufzustehen um der Erste auf dem höchsten Gipfel Madeira's zu sein um den Sonnenaufgang zu genießen. Unnütze Höhenmeter, denn 100m unterhalb auf 1760 m Höhe war der Ausblick genau so atemberaubend. Ich schnappte mir also die Kamera und ging auf Streifzug durch die Umgebung, während ich meinen beiden Liebsten noch etwas Ruhe gönnte.





              In der Morgensonne trocknete ich unsere Klamotten, die von gestern noch klitschnass waren. Die Sonne wärmte mich und meine gestern geschundenen Knochen, es war Balsam für die Seele. Die Ruhe da oben, einfach unbeschreiblich. Noch keine Wanderer unterwegs, der eine Wanderer in der Schutzhütte war schon weg, eine Idylle zum anfassen. Nun wurde es auch im Zelt warm, so dass sich Yvonne und Täve aus dem Zelt quälten. Wir ließen uns heute ein wenig mehr Zeit beim Frühstücken. So kam es dann auch, dass die ersten Wanderer über unser liebevoll ausgebreitetes Buffet stolperten. Die Sicht war gut, wir lagen weit über den Wolken. Also zusammenpacken, bevor sich das noch ändert, denn einen Abstecher auf den Pico Ruivo wollten wir schon noch in Kauf nehmen.

              Nach meiner Aufbruchparole "Auf geht's" folgten noch die vernuschelten Worte "Heute nochmal eine harte Tour, danach wirds einfacher" Musste ja nicht Jeder hören, dass ich selbst Respekt vor diesen Abschnitt hatte. Über die Vereda da Encumeada war wenig im Netz zu lesen, also freute ich mich einerseits auf einen einsameren Abschnitt als den PR1, aber die Ungewissheit, was da kommen mochte, trübte die Vorfreude. Am eigentlichen Camp Pico Ruivo deponierten wir die Rucksäcke und bewältigten die restlichen 80hm mit sportlichen und leichtfüßigen Schritten. Das Camp bietet maximal Platz für 3 Zelte und ist vorm Wind gut durch Fels und Bewuchs geschützt. Die Weitsicht hier oben wäre noch besser gewesen, aber dafür hätte man das Wasser am Berghaus holen müssen. Der Weg hoch und runter und ein kurzes Verweilen auf dem Gipfel dauerte keine halbe Stunde, dann waren wir wieder voll bepackt startklar für den weiteren Weg. Der Roller blieb gleich zusammengeklappt in meiner rechten Hand, der Ortliebsack auf der Brust und Täve hoch motiviert, heute wieder gut mitzulaufen.

              Es ging nun tendenziell erst einmal bergab, logisch, wenn man kurz zuvor auf dem höchsten Gipfel stand. Da haben es aber die Wegeplaner mal wieder übertrieben. Es fehlten wirklich nur noch die Leitern, sonst wäre es hier auch wieder zum Supergau gekommen. So war der Abstieg auf dem schmalen sand-steinigen Pfad einfach nur steil und kurvig. Yvonne hatte noch Muskelkater von gestern in den Oberschenkeln, heute durfte ich also mal über ihre Laute lachen, die sie immer dann von sich gab, wenn eine 30cm Stufe überwunden werden musste. Der Weg war gut besucht, viele Wandergruppen gingen in die gleiche Richtung, aber irgendwann nach dem Abzweig runter nach Faja Escura wurde es ruhiger. Wir gönnten uns eine Pause. Täve hatte sich mit den Eidechsen angefreundet, die echt zielstrebig und ohne jegliche Scheu auf uns zukamen. Pausenbeschäftigung: Echsenfütterung.



              Wir hatten gerade mal 3km geschafft, aber anfühlen tat sich das Ganze wie 10km. Es sollte aber noch schlimmer kommen, der Weg ging noch weiter runter. Nach 5km waren wir auf 1300m Höhe angekommen, ergo einfach mal so 560hm vernichtet. Alle schrien nach Mittagspause, mein Schrei verstummte da eher beim Anblick des Höhenprofils, was da noch kommen würde. Es sollte nun auf den nächsten 1.5km 300hm hoch gehen, da klang nicht nach einem entspannten Anstieg, der Roller blieb also zusammengeklappt. Im weiteren Verlauf blieb wenigstens das Wetter auf unserer Seite, zwar teilweise bewölkt, aber immer wieder mit sonnigen Abschnitten. Lange war es her, als wir den letzten Wanderer gesehen hatten. Irgendwie machte ich mir langsam Gedanken darüber, wie wir den 11.4km langen Abschnitt überhaupt heute noch schaffen sollten. Yvonne schmerzten immer noch die Oberschenkel und auf einmal resignierte Täve mit den Worten "Mir tun die Beine weh". Ob er es einfach Yvonne nachsagte oder es wirklich so war, wir wussten es nicht, aber nun machte ich mir ernsthaft Gedanken. In dem Terrain einen geeigneten Platz zu finden, der dann auch noch eine Wasserquelle vorweist, das hielt ich für einen Sechser im Lotto.

              Ich sprach meine Gedanken aus und Yvonne war immer noch zuversichtlich, dass wir es schaffen würden. Hier treffen Realismus und Optimismus auf einander. Wir gingen also noch weiter nach oben. Täve lief immer noch tapfer mit, nörgelte nicht viel herum, auch in den Steilpassagen nicht, denn interessant war der Weg ja zu laufen. Als wir dann endlich den letzten hohen Punkt der Tour erreicht hatten, waren wir wieder ein wenig zuversichtlich. Doch das der Weg bergab auch strapaziös sein kann, hatten wir ja beim ersten Abschnitt des Tages gespürt. Täve meldete sich wieder zu Wort "Papa, mir tun die Beine nun von unten bis zu den Knien weh". Okay, nun war Schluss mit lustig. Yvonne bekam den Roller und den Ortliebsack, ich schulterte Täve. Das wollte ich bereits auch schon nach dem ersten Anzeichen tun, doch Täve meinte nur "Nein, ich möchte doch wieder gut mitlaufen und nicht faul sein". Nun aber ging er bereitwillig auf die Schultern. Nun liefen wir weiter nach unten, beiläufig bemerkte ich seit langen mal wieder ein kleines Rinnsal links des Pfades, etwas unterhalb des Pico do Jorge.

              Dann der Sechser im Lotto. Keine 100m weiter unterhalb und rechts des Weges und kurz vorm Abzweig zum Pico Grande eine 40qm große Plattform, wo mal ein Hause gestanden hatte. Das Plateau war künstlich angelegt. "Komm' Yvonne, hier bleiben wir!" Yvonne wollte aber nicht, weil ihr die Wasserquelle fehlte. Nun konnte ich mein Trumpf aus dem Ärmel schütten und Yvonne's Optimismus war gebrochen. Täve strahlte über beide Ohren, ihm gefallen ja diese wilden Camps sowie so besser, also ganz der Papa.



