Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellungen?

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • the EL
    Anfänger im Forum
    • 27.09.2007
    • 48

    • Meine Reisen

    Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellungen?

    Hallo allerseits

    Ich lebe nahe der Schweizer Alpen und bin seit 15 Jahren regelmässig in den Bergen unterwegs, gerne auch mehrtägig.
    Manchmal ist der Abstieg von einem Gipfel unangenehm steil. Da bin ich schon ein bisschen neidisch, wenn ich die Gleitschirmflieger vorbeisegeln sehe.
    Ausserdem habe ich die (möglicherweise unrealistische) Vorstellung, dass ich mit einem (besonders leichten) Gleitschirm mehrtägig wandern und fliegen könnte; ich laufe auf einen Berg, schaue rum und fliege dorthin, wo ich grade Lust habe. Vielleicht lande ich bei einem See und übernachte dort. Am nächsten Tag, wenn ich zu faul zum Laufen bin, fliege ich ein paar Kilometer, etc. Also ein Abwechseln von Fliegen und Laufen, wobei selbstverständlich alle unangenehmen Abstiege wegfallen.

    Ich weiss in etwa, was mich eine Gleitschirmausbildung an Zeit und Geld kosten würde. Ich habe dazu verschiedene Möglichkeiten, das ist also nicht die Frage.
    Ich habe allerdings wenig Informationen dazu gefunden, wie praktikabel meine Fantasie wirklich ist. Dazu habe ich eine Reihe von Fragen und würde mich freuen, wenn jemand etwas dazu bemerken könnte. Ich danke euch im Voraus dafür!

    Meine Fragen bauen auf dem verlinkten Set (Leicht-Set: Eazy Superlight) auf. Ich habe es aufs Gratewohl gegoogelt, andere Sets werden vermutlich ähnlich sein.
    http://www.gleitschirm-direkt.de/Kom...uperlight.html

    1. Das verlinkte Set wiegt weniger als 8kg. Meine Ausrüstung für mehrtägige Wanderungen wiegt etwa gleichviel. Total wären das also 16kg. Das ginge gerade so, ausserdem könnte ich vielleicht noch 1-2kg beim Wandergepäck optimieren. Mir ist aber nicht klar, ob der Gleitschirmrucksack dafür ausgelegt ist, neben dem Schirm das zusätzliche Gewicht und Volumen der Wanderausrüstung aufzunehmen.

    2. Ist es technisch überhaupt möglich, mit einer Wanderausrüstung zu fliegen? Oder muss man bspw. aus irgendwelchen Gründen einen freien Rücken haben o.ä.?

    3. Die leichten Gleitschirme sind ja, soweit ich das verstanden habe, oft eher Abstiegsgleitschirme. Sie haben eine tiefe Gleitzahl, man kann also nicht gut aufsteigen damit. Bedeutet das, dass ich von vielen Gipfeln nicht losfliegen kann, einfach weil der Hang darunter zu wenig steil ist?

    4. Man stelle sich vor, auf einer mehrtägigen Wanderung mit Gleitschirm zu sein. Wenn ich bspw. am dritten Tag fliegen will; wie gut kann ich Wetter& Wind mit smartphone überprüfen um mich seriös vorzubereiten? Sind Flüge mit Abstiegsgleitschirmen etwas, das man spontan mal machen kann? Oder ist es eher so, dass man das nicht mehrere Tage im Voraus planen kann, weil die Wind& Wetterverhältnisse zu dynamisch sind?

    5. Ich höre oft, dass auch nach erhaltenem Flugschein Übung sehr wichtig ist. D.h. man sollte pro Jahr mehrmals fliegen gehen, um die Sicherheit nicht zu verlieren. Es heisst gerne auch "so oft wie möglich". Genau hier liegt für mich ein Knackpunkt; die Schönwetter-Wochenenden sind schon jetzt arg ausgebuchte Zeitfenster, die ich mit meinen Outdoorhobbies vollstopfe. Ich befürchte, dass mir die Entscheidung durchs Fliegen noch schwerer fallen könnte. Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau. Aber ich will nicht um SFr. 5000.- für Ausbildung und Schirm ausgeben, dann kaum zum Fliegen kommen und in der Folge meinen Flugschein verfallen lassen. Gibt es also diesbezüglich Erfahrungen? Reicht es auch, vielleicht nur 3-4*/Jahr zu fliegen?

