[AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beautiful"

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    [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beautiful"

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    Frei nach Forrest Gump könnte man sagen, dass eine Reise wie ein Khinkali ist. Man weiß nie, wie viel Koriander sich in den gefüllten Teigtaschen aus Georgien versteckt Auch bei unserer Reise wussten wir oft nicht, was sie für uns am nächsten Tag bereit hält. Und da eine gemeinsame Reise zwangsläufig auch eine gemeinsame Erzählung nach sich ziehen sollte, hat Momo auch einige Gedanke/Erinnerungen ergänzt, die grün hinterlegt werden. Aber lest selbst


    Prolog

    Knapp drei Wochen befanden wir uns auf einer Exkursion im Land am Ararat. Schon während der Reise, aber auch jetzt im Nachhinein habe ich Armenien als Land der Gegensätze wahrgenommen. Eine im Vergleich wohlhabende Hauptstadt, reiche Kultur, atemberaubende Natur und herzensgute Menschen auf der einen Seite, eine verarmte Landbevölkerung, bewegte Geschichte, geschlossene Grenzen, Korruption und militärisch ausgetragene Konflikte auf der anderen Seite.

    Mitte Mai erhalte ich eine Mail von Momo, in der ich gefragt werde, wie reiselustig ich sei für den Sommer. Als engagierte Biologie-Studentin war sie über das Wochenende auf einer ornithologischen Exkursion in den Alpen und wurde dabei von einem anderen Teilnehmer gefragt, ob sie Interesse hätte, eine dreiwöchige Exkursion in Armenien mit ihrer Expertise und ihrem Equipment zu begleiten.

    Ich war mir unschlüssig, ob dies auch das Richtige für mich sein könnte. Die Exkursion sollte laut Beschreibung neben einigen kulturellen Programmpunkten einerseits ihr Hauptaugenmerk auf geologischen, ökologischen, botanischen und eben ornithologischen Ausflügen andererseits haben, geleitet von WissenschaftlerInnen der Yerevan State University. Prinzipiell würde ich mich als ahnungslos, aber an solchen Themengebieten interessiert bezeichnen, insbesondere wenn die Vermittlung im Feld stattfindet und nicht im Hörsaal. Überzeugend für mich war dann eher, dass viel bzw. eigentlich alles draußen stattfinden soll und es eben auch viele Wanderungen gibt. Untergebracht waren wir die komplette Zeit über im Zelt in insgesamt fünf verschiedenen Camps verteilt über ganz Armenien, von denen wir dann die verschiedenen Ausflüge und Wanderungen unternommen haben.

    Momo wurde mit der Buchung der Flugtickets für sie und mich sowie ihre Kommilitonin Dolly beauftragt, die auch mit zur Exkursion kommen möchte. Wir beide wollten danach allerdings noch eine Woche alleine reisen/wandern/trekken. Was genau stand zu diesem Zeitpunkt noch in den Sternen und sollte dann vor Ort je nach Lust und Laune, gemachten Erfahrungen und Infrastruktur entschieden werden.

    In den nächsten Wochen wurde mir bewusst, wie wenig ich über Armenien weiß und wie wenig generell gewusst wird (außer natürlich, dass Henrikh Mkhitaryan von dort stammt). Das zeigte sich auch insbesondere daran, dass ich öfters mal gefragt wurde, wie denn meine Reisevorbereitungen für Albanien laufen oder ob ich mich sicher fühle, jetzt durch Algerien zu reisen Sowie an der Tatsache, dass meine erste Amtshandlung bevor meine Entscheidung fiel, die Exkursion zu begleiten, ein Blick auf die Landkarte war, um das „Wohin genau eigentlich?“ zu klären.

    Die drei Wochen auf Exkursion gingen rasend schnell vorüber und insgesamt betrachtet habe ich eine tolle Zeit verbracht und viel dazu gelernt. Wir sind unter den Basalt-Säulen im Chosrow-Reservat hindurchgewandert, haben in der ehemaligen Höhlenstadt Chndsoresk gezeltet, beim Lawash backen über die Schultern geschaut, sind in den Nationalparks Dilijan und Shikahogh durch Eichenwälder und tiefe Schluchten gewandert oder haben die Kloster Geghard, Noravank, Tatev und Goshavank besichtigt.