              Ich machte mich zielstrebig zu dem Rinnsal auf. Ich wusste, dass ich hier heute den Rest des Tages damit verbringen würde, den Wassersack mit einer Tasse aufzufüllen. Ein kleines Wasserloch 20x20xcm, gerade mal 1cm tief. Ich nutzte eine 60ml Wasserspritze, die für das Rückspülen der Sawyer Filter gedacht ist. Nach 4 mal aufsaugen war Ende. Gott, was für eine Ausbeute. "Damit brauche ich mich am Zelt nicht blicken lassen" dachte ich mir. Ich folgte dem Rinnsal 10m nach oben und auf einmal stand ich vor einem 1x1m großen und 10cm tiefen Wasserloch. Ich strahlte über beide Ohren, nun war der Platz ein Sechser mit Zusatzzahl. Ich füllte den Wassersack komplett auf, am Ende kamen um die 8 Liter zusammen, die nun für Trinken, Essen und eine Katzenwäsche reichen sollten. Zurück am Zelt wurde ich nur mit den warmen Worten "Schon wieder da?" begrüßt. Als aber Yvonne den prall gefüllten Sack sah, war sie nun auch glücklich über die Entscheidung, hier das Camp aufzuschlagen. Nachdem alles gemacht war, kam dann zur Freude Aller noch einmal die Sonne hervor. Klar, vielleicht machte sich ein wenig Enttäuschung breit, dass Plan A nun hinfällig war und das Tagesprogramm nicht erreicht wurde, aber dafür genossen wir den tollen, einsamen Platz. Keine 10m zu Fuß weiter des normalen Weges querte man eine kleine steinerne Wetterbarriere, hinter der es gefühlt 5 Grad wärmer war und die Sonne mehr schien als bei uns am Zelt. Hier ließen wir die Weitsicht auf die Paul da Serra Hochebene und den Blick zum Pico Grande auf uns wirken, während Täve für Eidechsen ein Haus baute.

              Glücklich und aufbauend waren dann noch Täve's Worte: "Papa, mir tun die Beine nicht mehr weh und ich finde das Camp richtig toll". Wir hatten also alles richtig gemacht, dass sollte sich am Tag darauf auch noch einmal bestätigen.

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              • ronaldo
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 24.01.2011
                • 11879
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                #8
                AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

                So geht Madeira, toller Bericht, danke!
                Die vorgeschalteten Karten sind eine sinnvolle Loesung, so was wuerde ich gern oefter sehen.

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                • bluesaturn
                  Fuchs
                  • 11.01.2017
                  • 1012
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

                  Euer Sohn ist klasse.

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                  • blauloke

                    Lebt im Forum
                    • 22.08.2008
                    • 8317
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

                    Klasse Bericht und ich freue mich auf die nächsten Tage eurer Wanderung.
                    Gratulation zu eurem Sohn der gut mit läuft.

                    Die Karten am Anfang sind gut, da kann man sich besser vorstellen wo ihr unterwegs seid. So was wünsche ich mir öfters bei den Reiseberichten.
                    Noch ein Hinweis: Die Karte sieht mir nach einer OpenStreetMap Karte aus. Könntest du noch einen Hinweis dazu anbringen, in etwa so wie die Karten auf deiner Homepage ihn auch haben.
                    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                    • Gast20200707
                      GELÖSCHT
                      Dauerbesucher
                      • 25.05.2013
                      • 764
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

                      Danke für Euer positives Feedback. OT: @Blauloke: Du meinst sicherlich die zoombaren Karten. Das sind auf meiner Homepage Iframes, die ich bis dato hier nicht hinbekommen habe einzufügen. Daher müssen vorerst die statischen Karten hier ausreichen, aber auf meiner Homepage sind die Karten wie gewohnt zoombar.
                      Zuletzt geändert von Gast20200707; 25.06.2017, 00:30.

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                      • Gast20200707
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                        #12
                        AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West



                        4.Tag 14.Juni 2017
                        Ich war gestern der Letzte im Bett und heute auch wieder der Erste, der das Zelt öffnete. Dabei stelle ich mir immer die Frage "Wie lange würden die pennen, wenn ich nicht aktiv werden würde?" Was Gutes hatte es aber. Ich hatte Zeit für mich allein, die Natur, die Ruhe und die unendliche Einsamkeit zu genießen. Da bin ich dann irgendwie sentimental. Ein herrlicher Sonnenaufgang, eine wolkenfreie Paul da Serra Hochebene und ein mit Wolken verhangene Encumeada Pass. Mir scheint, dass hier wohl nie freie Sicht ist, denn dieser Pass ist 1000m hoch gelegen, der Osten und Westen mit einer Höhe weit über 1500m lässt die Wolken aufstauen und so ziehen die Wolken wie ein Fluss über diesen engen Pass. Ich hätte es Stunden beobachten können.



                        Im Dahinträumen traf es mich auf einmal wie ein Schlag. Wir hatten zu Beginn der Tour ja Proviant für 4x Frühstück und 4x Abendessen eng bemessen. Jaja, aber Alkohol in Hülle und Fülle mitschleppen. Die Devise lautet ja aber "Jedes Gramm zählt und nicht Jeder Milliliter" Nun aber waren wir einen Tag in Verzug. Wir würden heute nie und nimmer das übernächste Camp erreichen um wieder im Plan zu sein. Auf dem Rückweg zum Zelt machte ich mir so meine Gedanken, auch beim frühstücken war ich in mich gekehrt, Yvonne merkte, dass was nicht stimmte. Doch sie sprach was ganz anderes an, was zu einem weiteren Problem werden würde. Nach ihrer Idee bräuchten wir nun 2x mehr Frühstück und Abendessen. Während ich das weiter entfernte Camp Caramujo ansteuern wollte, was gestern das Ziel gewesen wäre, wollte Yvonne am Encumeada Pass das Camp Chao dos Louros ansteuern. Scheinbar hatte sich das Blatt gewandelt, sie nun die Pessimistin und ich der Optimist. Wir ließen es also erst einmal auf uns zukommen. Täve fühlte sich wieder fit, Yvonnes Beine schmerzten auch nicht mehr so sehr. Bis zum Abbau des Zeltes passierte kein Wanderer unser Camp, es scheint wirklich ein ruhiger Abschnitt zu sein. Wir starteten zu gewohnten Zeiten, die Sonne sollte auf jeden Fall noch die kommenden 2 Stunden unser Begleiter sein. Danach sollten wir in den "Encumeada-Fluss" abtauchen.

