[IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

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  • Quecky
    Anfänger im Forum
    • 08.06.2011
    • 47
    • Privat

    • Meine Reisen

    [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

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    Mitreisende
    Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt (April 2017)

    Wie jedes Jahr im April stellte sich auch dieses Jahr wieder die Frage: wohin fahren zum Wandern im Frühjahr, wenn man nicht fliegen möchte und keine Lust hat, 24h mit Bus und Bahn bis nach Südspanien zu tingeln?
    Durch reinen Zufall entdeckte meine Freundin im Landkartenhaus die "Via dei Monti Lariani" (VML), die die Westseite des Comer Sees von Como/Cernobbio bis nach Sorico im Norden hinauf führt. Die Bilder sahen phantastisch aus, allerdings ließen uns die älteren Reiseberichte (hier) aus dem Forum etwas ahnen, das wohl jede*r der*die in Italien (außerhalb Südtirols) wandern war, kennt: die Markierung wird mangelhaft bis grauenhaft sein ... Das konnte uns letztlich allerdings nicht abhalten. Ausgerüstet mit einer Wanderkarte, einer kostenlosen Beschreibung des Tourismusverbands des Comer-Sees (hier auf Englisch und auf Deutsch) und einem geliehenen GPS-Gerät fühlten wir uns für die Weg-Suche-Herausforderungen gewappnet. Wie immer auf unseren Touren wollten wir weitgehend autark unterwegs sein, hatten Zelt, Kocher, Wasserfilter und Essen für 5-6 Tage dabei.

    1.Tag: Anreise & Cernobbio - Monte Bisbino

    Aus dem Südwesten Deutschlands ist es (auch Dank des neuen Gotthard-Basistunnels) nur etwas mehr als ein vierstündiger Katzensprung bis nach Como. Dort angekommen mussten wir uns erst einmal durch das Chaos an Buslinien und Bushaltestellen suchen, bis wir den richtigen Bus bis nach Cernobbio gefunden hatten. In Italien werden Bustickets weder in den Bussen, noch an Automaten an den Bushaltestellen verkauft, sondern an mir zufällig ausgewählt erscheinenden Kiosken oder kleinen Läden (tabacchi), die freilich auch nicht mit einem Schild oder Ähnlichem darauf aufmerksam machen, dass sie solch einen Service anbieten ...

    In Cernobbio beginnt der Weg stilecht an einer Bushaltestelle an der zentralen Piazza.


    Man folgt der Straße bergauf, nach einer 90° Rechtskurve sieht man die ersten rot-weiß-roten Markierungen der VML

    Froh endlich angekommen zu sein, machen wir noch eine kurze Mittagspause und verspeisen mitgebrachte Brote, etwas Gemüse und Äpfel. Irgendwann ist dann der Moment des Aufbruchs gekommen und wir schultern unsere doch leider wieder deutlich über 15kg schweren Rucksäcke. Durch Cernobbio geht es es mehr oder minder steil bergauf. Die Markierungen leiten uns den Weg und wir sind erst einmal total positiv überrascht. Markierungen? Wahnsinn!



    Die Bebauung zieht sich in diesem Gebiet weit den Hang hinauf und so laufen wir eine gefühlte Ewigkeit Serpentine um Serpentine höher und höher. Wir können allerdings verstehen, warum sich Leute hier oben ihre kostspieligen (Ferien-)Häuser errichten: die Aussicht ist schon nicht zu verachten ...





    Uns wird inzwischen klar: 1000hm Aufstieg sind 1000hm Aufstieg, selbst wenn man sich fit fühlt und das Gelände keine Herausforderung darstellt. So wandern wir immer höher hinauf, langsam aber sicher weicht die Bebauung mit Villen kleineren Häuschen und schließlich versprengten Ansammlungen von teils verlassenen Häusern umgeben von Wiesen und Wäldern. Seit Gernobbio schleppt jede*r von uns 3l Wasser mit sich herum - man weiß ja nie - und jedes mal, wenn wir an einer Häuseransammlung vorbei laufen, findet sich dort ein öffentlicher Brunnen mit Trinkwasser ... wir nehmen es mit Humor und trinken natürlich statt aus unseren Wassersäcken erst mal aus den Brunnen - man weiß ja nie.





    Nach nunmehr drei Stunden Aufstieg nähern wir uns dem Gipfel des Monte Bisbino (ca. 1300m) und machen uns auf die Suche nach einem Zeltplatz. Schon beim Aufstieg ist uns klar geworden: das wird nicht so einfach. Jede ebene Fläche ist entweder bebaut oder eingezäunt. Schließlich folge ich einer falschen Markierung und stoße durch Zufall auf einen wundervollen Zeltplatz nahe dem Gipfel des Monte Bisbino mit traumhaftem Panorama nach Norden und Westen.





    Wir schlagen unser Zelt auf und "kochen" eine Packung Trek-n-Eat. Ziemlich erledigt fallen wir schon gegen 8 in die Schlafsäcke und genießen die Ruhe weitab von jeder befahrenen Straße.

    --- Fortsetzung folgt ---
    Zuletzt geändert von Quecky; 07.05.2017, 13:29.

  • Juno234
    Erfahren
    • 03.08.2007
    • 397

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

    Sehr schön! Vor 30 Jahren bin ich die Tour mal gegangen...

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    • Hebi19
      Erfahren
      • 29.08.2010
      • 299
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

      Ein super Anfang !!!

