[SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumherum

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    [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumherum

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    Wer paddeln will muss schleppen - 21 Seen und 32 Portagen mit dem Ally auf dem Rogen



    Land: Schweden/Norwegen
    Reisezeit: August 2016
    Region: Rogen
    Karte: Rogen und Umgebung

    Nachdem wir uns 2011 mit viel zu viel Gepäck und fetten Leihkanadiern vom Rogen zum Feragen gekämpft haben, sind wir dieses Mal mit einem Ally 16.5 und leichterem Gepäck zurückgekehrt, um eine große Runde über den Rogen (Karte) und die angrenzenden Seen zu drehen.

    Viel Spaß beim Lesen
    Christian



    Tag 1 - Sonntag 14.8.2016

    Der frühe Vogel fängt das Schiff

    Aber erst einmal alles von vorne. Einen Tag zuvor sind wir morgens früh mit dem Auto in Hameln gestartet. Wir düsen hochdynamisch und staulos (es ist ja Sonntag) Richtung Dänemark, halten in der Heide zum Frühstück bei einem amerikanischen Bulettenbrater mit royalem Wurzeln und stoppen kurz vor der Grenze nochmal zum „billigen“ Nachtanken. Nachdem der Dänische Zoll bei uns keine Flüchtlinge gefunden hat, beginnt die monotone Tempomatenfahrt bis nach Frederikshavn, wo wir den Fährhafen im Vollbesitz unserer Zeitreserve erreichen. Wir verdaddeln die Zeit bis zur Ankunft im Wartebereich und freuen uns darauf, auf der Fähre auf Pole Position zu stehen.

    Eine Seefahrt die ist lustig …

    Leider werden wir dann in ein Zwischendeck eingewiesen, von dem wir in Göteborg eine schlechte Startposition haben. Wir beeilen uns, aufs offene Deck in die Sonne zu kommen und können dort noch zwei der raren Liegestühle ergattern. Beim Auslaufen der Fähre liegen wir dann gemütlich unter fast blauem Himmel mit einem Bier in der Sonne. Jetzt fängt der Urlaub gefühlt richtig an.


    Ablegen in Frederikshavn

    Als sich das Bier dann dem Ende zuneigt, werden wir von der Security noch freundlich aufgefordert, kein mitgebrachtes Bier auf dem Deck haben, und kommen wir der Aufforderung natürlich umgehend nach. Im Anschluss erkunden wir wie üblich das ganze Schiff und gehen dann nahtlos zum Abendessen am Skandinavischen Buffet über. Gesättigt können wir dann aus dem Fenstern schon die Hafeneinfahrt von Göteborg erblicken und schwingen uns gleich wieder auf Deck, um die Einfahrt unserer Fähre im Sonnenschein zu genießen.


    Wie ein Portal zum Schwedenurlaub

    Während des Anlegens erreichen wir wieder unser Auto und müssen in der unvorteilhaften Position des Oberdecks noch eine halbe Stunde warten, bis wir das Schiff verlassen können. Nach etwas Stau verlassen wir das Hafengebiet und setzen Kurs auf Vänersborg. Dort angekommen checken wir gleich in unserem Nachquartier ein, beziehen unser Zimmer und tragen unsere Ausrüstung rein. Gegen 21:00 müssen wir feststellen, dass es gefühlt doch schon sehr dunkel ist. Uns kommt gleich wieder die Entscheidung in den Sinn, unsere Taschenlampen zu Hause zu lassen, da wir sie die letzten Jahre nie benutzt hatten. Vielleicht sollten wir uns am kommenden Tag zumindest noch eine Notfalltaschenlampe besorgen. Wir schauen noch etwas amerikanisches Fernsehen mit schwedischen Untertiteln, bevor wir zum Matratzenhorchdienst übergehen.
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 07.11.2019, 18:08.
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    #2
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    Tag 2 - Montag 15.8.2016

    Roadtrip north

    Auch wenn das Bett etwas weich war, haben wir gut geschlafen. Die Laune bessert sich beim Blick aus dem Fenster, der uns wolkenlosen blauen Himmel zeigt. Gute gelaunt packen wir unsere sieben Sachen zusammen und frühstücken zum letzten Mal für die nächsten Tage ordentlich. Wir halten uns nicht lange auf, schließlich liegen noch knappe 600 Kilometer bzw. acht Stunden Fahrt vor uns. Zügig laden wir unsere Klamotten wieder ins Auto aus und düsen los Richtung Norden.


    Selten sind wir so übersichtlich zur Kanutour aufgebrochen

    Nachdem uns unser Spritsparwunder von Auto noch zu einem Tankstopp bei Ingo motiviert hatte, fahren wir wieder auf der altbekannten E45. Jetzt geht es erst Mal lange Zeit geradeaus und wir vertreiben uns die Zeit mit dem Zählen von Tieren. Als es kurz vor Säffle steht es 4:3 für die überfahrenen Füchse gegen die überfahrenen Dachse steht, unterbrechen wir das Duell der Tiere in Säffle dann für einen Einkaufsstopp bei Coop. Neben Verpflegung für Fahrt, Mittagessen und Abendbrot am Rogen investieren wir auch noch in eine sündhafte teure Energizer Notfalltaschenlampe für 19 SEK (2,20€) plus Batterien. Jetzt sind wir auch diesbezüglich gerüstet.


    Harakiri Schafe

    Als die toten Füchse dann auf der E45 6:4 vorne liegen, hätten wir fast noch selbst unser Ranking manipuliert, in dem wir in eine Herde Schafe gefahren wären, als diese vor uns unvermittelt auf die E45 rannte. Alex kann jedoch noch rechtzeitig stoppen und unsere Rangliste bleibt unverfälscht. Wir beruhigen uns mit der Teilnahme an einer Feldstudie für Fahrbahnmarkierungen, in dem wir über ein großes Abriebtestfeld auf der E45 fahren.
    In Malung biegen wir dann für die Mittagspause am Västerdalsälven ab und verspeisen ein gutes Pfund Köttbullar in der Sonne. Da wir schon mal hier sind, können wir ja auch gleich nochmal den Tank auffüllen - so sehr sich unser Spritfresser auch Mühe gegeben hat, so viel ist noch gar nicht nachzutanken. Von Malung ging es dann nach einem Fahrerwechsel durch das Tal des Västerdalsälven weiter Richtung Rogen. Die Straßen werden immer kleiner und leerer und das Fahren macht immer mehr Spaß.


    Wir sind im Norden

    Knapp hundert Kilometer vorm Ziel warnen uns Schilder vor Rentieren. Zur Bestätigung der Schilder stehen dann wenig später auch gleich die ersten Rentiere auf der Straße. Sechzig Kilometer Fahrfreude und gute zwanzig Rentiere später biegen wir dann zum Endspurt auf die Schotterstraße Richtung Käringsjön an, die uns zügig bis Käringsjovallen bringt. Danach wird die Straße schnell schlechter und ab dem Beginn der Mautstraße kämpft unser Vehikel gegen tiefe Schlaglöcher … Schneller, als erwartet erreichen wir Käringsjön, beginnen unseren Aufenthalt mit der Zahlung von Maut- und Parkgebühren und setzen uns mit einem Begrüßungsbier, ein paar Köttbullarn und Blick aufs Wasser an einen Tisch.


    Bausatzboot

    Nach der Begrüßungspause beginnen wir mit dem Aufbau unseres Ally. Dabei machen uns wieder die Bug- und Hecksteven Probleme, für die unsere relativ neue Bootshaut recht eng ist. Nach etwas Gewürge müssen wir feststellen, dass ein Steven einen Riss im Aluminium bei einer Halterung für die Längsspanten hat. Nach vorsichtiger wursten wir die Längsspanten ins Boot und nach quälend langen anderthalb Stunden steht unser Ally endlich fertig vor uns. Auf die Anstrengung gönnen wir uns noch einen Gerstensaft, bevor wir unsere Sachen final sortieren und die Ausrüstung für die Tour zum Steg tragen.


    "Stapellauf"

    Es fehlt eigentlich nur noch eine Flasche Champagner, eine Festgemeinde, eine Taufpatin und ein Taufname. Trotzdem lassen wir unseren neuen Ally bei seinem Stapellauf in Hochstimmung in das klare Wasser des Käringsjön, der Beginn und Ende unseres diesjährigen Kanu-Abenteuers rund um den Rogen markiert. Zu schnell ist unsere kleine Zeremonie zu Ende und wir kommen zum Ernst der Tour. Wenig festlich schmeißen wir Trekkingrucksack, Big Zip und viel Kleinkram ins Boot und stoßen uns nach dem Einsteigen leicht vom Steg ab. Während wir uns noch etwas sortieren, treiben wir Zentimeter für Zentimeter in den engen Kanal hinein, der uns vom Steg zum offenen Wasser der Käringsjön bringt. Mit leichten Schlägen lassen wir wenig später den schlangenlinienförmigen Graben hinter uns und paddeln auf den Käringsjön hinaus.


    Endlich geht's los

    Endlich auf dem Wasser

    Auf dem See können wir unserem Ally endlich mal die Sporen geben. Die ersten Meter geht es gut voran, beim anschließenden Treibenlassen machen wir dann jedoch eine akkurate Rechtskurve. Etwas sensibler paddeln wir wieder los und lassen uns wieder treiben. Beide Male bestätigt sich die starke Tendenz unseres Bootes nach rechts. Wir überlegen kurz. Sollen wir nochmal zurück und das Boot zerlegen und neu aufbauen? Dann kommen wir heute hier nicht mehr weg. Ziel für heute ist eigentlich noch der Rogen. Allerdings ist es sicherlich schon etwas später, sodass wir vielleicht am Han schon den Tag beenden. Mit den lädierten Steven wollen wir das Boot zudem nicht nochmal zerlegen und hoffen erstmal drauf, dass sich das Boot noch etwas gerade zieht.
    Nach knapp zwei Kilometern ist der Käringsjön dann auch schon wieder zu Ende. Mit dem unglaublichen Komfort eines kleinen Holzstegs beginnt die erste von ca. vierzig Portagen, die unser Paddelstrecke in der nächste Woche unterbrechen. Wir landen an, heben alles aus dem Wasser und wechseln von Neopreschuhen zu Trekkingstiefeln. Mit Trekkingrucksack bzw. Ortlieb Big Zip auf dem Rücken und Kleinkram in den Händen passieren wir den matschigen Uferbereich und marschieren die knapp vierhundert Meter gut sichtbaren Pfad bis zum See Hån. Dort angekommen geht es schnell wieder zurück zum Boot, da es schon leicht dämmert … vor allem wegen dicker dunkler Wolken.
    Am Käringsjön schnappen wir uns das Boot und freuen uns gleich wieder über diese gute Anschaffung. Was haben wir uns doch vor fünf Jahren mit dem fetten Leihboot und seinen vierzig Kilo abgeschleppt - mit seinen knapp einundzwanzig Kilo schwebt der Ally fast schon durch den Wald. Lediglich mit eng stehenden Bäumen und spitzen Ästen sind wir etwas vorsichtiger.
    Am See Hån angekommen sind wir uns einig, hier schon nach einem brauchbaren Lagerplatz zu suchen, da die Dämmerung jetzt langsam einsetzt. Wir paddeln am Ufer entlang und suchen dort nach einer ebenen Möglichkeit zum Übernachten - die wir aber nicht finden. Es bleibt uns also kaum was anderes übrig, als entweder zum Ausgangspunkt unserer Reise, dem Käringsjön zurück zu tragen/paddeln oder unser Glück mit dem Fluss Hån zu versuchen. Wir verfolgen eigentlich immer eine Vorwärtsstrategie und verwerfen schnell die Option zurück zum Käringsjön zu paddeln. Damit haben wir uns also für eine Befahrung des Hån in der Dämmerung entschieden, was aufgrund der geringen Entfernung hoffentlich schnell zu schaffen ist. Vielleicht haben wir unterwegs noch Glück und finden irgendwo einen adäquaten Lagerplatz.

    Flussfahrt im Dunkeln

    Dann sollte es jetzt aber schnell gehen. Wir paddeln zügig durch eine Gruppe aus kleinen Steinen im flachen Wasser in den Ausfluss des Hån Richtung Rogen hinein. Dort legen wir am Nordostufer vor der Steinblockade an, schnappen uns unser Gepäck und tragen es hundert Meter weiter ans Ende des Hindernisses. Ohne Pause düsen wir wieder zurück zum Ally, holen das Boot aus dem Wasser und tragen es direkt ins Unterwasser. Zu allem Überfluss ziehen jetzt auch noch dicke Wolken auf, die die Dämmerung zusätzlich beschleunigen.
    Wir paddeln vorsichtig und langsam aus der dunklen Bucht in den Fluss hinaus, da wir jetzt schon die Steine unter der Wasseroberfläche schwer erkennen können - das kann ja noch was werden. Hundertfünfzig Meter später ist es dann mit dem Paddeln auch schon wieder vorbei. Wir suchen beide Ufer ab und entscheiden uns für ein Anlegen am südlichen, da das Ufer hier aus weichem Torf und Pflanzen besteht. Außerdem führt hier der Weg zur Rogenstugan vorbei, den wir gegebenenfalls nutzen können. Wir verlieren keine Zeit und verschwinden mit unserem Gepäck im Wald. Dabei halten wir uns zunächst an den Fluss, da hier schon viele Pfade zu finden sind. Nach guten hundert Metern sehen wir das Ende des Hindernisses, können aber in einiger Entfernung hinter einer Kurve gleich schon die nächsten großen Steine im Wasser sehen. Hier macht es keinen Sinn, das Boot nur kurz einzusetzen, um es dann gleich wieder aus dem Wasser zu nehmen. Nachdem wir uns etwas landeinwärts gehalten haben, treffen wir kurz vor der Brücke über den Hån auf den markierten Weg zur Rogenstugan. Diesem folgen wir einfach über die kleine Brücke und stehen hundertfünfzig Meter südlich davon unterhalb des Hindernisses an einem kleinen Tümpel, der wieder in den Hån mündet. Ohne Pause machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Boot und müssen dabei leider feststellen, dass es schneller dunkel geworden ist, als wir uns das vorgestellt haben.

    Der rettende Billigartikel

    Zurück beim Boot kommt jetzt die große Stunde unserer neuesten Investitionen – der 19 SEK Taschenlampe. Alex, der unser Boot vorne trägt, steckt sie sich in die Tasche ein und kann so immer, wenn er den Weg nicht mehr richtig erkennen kann, kurz etwas Bonuslicht machen. Die Bootshülle über unseren Köpfen trägt natürlich nicht zum vermehrten Lichteinfall vor den Füßen bei. So tasten wir uns langsam und vorsichtig auf dem kürzesten Weg bis zum Hauptweg und arbeiten uns dann entlang der kaum noch sichtbaren Markierung bis zur Brücke vor. Hinter der Brücke wird dann der Wald lichter und wir können auf die Hilfe unseres neuen besten Freundes verzichten.
    Unser Ally passt beim Einsetzen gerade mal in Tümpel und wir schmeißen schnell die Sachen ins Boot. Nach einer Kontrolle, dass wir im Halbdunkel hier nichts vergessen haben, manövrieren unser Boot wie zwei venezianische Gondolieri über einen kleinen Bach hinaus in einen etwas größeren Tümpel, von dem aus wir dem Hån weiter folgen können. Auch wenn uns die Zeit drängt, lassen wir uns vorsichtig den Hån hinunter treiben und Alex prüft vorn im Boot mit Paddel und Taschenlampe kontinuierlich das Gewässer auf versteckte Steine und herausragende Äste, die unter der mittlerweile schwarz gewordenen Wasseroberfläche kaum oder nur sehr spät auszumachen sind.


    Hån Mittellauf

    Mäßig dynamisch nähern wir uns der letzten Gruppe von Hindernissen, die wir auch wieder in einem Stück umgehen wollen. Kurz vor den ersten Steinblockaden landen wir am weichen Nordostufer an und erkunden mit Rucksäcken und Taschenlampen den Weg bis unterhalb einer weiteren kleinen Brücke. Dabei halten wir uns etwas vom Wasser entfernt, da das Gebiet am Wasser recht matschig ist. Mittlerweile erkennen wir den Weg nur noch mit Hilfe des niedlichen Scheins unserer Aushilfstaschenlampe - wie gut, dass wir unsere praktischen und lichtstarken Stirnlampen zu Hause gelassen haben. Trotz Dunkelheit ist die Brücke über den Hån aber nicht zu verfehlen. Wir leuchten mit dem mickrigen Strahl unserer Taschenlampe soweit ins Wasser, wie wir können und finden unterhalb der Brücke kein nennenswertes
    Hindernis mehr. Wir reißen noch Witze, ob wir den grauen Rucksack und das schwarze Big Zip in der Dunkelheit überhaupt wieder finden und machen uns gleichzeitig auf die Suche nach unserem dunkelgrünen Ally.

    Den großen unförmigen grünen Gegenstand finden wir dann aber auch ohne unseren Flakscheinwerfer dort vor, wo wir ihn abgelegt haben. Nach dem Aufnehmen hüllt mich das Plastik des Daches über unseren Köpfen jetzt komplett in Dunkelheit. Alex nimmt die Bootsspitze auf die Schulter, um zumindest eine Hand für die Taschenfunzel frei zu haben. Wenn ich mir nicht ganz sicher bin, wohin ich trete, leuchtet er mir ab und zu die Füße an. Im Schneckentempo arbeiten wir uns durch das felsige Terrain und versuchen drauf zu achten, uns nicht zu verlaufen. Die Brücke verrät uns dann aber bald, dass wir auch gleich wieder unser Gepäck finden.


    Portage am Hån

    Während einer Pause, die wir uns nun ohne schlechtes Gewissen gönnen können, weil es ja sowieso nicht mehr dunkler werden kann, suchen wir mit unserer Spielzeuglampe so gut es geht das Wasser entlang des Ufers auf den nächsten Metern ab.
    Als dann alles verladen ist, geht das Spiel mit der Taschenlampe wieder von neuem los. Während ich versuche, hinten das Boot so langsam wie möglich in der leichten Störung zu bewegen, sondiert Alex vorne mit Taschenlampe und Paddel unseren Fahrweg. Als wir in den letzten größeren See vorm Rogen einfahren, verliert sich der Hån in einem großen Feld aus Schilfgras. Wir probieren drei kleinere Rinnen aus, die aber alle in Sackgassen enden und schließlich paddeln wir einfach durch das Seegras hindurch und hoffen nicht irgendwo einen Ast oder Stein zu treffen.
    Auf dem zweihundert mal zweihundert Meter großen See wirkt die Nacht dann noch viel dunkler, da wir selbst das nicht weit entfernte Ufer nur noch schemenhaft erkennen können. Sollten wir im Bereich der nächsten Portage zum Rogen oder bei der hier eingezeichneten Hütte keinen Lagerplatz finden, müssen wir uns echt was einfallen lassen. Im Stockdunklen mit einer funzeligen Taschenlampe auf dem Rogen zu paddeln wäre eine ziemlich dämliche Idee.
    Beim Anlegen am Nordwestufer machen wir den flachen Uferstreifen schon als möglichen Lagerplatz aus. Zwar ist es hier etwas matschig und in der Nähe befindet sich ein Ameisenhaufen, zur Not können wir aber heut Nacht hierbleiben. Zunächst wollen wir im Bereich des Rogen noch nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchen und stoßen auf dem Weg dorthin auf eine passablen Lagerplatz mit Feuerstelle und ausgelegten Stämmen zum Sitzen. Trotzdem zieht es uns noch zum Rogen, wo wir zwar den auf Luftbildern erkennbaren Kiesstrand vorfinden, allerdings jetzt keine Möglichkeit sehen, unser Zelt aufzubauen.


    Lagerplatz zwischen Hån und Rogen

    Wir entscheiden uns für den in dieser Situation mehr als luxuriösen Lagerplatz bei den Baumstämmen. Im Nu ist das Boot leergeräumt und liegt kopfüber bei unserem Lagerplatz. Beim Zeltaufbau im stockdunklen können wir unsere ganze Routine beim Aufbau und die durchdachte Konstruktion des Zeltes ausspielen. Zwar müssen wir bei Erstaufbau das Innenzelt befestigen, sind aber, auch dank unserer Wunderlampe, in einer halben Stunde einzugsfertig. Wir bereiten unser Nachtlager vor und setzen uns noch gemütlich auf die Baumstämme, um uns nach dieser Nachtwanderung unsere erste Lütje Minze als Belohnung zu gönnen. Das mitgebrachte Abendessen lassen wir links liegen und legen uns schnell in die Schlafsäcke. Es dauert nur ein paar Minuten und wir schlafen tief und fest.
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 21.06.2017, 09:33.
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      #3
      AW: [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

      Haha, sehr schön... weiter, bitte!
      TOMSCOUT'S TOUREN ...letzter Bericht: Hohe Tatra 2016

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        #4
        [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

        Tag 3 - 16.08.2016

        Nochmal alles in hell

        So sieht es also hier bei Licht aus. Ein Blick aus dem Zelt offenbart, dass wir gestern eine gute Wahl getroffen haben … auch wenn die Auswahl nicht sehr groß war. Sicherlich trägt auch der sonnige Himmel zu positiven Bewertung unseres Übernachtungsplatzes bei. Wir haben nach der Aktion von gestern erst mal ausgeschlafen und sind dann irgendwann aufgewacht, weil die Sonne auf dem Zelt steht. Die Wärme beim Aufwachen kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich heute Nacht doch etwas gefroren habe. Entweder habe ich mich noch nicht richtig akklimatisiert oder die 4° C außen bzw. 6° C innen waren doch nah am Komfortlimit meines Schlafsacks. Allerdings sollte der durchaus kältere Temperaturen abkönnen.