    Ich danke euch für euer Feedback.
    the EL
    Zuletzt geändert von the EL; 25.04.2017, 16:46. Grund: Tippfehler/ Kürzung des Textes

  • Werner Hohn
    Freak
    Liebt das Forum
    • 05.08.2005
    • 10870
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

    Zitat von the EL Beitrag anzeigen
    1. Das verlinkte Set wiegt weniger als 8kg. Meine Ausrüstung für mehrtägige Wanderungen wiegt etwa gleichviel. Total wären das also 16kg. Das ginge gerade so, ausserdem könnte ich vielleicht noch 1-2kg beim Wandergepäck optimieren. Mir ist aber nicht klar, ob der Gleitschirmrucksack dafür ausgelegt ist, neben dem Schirm das zusätzliche Gewicht und Volumen der Wanderausrüstung aufzunehmen.
    Das ist ein Thema, von dem ich überhaupt keine Ahnung habe, geschweige über Erfahrung und Wissen verfüge. Doch ich wohne in der Nähe eines beliebten Startgeländes. Wenn ich da zu Fuß unterwegs bin, kommen mir an schönen Wochenendtagen häufig Leute mit riesigen Rucksäcken entgegen. Und bei den Rucksäcken liegt dein Problem, nicht das Gewicht, sondern das Volumen ist zu viel. Geschätzt sind diese "Rucksäcke", eigentlich sind das einfache Tragesäcke mit Schultergurten, 80 bis 100 Liter groß. Da willst du nicht noch etwas dazu packen.

    Nach dem äußeren Augenschein sind die Säcke auch ziemlich labberig, also null Tragekomfort. Den müssen sie auch nicht bieten, denn die Strecken sind kurz und die Schirme wiegen nichts. Wenn ich mich nicht täusche, werden die Säcke beim Start zusammengerollt und gehen mit auf den Flug. Nach der Landung werden sie schließlich wieder benötigt.

    Wie ich das Forum kenne, werden sich jedoch einige mit Praxiserfahrung melden. Meine Meinung: Also wenn es um das Fliegen geht, dann nur das; und wenn es dir ums Wandern geht, ...
    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 25.04.2017, 17:36.
    .

    Kommentar


    • Flachlandtiroler
      Freak
      Moderator
      Liebt das Forum
      • 14.03.2003
      • 28955
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

      Mit ant hatten wir lange Jahre hier ein Forumsmitglied, was alpin Gleitschirm geflogen ist und auch an solchen Alpen-Überquerungen teilgenommen hat. Müßte man schauen, ob der sich in Übersee noch lokalisieren läßt (Becks?).

      Mehr als 10-12kg wurden jedenfalls auch schon damals nicht mitgeschleppt für den Schirm. Für Durchquerungen ist allerdings schon einiges an Planung und auch an Wetterkunde erforderlich. Einfach mal nach Sicht irgendwo hin fliegen erfordert bestimmt sehr viel Erfahrung.
      Meine Reisen (Karte)

      Kommentar


      • Benzodiazepin
        Fuchs
        • 12.03.2012
        • 1322
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

        ich hab vor kurzem nen hike and fly tandemflug gemacht. zudem kenne ich einige, die fliegen.

        es gibt mittlerweile sehr leichte ausrüstung, die sich auch ziemlich klein zusammenpacken lässt. ein kollege hat etwas in der art als gurtzeug, damit kannst du einen normalen rucksack statt eines wendegurtzeugs mitnehmen. das erleichtert das tragen von übernachtungsmaterial. allerdings solltest du dann schon minimalistisch unterwegs sein.

        das wetter muss man nicht tage im voraus wissen. wind kann lokal sehr unterschiedlich sein, das lässt sich nicht weit voraussagen. es gehört also auch glück dazu, ob man bei einem hike and fly den zweiten teil wirklich machen kann. wer seine flugausrüstung hochträgt, muss immer auch damit rechnen, sie wieder runter zu tragen.

        ein paar wenige male fliegen pro jahr ist wohl keine gute idee.
        experience is simply the name we give to our mistakes

        meine reiseberichte

        Kommentar


        • Bielefelderin
          Erfahren
          • 15.04.2015
          • 108
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

          Ich bin grad dabei, das Fliegenlernen anzufangen - meine erste Stolperei am Übungshang endete mit einem umgeknickten Knöchel. Was ich bis jetzt gelernt habe: Gleitschirmfliegen ist sanft und sicher, wenn man es kann. Bis dahin ist es ein schwieriger Weg. Sicher gibt es Leute, die das in wenigen Wochen Intensiv-Kurs drauf haben, aber für Normalsterbliche rechnet man 1 bis 2 Jahre bis zum A-Schein, der das eigenständige Fliegen und Landen auf dem zum Startplatz gehörigen Landeplatz erlaubt. Für freies Streckenfliegen braucht man eine zusätzliche Ausbildung und Berechtigung.

          Hike & Fly ist eine von vielen Möglichkeiten, die man hat, wenn man dann eines Tages fliegen kann. Wenn es nur darum geht, Bergablaufen zu vermeiden, ist vielleicht eine Seilbahn die unkompliziertere Idee.
          Liebe Grüße
          von der Bielefelderin

          _______________________________________________________________________
          Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

          Kommentar


          • Bergbursche
            formely know as "Schallbruch"
            Erfahren
            • 18.08.2013
            • 143
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

            Hallo EL
            Hallo Forum

            ich wohne in CH in der Linthebene nahe dem Mürtschenstock und fliege seit 2014 mit der "Papiertüte" durch die Luft. Meine ganze Passion gilt Walk, Hike, Climb & Fly.

            Es gibt also hier auch leidenschaftliche Gleitschirmflieger unter den ODS^lern.