    Hier ein paar wenige - am Erlebten gemessenen – und selektive Eindrücke dieser drei Wochen:


    Die soganannte Violine - Blick vom Garni-Tempel


    Basaltsäulen im Chosrow-Reservat; kann man auch vom Garni-Tempel aus sehen


    Pferde auf einer Ebene im Chosrow-Reservat


    Raupe Nimmersatt


    Eine Kirchenruine im Chosrow-Reservat


    Eine kleine Kapelle beim Kloster Geghard


    Berge um das Kloster Geghard


    Überall kann man am Straßenrand lokale Erzeugnisse kaufen: Honig, Rotwein (in Cola Flaschen), Nüsse mit eingedicktem Kirschsaftüberzug, gegrillter Mais, Räucherfisch, Schnittblumen, Obst, ...


    Sonnenaufgang in Bjurakan, vorne ein Observatorium


    In der ehemaligen Höhlenstadt von Chndsoresk


    Auch bei Chndsoresk


    Von Exil-Armeniern spendierte Hängebrücke zur Belebung des örtlichen Tourismus um Chndsoresk


    Ein Mönch lebt noch in diesem ansonsten verlassenen Kloster unterhalb Tatevs


    In der Lawash-Bäckerei


    Im Shikahogh State Reserve


    Heute quicklebendig, morgen Schaschlik


    Im Gebirge beim Ort Hors


    Im Dilijan-Nationalpark - hier gibt es übrigens auch einen ca. 7 Kilometer langen, ausgeschilderten Wanderweg zum Kloster Goshavank


    Auf Wanderung bei Hankavan

    So schön die Zeit auf der Exkursion auch war, es fühlte sich irgendwie nie wie die eigene Reise an. Der Reisebericht startet deshalb am Abend des 17. Tages auf Exkursion, der dies für mich ändern sollte:


    Tag 17: Light upon the lake: Sewan-See


    Von einer Wanderung bei Hankavan kehren wir zum letzten Mal zurück zum Sewan-See in unser Camp unweit der Grenze zu Aserbaidschan. Morgen werden wir zum Ende unserer Armenien-Reise nochmals nach Bjurakan fahren, bevor wir am anschließenden Tag den Aragats besteigen. Zum Abendessen gibt es: logisch, Schaschlik mit äußerst köstlicher Grillkartoffel. An unserem Tisch läuft ‚September’ von Earth, Wind and Fire. Es könnte nicht besser passen zu diesem Moment: wir schreiben den neunten Monat, etwa die Hälfte von Momos und meiner Reise ist nun vorbei – ‚never was a cloudy day’ Getrieben durch ein unbändige Tanzeslust bitten wir unseren Fahrer Roman, seinen Transporter an den Strand zu stellen. Wir tanzen zur Musik am Strand und bald gesellen sich auch die armenischen Soldaten dazu, die hier mit uns im Camp untergebracht sind und reichen fleißig eine Flasche selbstgebrannten Wodka herum. An der Böschung beobachtet ihr Chef das Ganze von oben und schwingt im Takt seine Waffe.

    Bald gehe ich müde ins Bett. Neben der armenischen Soldatengesellschaft schwirren mir im Moment noch ganz andere Sachen im Kopf herum. Langsam wird es Zeit, sich ernsthaft Gedanken zu machen über die Woche nach der Exkursion, die wir noch vor uns haben. Alle Überlegungen haben einen Haken, sei es hier in Armenien drauf los zu wandern ohne wirklichen Plan oder den Dschanapar-Trail in Bergkarabach in Angriff zu nehmen. Zum gefühlt hundertsten Mal schlage ich meinen Reiseführer auf, der mich bisher auch auf keine besseren Ideen gebracht hat. Armenien, so toll die Natur hier ist und auch die weglosen Wandermöglichkeiten, ohne Planung so spontan loszuziehen macht für uns keinen Sinn. Aber halt, warum muss es eigentlich Armenien sein?! Hastig suche ich im Kapitel über Georgien nach Wandermöglichkeiten und werde schnell fündig. Borjomi-Charagauli-Nationalpark!