        So sieht das also hier aus

        Draußen melden sich die Mägen dann schnell zu Wort, die seit dem im Bier in Käringsjön und einem Müsliriegel bei einer der Nachtportagen gestern Abend nichts mehr bekommen haben. Wir gönnen uns erst mal ein Müsli und verschlingen dann noch die Hälfte des gestrigen Abendessens, einem Ciabatta mit einer männlichen Schicht Salami. Die andere Hälfte heben wir uns für einen Zwischenimbiss auf dem Rogen auf.


        Universaltisch der Marke Bergans

        Bevor wir unser Zelt abbauen, gehen wir noch mal zum Rogen und genießen die Aussicht über den großen See, auf dem gerade nur ein paar relativ harmlose Wellen zu sehen sind. Zwar sind die Bedingungen nicht so gut, wie auf unserer Tour 2011, wo der Rogen glatt wie ein Babypopo war, allerdings habe ich den Rogen auch schon wesentlich schlimmer gesehen.
        Wir bauen das jetzt trockene Zelt ab, verpacken unsere Ausrüstung und tragen alles zum Rogen. Eine Inspektion von Material und Boot hat außer ein paar Kratzern an der Bootshaut des Allys keine Schäden von der Nachtportage gezeigt. Allerdings hat Alex linke Hand etwas gelitten. Bei feinmotorischen Tätigkeiten, wie zum dem Anziehen des Handschuhs tut sie ihm stark weh.


        Willkommen am Rogen

        Auf dem Rogen

        Am Kiesstrand setzen wir das Boot in die Furche ein, die der Han in den Kiesstrand geschwemmt hat. So können wir entspannt und mit wenig Bodenkontakt einsteigen und gleich auf den See hinaus paddeln. Auf den ersten Metern merken wir sofort, dass sich unser Ally über Nacht von unserem Aufbau etwas erholt hat und nun einen besseren Geradeauslauf hat. Von optimal sind wir noch entfernt, aber wir haben ja noch ein paar Tage und Nächte.
        Etwas auf den See hinausgefahren, kommen wir in die Wellen, die von Westen in unsere Fahrtrichtung schieben. Im 45° Winkel zu den Wellen paddeln wir Richtung Südosten und freuen uns dabei über die gutmütigen Fahr- und Welleneigenschaften unseres Ally. Gefühlt versetzt das Boot nicht so stark bei Wellen von schräg hinten und wenn man auf dem Scheitel der Welle fährt, merkt man wie der Rumpf des Ally sich flexibel bewegt und den Wellen folgt.


        Entspannte Bedingungen auf dem Rogen

        Backbord passieren wir erst die Rogenstugan und wenig später den östlich liegenden Lagerplatz, auf dem eine Gruppe gerade ihre Ausrüstung zusammenpackt. Bei optimalen Bedingungen könnte man auf die Idee kommen, von hier schon eineinhalb Kilometer quer über den Rogen zur Insel Bredåholmarna paddeln, um so eine Ecke abzukürzen. Zwar scheint die Sonne, aufgrund des stetigen Windes und der Wellen entscheiden wir uns aber für die sichere Variante und paddeln am Ufer des Rogen entlang bis zur Insel Sandholmen, von der es nur fünfhundert Meter hinüber nach Bredåholmarna sind. Denn wenn wir mitten auf dem Rogen von dem launischen Wind überrascht werden, können wir schnell ein ganz großes Problem haben.
        Ein kleines Stück nördlich der Insel Sandholmen drehen wir dann um fast 180° und fahren mit den Wellen von vorne über die Engstelle im Rogen. Auch mit Wellen von vorne liegt der Ally super, wir können die Überquerung schnell beenden und in den Wellenschatten der Inseln auf der anderen Seite des Rogen einfahren. Hinter der Insel ist kaum noch Wind zu spüren und wenig später sitzen wir kurzärmlig in der Sonne bei einer Futter-Pause im Boot. Was für ein toller Moment - jetzt sind wir endgültig draußen angekommen.


        Querung bei Sonne

        Irgendwann können wir uns von diesem Moment und diesem Ort lösen und paddeln weiter in eine schöne Bucht am Ufer entlang Richtung Westen. Dort mündet der Bredån bei einem Lagerplatz in den Rogen und es beginnt der Pfad zum Bredåsjön, dem nächsten großen See auf unserer Reise. Für diese Portage haben wir drei Möglichkeiten: Wir können alles die gesamten 1800 m schleppen, wir können so wenig Weg wie möglich nutzen und über zwei kleinere Seen ein Stück paddeln, um nicht so viel laufen zu müssen oder wir kombinieren die beiden Möglichkeiten je nach Lage vor Ort.
        Zunächst laufen aber erst mal in die falsche Bucht ein, ohne einen Fluss zu sehen, in der nächsten Bucht stoßen wir dann aber auf den Bredån. Rechts vom einem kleinen Wasserfall, den der Bredån hier bildet und dort wo wir den Lagerplatz vermuten, sehen wir schon einige Grabner Luftboote liegen. Weiter oben zeichnen sich zwischen den Bäumen zudem einige bunte Zelte ab. Wie wir dorthin kommen sehen wir allerdings noch nicht, da die Bucht zum Ende verlandet und mit Schilf und Seegras bewachsen ist. Ohne konkrete Rinne fahren wir dort hinein, wo es uns am einfachsten erscheint. Und wie es nun mal so kommen muss, hängen wir nach fünf Metern gleich mit dem Rumpf im matschigen Boden fest. Wir schalten wiederum auf venezianischen Antrieb und schieben uns mit den Stechpaddeln Meter um Meter voran, bis wir in das tiefere Flussbett des Bredån kommen, aus dem wir direkt bei den Luftbooten anlegen können.


        Idylle am Bredån/Rogen

        Ab durchs Gelände

        Wir entladen unser Boot, holen es aus dem Wasser und zählen an der Anlegestelle sechs große Grabner-Boote samt Ausrüstung für ca. zehn bis zwölf Personen. Gut, dass wir hier nicht übernachten wollen, der Lagerplatz ist sicherlich bis auf den letzten Quadratmeter vollgestellt. Wir schnappen uns Rucksäcke, Paddel und den Kleinkram und folgen dem Weg ins Lager ein Stück den Berg hinauf. Rund um den Windschutz zählen wir etwa zehn Zelte, die überall zwischen die typischen Rogen-Steine gequetscht sind. Von den Bewohnern ist nichts zu sehen und wir folgen dem Pfad, den wir für den Hauptpfad durch das Lager halten. So ganz richtig liegen wir damit aber nicht, denn bald laufen wir am felsigen unwegsamen Ufer des Fluss Bredån entlang. Da der Weg allerdings nicht allzu schwierig ist, gehen wir nicht zurück, sondern folgen dem Pfad bis ans Ostende des Bredånsees.


        Bredån: schön …



        … aber nicht schön zu umtragen

        Nach einer kurzen Pause gehen wir die knapp fünfhundert Meter zu unserem Boot durch die Steine und das Lager zurück. Dabei sehen wir doch noch die Bewohner des Lagers, die oberhalb unseres Weges, wahrscheinlich am richtigen Pfad zum Bredåsjön, in einem Kreis sitzen. Diese Runde wollen wir nicht stören und passieren das Lager ohne den üblichen Outdoor Small Talk. Am See angekommen verabschieden wir uns vom Rogen und schultern unseren Ally. Immerhin können wir jetzt bei Helligkeit wieder sehen, wo wir beim Tragen hinlaufen. Unter dem Dach aus PVC und Aluminium passieren wir noch einmal das Lager und tauchen dann in die Bäume am Bredån ein. Am Fluss werden die Steine größer und die Bäume stehen enger, sodass wir mit unserem Ally aufpassen müssen, nicht mit zu vielen Bäumen Kontakt zu haben. So ist die Freude dann groß, als unser Boot mit der Ausrüstung auf dem kleinen lang gezogenen Bredånsee schwimmt. Wir machen erst mal eine kurze Pause und genießen, nach dem unwegsamen Gelände wieder auf dem Wasser zu sein.


        Kleiner See des Bredån

        Das feuchte Vergnügen währt aber nur kurz, denn nach einer leichten Kurve im See sehen wir schon, dass der See nach einem halben Kilometer wieder zu Ende ist. Sicher könnten wir auch noch einmal hundert Meter weiter in den Bredån hineinfahren, allerdings verlandet der See in Richtung Fluss stark. Nach einer erneuten Durchfahrt durch einen Seegrasbereich legen wir am Nordwestufer an und ziehen unser Boot aus dem Wasser. Wenn meine Vorbereitung stimmt, dürften es von hier nicht mehr als hundertfünfzig Meter bis zum nächsten See, dem Bredåtjärnen sein.


        Beginn der Portage zum Bredåtjärnen

        Wir sparen uns auch hier wieder die Erkundung ohne Gepäck und starten gleich mit voller Ausrüstung Richtung Bredåtjärnen. Ziemlich schnell finden wir ein paar kleine Steinmännchen, die genau Richtung Westen zu nächsten See führen. Wir nutzen die Vorarbeit von anderen und erreichen nach kurzer Kletterei über einige große Steine den Bredåtjärnen. Auf dem Rückweg ergänzen wir die Steinmännchen noch so gut, wie wir hier kleine Steine finden. Unser Ally lässt sich hier trotz großer Steine gut tragen, da die Bäume auf diesem leichten Hang nicht so eng bei einander stehen.


        Bredåtjärnen - Rogen-0815

        Auf dem Bredåtjärnen freuen wir uns wieder auf etwas Paddeln, allerdings sind wir auf diesen See noch kürzer unterwegs, als auf dem Bredån. Wir landen in der südwestlichsten Bucht an und müssen dort leider feststellen, dass die Karte bezüglich eines leichten Hügelkamms nicht gelogen hat. Wie wir diese Landschaft hier mit ihren Rogenmoränen doch lieben.
        Auf den folgenden vierhundert Metern wird diese Liebe allerdings etwas auf die Probe gestellt. Zunächst geht der Pfad ein Stück den Berg hoch, bis er auf den Hauptweg vom Rogen trifft. Von dort führt er noch durch zwei Steinfelder auf den Kamm des Moränehügels. Hinter den Kamm geht es äußerst steil den Berg hinunter zu einer Anglerhütte am Bredåsjön, wobei kurz vor der Hütte noch ein kleines Sumpfgebiet durchquert werden muss. Mit Rucksack und Big Zip ist das nur mäßig anstrengend, allerdings verlangen unsere Mägen langsam nach Nachschub. Weil wir keine Lust haben, nach dem Mittagessen noch das Boot zu holen, trotten wir wieder zurück und suchen dabei nach einem besseren Weg vom Kamm hin zum Bredåsjön.


        Die Portage zum Bredåsjön ist fast geschafft

        Am Boot angekommen, verstecken wir uns vor der brennenden Sonne wieder unter unserem grünen Sonnenschirm. Das erste Stück ist wieder recht einfach, bei den Steinfeldern machen wir langsam und kommen entsprechend gut durch, der Abhang vom Kamm verschlingt allerdings wieder einiges an Kraft. Am Bredåsjön angekommen, rehydrieren wir erst ausführlich am See und schmeißen dann im Windschutz der kleinen Anglerhütte den Primus an. Die zwei Packungen Trekkingsnahrung Spaghetti Bolognese zusammen mit einer Packung quadratischer Schokolade geben uns wieder die nötige Energie zurück. Nach einer Siesta in der Sonne schieben wir unser Boot wieder in den See, schließlich wartet am anderen Ufer des Bredåsjön die zweitgrößte Portage des heutigen Tages auf uns.


        Ausfahrt auf den Bredåsjön

        Auf dem Bredåsjön

        Allerdings brauchen wir uns jetzt noch keine Gedanken über das Tragen machen, denn von hier bis zum gegenüberliegenden Ufer sind es knapp vier Kilometer auf dem Wasser. Zunächst einmal fahren wir von der Hütte durch eine ausgedehnte Bucht mit einigen Inseln. Als wir diese auf den offenen See verlassen, sind unsere alten Freunde, die Wellen, wieder da. Wir peilen grob die Region am anderen Ufer an, wo wir den Beginn der nächsten Portage vermuten, und stellen erfreut fest, dass die Wellen uns wieder von hinten unterstützen. Auch wenn der See nicht so groß, wie der Rogen ist, sollte man ihn bei Wind auf Grund seiner Größe nicht unterschätzen.


        Einstieg in Portage …


        … zum Läsjön

        Unsere Peilung stimmt nicht ganz und so erreichen wir das gegenüberliegende Ufer ein Stück vor der Portage. Wir fahren noch etwas am Ufer entlang und haben dann kein Problem den Startpunkt der Portage zu erkennen: An einer Lichtung in den Wald liegen drei kleine alte Boote sauber aufgereiht. Unser Boot gesellt sich dazu und wir folgen mit unserer Ausrüstung dem einfachen Waldpfad bis zu einer Fischerhütte am Läsjön. Ohne Gepäck vergeht der fünfhundert Meter lange Rückweg wie im Flug und auch mit dem Ally haben wir kaum Probleme. Lediglich ein paar Bäume stehen an einigen Stellen etwas eng und wir müssen unser Boot hindurch zum Läsjön zirkeln.


        Mit dem Gewicht lässt sich das Tragen aushalten


        Millimeterarbeit

        Intermezzo auf dem Läsjön

        Der Läsjön besteht aus vielen kleinen Buchten, Armen und Inseln, die viel Spaß beim Durchfahren machen. Prompt biegen wir in eine Bucht falsch ab und landen nicht bei der nächsten Portage, sondern in einer Sackgasse. Wenig später haben wir dann die richtige Bucht gefunden, deren flache Einfahrt allerdings durch ein Feld aus einzelnen Steinen knapp über oder unter der Wasseroberfläche versperrt wird. Nachdem wir unser Boot im Schneckentempo durch die Hindernisse manövriert haben, erreichen wir das Ende des Läsjön und stehen vor einer hundert Meter langen Portage.


        Sonnenbrandgefahr auf dem Läsjön


        Ungemütliche Portage am Läsjön

        Bei der Erkundung an Land müssen wir dann feststellen, dass uns auf dem geplanten Weg zum Stor Våndsjön ein kleiner See, ein Steinhügel und ein Sumpfgebiet im Weg stehen. Das ist zwar irgendwie machbar, wir holen aber lieber unser Boot aus dem Wasser, tragen es die fünf Meter bis zum kleinen See und paddeln die zwanzig Meter über den See zu anderen Seite. Dort fängt allerdings der Ärger erst richtig an. Uns trennen vom Stor Våndsjön jetzt zwar nur noch fünfzig Meter, die allerdings von großen Steinen versperrt sind, zwischen den jede Menge Birken und Büsche dicht wachsen. Da dies unsere letzte Portage für heute ist, beginnen wir motiviert und enden dann fluchend und zerkratzt am Stor Våndsjön. Den Ally ohne große Vegetationskontakte durch diesen Miniwald zu kriegen, hat gefühlt eine Ewigkeit gedauert, wobei wir sicherlich mehr Kratzer abbekommen haben, als unser Boot. Heute Abend sollten wir auf jeden Fall gründlich nach Zecken schauen.

        Endspurt auf dem Stor Våndsjön

        Die Ecke, an der wir jetzt rausgekommen sind sieht ähnlich aus, wie die ersten Meter auf dem Bredåsjön, nur dass der See optisch nicht so groß ist. Wir paddeln wieder aus der kleinen Bucht heraus und passieren einige Inseln. Da uns die Portagen heute schon viel Kraft gekostet haben und der Tag sich bald seinem Ende zuneigen wird, suchen wir nach einem einfachen Lagerplatz für die Nacht und halten auf die Våndsjöstugorna zu, die knappe zwei Kilometer vor uns liegt. Dort gibt es ein paar Hütten für Angler, ein Nottelefon und einen Shelter. Hier sollten wir heute Nacht gut unterkommen.
        Bei Våndsjöstugorna angekommen, sehen wir drei Hütten und zwei Notshelter, können aber keine anderen Bewohner entdecken. An Land sehen wir dann Angeln vor einer der Fischerhütten - vielleicht sind wir doch nicht allein. Wir erkunden das Areal, besichtigen den Shelter mit dem Nottelefon, finden eine kleine Hubschrauberlandeplattform und erkunden die Plätze für den Zellaufbau. Immerhin finden wir einen Platz, der unseren verwöhnten Ansprüchen an Komfort und Größe genügt. Wir pflanzen unser Zelt in eine großzügige Lücke zwischen den Steinen und gehen in den See zum Baden, solange noch Sonne auf dem Wasser steht. Aus dem Baden im See wird dann eher ein Waschen am See, da das Wasser hier abscheulich kalt ist. Gerade als wir uns wieder halbwegs zivilisiert haben, kommt Ehepaar Mitte Fünfzig aus dem Wald. Wir unterhalten uns kurz und sie erzählen, dass sie ein paar Tage zum Fischen sind und bis gestern mit ihrer Mutter hier gewohnt haben. Diese wurde allerdings mit gesundheitlichen Problemen am Vortag mit dem Hubschrauber ausgeflogen.
        Als die beiden in der Hütte verschwunden sind, statten wir zunächst dem luxuriösen Plumpsklo einen Besuch ab. Das Holz, was in der gleichen Hütte gestapelt ist lassen wir links liegen, denn heute ist es so schön warm, dass wir kein Feuer brauchen. Allerdings frischt der Wind später noch etwas auf, sodass wir unser Abendessen im Windschutz einer Hütte kochen.
        Nach dem Essen nehmen wir uns nochmal die Karte vor. Eigentlich ist geplant, dass wir morgen von hier weiter südlich bis zur Südspitze des Hävlingen und wieder zurück paddeln. Die fünf Seen sind mit kleinen und großen Stegen verbunden damit die Angler mit ihren Booten entsprechend rauf und runter fahren können. Angesichts Alex lädierter Hand und der großen Portage zum Litle Vonsjøen entscheiden wir, uns diese Sightseeing-Tour zu sparen und gleich morgen die Monster-Portage in Angriff zu nehmen. Wir sitzen noch etwas am See, trinken noch eine Lütje Minze und begeben uns dann ins Zelt. Auch wenn es relativ früh ist, schlafen wir Dank der heutigen Anstrengung schnell ein.
        Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 22.06.2017, 07:32.
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        • 5-oclock-charlie

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          • Meine Reisen

          #5
          [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

          Tag 4 - 17.08.2016

          Planänderung

          Auch heute haben wir wieder gut und lange schlafen. Ich habe allerdings heute Nacht noch mehr gefroren, obwohl die Temperaturen mit 3,7 °C außen und 6,1 °C innen ähnlich der letzten Nacht waren. Ein Grund könnte vielleicht der etwas schiefe Aufbau unseres Zeltes in einer Kuhle sein, der mehr Luft und Wind ans Innenzelt gelassen hat. Doch alle Kälte ist schnell vergessen, denn vor dem Zelt warten blauer Himmel und Sonnenschein. Die Stimmung wird allerdings ein bisschen davon getrübt, dass Alex Hand über Nacht schlechter geworden ist und sogar etwas angeschwollen ist, als wollte sie unsere Entscheidung von gestern bestätigen. Mal gucken, ob eine Ibuprofen 800 hilft.


          Lagerplatz am Stor Våndsjön


          Hubschrauberplatzform im Lager


          Einer der Not-Shelter


          Fischerhütten

          Nach dem Frühstück aus Müsli mit Milchpulver packen wir unsere Sachen zusammen und starten schnell auf den Stor Våndsjön. Auch wenn wir nicht bis zum Hävlingen hinunter fahren, so statten wir wenigstens der Portage zum nächsten südlichen See, dem Övre Grötsjön, noch ein Besuch ab. Die Portage ist mit zwei Bretterreihen so präpariert, dass man hier ein Fischerboot mit einem breiten Rumpf problemlos zwischen den Seen hin und her ziehen kann. Für den schmalen Rumpf unseres Ally ergibt diese Unterstützung allerdings kaum Vorteil bei der Portage.


          Erste Portage Richtung Hävlingen

          Wir drehen um und paddeln wieder auf den Stor Våndsjön Richtung Nordwest hinaus. Schon auf den ersten Metern zur Portage haben wir gemerkt, dass sich unser Ally heute Nacht weiter selbst repariert hat und jetzt sauber geradeaus läuft. Dieser Eindruck hat uns nicht getäuscht und so fahren wir weiter schnurgerade auf den See hinaus. Beim Paddeln auf den nächsten Metern philosophieren wir darüber, was unser Boot noch so alles kann.




          Zunächst führt uns unsere Route durch ein gutes Dutzend Inseln, die den See im Südosten optisch kleiner machen, als er wirklich ist. Auch wenn wir heute relativ früh losgefahren sind, lassen wir es in diesem schönen Bereich des Sees ruhig angehen und genießen Landschaft und Sonne. Vom Stor Våndsjön kann man viele der umliegenden hohen Berge, wie zum Beispiel den Svuku in der Umgebung gut sehen. Gemächlich paddeln wir weiter und passieren am Fuße des Våndsjögusten die Grenze zu Norwegen. Hier ändert auch der See seinen Namen und heißt auf der norwegischen Seite Vonsjøen.


          Schwedisch-norwegische Grenze

          Strategien über Strategien

          Mit jedem Meter, den wir fahren, nimmt unsere nächste Portage zum Litle Vonsjøen langsam Form an. Das Gelände für die geplante Portage-Route liegt zwischen den beiden Bergen Våndsjögusten und Sødre Litlevonjøvola. Dort liegen der Vonsjøen und der Litle Vonsjøen nur eineinhalb Kilometer auseinander, wobei nach Karte dreißig bis vierzig Höhenmeter zu überwinden sind. Wir versuchen es zunächst mal mit der ersten Strategie und fahren schon unterhalb des Berges Våndsjögusten nah ans Ufer heran und suchen nach Hinweisen und Zeichen für den Beginn eines Portageweges - leider erfolglos.

