Anfängerfrage

[Altrhein]

Hallo,
ich habe mir ein gebrauchtes GFK (Touren) Kajak von Keppler gekauft. Ziemlich alt und ziemlich gebraucht aber dicht.
Damti will ich herausfinden, ob Kajak fahren für mich das Richtige ist.
Der Verkäufer meinte es sei Anfänger tauglich und sehr spurstabil.
Es ist 4,2m lang und ca. 60cm breit.
Zunächst fuhr das Boot in alle Richtungen, nur nicht dahin wo ich wollte. Wenn ich schneller werde machte es auf einmal eine relativ enge Kurve in eine Richtung. Wenn es diesen Drall hat, läß sich der Kurs auch nicht mehr korrigieren.
Inzwischen nach 2-3 Stunden geht es schon etwas besser und ich kann relativ lange gerade aus fahren. Scheinbar erschließt sich mir langsam die richtige Technik beim paddeln. Zum Glück sieht mich niemand.
Bin ich zu ungeschickt/doof? Oder ist das Kajak fahren doch nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Oder habe ich ein Kajak gekauft, dass vielleicht doch nicht soo anfängertauglich ist?
Die Spur zu halten scheint mir eine sehr feinfühlige Sache zu sein. Wie gesagt, langsam klappt es einigermaßen. Aber am Anfang bin ich vollkommen im Nebel rum gefahren und das Kajak fuhr hin wo es wollte. Vor alllem im Kreis herum.
Kippen würde es auch kaum meinte der Verkäufer. Ich kann es relativ leicht zum Kentern bringen, wenn ich mich auf einer Seite hinaus lehne.
Hab ich ein Boot gekauft, das doch nicht so Anfänger geeignet ist?


Ich will im Altrhein Paddeln und später auch mal den Rhein überqueren, um in andere Arme des Althreins zu gelangen. Schwimmweste ist klar.
Ich würde auch gerne 3-4 mal die Woche 1-2 Stunden fahren um mich damit sportlich zu betätigen. An Wochenenden vielleicht auch mal längere Strecken über mehrere Stunden fahren. Aber immer nur Flüsse und Seen und keine WW Schwierigkeitsgrade.
Ein Festboot kann ich transportieren und lagern und wäre schon das Richtige denke ich. Ich wiege 75kg und bin 178 groß.
Zum ausprobieren würde ich gerne im Bereich unter 500€ bleiben.

Was wäre das Richtige Boot für mich?
Oder soll ich einfach mit dem jetzigen erst mal weiter machen, bis ich es besser beherrsche? Geduld und Zeitaufwand sind nicht das Thema.

Freue mich über jeden Tip!

LG

Althrein-Paddler

[Itchy ST]

AW: Anfängerfrage

Schau mal hier rein (Paddeln, Technik):


https://www.kayakpaddling.net/de/

[janhimp]

AW: Anfängerfrage

Moin Altrhein!
Dein Boot dürfte einer der fruchtlosen Versuche der Firma Klepper sein, auch auf dem Festbootmarkt Fuß zu fassen.
Offenbar gibt es paddelbare Gewässer in Deiner näheren Umgebung - da dürfte doch ein Kanusportverein nicht allzuweit entfernt sein? Und am besten einer, der qualifizierende Kurse anbietet. Dafür lohnt auch weitere Anfahrt. Die verlinkte Animation empfinde ich als eher wenig hilfreich, weil es für Dich allein keine sichere Kontrollmöglichkeit Deiner Bewegungsabläufe gibt. Als Autodidakt entdeckt/erlernt frau/man so einiges, dass entweder weniger effiziente Ergebnisse liefert, oder außerhalb der gewohnten Umgebung schlicht gefährlich ist/sein kann. Ich lese zwar immer wieder, dass frau/man alle notwendigen Informationen zu Sicherheit, Gewässerkunde einschließlich Befahrensregelungen, naturverträglichem Verhalten und Paddeltechnik im Internet finden kann, sehe aber nicht, dass diese Informationen das tatsächliche Verhalten wirksam leiten. Und das wohl nicht zuletzt, weil virtuelle Lehrer weder Rückmeldung noch Austausch ermöglichen.
Zum Boot: guck mal, ob das Boot nach einer Kenterung komplett vollläuft, oder ob es Abschottungen/Spitzenbeutel darin gibt, die die eindringende Wassermenge begrenzen. Falls nicht vorhanden: unbedingt Spitzenbeutel aus dem Kanufachhandel besorgen!
Mit freundlichem Ahoi,
Janhimp