            Ich fliege einen Kompromiss aus Gewicht und Komfort und habe meine Ausrüstung nicht komplett auf Bergsteigen-Fliegen optimiert. So gesehen habe ich da auch noch Luft nach "unten", aber für Piz Palü, Ortler und die meisten Touren im Bereich T1 - T5 (SAC Skala) sowie Hochtouren bis WS+/ZS- funktioniert meine Ausrüstung. Und über nen Klettersteig hab ich die auch schon geschleppt.
            Kurz: Ich fliege aktuell einen uturn annapurna mit einem WoodyValley Wani light Wendegurtzeug. Vorher hatte ich einen ozone geo 4 mit einem Skywalk Flex. Und für etwas mehr Komfort bei kurzen Touren nehme ich ein Gin Verso 2 Gurtzeug mit.

            Gerne gehe ich ein wenig auf Deine Punkte und Fragen ein. Hier steckt dann aber auch ein grossteil meiner eigenen Meinung drin und nicht die absolute Wahrheit, Weisheit oder sonstwas.

            Gearhead extreme Ausrüstung
            Schirm: Ganz klar ein so genannter Single Skin (kein Untersegel), z.B. ein Niviuk Skin 2P (ab 1,9kg). Geht aber noch leichter.
            Gurtzeug: Ohne Protektor/Luftsack und Komfort, z.b. von Advance das Strapless oder ozone F*Lite (extremer geht es derzeit nicht, 100Gramm)
            Wenn Du es wirklich drauf anlegst, dann bist Du mit 2 - 2,5kg Gleitschirmgear am Berg (keine Sicherheitsreserven, nur das nötigste)
            Bedingt entsprechende Ausbildung und fliegerisches Niveau.

            Kommen wir in den gemässigten Bereich, den man sogar als Flugschüler fliegen kann inkl. anfängergeeigneter, zertifizierter Ausrüstung (A Schirm oder low B)
            Hier hast Du keinen Single Skin mehr, sondern einen normalen Schirm mit leichtem Tuch und gewichtsreduzierten Tragurten. Dazu ein leichtes Wendegurtzeug mit einem Airbag integriert. Da wird die Auswahl auf einmal grösser. Beliebte Schirme wären der Skywalk Masala oder ein uturn Annapurna usw. und bei den Gurtzeugen greift man in eine riesige Auswahl zwischen 1,8 - 3,5kg (Je schwerer, desto mehr Komfort, z.b. durch Sitzbrett etc. Vertreter hier sind z.b. Skywalk Flex, Advance Easiness, WoodyValley Wani light, Gin Verso 2 (aufsteigend nach gewicht))
            Gute, gemässigte Hike & Fly Ausrüstung wiegt ca. 5 - 7 kg in Summe inkl. allem Benötigten.

            Frage 1
            Da Du auf jeden Fall mindestens ein Wendegurtzeug nehmen wirst (oder nur ein reduziertes Gurtzeug wie oben genannt, jedoch ist das für Fluganfänger untauglich und auch sehr unangenehm das sehr luftig) musst du mit dem vorhandenen Platz des Rucksacks sehr haushalten. Wendegurtzuge haben in der Regel zwischen 40 - 60 Liter, allerdings ist da auch der (komprimierte, z.b. mittels speziellen Comp-Bag) Schirm drin, der Retter (wenn du einen Notschirm mitnimmst), der Helm (hier geht super ein leichter Bergsteigerhelm z.b. der faltbare von Ederid Madillo...achtung, die wärmen die Ohren nicht mehr, aber dafür gibt es ja Sturmhauben) und weiteres Kram (z.B. Vario).
            Der Platz reduziert sich also schon mal für das übrige Gear. Aber man kann gut aussen noch dranbauen.
            Manche Gurtzeuge sind besser strukturiert als andere im Innenleben. Wani light ist ein Beispiel für eher schlecht zu packen.

            Frage 2
            Ja, das ist möglich. Ich fliege auch mit Hochtourenausrüstung (z.B. Pickel, Steigeisen, Seil etc.). Aber alles was hoch geht muss wieder mit runter (ausser Du lässt es oben weil zu viel Geld oder so). Daher musst Du es in den Rucksack packen können. Hier ganz klar Pluspunkt Wendegurtzeug...das ist umgedreht (Also Sitz draussen) auch ein Rucksack. Meist dient der Rucksack zudem als Airbag = Protektor, falls Du, insbesondere bei Start oder Landung, stürzt. Hier kann je nach Beladung keine Airbag-Wirkung mehr vorhanden sein bzw. liegt der Pickel blöd....ist blöd. Ziel ist aber ja auch: nicht stürzen.
            Wichtig ist: Alles was aussen dran ist, kann beim Flug auch runterfallen. Alles was drin ist...wahrscheinlich nicht, ausser Du stürzt oder hast den Reissverschluss offen gelassen.

