[DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

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  • GemeinsamDraussen
    Fuchs
    • 02.01.2015
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    [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

    Tourentyp
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    Mitreisende
    (Vollbild-Diashow und Kartentrack : klickhier)

    Drei Jahreszeiten in knapp einer Woche.

    Während des ODS-Forumstreffens in Hilders waren wir mal ein paar Stunden ausgebüxt und zum Thüringer Rhönhaus gelaufen. Die Gegend gefiel uns so gut, dass sofort klar war: Dort müssen wir mal eine längere Wanderung unternehmen. Im Oktober 2016 war es dann schon so weit.

    Unsere Tour sollte von Nord nach Süd über die gesamte Rhön gehen. Wir wählten einen Weg über den östlichen Teil, die lange Rhön, der im Groben am "Hochrhöner" (Ostvariante) orientiert war, hielten uns aber nicht sklavisch daran.

    Die Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Höhenzug sind eher spärlich gesät. Wir wollten auch nicht zum Übernachten ins Tal absteigen, deshalb nahmen wir Zelt und Wanderwagen mit.

    Als Startpunkt der Wanderung wählten wir Bad Salzungen und wollten ursprünglich innerhalb einer Woche bis Münnerstadt wandern. Von Münnerstadt nach Bad Salzungen kann man gut mit der Bahn fahren. Wir reisten schon am Vortag an, sahen uns das kleine Städtchen Münnerstadt an, gingen lecker essen und übernachteten auf dem ruhigen Wohnmobilstellplatz in Münnerstadt.

    Am nächsten Morgen ging's dann mit der Bahn nach Bad Salzungen. Dort gibt es ein sehenswertes Solebad mit Gradierwerk. Wir machten noch einen großen Bogen durch den Stadtkern und um den Burgsee. Am Rande des Städtchens stießen wir dann auf den Hochrhöner. Das Wetter war traumhaft spätsommerlich und wir waren im T-Shirt unterwegs. In Langenfeld gab's eine Mittagsrast mit Würzfleisch und Soljanka und einem leckeren Rhönbierchen. Die Tour hatte begonnen. Durchs Polsambachtal ging es stetig bergauf zum Pleß. Auf dem Weg war es sehr ruhig, aber am Pleß herrschte an dem sonnigen Sonntag doch einiger Trubel und der Thüringer Rhönverein versorgte mit Würstchen und Getränken. Vom Pleß hat man in Richtung Westen eine schöne Aussicht in die Kuppenrhön und kann auch die Kalihalden "Monte Kali" und "Kalimandscharo" in der Ferne sehen. Für einen Rundumblick gibt es den Pleßturm.

    Unsere erste Wanderübernachtung wollten wir eigentlich auf dem Campingplatz am Schönsee verbringen. Der war allerdings entgegen den Angaben auf seiner Website schon geschlossen und auch die unfreundlichen Dauercamper wollten uns nicht mit Trinkwasser aushelfen. So verlängerte sich die erste Tagesetappe um weitere 5 km nach Bernshausen, wo wir auf der Wiese bei der Pension Rhön-Feeling eine ruhige Nacht verbrachten, natürlich nicht, ohne vorher noch leckere Thüringer Klöße verputzt zu haben.


    Münnerstadt Hauptbahnhof :-)


    Gradierwerk Bad Salzungen


    Marktplatz


    Burgsee






    Am Hochrhöner angekommen








    Auftanken in Langenfeld




    Polsambachtal


    Auf dem Pleß


    Pleß-Turm


    Im Hintergrund Monte Kali und Kalimandscharo




    :-)


    Sehr schön: Schönsee


    Ausweich-Camping: Rhön-Feeling
    Zuletzt geändert von GemeinsamDraussen; 09.05.2017, 08:44. Grund: Tippfehler
    (www.)gemeinsam-draussen.de = Susi & Ralf. Der User "GemeinsamDraussen" ist Ralf.