          Strategiewechsel zu Strategie zwei: Wir beginnen unsere Portage am tiefsten Einschnitt zwischen den beiden Bergen, wo ein Bach von ein paar kleinen Tümpeln in den See Vonsjøen fließt. Praktischerweise ist die Strecke zum Litle Vonsjøen hier Luftlinie auch am kürzesten. Die Strecke am kleinen Bach entlang entpuppt sich vor Ort aber als schwierig, da der Bereich um den Bach herum mit niedrigen Bäumen und Büschen bewachsen ist. Hier kommen wir mit Gepäck und vor allem Boot nur schlecht durch.
          Strategiewechsel auf Strategie drei: Da hier alles ähnlich flach bzw. steil ist, suchen wir uns unseren Weg nach der Beschaffenheit des Bodens aus. Da, wo kleine Steine liegen bzw. wo bewachsene Stellen mit Gras oder niedrigen Büschen sind, können wir besser gehen, als da, wo dicke große Steine liegen. Dazu landen wir westlich der Bachmündung auf einem sumpfigen Stück an und heben unser Boot aus dem Wasser. Wir trinken noch einen guten Schluck kaltes Seewasser, schnappen uns GPS, Fotoapparat und Sonnenbrillen und machen uns auf den Weg Richtung Norden. Wir wollen mindestens bis zu dem Bergkamm gehen und dort eine Route finden, die wir guten Gewissens mit schwerem Gepäck und Boot gehen können.


          Nicht das beste Gelände zum Kanu-Schleppen …


          … und es wird nicht besser

          Zunächst beginnt unser Weg einfach an einem leichten Hügel und ohne große Steine. Nach hundert Metern werden die Steine größer und das Gelände schlechter, so dass wir uns ein Stück östlicher halten, um einem Steinfeld auszuweichen. Dabei stoßen wir plötzlich auf Steinmännchen, wechseln wieder unsere Strategie und folgen erst mal den Steinmännchen. Diese führen uns weiter nach Osten durch ein Bereich mit ein paar kleinen Bäumen an einem See vorbei. In diesem Bereich passieren wir einen improvisierten Lagerplatz, der mit etwas Einschränkung im Komfort sogar für unser Zelt passen würde. Nach dem Lagerplatz werden die Abstände zwischen den Steinmännchen genauso wie die Steine an sich schnell größer. Bald suchen wir in Steinen, die eine Größe zwischen einem Bierfass und einem Auto haben, nach den immer rarer werdenden Steinmännchen und arbeiten uns dabei immer tiefer in ein riesiges Steinfeld vor. Hier mit schwere Ausrüstung hindurch zu gehen ist mühselig, mit unserem Ally jedoch riskieren wir hier bald mit einem gebrochenen Bein zwischen irgendwelchen Stein zu stecken. Wenn wir keinen besseren Weg finden müssen wir uns ganz was anderes überlegen.


          Der Blick zurück zum See …


          … wobei es nach vorne auch nicht besser ist

          Nach fünfhundert Meter blanken Steinen gönnt uns das Gelände eine kurze Ruhepause, als wir einen flachen Bereich mit niedrigen Bäumen und wenig Steinen durchqueren. In diesem Bereich hören allerdings die Steinmännchen wieder einmal auf. Wir behalten die Richtung nach der Pause bei, setzen fleißig Steinmännchen und stehen dann irgendwann an einem Abhang vor einem See. Das hier kann nicht richtig sein. Wir gehen wieder hundert Meter zurück und reißen dabei die Steinmännchen, die wir gebaut haben, wieder ein. Im flachen Bereich, wo wir das letzte Steinmännchen gesehen haben, machen wir wieder eine kurze Pause und überlegen wie wir weitermachen können.

          Entdeckung des Tages

          Während wir uns einig sind, dass wir das vor uns liegende Steinfeld nicht mit Gepäck und Boot überqueren werden, fällt mein Blick nach links. Ist das nicht ein Weg? Unsere Blicke folgt dem vermeintlichen Weg an unseren Fußspitzen vorbei nach rechts. Auch in diese Richtung geht der Weg weiter. Sollten wir etwa einen richtigen Pfad gefunden haben? Bevor wir zu gute Laune bekommen, nehmen wir die Karte zur Hand und schauen uns an, in welche Richtung der Weg ungefähr führt bzw. aus welcher Richtung er kommt. Richtung Nordwesten könnte es zum See Litle Vonsjøen gehen und Richtung Südosten zum See Vonsjøen, vorausgesetzt der Weg macht in beiden Richtungen einen Bogen zum Wasser hin. Mit ein bisschen Glück kommen wir im Süden sogar halbwegs neben unserem Boot raus.


          Zur besseren Sichtbarkeit haben wir den Weg markiert

          Bevor wir in Euphorie ausbrechen, erkunden wir den Weg auf hundert Meter Richtung Südosten. Auf der gesamten Strecke ist der Weg gut erkennbar und in unregelmäßigen Abständen mit kleinen Steinmännchen markiert. In diesem Gelände wollen wir aber auf Nummer sicher gehen. Deswegen machen wir kehrt, passieren die Stelle, wo auf den Weg getroffen sind, markieren diese mit einem Stück Holz und folgen dem Weg Richtung Nordwesten. Dieser geht hier ähnlich wie im Südosten weiter, passiert dann einige größere Steinfelder und macht einen leichten Bogen Richtung Norden. Da man auf diesem Weg ständig um Steine und Bäume herumlaufen muss, merkt man diesen Bogen allerdings fast nur mit Kompass und GPS.
          Nach dem zweiten großen Steinfeld kommen wir in einen niedrigen Wald und passieren zwei kleine matschige Tümpel. Der Weg verläuft weiter im Tal und das Wasser auf dem Weg zum See Litle Vonsjøen kreuzt dessen Verlauf mehrfach. Manchmal hört man nur, dass der Bach irgendwo rauschend unsichtbar unter den Steinen verläuft, manchmal fließt das Wasser einfach über den Weg. An einer solchen Stelle trete ich ganz normal auf den Waldboden und versinke schlagartig bis übers Knie in einem Matschloch - das habe ich jetzt noch gebraucht. Immerhin trage ich jetzt noch kein Gepäck, so dass der Tritt in diese Falle glimpflich ausgeht. Mit einem klatschnassen und matschigen Schuh setzen wir den Weg fort und können bald das Wasser des Litle Vonsjøen vor uns durch die Bäume sehen. Dieser Weg führt also immerhin schon mal zu unserem Ziel.


          Eines der fiesen Löcher

          Am See machen wir eine kleine Pause, trinken gefühlt den halben See leer und schauen uns die Örtlichkeiten
          an. Hier steht eine kleine verschlossene Fischerhütte, es liegen ein paar Fischerboote herum und ist eine Bank samt Feuerstelle aufgebaut. Allerdings fehlen uns ein bisschen die ebenen Flächen zum Aufbau unseres Zeltes. Im Bereich der Boote finden wir unter einem Gestell, das wahrscheinlich zum Aufhängen von gefangenen Fischen dient, dann aber doch einen geeigneten Platz für unser Zelt.

          Rückweg

          Das liegt allerdings noch mit der anderen Ausrüstung am Vonsjøen und wir wissen noch nicht genau, ob der von uns gefundene Weg wirklich bis zu diesem See führt - unser Rückweg wird diese Frage sicher beantworten. Ich schmeiße das GPS an und wir steigen wieder in den kleinen Wald auf, der den See umgibt. Auch wenn das kaum möglich ist, haben wir uns in den kleinen Wäldchen kurz verlaufen, sind dann aber wieder auf den richtigen Weg Richtung Vonsjøen gekommen.
          Nach einer halben Stunde erreichen wir wieder den Punkt, an dem wir auf den Pfad getroffen sind und folgen dem Weg weiter abwärts zum See. Unterwegs verlieren wir zweimal den Pfad, finden ihn aber nach kurzem Suchen wieder. An einer Stelle müssen wir mit dem Boot dann etwas aufpassen, da wir dort am Rande einer kleinen Schlucht entlang laufen müssen. Ansonsten ist der Pfad, abgesehen von den allgemeinen Hindernissen in dieser Landschaft, ohne große Schwierigkeiten.
          In Hochstimmung erreichen wir den Vonsjøen und freuen uns, dass ein komplett markierter Weg von Vonsjøen zum Litle Vonsjøen führt. Ein Blick auf die GPS dämpft unsere Freude etwas, denn wir sind etwa fünfhundert Meter entfernt von unserem Boot am See rausgekommen. Da uns die eiszeitlichen Steinberge nicht zu einem gemütlichen Spaziergang am Ufer einladen, halten wir uns an das einfachere Gelände landeinwärts. In Schlangenlinien kommen wir unerwartet gut voran, bis wir kurz vor unserem Boot auf den kleinen Bach treffen, der von einigen kleinen Seen in den Vonsjøen fließt. Hier müssen wir etwas länger nach einem Weg suchen, um trockenen Fußes auf die andere Seite zu kommen - was dann auch nur funktioniert, weil wir durch einige Büsche förmlich hindurch kriechen.


          Wir suchen unser Boot

          Wir sind nicht alleine

          Ein paar Dutzend Meter später stehen wir an unserem Ally und erleben eine Überraschung: Neben unserem Boot liegt ein zweites Boot, ein kleines Packraft. Wir schauen uns um, können aber niemanden sehen, der zu diesem Boot gehört. Da wir sowieso schon insgeheim damit abgeschlossen haben, heute noch Boot und Ausrüstung zum Litle Vonsjøen zu bringen, lassen wir es locker angehen und tun erst mal was gegen unseren Bärenhunger, den wir uns in den Steinen geholt haben. Vielleicht lässt sich ja unser neuer Nachbar während des Essens noch sehen. Als das Chili con Carne und die Nachtischschokolade verspeist sind und unser Boot seeklar gemacht ist, hat sich der Besitzer des Packrafts noch nicht blicken lassen. Wir wollen ihm unsere Entdeckung natürlich nicht vorenthalten und hinterlassen auf einer leeren Tagebuchseite eine Nachricht in Englisch, wo der Einstieg in den markierten Pfad zu finden ist.


          Wir haben Besuch bekommen

          Dann geht es endlich wieder aufs Wasser. Die Freude, endlich wieder ein paar Schläge zu machen, währt allerdings nicht lange, da wir eigentlich nur einen großen Bogen in die nächste größere Bucht fahren. Auch wenn wir die Örtlichkeiten bereits von Land aus inspiziert haben, ist der Beginn des markierten Pfades vom See her nicht zu sehen, da er hinter einer Landzunge liegt. Beim Einfahren in diese Bucht müssen wir auf einige flache Stellen achten und einigen Steinen ausweichen, die aus dem Wasser ragen.
          Der innere Widerstand möchte uns eigentlich im Boot sitzen lassen, wir schaffen es aber dann doch irgendwie, nach dieser kurzen Seeetappe an Land zu gehen - schließlich wollen wir heute zumindest noch unsere Ausrüstung über den Berg zum Litle Vonsjøen tragen. Nachdem das Boot entladen ist, legen wir es ein Stück entfernt vom Ufer mit dem Kiel nach oben hin und binden es sicher mit den Leinen an einem kleinen Baum fest. Wir würden sicherlich bei der Rückkehr doof gucken, wenn ein Windstoß unseren Ally in den Vonsjøen befördert hätte.
          Gerade, als wir unsere Ausrüstung schultern, kommt eine Schildkröte über die Steine am Seeufer auf uns zu - zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus. In Wirklichkeit ist es natürlich die Fahrerin des Packraft, die ihr Boot über dem Rücken trägt. Auf Englisch fragt sie uns, ob wir die Nachricht geschrieben haben und nach ein paar Worten merken wir, dass wir uns auf Deutsch weiter unterhalten können. Sie heißt Maja und ist mit ihrem Packraft insgesamt knapp 80 Tage von Røros in den Rogen und zurück unterwegs. Um uns noch etwas ums Schleppen zu drücken, legen wir unsere Ausrüstung wieder ab und unterhalten uns mit ihr über bereits Erlebtes. Da sie bisher 50 Tagen unterwegs war, hat sie natürlich mehr zu erzählen und auch schon jede Menge erlebt. An dieser Portage hat sie auch das Ziel Litle Vonsjøen und ist schon auf ähnlich umständlichen Wegen zum See gekommen.

          Wieder über den Berg

          Wir geben ihr noch einen kurzen Überblick über den ersten Teil des Weges und machen uns dann mit unserer Ausrüstung auf zum Litle Vonsjøen. Maja will noch etwas Pause machen, da der Spurt am See entlang doch gut Puste gekostet hat. Paddeln konnte sie nicht mehr, da sie ihr Paddel schon bei der ersten Fuhre zum Litle Vonsjøen gebracht hatte. Wir beginnen den leichten steinigen Aufstieg und müssen vor der kleinen Schlucht feststellen, dass wir schon wieder von einer Schildkröte verfolgt werden. Dort, wo wir vorhin auf den markierten Pfad gestoßen sind, machen wir Pause, feiern noch etwas die Entdeckung dieses Weges und werden dabei von Maja überholt. Bei dieser Pause entscheiden wir endgültig, dass wir heute genug in diesem Gelände gelaufen sind und unser Boot diese Nacht am Vonsjøen liegen lassen.


          Typisches Terrain für eine Kanutour

          Entspannt raffen wir uns wieder auf und setzen den Weg durch die Steinfelder und den matschigen Wald bis zum Litle Vonsjøen fort. Dort treffen wir auch Maja wieder, die für heute auch genug hat und ihr Zelt zwischen den umgedrehten Booten am Seeufer aufschlägt. Den lokalen Mücken ist unsere Anwesenheit nicht entgangen und so bauen wir das Zelt in einem Schwarm der Plagegeister auf.


          Am Litle Vonsjøen

          Sobald alles für die Nacht vorbereitet ist, verziehen wir uns mit Verpflegung und Kochausrüstung auf eine kleine mückenfreie Landspitze, wo doch tatsächlich mitten im Nirgendwo eine Holzbank samt Tisch steht. Nach der Körperpflege ist endlich Zeit, meinen neuen Toaks Titan-Hobo ausprobieren. Wir sammeln in der Umgebung einen großen Haufen kleine Holzstücke und schmeißen den Hobo ganz undramatisch mit einer Esbit-Tablette an.


          Essenszeit

          Zügig finden wir heraus, wie viel Futter der Hobo braucht und können ihm einen respektablen Feuerstrahl entlocken. Bald sind unsere modifizierten Maggi-Asia-Nudeln im heißen Wasser eingeweicht und wir können unseren Hunger bekämpfen. Wir warten auf der Tour zwar keine kulinarischen Hochgenüsse, aber diese Nudeln sind echt ein Schlag ins Gesicht, da sie vor lauter Geschmacksverstärkern noch deutlich nach dem Essen im Mund brennen. Gut, dass unsere Mischung an improvisierten Fertiggerichten aus dem stationären Einzelhandel nur noch einmal Asianudeln vorsieht. Ich denke, wir werden sie noch mit einem anderen Abendessen aus dem Beutel für den Reservetag tauschen. Wir genießen noch etwas den schönen Abend mit Lütje Minze und dem wunderbaren Blick auf den See, planen die Route für den nächsten Tag und bringen unser Tagebuch auf den neuesten Stand. Als es für uns dann Zeit für die Schlafsäcke ist, schiebt sich von Nordosten eine Wolkenfront auf uns zu. Eigentlich ist der Wetterwechsel laut Wetterbericht erst für übermorgen angesagt, aber seit wann hält sich der Rogen an Wettervorhersagen. Wir spielen noch eine Runde Black Stories und schlafen dann schnell ein.
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            • Meine Reisen

            #6
            [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

            Tag 5 - 18.08.2016

            Früh wachen wir wieder auf. Ein kurzer akustischer Rundumcheck im Zelt verheißt zumindest schon mal trockenes Wetter. Draußen sieht es auch nach einem guten Tag aus: Es ist nur leicht bewölkt und die Sonne kämpft sich durch. Bevor wir jedoch in Euphorie ausbrechen, erinnern wir uns wieder daran, dass wir unseren Ally gestern zwei Kilometer entfernt von uns hinterm Berg einsam zurückgelassen haben. Unsere erste große Aufgabe für den heutigen Tag wird es also sein, den Ally aus seiner Einsamkeit zu befreien und über den Berg zu holen.
            Ein kurzer Blick aufs Thermometer verrät uns, dass es heute Nacht draußen etwas unter 4 °C und drinnen etwas über 8 °C gewesen ist. Jetzt ist es allerdings schon einiges wärmer geworden - wäre ja auch schlimm, wenn wir beim Bootstransport nicht schwitzen würden. Bevor es allerdings über den Berg geht, frischen wir unseren Kalorienvorrat mit einer guten Schale Müsli auf. Um nachher schneller aufs Wasser zu kommen, packen wir schon mal alles bis auf das Zelt ein, das noch zur möglichst vollständigen Trocknung stehen bleibt. Da Maja noch nicht wach ist und wir nicht wissen, ob wir sie nachher noch sehen, lassen wir ihr noch ein paar Müsliriegel, Erdnüsse und Medikamente da, die wir übrig haben.


            Morgendliche Idylle

            Wir besorgen uns da mal ein Boot

            Als uns nichts mehr einfällt, was wir noch tun können, um unseren Abmarsch weiter zu verzögern, machen wir uns auf dem Weg zum Vonsjøen. Fast schon traditionell verlaufen wir uns im dicht bewachsenen Bereich in der Nähe des Litle Vonsjøen. Als wir den Weg dann wieder gefunden haben, sind wir schnell aus den Bäumen heraus in den Steinen, passieren die Stelle, wo wir auf den Weg getroffen sind und erreichen durch die „Schlucht“ den Vonsjøen. Neuer Rekord: Trotz des Verlaufens zu Beginn haben wir die Strecke in 47 Minuten geschafft.
            Unser treuer Ally hat hier die ganze Nacht auf uns gewartet und liegt festgeknotet am Wasser, wie wir ihn gestern hinterlassen haben. Nach einer kleinen Pause und Montage der GoPro an einem Quersteven schultern wir unser Boot und machen uns auf den beschwerlichen Weg zurück zum Litle Vonsjøen. Der beginnt gleich mit einem steinigen Aufstieg hin zum Beginn der kleinen Schlucht. Dort legen wir das Boot noch mal ab, montieren die GoPro in einem kleinen Strauch und filmen uns damit im Vorbeigehen beim Boottragen selber. Abgesehen von ein paar eng stehenden Bäumen birgt der weitere Weg bis zu dem Punkt, wo wir den Weg getroffen sind, keine großen Hindernisse. Dort entscheiden wir uns für eine Pause, legen das Boot mitten in die Landschaft und feiern uns noch mal dafür, dass wir diesen Weg gefunden haben … nachdem wir blind einmal drüber gerannt sind.


            Ein Ally auf Abwegen

            Frisch gestärkt durch einen Müsliriegel machen wir uns auf die zweite Hälfte der Strecke und passieren schnell die Steinfelder bis zum Waldrand am Litle Vonsjøen. Dort müssen wieder um Bäume zirkeln und gleichzeitig aufpassen, nicht in Löcher zwischen Steinen oder in Matschlöcher zu treten. Ich schaffe es trotzdem wieder ein Matschloch unter einem solide wirkenden Grasbüschel zu treffen - toll gemacht - und wieder ist mein linkes Bein bis knapp unter das Knie matschig.
            Am See stellen wir fest, dass Maja schon los gefahren ist. Wir haben keinen Stress und gönnen uns noch eine ausführliche Pause am See, die ich nutze, um Schuh und Hosenbein wieder etwa sauber zu kriegen. Mittlerweile ist auch die Sonne rausgekommen und irgendwie juckt es uns dann doch in den Fingern, endlich wieder zu paddeln. Das Zelt ist mittlerweile trocken und so können wir nach dem Einpacken auf den spiegelglatten Litle Vonsjøen starten.


            Der Litle Vonsjøen liegt vor uns

            Endlich wieder auf dem Wasser

            Von der kleinen Bucht, an der wir übernachtet haben, sind es bis zum Nordende des Sees ungefähr zweieinhalb bis drei Kilometer. Um nicht so schnell wieder unser Boot schleppen zu müssen, lassen wir es ruhig angehen und fahren die Buchten und Inseln am Ostufer großzügig aus. Immer, wenn wir dem Ufer etwas näher kommen oder eine Rogen-Moräne passieren, die unter Wasser liegt, wird uns wieder vor Augen geführt, wie klar das Wasser hier ist. Wir können mehrere Meter tief gucken, ohne dass trübes Wasser das Bild der bizarren Steinformation unter uns in irgendeiner Form verändert.
            Nachdem wir eine ganze Zeit die Unterwasserwelt bewundert haben, fokussieren wir uns wieder auf unser eigentliches Ziel, das Nordufer. Denn hier warten nicht nur ein knapper Kilometer Steine auf uns, über die wir unser Boot tragen müssen, das Hindernis wird auch noch durch einen Rentierzaun abgerundet. In der Literatur bzw. im Internet konnte ich leider keinen Hinweis finden, wie die Kanuten bisher über oder unter dem Zaun hindurch gekommen sind, sodass wir selber eine Möglichkeit finden müssen, den Zaun ohne Beschädigung an Material und Zaun zu überwinden.
            Wir fahren das Nordufer des Sees von Osten her ab und suchen nach Hinweisen auf einen Übergang oder eine Stelle, wo häufig angelegt wird. Schnell und ohne große Mühen werden wir fündig, denn Maja hat einen kaum zu übersehenden Hinweis für uns hinterlassen. Auf eine Landspitze sehen wir von weitem schon ihren leuchtend roten Verpflegungssack und erkennen wenig später daneben ihr Packraft. Als wir ein Stück weiter an Land gehen, kommt uns Maja schon mit guten Nachrichten entgegen. Der Rentierzaun ist an dieser Stelle
            hölzernen Übergang ausgerüstet und die Portage zum Våndåhåarna ist relativ einfach.