            Frage 3
            Ganz so einfach ist es nicht. Tiefe Gleitzahl ist ja erst einmal nicht schlimmes, schon gar nicht bei den heutigen Gleitzahlen von im Schnitt 8 - 10 (Bedeutet: pro 1 Meter Höhenverlust 8- 10 Meter vorwärts geflogen zu sein) unter genormten Bedingungen (ist so wie der EU Zyklus beim Abgas). Und die Gleitzahl haust Du dir eher mit Flugmanöver etc. runter, als durch die falsche Schirmwahl. Selbst absolute Profigeräte der Kategorie D oder ohne Klassifizierung haben nicht mehr als Gleitzahlen um 11. Heisst: Bis ein Schirm heute so schlechte Gleitzahlen hat, dass er wie einer aus den 80er Jahren ist (GZ 3-4) braucht es viel. Klar, die Bergsteigerschirme erreichen niedrigere Gleitzahlen als ein Vollschirm...aber gemessen an Deinen übrigen Fragen kommt so ein Schirm auch nicht in Betracht. Bei einem anfängertauglichen Leichtschirm...mach Dir mal keine Sorgen um die potentielle Gleitzahl, sondern eher um das wie Du fliegst.

            Generell gilt: Auch mit einem Hike & Fly Schirm kann man Thermik fliegen und steigen (Eher die Frage: Kannst Du Thermik fliegen und dich gut an den Bärten festbeissen etc.). Sofern es kein reiner Abstiegsschirm ist (wie z.b. die ultraleichten Bergsteigerschirme um 1,7kg) aber selbst die steigen in entsprechender Thermik, sie muss nur stark genug sein. Entscheidender Faktoren ist die Fläche, die der Schirm bietet in qm (Fläche). Das gepaart mit Deinem Gewicht. Natürlich kommen weitere Faktoren hinzu, aber machen wir es nicht zu kompliziert.
            Starten kannst Du auch an "flachen" Hängen und bei den meisten Gipfelzielen für Hike & Fly (Alleine in der Schweiz sind das hunderte dokumentierte und endlose nicht dokumentierte) ist es kein Problem. Mach Dir lieber Gedanken um die Startbedingungen wie Windrichtung, Geschwindigkeit etc. als um die Startplatzneigung. Das liefert die Tourenvorbereitung an Info. Aber ja, Du kannst natürlich nicht an beliebig flachen Hängen starten, ganz klar.

            Frage 4
            Bestenfalls hast Du eine geeichte Kristallkugel dabei, dann gelingt jeder Flug. Nein, im Ernst. Unterwegs kannst Du in CH dank Meteo-Schweiz und ein paar weiteren einschlägigen Seiten die Wetter- und Windlage perfekt abrufen. Du musst halt Datenempfang haben. In den Bergen können Wind und Wetter sehr schnell wechseln, daher gibt es selbst teils am gleichen Tag keine Garantie auf einen Flug. Aber hier kann vieles geplant werden und auch gut eingeschätzt werden. Dennoch brauchst Du auch ein Gespür für die alpinen Wetter- und Windsysteme, damit du verstehst, was abgeht und passieren kann. Es kann gut sein, Du startest oben am Berg bei bestem Aufwind ideal weg, kommst dann in tiefere Lagen ins Tal...hast dich nicht informiert über die lokalen Bedingungen...und es bläst dich einfach aus dem Himmel...weil dummerweise dank alpinem Pumpen und Venturi Effekt der Wind ab 13 Uhr lokal so stark wird, das du rückwärts fliegst (geht problemlos). Daher gilt: Kenne Dein Fluggebiet, informiere Dich.
            Auch wichtig: Kenne die Segelflugkarte und die lokalen Luftraumbestimmungen. Wo darfst Du fliegen, wo nicht und wann nicht.

            Zu Frage bei welchem Wetter Du fliegen kannst. Du kannst prinzipiell auch bei Regen, Gewitter oder Schnee fliegen. Wenn Du fliegen kannst und Dir alles egal ist (Nein, wie fliegen nicht bei Gewitter, auch wenn die Aufwinde an einer Cumulonimbus Richtung rock'n'roll gehen). Spass macht es nicht. So ein Schirm ist kein Airbus A380, sondern ein dünnes, fragiles und sehr bewegliches Stück Stoff. Es reagiert auf Umwelteinflüsse sehr direkt. Du merkst den Unterschied zwischen Wind mit 5km/h und 15km/h schon deutlich. Und Böen und ruppige Thermik lassen Dich mitunter stark schaukeln etc. Je mehr Erfahrung, desto besser kannst Du damit umgehen und desto schwierigere Wetterlagen kannst Du fliegen. Die Frage nach dem Spass...die bleibt. Gleitschirmfliegen ist unterm Strich ein Schönwettersport...zumindest für 99% aller Piloten.