    Am Ende der Exkursion steht ein Zelt am See


    Verkehr auf dem Sewan-See


    Abendliches Naturschauspiel am Sewan-See




    Tag 18, Überfahrt nach Bjurakan


    Da der heutige Tag fast ausschließlich von der Autofahrt quer durch Armenien geprägt ist, wird hier auf detaillierte Ausführungen der Lage sämtlicher Schlaglöcher auf den armenischen Straßen verzichtet. An diesem Tag fällt allerdings die Entscheidung, im Borjomi-Charagauli-Nationalpark in Georgien zu wandern, da auch Momo von dieser Idee sehr angetan ist.

    Ansonsten erwähnenswert am heutigen Tag ist:
    --> Lewis wäscht endlich seine Wäsche

    - Fortsetzung folgt -
    Zuletzt geändert von LewisTolleni; 18.04.2017, 22:55. Grund: Titel geändert

  • Galadriel
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    #2
    AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

    Wow... super schön, super interessant... bitte weiter, weiter, weiter....
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    • LewisTolleni
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      • 29.09.2015
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      #3
      AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

      Tag 19, I have been to the mountain: Aragats (fast) ganz nach oben

      Um 5:30 Uhr bereits köchelt der Haferbrei und wartet darauf, gefrühstückt zu werden. Der frühe Aufbruch ist weniger den zu erwartenden Temperaturen oder der Dauer der Wanderung geschuldet, als der Tatsache, dass der Ararat, den man während unseres heutigen Vorhabens ständig im Blick behalten wird, mit zunehmender Uhrzeit im Dunst verschwindet. Also machen wir uns direkt nach dem Abwasch auf, wobei ich während der Fahrt kaum meine Augen offen halten kann und erst wieder aufwache, als mich die in den Minibus kriechende Kälte ärgert. Roman, unser Fahrer, fährt uns bis auf ca. 3.200 Meter zu einer meteorologischen Station, von wo unsere Reise zu Fuß weitergeht.


      Dort soll es hoch gehen


      Der Kari-See


      Der Ararat in der Ferne

      Nachdem wir aussteigen ziehe ich mir noch eine vierte Lage an. Im Vergleich zu den letzten drei Wochen schüttelt es mich nun richtig vor Kälte. Es wird Zeit, dass wir loslaufen und ich so warm werde. Der Aragats ist ein erloschener Vulkan, der in seiner heutigen Form aus vier Gipfeln besteht, wovon der höchste 4090 m hoch ist. Wir backen kleine Brötchen und so ist unser Ziel der kleinste, 3879 m messende Südgipfel, der einfach und auf Wanderwegen zu erreichen ist. Recht langsam und gemütlich gehen wir los und passieren eines der Häuser, die am Kari-See liegen. Kurz wandern wir entlang des Seeufers, bevor wir mit dem Aufstieg beginnen. In den am Weg liegenden Zelten beginnt sich langsam etwas zu regen. Mir scheint die Höhe nichts anzuhaben und so kann ich das Tempo gut gehen und trotzdem (wohl etwas zu viele ) Fotos schießen. Schade, dass wir keine Augen im Hinterkopf haben, mit denen wir den Ararat in der Ferne sehen könnten. So aber müssen wir uns jedes Mal umdrehen, um erinnert zu werden, in welcher Kulisse wir uns gerade bewegen.


      Vorne der Kari-See, im Hintergrund der Ararat


      Die Umgebung beim Aufstieg




      Nicht nur wir haben mit den Umständen hier oben zu kämpfen

      Um auch noch ein anderes Bild zu zeichnen: Ich fand die Umstellung von kleineren Wanderungen auf maximal 2000 m Höhe auf hier zu wandernde 600 Höhenmeter konditionell schon herausfordernd. Das mag allerdings auch an meiner sportlichen Verfassung und an den immer wieder wiederholten Worten „Ihr könnt auch umdrehen, wenns zu anstregend wird“ gelegen haben

      Es ist nicht besonders steil und so kommen wir gut voran. Wir bewegen uns so mehr oder weniger geradewegs auf den angepeilten Südgipfel zu. Der Untergrund ist steinig, immer wieder wackelt einer der Steine unter den Füßen, als ich drauf trete. Mit jedem Höhenmeter, den wir aufsteigen, gibt unsere Umgebung etwas mehr über sich preis. Hinter sanften Hügeln in der Nähe tauchen weitere in Ferne auf. Hier und dort kann man plötzlich in ein grünes Tal blicken. Mit jeder weiteren Minute steigt aber auch der Dunst über dem Ararat-Tal höher, als ob er die Spitze des Ararats vor unserer Ankunft auf dem Gipfel verschluckt haben möchte. Begleitet wird unser Aufstieg von Ohrenlerchen, die Dolly entdeckt.