      Thema abboniert - VIELEN Dank fürs "mitnehmen"....

      Martin, der sich auf die weiteren Berichte freut!

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      • SouthWest
        Erfahren
        • 28.03.2013
        • 373
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

        Freue mich auch schon auf die Fortsetzung.

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        • Quecky
          Anfänger im Forum
          • 08.06.2011
          • 47
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

          2. Tag: Monte Bisbino - kurz vor San Fedele

          Die erste Nacht einer Reise im Zelt ist immer etwas Besonderes. Man ist gleichzeitig draußen und drinnen, kann sich einerseits in den warmen Schlafsack kuscheln und hört andererseits draußen die Vögel zwitschern und die Tiere vorbei streifen. So wachen wir mit den ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen auf, während wir noch im Zelt herum liegen, laufen auf dem kleinen Pfad neben unserem Nachtlager zwei Trailrunner*innen vorbei - eine Sportart, die am Comer See deutlich beliebter zu sein scheint als wandern ;)

          Nach einem kurzen Frühstück und nachdem alles wieder in den Rucksäcken verstaut ist, laufen wir zurück zur eigentlichen Route der VML, die wir am Abend zuvor verlassen hatten, weil ich einer falschen/alten Markierung gefolgt war. Es geht zunächst gemächlich bergab durch lichte Buchenwälder Richtung Rifugio Bugone und wir machen erstmals auf dieser Tour Bekanntschaft mit dem italian way of Wegmarkierung: Geht der Weg geradeaus, findet sich an jedem zehnten Baum eine eindeutige Markierung, die man freilich gar nicht unbedingt braucht, da man sowieso nur auf dem Weg laufen kann, auf dem man sich so oder so befindet. Kommt dann aber eine Weggabelung verschwinden die Markierungen plötzlich und tauchen auch auf den nächsten paar hundert Metern der beiden Weg-Optionen nicht wieder auf. Da wir nicht ständig das GPS an- und ausschalten möchten, teilen wir uns auf, eine*r geht links, eine*r geht rechts, die erste Person, die eine Markierung sieht ruft oder pfeift und die andere Person kommt zurück ... dieses Spiel werden wir an diesem Wandertag und auf allen folgenden Etappen noch öfter spielen ;)







          Der erste Teil der Wanderung heute ist nicht besonders aufregend, wir wandern größtenteils auf alten Maultierwegen, die heute von Allradfahrzeugen genutzt werden, an der Seite eines Bergrückens mal im Wald, mal über Wiesen mehr oder weniger eben dahin. Wir kommen an mehreren Rifugi vorbei, die teils aber noch nicht geöffnet haben, verlassen wurden oder auf uns keinen sonderlich einladenden Eindruck machen.



          Tags zuvor hatte es auf dem Weg noch ein paar Brunnen gegeben, heute jedoch verringern sich unsere Wasservorräte ziemlich rasch. Alle Bachläufe sind ausgetrocknet - es hatte wohl auch vor unserer Wanderung beinahe zwei Monate nicht geregnet - und anders als beispielsweise in Österreich oder Südtirol, wo es an jeder Almhütte und an jeder Hütte der Alpenvereine einen Trinkwasserbrunnen gibt, finden wir an den Rifugi und Almen auf dieser Etappe kein Wasser. Kurz hinter dem Rifugion Binate (verlassen) erreichen wir jedoch eine Ansammlung von Häusern, die wohl zu einer Alm gehören. Nach einigem Herumsuchen finden wir rechts oberhalb des Weges an einem alten Almhaus einen verrosteten Wasserhahn aus dem reichlich kaltes Wasser sprudelt nachdem wir ihn mit gedrückten Daumen aufgedreht hatten. Der Rost scheint dem Hahn allerdings nicht nur von außen, sondern auch von innen zugesetzt zu haben, deshalb entschließen wir uns hier unsere Mittagspause einzulegen, um gemütlich zu essen und das Wasser mit unserem Wasserfilter zu filtern. Nach zwei Packungen Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln brechen wir gestärkt und mit vollen Wasservorräten wieder auf.

          Nach einiger Zeit erreichen wir eine Weggabelung - die ausnahmsweise sogar markiert war! Die Markierungen führen uns nach links, unsere Wegbeschreibung aus dem Internet nach rechts. Wir sind unschlüssig: sollen wir den Markierungen folgen und damit die Hilfestellung der Beschreibung aufgeben oder sollen wir uns auf die Beschreibung verlassen und für ungewisse Zeit auf unmarkierten Wegen weiter wandern. Wir ziehen das GPS zu Rate. Es sieht so aus, als ob sich die beiden Wegoptionen nach einiger Zeit so oder so wieder treffen würden, dass die Option der Wegbeschreibung aber die kürzere und direktere Variante wäre. Wir entscheiden uns also dafür ... was wir schon kurz darauf bereuen werden ...

          Der Beschreibung folgend, laufen wir erst noch auf ausgebautem Weg entlang. Einige Abzweige sind in ihr allerdings nicht erwähnt und wir finden den richtigen Weg nur dank des GPS-Geräts. Schließlich jedoch kann von "richtigem Weg" ganz und gar nicht mehr die Rede sein ...