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    #2
    AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

    Tags darauf sahen wir uns das Geotop "Bernshäuser Kutte" an, begegneten an einem Gestüt ein paar betrunkenen Pferden (vergorene Äpfel?) und stiegen hinauf zum Horn. In der Umgebung des Gestütes wurde der Wanderweg leider auch als Reitweg missbraucht und war zeitweise ziemlich matschig und zertrampelt. Erst nach dem Horn besserte sich der Zustand. Der Abstieg vom Horn führt durch eine schöne Trockenrasenlandschaft und erinnerte uns ein kleines bisschen an das Altmühltal.

    In Glattbach begegneten wir dem Rhön-Paulus und schon wieder ging es steil bergauf in Richtung Gläserberg; beim Aufstieg von Norden kommt man sich teilweise vor wie in den Voralpen. Die Dermbacher Hütte auf dem Gläserberg hat nur am Wochenende geöffnet, wir hatten selbst genügend Proviant dabei für eine windige Gipfelrast. Der Gläserberg war auch der höchste Punkt dieser Etappe.

    Langsam wurde es Zeit, sich ein geeignetes Plätzchen für die Nacht zu suchen. Vorher hieß es aber noch Trinkwasser zu beschaffen. In der Rhön gibt es zwar einer Forschungsarbeit zufolge weit über 2.000 Quellen. Vielleicht lag es auch am Herbst, wir fanden wenig klares fließendes Wasser. Vorsorglich hatten wir uns aus der Topokarte ein paar kleine Bächlein ins GPS übertragen und konnten so mit Hilfe des mitgebrachten Platypus unser Wasser filtern. Die bewohnten Gegenden liegen in der Rhön meist niedriger, so dass man einige Höhenmeter absteigen müsste, um in der Zivilisation Trinkwasser zu besorgen. Unseren Übernachtungsplatz fanden wir dann an einer kleinen Schutzhütte nördlich des Katzensteins. Das Wetter war inzwischen ziemlich trüb und nur in der Ferne ahnte man in der Dämmerung ab und zu kleine weiße Autoscheinwerfer-Punkte. Der Wind ließ nach, der Nebel hüllte uns bis zum nächsten Morgen ein wie in Watte und es breitete sich eine friedliche Stille aus. Das gefriergetrocknete Essen konnte mit der leckeren Thüringer Küche am Vorabend natürlich nicht mithalten, aber unabhängig davon hatten wir in "unserer" Hütte einen sehr gemütlichen Abend.



    Bernshäuser Kutte




    Betrunkene Pferde


    Aufstieg zum Horn


    Urnshausen








    Hinten: NSG Wiesenthaler Schweiz




    Wacholderhang








    Wiesenthal






    Glattbach


    Rhön-Paulus




    Steiler als es aussieht: Aufstieg zum Gläserberg


    Blick zurück zum Horn




    Dermbacher Hütte auf dem Gläserberg










    Unsere Schutzhütte


    Faszinierender Ausblick und ...


    überwältigendes Essen :-)
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    • GemeinsamDraussen
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      #3
      AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

      Am Katzenstein begegneten wir den ersten größeren Zeichen unrühmlicher deutscher Geschichte: zuerst den verfallenen Gebäuden einer ehemaligen Grenzkompanie, danach dem "für die Ewigkeit" gebauten, heutigen Hotel Katzenstein, das dort während der Zeit des "Dritten Reiches" ebenfalls für militärische Zwecke errichtet wurde. Hinab durch ein weiteres Tal wanderten wir dann bergauf auf einem Kolonnenweg der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Schön zu sehen war, wie sich die Natur langsam die ehemaligen Grenzeinrichtungen "einverleibt", die teilweise aussahen wie Grimms Dornröschenschloss ohne Blüten.

      Am Horbel verließen wir für ein Stück den Hochrhöner und folgten einem breiteren Forstweg in Richtung Hexenlinde. Warum der Hochrhöner dort einen ausgiebigen Schlenker mit einigen Höhenmetern bergab und bergauf am Hang macht, hat sich uns nicht erschlossen. Beim Blick zurück sahen wir in immer weiter entfernt den Gläserberg und da das Wetter schön aufgeklart hatte, konnte man im Norden sogar den Höhenrücken des Thüringer Waldes samt Inselsberg erkennen. Kaltennordheim ließen wir buchstäblich links liegen und wanderten statt dessen bergab nach Mittelsdorf. Auch dort war der Hochrhöner äußerst merkwürdig angelegt und verlor sich ohne Markierung auf einer großen Wiese. Dank GPS fanden wir ihn jenseits einer größeren Straße wieder und über ein sehr steiles, jetzt wieder markiertes Stück kamen man wieder auf den Weg, auf dem man auch bequem gewandert wäre, wäre man in Mittelsdorf einfach geradeaus gelaufen. Auch der Wirt des Thüringer Rhönhauses schüttelte den Kopf, als wir davon erzählten und machte ein paar kräftige Bemerkungen über die Wegeplaner.