            Die Strecke auf dem Litle Vonsjøen war viel zu kurz

            Nach ein bisschen Smalltalk macht sich Maja mit ihrem Packraft wieder im Schildkrötenstil auf den Weg. Da wir den Holzsteg über den Rentierzaun von unserem Liegeplatz am Wasser noch nicht gesehen haben, erkunden wir ihn kurz. Auf dem Rückweg finden wir noch einen orangenen Eimer, den wir mit Steinen beschwert als sichtbares Zeichen auf einem Felsvorsprung stehen lassen, sodass zukünftige Paddler diese Stelle auch so gut, wie wir finden.


            Der Zaunübergang …


            … stellt keine Hindernis für einen Ally dar

            Ab über den Zaun

            Am Wasser schultern wir Rucksack und Big Zip und überqueren vorsichtig nacheinander den hölzernen Zaunübergang. Er wölbt sich zwar etwas, aber selbst ich schaffe es mit schwerem Rucksack hinüber auf die andere Seite. Alternativ hätten wir hier auch unter dem Zaun hindurch kriechen können, allerdings warum auf dem Boden kriechen, wenn man auch so bequem hinüber laufen kann. Wir folgen dem gut sichtbaren Pfad durch flaches offenes Gelände mit ein paar einzelnen Bäumen und nach gut zweihundert Metern erfordert ein Steinfeld etwas Aufmerksamkeit. Auf den letzten dreihundert Metern der Portage durchqueren wir einen kleinen Wald, der zum See Våndåhåarna dichter wird. Direkt am Seeufer müssen wir dann noch ca. zehn Meter hinunter steigen und schon haben wir die Portage geschafft. Nach einem guten Schluck kühlen Seewassers machen wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Boot.
            Beim Marsch zurück haben wir uns schon Gedanken gemacht, wie wir unseren Ally am einfachsten und sichersten über den Zaun kriegen. Und so legen wir ihn dann mit der Front auf den Holzübergang, Alex kriecht und dem Zaun hindurch, hebt das Boot an und ich lege es mit dem Heck wieder auf den Übergang. Dann bin ich mit Kriechen dran und nach zwei Minuten haben wir den Zaun ohne einen Kratzer am Boot überwunden. Während wir uns noch über das geringe Gewicht und das gute Handling (auch) an Land freuen, passieren wir auch schon das Steinfeld. Mit etwas Rücksicht auf tiefhängende Äste von Bäumen kommen wir auch schnell durch das Wäldchen und erreichen den See Våndåhåarna ohne einmal Pause gemacht zu haben.


            Ein schönes Fleckchen Erde

            Die holen wir in Form eines Mittagessens jetzt mit Blick über den See ausführlich nach. Nachdem wir entdeckt haben, dass unsere Smartphones hier ein Minimum an Empfang haben, lassen wir in der Heimat noch von uns hören und beladen dann unseren Ally im Wasser. Vor uns liegt jetzt wieder die schwedisch norwegische Grenze
            und ungefähr zwei Kilometer vom See Våndåhåarna, dessen Buchten und Engstellen ihn jedoch so wirken lassen, als wäre ein Verbund aus mehreren kleinen Seen. Die erste und dritte Engstelle sind harmlos, bei der mittleren Engstelle jedoch müssen wir aufpassen. Hier liegen die Steine eng beieinander und sind teilweise unter der Wasseroberfläche versteckt. Zudem zieht uns die leichte Strömung durch die Steine hindurch. Im Nachhinein betrachtet ist diese Stelle jedoch einfach zu passieren, wenn man sich mit seinen Paddeln gegen die Steine drückt und sich einfach von der Strömung ziehen lässt. Zwischen den Engstellen genießen wir das Paddeln auf dem Wasser, machen kurze Pausen und sind viel zu schnell am Ende des Sees angekommen.


            Auf dem Våndåhåarna könnten wir ewig paddeln

            Die letzte Portage auf dem Weg zurück zum Rogen ist kaum zu übersehen. Nördlich des kleinen Baches vom Våndåhåarna zum Rogen führt ein Weg in den Wald. Wir legen an und mit den Sachen aus dem Boot machen wir uns direkt in unseren Paddelschuhen auf dem Weg zum Rogen. Normalerweise wechseln wir bei Portagen, besonders wenn sie steinig sind, auf unsere Wanderstiefel, doch diese hundertfünfzig Meter schaffen wir ohne. Die einzige „Herausforderung“ für unsere Füße sind kleine Tannenzapfen und Steine, deren Abdruck von den dünnen Kanuschuhen direkt an den Fuß weitervermittelt wird.


            Luxusriöse Portagebedingungen

            Dreihundert Meter Laufen und einige Momente später liegt unser Ally in der Bucht am Rogen. Wir überlegen kurz, ob wir hier nicht heute übernachten wollen, allerdings ist dieser Bereich sehr windig und wir haben morgen eine schlechte Startposition, falls es noch stärker wehen sollte. Schon jetzt sehen wir draußen auf dem Rogen größere Wellen, vereinzelt zeigt sich auch mal eine kleine Schaumkrone.


            Wieder am Rogen

            Rogen, die Zweite: Wellenreiten

            Wir entscheiden uns für das Weiterfahren und stechen mit unserem Ally in See. Zunächst paddeln wir fünfhundert Meter Richtung Osten aus der Bucht heraus und schwenken dann hinter ein paar Inseln entlang nach Norden. Als wir den Wellenschatten der Inseln dann verlassen, merken wir erst, wie aufgewühlt der Rogen heute doch ist. Aber unsere Erfahrung, die Gutmütigkeit des Ally und die Richtung der Wellen lassen uns ohne Probleme um zwei Landspitzen paddeln. Danach wird das Wasser ruhiger und wir haben noch ein paar Meter zu unserem heutigen Ziel, einem laut Karte vorbereiteten Rastplatz.
            Auf den letzten Metern sehen wir ein Packraft am Ufer liegen, das uns sagt, dass Maja die gleiche Idee hatte, wie wir. Der kleine Sandstrand erleichtert uns das Anlegen und schnell erkunden wir das Areal. Wir finden ein Plumpsklo, eine vorbereiteten Feuerstelle und etwas Feuerholz vor. Während Maja ihr kleines Zelt auf der
            Spitze einer Halbinsel mit Blick auf den Rogen aufgestellt hat, entscheiden wir uns für die größte flache Stelle im Bereich des Strandes in der Bucht.
            Als unser Zelt dann steht, muss Alex feststellen, dass sein neues Kopfkissen laut Beschriftung eigentlich ein Sitzkissen ist und somit wohl demnächst ausgetauscht wird. Das könnte auch erklären, warum er darauf nicht so gut schläft.
            Danach kümmern wir uns um zwei große Ameisenstraßen, die direkt um unser Zelt herumführen. Allerdings müssen wir nicht unfreundlich zu unseren einheimischen Nachbarn sein: Das Ameisenproblem lässt sich nachhaltig lösen, indem wir Fischreste von der Feuerstelle entfernen, von denen sich die ganze Ameisenkolonie zu ernähren scheint. Nach dem Entfernen ebbt der Strom der Ameisen schnell ab und wir können die Feuerstelle für uns in Beschlag nehmen.


            Brav nutzen wir den vorbereiteten Platz

            Mit dem zum Schutz der einheimischen Flora hier deponierten Feuerholz entfachen wir ein kleines Lagerfeuer und kochen Wasser für unser Abendessen. Heute Abend sieht unser Tagesbeutel gesunden Instant-Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln vor und danach genehmigen wir uns noch einen kraftvollen Nachtisch aus Schokolade und Erdnüssen. Etwas später gesellt sich noch Maja zu uns und wir tauschen noch ein paar Geschichten von unseren Touren aus. Als Maja dann Blaubeeren sammeln geht, fällt uns noch der Grenzschnaps ein, den wir ausgelassen haben, und so genießen wir noch eine Lütje Minze am wärmenden Feuer. Auch hier haben wir wieder ein Minimum an Mobilfunkempfang und freuen uns über ein Update unserer Wettervorhersage. Generell wird es wohl etwas kälter werden und morgen und übermorgen ist mit vereinzeltem Regen zu rechnen. Mal gucken, ob der Rogen sich an diese Vorhersage hält.
            Als dann da Feuer herunter gebrannt ist, löschen wir es ab, verkriechen uns in unser Zelt und spielen noch eine Partie Black Storys. Als dann das Licht zu spärlich wird, entscheiden wir uns für die Schonung unserer Taschenlampenbatterien und schlafen bald ein.
            Das Leben ist kein Ponyhof!

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            • 5-oclock-charlie

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              • 23.11.2008
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              • Meine Reisen

              #7
              [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

              Tag 6 - 19.08.2016

              Wettervorhersagen sind relativ: Früh wach ich auf und höre Regen auf dem Zeltdach. Da es draußen noch dunkel ist, drehe ich mich noch mal um und schlafe noch eine Weile. Auch beim nächsten Aufwachen höre ich Regen auf dem Zeltdach. Ich greife zur Uhr, stelle beruhigt fest dass es gegen 7:00 Uhr ist und schlafe wieder weiter. Gegen 8:00 Uhr ist sind wir dann beide wach, der Regen hat aufgehört und alles ist bereit für einen guten Tag, schließlich muss sämtlicher vorhergesagter Niederschlag schon heruntergekommen sein. Dieser bestechend einfachen Logik schließt sich Alex gerne an und so stehen wir motiviert auf, um Frühstück zu machen. Einziger Wermutstropfen ist wieder Alex Hand, die bei einigen Bewegungen immer noch Schmerzen verursacht und schon ist Freund Ibuprofen wieder gefragt.
              Unser sowieso schon ordentliches Frühstück wird heute noch durch Blaubeeren bereichert, die Maja gestern mit gepflückt und uns geschenkt hat. Während des Frühstücks schauen wir uns zum ersten Mal genauer um und müssen leider feststellen, dass um uns herum alles grau ist. Generell ist es ziemlich dunstig und alles höher als 850 Meter ist in Wolken verschwunden, die nach viel Regen aussehen. So bauen wir nach dem Frühstück schnell unser Zelt ab und kurz nachdem Maja sich aufs Wasser begeben hat, fängt es auch schon wieder an zu regnen.
              Als Maja wahrscheinlich schon wieder den Rogen verlassen hat, ist auch unser Ally startklar. Das Big Zip ist ja sowieso wasserdicht und auch meinen Trekkingsrucksack haben wir möglichst wasserdicht ins Tarp eingewickelt. Auch wir haben uns mit Regenhose und Hardshell darauf vorbereitet, dass der Rogen sich nicht an die Wettervorhersage halten wird.
              Ziel unserer heutigen Etappe ist der See Revsjøen oder der Lagerplatz Reva, je nachdem wie weit wir heute kommen. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass es bis nach Reva Luftlinie ca. drei Kilometer bzw. fünf Kilometer am Ufer entlang sind. Zum See Revsjøen sind es von Reva nochmal gute vier Kilometer mehr. Da einfach aber nicht das Motto am Rogen ist, fahren wir ein Stück den Røa hinunter, um dann in einem großen Bogen über Lidlbuddhåen, Storundhåen und Styggsjøan zum Revsjøen zu paddeln. Auf diesem Weg sind es bis Reva ca. sechszehn Kilometer, die durch acht Portagen unterbrochen sind.

              Regen

              Bei leichtem Regen fahren wir zunächst drei Kilometer stumpf Richtung Westen am Südufer des Rogens entlang. Unser Ziel auf dem Rogen ist jetzt erstmal der Beginn des Flusses Røa, der das Wasser vom Rogen zum Femundsee transportiert. Auch heute ist es wieder relativ wellig, aber die Wellen kommen von schräg hinten und stellen keine Gefahr für uns dar. Nach anderthalb Kilometern erreichen wir eine Gruppe aus acht kleinen Inseln, die sich uns auf dem Weg zum Røa in den Weg stellt, uns aber auch gleichzeitig einen komfortablen Wellenschatten gibt. Einige Durchfahrten zwischen den Inseln müssen wir langsam und aufmerksam passieren, da hier wieder Steine nahe der Oberfläche auf uns lauern. Wie immer in diese Region haben wir auch hier wieder, ohne es zu merken, die Grenze zwischen Schweden und Norwegen passiert. Schließlich verraten im heutigen nebligen Wetter nicht mal die langen Schneisen in der spärlichen Vegetation den Verlauf der Grenze.


              Optisch eine Winterkanutour

              Im perfekten Wind- und Wellenschatten der Inseln steuern wir das westliche Ende des Rogens an. Wir passen auf, dass
              wir nicht in den Sog des Røa geraten und legen am Nordufer des Flusses an, da hier unübersehbar die Portage beginnt. Beim Ausladen des Bootes wird der Regen stärker und wir starten gleich mit unserer Ausrüstung die hundert Meter zum kleinen See Rogshåen. Auf der Strecke gibt es teilweise mehrere Trampelpfade durch die Steine und am Ufer entlang, so viele Leute scheinen hier schon durchgegangen zu sein. Vielleicht hat aber auch nur jeder einen besseren Weg gesucht, um die großen Steine hier zu umgehen. Da wir für die kurze Entfernung nicht auf unsere Trekkingsschuhe mit den kräftigen Sohlen gewechselt haben, müssen wir mit unseren Neoprenschuhen hier doppelt aufpassen, besonders mit dem unhandlichen Boot über uns. Am Rogshåen angekommen suchen wir erst mal eine Stelle, an der wir unser Boot ohne großen Kontakt mit den Steinen ins Wasser lassen können. Das ist hier etwas schwierig, sodass wir unser Boot über ein paar weit im Wasser liegende Steine akrobatisch einladen müssen, um die Bootshaut beim Einsteigen nicht in Mitleidenschaft zu ziehen.
              Nach dem Ablegen steuern wir in den Schwall des Røa hinein und freuen uns, ein Stück weit ohne Paddeln vorn geschoben zu werden. Die restlichen eineinhalb Kilometer auf dem Rogshåen lassen wir es trotz nervigen Regens locker angehen, um nicht zu schnell wieder das Boot tragen zu müssen. Bald kommen wir jedoch wieder einen Punkt, den wir schon gut kennen: Die DNT-Brücke über den Røa, die wir 2011 schon einmal mühsam umtragen und 2014 schon einmal locker überschritten haben.
              Wir legen wieder am Nordufer an und entladen erstmal vorsichtig das Boot auf den rutschigen Steinen im Wasser. Den robusten Leihkanadier hatten wir hier letztes Mal einfach stumpf auf die Steine gezogen, unserem Ally wollen wir diese Tortur nicht antun. Nachdem alles gesichert ist, machen wir zunächst einen Rundgang über die Brücke und erkunden dann die Strecke zum Lidlbuddhåen. Leider stimmt hier die Erinnerung genau mit den Verhältnissen vor Ort überein. Zu allem Überfluss rutscht Alex noch an einem nassen Stein entlang und muss sie mit den Händen abstützen. Zwar hat er sich leicht einen Finger verletzt, die Probleme in der linken Hand sind aber nicht schlimmer geworden.
              Diese Portage ist zwar im Idealfall nur dreißig Meter lang, das Boot muss aber über viele glitschige Steine im Uferbereich, durch ein paar eng stehende Bäume und einen Bach getragen werden. Zusätzlich wollen wir unser Boot nicht zwischen den vielen Steinen nah des kleinen Baches einsetzen, sondern werden es noch ca. fünfzig Meter weiter tragen und dort an einem geraden Uferstreifen einsetzen. Unser Ally könnte die Strapazen sicher alle mitmachen, wir wollen das Boot aber möglichst keinem Risiko aussetzen und so gut wie möglich wieder mit nach Hause nehmen.
              Bevor wir das Boot allerdings entspannt am Ufer entlang tragen können, muss erst mal durch die engen Bäume hindurch. Beim Tragen dorthin rutschen wir schon auf den ersten Stein hin und her und ich trete einmal ins eiskalte Wasser. Zwischen den eng stehenden Bäumen kommen wir dann immerhin schnell voran, sodass uns nur noch der Bach in seinem steinigen Bett vom einfachen Teil der Portage trennt. Ein Leihboot hätten wir hier einfach rübergeschoben, unseren Ally behandeln wir allerdings besser und legen ihn zwischendurch mehrfach vorsichtig ab, um umzugreifen. An unserem Zielpunkt angekommen, legen wir eine Pause ein und gönnen uns eine Tafel Schokolade. Dabei schwelgen wir in Erinnerungen an unsere letzte Rogen-Kanutour, bei der wir auf der Halbinsel gegenüber von unserem jetzigen Rastplatz übernachtet haben. Aus diesen Erinnerungen werden wir allerdings wieder herausgerissen, als wir bemerken, dass von Nordosten eine Wolkenwand aufzieht, die so dunkel ist, dass sie sich sogar noch deutlich von den dunkelgrauen Regenwolken am restlichen Himmel absetzt.

              Noch mehr Regen

              Bevor der Regen so richtig anfängt, wollen wir noch ein paar Meter machen. Auf dem Storundhåen schaffen wir allerdings nur dreihundert Meter vorbei an unserem ehemaligen Lagerplatz bis zur nächsten Portage. Hier blockieren zwei kleine Schwälle den Røa auf den Weg in nächsten See. Zu umgehen ist diese Blockade auf einer gut hundert Meter langen Portage, die für den Røa eigentlich typisch ist. Kleine Steine, große Steine, matschige Wege, trockene Pfade und niedrige Bäume wechseln sich Meter für Meter ab. Nach dieser kurzen Portage trennen wir uns wieder von der Route, die wir 2011 gefahren sind. Damals sind wir dem Røa bis zum Femund durch die richtig hässlichen Passagen gefolgt, jetzt biegen wir nach Norden ab und haben fünf Portagen bis zum Revsjøen vor uns, von denen wir nur das wissen, was ich mir aus Satellitenbildern herausgesucht habe.
              Nach dreihundert Metern ist der Paddelspaß schon wieder zu Ende und wir beeilen uns, Boot und Ausrüstung zügig an Land zu holen, da uns die dunklen Wolken jetzt fast erreicht haben. Wir suchen noch kurz den Einstieg des Weges zum nächsten See Styggsjøan und kehren nach fünfzig Meter mit der Gewissheit um, dass wir den richtigen Pfad gefunden haben. Zurück am Boot dämmert es gefühlt schon und die Wolken beginnen, ihre nasse Ladung auf uns zu werfen. Es schüttet gleich so heftig, dass innerhalb von einer Minute keine hundert Meter weit mehr gucken können. Wir haben zwar die ganze Zeit seit heute Morgen in Hardshell und Regenhose verbracht, bei diesem Regenguss verziehen wir uns aber unter die schützenden Bäume. Nach gut zwanzig Minuten Warten und vier Müslieiegeln hört der Regenguss so schnell auf, wie er angefangen hat.


              Die Ruhe nach dem Sturm am Røa

              Bei norwegischen Nieselregen wechseln wir von Neoprenschuhen auf Trekkingsschuhe, da wir auf dem kommenden Pfad über gut gewässerte Felsen jede Haftung brauchen, die wir kriegen können. Zunächst nehmen wir die Strecke wieder mit Rucksack und Big Zip in Angriff. Zu diesem Gepäck auf dem Rücken kommt wie bei jeder Portage noch jede Menge Kleinkram hinzu: Paddel, Schuhsack, die kleinen Bootssäcke und der Zeltsack.
              Der Pfad vom Storundhåen zum Styggsjøan führt ca. dreihundert Meter durch klassisches Moränengelände und überquert dabei einen zwanzig Meter hohen Bergkamm. Da dieser Pfad scheinbar eher selten genutzt wird und spärlich markiert ist, verlieren wir ihn einmal im Chaos der Steine. Auf dem Rückweg verfranzen wir uns dann noch mal richtig. Nachdem wir eine Viertelstunde durch das Gelände geirrt sind, kehren wir zum letzten bekannten Wegpunkt zurück und suchen den Weg neu. Und wie das nun mal so ist, wenn man vorher lange ergebnislos gesucht hat, dann findet man den richtigen Weg danach sofort.
              Zurück am Boot ereilt uns dann ein seltenes Naturphänomen: Der Regen hört auf. Das ist wiederum sehr praktisch, wenn wir unser Boot mit Kiel nach oben über Kopf tragen. Zwar werden wir so unter dem Boot nicht nass, das Wasser läuft beim Tragen aber mit einer besonderen Vorliebe von der Bootshaut direkt über die Hand in die Ärmel hinein.
              Wir schultern unser grünes Dach und machen uns im Zeitlupentempo auf Richtung Styggsjøan, um nicht über irgendwelche Steine zu rutschen und Knochen und Sehnen zu gefährden. Dank des entspannten Tempos haben wir auf dieser Tour auch keine Probleme mit der Orientierung und erreichen zielsicher die kleine Bucht am Styggsjøan, wo uns unsere Ausrüstung zu einer ausführlichen Pause erwartet. Diese fällt dann allerdings extrem kurz aus, da sich unsere Anwesenheit in der heimischen Mückenwelt herum gesprochen hat.


              unwirtlicher Styggsjøan

              Styggsjøan-Labyrinth

              Wieder auf dem Wasser hoffen wir, dass uns die Mücken nicht folgen, da wir bei nächster Gelegenheit eine gemütliche Mittagspause machen wollen. Jetzt ist es erst mal ein knapper

              Kilometer zu einer kleinen Portage, die einen Teil des Styggsjøan vom anderen trennt. Dort angekommen, landen wir an einer sumpfigen Stelle am Südufer an und holen uns beim Aussteigen ein paar nasskalte Füße. Von hier bis zum nächsten Seeteil des Styggsjøan sind es zehn Meter Sumpf, ein Sprung über einen kleinen Bach und ca. vierzig Meter Weg über hinterhältige Tannenzapfen, die sich wieder wunderbar durch die Sohlen unserer Neoprenschuhe hindurch drücken.
              Als alles am unteren See abgelegt ist, entschließen wir uns an dieser Stelle mit einem schönen Blick über den Styggsjøan Mittagspause zu machen. Wir trauen dem Wetter allerdings nicht und bauen zur Sicherheit über dem improvisierten Lagerplatz unser Tarp auf. Es ist immer wieder faszinierend wie man aus dem Nichts innerhalb von Minuten einen richtig gemütlichen Platz mit einer warmen Mahlzeit aufbauen kann. Da schmecken sogar die nicht so beliebten Trekkingsmahlzeiten, wie das unausprechliche Essen von Alex und das süßsaure Huhn von mir, richtig gut.