[Katsche]

AW: Anfängerfrage

Der Verkäufer meinte es sei Anfänger tauglich und sehr spurstabil.

Verkäufer sagen viel, wenn sie was los werden wollen Es gibt auch Boote, wo man gleich beim ersten Mal gut vorankommt. Dein Boot hat wahrscheinlich einen Rundspant, d.h. sieht unten rum aus wie ein aufgeschnittener American Football. Kajaks mit einem ausgeprägtem Kiel lassen sich viel einfacher geradeaus fahren, da muss man dann allerdings das Kurven fahren durch Ankanten des Bootes, d.h. durch Kippen des Bootes durch Gewichtsverlagerung, üben.

Kajaks mit einem Steuer lassen sich ohne Übung steuern. Die ganzen Bootsverleiher würden sicher kein Geschäft machen, wenn alle Neukunden erst mal einen Kurs machen müssten, um voran zu kommen.

[KaiV]

AW: Anfängerfrage

"Kajaks mit einem Steuer lassen sich ohne Übung steuern. Die ganzen Bootsverleiher würden sicher kein Geschäft machen, wenn alle Neukunden erst mal einen Kurs machen müssten, um voran zu kommen."

klar, nur wenn man die Technik kann, dann macht es gleich doppelt Spass

Wie ich bei Dir rauslese suchst Du jetzt schon das nächste Boot... Wenn Du nicht einen Yachthafen eröffnen möchtest dann würde ich Dir erst mal raten mit dem Boot zu fahren und zu schauen was Du möchtest. Inklusive einem Kurs, danach kannst Du dann besser beurteilen was Du brauchst anstatt jetzt weiter zu suchen und dann gefrustet feststellen das es an Deiner Technik liegt. Ansonsten würde ich zu einem Canadier raten, die kriegt man allein noch schwerer auf Spur

Und das Kajak, Übungssache und egal aus welchen Kanu ich mich rauslehne, irgendwann kippen die um... Deshalb Selbstrettung üben ;)

[Martin206]

AW: Anfängerfrage

Hallo,

2-3 Bilder wären bei so einer Frage dienlich.
Aber wenn es wirklich 60cm breit ist, dann wundert mich nicht, daß Du leicht kenterst.

Neben Schwimmweste gehört hier übrigens wirklich hinten u. vorne ein Schwimmkörper rein, und falls Du mit Spritzdecke fährst, dann bitte eine die sich leicht öffnen läßt (einfaches Nylon-Modell - auf jeden Fall mit dünnem Gummi (ca. 5-6mm) und möglichst mit Querstrebe im vorderen Bereich) und bitte dies auch bewußt trainieren bis das Öffnen unter Wasser sicher gelingt!

So, nun zum Boot.
Mein Spruch ist hier: Wenn Du es mit diesem Kajak kannst, dann kannst Du es wenigstens ordentlich (d.h. ohne Hilfsmittel geradeaus fahren und lenken) die meisten anderen auch fahren. Allerdings braucht es etwas Ausdauer und viel Übung. (PS: Wir sassen wohl alle mal so im Boot und wußten nicht wie das Ding gerade zu bekommen ist.)