          Der Weg als Holzlagerplatz? Kann man machen

          Irgendwo oberhalb von uns im Wald muss jedoch der Fahrweg sein, auf dem auch die VML entlang führt. Leider gibt in diesem Moment auch noch das GPS den Geist auf und hängt sich im Landebildschirm auf ... unsere Wanderkarte ist auch keine Hilfe, da ALLE Wege, auf denen wir gerade unterwegs waren dort sowieso nicht eingezeichnet sind. Gott sei dank flitzt 50m über uns ein neonfarbener Trailrunner durch den Wald und wir kraxeln über altes Holz und lose Steine hinauf zum rettenden Fahrweg.

          Von dort aus wandern wir nun deutlich gemütlicher über Almwiesen und durch kleinere Wäldchen Richtung San Fedele bis wir auf eine asphaltierte Fahrstraße stoßen. Es ist bereits später Nachmittag und das Wandern auf Asphalt mit schwerem Rucksack ist kein Spaß. Wir lassen uns jedoch die gute Laune nicht verderben und genießen die Abendsonne.



          Schließlich stellt sich uns die Frage: Wo wollen wir bzw. wo können wir überhaupt übernachten? Die Hänge sind zu steil und zu bewachsen um selbst unser kleines 2-Personen-Zelt aufzustellen und direkt neben der Straße wollen wir ungern wild zelten ... Um halb 7 finden wir dann doch noch überhalb eines verlassenen Hauses auf einem breiten Hangrücken ein schönes Plätzchen für die Nacht



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          • blauloke

            Lebt im Forum
            • 22.08.2008
            • 8317
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

            Interessant!
            Eine Wanderung in Italien mit Zelt. Es heißt doch allgemein, dass in Italien das zelten nicht gern gesehen wird.
            Bin gespannt ob ihr Probleme bekommen habt.
            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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            • Quecky
              Anfänger im Forum
              • 08.06.2011
              • 47
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

              Zitat von blauloke Beitrag anzeigen
              Interessant!
              Eine Wanderung in Italien mit Zelt. Es heißt doch allgemein, dass in Italien das zelten nicht gern gesehen wird.
              Bin gespannt ob ihr Probleme bekommen habt.
              Wir haben - Gott sei Dank - noch überhaupt keine schlechten Erfahrungen gemacht. Außerhalb von Ortschaften und nicht direkt auf dem Weg zu zelten ist glaube ich kein Problem. Auf der VML haben wir auch eine Gruppe Italiener*innen getroffen, die auch wild gezeltet haben - sie haben sich sogar getraut ein Lagerfeuer zu machen

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              • Quecky
                Anfänger im Forum
                • 08.06.2011
                • 47
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                3. Tag: kurz vor San Fedele - Piazza

                Am Morgen des 3. Tages werden wir von der Wärme der Sonne geweckt. Traumhaft





                Wir stehen früh auf, denn die Tatsache, dass wir am 3. Wandertag immer noch auf der 1. Etappe der VML unterwegs sind, nagt doch etwas an uns. Man muss allerdings dazu sagen, dass die Etappen auf dieser Tour allgemein ziemlich ambitioniert sind. Die erste Etappe wird von unserer Beschreibung mit 9h 30min ("für geübte Wanderer*innen") angegeben ...

                So wandern wir also von unserem Schlafplatz abseits des Weges zurück zur Route und stoßen sofort auf das uns inzwischen bekannte Markierungs-Problem: Weggabelung ohne Markierung. Das GPS hat leider immer noch den Dienst quittiert und unsere Wanderkarte hilft uns auch nicht weiter. Wir entscheiden uns also für den ausgetreteneren Weg hinein in einen wunderschönen Lärchenwald.





                Nach einiger Zeit während der wir keine Markierung mehr gesehen hatten, wird uns klar: wir sind wohl falsch abgebogen. Auf zurücklaufen hat aber niemand von uns Lust, also laufen wir weiter in der Hoffnung irgendwo wieder auf Markierungen Richtung San Fedele zu stoßen. Nach einer halben Stunde sind wir entmutigt: nichts. Wir entdecken dann Gott sei Dank ein paar Männer bei der Waldarbeit, die wir nach dem Weg nach San Fedele fragen und die uns freundlich weiterhelfen ... leider meinen sie, dass es noch fünf Kilometer bis dorthin sind. Über Almwiesen und zersiedeltes Gebiet steigen wir ab, erreichen eine kleine Ortschaft, in der wir uns weiter durchfragen, finden noch einen Supermarkt, bei dem wir uns mit Foccacia, Käse und Brot eindecken und erreichen dann ENDLICH San Fedele und damit das Ende der ersten Etappe der Via dei Monti Lariani!


                Das offizielle Ende der 1. Etappe - unser nächstes Ziel ist "Grandola ed Uniti" (9h)


                Für den Start der 2. Etappe läuft man gerade aus am roten Auto vorbei die Straße hoch ;)

                Am Friedhof von San Fedele füllen wir unsere Wasservorräte voll auf, da sich während der bisherigen Wanderung abgezeichnet hatte, dass wir Wasser wenn überhaupt nur in Ortschaften finden würden. Als wir über Belvedere den Ort verlassen, wird es erst einmal Zeit für eine wohlverdiente Mittagspause - die erste auf Etappe 2.

                Es geht hinauf durch Buchen- und Edelkastanienwald, bevor sich der Blick öffnet und wir einige phantastische Panoramen bei bestem Wetter genießen können.












                Der zweite Wegabschnitt ist deutlich besser und eindeutiger markiert als der erste!