              My tarp is my castle

              Nach einer Siesta ohne Regen bauen wir unseren Palast wieder ab und beginnen die Fahrt auf dem größten See des Styggsjøan. Er besteht aus einem Geflecht aus Buchten, Seearmen und Inseln und hat insgesamt eine Ausdehnung von ca. zweieinhalb mal zwei Kilometern. Wir werden den größten Teil des Sees passieren und dann nach zwei Kilometern in einen Seearm abbiegen, an dessen Ende die nächste Portage auf uns wartet.
              So einfach, wie in der Theorie ist es dann auf den See nicht. Die vielen kleinen Inseln und Buchten lassen nur schwer erkennen, ob man zwischen zwei Inseln hindurch oder in eine Bucht schaut. Diese Mischung gibt dem See allerdings auch einen herrlich wilden und natürlichen Charakter. Wir genießen die knapp zwei Kilometer auf dem Styggsjøan, ohne uns zu viele Gedanken um die Navigation zu machen. Die grobe Richtung ist bekannt und wenn wir wieder eine Bucht zurückfahren müssen, geht die Welt bei den übersichtlichen Entfernungen hier auch nicht unter.
              Unsere Fahrt endet nach einem kurzen Blick auf die Karte dann doch in der richtigen Bucht. Um zum Ende der Bucht zu gelangen, müssen wir zunächst durch ein paar flache Stellen mit vielen Steinen hindurch manövrieren. Am Ende der Bucht legen wir am Ostufer an und finden dort eine kleine tunnelartige Schneise durch die Büsche, hinter der wir schon den nächsten See sehen. Die einzigen beiden Schwierigkeiten dieser dreißig Meter langen Portage sind die rutschigen Steine im Blättertunnel, zwischen den Wasser steht und eine Tretmine, die ein Elch mitten auf dem Pfad hinterlassen hat.


              Portagetunnel am Styggsjøan

              Was die Elche betrifft, sind wir mittlerweile sehr kritisch geworden und halten sie für Fabelwesen, die die lokalen Tourismusverbände ähnlich wie die Trolle erfunden haben, um Touristen in abgelegene Regionen zu locken und Elch-Souvenirs zu verkaufen. So oft, wie wir schon in Skandinavien waren, haben wir noch nie einen Elch in der Natur gesehen. Und das Ganze ist sogar so clever eingefädelt, dass überall in Schweden und Norwegen Leute umhergehen und, wie hier, die Elch-Spuren für die Touristen hinterlassen.

              Auch der nächste See gehört noch zum Seengebiet Styggsjøan und hat keinen eigenen Namen. Von hier haben wir zwei Möglichkeiten zum Revsjøen zu kommen: Wir können entweder diesen See bis zum Ende fahren und haben dann eine vierhundert Meter lange Portage vor uns. Dort fließt zwar ein Bach zum Revsjøen, der dürfte aber laut der Bilder aus dem All nicht fahrbar sein. Bei der anderen Strecke verlassen wir diesen See in der Mitte bzw. nach zwei Dritteln seiner Länge, schleppen unser Boot kurz zum nächsten See, fahren diesen bis zum Ende und müssen dann nur zweihundert Meter durch vermeintlich einfacheres Gelände umtragen.
              Wir entscheiden uns für die zweite Variante und fahren bis ungefähr zur Mitte des Sees. Auf Anhieb finden wir hier keine gute Stelle zum Anlegen und versuchen es an dem kleinen Bach noch mal, der von diesen See in den nächsten führt. Hier ist die Landscheide genauso breit wie an der vorherigen Stelle, allerdings können wir an weicher Uferböschung sicher anlegen. Beim Aussteigen aus dem Boot können wir schon den einen Meter tiefer liegenden See sehen und gehen quasi aus der Paddelbewegung direkt in die Portage über.

              Der letzte Regen

              Auf dem unteren See angekommen, bemerken wir über uns schon wieder dunkle Wolken und wenig später geht noch mal ein heftiger Regenschauer über uns nieder - wie gut, dass wir die wasserdichten Klamotten seit heute Morgen nicht ausgezogen haben. Nach fünf Minuten ist der Spuk schon wieder vorbei und bei unserer CornyPause mitten auf dem See können wir einen bescheidenen Regenbogen über dem Revsjøen sehen.


              Zu wenig Sonne für einen vollen Regenbogen

              Frisch gestärkt wollen wir die letzte Portage in Angriff nehmen und paddeln dafür die wenigen Meter bis zum Ende des Sees. Dort legen wir an einem Vorsprung aus Geröll an, um nicht in dem Sumpfbereich aussteigen zu müssen, der links und rechts neben den Felsen liegt. Da das Gelände hier übersichtlich ist, verzichten wir auf eine Erkundung und gehen gleich mit vollem Gepäck los. Im Nordwesten treffen wir nach fünfzig Metern auf einen Pfad, der aus dem Sumpf kommt, folgen ihm und können wenig später schon den Revsjøen sehen. Dort angekommen drehen wir gleich wieder um, laufen zurück zum Boot und tragen den Ally zum Revsjøen. Diese Portage mit ihren zweihundert Metern war erheblich entspannter, als es zu erwarten war - so darf es ja auch mal sein.


              Beginn der letzten Portage am Styggsjøan

              Revsjøen-Labyrinth

              Am Revsjøen erkunden wir noch etwas das Ufer, finden einen großen Lagerplatz und entdecken noch ein paar abgelegte in Tarnfarben lackierte Uralt-Kanadier. Da die letzte Portagen so einfach waren und das Wetter sich in der letzten Stunde extrem verbessert hat, entscheiden wir, noch bis zum Lagerplatz Reva zu fahren. Da dies ein ziemlich großer Lagerplatz ist, laufen wir natürlich Gefahr, dort nicht alleine zu sein, allerdings ist das ein perfekter Ausgangspunkt für den Aufstieg auf den Berg Bustvalen, auf den wir schon immer mal aufstiegen wollten.
              Bei perfekten Bedingungen und Sonnenschein stechen wir wieder in See und ich ziehe heute zum ersten Mal mein Hardshell aus. Nach ein paar Minuten wird allerdings der Wind zu kalt und so muss ich mich schon wieder verpacken. Immerhin ist der See nicht so groß, dass der Wind nennenswerte Wellen verursachen würde. So schippern wir entspannt quer über den See und suchen dessen engen Ausgang. Auch wenn wir die Ausfahrt aus dem See erst wenige Meter vorher erkennen, sind wir zielsicher darauf zu gefahren. Um in den nächsten Teil des Sees zu kommen, müssen wir allerdings wieder durch einen flachen Bereich mit vielen Steinen knapp unter bzw. über der Wasseroberfläche manövrieren.


              Die Sonne kämpft – Tschüsss Hardshell

              Nachdem wir die Engstelle ohne Kontakt passiert haben, öffnet sich ein flacher und schmaler Bereich des Revsjøen. Abgelenkt durch einen wunderschönen See, müssen wir hier auch auf vereinzelte Seeminen in Form von unter der Wasseroberfläche versteckten Steinen achten. Manchmal verraten sich die flachen Stellen, in dem weit entfernt vom Ufer ein einzelner Stein einfach aus dem See ragt. An anderen Stellen hingegen bemerken wir die Unterwasserhindernisse erst bei Annäherung. Wir halten uns brav in der Mitte des Sees und finden nach einer kleinen Schleife den Weg weiterenn Richtung Reva.
              Von hier aus müssen wir etwas paddeln, öfters mal abbiegen und schon paddeln wir auf das letzte große Hindernis vor Reva zu. Denn am Ende dieses letzten kanalartigen Abschnitts, fließt das Wasser auf seinem Weg zum Rogen durch einen schmalen Geländeeinschnitt bzw. um in der Geographie der Region zu bleiben über den tiefsten Abschnitt einer Mörane. Und als wäre das nicht spannend genug, passiert genau an dieser Engstelle ein Rentierzaun das Wasser.


              Das letzte Hindernis vor Reva

              Schon wieder ein Zaun

              Kurz bevor wir den Zaun erreichen, überquert hier sogar gerade eine Herde aus knapp zwanzig Rentieren das Wasser und verschwindet gleich wieder im kargen Wald. Mit etwas Mühe legen wir provisorisch am steinigen Ufer an und ich springe zur Erkundung an Land. Bei näherer Betrachtung ist diese Stelle für die Befahrung mit einem Ally alles andere als geeignet. Zum einen ist der Zaun im Bereich des Wassers mit Draht ausgebessert worden und wie jeder Ally Fahrer weiß sind spitze Metallteile der Feind einer jeden Bootshaut. Zum anderen befinden sich in der schmalen befahrbaren Rinne zwei größere Steine, gegen wie die wir fahren könnten, wenn wir kurzzeitig die Kontrolle über das Boot verliehen. Das würde nämlich auf jeden Fall kurz passieren, wenn wir uns wegen der geringen Durchfahrtshöhe flach ins Boot legen müssten.
              Mit einem Feststoff-Kanadier, besonders einem robusten Leihboot würden wir wahrscheinlich sofort durchfahren und hätten noch mächtig Spaß dabei gehabt. Doch mit dem Ally haben wir ein Stück Robustheit gegen ein großes Stück Gewicht getauscht und so werden wir das Boot einfach unlustig über den Zaun heben. Dazu legt Alex an und wir bugsieren das Boot um die Steine herum an Land. Immerhin müssen wir hier nicht über den Zaun klettern, sondern können drunter hindurch kriechen. Als die Ausrüstung auf diese Weise den Zaun passiert hat, nehmen wir das Boot auf und legen es mit der Front vorsichtig auf den Zaun. Hierbei stellt sich unser selbst gebastelter Dollbordschutz als idealer Puffer heraus. Ich krieche unterm dem Zaun durch, mach kurz ein Foto und hebe das Boot ein Stück weiter, um es dann auf den anderen Dollbordschutz zu legen. Alex krabbelt unter dem Zaun hindurch und eine Minute später liegt das Boot wieder im Wasser.


              Paddeln im Rogen

              Zunächst paddeln wir durch einen engen Bereich mit flachem Wasser und vielen Wasserpflanzen, dann öffnet sich der See für das letzte Stück bis nach Reva. Von hier sind es bis zu unserem Ziel noch mal knappe zwei Kilometer. Auf dem lang gezogenen See kämpfen wir wieder gegen den Wind und merken dabei auch langsam, dass uns doch eine ganz ordentliche Etappe in den Knochen steckt. So entscheiden wir uns, die letzten beiden Schwälle und damit verbundenen Portagen auszulassen und direkt am Westufer von Reva anzulanden.
              Denn Reva ist nicht nur ein einfacher Lagerplatz, sondern eine Ansammlung aus mehreren Lagerplätzen verschiedener Größe mit einigen einfachen Schutz-/Windschutzhütten. Der Platz, auf dem wir direkt auf der Norwegisch-Schwedischen Grenze anlanden, ist so groß, dass man hier sicherlich ohne große Mühe in Zugstärke kampieren könnte. Beim Betreten werden wir auch explizit per Schild darauf hingeweisen, dass der Platz für organisierte Gruppen reserviert ist.

              Downtown Rogen: Reva

              Wir heben unser Boot an Land, lassen Ausrüstung Ausrüstung sein und erkunden erst mal die Lage zu Fuß. Direkt in diesem freien Bereich beginnt ein kleiner Pfad auf der Norwegischen Seite, der uns vorbei an einem Lokushäuschen führt und an einer kleinen Hütte wieder von Norwegen nach Schweden lenkt. Vor der Hütte grüßen wir einen Mann, der Holz hackt und wissen schon mal, dass wir heute diesem Bereich nicht alleine sind. Wir überqueren den Grenzstreifen und treffen auf den Wanderweg, der aus Richtung Süden kommt. Ein Stückchen südlich davon finden wir eine ebene sandige Stelle mit einem Ansatz von Strand direkt am Wasser - das ist genau die richtige Stelle für unser Zelt.
              Wir grüßen freundlich zwei Männer, die ein Stück entfernt vor einer kleinen Hütte ebenfalls Holz hacken und gehen wieder ins Ausland (Norwegen), um Boot und Ausrüstung zu holen. Als wir alles zu unserem kleinen Strand nach Schweden getragen haben, bauen wir sofort unser Zelt auf und waschen ein paar Klamotten. Als dann alles vor sich hin trocknet, machen wir uns an die weitere Erkundung. Die beiden Holzhacker verstehen wir wunderbar, denn sie kommen aus Österreich und gehören zu einer Gruppe, die hier ebenfalls lagert. Den Rest der Gruppe treffen wir dann im Windschutz und kommen etwas mit ihnen ins Gespräch. Die fünf bis sieben Österreicher (so genau konnten wir das nicht zählen, da sich immer irgendwer irgendwohin zurückgezogen hat) sind hier eine Woche mit Guide unterwegs und Reva stellt deren tiefstes Lager im Rogen dar. Wir unterhalten uns noch etwas und haben das Gefühl, dass der Guide sich freut, dass er sich mit uns ausführlich über den Rogen und unsere Touren unterhalten kann. Die Gruppe hat heute bei dem schlechten Wetter die Tour auf den Bustvalen gemacht, die wir für morgen auch geplant haben. Laut Wettervorhersage werden wir und nach dem Wetter heute können wir dabei eigentlich auch nur besseres Wetter haben.
              Um den Luxus zu demonstrieren, der auf einen hier in Reva wartet, sei ein kurzes Dilemma von Alex aufgezeigt: Um Platz fürs Essen zu schaffen, kann Alex sich entscheiden, ob er das Toilettenhäuschen in Schweden benutzt oder sich für das Häuschen im benachbarten Ausland entscheidet, dann aber nach Norwegen laufen muss. Auch hier scheut er keine Herausforderung und macht sich auf den weiten Weg nach Norwegen. Bald wird uns diese Entscheidung allerdings abgenommen, da das norwegische Plumpsklo seinen Höchstfüllmenge fast erreicht hat - man merkt, dass wir schon gegen Ende der Saison unterwegs sind.
              Wir inspizieren gründlich unser Boot, Alex nimmt eine Tablette für seine Hand und wir schmeißen dann den Hobo an. Die Etappe hat heute hungrig gemacht und so verschlingen wir unseren Kartoffelbrei mit Fleischklößchen in Rekordzeit. Danach gibt es noch etwas Schokolade, ein paar Erdnüsse und einen Tagesabschluss-Schnaps. Bei den vielen Grenzübertritten des heutigen Tages sparen wir uns die Grenzschnäpse, da unsere Flasche sonst zu schnell leer werden würde. Als es dann etwas kühler wird, verkriechen wir uns ins Zelt und spielen laut lachend Black Storys, bis es zum Lesen zu dunkel ist. Die Österreicher, die ab und zu unserem Zelt vorbei gehen müssen, um Wasser zu holen, müssen auch denken, wir hätten nicht alle Latten am Zaun.
              Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 22.06.2017, 06:39.
              Das Leben ist kein Ponyhof!

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              • 5-oclock-charlie

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                • Meine Reisen

                #8
                [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                Tag 7 - 20.08.2016

                Easy Going

                Nach einer warmen Nacht mit 11° im Zelt und 9° außerhalb des Zeltes schlafen wir richtig aus und wachen dem entsprechend entspannt auf. Draußen ist es schon ziemlich hell … und vor allem schön still. So haben wir uns das an unserem Ruhetag vorgestellt. Denn heute bleibt das Boot auf dem Trockenen … was ja am Rogen aber nicht zwangsläufig Ruhetag bedeutet. Einziges Tagesziel bei akzeptablem Wetter ist heute die Spitze des Bustvalen. Ansonsten werden wir uns heute nicht vom Fleck rühren. Durch unser gutes Vorankommen, das Auslassen der Schleife bis zum Hävlingen und dem guten Tag gestern können wir uns einen Tag Entspannung leisten, mal ganz davon abgesehen, dass für wir ihn auch gut gebrauchen können.
                Ein Blick aus dem Zelt heraus verheißt Gutes: Draußen scheint zwar nicht die Sonne, es ist aber nur leicht bewölkt. Da wir von Reva die beiden Spitzen des Bustvalen sehen können, hängen die Wolken heute schon mal nicht zu tief. Mit Blick auf die kleine Bucht und den angrenzenden Wasserfall vor unserem Zelt frühstücken wir entspannt. Danach räumen wir unseren Lagerplatz etwas auf und nehmen die gestern gewaschene und jetzt schon trockene Wäsche ab.
                Als nächstes steht die Vorbereitung für unsere kleine Wanderung an. Laut Karte ist kein Wasser auf oder nahe des Gipfels zu erwarten und so machen wir unsere Trinksysteme im See voll. Da wir diese aber nicht am langen Arm tragen wollen, verstauen wir das Wasser im Trinkblasenfach der Schwimmwesten und missbrauchen sie so als Rucksackersatz. Auf die restlichen Taschen verteilen wir Kompass, Kameras, Karte, Telefone und etwas Marschverpflegung. Startbereit sehen wir mit unseren Schwimmwesten etwas deplatziert für eine Bergwanderung aus, andere passende Ausrüstung haben wir aber nicht mit. Und die Wahrscheinlichkeit, dass uns hier jemand so sehen wird, ist sowieso verschwindend gering.

                Gipfelstürmer

                Frisch motiviert durch einen kleinen Flecken blauen Himmels verlassen wir unser Lager am Rogen und marschieren über die Brücke in Richtung der Skedbro Fjällstuga. Zunächst wollen wir dem Weg ungefähr zwei Kilometer nach Norden folgen, dann werden wir wahrscheinlich vom Weg stumpf Richtung Osten ins weglose Gelände zum Bustvalen abbiegen. Es soll zwar einen Pfad im Bereich des Bustvalen geben, wir werden allerdings einfach nach Kompass und Gelände gehen, da wir nicht die geringste Ahnung haben, wo der Weg entlang führt.
                Nach der Brücke über den kleinen Wasserfall von Reva geht es erst mal relativ eben auf einem einfachen Pfad los. Da wir wieder in Schweden sind, sind die sumpfigen Abschnitte zwischen den Moränenhügeln durch Bretterwege geschützt. Schnell erreichen wir nach eineinhalb Kilometern die Abzweigung zur Rogenstugan und machen eine kleine Pause. Wir folgen dann dem Weg leicht bergauf Richtung Norden bzw. Skedbrostugan und halten Ausschau nach einem Pfad zum Bustvalen.


                Wandern mit Schwimmweste – sicher kein neuer Trend

                Als wir den Hügelkamm erreicht und immer noch keinen Pfad entdeckt haben, entscheiden wir uns für die weglose Variante und biegen stumpf Richtung Osten ab. Abseits des Pfades kommen wir auch gut voran, da das Gelände offen, wenig steinig und nur ganz sanft ansteigend ist. Die Orientierung ist hier kinderleicht, da wir direkt auf den Bustvalen zuhalten können. Wir schauen noch einige Male in die Landschaft, ob wir irgendwo einen Pfad entdecken, aber jedes vermeintliche Stück Pfad ist bei genauem hingucken eine zufällige geographische Anordnung.
                Auf der Hälfte der Strecke vom Weg zum Gipfel sehen wir ein gutes Stück vor uns eine Renkuh mit ihrem Kalb. Um sie nicht zu stören, machen wir einen kleinen Bogen von den beiden weg, aber als wir sie fast passiert haben, laufen sie ein Stück auf uns zu. Irgendwann laufen sie dann mit zehn Metern Abstand parallel mit uns Richtung Gipfel. Mittlerweile wirkt der Bustvalen schon viel größer, als aus der Ferne und als es dann gute siebenhundert Meter vorm Gipfel langsam auch unter den Füßen steiler wird, werden unsere haarigen Begleiter faul und lassen uns alleine weiterlaufen.


                Unsere Begleiter

                Je näher wir dem Gipfel kommen, desto mehr ändert sich auch der Untergrund, der Bewuchs wird spärlicher und die Steine nehmen zu. Zunächst suchen wir uns einen Weg, über die moderat ansteigenden Abschnitte. Irgendwann sind auch diese Abschnitte vorbei und es geht nur noch steil bergauf. Bis hoch zum Gipfel ist allerdings ein grüner Streifen erkennbar, den wir als Weg wählen. Fünfzig Höhenmeter vor dem Gipfel stoßen wir dann auf einen Pfad, den wir bis zum Gipfel folgen.

                Oben auf

                Auf 1024 Metern Höhe angekommen präsentiert sich ein toller 360°-Rundumblick über dem Rogen und seine angrenzenden Gewässer. Für diesen Blick hat sich der Aufstieg auf jeden Fall gelohnt. Und die Wolken, die immer noch recht niedrig hängen, wirken so, als könnte man sie fast anfassen. Wäre der Bustvalen ein paar Meter höher, würde er schon in den Wolken liegen und es gäbe von seiner Spitze nichts mehr zu sehen.
                Da wir unser Tagessoll mit dem Aufstieg weitestgehend geschafft haben, lassen wir es auf der Bergspitze ruhig angehen. Wir installieren zunächst unsere GoPro für ein Zeitraffer-Video, knipsen Fotos in alle möglichen Richtungen und nutzen den ausgezeichneten Mobilfunkempfang, um uns zu Hause mal wieder zu melden. Während die GoPro Tausende Bilder macht, vollziehen wir unseren bisherigen und zukünftigen Weg in der Landschaft nach. Bis auf den südlichen Abschnitt am Stor Våndsjön bzw. Vonsjøen können wir von oben unsere gesamte Strecke einsehen.