      Nachdem wir lange keinem bestimmten Weg gefolgt sind, queren wir eine kleine Senke, von wo an ein ausgebauter Weg bis zum Gipfel führt. In Serpentinen geht es nun bergauf und recht schnell befinden wir uns auf einem Gratweg, von wo wir zum Einen auf den zurückgelegten Weg blicken können, zum Anderen aber auch zum ersten Mal auf das, was hinter dem Grat liegt: die anderen Gipfel! Etwa 200 Meter sind es am Grat und dann haben wir den Südgipfel mit einem zur Hälfte fertig gestellten Steinhaus und Gipfelkreuz erreicht.


      Angekommen


      Ausblicke vom Südgipfel





      Wir machen erstmal eine Pause, mit einem Atem raubenden Blick eine Steilwand hinunter. Zwar ist es etwas windig, aber durch die Sonne ist es einigermaßen angenehm. Auch wenn mit zunehmender Höhe die Geschmacksknospen etwas von ihrer Zuverlässigkeit einbüßen sollen, schmeckt unser Lawash, Käse, gekochtes Ei und Kartoffel lecker. Nachdem ich mich in der Sonne ausreichend aufgewärmt habe, erkunde ich die Gipfelumgebung. Auf der unserem Weg gegenüberliegenden Seite steige ich wieder etwas ab, hin zu einem Felsvorsprung, von dem man große Teile des Ararat-Tals überblicken kann.







      Dolly und ich nutzen die Zeit, um die Gegend ornithologisch zu erkunden: Kurz vor dem letzten Aufstieg auf den Gipfel, flog schon ein Pärchen Mauerläufer direkt vor unserer Nase die Felsen entlang, so dass wir uns noch den ein oder anderen Blick auf diese prächtigen Vögel mit den roten Flügeln erhoffen. Die Mauerläufer lassen sich leider nicht mehr blicken, dafür zeigen sich ein Zwergschnäpper, Schnee- und Steinsperlinge, eine Alpenbraunelle und Alpenkrähen und das alles während wir nach und nach von den Felsenschwalben in ihre Gemeinschaft aufgenommen werden. Oder auch dringendst gebeten werden, ihre Flugschneise zu verlassen – Auslegungssache.




      Nach etwa einer Stunde packen wir ein und steigen ab, was recht einfach und zügig geht. Unten am See angekommen setzen wir uns aber trotzdem erstmal auf ein kleines Mäuerchen, naschen Kekse und schauen dabei zu, wie Leute im See baden



      Auf unserem Weg zurück zum Camp passieren wir am Wegesrand Schafherde und Zelte einer Jesiden-Familie, die uns in ihr Zelt und auf Brot, Schafskäse, Ajran und Hochprozentiges einlädt und über ihren Alltag, d.h. das Leben in riesigen Zelten, welch wichtige Rolle ihre Tiere spielen, die Herstellung ihrer Lebensmittel und ihr Leben erzählt.

      Im Camp in Bjurakan angekommen, hänge ich meine Wäsche ab, lege mich in den „Swimming-Pool“ und gönne mir nach dem Aufstieg ein nachträgliches Gipfelbier, während Momo Karten spielt und über dem Grill bereits das finale Schaschlik brutzelt und für uns gegrillte Aubergine. Dazu Salat mit einer ordentlichen Ladung Koriander, mit dem ich auch nach drei Wochen immer noch auf Kriegsfuß stehe Eine saftige Honigmelone bildet den Abschluss.