Klar könnte ich Dir jetzt einsteigertaugliche Boote empfehlen, dafür müsste man aber viel mehr über Dich und das was Du tun willst wissen.
Und ich rate Dir tatsächl. erst mal mit dem nun vorhandenen Boot zu üben und wenn es Dich nicht in 4 Wochen schon langweilt (also das Paddeln, nicht das Boot), dann solltest Du tatsächl. über den Beitritt in einen Verein nachdenken, das ist die beste u. günstigste Möglichkeit richtig und kräfteschonend Paddeln zu lernen, nebenbei erfährst Du noch was über Sicherheit und vieles rund um den Sport, triffst Gleichgesinnte und kannst sicher auch versch. Boote ausprobieren ...so daß Du nächstes Jahr weißt was für ein Boot für Dich erst mal das richtige wäre.
Klar kostet es den Vereinsbeitrag ...aber der ist nicht teurer als ein 2-Tages-Kurs in der Kanuschule. Und "falsches" Equipment zukaufen mangels Erfahrung und Rücksprachemöglichkeiten, da sind auch schnell mal hundert Euronen weg.

Auf jeden Fall heiße ich Dich im Kreis der Paddler willkommen, hoffe Du erlebst diesen Sport auch als eine wunderbare Sache

[Torres]

AW: Anfängerfrage

Hallo Altrhein, gib dem Boot eine Chance. Kajakfahren ist tatsächlich nicht so einfach und wenn das Kajak schnell kippt, hat es andere Qualitäten. Such Dir einen Verein oder einen Technikkurs, der Dir die Grundlagen beibringt. Das Internet hilft nichts, in der Theorie ist alles klar, in der Praxis hilft ein wenig schief sitzen, um dort zu landen, wo man nicht hin will. Ich habe auch keine Steueranlage und bin am Wochenende das erste Mal trotz Wind gut über den See gekommen, weil die Technik inzwischen ausreicht. Mit Steuer fahren ist einfach. Ohne Steuer muss man kanten können. Dann noch ein Kentertraining, bei dem Du Dein Boot kennenlernst und erst dann solltest Du entscheiden, ob es das richtige Boot für Dich ist.

[DerNeueHeiko]

AW: Anfängerfrage

...und es gibt Boote, die einfach nicht (schnell) geradeaus fahren, die sind dann für Wildwasser gemacht, wo man das nicht braucht, dafür aber schnell und mit wenig Kraft das Boot drehen können möchte.

Ich hab letztes Wochenende das erste Mal in einem Seekayak gesessen, das fuhr einfach geradeaus. Und weiter geradeaus. Und immer noch geradeaus. Das braucht Kraft, um eine Kurve zu fahren. Kenne ich von meinem überlangen Wildwasserboot gar nicht, das macht genau das, was du beschreibst - irgendwann ist ein Drall drin, dann hilft nicht mehr viel.

MfG, Heiko

[Altrhein]

AW: Anfängerfrage

Wow! Ich bin überwältigt! 1000x Danke für alle Antworten!

Das ist mal konstruktive und umfangreiche Hilfe. Auch die Tipps Richtung Kurs und Sicherheit nehme ich dankend an und werde ich befolgen.

Klar ist also, es liegt an mir bzw. ist relativ normal, dass man erst Paddeln lernen muss. Das Boot hat einen runden Boden. Schwimmkörper sind noch keine drin.

Da es wohl schwieriger zu lernen ist damit, aber es dafür richtig lernt, werde ich diesen Weg beschreiten und später gründlich evaluieren, was das optimale Boot für mich ist.

Nochmals Danke und eine gute Woche


Althrein Paddler

[Martin206]

AW: Anfängerfrage

Prima, daß wir Dir so gut helfen konnten, Dir Mut machen konnte.

Wenn Du noch sagst wo um's Eck Du wohnst, dann gibt es evtl. noch spez. Tipps (z.B. zu Verein/Trainingsmöglichkeit) und man kann sogar mal zusammen was machen, Dich persönlich etwas unterstützen für den Anfang.

Viel Spaß!