                        Die letzte Pause oberhalb der Wolken, es waren erst 1.5km geschafft, prophezeite die heutige Motivation und wo unsere Tour wohl enden würde. Fortan ging es nach unten, steil nach unten. Auch auf diesem Abschnitt war der Roller eher ein Fluch, aber runter hatte ich weniger Schnappatmung als bergauf. Außerdem sollte ich heute positive Energie verstreuen, was ich mit den folgenden Worten tat "Am Pass ist ein Restaurant, da gibt's mal nicht Nudeln zum Mittag". Nach 4km und 550hm erreichten wir durchgenässt den Pass, halb vom schwitzen, halb von den feuchten Wolken. Im etwas unterhalb gelegenen Restaurant gab es nun Verwöhnprogramm: Pizza, Cola und Eis. Mancheiner meint, wie ungesund wir doch leben. Man sollte aber diese Dinge eher als Motivation betrachten. Zuhause gibt es keine Cola, aber Urlaub ist Urlaub.

                        Da dachte ich, wir hatten mit unseren Problemen schon genug zu tun, sprach uns nun eine 4-köpfige polnische Wandergruppe an, die wissen wollte, ob sie die gewählte Wanderung in 4 Stunden schaffen würden. Hee, bin ich Gott? Weiß ich doch nicht. Dann wollten sie noch mehr über uns wissen. Parallel zu diesem Gespräch steuerte mich eine andere Frau an, zeigt mir eine Übersicht mit PR-Wanderwegen und fragte mich, was das denn da oben für ein Weg sei. Stand auf meinem Rücken "Auskunft" oder roch ich nach einem professionellen Wanderer? Weiter mit unseren Problemen. Wie ein Fingerzeig blickten wir beim Essen auf den Startpunkt der Levada do Norte, ab hier wären es noch 11km zum Caramujo Camp auf dem PR17 gewesen. Das von Yvonne präferierte Camp lag nördlich des Passes 200hm weiter unten, die wir hätten aber auch morgen wieder hoch gemusst, denn unweigerlich würde der Weg über die Levada do Norte gehen. Nun begann die hitzige Diskussion, pro und contra. Bei meinen Argumenten unterstützte mich die aufkommende Sonne. Zusätzliche Argumente meinerseits: 9km flache Levada, Täve kann auf den Roller, viele Tunnel als Motivation für Täve. ABER am Ende noch einmal 250hm zum Camp hoch. Ich hatte sie nicht überreden, sondern überzeugen können. Da war aber noch ein Problem mit dem Proviant. Hier oben gab es nur Souvenirshops und kein Tourist würde von Madeira Nudeln mit nach Hause nehmen. Erstaunlicherweise gab es aber Alkohol und Süßwaren in Hülle und Fülle, sympathische Läden. Wir hatten noch Nudeln vom Vortag übrig und zum Abendessen wurden nun ein paar Sandwiches gekauft, dazu Madeira Wein, Mars, Nusskuchen und Cola. Plan A war dahin, dieser neu geschmiedete Plan war nicht auf meiner Liste, aber nennen wir ihn mal Plan Z. Zum ersten Mal sahen wir einen Backpacker, dem wir nun 5 Minuten später an der Levada folgten.



                        Die Levada ist ein der größeren, ordentlich mit Wasser gefüllt, Fische die gegen den Strom ankämpfen und ein meist breit ausgebauter Seitenstreifen. So machten wir nun gut Kilometer, dann kamen die ersten Tunnel. Nun kam Abwechslung ins Spiel. Alle freuten sich auf den ersten richtigen Levada-Tunnel der Tour. Der erste Tunnel war mit seinen 500m eine der kürzeren, es sollte bald noch einer mit nahezu 900m folgen. Die Stirnlampen waren angelegt, also konnte es losgehen.





                        Unterwegs trafen wir nun wieder die Polen, sie hatten den gleichen Weg zum Camp Caramujo und wollten noch runter an die Nordküste nach Sao Vicente. Täve bekam von ihnen einen leckeren Riegel, ich beeindruckte sie mit meinen letzten Brocken Russisch. Sie waren nette Leute, die wirklich sehr interessiert an unserer Tour waren und nicht so richtig glauben wollten, was wir da taten. Dann kam der eine Backpacker wieder des Weges. "Seid Ihr Deutsche?" War ja klar. Wir quatschten, woher, wohin und wie lange und er meinte nur, dass er ohne Permits unterwegs ist und keine Probleme bei der Kontrolle hatte. Wir sagten ihm nur, dass unser Ziel Caramujo wäre, er wolle das weiter oberhalb liegende Camp Bica da Cana ansteuern.

                        Es ging nun wieder in Tunnel, teilweise mussten die Hüft- und Schultergurte gelockert werden, damit wir mit dem Deckelfach nicht an den halbrunden und sehr niedrigen Bögen hängen blieben. Manchmal war es ein Balanceakt, auf dem manchmal 20cm schmalen Weg nicht in die Levada zu fallen. Irgendwann zweigte der PR17 nach rechts von der Levada ab. Die Polen und der Deutsche folgten diesem Schild. Beim Anblick des Weges aber strahlte mich die flache Levada mehr an. Komischerweise war sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ausgeschildert, aber auch nicht gesperrt. Wir versuchten nun unser Glück.

                        Nun waren wir auf der Levada allein und auch bald am Ziel. Wir hatten die richtige Wahl getroffen. Bei km11.5 waren wir nun an der Schotterpiste, wo wir von der Levada abzweigen und den letzten 2.5km Anstieg des Tages in Angriff nehmen mussten. Wir waren immer noch im Nebel, der wieder zugenommen hatte. Yvonne war genervt, wo sie doch zur Mittagspause mit Sonne zu dieser Tour gelockt wurde. Es ging nun mit Kurven zählen nach oben. 7 Serpentinen, dann 6, bald 5. Zwischen der 2. und letzten Kehre klarte es auf, Sonne trat hervor, wir waren wieder über den Wolken. Blick zurück auf die Berge, wo wir die Nacht zuvor Notcamp bezogen hatten.



                        Nein, erholt sieht anders aus, aber wir waren dem Camp nah, was im Internet als ursprünglichstes Camp von allen beschrieben wurde. Ich las sogar von Wasserfällen und einem See. Das gab den letzten Schub und dann waren wir am Camp. Unterwegs trafen wir noch die Polen, die von oben uns entgegen kamen. Sie meinten, der Deutsche würde auch im gleichen Camp übernachten, aber er war nicht da. Wir waren hier allein. Eine kleine Wiese unter einem Baum, direkt an der Ruine, war ein idealer Platz für das Zelt. Wo das geklärt war, schaute ich nach der Wasserquelle. Wo war sie?