                Posieren vorm Rogen

                Nach dem Rundblick verstecken wir uns vor dem kühlen Wind hinter einem Steinhaufen und naschen von unserer Marschverpflegung. Als dann die GoPro mit ihrer 270° Drehung Richtung Osten fertig ist, gehen wir auf einen Vorsprung im Westen des Gipfels und wiederholen die Kameradrehung in die andere Richtung. Zwischendurch sehen wir rund um den Rogen kleinere Regengebiete durchziehen, von denen uns aber keins auf unseren Berg trifft.


                Blick Richtung Norwegen und auf den Revsjøen

                Als wir dann alles genügend bewundert und dokumentiert haben, machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Reva. Wir wollen vom Gipfel dem gefundenen Pfad folgen, da wir neugierig sind, wo er rauskommt. Rund um den Gipfel gestaltet sich das einfach, da der Pfad sehr markant ist, weil hier alle Gipfelstürmer den gleichen Weg gehen müssen. Unterhalb des Gipfels macht der Pfad eine Kurve Richtung Rogen und ist dann irgendwann nur noch schwer zu erkennen, da scheinbar nicht mehr so viele Leute in diese Richtung unterwegs sind. So dauert es auch nicht lange, bis sich der Pfad im Nichts verliert. Trotz vielen Suchens und Zurückgehens zur letzten sichtbaren Stelle finden wir keinen weiteren sichtbaren Verlauf mehr wieder.
                Wir schalten wieder in den Querfeldein-Modus und halten Richtung Süden direkt auf den Rogen zu. Irgendwann wollen wir dann auf den Weg von der Rogenstugan nach Reva treffen und ihm zurück zu unserem Lagerplatz folgen. Zunächst laufen wir durch einfaches baumloses Gelände, passieren die Baumgrenze und kommen dann in den Bäumen in ein Gebiet mit großen Steinen, die aber bergab entspannt zu meistern sind.
                Ohne ein Gefühl, wie weit wir seit dem Gipfel schon gelaufen sind, dauert es eine kleine Ewigkeit, bis wir auf den Pfad nach Reva treffen. Dieser ist anhand der vielen rot markierten Steine nicht zu übersehen. Wir biegen Richtung Reva ab und folgen dem Weg über Steine, durch Matsch und über die luxuriösen Bretterwege bis hin zur Kreuzung, wo Weg zur Skedbrostugan abzweigt.


                Luxuriöse Fortbewegung

                Von hier sind es dann noch eineinhalb Kilometer entspannter Waldspaziergang bis zu unserem Lagerplatz in Reva … und zum Mittagessen. Denn trotz des kleinen Snacks auf den Bustvalen hat sich in der letzten Zeit ein respektables Loch im Magen entwickelt. Zurück im Lager schmeißen wir gleich unseren Hobo an und bringen ihn mit Birkenrinde richtig auf Temperatur. Birkenrinde ist die in rauen Mengen vorhanden, da in Reva Birkenstämme als Feuerholz bereitstehen, damit die spärliche Flora hier nicht im Lagerfeuer landet. Und Birkenholz wurde hier viel gehackt, für die perfekt brennende Rinde auf dem Boden hat sich aber scheinbar niemand interessiert.

                Gammeltag

                Auf der Speisekarte stehen Spaghetti Bolognese und Rittersport Traubennuss als Nachtisch. Als die Sonne nach dem Mittag es mal kurz durch die Wolken schafft, ist bei uns Badezeit angesagt. Frisch gewaschen drehen wir dann eine Runde durch Reva und stellen fest, dass die Österreicher wohl zu ihrer Tagestour Richtung Revsjøen aufgebrochen sind, von der sie gestern erzählten. Wie gehen in unser Lager zurück und beginnen unsere Ausrüstung in der Sonne zu überprüfen und neu zu sortieren. Während der Rucksack durch seine verschiedenen Fächer immer noch sauber strukturiert ist, hat sich im Big Zip das Chaos breitgemacht.
                Während wir wieder alles in die richtigen Sortierbeutel packen, kommen die Österreicher von ihrem Ausflug zurück. Als die Gruppe die letzten Meter vor unserem Zelt entlang paddelt, fällt uns noch nichts Spezielles auf. Wenig später jedoch hängen vor der kleinen Holzhütte, die wir von unserem Lager sehen können, jede Menge nasse Klamotten.
                Wir drehen wir noch mal eine Runde durch Reva und gehen noch einmal zur Norwegisch Schwedischen Grenze. Nach ein paar Grenzübertritten von Schweden nach Norwegen und zurück und dem obligatorischen Foto am Schild der Riksgrense kehren wir wieder zurück zu unserem Lager.


                Alex in Norwegen, ich in Schweden

                Dort angekommen spuckt der Schornstein der Holzhütte dichten Rauch aus, obwohl es erst Nachmittag und noch relativ warm ist. Unsere Neugier ist jetzt endgültig geweckt und so fragen wir bei den Österreichern nach. Wie erwartet, ist die Erklärung einfach: Ein Kanadier ist beim Einsteigen gekentert und beide Paddler lagen samt Gepäck im Wasser. In einem Fall bedeutete dies dank wasserdichten Gepäcks nur nasse Klamotten, im anderen Fall war das Gepäck nicht wassergeschützt und so ist auch noch alles darin nass. Dummerweise betrifft dies auch sein Smartphone und noch viel schlimmer den gesamten Reisevorrat an zwei Rollen Toilettenpapier. Das führt dazu, dass neben den Klamotten auch noch Toilettenpapier zum Trocknen auf der Leine hängt. Wir müssen uns das Grinsen unterdrücken, als wir vom Besitzer der Blätter und des restlichen nassen Zellstoffhaufens die Hütte von in gezeigt bekommen. Der Ofen hat die 6 m³ Raum der Hütte mittlerweile in eine Sauna verwandelt, in der die nasse Kleidung wahrscheinlich schon in einer halben Stunde fertig getrocknet ist.
                Nach etwas Smalltalk ziehen wir uns wieder in unser Lager zurück und gönnen uns nach den Erzählungen über kaltes Wasser erstmal einen warmen Tee. Es ist noch recht früh, aber mangels Beschäftigung bereiten wir uns langsam aufs Abendessen vor. Wie jeden Abend hat die Feldküche heute wieder selbst gemischte und abgepackte Trockennahrung aus dem Supermarktregal zu bieten. Heute stehen zur Abwechslung mal Kartoffelbrei mit Crème fraîche auf dem Speiseplan. Wir lassen uns sehr viel Zeit bei Zubereitung und Verzehr unseres Abendessens und zelebrieren den Gipfel-Schnaps nachträglich. Die Grenz-Schnäpse lassen wir wieder ausfallen, da das aufgrund der vielen Grenzübertritten in einem Besäufnis enden müsste und unsere Vorräte an Lütje Minze schon recht ausgedünnt sind.



                Lagerplatz in Reva

                Nach Nahrungs- und Alkoholaufnahme machen wir unser Lager in Zeitlupe für die Nacht fertig und begeben uns dann ins Zelt, um noch eine ausgedehnte Runde Black Stories zu spielen. Als es dann zu dunkel zum Spielen wird und wir noch mal durch schlechtes Benehmen aufgefallen sind, ist Matratzenhorchdienst angesagt.
                Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 22.06.2017, 07:06.
                Das Leben ist kein Ponyhof!

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                • 5-oclock-charlie

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                  #9
                  [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                  Tag 8 - 21.08.2016

                  Dank mangelnder Anstrengung am Vortag wache ich gefühlt früh auf, schließlich ist es draußen noch recht dunkel. Das mag aber auch an den Regenwolken liegen, die ihre Fracht pausenlos auf unser Zelt abwerfen. Im monotonen Geplätschere der Tropfen schlaf ich wieder gut ein und wache erst wieder auf, als Alex schon längst wach ist. Draußen haben sich leider nur die Lichtverhältnisse geändert, es regnet aber immer noch. Heute haben wir wieder eine moderate Strecke vor uns und überlegen, ob wir noch etwas in der Hoffnung warten können, dass der Regen aufhört. Die Entscheidung wird uns dann recht schnell abgenommen, als es endlich aufhört, zu regnen.
                  Vorm Zelt müssen wir feststellen, dass es scheinbar durchgängig geregnet hat und wirklich alles nass ist. Selbst unsere Schwimmwesten, die mit den Paddeln zusammen unter dem umgedrehten Ally gelegen haben, sind leicht klamm. Etwas unmotiviert bereiten wir unser Frühstück vor, kommen dann aber mit etwas Nahrung im Magen mehr und mehr in Schwung. Bevor wir unser Ausrüstung zusammenpacken, machen wir einen kleinen Ausflug ans Südostende der Reva-Halbinsel, um einen Blick auf den Rogen werfen zu können. Trotz des miserablen Wetters sind die Verhältnisse auf dem See noch akzeptabel. Eine Butterfahrt wird es sicherlich nicht, auf dem Rogen geht aber noch viel mehr.
                  Als wir an unserem Lagerplatz die Zelte abbrechen, stechen die Österreicher schon Richtung Rogenstugan in See. Nachdem dann auch bei uns alles verpackt ist, prüfen wir wie jeden Morgen Bootshaut und Gestänge unseres Ally. Außer einem aufgesprungen Verbindungsclip und ein paar neuen Kratzern, die wir uns im letzten Abschnitt geholt haben, ist unser Boot in bester Verfassung. Auch der Rechtsdrall der ersten Tage hat sich mittlerweile komplett gegeben, sodass wir schon über selbst reparierende Boote philosophieren.

                  Rogen, die Dritte: Wellenreiten

                  Wir setzen das Boot direkt an unserem kleinen Strand ins Wasser, platzieren die Ausrüstung an ihren gewohnten Stellen und wickeln den Rucksack zum erweiterten Regenschutz in das Tarp ein. Und als hätten wir damit die Wolken provoziert, fängt es pünktlich zum Ablegen wieder an zu regnen. Praktischerweise haben wir schon den vollen Regenschutz angelegt, um nicht auf den See in die Situation zu kommen, im Boot in eine Regenhose schlüpfen zu müssen.
                  Unsere Planung für den heutigen Tag sieht vor, erstmal auf dem Rogen bis zur Bucht Rödviken zu fahren, dort das Boot zum Öster-Rodsjön zu tragen und dann im Bereich des Rodsjön irgendwo zu übernachten. Je nachdem, wie gut wir vorankommen und wie gut das Wetter heute Nachmittag ist, werden wir vielleicht auch noch die ein oder andere Portage Richtung Käringsjön in Angriff nehmen.


                  Richtig verpackt für den Rogen

                  Zunächst haben wir aber erst mal den windigen Rogen vor uns. Wir paddeln durch die kleine idyllische Bucht bei Reva hinaus zum offenen See. Dort erwarten uns dann gleich größere Wellen, die aber aus Richtung Südosten und damit von schräg vorne kommen. Das ist zwar nicht ganz optimal, da wir Richtung Osten fahren, aber ein 45° Winkel zwischen Wellen und Fahrtrichtung ist bei dieser Wellenhöhe noch gut machbar. Unser mittlerweile sauber getrimmter Ally wirft sich gut in die Fluten und macht uns das Paddeln dank seiner Flexibilität noch viel einfacher.
                  Ein wenig nervig ist jedoch der leichte Regen, der dank immer wieder drehenden Wind von allen Seiten kommt. Sicherheitshalber halten wir uns doch etwas weiter am Ufer und fahren die Buchten großzügig ab, soweit es die Wellenrichtung zulässt. Zum ersten Mal aufpassen müssen wir bei der Landzunge Hästnäset, hinter deren Spitze wir die Kraft des Rogens voll zu spüren bekommen. Aber auch hier liegt unser Ally immer noch gut und gibt uns das nötige Vertrauen, um entspannt weiter zu paddeln.


                  Pause in ruhigem Bereich

                  Wir bleiben aber trotzdem weiter näher an Land, als wir es auf dem ruhigen See machen würden und halten auf die kleine Insel Knösen zu, die zweieinhalb Kilometer östlich von Hästnäset markant im Wasser liegt. An einigen flachen Stellen müssen wir etwas aufpassen, weil entweder kleine Steine kaum sichtbar aus den Wellen auftauchen oder wir beim Paddeln trotz unruhiger Wasseroberfläche den Grund sehen können.
                  Als wir die Insel Knösen erreicht haben, machen wir in deren Wellenschatten Pause und gönnen uns einen Corny zur Stärkung. Lange halten wir es hier jedoch nicht aus, da uns der Wind doch schneller als erwartet auskühlt. Nach ein paar kräftigen Schlägen zurück in die Wellen wird uns wieder warm und wir fahren weiter Richtung Osten durch ein paar Inseln und Untiefen südlich des Berges Kläppnäset.

                  Endspurt

                  Bald sehen wir auch vor uns die Gruppe Österreicher paddeln, die scheinbar auf dem Lagerplatz in einer nahe gelegenen Bucht Pause gemacht haben. Wir motivieren uns zur schnelleren Fahrweise, in dem wir in einen kleinen einseitigen sportlichen Wettkampf einsteigen und versuchen die Österreicher einzuholen. Das gelingt uns allerdings nicht, da die Österreicher von der Spitze des Kläppnäset Richtung Osten quer über den Rogen in Richtung Rogenstugan fahren, wir aber nach Nordwesten in die Bucht Rödviken einbiegen müssen. Das können wir allerdings nicht auf direktem Weg machen, da wir sonst ein längeres Stück parallel zu den Wellen fahren müssten, die gute sechs Kilometer Schwung auf dem Rogen holen konnten.
                  So fahren wir fünfhundert Meter Richtung Osten auf den Rogen hinaus, drehen zwischen ein paar Wellen nach Nordwest und lassen uns von den Wellen mit halber Kraft am Paddel in die große Bucht Rödviken treiben. Jetzt sind es nur noch knappe zweieinhalb Kilometer bis zum Ende der Bucht, wo an einem Lagerplatz die erste Portage des heutigen Tages beginnt. Nach dem kräftezehrenden Stück auf dem Rogen und nachdem der Wellenschub vom Rogen in die Bucht nachgelassen hat, ist das letzte Stück recht zäh. Am Ende der Bucht biegen wir Richtung Norden ab und können dann irgendwann die Schutzhütte und ein Zelt am Ufer erkennen.

                  Auf Wiedersehen, Rogen

                  Wir legen noch einen kurzen Sprint ein und landen auf dem Sandstrand des Lagerplatzes an. Am Lagerplatz liegen zwei alte Bekannte: Zwei grüne, reichlich geschundene Kanadier von Topsport Funäsdalen, wie wir sie 2011 auch über den Rogen zum Femund gepaddelt und geschleppt haben. Wir laden unser leichtes Boot aus und machen vor der Portage erst meine ausführliche Pause - schließlich haben wir das meiste für heute geschafft.
                  Während ich Alex von unserer schrägen Begegnung mit ein paar Outdoor-Noobs in 2014 an diesem Ort erzähle, treffen zwei Belgier Mitte Fünfzig am Lagerplatz ein. Sie erzählen uns, dass sie mit ihren Söhnen zum Angeln sind und ihr Hängemattenlager hier im Wald aufgeschlagen haben. Während wir unsere Pause nach viel angenehmen Outdoor-Smalltalk mit den Belgiern beenden, wird es in Rödviken richtig voll, als vier Schweden im Rentenalter mit einigem an Gepäck eintreffen.
                  Wir grüßen freundlich, schnappen uns Big Zip und Rucksack und machen uns mit dem Kleinkram auf den Weg zum Öster-Rodsjön. Am Anfang des gut dreihundert Meter langen Weges passieren wir das Hängemattenlager der Belgier, in dem unter drei Tarps vier Hängematten zwischen den Bäumen gespannt sind. Eine sehr coole Art, draußen zu übernachten - das werden wir uns mal merken. Den Rest des Weges zum Öster-Rodsjön schaffen wir schnell, da der Pfad hier recht ausgetreten ist.


                  Cooles Lager

                  Auf dem Rückweg zum Rogen treffen wir noch einen der Söhne der Belgier, der gerade seinen Bruder am Öster-Rodsjön sucht. Zurück am Rogen schnappen wir uns unter den neidischen Blicken der Belgier unseren federleichten Ally und tragen ihn zu seinem nächsten Einsatz-gebiet, dem Öster-Rodsjön.
                  Vorm Einsetzen gönnen wir uns noch eine ausführliche Siesta in der Sonne und kochen noch zwei Tüten feinste Real Turmat Trockennahrung Kebabpfanne auf. Zur Feier des Tages gibt es heute zusätzlich noch Amarettocreme, um unser Gepäck für die letzten 5-8 Portagen der Tour maximal zu erleichtern. Als wir damit fertig sind, wird es langsam wieder Zeit aufzubrechen, da mittlerweile Massen an großen Ameisen mitbekommen haben, dass es bei uns etwas zu holen gibt.

                  Kreuzfahrt auf dem Rodsjön

                  Da wir uns für morgen auch noch etwas Strecke übrig lassen wollen, haben wir vor, uns jetzt endlich in der näheren Umgebung ein schönes Fleckchen zu suchen und dort den Rest des sonnigen Tages zu genießen. Auf der Karte ist nicht weit von der Portage eine Hütte eingezeichnet, in deren Nähe sich einen Lagerplatz vermuten lässt.
                  Das Gebiet nördlich des Rogen, durch das wir heute und morgen fahren, besteht aus vielen Moränenwällen, die sich meist von Nordost nach Südwest (oder natürlich umgekehrt) durch die Landschaft ziehen. Dabei haben sie eine atemberaubende Landschaft aus vielen miteinander verbundenen länglichen Seen mit einer Vielzahl von Inseln und Buchten geschaffen. Leider werden diese Seen auch ab und zu von Moränenwällen unterbrochen, über die das Boot mal mehr mal weniger mühsam getragen werden muss.
                  Bis zu unserem designierten Lagerplatz müssen wir jedoch unser Boot nicht über einen solchen Wall tragen. Allerdings passieren wir einige Wälle, die sich auf einer Uferseite über eine Langzunge ins Wasser absenken, dort als Untiefe weiter verlaufen und sich am anderen Ufer wieder aus dem Wasser heben. Manchmal durchbrechen sie auch mit einer Insel kurz die Wasseroberfläche. An diesen Stellen kommt es uns immer zugute, dass es auf diesen letzten Metern ruhig angehen lassen und vorsichtig hindurch fahren können.
                  Leider müssen wir vor Ort feststellen, dass am Ziel nur eine Erdhütte steht und wir keinen Platz für ein Zelt zu finden ist. Irgendwie kommt mir die Hütte von Bildern bekannt vor, ich kann sie aktuell aber nicht weiter einordnen. In unserer Enttäuschung gehen wir nicht mal an Land, um die Hütte zu erkunden. Stattdessen fahren wir weiter und suchen nach einem schönen Platz, um unseren letzten Abend in der Wildnis zu genießen. Sinnvollerweise machen wir das in die Richtung, in die wir sowieso fahren müssen.


                  Immerhin bessert sich jetzt das Wetter

                  Dazu paddeln wir wieder ein Stück zurück Richtung Süden und biegen dann Richtung Osten über ein flaches Stück mit vielen Steinen in ein Nebensee des Öster-Rodsjön ein. Wir sind den See noch gar nicht ganz bis zum Ende gefahren, da steht schon wieder die nächste Portage an. Vom Öster-Rodsjön führt hier hundertfünfzig Meter langer Steinpfad durch einen Geländeeinschnitt zum Nybodtjärnen. Zunächst müssen wir ein kleines Stück bergauf, dann kommt ein moderates Wegstück und zum Ende hin wird es nochmal steinig. Größtes Problem an diesem Pfad sind aber wieder die vielen Tannenzapfen, die sich wieder beim Auftreten durch die „Sohlen“ unserer Neoprenschuhe drücken. Denn natürlich waren wir zu faul, für die kurze Strecke auf die soliden Trekkingsstiefel zu wechseln.
                  Auf dem Nybodtjärnen bleiben wir aber auch nur für einen guten Kilometer, dann endet der See schon wieder in der nächsten Portage. Ungefähr auf halber Strecke passieren wir einen Pärchen, das in einem grünen Topsport-Kanu angelt und leider auf einem traumhaften Lagerplatz schon sein Hilleberg aufgeschlagen hat.
                  Am Ende des Sees wartet eine Portage auf uns, die ihren Namen nur deshalb verdient, weil wir das Boot verlassen und tragen müssen. Nach vierzig Metern Portage setzen wir in eine namenlosen See ein und paddeln direkt die fünfhundert Meter bis zu dessen Ende, wo noch eine ähnlich niedliche Portage auf uns wartet. Diesmal müssen wir immerhin schon gigantische fünfzig Meter überwinden. Dank sehr leicht gewordener Ausrüstung und unserem UL-Boot (Besitzer von Packrafts mögen mir diesen Begriff verzeihen) bringen wir auch dieses Minimalhindernis schnell hinter uns. Praktischerweise haben wir vor der letzten Portage auf die Uhr geschaut und können nach dieser Portage feststellen, dass wir zwei Portagen samt Paddelstrecke dazwischen in knapp fünfzehn Minuten bewältigt haben. Das ist eindeutig neuer Rekord für uns.
                  Mit diesem Erfolg haben wir es auf den Uthussjön geschafft, an dessen Ende in knapp zwei Kilometer Luftlinie und mindestens drei Kilometern Paddelstrecke ein Lagerplatz mit Schutzhütte liegt. Sollten wir am Ufer des Uthussjön nichts schönes finden oder die Plätze belegt sein, werden wir dort sicher noch einen Platz für heute Nacht finden. Irgendwie ist es in dieser Gegend voller als am Rest des Rogen und so reißen unsere menschlichen Begegnungen auf dem Uthussjön nicht ab.