      Obwohl wir schon gut eingewandert waren, mussten wir auf dem langen, steilen Anstieg zum Ellenbogen eine Rast einlegen, weil wir total außer Puste waren. Die Aussicht am Ellenbogen hatten wir vom Frühjahr ganz anders in Erinnerung: Dieses idyllische Plätzchen wird in Zukunft durch eine Anlage zur Touristenbespaßung "verschönert". Schade drum, aber wenn es der Tourismus nunmal so will... Vom Ellenbogen war es dann gar nicht mehr schwer zum Thüringer Rhönhaus. Dort hatten wir uns vorab ein kleines Zimmer reserviert, um mal wieder zu duschen und ein paar Socken zu waschen und natürlich um die leckere Thüringer Küche zu genießen.








      Blick zurück zum Gläserberg


      Alter Grenzturm


      Ausgemustert


      Mit noch dunklerer Vergangenheit: Hotel Katzenstein




      Schmerbachtal


      Ehemaliger Kolonnenweg


      Die Natur holt sich alles zurück




      Am Horbel




      Schutzhütte nahe der Hexenlinde




      Blick Richtung Thüringer Wald


      Inselsberg






      Kaltennordheim




      Waldgärten?




      Aufstieg zum Ellenbogen


      Baustelle für Touristenbelustigung


      So sah es im Frühjahr hier aus


      Blick zur Kuppenrhön


      Thüringer Rhönhaus
      Zuletzt geändert von GemeinsamDraussen; 09.05.2017, 08:44. Grund: Tippfehler
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        #4
        AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

        Am nächsten Morgen starteten wir sehr pünktlich, weil wir noch während der Öffnungszeit (bis 11:30 ) in der einzigen Einkaufsmöglichkeit entlang unseres Weges ein wenig Proviant nachkaufen wollten. Dieser Einkauf war ein wirklich besonderes Erlebnis: Die kleine Kaufhalle in Frankenheim steht offensichtlich in einer Zeitblase: Einrichtung, Dekoration und Warenangebot sahen genauso aus, wie wir es von Ostkaufhallen vor 30 Jahren in Erinnerung hatten. Es war alles da, wir kauften eine Tafel der einzigen Sorte Schokolade, eine der wenigen Flaschen Wein und auch der Apfel im fast leeren Gemüseregal hatte sehr wenig Gesellschaft. Brot und Brötchen waren abgezählt für die örtliche Bevölkerung, aber eine der beiden älteren Damen, die dort vor Jahrzehnten schon ihre Ausbildung gemacht hatten, holte noch ein Brot für uns unterm Ladentisch hervor. So schön kann Nostalgie sein. Die Information über diesen Einkaufstempel hatte ich übrigens vorher in einer kleinen örtlichen Gaststätte mit dem schönen Namen "Schweinebucht" telefonisch erhalten. Und zum Dank dafür holten wir uns dort noch eine Bratwurst zur Stärkung für den weiteren Weg.

        Der Zeitsprung war auch eine gute Einstimmung auf das nächste Wegstück. Direkt auf der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze sind viele Informationen zusammen getragen worden und es gibt ein Stück erhaltene Grenzanlagen samt Turm, Sperrzaun, Sperrgraben usw. Die Krönung der Absurditäten dort war die sogenannte "Badehose". Das war ein Stück DDR-Territorium, eine einmal im Jahr gemähte Wiese jenseits der Sperranlagen, auf der Westseite nur durch Schilder gekennzeichnet. Sie wurde aber bewacht und verteidigt, als ginge es um Leben oder Tod. So ein Irrsinn.