                        Okay, ich zog also mit Wassersack los um das frische Etwas zu besorgen, doch wohin? Wo suchen? Klar, Wasserfälle, See, ab dahin. Am See angekommen, war dieser völlig ausgetrocknet. Kein Rauschen eines Wasserfalles, ich dachte mir, lieber nach unten in den Nebel gehen, wo die Vegetation üppiger schien als nach oben in die Trockenheit. Ich wollte es noch nicht wahr haben, dass wohl mein nochmaliges Ziel die Levada do Norte sein würde, aber eine halbe Stunde später stand ich genau dort um meine trockene Kehle zu benetzen und den Sack zu füllen. Nun musste ich die 2.5km und 250hm noch einmal hoch. Wieder zählte ich die Serpentinen. Bei der 5.Serpentine wusste ich schon nicht einmal mehr, ob es denn auch wirklich die 5. war. Gott, war ich am Limit. Der Wassersack sehr unpraktisch zu tragen, die Kräfte schwindend, die Zeit davon rennend. Nein, das war kein guter Ausgang des doch noch so toll verlaufenden Tages. Kopfkino: Ich komme am Zelt an, will den Wassersack absetzen, der Verschluss reißt auf, alles Wasser fließt dahin, Stirnlampe aufsetzen und noch einmal zur Levada. Das brachte mich ein wenig zum Lachen, es wäre aber eher zum Heulen gewesen. Bald war ich dann wieder am Camp, das Ganze hatte 1.5 Stunden gedauert. Meine Beiden hatten sich aber selbst beholfen, Zelt war aufgebaut, Feuerholz gesammelt und alles für einen gemütlichen Abend vorbereitet. Nun war meine Stimmung wieder auf üblichen Niveau.

                        Am Lagerfeuer und im leisen Rauschen der sichtbaren Windräder ließen wir uns von Täve mit Wein und Süßem bedienen und ließen der erlebnisreichen Tag Revue passieren.
                        Zuletzt geändert von Gast20200707; 25.06.2017, 10:40.

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                        • Gast20200707
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                          #13
                          AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

                          Mal paar bewegte Bilder, damit Ihr seht, dass wir nicht nur rum gestanden haben

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                            #14
                            AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

                            Hallo Jens,

                            vielen Dank für die vielen schönen Erinnerungen.
                            Einen ähnlichen Weg hatte ich vor über 30 Jahren in umgekehrter Richtung eingeschlagen. Damals war die Landung auf Madeira noch abenteuerlicher. Ich hätte ja eigentlich gesagt, mach bitte nicht so viel Werbung für dieses wunderschöne Paradies, damit es nicht so überlaufen wird; aber zumindest auf diese wilden Pfade kommen die meisten Touris erst gar nicht hin. Toll wie euer Sohn das mit gemacht hat.

                            Saudades, Joachim

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                            • Gast20200707
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                              #15
                              AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West

                              Zitat von PWD Beitrag anzeigen
                              Hallo Jens,

                              Einen ähnlichen Weg hatte ich vor über 30 Jahren in umgekehrter Richtung eingeschlagen. Damals war die Landung auf Madeira noch abenteuerlicher.

                              Saudades, Joachim
                              Naja, ich arbeite seit '98 in der Tourismusbranche und habe die Entwicklung Madeira miterlebt. Immer mehr Hotels, mehr Straßen, mehr Tunnel. Schon damals kamen Urlauber zurück und meinten, Madeira sollte man bald machen, der einstige Charme wäre bald verflogen. Daher waren wir auch so positiv überrascht, noch Ecken gefunden zu haben, die vielleicht doch noch unberührt geblieben sind. Yvonne hätte ich zu damaliger Zeit allein wegen der riskanten Landeanflüge nicht dorthin bekommen. Daher war dieses Jahr der richtige Zeitpunkt

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                              • Gast20200707
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                                #16
                                AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West



                                5.Tag 15.Juni 2017
                                Am Morgen begrüßte uns nicht nur die Sonne, sondern auch die durchaus störenden Windgeräusche, der 200hm weiter oben gelegenen Windräder. Zum Glück sah man nur ein Windrad, der dichte Wald schirmte es noch ganz gut ab. Beim Frühstück am Zelt war das Camp Thema. Hoch angepriesen, wollte es uns nicht so richtig überzeugen, die alte Ruine eher eine Müllhalde, keine schöne Weitsicht und das fehlende Wasser. Bei letzteren sagte ich noch beiläufig: "Ich bekomme einen Schreianfall, wenn beim Aufstieg heute unweit Wasser fließt". Am Lagerfeuer ließen wir uns heute beim Kaffeegenuss mehr Zeit, denn die 200hm gleich zu Beginn der Tour wären heute der höchste Anspruch der Tour, danach sollte die Wegbeschaffenheit und die Steigungen humaner werden. Dies würde ein schnelleres Vorankommen sichern.

                                Wieder gegen 10 Uhr waren wir startklar. Da die Piste nach oben mit großen Steinen durchsetzt und nur für richtige Jeeps geeignet ist, blieb der Roller zusammengeklappt und der Ortliebsack kam auf die Brust. Täve motivierte ich mit dem baldigen langen Rollerritt, sobald der Anstieg hinter uns liegen würde. Täve schritt voran und erkundete den Weg nach allem, was interessant war. Er erinnerte sich an meine Worte zum Frühstück und schrie mir mit einem gemeinen Lächeln zu: "Papa, ich glaub, du kannst jetzt schreien." Ich verstand den Zusammenhang dieser Worte erst, als ich ihm näher kam und ein Rauschen hörte. Mein Aufschrei kam aus tiefster Brust, die gestrigen Kilometer zur Levada runter waren umsonst gewesen. Keine 200m oberhalb des Camps verlief in einem linken Graben ein kleines Bächlein, es hätte uns genügt. "Jeder gang macht schlank" und abgehakt. Weiter ging es. Mit jedem Höhenmeter, den wir bewältigen, stieg auch die Temperatur. Es wurde immer wärmer, die Wolken weit unter uns. Kurze Pause nach der Hälfte im Schatten eines kleinen Busches. Unsere Ruhe wurde von einer geführten "Outdoor-Gruppe" gestört, die mit Jeeps die Piste hinaufkamen, extra jedes noch so tiefe Loch durchfahrend, damit es sich hinten in der zusammengepferchten Gruppe auch wirklich nach Gelände anfühlt. Wir durften als Dank dann auch noch den Staub schlucken.

                                Nach 3km war es geschafft und endlich erschienen wieder Bäume, die Schatten spendeten. Mir floss der Schweiß dermaßen, dass ich mittlerweile die Klamotten im Rucksack mit einem Flightcover vor mir selbst schützen musste. Der Ortliebsack auf der Brust war ja wasserdicht. Gott, das ein Mensch so schwitzen kann, pervers. Wir kamen am Camp Estanquinhos vorbei, besichtigten es aber nicht, da wir bald von der Asphaltstraße wieder auf Wanderpfade abbogen. Gemächlich, aber wieder ohne Schutz der Bäume ging es bei praller Sonne durch Stechginster. Das Zeug war wie 1000 Nadeln auf den Schienenbeinen, so sahen sie dann auch am Abend aus, wie frisch von der Akupunktur. Man hätte ja auch lange Hosen anziehen können, ja man hätte. In der Ferne war schon die ER209 Straße zu sehen, die nach Porto Moniz führen würde. Dieser mussten wir bald ein Stück folgen, bevor wir wieder auf den Wanderweg PR13 wechseln würden.