                  Paddel-Noobs

                  Nachdem wir eine weitere fiese Untiefe passiert haben, kommt uns ungefähr in der Mitte dieses See ein rotes Topsport-Boot (wie sollte es auch anders sein) mit einem Pärchen entgegen. Schon aus der Entfernung sieht der Paddelstil ungewöhnlich aus, aus der Nähe betrachtet ist er dann noch viel abenteuerlicher. Der Mann vorne hält das Stechpaddel mit beiden Händen im oberen Viertel fest und bekommt dementsprechend keine Kraft ins Wasser. Die Dame in Tarnhose hinten greift das Paddel zwar etwas besser, ist mit der Steuerung sichtlich überfordert. Erstaunlicherweise sind die beiden trotzdem noch verhältnismäßig flott.
                  In Hörweite nehmen wir die Paddel aus dem Wasser und treiben Ihnen entgegen, während die beiden wohl keine Geschwindigkeit verlieren wollen und munter weiter paddeln. Nach einer kurzen Begrüßung mit der Frage, ob wir Schwedisch sprechen würden, fragt die Frau uns in Englisch, ob wir die Seiten beim Paddeln tauschen würden. Sie wolle nun wissen, ob die beiden das bei uns richtig gesehen haben. Wir bejahen und erklären Ihnen, dass wir die Seiten regelmäßig auf Kommando des Vordermannes tauschen würden, um nicht einseitig zu paddeln.
                  Während wir das erklärt haben, haben sie uns schon passiert und paddeln danach munter weiter, nachdem sich bedankt haben. Da wir sowieso gerade die Paddel nicht im Wasser haben, gönnen wir uns noch eine Pause in der Sonne und philosophieren etwas über die Begegnung. Wir können nur hoffen, dass die beiden bei ihrer Paddeltechnik nicht vorhaben, auf den Rogen zu fahren, wo sie sich dann wahrscheinlich versenken würden. Aus der Erinnerung meinen wir allerdings, kein größeres Gepäck im Boot gesehen zu haben und gehen deshalb nicht von einer weiteren Tour aus. Allerdings fahren sie für eine Tagestour von Käringsjön um diese Tageszeit in die falsche Richtung.
                  Im Anschluss entwickeln wir die Theorie, dass erfahrener Paddler von Topsport die grünen Boote bekommen, während unerfahrene Paddler von Topsport zur besseren Sichtbarkeit mit roten Booten ausgestattet werden. Wir werden diese Theorie weiter empirisch beobachten.
                  Nach einer Tafel Schokolade machen wir uns an den Endspurt zum Lagerplatz, auf dem wir noch ein weiteres Lager passieren, in dem drei Männer an verschiedenen Stellen mit Kopfhörern in der Landschaft sitzen. Eine komische Art, einen gemeinsamen Ausflug in die Natur zu machen, der natürlich gleich mit einem roten Topsport-Boot markiert worden ist. Die Theorie bestätigt sich also schon auf den ersten Metern.


                  Letzter Lagerplatz mit Blick auf den Bustvalen

                  Letztes Lager

                  Ein Stück weiter sehen wir schon die Schutzhütte des Lagerplatzes auf einem Moränenhügel thronen und um sie herum sind keine Anzeichen von weiteren Bewohnern zu sehen. Lediglich ein kleines Vaude Hogan steht etwas verloren im Bereich der tiefer liegenden Portage. Wir landen unterhalb des Hügels an, sichern das Boot und erkunden erst mal den Platz und die Lage. Ein gutes Stück oberhalb des Wassers öffnet sich ein für die örtlichen Verhältnisse flaches Plateau, an dessen Rand die Schutzhütte samt Feuerstelle steht. Wir untersuchen zunächst die Hütte und wählen dann einen der wenigen Plätze ohne spitze Steine für unser Zelt aus.
                  Da wir unser Zelt heute morgen klatschnass einpacken mussten, wollen wir es als aller erstes aufbauen. Die Sonne und der leichte Wind werden es ruckzuck trocken bekommen. Während wir in den letzten zwei Stunden mit Portagen und kleinen Seen beschäftigt waren, hat sich das Wetter noch respektabel verbessert. Seit dem Zeltaufbau laufen wir schon im T-Shirt herum und nach der Körperpflege im See kommt fast ein Gefühl von Sommer auf. Wir genießen noch etwas die Sonne und richten uns dabei langsam in der Schutzhütte häuslich ein. Unser Zelt ist auch schon trocken und nachdem wir den ganzen Sand vom Innen- und Außenzelt abgeschüttelt haben, räumen wir unsere Schlafsachen Sachen schon verhältnismäßig früh hinein.


                  Der Tag ist bald vorbei

                  Auch wenn wir wie jeden Tag nachmittags angekommen sind und uns bei allem Zeit gelassen haben, haben wir heute das Gefühl, dass noch so viel Tag übrig ist. Vielleicht mag es auch in der Tatsache liegen, dass es von hier noch entspannte zwei Stunden bis zum Ziel unserer Tour sind. Während wir uns noch etwas sonnen und dabei unsere Süßigkeitenvorräte etwas dezimieren, paddeln zwei grünen (Experten-)Kanus von Topsport mit zwei Erwachsenen und drei jüngeren Kindern auf uns zu. Während wir uns innerlich schon darauf vorbereiten, heute Abend noch Gesellschaft zu haben, passieren die fünf routiniert die Portage unterhalb des Lagerplatzes Richtung Käringsjön.
                  Wieder sind wir allein und spekulieren noch etwas über das Vaude Zelt, das von unserem Hügel gute dreißig Meter entfernt einsam steht. Nach ungefähr zwanzig konspirativen Theorien fällt uns nichts mehr ein und wir machen uns an die Zubereitung unseres Abendessens auf dem Hobo. Heute Abend sieht die Küche nochmal Nudeln in Sahnesauce vor. Nach dem Essen waschen wir Geschirr und Hobo gründlich ab und tragen unseren Ally gute hundert Meter zum Ufer des Källsjön, um morgen früh gleich ohne Tragen starten zu können. Wenn man die Portage hier direkt befährt, muss das Boot nur für zwanzig Meter aus dem Wasser gebracht werden.


                  Portage vom Uthussjön zum Källsjön

                  Nach der erledigter Arbeit sitzen wir noch etwas mit Blick auf dem See in der Schutzhütte und trinken den heutigen Einlaufschnaps, als in der Ferne das warnende Rot eines Anfängerkanus von Topsport auftaucht. Als der Kanadier näher bei uns ist, erkennen wir das Pärchen mit der speziellen Paddeltechnik von vorhin wieder. Auch wenn auch ihre Paddeltechnik um einiges besser geworden ist, wirklich schnell kommen sie nicht voran. Da es schon recht spät ist, vermuten wir, dass die beiden heute nicht mehr nach Käringsjön fahren, sondern das Mysterium des Vaude-Zeltes bald auflösen. Und so kommt es dann auch: Nach einem wackligen Ausstieg über den auf Land liegenden Bug halten die beiden direkt aufs Zelt zu und verschwinden in der Dackelgarage.


                  Der Rogen gibt nochmal alles zur Verabschiedung

                  Da wir nicht ausschließen können, dass die beiden auch den Windschutz nutzen möchten, räumen wir unsere Ausrüstung etwas zusammen, die sich schon wieder auf mysteriöse Weise in der kompletten Hütte verteilt hat. Wenig später stehen die beiden dann auch wie aus dem Nichts neben dem Windschutz. Sie ist Schwedin, er ist Franzose, beide wohnen in Frankreich und machen zwei Monate Outdoor Urlaub in ihrem Land Rover Defender. Die beiden übernachten auf dessen Dach im Dachzelt und machen immer wieder kürzere und längere Touren in die Natur. Hier im Rogen haben sie dann ihre ersten Meter mit dem Kanu gemacht, was ihren abenteuerlichen Paddelstil erklärt.
                  Aus ein paar Fragen zum Paddeln über den Austausch zu Ausrüstung und Touren entwickelt sich ein lustiger Abend. Die beiden geben Bier und Whisky aus, wir revanchieren uns mit dem Rest Lütje Minze und zwei Tafeln Schokolade. Als es dann schon fortgeschritten dämmert, entfachen die beiden noch ein Kochfeuer für ihr Abendessen. Während die beiden undefinierbares schwedisches Ragout aus der Dose erwärmen, verabschieden wir uns in die Schlafsäcke. Es ist schon so dunkel, dass heute endlich nochmal unsere Helden-Taschenlampe zum Einsatz kommt, die uns am ersten Abend so tapfer begleitet hat. Ein paar Minuten später schlafen wir wie die Steine.
                  Das Leben ist kein Ponyhof!

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                  • 5-oclock-charlie

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                    • Meine Reisen

                    #10
                    [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                    Tag 9 - 22.08.2016

                    Ich habe gut geschlafen, aber heute Morgen sagt mein Rücken wieder, dass er es super gut findet, dass wir die Tour bald geschafft haben. Immerhin sehen wir beim Verlassen des Zeltes blauen Himmel und freuen uns auf einen entspannten letzten Tag ... bzw. Vormittag. Vor uns liegen heute nämlich nur noch gute vier Kilometer bis Käringsjön. Nach einem Frühstück im Stehen in der Sonne packen wir unsere Ausrüstung ein und bringen sie zum Boot. Da wir das Zelt als allerletztes abbauen, können wir es nahezu trocken einpacken. Auch wenn nur noch ein entspannter Abschnitt kommt, sind wir heute in Rekordzeit auf dem Wasser.



                    Endspurt

                    Zunächst paddeln wir knapp zwei Kilometer auf dem Källsjön, bevor uns die letzte große Portage auf unserer Tour erwartet. Wir passieren den Lagerplatz der Familie mit den drei Kindern von gestern und sind prompt so abgelenkt, dass wir eine Bucht zu früher abbiegen. Auf dem Weg zurück zum See passieren wir die Familien dann noch mal und biegen eine Bucht später ab. Diese führt uns in den zweiten großen Abschnitt des Sees, wo es nach widersprüchlichen Informationen zwei Portagerouten gibt. An der ersten Stelle im Norden des Sees fahren wir vorbei, da wir hinter dem Schilf keine Hinweise auf einen Portageweg finden. Ein Stück weiter im Süden finden wir dann in einer Bucht einen Weg, der markant über einen leichten Hügel führt … so markant zumindest, wie in dieser Gegend ein Steinweg zwischen den Steinen aussehen kann.
                    Nach etwas Erkundung zirkeln wir unser Ally so an die Steine, dass wir möglichst ohne Belastung für die Bootshaut aussteigen können. Zwar steckt unser Ally Berührungen mit Holz und Steinen locker weg, wir wollen aber ohne Not unser Boot keinem Risiko auf Beschädigung aussetzen. Als alles aus dem Wasser ist, schnappen wir uns unser mittlerweile leichtes Gepäck und stapfen über den Berghang zum nächsten See. Man merkt an den Spuren, dass in diesem Bereich doch etwas mehr los ist, als auf Pfaden an den abgelegenen kleinen Seen rund um den Rogen.
                    Wenig später hat es auch unser Boot an den Kråksjön geschafft und die nächste Paddeletappe mit achthundert Meter bis zur nächsten Portage steht an. Schneller als uns lieb ist, ist die auch schon wieder zu Ende. Jetzt wartet erneut eine Doppelportage aus zwei kleinen Landhindernissen und einem kleinen See auf uns. Auch wenn die erste Portage gleich einen Behelfssteg hat, um das matschige Ufer zu schützen, haben wir keinerlei Ambitionen unseren gestrigen Portagenrekord zu brechen und lassen wir es ruhig angehen.
                    Trotzdem haben wir die Portage schnell hinter uns gebracht und eben so zügig absolvieren wir die zweihundert Meter auf dem folgenden namenlosen See bis hin zum Steg der nächsten Portage. Fast schon in Zeitlupe tragen wir Ausrüstung und Boot zum See Käringsjön und zelebrieren die letzte Portage für diese Tour. Als wir unser Boot ins Wasser des Sees Käringsjön setzen, können wir den Hof Käringsjön schon sehen. Unser Triumph wird allerdings noch etwas durch stinkende Gasblase verzögert, die jedes Mal aufsteigen, wenn unsere Paddel in den flachen Matsch im Boden in diese Bucht eintauchen.
                    Doch schnell haben wir auch diese Stelle hinter uns gebracht und machen noch eine kurze Pause auf dem See. Da mittlerweile nur noch leichte Wolken am Himmel zu sehen sind und die Sonne ihre volle Kraft entfalten kann, ziehen wir nochmal sämtliche störende Kleidung aus und paddeln die letzten Meter im T-Shirt. Nach einem Kilometer erreichen wir die Einfahrt des in den Schilfgürtel dieser Bucht gestochenen Kanals. Darin drücken wir uns mit unseren Paddeln solange ab, bis wir den Steg von Käringsjön erreicht haben, wo wir unsere Tour vor einer Woche begonnen haben.

                    Ende Gelände

                    Mit einer Mischung aus Wehmut und Enthusiasmus gehen wir an Land. Schließlich haben wir die Tour gemeistert, aber dafür hat sie auch jetzt ein Ende gefunden. Nachdem wir uns gegenseitig beglückwünscht haben, heben wir alles aus dem Wasser und tragen es zu unserem Auto. Dort gönnen wir uns zur Feier des Tages erst mal ein Bier aus dem Kofferraum, das dank der niedrigen Nachttemperaturen kalt, wie aus dem Kühlschrank, ist. Mit dem gefühlten Siegerbier in der Hand setzen wir uns an eine Sitzgruppe auf dem Hof und genießen die Sonne und diesen Moment.


                    Traditionelles Einlaufbier

                    Das leere Bier ist wenig später dann ein gutes Zeichen dafür, dass wir noch einiges zu erledigen haben, schließlich will das Boot gesäubert, zerlegt und verpackt werden und die Ausrüstung muss auch wieder verladen werden, bevor es für uns weitergeht. Als erstes ist unser Boot dran, da es unbedingt noch Zeit in der Sonne zum Trocknen braucht. Was beim Aufbauen noch mühevolle langwierige Arbeit gebraucht hat, zerpflücken wir innerhalb von Minuten in seine Einzelteile. Am Ende machen wir allerdings einen Fehler bei der Reihenfolge und kriegen den Kielspant nicht heraus. So müssen wir wieder einen Längsspant einbauen, um dann das Boot endgültig zerlegen zu können. Der Hecksteven, den wir vermutlich beim Aufbau beschädigt haben, hat die Reise eingezwängt in die Bootshaut gut überstanden, muss aber im Nachgang entweder geschweißt oder ausgetauscht werden.


                    Unser treuer Begleiter hat sich Pflege verdient

                    Alex holt den hofeigenen Eimer samt Schwamm und Wasser von der Anlegestelle und wir machen uns an die Reinigung aller Bootsteile. Als wir fast fertig sind, kommt die Dame von Käringsjön aufgeregt angelaufen und meint, dass der Eimer und Schwamm jetzt ganz dringend unten am Wasser gebraucht werden würde, da dort jetzt ein Boot kommen würde. Das Boot, was jetzt gerade ankommt, stellt sich als Kanu der beiden Franzosen heraus, die auf dem See gerade in unser Blickfeld hinein fahren.
                    Wir putzen noch entspannt zu Ende, gehen dann gemütlich zur Anlegestelle und warten noch etwas, um den beiden Franzosen beim Anlegen helfen.
                    Während die beiden ihr Mietboot stadtfein machen, packen wir unsere Ausrüstung für den Fahrzeugtransport vor. Das große Sortieren, Prüfen und Packen werden wir dann heute Abend erledigen. Als das Meiste im Auto liegt, trinken wir mit den Franzosen noch ein Bier, lassen uns vom stolzen Besitzer seinen umgebauten Landrover zeigen und unterhalten uns noch über Gott und die Welt. Zwei Stunden später wird es dann langsam Zeit, dass wir weiterkommen. Wir verpacken die getrockneten Bootsteile und falten das Zelt zusammen, das wir ebenfalls zum Trocknen in die Sonne gelegt hatten.

                    Zurück in die Zivilisation

                    Nach einem letzten prüfenden Blick ums Auto und einem Gruß Richtung Frankreich düsen wir unserem Straßen-PKW auf die Schotterpiste Richtung Zivilisation. Wie gerne würden wir jetzt mit dem Landrover tauschen … Und als wäre der Rübenacker von Straße nicht schon genug, kommen uns noch zwei Kleinbusse mit Schülern samt Anhängern voller roter Topsport-Kanadier entgegen. Und schon sehen wir unsere Kanufarbentheorie wieder bestätigt. Unser ehemaliger Kanuvermieter hat auf jeden Fall in der letzten Zeit einiges in Boote investiert. Wir quetschen uns so gut es geht an den Transportern vorbei und erreichen nach einigem Geschüttel bei Käringsjovallen die größere und bessere Schotterstraße.
                    Auf dem folgenden Stück bis zur asphaltierten Straße bei Tännas kommen wir mit 80-90 km/h für eine Schotterstraße schon wieder sehr gut voran. In Tännas biegen wir ab Richtung Norden Røros und erreichen eine Viertelstunde später Funäsdalen. So oft, wie ich schon in Funäsdalen war, fühlt es sich hier schon an, als würde man nach Hause kommen.
                    Unser erster Weg führt uns in die Tourismus-Information, um uns dort eine Übernachtungsmöglichkeit mit Dach für die kommende Nacht zu organisieren. Da der morgige Tag unser Reservetag war, hatten wir noch nichts geplant bzw. reserviert. Nach etwas hin und her bekommen wir wieder ein Apartment in der Funäsdalen Ski Lodge für einen konkurrenzlosen Preis vermietet. Danach wollen wir uns beim lokalen Dealer um frische Drogen kümmern und fahren daher zur Apotheke von Funäsdalen, die in einer Art Gesundheitszentrum liegt. Statt der erwarteten Creme für einen Salbenverband für Alex Hand wird uns dort allerdings auch nur Ibuprofen (in geringerer Konzentration) angeboten. Wie lehnen dankend ab und Alex möchte die nächsten Tage mal ohne Schmerzmittel versuchen. Schließlich sind die Belastungen beim Autofahren nicht mit den beim Paddeln zu vergleichen. Damit

                    Zurück in der Zivilisation

                    Als nächstes holen wir den Apartmentschlüssel bei der örtlichen Shell-Tankstelle ab und machen danach eine ausführliche Rast beim Burgerladen neben der Tankstelle. Gut gesättigt geht es dann ein Stück die Straße hinunter zu Coop zum Einkaufen. Nach dem obligatorischen Besuch bei Topsport Funäsdalen machen wir uns auf den Weg zu unserem Apartment in der Funäsdalen Ski Lodge.


                    Kontrast zu den letzten Tagen

                    Wie beim letzten Besuch in dieser Anlage nach einer Outdoortour, könnte der Kontrast nicht größer sein. Nach Nächten im Nirgendwo kommen wir jetzt in ein voll ausgestattetes, modern designtes Apartment, das keine Wünsche offen lässt. Nachdem wir unser Auto komplett entladen haben, erinnert das entstandene Chaos an Ausrüstung dann aber eher wieder an ein Lager draußen, als an ein modernes Apartment. Überall sind Ausrüstungsteile verteilt und auf jeder ebenen Fläche ist irgendwas abgestellt abgelegt. Um wieder Herr über das Chaos zu werden, beginnen wir, unsere Ausrüstung aufzuteilen. Zunächst sammeln wir alles, was wir jetzt hier einpacken und erst zu Hause wieder auspacken. Danach ist alles dran, was wir auf der Tour zurück nicht mehr brauchen, woran aber noch etwas gemacht werden muss, bevor es in den Tiefen des Kofferraums verschwinden kann. Die restlichen Sachen brauchen wir entweder jetzt oder im Verlauf der Tour noch. So breiten wir die Bootshaut sicherheitshalber noch mal aus, legen das Zelt über einen Holztisch auf der Terrasse, kratzen den Matsch von unseren dreckigen Stiefeln und geben dem Inneren noch etwas Zeit zum Auslüften.
                    Als letztes räumen noch kurz unsere verbliebenen Sachen auf und gehen dann in den gemütlichen Teil des Tages über. Wir melden uns via WLAN zu Hause überall zurück und lümmeln uns dann mit Bier gemütlich vor dem Fernseher. Etwas später spuckt der Ofen dann noch ein paar Pizzas aus und wir testen noch einige kuriose schwedische Softdrinks, wie zum Beispiel Sprite Mynta und Dschungel Soda, die bei uns alle samt geschmacklich durchfallen.
                    Nach dem Essen basteln wir uns noch eine Route für den nächsten Tag, suchen uns eine Stadt für den traditionellen Abschlussabend aus und buchen dort ein Bett für die kommende Nacht. Da unsere Fähre zurück erst in knapp zwei Tagen in Oslo ablegt, entscheiden wir uns für einen Zwischenstopp in der Olympiastadt Lillehammer. Dort werden wir sicherlich genug Kneipeninfrastruktur für unseren traditionell eher ausufernden Abschlussabend finden. Heute ist mit uns allerdings nicht mehr viel los und so schauen wir noch etwas Discovery Channel, trinken noch etwas und verziehen uns dann in die Schlafsäcke, die heute ausnahmsweise auf Matratzen in einem Bett liegen.
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                      #11
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                      Tag 10 - 23.08.2016

                      Nach einer viel zu warmen Nacht weckt uns früh schon der leichte Lichtschein, der durch die Jalousie in unseren Schlafraum fällt. Ohne entsprechende Anstrengung am Vortag kann ich irgendwie im hellen Norden nicht lange schlafen. Gegen sieben kriechen wir dann entspannt aus den Betten und machen uns wieder vorzeigbar.
                      Zum Frühstück gibt es heute ausnahmsweise mal kein Müsli, sondern Brötchen mit Wurst und Käse. Die übrig gebliebenen Brötchen schmieren wir uns für die Fahrt und machen uns dann daran, die Wohnung wieder in einen übergabefähigen Zustand zu versetzen. Dazu muss zunächst unser ganzes Gepäck aus der Wohnung. Das heißt wiederum, dass wir unseren Kofferraum noch mal neu packen müssen, da wir gestern alles nur reingeschmissen haben, was nicht mehr in die Wohnung gehört hat. Als dann alles fertig gepackt ist, fährt Alexander zum Tanken nach Funäsdalen Downtown und ich gebe der Wohnung den letzten Schliff. Da wir heute so früh wach waren und mit allem anderen auch recht schnell waren, müssen wir noch eine Stunde warten, bis wir die Wohnung wieder übergeben können. Auch dieses Mal ist alles zur Zufriedenheit und wir können nach Lillehammer starten.