            Frage 5
            Das ist wie mit jedem Sport/Passion. Je mehr Du übst, desto besser wirst Du. 3-4 Flüge im Jahr sind sehr wenig für Deine ambitionierten Pläne. Um auf bekannten Hike & Fly touren zu fliegen mit bekannten Bedingungen und ggf. noch mit ein paar erfahrenen Piloten..ja, das könnte sich ausgehen. Aber für "mal irgendwo auf ner Wanderung fliegen" ist es sehr wenig. Du kennst weder Deine Ausrüstung noch das Verhalten deines Materials richtig, bei sowenigen Flügen. Deine Wahl an Flugspass bedingt aktives Fliegen, Verständnis für die Steuerung und die Reaktion auf unvorhergesehene Situationen (z.B. Seitenklapper usw.). Okay, natürlich solltest Du einen aktiven Flugstil und das "lösen" von unvorhergesehenen Flugsituationen so oder so beherrschen, aber dies umso stärker, je unsicherer bzw. unvorhersehbarer Dein Fluggebiet.
            Beispiel: Unsere Tour zum Piz Palü im August 2016...Hochtourbedingungen waren perfekt...Startbedingungen trotz intensiver Vorbereitung + Kenntnis des Gebietes + Wetter/Windcheck am Vortag auf der Hütte...schau selbst ab ca. 0:55 https://www.youtube.com/watch?v=D8sTF85dx70 Und natürlich will man fliegen, ist man erst oben...und es geht auch, wenn man will. Aber das immer sinnig und sicher ist, steht auf einem anderen Blatt.

            Ich skizziere mal am Beispiel der Ausbildung in CH: 50 Höhenflüge sind Pflicht um zu Prüfung zu gelangen. Bei Deinem Flugpensum...
            Das Brevet, hast Du einmal erlangt, verfällt nicht in CH und lebenslang gültig. Aber was nützt ein Fötzel aus Papier, wenn Du Angst unterm Tuch hast?

            Versteh mich nicht falsch, ich mag Dir die Lust am Fliegen nicht vergällen...aber für mich passen hier Wunsch/Ziel mit Möglichkeiten nicht überein.

            Kurz noch zu dem Angebot von Papillon, dass Du verlinkt hast: Ich finde die Zusammenstellung nicht optimal, vielleicht kostengerecht, aber nicht optimal. Hier würde ich definitiv empfehlen, die Produkte nach (neutraler) Beratung individuell zusammenzustellen.
            Der Schirm z.b. geht problemlos über 1kg leichter ohne Einbusse an passiver Sicherheit (bleibt ein A Schirm). Der Helm? Viel zu schwer und sperrig für Hike & Fly und wirklich mehr Sturzschutz als ein Bergsteigerhelm bietet er nicht (geht ja ums Stolpern bei Start und Landung). Zack, wieder 250-300gramm gespart. Usw. Dann kannst Du den Tausch der Traggurten von leicht (und noch halbswegs handhabbar am Boden) zu ultraleicht (und verknotet sich ständig und nervt am Boden) auslassen und mit den 50g mehr leben


            Das als kurzer Überblick und kurze Info. Ich hab sicher einiges vergessen und es ginge noch viel ausführlicher...also wenn Du Fragen hast, stelle sie gerne...und vielleicht schreibt Dir ja auch jemand anderes etwas anderes


            Gruss
            Der Bergbursche

            @Werner Hohn
            Diese labbrigen Säcke, die sich Rucksack schimpfen dienen vor allem dem schnellen Packen beliebig grossen Materials, wenn man es nciht weit tragen muss. Sie haben oft 90 - 150 Liter PAckvolumen und sind extrem unbequem für längere Wege und wiegen schnell 15- 20 kg. Da passt dann aber auch ein Schirm mit 5kg rein und entsprechender Grösse, ein bequemes Liegegurtzeug usw.
            Die Hike & Fly spezifischen Wendegurtzeuge sind für längeres Tragen optimiert. Oft in Kooperation mit einem Rucksackhersteller. Beispiel Woody Valley Wani light = Deuter Rucksacktechnologie.
            Zuletzt geändert von Bergbursche; 26.04.2017, 09:05.
            The world was fair, the mountains tall, in Elder Days before the fall
            https://bergbursche.ch

            Kommentar


            • the EL
              Anfänger im Forum
              • 27.09.2007
              • 48

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

              Zuerst mal meinen Dank für die vielen Antworten! Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Zeit sich hier genommen wird, um die Fragen Fremder in aller Ausführlichkeit zu beantworten.

              Es zeichnet sich ab, dass es bei der Frage Wandern vs. Fliegen wohl mehr ein "entweder oder" als ein "sowohl als auch" ist. Die Erfahrungen von Bergbursche klingen sehr spannend. Es gibt also schon Wege, beides praktikabel zu vereinen. Ich habe aber auch rausgelesen, dass da einige Jahre Erfahrung nötig sind.

              Vielleicht ist es ein bisschen so wie mit dem Motorrad. Vor 2 Jahren habe ich eine uralte Enduro geerbt, seither versuche ich damit, auf eine neue Art zu wandern. Ich komme damit zwar in abgelegene Seitentäler, wo ich mit öV nicht hinkomme. Gleichzeitig muss ich halt notgedrungen Rundwanderungen planen, wenn ich den Töff nicht stehen lassen will.
              So ähnlich könnte es mit Hike&Fly sein; ich werde wahrscheinlich nicht alle meine Vorstellungen umsetzen können, dafür entstehen aber neue Möglichkeiten. Und so wie mir mittlerweile auch das Motorradfahren selbst Spass macht, wird mir wahrscheinlich auch das Fliegen Spass machen

              Durch eure Erklärungen kann ich mir das alles schon viel deutlicher vorstellen. Ich werd' wohl mal ein paar Tandemflüge oder Schnupperkurse raussuchen und dann weiterschauen. Im kommenden Jahr habe ich bis zu 4 Tage/ Woche frei, da könnte ich den Schein vielleicht schon recht bald machen.