                                Auf der Straße angekommen, war Täve bald nicht mehr zu sehen. Der geleckte Asphalt und der geschmeidige Roller, Fahrspaß ohne Grenzen. Wir mussten jedoch Täve ein wenig zügeln, da ab und an schon ein Auto vorbeikam, aber grundlegend war die Straße echt wenig befahren. Je mehr wir der Straße folgten, umso mehr nahm der Nebel zu, die Sonne ab, aber der Regen blieb aus. Endlich wieder ein Klima für mich, doch ich würde sicher gleich wieder auf dem PR13 zum schwitzen kommen, wenn alles geschultert werden müsste. Dort angekommen, entbrannte eine heiße Diskussion. Täve und Yvonne wollten auf der Straße weiterlaufen. Okay, landschaftlich reizvoll war es auf der Straße nicht gerade, aber da Nebel aufzog, sah man eh nicht mehr viel. Yvonne und Täve wollten sich bei dem leichten Gefälle gern mit dem Roller treiben lassen, dafür war er ja gekauft worden. Ich willigte ein, mit einem "aber". Kurz vor Ende kreuzt der Weg dann wieder die Straße, den Rest laufen wir dann aber noch den PR13.

                                Die nun vorbeirollenden Autos fuhren immer langsamer und blieben auf unserer Höhe immer fast stehen. Hätten sie länger in unsere Richtung geschaut, sie hätten mit den Büschen Bekanntschaft gemacht. Andere hupten uns an oder winkten uns zu. Okay, so kann Wandern an der Straße auch Spaß machen. Die letzten Meter waren bald geschafft, nach der gestrigen Erfahrungen suchte ich zielstrebig eine Wasserquelle, hier gab es sogar gleich zwei, eine direkt gegenüber vom verlassenen Gebäude und eine direkt an der Schutzhütte. Ich war zufrieden, mir war der Nebel egal. Yvonne dagegen beklagte einmal mehr das beschissene Wetter, sie ist da aber kein Maßstab.



                                Das Zelt war aufgebaut, die letzten Touristen waren bald verschwunden. Die Schutzhütte hatte eine Feuerstelle, doch bei der Feuchtigkeit in der Luft muss man erst einmal trockenes Holz finden. Irgendwo hatte ich glaube ich gelesen, dass man diesen Wald auch Nebelwald nennt. Wenn ich mich also nicht irre, war der Name hier Programm. Irgendwie bekamen wir mit viel Geduld dann doch das Feuer an und verbrauchten unsere letzten Abendreserven, morgen würden wir endlich Porto Moniz erreichen.
                                Wir saßen bei wolliger Wärme in der Hütte und gingen schon mal den Bestellzettel für morgen durch. Ganz sicher, der Supermarkt, der uns als Kunde morgen bekommen würde, hätte seinen Umsatz für den Tag gemacht.

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                                • Gast20200707
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                                  #17
                                  AW: [PT] Madeira mit Zelt | Ab durch die Mitte von Ost nach West



                                  6.Tag 16.Juni 2017
                                  Die Vorstellung, heute 1200hm bergab zu laufen, trieb mich nicht gerade hoch motiviert aus dem Bett, aber der Gedanke an einen leckeren Burger, eine Cola oder was auch immer Ungesundes schaffte es, dass ich den Nebel draußen ignorierte und in der Schutzhütte erst einmal Feuer machte. Der Nebelwald wollte einfach keine Fernsicht zulassen, wir hofften also mal auf besseres Wetter weiter unten und an der Küste. Auf den Azoren haben wir nämlich meist genau diese Erfahrung gemacht.

                                  Ich musste heute Beiden in den Arsch treten, irgendwie war der morgige Relaxtag echt nötig. Sicher war das Wetter auch Schuld dran. In der Nebelsuppe kommt auch nicht wirklich positive Stimmung auf. Die müden Knochen sollten bei den ersten 300hm runter zur Levada dos Cedros in Schwung kommen. Das sollte kein Zuckerschlecken werden, denn Täve musste wieder selbst laufen. Dabei lenken wir ihn immer ein wenig von den Strapazen ab. Nachdem wir die Tage zuvor immer "Ich sehe was, was Du nicht siehst" , "Welches Tier bin ich" oder "Assoziation, ich sage Baum, Du sagst Blatt" gespielt hatten, wollten wir mal was Neues probieren. Dabei war nun auch unsere Kreativität gefragt, denn wieviele Antonyme (Gegensatzpaare) könnt Ihr aufzählen? So viele, dass man Täve die 300hm motivieren kann, was immerhin 1h dauerte. Täve machte das so super, dass er mehr uns ablenkte. Er wollte immer mehr, aber uns gingen die Paare aus. Da war sie endlich, die Levada. Dieses Mal passte die Fließrichtung auch zu unserer Route, so dass erst einmal pausiert wurde um ein Boot zu bauen. Eine Rinde, ein Stock, ein Blatt und ein Ruder und fertig ist das Outdoor-Spielzeug.





                                  6km schlängelte sich nun die Levada, eng an den Berg geheftet, um die kurvigen Hänge. Der Weg war eng, aber mit Roller gut machbar. Die kleine 10cm schmale Levadamauer diente als Rollerweg und war zwar eine knappe Sache, dafür aber leichtgängig. Einzig das lahmarschige Boot stoppte unseren flotten Schritt. Die Fließgeschwindigkeit war zum Einschlafen. So konnte man die Umgebung genießen, die extrem üppige Vegetation bestaunen und feststellen, dass die Levada wirklich einsam schön ist.



                                  Bald erreichten wir nun die Straße, der wir nun erst einmal bis Ribeira da Janela folgen mussten. Auf 6km hatten wir nur 20hm absolviert, nun sollten 850hm auf 6.5km folgen. Das Gefälle der Straße war so extrem, dass Täve allein dort mit dem Roller hätte nie und nimmer runter rauschen können ohne die Leitplanke zu überfliegen. Es war aber auch kräftemäßig nicht machbar, ihn auf dem Roller stehend mit dem Händen am Lenker zu bremsen. Nun kam unserer Brustgurt mit Leine zum Einsatz, der eigentlich für die unwegsame Berggegend zum Sichern dienen sollte. Nun wurde er zweckentfremdet. Gut verkehrt herum angelegt, Karabiner hinten, Leine dran, anderes Ende an meinen Hüftgurt. Nun ging alles viel entspannter.

                                  Täve hatte seinen Spaß und wir konnten derweil beobachten, wie am Straßenrand die Vegetation wechselte, bunter und geruchvoller wurde. Alles blühte auf einmal in Hülle und Fülle. Ein ganz anderes Klima, schon viel wärmer. Ich sah mich schon nachts wieder vorm Zelt schlafen. Im Hochland hatte ich den Schlafsack schon nur als Decke genutzt, aber wenn es bis nach unten noch wärmer würde, es wäre der Horror für mich. Zufällig schaute ich immer aller 100hm auf das Garmin und verkündete den aktuellen Stand. Es waren weiter harte 4.5km bergab gemacht, wir erreichten den kleinen Bergort Ribeira da Janela, wo wir nun nicht mehr den sanfteren Serpentinen folgten. Nein, wir brauchten noch mehr Schmerzen und nahmen nun den direkten kleinen Weg durch den Ort. Es fehlte nicht mehr viel und wir hätten uns hier mit Abseilachter, Seil und Gut abseilen können. Es war echt schmerzhaft.