[Deichgraf]

AW: Anfängerfrage

Hallo Altrhein!

So ein Boot mit Rundboden hatte ich mir in meiner Kajak-Anfänger Zeit auch mal billig bei eBay geschossen. Nach ein zwei Probefahrten war mir klar, wir werden keine Freunde. Wenn das Boot bei jedem Paddelschlag und bei jeder Gewichtsverlagerung reagiert ist entspanntes Binsenbummeln nicht möglich. Das Boot habe ich schnell wieder verkauft!

Schau dich nach einem Tourenkajak um. Gebrauchte "Touryak" oder "Dayliner" von Prijon oder vergleichbare Boote werden immer wieder in den einschlägigen Kleinanzeigenportalen gesichtet! Stichwort ist Tourenkajak! Als erste Orientierung seien die Firmen Prijon, Lettmann oder Taye genannt. Steueranlage als hilfreiches Zubehör wurde schon genannt. Solche Boote haben oft auch einen geschotterten Gepäckraum. Da kannst du dann auf einen Luftsack verzichten. Google dich mal schlau! Viel Spaß!

Gruß, Deichgraf

[Ziz]

AW: Anfängerfrage

Also da muss ich dem Deichgrafen widersprechen. Auf alten Kähnen lernt man segeln. Solange du noch Willens bist, es mit deinem Boot weiterzuprobieren: Mach es. Jedes Boot eignet sich mit etwas Erfahrung fürs Binsenbummeln. Am Ende wird du damit eine Menge Spaß haben.

Ich habe damals mit 3m langen Wildwasserbooten auf der Elbe gelernt. Am Anfang lustig im Kreis gedreht, Reinfallen war auch ziemlich leicht, es war sehr verkrampft. Aber nach zwei, drei mal ging es doch recht gut gerade aus und man bekommt ein gutes Bootsgefühl. Ohne diese Erfahrung hätte ich mir wahrscheinlich kein Scubi gekauft - zu wackelig und drehend auf der Elbe (vor allem gegen den Strom).

Was ich aber hatte, war eine Einweisung. Wie halte ich das Paddel richtig, wie stelle ich das Boot richtig ein, wie sitze ich richtig im Boot, welche Schläge gibt es, wie ziehe ich das Blatt gut und effizient durch, wie arbeite ich nicht aus den Armen sondern aus der Hüfte, usw. . Das kann man bestimmt übers Internet lernen. Aber am Besten wäre doch bei erfahrenen Paddlern.

[Altrhein]

AW: Anfängerfrage

Danke für alle Rückmeldungen.

Inzwischen fährt das Kajak in die Richtung die ich will! Nach ca. 10 Stunden üben habe ich den Dreh ziehmlich gut raus.

Diese Anleitung hat sehr geholfen:
https://www.kayakpaddling.net/de/
Danke für den Link!

Ich glaube die Erfahrung und der Aha-Effekt waren die Mühe allemal Wert und eine gute Woche ist doch keine lange Zeit für den (für mich) tollen Fortschritt. Die ersten Tage dachte ich das geht nie mit dem Ding. Heute lief es eine Stunde lang wie am Schnürchen gezogen.

Das Boot ist aber irgendwie zu klein. Die Fußstütze ist schon am entferntesten Punkt aber die Knie pressen ungeschickt gegen den Rand am Einstieg, wenn ich mit geschlossenen Beinen paddeln will. Wenn ich die Knie spreize dann stoßen die an die Decke. Ich kann die Beine nicht bewegen und nach einer Stunde ist ein Bein so eingeschlafen, dass ich kaum drauf treten kann beim aussteigen. Ich bin 1,78 groß oder besser gesagt klein.

Aber das ist jetzt halb so schlimm, weil ich das Boot nahezu geschenkt bekam und einfach mal ausprobieren wollte.

Jetzt mache ich mich auf den Weg und suche eins in dem ich genug Platz habe.

LG

Altrhein-Paddler