        Gar nicht weit entfernt kamen wir zu einer ganz anderen Sehenswürdigkeit, dem Schwarzen Moor. Das Schwarze Moor ist durch einen bequemen Rundweg erschlossen. Wir stellten unsere Wanderwagen im Imbiss unter und nahmen uns genügend Zeit für diese schöne Runde. Im Imbiss erfuhren wir dann auch, dass die Rhön nicht zwei-, sondern dreigeteilt war und ist. Es gab nicht nur den Konflikt zwischen Ost und West, sondern es bestehen auch heute noch Rivalitäten zwischen dem hessischen, thüringischen und bayerischen(fränkischen) Teil der Rhön. Komische Leute.

        Unser Weg führte uns weiter über aussichtsreiche Heidelandschaften auf dem Höhenzug der Langen Rhön. Zwischendurch mussten wir wieder Wasser finden und auch dort gab es nur ein kleines Rinnsal, das wir vorher schon herausgesucht hatten. Ursprünglich wollten wir an dem Tag noch bis zum Heidelstein, fanden aber unterhalb wieder eine Schutzhütte und die passende kleine Zeltwiese und da das Wetter sich schon ziemlich eingetrübt hatte, schlugen wir dort unser Nachtlager auf.






        Amateur-Radio-Club-Funkturm bei Frankenheim




        Grenzweg bei Frankenheim






        Blick über die "Badehose"






        Am Schwarzen Moor








        Moorauge










        Aufstieg an der Langen Rhön


        Steiler als es aussieht




        Wasserversorgung



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          #5
          AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

          Der nächste Tag begrüßte uns mit noch trüberem und eisigem Wetter. Wir kochten uns in der Schutzhütte nach dem Frühstück noch warmen Tee für den Tag und waren froh, dass wir genügend warme Kleidung dabei hatten. Am Heidelstein fiel dann auch unser erster Schnee dieses Winters und so zogen wir mit unseren Wanderwagen Spuren durchs klebrige Weiß. Die Aussicht vom Heidelstein blieb uns zwar verwehrt, aber diese verfrühte Herbst-Winter-Stimmung hatte auch ihren ganz eigenen Reiz. Dass die Rhön ein rauhes Klima hat, dessen sollte sich jeder Wanderer bewusst sein.

          Am freundlichen Nabu-Haus am Roten Moor legten wir eine trockene Rastpause ein, denn inzwischen lief ein Dauertest unserer Regenbekleidung. Sie hat gut gehalten (Susi trug Goretex-Vollschutz, Ralf den bewährten Poncho). Auf einen verregneten, kalten Abend im Zelt hatten wir dann doch keine Lust und so telefonierten wir kurz mit dem Kloster Kreuzberg, um dort ein Zimmer zu reservieren. Ein Zimmer war frei, jedoch sollten wir bis spätestens 18 Uhr dort sein. Von der Entfernung sicher kein Problem, aber es ging noch dreimal tief ins Tal und knackige Aufstiege über mehrere Berge hinauf, so dass wir mit hängender Zunge kurz vor Toresschluss am Kloster Kreuzberg ankamen. Der Weg dorthin bot noch viele schöne Aussichten und hatte einen ganz anderen Charakter als vorher auf der Langen Rhön.

          Obwohl es ein ganz normaler Wochentag war, herrschte abends in den Räumen der Klostergaststätte ein Trubel wie am höchsten Feiertag. Die Übernachtungsgäste durften abends in einen ruhigeren Bereich umziehen und dort hatten wir noch nette und interessante Gespräche, bevor wir uns in unser einfach eingerichtetes, aber sehr angenehmes Zimmer zurückzogen.




          Heidelstein






          Viele Wege führen nach Rhön








          Hohe Hölle




          An der hessisch-bayrischen Grenze


          Ausblick am Himmelberg




          Steiler Abstieg vom Himmelberg


          Skihang am Arnsberg








          Sonne am Himmelsberg


          Kreuzberg




          Arnsberg


          Kloster Kreuzberg im Abendlicht
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          • GemeinsamDraussen
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            #6
            AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

            Das Kloster Kreuzberg liegt unterhalb des gleichnamigen Gipfels und wir stiegen noch vor dem Frühstück auf den "heiligen Berg der Franken". Eine gute Aussicht war bei dem Wetter nicht zu erwarten, dafür fanden wir eher die Stimmung eines düsteren Friedhofs vor. Da müssen wir wohl nochmal bei besserem Wetter wiederkommen. Das Frühstück war ausgewogen und reichlich, so dass wir uns gut gestärkt auf die weitere Reise begeben konnten. Der Abstieg führt abwechslungsreich durch den Wald, war aber stellenweise so steil, dass wir froh waren, unsere Trekkingstöcke dabei zu haben, die ja auch unsere Zeltstangen sind.