                                  Für mich kaum vorstellbar, dass ich heute noch einmal nach Porto Moniz musste um einzukaufen, da es nach meiner Recherche zu Hause nur dort einen Supermarkt gab. Wir lagen ja aber noch gut in der Zeit, es war gerade mal 14 Uhr. Die engen Gässchen und das Flair der Häuser lenkte mich soweit ab, dass ich beim Erscheinen eine Minimercados im vorbeilaufen meinte "Schön, die haben ja sogar einen Laden hier". Nach zwei weiteren Schritten zog mir ein breites Grinsen übers Gesicht. Sollte dieser Laden meine Rettung sein? Ein Blick in das "Lädchen" offenbarte ein sehr übersichtliches Sortiment, dafür aber mit allen für uns notwendigen Dingen bestückt.

                                  All unsere Blicke wurden auf Eis, Cola, Süßes und Alkohol gelenkt, erst später kamen die Grundnahrungsmittel auf den Kassenbon. Hier noch was, ach da noch was, ach ja, das könnten wir auch noch gebrauchen. Es ist doch so fatal, überhungert Einkaufen zu gehen, sagte mal Jemand. Wir deckten uns für den heutigen Tag, Abend und kommenden Morgen erst einmal ein, für den Rest der Tour würden wir morgen alles in Porto Moniz besorgen. Ein Eis gab es zur Pause auf die Hand. 300hm und 2km, das sollten wir doch noch locker schaffen. Bald kam der Taleinschnitt, wo sich unser Camp befand. Mehr und mehr wurde der Blick auf die moderne Anlage frei. Ganz schön gut besucht, dachten wir. Die letzte Serpentine, die letzten Asphaltmeter, dann waren wir am Camp. Wow, hier zog schon ein ordentlicher Wind durchs Tal. Ein Zelt wehte auch schon ordentlich überm Boden, nur noch gehalten von 2 Heringen. Die Rezeption war nicht besetzt, wir wählten uns also selbst einen Platz, Täve wählte diesen natürlich spielplatznah aus. Kein Ding, er hatte es sich verdient. Wir überfielen derweil die Einkaufstüten wie Barbaren. 10min lagen wir überfressen auf der Wiese, ein zufriedenes langes Stöhnen war der Beweis, wir waren glücklich.



                                  Nach dem Zeltaufbau ging es zum nahegelegenen Strand, baden war aufgrund der hohen Wellen und der Riesensteine nicht möglich. Eine Welle überraschte wieder einmal Täve, ich konnte ihn gerade noch so hochheben, als Belohnung durfte ich mich über nasse Schuhe freuen.



                                  Ich glaube, wir hatten vom Laufen genug, eine Stunde später saßen wir wieder am Zelt und diskutierten darüber, ob wir denn das WLAN Passwort nutzen sollten, wir sind doch auch so 6 Tage ohne ausgekommen. Alles war gut, aber die Neugierde, was denn die Außenwelt so triebt, trieb uns dazu, doch mal online zu gehen. Die Entscheidung sollte noch dazu beitragen, dass wir bald eine nette und wohl sehr zufällige Begegnung machen würden, denn ich postete paar Bilder bei Instagram. Es gab Abendessen, hinter uns war auch ein junges, deutsches Paar. Warum wir es nicht ansprachen? Naja, man weiß nie, wie die Leute ticken, ob sie Einen bereichern oder auch nicht. Wir verbrachten den Abend für uns, Täve flirtete mit den portugiesischen Kindern des Camps, während wir feststellten, dass wir unser Primärziel Ost nach West erreicht hatten. Die Freude darüber war uns ein Glas Madeira Wein Wert.

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                                  • Gast20200707
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                                    7.Tag 17.Juni 2017

                                    Über diesen Tag gäbe es nicht soviel zu erzählen, wäre da nicht noch diese mysteriöse Begegnung gewesen.
                                    Es war ja ein Relaxtag und bepackt mit Badeklamotten und Benzinflasche ging es zu Fuß über die alte nicht befahrene Küstenstraße nach Porto Moniz. Ich glaubte nicht an einen Badetag, dafür sah es zu düster am Himmel aus. 3.5km und wir
                                    waren in dem kleinen Ort.

                                    Hier wollten wir rumschlendern, Benzin auffüllen, Mittagessen, für die weiteren Tage Proviant kaufen und nicht mehr. Wir besuchten das lokale Meeresaquarium. Minikulturprogramm für Täve. Zeitig aßen wir zu Mittag leckeres Knoblauchbrot mit Pommes und Burger. Gott, jeder einzelne Finger wurde abgeleckt. Während des Festmahls hielt ein Bus nach dem anderen. Die Touristen wurden hier im 5-Minuten-Takt abgeladen als würde Porto Moniz was zu bieten haben. Wir fanden den Ort einfach nur unspektakulär. Nach dem Essen ab zum Supermercado, mit prall gefülltem Rucksack und schwer beladenen Roller ging es den gleichen Weg zurück.

                                    Am Zelt entspannten wir noch ein wenig, quatschten, surften ein wenig im Netz und Yvonne ärgerte sich über den einzigen schlechten Tag des Urlaubes, der dann auch noch auf den Relax- und Badetag fiel. Mein Beileid hielt sich wieder einmal in Grenzen. Am Zelt bereitete ich schon sehr zeitig unser Abendessen vor, da kamen die zwei Deutschen direkt auf uns zu und sprachen uns an "Seid Ihr Die, die mit Eseln durch Kirgistan gewandert sind?" Bevor wir mit Ja antworten konnten, schauten wir uns Beide an und fingen an zu lachen.

                                    Hee, woher kannten DIE uns denn? Nun waren wir neugierig. Sie hatten unsere Bilder bei Instagram gesehen, da wir uns dort gegenseitig folgen. Dort hatte mich Hannes auch mal angeschrieben als er unsere Fotos von Kirgistan gesehen hatte. Er war interessiert an dem Land, wir schrieben eine Weile hin und her. Ich war immer erstaunt wie oft der Typ überall in den Bergen unterwegs ist und die Beiden fragen uns "Sagt mal, arbeitet Ihr überhaupt oder habt Ihr im Lotto gewonnen" So oft sind wir doch gar nicht unterwegs, also hört einmal. Die Beiden sahen also unsere Fotos bei Instagram und konnten bald eins und eins zusammenzählen. Wir kamen ins Gespräch, bei Wein und Süßem kamen echt alle Themen auf den Tisch. Vivian schlug dann so beiläufig vor, dass sie uns doch morgen gern irgendwo hinfahren könnten, wo wir wandern wollen. So falsch war die Idee nicht, denn ursprünglich war ab dem Camp eine 20km Wanderung an der Levada Riberia da Janela hoch zum Camp Fonte do Bispo geplant. Ein Fehler hatte diese Tour aber, der Schlussanstieg ab der Levada stand mit 5km und 700hm zu Buche. Ohne menschliche Verluste hätten wir die Tour nicht geschafft. Also wollten wir uns für morgen ein Taxi rufen, was uns zum Camp bringen würde. Von dort aus wollten wir dann zur entspannten Tour an der Levada da Serra starten.