              Nochmals Danke, besonders an Bergbursche, für eure Hilfe.
              Gruss, the EL

              Kommentar


              • Vegareve
                Freak

                Liebt das Forum
                • 19.08.2009
                • 14385
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

                Wie schon hier angemerkt, gibt es noch genug Leute, die den Gleitschirm bergauf schleppen, um einen schönen Flug vom Gipfel zu haben. Das setzt aber Erfahrung vorraus, richtig. Um diese neue Sportart überlebenssicher zu beherrschen, solltest Du Dir überlegen, wieviel von deiner Freizeit Du darin investieren kannst. War für mich einer der Gründe, warum ich mich, trotz Sehnsucht danach, gegen einen Flugschein entschieden habe. 3, 4 Mal im Jahr fliegen reicht eher nicht.

                Und wenn Du das gut kannst, kannst Du dir die üblichen Berggipfeln aussuchen, von denen ein Flug möglich ist. Das ist ggfalls etwas mehr als nur wandern (es muss schon halbwegs hoch und steil hinaus), auch kann ich mir persönlich mehrtägige Touren schwer vorstellen. Dafür müsste man sein Fluggebiet sehr gut kennen und alle andere Bedingungen sollten stimmen. Also kombiniert, ja, aber warscheinlich nicht ganz wie Du dir das vorstellst.
                "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

                Kommentar


                • opa
                  Lebt im Forum
                  • 21.07.2004
                  • 6715
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

                  Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                  Um diese neue Sportart überlebenssicher zu beherrschen, solltest Du Dir überlegen, wieviel von deiner Freizeit Du darin investieren kannst. War für mich einer der Gründe, warum ich mich, trotz Sehnsucht danach, gegen einen Flugschein entschieden habe. 3, 4 Mal im Jahr fliegen reicht eher nicht.
                  ja, sehe ich auch so. habe vor vielen jahren (als es noch einfacher und billiger war) mal den schein gemacht. hat viel spass gemacht, habe es dann aber nicht übers herz gebracht, kletter- und skitourenzeit für's fliegen zu opfern: schein schon längst verfallen, schirm mit verlust verkauft (oder sogar verschenkt, wieß ich nicht mehr genau). billiger ist es schon, wenn man da vorher die eigenen zeitlichen möglichkeiten kritisch hinterfragt. mit wohnort in den alpen ist es natürlich einfacher.

                  ps: mein eindruck war schon der, dass es gerade zu anfang wichtig wäre, routine zu sammeln und da im zweifelsfalll die anderen interessen mal hintenan zu stellen...

                  Kommentar


                  • Bergbursche
                    formely know as "Schallbruch"
                    Erfahren
                    • 18.08.2013
                    • 143
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

                    Zitat von opa Beitrag anzeigen
                    ps: mein eindruck war schon der, dass es gerade zu anfang wichtig wäre, routine zu sammeln und da im zweifelsfalll die anderen interessen mal hintenan zu stellen...
                    Dieser Satz ist, wie kein anderer, so richtig wie wichtig. Besonders beim Gleitschirm, wo ein Abbruch nach dem Start nicht möglich ist. Du kannst nicht umkehren, wenn es dir zu schwer wird. Du musst so lange fliegen, bis es vorbei ist. Natürlich, es gibt Abstiegsmanöver um schnell Höhe zu vernichten. Doch die muss man beherrschen und die Situation muss es erlauben. Du kannst auch den Retter werfen (wenn Du den Notschirm mitnimmst). Ansonsten heisst es : Du musst da durch und Du bist alleine.

                    Erfahrung kann durch nichts ersetzt werden...ausser durch mehr Erfahrung. Besonders kurz nach der Ausbildung, man hat das Brevet in der Tasche und ohnehin in den letzten Monaten so viele Weekends und schöne Tage für das Fliegen verbraucht, lässt man sich gehen und fliegt nicht. Aus 1 Monat werden 3, werden 6. Dann möchte man wieder und es beschleicht einen dieses seltsame Gefühl aus Freude, Unwohlsein und Zwang. Die meisten, die ich kenne, trauen sich dann nicht alleine und gehen oft mit der ehemaligen Flugschule mitfliegen im Übungsgebiet oder auf guided tours. Einfach weil Routine und Sicherheit fehlt. Daran ist nicht falsch und auch das macht viel Spass. Aber es ist nicht, wonach Du im Speziellen suchst.

                    Das A und O : Lerne Dein Material kennen, in allen Situationen. Nimm Dir Zeit, d.h. viele Flüge, es kennenzulernen. Übe auch fleissig am Boden (Groundhandling) damit. Verstehe, warum das Material macht, was es macht und wie es das macht. Dann kannst Du in der Luft situativ richtig handeln.