                Inzwischen verdecken mehr und mehr Wolken die Sonne und wir fragen per SMS zu Hause nach, wie denn das Wetter werden soll. Die Antwort ist leider ernüchternd: es soll bereits am folgenden Tag anfangen zu regnen, danach sind weitere drei Tage mit heftigem Dauerregen vorhergesagt ...
                Wir entschließen uns also daher an diesem Tag noch möglichst weit zu kommen, um dann im Regen nicht mehr allzu weit zur nächsten Ortschaft wandern zu müssen. Kurz hinter einer Alm begehen wir allerdings wieder einen Fehler, bei dem wir es eigentlich besser hätten wissen müssen:


                Tolle Aussicht auf den Comer- und den Luganer-See ;)

                Wie auf dem Bild zu sehen führt eine Fahrstraße links zum Rifugio Buffalora und ein Forstweg führt mehr oder minder geradeaus hinein in den Wald. Wir ziehen unsere Wanderkarte zu Rate und auf ihr ist EINDEUTIG zu erkennen, dass der Forstweg auf direktem Weg zum Rifugio führt. Da wir keine große Lust haben, eine halbe Stunde auf einer Asphaltstraße zu wandern, entscheiden wir uns der Karte zu vertrauen. Der Weg führt uns hinein in den Wald, zieht dann aber mehr und mehr nach rechts und führt uns auf die rechte Seite eines Bergrückens. Da aber die Asphaltstraße eindeutig nach links abbog, gefällt uns diese Entwicklung überhaupt nicht. Der Gipfel ist erreicht, als der Forstweg auf einmal einfach endet und wir nur noch ein verwittertes Schild zu einer Alm entdecken, die überhaupt nicht in unserer eigentlichen Richtung liegt. Ich bekomme einen kurzen Wutanfall und würde am liebsten die Karte verbrennen. Spätestens hier hat sie sich den Preis der schlechtesten Karte, die ich jemals verwendet habe, erworben (Die Karte ist von "Global Map" - Lago die Como 1:35.000)
                Wir kehren also um und finden dann doch noch einen schönen kurzen Steig, der uns wieder zurück zur Straße führt.





                Am Rifugio Buffalora angekommen, stellt sich für uns wieder die Frage nach Wasser. Seit San Fedele haben wir keine natürliche Wasserquelle gesehen und nach dem Rifugio wird für einige weitere Wanderstunden auch kein Haus mehr kommen, an dem wir Wasser bekommen können. Also kaufen wir für 3,20€ 1,5L Wasser - kann man machen - und machen uns wieder auf den Weg.
                Der folgende Wegabschnitt führt am Hang einer Bergkette entlang und umrundet das Val Perlana. Der Weg ist alles in allem in einem schlechten Zustand. Der Hang ist steil und teilweise ist der Weg abgerutscht, es liegen Bäume und große Äste quer über dem Weg und der Weg liegt in großen Teilen unter einer 30cm dicken Laubschicht verborgen unter der wiederum lose Steine liegen - also bei Nässe definitiv nicht zu empfehlen. Wir schaffen es aber trotzdem zum ersten mal auf dieser Wanderung so richtig in einen Trott zu verfallen - was man auch jetzt daran sieht, dass ich keine Photos mehr von diesem Abschnitt habe. Wir kommen gut voran und erreichen gegen 18.00 Uhr die Siedlung Piazza. Sie besteht aus einigen alten Almhütten, die so aussehen als würden sie jetzt von Menschen als Ferien- oder Wochenendhäuschen genutzt werden. Niemand ist da, deshalb entschließen wir uns, auf einer topfebenen Stelle neben einem der Häuschen unser Zelt aufzuschlagen.
                Als wir gerade zu Abend essen, kommt auch eine Gruppe Italiener*innen dazu, die ebenfalls auf der VML mit Zelt unterwegs sind. Wir sitzen den Abend über am Lagerfeuer und quatschen ... sie hatten sich auch an der gleichen Stelle wie wir verlaufen ... wir nehmen es jetzt aber alle mit Humor ;)

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                • Quecky
                  Anfänger im Forum
                  • 08.06.2011
                  • 47
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                  4. Tag: Piazza - Lenno

                  Die Wettervorhersage, die wir tags zuvor eingeholt hatten, bewahrheitet sich leider schon in der Nacht. Immer wieder ziehen kleine, aber teils kräftige Schauer über uns hinweg. Wir wachen immer wieder von den Tropfen, die auf unser Zelt prasseln auf und schlafen dann wieder ein als wir uns vergewissert haben, dass alles gut verstaut und dicht ist. Gott sei Dank hört es auf zu regnen, bevor wir morgens aufstehen wollen. So können wir unsere Rucksäcke packen, ohne alles vorher im Zelt aufwändig verpacken zu müssen.



                  Wir verabschieden uns von der Gruppe von Italiener*innen, die neben uns gezeltet hatten und machen uns im Trockenen auf den Weg Richtung Menaggio. Die Wettervorhersage war so entmutigend, dass wir noch abends im Zelt beschlossen hatten, die Regenperiode nicht am Comer-See auszusitzen, sondern nach Süden Richtung Ligurien zu fahren, wo besseres Wetter vorhergesagt war. Wenn sich das Wetter bessern würde, wollen wir zurück kommen, um die letzten beiden Etappen des Weges auch noch zu machen.
                  Heute stehen uns allerdings noch ein paar Wanderstunden bevor. An einem kleinen Brunnen treffen wir jemanden, der sich sicherlich mehr über das regnerische Wetter freut als wir:



                  Wir folgen zunächst noch einem ausgetretenen Maultierpfad, bevor die VML diesen verlässt und wir von unserer Wegbeschreibung eine Warnung erhalten: "Diese Strecke ist oft etwas überwachsen"




                  "etwas" überwachsen?!