                                    Auch das war für die Beiden kein Problem. Sie zeigten auf ihren Fiat Panda, der hinter den Mülltonnen stand. "Der ist so klein, den könnt Ihr nicht sehen, die Mülltonnen sind größer" Mann, hatten wir den Abend viel zu lachen. Wir lagen auf einer Wellenlänge und es ging bis nach Mitternacht. Dann ging Jeder in seine Herberge, Abfahrt sollte morgen 10 Uhr sein.

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                                    • Gast20200707
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                                      8.Tag 18.Juni 2017

                                      Ich stand heute ein wenig eher auf, wir wollten Vivian und Hannes nicht warten lassen. In Ruhe frühstückten wir ausgiebig, bauten dann alles in Ruhe ab, Täve holte sich den letzten Adrenalinschub auf dem Spielplatz. Vivian und Hannes schälten sich auch bald aus ihrem Zelt, irgendwann um die 10.Stunde herum waren dann Alle bereit zur Abfahrt. Das sollte Gaudi versprechen. Fünf Leute samt Gepäck im Fiat Panda die steilsten Anstiege hinauf. Der erste Gang würde wohl vermehrt zum Einsatz kommen. Nach ca. 45 Minuten Fahrt erreichten wir unser Ziel an der ER210. Während es in Porto Moniz noch bewölkt war, knallte die Sonne hier oben vom wolkenfreien Himmel. Wir verabschiedeten uns herzlich von den Beiden und setzten nun unsere Tour fort. Die nun folgenden zwei Tage sollten als Zugabe dienen. Faul Herumliegen ist nicht unser Ding, der Weg ist das Ziel. Neues kennenlernen, Wandernomaden schlichtweg.

                                      Unser Begleiter sollte heute die Levada da Serra von West nach Ost sein, bis es 250hm auf die Hochebene-Straße ER105 gehen sollte um dann auf der anderen Seite der Straße zum Camp Rabacal runter zu kommen. Doch diese Levada war eher eine No Levada, die ehemalige Rinne nur noch teils zu erkennen. So kam es, dass die Sonne runterhaute, die gecremte Haut schwitzte und die Vegetation spärlicher wurde. Verbrannte Büsche zeugten wirklich von einem trockenen Klima hier. Zum Glück gab es ab und an ein Rinnsal, dass von der Hochebene herunterfloss.



                                      Die Tour sollte heute eigentlich um die 14km betragen, nur der Anstieg sollte die Crux der Tour sein. Bis dahin dauerte es aber noch eine Weile, da sich der breite und gut festgetretene Weg weit ausgedehnt am Hang entlang schlängelte. Seit der Verabschiedung von Hannes und Vivian hatten wir hier keine Menschenseele getroffen, was bis zum kommenden Morgen auch so bleiben sollte. Obwohl ich es in der Sonne kaum aushalten konnte und die Eukalyptusbäume hier meine besten Freunde waren, gefiel mir dieser Landstrich aufgrund seiner touristisch uninteressanten Prägung. Wer schaut sich schon gern Levadas an, die keine mehr sind. Alte Tunnel der Levada brachten Schatten und viele Abkürzungen mit sich. Immer wieder stellten sich Kühe in den Weg, die wir genau so wenig erwartet hatten wie die uns. Jeder ging seines Weges.

                                      In mir wuchs nun der Gedanke, hier, bei schönem Wetter und tollem Weitblick zu verweilen. Nein, nicht nur für eine Pause, sondern für eine Nacht. Nach der letzten Wasserstelle sollten es noch 500m sein, dann kam der eigentliche Anstieg gen Norden.
                                      Hier pausierten wir noch einmal und besprachen die Lage. Rabacal hatte ich als touristischen Magneten in Erinnerung, außerdem weiter nördlich im Wald gelegen. Mehr Argumente brauchte ich nicht bringen, wir suchten nun gemeinsam nach einem passenden Camp, was wir bereits vom Weg ca. 40hm weiter unterhalb südlich des Weges erspäht hatten.



                                      Ich ging zur Quelle zurück, füllte den Wassersack, zurück am Camp war alles hergerichtet. So war nun genug Zeit zum Entspannen, Genießen der Idylle. Es war 16 Uhr, klar wir hatten die gesamte Tour noch geschafft, morgen würde sich aber eindrucksvoll zeigen, dass unsere Entscheidung für uns die richtige war, zumal wild zelten für uns einen besonderen Reiz darstellt. Fragt bitte nicht, warum!



                                      Am Abend zogen dann Wolken auf, es blieb aber warm. Es reichte aber auch, wir hatten tagsüber genug ab bekommen. Als es dunkler wurde zog die Wolkendecke fast ganz auf, der Blick auf das beleuchtete Calheta wurde frei gegeben. Ein herrlicher Tag ging wieder einmal zu Ende. Nachdem für mich der gestrige Tag auf dem Campingplatz nicht gerade die Erfüllung, aber einen Kompromiss darstellte, war ich heute bereits wieder voll zufrieden. Wir saßen noch lange in unseren TAR Chairs uns schaukelten entspannt im tiefen Gras dahin.

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                                      • Gast20200707
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                                        9.Tag 19.Juni 2017
                                        Da es der letzte Morgen zum Ausschlafen auf Madeira sein sollte, gönnte ich den beiden Schlafmützen mehr Zeit. Etwas entfernt vom Zelt kochte ich das Wasser für den Kaffee und die Milch auf. Es war ein Mix aus Sonne und Nebel, aber schon angenehm warm. Ich entspannte zwar nicht richtig bei dem Blick auf meinen heutigen Gegner, den 200hm Anstiege, vor welchen wir gestern abgebrochen hatten.

                                        Bald saßen wir zusammen und Täve meinte beiläufig, dass ihm dieses Camp und das, wo ihm die Beine wehtaten, am besten gefallen hätten. Beide gefielen mir auch, es waren die einzigen beiden Wild Camps dieser Tour. Beim Blick auf Calheta schlürften wir den Kaffee, aßen Müsli und mit Ach und Krach würgten wir das mittlerweile vertrocknete Brot hinunter. Dann ging es ans Zusammenpacken.