                      Roadtrip

                      Dafür geht es zunächst nach Idre, dann Richtung Särna, wo wir auf eine Nebenstraße abbiegen, die uns einmal rund ums Fulufjället bringt. Nach ein paar Sightseeingsstopps mit tollen Ausblicken passieren wir westlich des Fulufjället die Grenze zu Norwegen und düsen durch das Ljørdalen zurück zur Straße 25. Auf der bleiben wir aber nicht bis Elverum, sondern biegen in Trysil auf die 26 Richtung Norden ab, um etwas später wieder auf die 215 abzubiegen. Alles klar? Aufgrund der Masse an Zeit, die wir heute haben, haben wir uns dazu entschieden, möglichst viele kleine idyllische Straßen fahren und nicht auf den (verhältnismäßig) großen Straßen zu fahren.
                      So biegen wir in Jordet auf die 215 Richtung Rena und machen uns auf die Suche nach einem schönen Rastplatz, was allerdings nicht zu einfach ist, da es an den kleinen Straßen eine geringe Dichte an Rastplätzen gibt. In Nodre Osen finden wir endlich am Nordende des Sees Osenjøen einen schönen Rastplatz und verdrücken in der Sonne und restlichen Brötchen.

                      Birkebeinenvegen

                      Nach einer entspannten langen Pause fahren wir weiter nach Rena, wo wir auf die Straße 3 Richtung Norden abbiegen, um zum Birkebeinenvegen zu kommen. An der Schranke zur Mautstraße verlassen wir dann auch für lange Zeit die asphaltierten Straßen und nachdem wir per Kreditkarte zwölf Euro (100NOK) Schulden gemacht haben, beginnt der spaßige Aufstieg bis auf 1090 Meter. Denn vom Tal des Flusses Glomma sind es bis dahin ca. achthundert Meter Aufstieg über kurvige Schotterstraßen bis weit über die Baumgrenze hinaus. So arbeiten wir uns mit kleinen Sprints Kuppe für Kuppe und Kurve für Kurve immer höher, überwinden die Baumgrenze und fahren selbst auf dem Hochplateau langsam, aber stetig immer noch höher. Am höchsten Punkt der Schotterpassage auf 1090 Metern über dem Meeresspiegel machen wir eine Pause und können dank des guten Wetters schön weit ins Fjell schauen.
                      Danach geht es nur noch abwärts - im geographischen Sinne. Zusammen mit der Baumgrenze erreichen wir auch die Wochenend- und Ferienhäuser, die hier alle rundherum eingezäunt sind, damit die hier freilaufenden Schafe ihren Besitzern nicht die Terrasse vollscheißen. Ein Stück weiter passieren wir die zweite Mautstelle, bei der wir das Einfahrtticket von der ersten Mautstelle nochmal vorzeigen müssen. Normalerweise würden wir hier weiter geradeaus fahren und auf der „großen“ Schotterstraße bleiben. Stattdessen biegen wir auf Grund einer Baustelle Richtung Südosten auf die Straße durchs Åstdalen ab und fahren an Warnschildern vorbei, die vor Kühen warnen. Wenig später, während wir entspannt durch die schöne Landschaft fahren, proben die ersten Paarhufer dann schon den Aufstand. In einer Kurve stehen vier Kühe mit einer Seelenruhe auf der Straße und gucken uns mit ihren großen Augen an. Und das tun sie auch noch ein paar Minuten länger, bis ihnen das Spiel scheinbar zu doof wird und wir sie passieren können. Wir sind gewarnt und lassen es auf der langsam enger werdende Straßen ruhig angehen, auch wenn die kurvige Straße den Gasfuß reizt.


                      Aufstand der Paarhufer

                      Kurz vor dem Dorf (bzw. der Häuseransammlung) Kvarstadtsætra verkündet ein Vorwegweiser der Umleitung, dass wir bald rechts abbiegen müssen. Da hier nicht so viele verschiedene Straßen sind, schauen wir auf das Navi und biegen bei der nächsten Straße rechts ab, die uns das Navi vorschlägt. Nach dem Abbiegen müssen schnell feststellen, dass die Straße im Navi ein besserer Feldweg ist und wir uns bemühen müssen, uns nicht irgendwo fest zu fahren. Nach hundert Metern Rübenacker ist der Spuk auch schon wieder vorbei und wir kommen wieder auf eine große Schotterstraße, die uns zu unserer Ursprungsstrecke zurückbringt.
                      Ein gutes Stück weiter kommen wir dann auf die Uferstraße am See Stør-Mesna, die zwar größer, aber immer noch nicht asphaltiert ist. In Mesnali biegen wir dann auf die Hauptstraße ab und nachdem wir in einem Vorort von Lillehammer noch mal vierhundert Höhenmeter verloren haben, sind wir endlich an unserem Tagesziel angekommen.
                      Um auch an unserer Unterkunft anzukommen, fehlt uns noch ein entscheidendes Detail: Die Adresse. Leider habe ich die gestern über eine App gebucht und kommen ohne Internetzugang nicht an die Daten darin heran. Tolle neue Welt. Während ich noch in den auf dem Gerät gespeicherten E-Mails die Adresse suche, findet Alex in unserem bescheidenen Navi die Adresse Gott sei Dank über die POI-Suche. Wenig später rollen wir auf den Parkplatz, laden aus und checken ein. Wir beziehen im Zimmer mit eingeschränktem Stadtblick und machen uns nach einem kurzen Willkommensbier daran, uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen.

                      Der legendäre Abschlussabend

                      Auf einem kostenlosen Stadtplan sieht es so aus, als wären in der Innenstadt nicht zu viele Restaurants und Bars zu finden. Allerdings kann es auch sein dass hier nur die Etablissements verzeichnet sind, die bereit waren, den Stadtplan finanziell zu fördern. Ein Blick auf Tripadvisor zeigt allerdings eine ähnliche Dichte an Restaurants. Wir ziehen uns um und starten dann zur Erkundung vor Ort.
                      Direkt vor unserem Hotel holen wir erstmal frische norwegische Kronen und stoßen gleich gegenüber schon mal auf ein vielversprechendes Outdoorgeschäft, dessen Schaufenster mit Bergans, Nørrona und ähnlich namhaften Marken vollgestopft sind. Hier planen wir auf jeden Fall noch mal einen Besuch ein, doch zunächst verlangen unsere Mägen nach Bevorzugung. Wenig später erreichen wir die Storgata, die zentrale Fußgängerzone und gehen diese in beide Richtung ab. Hier dominieren Geschäfte und es gibt nichts, was unsere wieder etwas anspruchsvoll gewordenen Gaumen als ausreichend genug befindet.
                      Am Ende der Storgata kommen wir an die Elvegata, wo wir bei einem kurzen 360° Blick gleich mehrere potentielle Kandidaten finden. Das Heim Gatropub direkt an einer Kreuzung merken wir uns auf Grund seiner phänomenalen Bierauswahl mal für später vor und gehen die Elvegata ein Stück weiter den Berg hinauf, wo an einem Platz gleich drei Restaurants liegen. Von den dreien hat eins aber geschlossen, das zweite wird umgebaut und so gucken wir beim einzigen geöffneten Restaurant, dem Nikkers, auf die Karte. Die fleischlastige Karte und die schöne Terrasse über einem kleinen Gebirgsfluss laden uns förmlich ein und zwei Minuten später sitzen wir in erster Reihe am Wasser und haben ein Bier bestellt.
                      Bei der Essensauswahl fallen wir auf einen perfiden Marketingstrick rein, der speziell auf hungrige Ex-Outdoorer, wie uns, abzielt: Das Wildgulasch samt Beilagen wird hier nicht einfach auf einem Teller serviert, sondern in Primustöpfen auf einem großen Holzbrett mit einem Primus Kocher darunter. In unseren Köpfen ist jetzt Rückblick angesagt und ehe wir uns versehen, sind wir auf den Trick reingefallen und haben uns beide Wildgulasch bestellt. Das schmeckt dann aber sehr gut, sodass wir unsere Entscheidung nicht bereuen müssen. Nach dem reichhaltigen Mahl stöbern wir noch etwas in der Aquavit-Karte und bestellen uns noch zwei erlesene norwegische Aquavit (leider auch zu erlesenen norwegischen Preisen).
                      Nachdem wir einen großen Batzen norwegische Kronen im Nikkers gelassen haben, dürstet es uns nach einem besonderen Gerstenprodukt. Dazu wechseln wir unseren Standort und gehen zur Bar Heim, wo wir hoffen, einen Platz an den Tischen vor der Tür zu bekommen. Die sind allerdings alle noch besetzt, sodass wir uns nach drinnen verziehen. Die Bierauswahl fällt uns bei fünf DIN A4 Seiten voller verschiedener lokaler und internationaler Biere sehr schwer. Einige Zeit später sind vier frisch gezapfte norwegische Biere den Heldentod gestorben und wir ziehen noch mal in eine andere Bar um - vielleicht schauen wir später noch mal hier rein.
                      Quer über den Platz lockt die Sports Bar des Restaurant Nikkers uns zum nächsten Kaltgetränk. Drinnen ist allerdings nichts los und so bleibt es bei zwei schnellen Bieren. Immerhin war das außergewöhnliche Design der Toiletten dem Besuch wert. Auf der Suche nach der nächsten Bar erinnern wir uns an die Empfehlung von der Hotelrezeption, die auf die Toppen Bar im Mølla Hotell verwiesen hat.
                      Vom Nikkers sind es gut zweihundert Metern bis zum Mølla Hotell, das eine Art Turm besitzt, von dem aus man in der Toppen Bar über die ganze Stadt schauen kann. Auch wenn es dunkel ist, ist die Aussicht dort oben ganz interessant, allerdings ist auch hier oben nichts los - liegt vielleicht daran das Dienstag ist. Wir trinken einen Cocktail, quatschen etwas mit dem Bartender, trinken noch einen Cocktail und verlassen dann die Toppen Bar wieder mit der Info, dass sie immerhin bis eins geöffnet hat. Das Wissen kann heute durchaus noch wichtig sein …
                      In Lillehammer werden langsam die Bürgersteige hochklappt und so wenden wir uns an die Bar, die uns bis jetzt am besten gefallen hat: Das Heim. Da es mittlerweile draußen zu kalt zum Sitzen ist und drinnen nicht viel los ist, nehmen wir direkt an der Bar Platz. Wie in vielen guten Bierkneipen weiß auch hier der Barkeeper uns rund um den Geschmack der lokalen Biere zu beraten und schenkt uns ein paar Probeschlucke in Gläser ein. Wir entscheiden uns für zwei leckere norwegische Biere und kommen beim Trinken mit einem weiteren Genießer an der Bar ins Gespräch. Schnell stellt sich her-aus, dass es Hans-Christian, der Geschäftsführer des Heim ist. Wir quatschen viel über Bier, trinken noch einen guten Whisky (japanischer Nikka ist super) und lernen Hans Christian Angestellten Mats kennen, den er als Beergeek vorstellt. Als dann aufgrund der lokalen Vorschriften die letzte Runde ausgerufen wird, gönnen wir uns ein letztes Bier und setzen uns dann doch noch etwas raus, damit der Barkeeper die Bar noch in Ruhe aufräumen kann.
                      Neben dem Gespräch rund um Bier werden wir natürlich gefragt, was wir in Norwegen tun würden. Wir er-zählen von unserer Tour und nutzen die Gelegenheit gleich, um mal wieder etwas Licht ins Dunkel um den Elchmythos zu bringen. Auf die Frage, ob Hans-Christian als Norweger denn schon einen Elch gesehen hätte, muss er zugeben, dass er bisher auch nur einen gesehen hat - den er beinahe überfahren hätte. Wir wissen nicht, ob wir ihm glauben können und halten weiter an der Theorie fest, dass Elche nur eine Erfindung von skandinavischen Tourismus-Verantwortlichen sind, die arglose Mitteleuropäer mit diesen Fabelwesen in nördliche Gefilde locken.
                      Als der im Dienst befindliche Mitarbeiter des Heim dann auch draußen für Ordnung sorgen will, müssen wir aufstehen und helfen noch kurz alle Tische und Stühle für die Nacht zu sichern. Da wir jetzt quasi barlos sind, ziehen wir mit Begleitung aus dem Heim weiter … nach späteren Vermutungen noch durch ein paar lokale Kneipen, bis alles in Lillehammer am frühen Morgen geschlossen hat …
                      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 22.06.2017, 08:34.
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                        Tag 11 - 24.08.2016

                        Harter Morgen

                        … Dem entsprechend zerknittert sind wir am nächsten Morgen. Gegen 10:00 sind wir dann soweit, dass wir aufstehen und uns im Zeitlupentempo fertig machen können. Kurz nach elf haben wir so viel Elan gefunden, dass wir das Hotelzimmer verlassen können. Mit einem fröhlichen Gesicht checken wir aus und bringen unsere Klamotten ins Auto. Da wir aufgrund unserer verschobenen Schlafzeiten das Frühstück verpasst haben, kümmern wir uns jetzt als erstes um ein adäquates Katerfrühstück, mit dem wir und auf einer Bank in der Fussgängerzone niederlassen.
                        Dann wird es wieder Zeit für etwas Bewegung. Wie gehen die Storgata bis zum Heim entlang und machen einen kleinen Rundgang um unsere Wirkungsstätten von letzter Nacht. Wir finden sogar die letzte Kneipe wieder, von der wir heute Morgen nicht mehr wussten wo sie war. Der Spaziergang tut uns ganz gut und langsam kehren unserer Lebensgeister wieder zurück.
                        Bevor wir wieder zum Auto kommen, machen wir in dem großen Outdoorgeschäft Sport1 Halt, das uns schon gestern beim Gang in die Stadt aufgefallen war. Drinnen finden wir alles was unser Herz begehrt und noch viel mehr. Bei allen guten skandinavischen Marken sind sie bestens sortiert und es sind nicht nur die Standardprodukte vertreten, sondern auch für uns seltene Marken und UL-Produkte. Als Fan der Marke Norrøna geht mein Herz im Obergeschoss auf, wo die gefühlt größte Auswahl an Norrøna-Produkten außerhalb der Flagship-Stores zu finden ist.

                        Abschied von Norwegen

                        Nachdem wir uns eine gute Stunde vorgekommen sind, wie ein Kind im Spielzeuggeschäft, gehen wir wieder zu unserem Auto und planen darin unsere weitere Route und unsere Ziele in Oslo. Wir sitzen dann noch eine ganze Weile im entspannt Auto und futtern aus unseren restlichen Vorräten von der Tour, bevor wir uns gegen zwei auf die Fahrt nach Oslo machen. Nicht weit vom Stadtzentrum fahren wir auf die E6 und folgen ihr entlang des Mjøsa-Sees nach Süden.
                        Kurz vor Oslo ist der Hunger wieder ganz der alte und zwingt uns zu einem vorzeitigen Verpflegungsstopp bei einem Franchisenehmer einer weltweit agierenden Fastfood-Kette. Kurze Zeit später sehen wir auf dem Navi erste große Staus rund um Oslo und entscheiden uns für einen Tankstopp, bei dem wir unser Auto so voll tanken, dass wir erst wieder hinter der dänisch deutschen Grenze tanken müssen.
                        Leider geraten wir auch dann auch in den vier Kilometer langen Stau, der wie wir später feststellen nur vom Rückstau einer Ampel neben der E6 entstanden ist. Gegen fünf erreichen wir den Fährhafen gegenüber der Osloer Oper und überlegen, ob wir noch kurz in Innenstadt laufen wollen. Da unsere Fähre aber schon um 19:30 Uhr fährt, sparen wir uns den ausgedehnten Spaziergang und die hohen Parkkosten und fahren nach ein paar Minuten Wartezeit in den Bereich des Fährhafens ein. Nach etwa zwei Stunden Langeweile legt die Fähre endlich an und zur eigentlichen Abfahrtszeit sind wir eines der ersten Autos, das überhaupt auf die Fähre fährt. Nachdem wir unser Auto wieder auf dem unbeliebten Zwischendecke abgestellt haben, machen wir uns auf die Suche nach unserer Kabine. Die ist dieses Mal echt schwierig zu finden, da sie in einem Bereich zwischen bzw. unterhalb der Autodecks liegt. Laut Fluchtplänen führt nur eine Treppe in diesem Bereich, sodass wir sicherlich die Letzten sind, die von der Fähre runterkommen, wenn etwas passiert. Wir verdrängen die Gedanken und machen uns an die Erkundung der Fähre, die allerdings keine spektakulären Entdeckungen für uns bereithält.
                        Wir gehen an Deck und bleiben dort, bis die Fähre abgelegt und den ersten Teil des Oslofjord passiert hat. Nach einer Runde durch den Dutyfree-Shop mit ein paar Souvenirkäufen machen wir noch mal einen Halt im Bordbistro und lassen uns ein paar Pizzastücke schmecken. Zum Schluss verspielen wir noch unser restliches Kleingeld an Spielautomaten und ziehen uns dann auf unsere Todeskabinen zurück. Da keiner mehr Lust auf ein Feierabendbier hat, bleibt uns nur noch, unseren Kram für einen schnellen Abgang morgen vorzubereiten und dann zum Matratzenhorchdienst überzugehen.
                        Das Leben ist kein Ponyhof!

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                        • 5-oclock-charlie

                          Dauerbesucher
                          • 23.11.2008
                          • 731
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                          #13
                          [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                          Tag 12 - 25.08.2016

                          Gegen 6:00 klingelt der Wecker. Erheblich motivierter als gestern stehen wir auf, springen kurz unter die Dusche und packen den Rest ein. Danach geht es zum Kampf ums Frühstück, der allerdings mangels Masse an Passagieren harmlos ausfällt. Beim Frühstück haben wir einen Platz nahe des Fensters und können schon beobachten, dass wir in Frederikshavn einlaufen. So gehen wir nach dem Frühstück über die Kabine direkt zum Auto. Dort müssen wir wieder einige Zeit warten, bis wir die Fähre verlassen können und uns an die vielen roten Ampeln in Frederikshavn stellen. Danach kommen wir aber entspannt voran, machen eine kurze Pause an einer dänischen Raststätte, die selbst für deutsche Verhältnisse extrem teuer ist. Die nächste Pause machen wir dann am Autohof in der Nähe von Jagel, wo wir beim Tanken von Luftwaffen-Jets überflogen werden. Nach dem obligatorischen Stau in Hamburg und den üblichen Baustellen auf der A7 erreichen wir wieder die Heimat.
                          Das Leben ist kein Ponyhof!

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                          • Gast202105024
                            Gelöscht
                            Fuchs
                            • 03.07.2012
                            • 1920
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                            Vielen Dank für den Bericht, es hat mir wie immer viel Spaß gemacht, ihn zu lesen. Wart ihr sonst nicht immer 4?

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                            • 5-oclock-charlie

                              Dauerbesucher
                              • 23.11.2008
                              • 731
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                              #15
                              AW: [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                              Die zwei anderen beiden haben wir irgendwo im Rogen verloren, drum habe ich sie gleich aus dem Bericht gelassen, um Nachfragen zu vermeiden

                              Spaß beiseite, die beiden hatten dieses Jahr keine Zeit ...
                              Das Leben ist kein Ponyhof!

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                              • recurveman
                                Erfahren
                                • 17.08.2011
                                • 401
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                                Super Bericht, sehr unterhaltsam geschrieben!
                                Vor allem hat er mir bei meiner Routenplanung für dieses Jahr sehr geholfen...

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                                • 5-oclock-charlie

                                  Dauerbesucher
                                  • 23.11.2008
                                  • 731
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                                  Zitat von recurveman Beitrag anzeigen
                                  Super Bericht, sehr unterhaltsam geschrieben!
                                  Vor allem hat er mir bei meiner Routenplanung für dieses Jahr sehr geholfen...
                                  Welche Route hast Du gewählt?
                                  Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                  • recurveman
                                    Erfahren
                                    • 17.08.2011
                                    • 401
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                                    Wir haben schon längere Zeit darüber nachgedacht in den Bredasjön und Vonsjön zu fahren / gehen. Jetzt sind wir uns sicher dass wir es im September in Angriff nehmen werden.
                                    Wir werden den Weg nehmen den ihr genommen habt, allerdings werden wir auch auf diesem Weg zurück in den Rogen fahren...

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                                    • 5-oclock-charlie

                                      Dauerbesucher
                                      • 23.11.2008
                                      • 731
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                                      Vom Läsjön zum Vonsjön solltet Ihr allerdings möglichst nicht unseren Weg nehmen. Walter aus dem Canadierforum (Reisebericht) ist einfacher über die Snowmobil-Strecke/-Schneise gekommen ...
                                      Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                        • 01.05.2011
                                        • 269
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [SE] Wer paddeln will muss schleppen - Mit dem Ally auf dem Rogen und drumhe

                                        Wow! Was für ein ausführlicher Bericht! Ich habe sehr viel gelesen (aber nicht alles). Absolut unterhaltsam und sympathisch geschrieben!

                                        Ihr habt übrigens zwei Bilder falsch beschriftet: hån mittellauf und Portage am hån! Bitte austauschen!

                                        Viel Spaß noch am/im Leben!

                                        Gruß vom Deich
                                        Im Umgang mit anderen Menschen stellt sich immer wieder die gleiche Frage: "Spinne ich oder die anderen?" Ich möchte nichts vorweg nehmen, nur soviel: JA !

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