                  Wir quälen uns gefühlt eine Stunde lang durch Unterholz, über und unter umgestürzten Bäumen hinweg und werden von Brombeerästen und Rosenzweigen gefangen genommen ... immerhin markiert ist der Weg. Wir erreichen eine Lichtung mit verlassenen Gebäuden von wo aus eine Abstiegsmöglichkeit zum See besteht.



                  Wir beschließen den Abzweig zu nehmen, um noch vor dem späten Abend mit dem Schiff oder dem Bus über Como und Milano nach Ligurien zu kommen.

                  Vier Tage Ligurien







                  Das erhoffte Badewetter blieb leider auch in Ligurien aus. Allerdings war das Wetter deutlich besser als am Comer-See und wir verbrachten ausgefüllte Tage mit Pizza, Focaccia und Eis. Immer wieder zog es uns zur Bibliothek, in der man kostenlos an einigen Computern das Internet nutzen kann, um so die Wettervorhersage für den Comer See zu überwachen. Endlich, nach vier Tagen zeigte uns die Vorhersage des DAV das ersehnte Wetterfenster: 3 bis 4 gute, regenfreie Tage waren vorhergesagt. Große Freude! Es konnte also tatsächlich weiter gehen. Am Morgen des vierten Tages packten wir unsere Sachen auf dem Campingplatz zusammen und fuhren zurück zum Comer-See ... ein paar wundervolle Wandertage warteten auf uns ;)

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                  • SouthWest
                    Erfahren
                    • 28.03.2013
                    • 373
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                    Schön wenn man genug Zeit hat um so flexibel auf die Wetterbedingungen reagieren zu können!

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                    • Outdoor12
                      Neu im Forum
                      • 09.05.2017
                      • 1
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                      Sehr schöne Bilder. Da bekommt man richtig Lust auf Urlaub und Sonne

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                      • schoguen
                        Erfahren
                        • 25.02.2005
                        • 398
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                        Nach dem Kartendesaster frage ich mich, welche Karte für den Weg zu empfehlen ist?
                        Und welche habt ihr gehabt?

                        Ich will den Weg im Juli gehen und das einzige was noch fehlt ist eine Karte.
                        Am Kreuzweg fragte er die Sphinx:
                        Geh ich nach rechts, geh ich nach links?
                        Sie lächelte: ...
                        <Mascha Kaléko>

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                        • Quecky
                          Anfänger im Forum
                          • 08.06.2011
                          • 47
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                          Zitat von schoguen Beitrag anzeigen
                          Nach dem Kartendesaster frage ich mich, welche Karte für den Weg zu empfehlen ist?
                          Und welche habt ihr gehabt?

                          Ich will den Weg im Juli gehen und das einzige was noch fehlt ist eine Karte.
                          Wir hatten folgende Karte dabei: "Global Map" - Lago di Como 1:35.000; ISBN: 978 8879143950
                          Sie ist uneingeschränkt NICHT empfehlenswert ;) Welche Karte besser ist, weiß ich leider auch nicht, wäre super, wenn du das nach deiner Tour hier posten könntest. Viel Spaß!

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                          • Quecky
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                            • 08.06.2011
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                            #14
                            AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                            Tag 4b: Anreise von Ligurien & Grandola ed Uniti - Barna

                            Das Wetter hat endlich ein Einsehen mit uns. Nach vier verregneten Tagen kommen wir bei strahlendem Sonnenschein am Comer See an. Aufgrund der besseren Zugverbindung sind wir an der Ostseite des Sees in Varenna gelandet. Von dort aus fährt eine Autofähre nach Menaggio.




                            Das schlechte Wetter hatte auch sein Gutes: Schnee ab 1500m macht die Landschaft noch spektakulärer

                            Dort angekommen stellt sich für uns einmal mehr das italienische Bus-Rätsel: Wo fährt wann welcher Bus wohin? Nach einigem Hin und Her und nachdem ein richtiger Bus hupend an der Haltestelle und damit auch an uns vorbei gerauscht ist, steigen wir endlich in den ersehnten Bus nach Grandola ed Uniti. Hier beginnt quasi das 2. Level des Rätsels. Es gibt weder eine Anzeige für die Haltestellen, noch werden sie durchgesagt. Meine Freundin versucht also dem Busfahrer auf italienisch begreiflich zu machen, an welcher Haltestelle er uns rauslassen soll. Trotz ihrer sehr guten Sprachkenntnisse sind wir uns aber während der ganzen Fahrt nicht so sicher, ob der gute Mann wirklich verstanden hat, was wir wollen. Schließlich sind alle Sorgen unbegründet und wir erreichen den äußerst spektakulären Startpunkt der 3. Etappe der VML:



                            Bis zu unserem nächsten Etappenziel Garzeno sind erneut 9 Stunden angegeben. Ganz so weit werden wir es an diesem Tag nicht mehr schaffen - es ist bereits halb 5. Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg und steigen über Cardano und Codogna zunächst auf, bevor wir die Zivilisation hinter uns lassen und zu einem Bergbach absteigen. Von dort aus steigen wir durch einen lichtdurchfluteten Buchenwald an einem kleinen Bachlauf mit kristallklarem Wasser entlang Richtung Barna auf.