      Bjurakan-Spa

      Nach dem Essen mache ich mich alleine auf zu einem kleinen Verdauungsspaziergang zum in der Nähe liegenden Friedhof, den wir bereits am zweiten Tag unserer Reise besucht haben. Wobei die Verdauung nur teilweise im Magen stattfindet, sondern es auch einiges im Kopf zu verschaffen gibt. Ich lasse noch einmal die letzten drei Wochen in Armenien Revue passieren, es war eine schöne und in vielerlei Hinsicht auch unvergessliche Zeit. Vieles werde ich vermissen, insbesondere die Herzlichkeit der Menschen, die sich immer wieder sehr gefreut haben, dass wie sie und ihr Land besucht haben. Dabei schaue ich zu, wie die Sonne langsam untergeht und die Silhouette des Ararats in ein liebliches Rot hüllt.


      Letzter Blick ins Ararat-Tal

      Als ich durch das große Eisentor das Camp betrete, ist die Abschiedsparty bereits im Gange. Ich bekomme eine Flasche Bier in die Hand gedrückt und wir tanzen bis tief in die Nacht, singen und trinken.


      Tag 19, Jerewan Jerewan: Willkommen in der Hauptstadt

      Schon früh am Morgen brechen wir zum nun letzten Mal unsere Zelte ab. Eine komische Stimmung liegt über dem Camp in Bjurakan. Müdigkeit von der Abschiedsfeier mischt sich mit der Gewissheit, dass dieses Abenteuer zu Ende geht – fast! Denn ein letzter gemeinsamer Tag in Jerewan wartet auf uns und auf Momo und mich natürlich noch viel viel mehr.


      Graffiti in der Stadt


      Den kenn ich doch auch?!

      Unsere erste Station in Jerewan ist eine riesige Mall. Auf den blitzeblank polierten Fußböden komme ich mir in meiner staubigen Kleidung etwas deplatziert vor. Früher war hier eine Markthalle, jetzt findet man Supermärkte, Cafés, Geldautomaten, Schmuckgeschäfte etc. Während die anderen im Supermarkt Kräuter, Gewürze und Süßigkeiten für die lieben Menschen zu Hause besorgen, denken Momo und ich an unsere geplante Wanderung in Georgien und kaufen dafür schon einmal Nüsse, Müsliriegel (Sonnenblumenkerne zusammengehalten von Glukosesirup), Marmelade und geräucherte Auberginenpaste. Ein Ararat Cognac und Parliament Wodka (für umgerechnet 2,80 Euro der Liter oO) wandern in meinen Besitz, allerdings nicht für die Wanderung. Don’t drink and hike


      Entscheidungsprobleme: eines von drei Wodka-Regalen


      Die blaue Moschee

      In der verbleibenden Freizeit besichtigen wir die direkt in der Nachbarschaft liegende „blaue Moschee“ und gehen dann auf den Basar in der Innenstadt. Eine verworrene Geschichte, die damit endet, dass Momo stolze Neu-Besitzerin zweier Rucksäcke ist, wovon einer gar der schönste der Welt ist Im Grunde ist es gut, dass Momo sich nicht entscheiden konnte, denn so können wir unsere gekauften Andenken und Mitbringsel verstauen.


      Auf dem Basar



      Am Nachmittag besuchen wir das historische Museum in der Stadtmitte, am Platz der Republik gelegen. Von Ausstellungsstücken aus einer Zeit weit vor dem Jahr 0 bis zur neueren Geschichte ein wirklich lohnender Besuch und ein weiteres Mosaik des Bildes von Armenien, das wir gewinnen durften. Hier liegt auch der älteste erhaltene Schuh aus der Areni-Höhle, die wir an Tag 11 besucht haben.
      Während ich im Museum verweile, erhält Momo eine persönliche Stadtführung von der Ökologin Tatevik. Aus ornithologischer Sicht sehr interessant, da uns auf unserem Spaziergang durch die Stadt Palmtauben auf den entlang der Straße gepflanzten Bäumen begegnen. Aber auch aus politischer Sicht sehr spannend, da Tatevik ein zumindest dezent hoffnungsvolles Bild der jungen ArmenierInnen zeichnet, die jetzt, 25 Jahre nach der Unabhängigkeit des Landes, anfängt, sich zu emanzipieren und ihre Meinung, wenn nötig auch durch Demonstrationen, vor der armenischen Regierung zu vertreten.
      Nach den Erlebnissen des Tages checken wir ein ins Envoy Hostel in der Pushkin Straße und verabschieden uns von den ersten Mitreisenden.