            Auch am weiteren Weg fanden sich mehrere schöne Schutzhütten, falls jemand mal in dieser Gegend übernachten möchte. Zwischen Langenleiten und Premich gab es die erste öffentliche Wasserquelle am Weg, ein Zapfhahn direkt an einem Trinkwasserspeicher. Im nächsten Örtchen Premich passierte es dann: Eine Bushaltestelle verkündete uns, dass in Kürze ein Bus käme. Wir erklärten kurzerhand die Wanderlust für befriedigt, der weitere Weg wäre für uns ohnehin sehr zivilisationsnah verlaufen.


            Wallfahrtskreuze im Morgennebel




            Kreuzberg


            Schutzhütte nahe Langleiten


            Gemütlich ein Teechen kochen




            Waldberg unterm Kreuzberg



            Die Rückfahrt nach Münnerstadt entwickelte sich dann noch zu einer kleinen, lustigen Odyssee. Unser Bus fuhr bis Bad Kissingen und quer durch die sehenswerte Altstadt, durch die sich ein quirliger Wochenmarkt zog, marschierten wir Richtung Bahnhof. Auf den Zug mussten wir gar nicht lange warten und ein halbes Stündchen später hieß es umsteigen in einen anderen Zug. Am Bahnhof Ebenhausen gab es weder eine Anzeige noch Durchsagen und an der Lok des einfahrenden Zuges stand auch die richtige Richtung Erfurt dran. Ohne zu zögern stiegen wir in den Zug ein, die Ausfahrt aus dem Bahnhof verzögerte sich ein bisschen. Merkwürdig. Als wir später aus dem Fenster sahen, fiel uns nach einiger Zeit auf, dass wir hier eben schon mal waren. So standen wir nach kurzer Zeit wieder am Bahnhof Bad Kissingen und verstanden die Welt nicht mehr. Offensichtlich wird der Zug in Ebenhausen getrennt, der vordere Teil fährt nach Erfurt und der hintere Teil nach Bad Kissingen. Zum Glück fahren die Züge von Bad Kissingen in relativ kurzem Abstand. Diesmal stiegen wir in den richtigen Zugteil um und kamen wohlbehalten in Münnerstadt an.

            Dort luden wir unsere Wanderwagen ins Auto und tuckerten in ein paar Minuten wieder nach Bad Kissingen - ein Strecke, für die wir vorher mehrere Stunden gebraucht hatten. Der Grund ist schnell erzählt: In der KissSalis-Therme pflegten wir unsere angestrengten Wanderkörper und ließen in verschiedenen Saunen und im Solebecken die schönen Erlebnisse noch einmal Revue passieren.



            Von München aus sind wir an Wanderungen und Bergtouren in den Alpen gewöhnt, aber auch die Wanderung durch die Rhön hat durch ihre teilweise knackigen Anstiege durchaus sportliche Aspekte, die man von so einem recht niedrigen Mittelgebirge vielleicht gar nicht erwarten würde. Den üblichen Beschreibungen nach sind wir den Hochrhöner eigentlich in der "falschen" Richtung gelaufen, wir wollten jedoch lieber der Herbstsonne entgegen wandern, als sie im Rücken zu haben. Als kleinen Nebeneffekt können wir jetzt sagen, wie viele Wanderer in dieser Woche in der anderen Richtung unterwegs waren: es waren genau sieben. Nicht gerade üppig für einen Premiumwanderweg in der Herbstsaison. Wir fanden es aber super, dort so einsam unterwegs zu sein und können die ganze Wanderung nur rundum empfehlen. Und unsere Wanderwagen haben sich ein weiteres Mal bestens bewährt.