                            Kurz vor dem Ort finden wir etwas links des Weges eine weitläufige, gemähte und ebene (!) Wiese an deren Rand wir gegen 18.00 Uhr unser Zelt aufschlagen.




                            Wenn die Sonne weg war, wurde es gerade abends empfindlich kalt

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                            • lina
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                              • 12.07.2008
                              • 42862
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                              #15
                              AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                              Zitat von schoguen Beitrag anzeigen
                              Nach dem Kartendesaster frage ich mich, welche Karte für den Weg zu empfehlen ist?
                              Und welche habt ihr gehabt?

                              Ich will den Weg im Juli gehen und das einzige was noch fehlt ist eine Karte.
                              Zitat von Quecky Beitrag anzeigen
                              Wir hatten folgende Karte dabei: "Global Map" - Lago di Como 1:35.000; ISBN: 978 8879143950
                              Sie ist uneingeschränkt NICHT empfehlenswert ;) Welche Karte besser ist, weiß ich leider auch nicht, wäre super, wenn du das nach deiner Tour hier posten könntest. Viel Spaß!
                              Hier gibt es noch Infos, und, wenn ich mich richtig erinnere, habe ich hier mal eine bestellt. Sobald ich sie wiederfinde, kann ich mehr dazu sagen (ich habe zwei unterschiedlich brauchbare).

                              Der gesuchte Bereich könnte auch noch in der TransAlpin-Karte von Garmin enthalten sein.



                              Und ich freue mich auch schon sehr auf die Fortsetzung
                              Zuletzt geändert von lina; 09.05.2017, 21:12.

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                              • Quecky
                                Anfänger im Forum
                                • 08.06.2011
                                • 47
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                                Zitat von lina Beitrag anzeigen


                                Hier gibt es noch Infos, und, wenn ich mich richtig erinnere, habe ich hier mal eine bestellt. Sobald ich sie wiederfinde, kann ich mehr dazu sagen (ich habe zwei unterschiedlich brauchbare).

                                Der gesuchte Bereich könnte auch noch in der TransAlpin-Karte von Garmin enthalten sein.


                                Und ich freue mich auch schon sehr auf die Fortsetzung
                                Danke für die Links! Da werde ich mal für den nächsten Italien-Urlaub stöbern ;)

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                                • Quecky
                                  Anfänger im Forum
                                  • 08.06.2011
                                  • 47
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                                  5. Tag: Barna - Alpe Nencin

                                  Nach einer traumhaft ruhigen Nacht werden wir am Morgen durch das Glockengeläut der Ortschaft Barna, die kurz oberhalb unseres Zeltplatzes beginnt, geweckt. Es war eine kühle Nacht (5° im Zelt) und keiner von uns hat so richtig Lust aufzustehen. Wir haben allerdings an diesem Tag einiges vor, schließlich saßen wir vier Tage tatenlos in Ligurien herum ... jetzt soll es endlich mit dem Wandern weitergehen. Wir packen also rasch zusammen und verzichten aufgrund der Kälte - und weil unser Zeltplatz im Schatten liegt - erst einmal auf ein Frühstück.


                                  Das hübsche Bergdorf Barna


                                  Auf manchen Wegabschnitten wird an Markierungen nun wirklich nicht gespart - häufig jedoch genau dort schon, wo man sie wirklich bräuchte

                                  Wir erreichen kurz hinter Barna eine gefasste Quelle, die aus drei großen Steinbögen besteht, frühstücken dort, putzen Zähne, Waschen Kleidung und füllen unsere Wasservorräte wieder auf. Von dort aus wandern wir bei bestem Wetter nach Breglia. Dort beginnt für uns der schönste Abschnitt der VML - die Aussicht ist aus dem folgenden Wegabschnitt stets spektakulär:




                                  Die ersten Häuser von Breglia



                                  In Breglia finden wir erneut einen Brunnen, trinken uns satt und irren dann ein Weilchen durch den schönen Ort. Wir sind es inzwischen gewöhnt, aber auf der VML sind Ortschaften der beste Ort, um den Weg zu verlieren. Man kann seine Hand dafür ins Feuer legen, dass auf dem Weg ZU einem Ort alle paar Meter eine Markierung zu finden ist, ist man aber erst einmal IM Ort angekommen, verschwinden diese auf magische Weise und man ist entweder auf sich allein gestellt, oder auf eine Beschreibung, freundliche Anwohner*innen oder ein GPS-Gerät angewiesen. Kurz hinter Breglia hat sich durch den Ausbau einer Verbindungsstraße außerdem der Wegverlauf leicht geändert ... also aufpassen ;)


                                  Der Weg führt zu großen Teilen auf Pfaden durch lichte Wälder und über Almwiesen



                                  Wir erreichen die schönen Bergdörfer Carcente, Monti di Gallio, Monti di Bracco und die wunderschön gelegene Kapelle von Santa Domenico (dort kann man Zelten).