                                        Also ab hoch zur Straße, der wir nun später etwas folgen mussten, da der Abstieg zum Camp Rabacal nun nicht mehr nötig war. Da sich die 200hm auf einem Kilometer Weg komprimierten, war der Anstieg ordentlich steil. Ortliebsack wieder auf der Brust, Roller abwechselnd links und rechts in der Hand und in Mount-Everest-Schritttechnik nun aufwärts. Gut, dass nun auch die Sonne vollends zu sehen war. Der Schweiß lief wirklich überall. Zum Glück konnte man die Straße und somit das Ziel schon erkennen, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie einfach nicht näher kommen wollte. Kurzzeitig nutzte ich den Roller als Stütze, Bäume zum Anlehnen gab es hier nicht. Boar, ich war schon gleich am Anfang bei Puls 200 und voll am Limit. Die Sonne sollte mir heute aber noch mehr einheizen, so dass auch Yvonne bald sagen würde "Genug!"

                                        Keine Ahnung, wie, aber irgendwann standen wir an der Straße. Mit letzten Kräften klappte ich den Roller auseinander, den Ortliebsack arretiert und Täve das Teil überlassen. Nun ging es schon wieder leichtfüßiger voran, zumal auch die Steigung weg war. Gesamt mussten wir nun 5km auf der Straße lang gehen, davon aber 2.5km ein sehr wenig befahrenes Stück bis zum Rabacal-Parkplatz. Wir liefen noch ein Stück an der Straße entlang, am linken Seitenstreifen pausierten wir auf einer großen unebenen und abgefahrenen Parkplatzfläche um den Ausblick auf das grüne Tal und die verwachsenen Steilhänge zu genießen.
                                        Wir konnten die Ruhe aber nur kurz genießen, dann kamen wie aus dem nichts wieder eine Geländejeep-Gruppe von 5 Autos, die jede noch so kleine Unebenheit mitnehmen mussten, so auch unseren trockenen, staubigen Rastplatz. Hier pausierten sie dann. Zeit für uns, nun weiter zu gehen. Kurz vor dem Parkplatz von Rabacal, die Automassen waren schon aus der Ferne sichtbar, erblickten wir das Camp Rabacal im Tal, nördlich der Straße. So tief und schattig im Wald wie gedacht lag es nicht, aber das unsere Entscheidung, gestern wild gecampt zu haben, die bessere gewesen war, würde sich bald am Parkplatz zeigen.



                                        Dort angekommen, war uns klar geworden, dass ja im Reiseführer unter den Top5 stand "25 fontes muss man gesehen haben". Dem Aufruf kamen so viele Touristen nach, dass die Autos sogar auf der Straße geparkt wurden. Der Parkplatz quillte vor Autos nur so über. Sogar die sonst für Autos gesperrte Straße runter zum Camp war mit Autos ordentlich gut befahren. Genau jetzt waren wir froh, nicht dort unten unser Zelt aufgeschlagen zu haben, Ruhe hätte es dort sicher nur nachts gegeben. Schnell ging es weiter. Ein Schild mit der Aufschrift "Hotel und Restaurant 1.5km" weckte unser Interesse. Süßes und Alkohol waren schon wieder alle, der Mittagsmagen knurrte. Im Eiltempo schafften wir diesen Abschnitt und pausierten dort bei Cola, einer Wurst- und Käseplatte und Eis. Nachdem wir gut gestärkt waren und uns im Schatten gut herunter gekühlt hatten, sollte es die letzten Kilometer in der prallen Sonne zum Camp Bica da Cana gehen. Schatten sollten nur noch die langen Stelzen der Windräder bieten und diesen sehnte ich dann immer entgegen.

                                        Das Windrad Nummer 1 war schnell passiert (war es wirklich das erste Windrad der Insel?), weitere Dutzend sollten folgen. Es stehen Unmassen da oben auf der Paul da Serra Hochebene. Wie sinnierten über diese gewaltigen Anlagen. Klar, umweltfreundlich, dafür aber kein schöner Anblick. Täve gefiel diese technische Abwechslung. Motiviert rannte er von Windrad zu Windrad und schaute nach der nächsten Nummer. Eines wurde sogar repariert, er konnte einen Blick in den Turm erhaschen, "Da ist ja gar kein Fahrstuhl drin, nur eine Leiter". Tja, da ist man schon fertig, wenn man seinen Arbeitsplatz gerade mal erreicht hat, Pech.

                                        Wir querten eine Straße, dann sollten die letzten 5km des Urlaubes abgerissen werden. Es wurden zeitweise weniger Windräder in der Nähe, aber in der Ferne waren sie immer zu sehen. Wir liefen an einer Abbruchkante entlang, die Wolken hingen sich genau dort fest. Insgesamt hatten wir doch den Eindruck, dass dort oben auf dieser Ebene immer das bessere Wetter herrschte. Wir pausierten ein letztes Mal. Alle waren geschafft von der Sonne. "Genug!" schrie Yvonne, sogar ihr war es zuviel geworden. Wir hatten zwar keinen Zeitdruck, aber der Trinksack ging zur Neige.



                                        Mit trockener Kehle querten wir die Piste, die mit lilafarbenen Blütenteppichen übersät waren. Dort trieben Massen von Schmetterlingen ihr Unwesen. Ich fand das so toll, musste innehalten für einen langen Moment. Auch Täve schaute dem Treiben gespannt zu. Für mich eine der schönsten Momente des Urlaubes.



                                        Gegen 17Uhr waren wir dann am Camp, das zwar direkt an der Straße zum Parkplatz Rabacal lag, aber der Hauptverkehr hatte bereits abgenommen. Es waren einerseits weniger Autos unterwegs und der dicht gewachsene Wald schirmte auch gut ab. Hier hörte man die Windräder nur noch leise, zu sehen waren sie gar nicht. Das Zelt war schnell aufgebaut, ich sah Yvonne schon wieder in der Sonne sitzen. Der Wald bot nur wenig davon, sie wanderte immer mit dem Lichtkegel mit. Von wegen "Genug ist genug".



                                        Wir klärten nun nur noch den Transfer für morgen mit Miguel ab. Dieser sollte zeitig in der Frühe sein. Also kein Ausschlafen, unser Flieger sollte 12 Uhr starten. Dann war Entspannen, Abendessen, Genuss, ach was Hochgenuss angesagt. Wir aßen etwas oberhalb des Camps auf einer Bank zu Abend, spielten Karten mit Täve und genossen bei Wein und Süßigkeiten den warmen Sonnenuntergang. Wie an jedem Abend galt für mich das Motto bei den Genussmitteln "Entweder der Rest oder gar nichts". Täve teilte sich selbst das Süße zu, Yvonne sich den Wein und ich? Ich schaute zu.

                                        Bald war es still geworden am Tisch. Jeder für sich war in sich gekehrt und ließ den Urlaub Revue passieren. Mein Gedanke war nur "Wow, Madeira, Du hast mich echt beeindruckt."

                                        ++ E n d e ++

                                        Zuletzt geändert von Gast20200707; 29.06.2017, 19:18.

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