      Das historische Museum


      Auf dem Platz der Republik


      Setzkastenprinzip

      Abends gehen wir lecker armenisch Essen und lassen den Abend in einer Bar direkt um die Ecke ausklingen, in der ein tschechischer Experimentalmusiker spielt und wir beinahe nicht Schritt halten können mit den Wodka-Apfelsaft-Zimt-Shots, die wir spendiert bekommen

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      • Galadriel
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        #4
        AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

        ... ja sehr schöne Bilder und sehr interessant, landschaftlich, historisch und gesellschaftspolitisch... die Gegend habe ich auf jeden Fall auf der Liste...
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        • LewisTolleni
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          #5
          AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

          Zitat von Galadriel Beitrag anzeigen
          ... ja sehr schöne Bilder und sehr interessant, landschaftlich, historisch und gesellschaftspolitisch... die Gegend habe ich auf jeden Fall auf der Liste...
          Absolut, du würdest es sicher auch nicht bereuen, diesen Punkt deiner Liste zu verwirklichen Noch immer bin ich sprachlos angesichts der Gastfreundschaft, gerade der Menschen auf dem Land, die sich ausnahmslos gefreut haben, uns zu sehen und in Bjurakan beispielsweise auf der Straße zugehupt haben, wenn sie uns gesehen haben, um uns willkommen zu heißen. Keine Begegnung endete damit, ohne dass wir eigene Brombeeren, Granatäpfel, Trauben oder ähnliches für unsere weitere Reise geschenkt bekommen hätten. Ich war sicherlich auch nicht das letzte Mal in Armenien. Seit unserer Reise lerne ich fleißig russisch, damit ich dann beim nächsten Besuch auch selbst mehr mit den Menschen kommunzieren kann :-)

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          • Galadriel
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            #6
            AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

            ... jaja wir werden auf jeden Fall dorthin gehen... wir planen ein Sabbatical und überlegen den transcaucasus trail zu gehen... dauert aber noch ein bissl... und mit russisch kommt man gut weiter ? Wie sieht es aus mit englisch?
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            • LewisTolleni
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              #7
              AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

              Zitat von Galadriel Beitrag anzeigen
              ... jaja wir werden auf jeden Fall dorthin gehen... wir planen ein Sabbatical und überlegen den transcaucasus trail zu gehen... dauert aber noch ein bissl... und mit russisch kommt man gut weiter ? Wie sieht es aus mit englisch?
              Unser Exkursionsleiter konnte, wenn ich mich recht erinnere, alles auf Russisch klären/organisieren. Als wir dann alleine unterwegs waren und mit Englisch angefangen haben oder als es auf Englisch problematisch wurde, wurden wir sehr oft gefragt, ob wir nicht russisch könnten. Abgesehen von touristischen Punkten war Englisch oft problematisch und nicht selten ging garnichts auf Englisch. Die Menschen, die wir getroffen haben, waren aber immer sehr geduldig mit uns und daran interessiert, uns zu helfen Lösungen haben wir immer gefunden und zur Not gab es Hände und Füße. Das hat übrigens auch was, so haben wir beispielsweise von einem Bauer im Süden Armeniens gelernt, wie man am besten Granatäpfel schneidet - ganz ohne etwas verstanden zu haben, was er sagt Und ansonsten ist es in Armenien genauso ist wie eigentlich überall auf der Welt: je ländlicher die Gegend oder je Älter die Gegenüber, desto dünner wurde es schnell mit der Kommunikation auf Englisch. Klar, Ausnahmen gibt es.