            Zuletzt geändert von GemeinsamDraussen; 09.05.2017, 08:46. Grund: Tippfehler
            (www.)gemeinsam-draussen.de = Susi & Ralf. Der User "GemeinsamDraussen" ist Ralf.

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            • Eggefreund
              Erfahren
              • 27.11.2010
              • 294
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

              Toller Bericht, schöne Fotos, vor allem, wenn man die Gegend kennt.
              Ich komme im Laufe dieser Woche wieder mal in die Kuppenrhön.
              Die Region Frankenheim/schwarzes Moor/Ellenbogen ist die einzige in der Rhön, die ich bis jetzt immer nur im Regen erlebt habe.
              Vielleicht klappt's ja dieses Jahr mal mit Sonne.
              LG aus Lippe
              Norbert

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              • MaxD

                Lebt im Forum
                • 28.11.2014
                • 8918
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

                Soso....da hat das Forumscamp offenbar Nebenwirkungen gehabt!

                Ein schöner Bericht, danke dafür. Die Rhön hat tatsächlich ihren eigenen Zauber. Einige Stellen kamen mir recht vertraut vor. Das Kloster Kreuzberg scheint immer von hungrigen und / oder durstigen Horden belagert zu werden.

                Es gibt ja noch mehr Optionen in der Rhön als den Hochrhöner. Falls es Euch reizt, z.b. noch eine Ost-West-Durchquerung anzugehen, empfehle ich April/Mai. Imo die schönste Zeit, weil die weiten Landschaften in üppigem Löwenzahngelb und frischem Grün stehen.
                ministry of silly hikes

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                • AlfBerlin
                  Lebt im Forum
                  • 16.09.2013
                  • 5073
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd



                  Zitat von GemeinsamDraussen Beitrag anzeigen
                  ... Es gab nicht nur den Konflikt zwischen Ost und West, sondern es bestehen auch heute noch Rivalitäten zwischen dem hessischen, thüringischen und bayerischen(fränkischen) Teil der Rhön. Komische Leute. ...
                  Das Wort "Rivalität" erweckt falsche Vorstellungen. Im Wesentlichen ignoriert man sich gegenseitig.

                  Die Rhön ist geteilt und liegt, obwohl mitten in Deutschland, von allen Seiten am Rand. Die Bundesländer, Kreise und Gemeinden kehren sich gegenseitig den Rücken zu und die Bewohner orientieren sich jeweils in Richtung des Landesinneren.

                  Es gibt keine Busverbindungen zwischen den Ländern. Und viele Bewohner haben den Namen des nächsten oder übernächsten Dorfes hinter der Landesgrenze noch nie gehört.
                  Zuletzt geändert von AlfBerlin; 08.05.2017, 09:04.

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                  • mitreisender
                    Alter Hase
                    • 10.05.2014
                    • 4855
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

                    Zitat von GemeinsamDraussen Beitrag anzeigen
                    Es gab nicht nur den Konflikt zwischen Ost und West, sondern es bestehen auch heute noch Rivalitäten zwischen dem hessischen, thüringischen und bayerischen(fränkischen) Teil der Rhön. Komische Leute.
                    Komisch oder seltsam? Dazu fällt mir mal spontan Köln (innerstädtischer Konflikt mit allem hinter den Brücken), Köln-Düsseldorf ein. Und das ist nur eins von vielen Beispielen in D. Die Rhön dürfte sich da nix nehmen und oft spielt das eher hochgebauscht eine Rolle, als dass es im Alltag wichtig wäre

                    Schöne Ecke ist es allemal.

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                    • EbsEls
                      Erfahren
                      • 23.07.2011
                      • 434
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

                      Danke für Eure Schilderung der Rhönwanderung. Besonders (siehe "Rivalitäten"), dass Ihr dem sonst meist unterrepräsentierten Teil der thüringischen Rhön so viel Platz einräumt Das haben Euch wohl die Wirte des Thüringer Rhönhauses eingeflüstert? Bei mir war es so.
                      Hier gibt es Heimatkundliches über die Rhönvölker.
                      Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                      Eberhard Elsner

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                      • DetlefT
                        Anfänger im Forum
                        • 29.10.2016
                        • 28
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

                        Danke für den tollen Bericht von eurem Besuch in der Rhön.