                                  Kurz danach warnt unsere Beschreibung vor einer "etwas schwierigen Wegstrecke". Nachdem wir einige Tage zuvor schon Bekanntschaft mit dem "etwas überwachsenen" Wegstück gemacht hatten, sind wir etwas nervös, als wir nach Naro laufen - zumal der Weg nordseitig verläuft und hier bis auf 1000m einiges an Schnee aus der Schlechtwetterperiode liegen geblieben ist.
                                  Letzten Endes entpuppte sich die Stelle jedoch als eine etwas steilere, felsige Stufe, die man im Abstieg überwinden muss, und die auf einem Höhenweg in den Alpen nicht der Rede wert gewesen wäre ...


                                  Rechts im Hintergrund sieht man die seilversicherte Stelle

                                  Wir durchqueren einen duftenden Nadelwald und erreichen schließlich das mehr oder minder verlassene Dörfchen Naro (1200m). Inzwischen ist es Abend geworden und wir fragen uns, wo wir unser Zelt wohl aufstellen können. Kurz hinter Naro bietet sich die erste Gelegenheit - allerdings noch in Sichtweite der Häuser. Wir entscheiden uns dagegen, da wir irgendwie noch nicht so richtig mit dem Wandern aufhören wollen und werden belohnt. Kurz darauf erreichen wir die ebenfalls verlassene Alpe Nencin. Direkt vor der Hütte wurde der Hang terrassiert, sodass wir einen wunderbar ebenen Zeltplatz mit Windschatten durch die Hütte finden. Das beste ist jedoch die Aussicht auf den See und die Alpen, die wir den ganzen Abend hindurch staunend betrachten ...







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                                  • Galadriel
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                                    • 03.03.2015
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                                    #18
                                    AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                                    ... vielen Dank für den schönen Bericht und die schönen Bilder...
                                    Wandern & Flanieren
                                    Neues entdecken durch Langsamkeit

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                                    • Quecky
                                      Anfänger im Forum
                                      • 08.06.2011
                                      • 47
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                                      6. Tag: Alpe Nencin - kurz hinter Boeina

                                      Die Schneereste, die rund um unser Zelt noch herum lagen, hatten es uns schon ahnen lassen: die Nacht an der Alpe Nencin auf 1200m war richtig kalt - wenigstens für unsere Verhältnisse. Morgens zeigte das Thermometer im Zelt 0° an. In der Nacht war es meiner Freundin trotz warmem Daunenschlafsack so kalt, dass ich in der Apside Wasser für eine Wärmflasche gekocht habe. Als dann die Sonne endlich unser Zelt streift, stehe ich auf, um die Morgenstimmung zu genießen. Bei dieser Aussicht wahrlich ein Genuss:











                                      Dank der Sonne wird es auch rasch wärmer und da die Alpe über einen sprudelnden Brunnen verfügt, nutzen wir die Gelegenheit uns mit dem eiskalten Quellwasser in Ruhe zu waschen ... danach sind wir herrlich erfrischt, frühstücken unseren Frühstücksbrei, packen alles zusammen und brechen auf! Die Alpe Nencin war definitiv einer der schönsten Zeltplätze, an denen ich bisher übernachtet habe!
                                      Nach einem kurzen Stück, das noch leicht bergauf führt, erreichen wir den höchsten Punkt des Weges - wo dieser allerdings genau liegt, wissen wir auch nicht, es geht immer wieder kurz bergauf, bergab, bergauf, bergab ... jedenfalls geben wir uns ein High-Five ... ab jetzt geht es nur noch bergab Und das - Wettersturz sei dank, über schmierigen Schnee.


                                      Der Schnee macht die Wegfindung nicht gerade leichter ;)

                                      Wir kommen wieder einmal an einigen Weggabelungen vorbei, die nicht markiert sind, inzwischen hat sich Gott sei Dank unser GPS-Gerät aus dem Streik zurück gemeldet und wir können neben der Taktik uns aufzuteilen und jeweils einen Weg bis zur ersten Markierung abzusuchen jetzt auch auf technische Hilfsmittel zurück greifen, was uns ein gutes Gefühl gibt. Nach einem gemütlichen Aufstieg vorbei an der Ortschaft Labbio erreichen wir die Kapelle von San Bernardo, die auf dem gleichnamigen Bergsattel steht. Hier gönnen wir uns erst einmal eine kurze Rast mit toller Aussicht auf den Lago di Como und nach Nordwesten auf die italienischen und schweizer Alpen. Der Himmel macht leider einen nicht ganz so berauschenden Eindruck. Im Laufe der letzten Stunde hat er sich mehr und mehr zugezogen und die Wolken werden auch zusehends dunkler. Wir erfragen ein weiteres Mal per SMS die DAV-Wettervorhersage und ein weiteres Mal sieht es nicht gut aus: es soll bereits morgen wieder kräftig anfangen zu regnen ... Wir sind von dieser Nachricht getroffen, hatten wir doch gehofft, dass wir - nachdem wir umständlich die letzte Schlechtwetterphase ausgesessen hatten - wenigstens jetzt bei passablem (und trockenem) Wetter die Wanderung zu Ende bringen können. Nach kurzem Hin und Her beschließen wir, uns nicht von der Vorhersage einbremsen zu lassen und heute noch möglichst weit zu wandern. Unser Plan ist, möglichst rasch nach Garzeno (dem Endpunkt der 3. Etappe) abzusteigen und dann heute noch möglichst viel Strecke auf der 4. Etappe nach Peglio zu machen, um dann morgen im Regen nicht mehr ganz so weit gehen zu müssen. Den letzten Abschnitt müssen wir leider auslassen. Einerseits sind unsere Urlaubstage so oder so zu Ende und andererseits warnt unsere Wegbeschreibung vor einigen Passagen, die nach ausgiebigen Regenfällen angeblich nicht oder nur schwer passierbar wären ...