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              • LewisTolleni
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                #8
                AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

                Tag 20, Blackbird: ornithologischer Wahnsinn bei den Armash-Teichen

                Jerewan ist eine tolle Stadt, überall gibt es etwas zu entdecken. Trotzdem entscheiden Dolly, Momo und ich uns dazu, zu den Armash-Teichen zu fahren. Dies war eigentlich schon während der Exkursion vorgesehen, wurde dann aber wegen der zwar kleinen, aber durchaus vorhandenen Wahrscheinlichkeit, mit Malaria infiziert zu werden, aus dem Programm gestrichen. Die Armash-Teiche sind, wie der Name schon sagt, eine größere Fläche mehrerer unter Naturschutz stehender Gewässer, früher zur Fischzucht angelegt, heute bis auf dezente Freizeitnutzung mehr oder weniger unberührt. Begleitet werden wir von der Zoologin Ilona von der Jerewan State University und Slavek, dem Koch der Exkursion, der uns netterweise für diese zweistündige Fahrt kutschiert.


                Hinter dem Haupteingang


                Abermals der Ararat in der Ferne


                Äußerst fotogen


                Eine alte Informationstafel zeigt, was für Vögel es hier unter anderem gibt

                Vor dem Tor des Naturschutzgebiets spricht Ilona kurz mit dem Wachmann und dann dürfen wir passieren und gehen zu Fuß hinein. Was soll ich sagen, es wurde uns nicht zu viel versprochen. Selbst für mich als ornithologischen Laien ist es beeindruckend, wie viele verschiedene Vögel hier zu sehen sind. Momo und Dolly fotografieren fleißig und lassen mich hin und wieder auch mal durch das Spektiv linsen.







                Wir sehen unter anderem Hauben-, Rothals-, Schwarzhals- und Zwergtaucher, Purpur-, Rallen-, Seiden- und Nachtreiher, einen Weißschwanzkiebitz, Bekassinen, Bruchwasserläufer, Säbelschnäbler, Weißflügel- und Weißbartseeschwalben, Blauwangenspinte, einen Wendehals und Haubenlerchen. Nur eine Amsel war keine dabei.


                Bei der Arbeit





                Bevor wir nach Jerewan zurückkehren besuchen wir noch Slaveks Familie und sehen dabei Leila wieder, die unsere Küchenfee auf der Reise war. Ihre Tochter zeigt uns stolz, welche deutschen Wörter sie schon in der Schule gelernt hat und der etwa fünfjährige Sohn führt uns vor, dass er bereits mit Slaveks Quad fahren kann (sehr gut sogar).

                In Jerewan verabschieden wir uns von Ilona und kehren schnell zurück ins Hostel, wo wir alles zusammenpacken, was wir nicht für die Wanderung in Georgien benötigen (z.B. das Spektiv und Mitbringsel), um es zu unserem Exkursionsleiter Evgenij nach Hause zu bringen, wo wir es für die nächste Woche netterweise verstauen dürfen.

                Ich gehe noch alleine in die Stadt und besuche die Kaskaden, von wo aus man einen tollen Blick auf die Stadt und Ararat hat. Als ich ins Hostel zurückkehre, planen wir den morgigen Tag und machen uns auf zum Abendessen.







                Mit dem verbleibenden Rest der Exkursionsmeute feiern wir ein berauschendes Abschiedsdinner. Die lange Tafel ist mit so viel köstlich ausschauenden Speisen bedeckt, dass wir gar nicht alles probieren können. Wir gehen anschließenden in verschiedene (Tanz-)Bars und lassen den Abend mit unseren auf der Reise gehörten Liedern ausklingen, die wir uns wünschen dürfen.

                Tag 21, New Slang: Jerewan - Borjomi

                Am nächsten Morgen schlucken wir Müsli und Brote schnell hinunter, sodass wir pünktlich und zerknautscht um 09:00 Uhr auf den Stufen des Hostels sitzen und auf das Shared Taxi nach Tiflis warten, das uns das Hostel organisierte. Nur, es kommt und kommt kein Taxi und so haben wir noch Zeit, ein Hostel in Borjomi zu buchen, bis wir dann um 10:30 tatsächlich abgeholt werden. Auf der Rückbank zeigt uns eine slovakische Mitfahrerin Bilder aus ihrer Heimat.