                        Eine wirklich schöne Gegend in der ich gerne Urlaub gemacht habe. Das Wetter in der Rhön ist entweder schön oder nass, dazwischen gibt es nach meiner Erfahrung nichts . Abseits der Höhepunkte wie dem Roten oder Schwarzem Moor hat man Ruhe und Erholung pur. Und obwohl, nur ein Mittelgebirge, habe mich die Anstiege auch immer ganz schön fertig gemacht. Die Regionale Küche ist ausgezeichnet (Rhönschaf) und mir als Wanderer bzw. Urlauber war es egal ob hessische, thüringer oder bayrische Rhön. Ich glaube nach eurem schönem Bericht werde ich dieses Jahr mal wieder die Rhön besuchen.

                        Kommentar


                        • sudobringbeer
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                          Fuchs
                          • 20.05.2016
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                          #13
                          AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

                          Sehr schöne Bilder! Danke!

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                          • GemeinsamDraussen
                            Fuchs
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                            #14
                            AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

                            Zitat von AlfBerlin Beitrag anzeigen
                            ... Das Wort "Rivalität" erweckt falsche Vorstellungen. Im Wesentlichen ignoriert man sich gegenseitig.

                            Die Rhön ist geteilt und liegt, obwohl mitten in Deutschland, von allen Seiten am Rand. Die Bundesländer, Kreise und Gemeinden kehren sich gegenseitig den Rücken zu und die Bewohner orientieren sich jeweils in Richtung des Landesinneren.

                            Es gibt keine Busverbindungen zwischen den Ländern. Und viele Bewohner haben den Namen des nächsten oder übernächsten Dorfes hinter der Landesgrenze noch nie gehört.
                            Vielleicht hätte ich statt "Rivalität" eher "Animositäten" schreiben sollen. Wenn man in einem zusammenhängenden Naturraum unterwegs ist, dann überraschen einen die getrennten Kulturräume umso mehr. Als Hobby-Dialektforscher beginne ich immer mal gern unterwegs ein kleines Gespräch mit Einheimischen. Und in dem Zusammenhang wurde uns mehrfach deutlich mitgeteilt, in welchem Teil der Rhön wir uns gerade befanden. Die Trennung Ost-West war mir natürlich bewusst und die Leute auf der thüringer Seite gingen tatsächlich am lockersten damit um - wahrscheinlich langjährig Kummer gewohnt.

                            Erstaunlich fand ich vor allem die klare Abgrenzung zwischen Bayern (Franken) und Hessen und speziell auf der hessischen Seite zeigte man in der Nähe des Dreiländerecks besonders deutlich die Gegend an - verbal, aber auch durch große und deutliche Beschriftungen auf Schildern, Bänken usw. Ich fand das amüsant. Und wenn dann ein Autofahrer auf die Frage nach einem Ort, den man am selben Tag noch zu Fuß erreichen wird, mitteilt, dort kenne er sich nicht aus, das läge "hinterm Berg", dann kann man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Immerhin führte die Straße, auf der er stand, in ein paar Autominuten genau dort hin.
                            Zuletzt geändert von GemeinsamDraussen; 08.05.2017, 13:07.
                            (www.)gemeinsam-draussen.de = Susi & Ralf. Der User "GemeinsamDraussen" ist Ralf.

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                            • lina
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                              AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

                              Toll, vielen Dank!

                              So ein Wanderwägelchen ist bergauf aber auch nicht ganz so easy, oder macht das nicht so viel aus?

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                              • GemeinsamDraussen
                                Fuchs
                                • 02.01.2015
                                • 1714
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                                #16
                                AW: [DE] Rhönwanderung von Nord nach Süd

                                In der Ebene merkt man vom Wagen nach kurzer Zeit so gut wie gar nichts mehr. Bergauf nimmt man dann wieder wahr, dass man überhaupt Gepäck hat, aber es geht immer noch viel leichter, als das Gepäck zu tragen.
                                (www.)gemeinsam-draussen.de = Susi & Ralf. Der User "GemeinsamDraussen" ist Ralf.

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