                    Und wie Du schon schreibst: Erst einmal Tandem (geht auch wie Benzo schreibt problemlos als Hike & Fly) oder ein Schnupperkurs/Weekend. Aber achtung: Akute Suchtgefahr!
                    The world was fair, the mountains tall, in Elder Days before the fall
                    https://bergbursche.ch

                    Kommentar


                    • LuckyLucy
                      Gerne im Forum
                      • 09.03.2012
                      • 65
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

                      Hi EL,

                      rein technisch gesehen ist dein Plan ("Biwakfliegen") durchaus machbar, es gibt mittlerweile gute Leichtausrüstungen, und man kann problemlos mit etwas Gepäck am Rücken fliegen (siehe Antwort von Bergbursche).

                      Was du dir allerdings bewusst sein musst: Biwakfliegen ist so ziemlich die anspruchsvollste Art von Gleitschirmfliegen, und du wirst viel Zeit (Jahre!) und Geld investieren müssen, bis du so weit bist (und nein, 3-4 Flüge pro Jahr sind viiiiiel zu wenig):

                      - Du wirst in dir unbekannten Gebieten fliegen, deshalb musst du ein sehr sicherer Starter (Stark-, Schwach-, Seiten-, Abwind; flaches/steiles Gelände/Schnee...) und ein sehr sicherer Lander sein (du wirst deinen Landeplatz nicht vorher besichtigen können) - dazu wirst du einige hundert Flüge in verschiedenen Gebieten brauchen.

                      - Du wirst oft alleine sein und deine Entscheidungen ohne die Hilfe von erfahreneren Locals (die man an "offiziellen" Startplätzen eigentlich immer antrifft) treffen müssen -> du musst viel Erfahrung im Einschätzen der Flugbedingungen sammeln und Talwindsysteme kennen müssen (Routen- und Landeplatzwahl).

                      - Wenn du nicht einfach nur frühmorgens oder spätabends runtergleiten willst, musst du Thermikfliegen lernen. Dazu gehört einerseits die Technik an sich (Drehen mit wenig Höhenverlust etc.), dann die Taktik (wo finde ich Thermiken?), und andererseits, ganz wichtig: du musst deinen Schirm auch in turbulenten Bedingungen beherrschen (du willst den Notschirm wirklich wirklich wirklich nicht in alpinem Gebiet werfen müssen!).

                      - Leichte Bergschirme sind oft etwas kleiner als "normale" Schirme und dadurch anspruchsvoller zu fliegen, weil kleine Schirme dynamischer auf Störungen reagieren (das gilt übrigens auch für die kleinen Grössen von "normalen" Schirmen!). Es ist nicht einfach, diese Gefahr zu erkennen, weil diese Schirme oft als "einfach", bzw. "anfängertauglich" angepriesen werden und sich beim Fliegen auch "einfach" anfühlen (gedämpftes Feedback) - es braucht aus meiner Sicht viel Erfahrung, kleine Schirme sicher fliegen zu können und ihr Gefahrenpotential zu erkennen. Dazu gehören auch mehrere (!) Sicherheitstrainings, wo man lernt, wie sich Störungen anfühlen und wie man sie behebt.

                      Die gute Nachricht ist: das Biwakfliegen läuft dir nicht davon, d.h., du wirst nicht zu alt dafür. Wenn du wirklich bereit bist, das Geld und vor allem die Zeit dafür zu investieren, steht deinem Plan nichts im Weg. Die Verwirklichung deines Plans würde ich dann in etwa so sehen:

                      1. Brevet machen: etwa ein halbes Jahr wirst du brauchen, es geht aber auch mit weniger, wenn du wirklich jedes Wochenende fliegen gehst (ich hab meins in 4 Monaten gemacht). Ausrüstung: Schulschirm, Gurtzeug mit Protektor. Mach dir keinen Kopf bzgl. Biwakflugeignung; mit der Zeit wirst du herausfinden, welche Art von Fliegen dir zusagt, und dir dann eine entsprechende Ausrüstung kaufen. Ganz sicher willst du in dieser Phase ein robustes Gurtzeug wollen, A****landungen werden dazugehören

                      2. Erfahrung in "offiziellen" Gebieten sammeln und Routine mit Start und Landung trainieren: mindestens ca. jedes 2te fliegbare Wochenende in verschiedene Gebiete fliegen gehen, dich einem Club anschliessen & dich mit anderen Piloten anfreunden, damit du möglichst viel lernen kannst. Möglichst früh (sobald es warm genug ist) ein Sicherheitstraining über Wasser machen! Wenns Thermik hat: versuchen, sie auszunutzen um Höhe zu gewinnen, aber dann am offiziellen Landeplatz landen. Ich würde für diese Phase mal ein Jahr veranschlagen (inkl. Winter!). Ausrüstung: Schulausrüstung.