                                      Das obere Dorf im Hintergrund ist Garzeno

                                      Wir steigen zunächst also ab nach Piazze (der Name scheint in dieser Gegend inflationär gebraucht zu werden) und schließen uns dort dem "Weitwanderer" hier aus dem Forum an: denn dort angekommen verlieren wir genauso wie er KOMPLETT den Weg. Weder die Beschreibung, noch das GPS - die Karte ja sowieso nicht - können uns hier weiterhelfen. Wir verfluchen uns und unsere bescheuerte Idee mal wieder auf einem italienischen Wanderweg zu gehen, der schon für seine mangelhafte Markierung bekannt ist, reißen uns aber dann doch wieder zusammen und erreichen Garzeno auf der Fahrstraße - ohne die VML wiedergefunden zu haben. Dort irren wir ein Weilchen durch den Ort, finden aber dann doch die Markierung wieder, nicht ohne vorher noch von einem kleinen Jungen zum Fußballspielen eingeladen worden zu sein

                                      Also auf zur vierten Etappe!



                                      Nach kurzem Aufstieg erreichen wir das "bezaubernde und intakte Bauerndorf" Avolo - sagt zumindest unsere Wegbeschreibung


                                      äh ... ja ...

                                      Wir steigen weiter auf zur Kapelle von S. Anna. Dort angekommen stehen wir plötzlich in einem von pubertierenden Jugendlichen bevölkerten Hochseilgarten und ... verlieren erneut die Markierung. Der Hochseilgarten scheint neuer zu sein als der Wanderweg und irgendwie haben sie sich vielleicht beim Bau gedacht "huch, da sind ja Schilder an den Bäumen ... weg damit". Uns hilft Gott sei Dank ein freundlicher alter Mann weiter, der mit einem Lachen auf uns zugelaufen kommt und uns ungefragt den Weg erläutert, wir sind ihm sehr dankbar und lassen diese absurde Episode hinter uns. Wir erreichen einen Bergsattel und machen uns dann auf, das langezogene Tal des Liro auszulaufen. Der Weg wendet sich also ab vom Comer See Richtung Westen und wir laufen mehr oder weniger eben vorbei ein einigen tatsächlich "bezaubernden und intakten" Weilern.
                                      Wir haben endlich das Gefühl richtig trainiert und eingelaufen zu sein, der sicherlich immer noch um die 15kg schwere Rucksack macht uns überhaupt nichts mehr aus, wir nehmen ihn eigentlich beim wandern kaum noch wahr, der Weg ist technisch ohne Anspruch und wir laufen uns richtig in einen "Flow" ... wir sprechen kaum noch, jede*r genießt die Ausblicke, wenn wir aus dem lichten Kastanienwald hinaus auf eine Wiese treten. Schließlich erreichen wir am späten Nachmittag das Ende des Tals. Dort führt uns eine Brücke auf die andere Seite wo wir wieder zurück Richtung Comer See laufen.



                                      Es wird Zeit einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Wir kommen an einigen Weilern vorbei, die aber z.T. noch bewohnt sind oder bei denen es keine ebene, nicht umzäunte Fläche gibt. Kurz hinter Boeina finden wir dann doch noch einen ebenen Platz in einer Häuseransammlung.


                                      Unser Zeltplatz am nächsten Morgen

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                                      • eames68
                                        Erfahren
                                        • 15.05.2017
                                        • 176
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [IT] Via dei Monti Lariani - Frühjahrswanderung mit Zelt

                                        Zitat von schoguen Beitrag anzeigen
                                        Nach dem Kartendesaster frage ich mich, welche Karte für den Weg zu empfehlen ist?
                                        Und welche habt ihr gehabt?

                                        Ich will den Weg im Juli gehen und das einzige was noch fehlt ist eine Karte.
                                        Unten stehender Link führt zu recht hoch auflösenden topograf. Karten im pdf-Format des Projekts Charta Itinerum für die Provinzen Varese, Sondrio und Como, die VdML ist dort eingezeichnet und zwar mMn etwas zuverlässiger als auf der berüchtigten "Global Map" Karte. Ist aber schon eine Weile her (wir sind das in 2009 gelaufen), vielleicht trügt die Erinnerung.

                                        Wer technisch begabt ist, kann sich die CI-Karte sicherlich irgendwie am PC "georeferenzieren" oder wie das auf Fachchinesisch heißt und dann aufs Smartphone zaubern, UTM-Koordinaten sind in der Karte vorhanden.

                                        Ich hab die CI-Karten damals zur Planung konsultiert, gelaufen sind wir IIRC mit der berüchtigten Global Map Karte und (!) einem vorhandenen GPS-Track und hatten wenig Probleme. Markierungen sind wie überall in Italien abseits von Südtirol mit großer Vorsicht zu genießen. Die aktuelle "openmtbmap Italy" hat den VdML auch eingezeichnet, sodass es heuer eigentlich einigermaßen gehen sollte mit der Orientierung unterwegs.

                                        http://www.gpsvarese.it/charta_itine...e/como.asp.htm

                                        Bis ca Dongo kann man auch mal in die Swiss Topo (online) schauen, hochpräzise Geländeinformation, aber keine Wege.

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