                      3. Streckenflugerfahrung sammeln: im Internet gibts viele GPS-Tracks von Flügen anderer Piloten; such dir eine vielgeflogene Strecke und versuch, sie nachzufliegen. Ein Klassiker z.B. ist die "Wallis-Autobahn" von Fiesch aus - egal wo du landen musst, der öV ist nie weit . Die Thermiksaison solltest du unbedingt wieder mit einem Sicherheitstraining anfangen, insbesondere wenn du die Ausrüstung (z.B. leichteres Gurtzeug, Schirm mit etwas mehr Leistung) wechselst. 2tes Jahr.

                      4. Hike&Fly- und Bergschirmerfahrung sammeln: zuerst bekannte Touren, am besten mit erfahrenen Leuten, später dann alleine in einfachem Gelände. Mindesteins ein Sicherheitstraining, wo dir dein neuer Bergschirm so richtig um die Ohren fliegen wird... 3tes Jahr.

                      5. Dein erster, richtiger Biwakflug

                      Warum so viel Zeit? Zum technischen Aspekt/Erfahrung sammeln kommt auch noch das Mentale: du musst ein Risikobewusstsein entwickeln, was erfahrungsgemäss eine Weile dauert ("Unsterblichkeitsphase" -> siehe auch Dunning-Kruger-Effekt ). Und du musst dich mit Parawaiting und Runterlaufen anfreunden müssen...

                      Um das ganze etwas glaubhafter erscheinen zu lassen, schreibe ich dir hier noch meinen Werdegang Brevet im Winter 2010, danach - bis heute - fast an jedem freien fliegbaren Tag geflogen... Seit 2011, bis und mit 2014, habe ich von Mai-Oktober fast ausschliesslich (d.h. fast jedes Wochenende) Kunstflug (Akro) über Wasser trainiert. Winter 14/15 Speeflyingbrevet, seither ca. 150 Speed-Flüge mit Fussstart (auch im Sommer); seit Frühjar '15 regelmässiges Akrotraining in sehr turbulenter Luft (Organyà/Spanien).

                      Wie du dir vorstellen kannst, haben Familie, Freunde und andere Hobbys stark gelitten unter diesem Programm...

                      In dieser Zeit bin ich nur kleine Schirme (21qm Schulschirm; 19qm und 17qm Akroschirme; 16qm Miniwing; 9qm Speedschirm; dazu diverse Schirme von anderen Leuten zum testen) geflogen und habe in den Akrotrainings die verschiedensten Schirme (auch "anfängertaugliche") in allen möglichen Flugzuständen gesehen - dann sieht man dann eben z.B. auch, dass "einfache" Miniwings und Bergschirme, und kleinere Grössen von normalen Schirmen, durchaus Krallen zeigen können (klassische "Bitch" meiner Meinung nach: Advance Pi) und eigentlich alles andere als einfach sind....

                      Übrigens: sämtliche Biwakflieger in meinem Bekanntenkreis sind auch gute Akro- und Streckenflugpiloten und haben ein Speedflying-Brevet...

                      Also zusammengefasst: wenn du bereit bist, so viel Zeit und Effort zu investieren und andere Hobbies hinenanzustellen: tu es! Wenn du denkst, dass du vielleicht nicht ganz so weit gehen willst, aber trotzdem fliegen möchtest (halt eben keine Berg-/Biwakfliegerei) und du Zeit hast, zumindest im ersten Jahr nach dem Brevet viel fliegen zu gehen: tu es! Wenn nicht: spar dir das Geld für die Ausbildung und investiere es in ein paar Hike&Fly-Tandemflüge .

                      Cheers, Lucy

                      Kommentar


                      • the EL
                        Anfänger im Forum
                        • 27.09.2007
                        • 48

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: Hike& Fly: Mit dem Gleitschirm wandern: Wie umsetzbar sind meine Vorstellung

                        So, endlich komme ich dazu, die ganzen Beiträge zu beantworten. Nochmals vielen Dank dafür!

                        @LuckyLucy : Danke für deine Erläuterungen, das ist sehr ausführlich! Ich hab' zwar von Anfang an gedacht, dass Hike&Fly ein Langzeitprojekt sein wird, aber jetzt ist mir klar, dass es hier um mehrere Jahre intensiven Trainings geht. Das würde wohl unvermeidlich bedeuten, dass es zulasten meiner anderen Hobbies gehen würde.

                        Fürs kommende Jahr hätte ich eigentlich gute Karten, da ich 2 Wochentage frei und einen Übernachtungsplatz im Wallis habe. Da würde es vermutlich reichen, das Brevet zu machen - auch ohne im Hochwinter auf meine geliebten Touren zu verzichten. Aber eben; wenn ich dann Biwakfliegen möchte, würde es ja in einem ähnlichen Rhythmus oder sogar häufiger mehrere Jahre weitergehen.

                        Wie schon geschrieben, schaue ich jetzt, dass ich bis zum Sommer noch ein paar Tandemflüge oder Schnupperkurse machen kann. Wenn's mir dann den Ärmel reinzieht, dann werde ich mir dann überlegen, wo ich Hobbyzeit opfern kann

                        Danke für eure Hilfe und Ratschläge.
                        The EL

                        Kommentar

                        Lädt...
                        X