                Die rasante Fahrt vergeht sehr schnell, auch da wir einmal von der Polizei angehalten werden, an unserem Lieblingssupermarkt nahe des Sewan-Sees mit Bäckerei halten und durch Dilijan fahren. An der Grenze zu Georgien wartet dann eine große Überraschung auf uns. Wir treffen unseren Reisebegleiter Gor dort, der bereits eine andere Reisegruppe unter seinen Fittichen hat. Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen. Wie klein die Welt doch ist!: „The world is not small, it is just because I am everywhere.“ sagt er mit zur Hybris umschlagendem Selbstbewusstsein und hat damit die Lacher auf seiner Seite. Wir erzählen ihm von unserem Vorhaben im Borjomi-Nationalpark und er ist begeistert davon: „It’s easy, but beautiful!“

                Während unserer Unterhaltung haben es unser Taxi und die anderen Mitfahrenden bereits über die Grenze geschafft. Es fehlen nur noch wir. Man muss uns zu Gute halten, dass wir aus einer Generation stammen, in der man es nicht mehr gewohnt ist, auf dem Landweg geschlossene Grenzen zu überqueren. Jedenfalls liegt Momos Reisepass im Taxi bereits auf georgischer Seite, während wir noch in Armenien sind. In einer unübersichtlichen Situation kann ich passieren, krame ihn aus dem Rucksack und gebe ihn Momo, die dann auch einreisen darf. Wir von den anderen empörten Fahrgästen energisch und pantomimisch erklärt, wie wichtig es ist, den Reisepass immer bei sich zu führen, wobei uns die dabei verwendeten Gesten eher deutlich zu verstehen geben: Seid ihr eigentlich blöd, oder was?. Haha

                Wir haben keine Ahnung, wo wir in Tiflis ankommen. Gegenüber aber gibt es eine Metro-Station, in der wir zuerst Geld wechseln lassen und uns dann soweit orientieren können, dass wir nicht weit entfernt von der Metro-Station Dedube sind, von wo unsere Marshrutka nach Borjomi abfährt. In Dedube ist die Orientierung etwas kompliziert, da hier viele Marshrutkas stehen und in der Windschutzscheibe teilweise nur Schilder mit georgischen Schriftzeichen hängen. Schnell bekommen wir aber Hilfe von einem netten Mann und kurze Zeit später befinden wir uns auf dem Weg nach Borjomi.

                Nach kurzer Orientierungsphase in der Tourismusinformation machen wir uns auf zum Hostel. Das Problem: an der Hausnummer 15 ist gar kein Hostel. Nebenan werden Gästezimmer angeboten, aber die Frau, die uns die Tür öffnet, versteht kein Englisch. Ihr Sohn hilft aus und gemeinsam gehen wir wieder nebenan zur 15, wo uns eine Frau im pinken Bademantel öffnet. Nein, hier sei auch kein Hostel, aber sie habe ein Gästezimmer, in dem wir schlafen können. Wir sind ziemlich fertig von der heutigen Fahrt und wollen uns nur noch hinlegen. Es ist 20 Uhr. Wir speisen im Liegen im Bett und leeren unseren letzten Rotwein

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                • LewisTolleni
                  Gerne im Forum
                  • 29.09.2015
                  • 56
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

                  So, jetzt wird endlich gewandert

                  Tag 22, Miles! Miles! Miles!: Erster Wandertag im Borjomi-Nationalpark

                  Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, duschen ein letztes Mal im frisch renovierten Badezimmer und verabschieden uns von unserer wieder oder immer noch pinken Bademantel tragenden Gastgeberin. Entlang der Hauptstraße laufen wir bereits voll bepackt zum Nationalparkzentrum, wo wir uns für unsere Wanderung anmelden müssen, fast schon zu vernachlässigende Übernachtungsgebühren bezahlen und Informationen zum Nationalpark und Wanderwegen erhalten.


                  Auf dem Weg in Borjomi zum Nationalparkzentrum

                  Im Borjomi-Nationalpark gibt es verschiedene Tageswanderungen und mehrtägige Trails. Diese sind in verschieden lange Etappen eingeteilt und führen von Shelter zu Shelter bzw. festen Punkten zum Übernachten, an denen es oft auch Quellen oder Brunnen gibt. Einzelne Trails queren oder berühren sich, sodass man sie auch miteinander verbinden kann Wir haben bereits im Vorfeld den St. Andrew Trail (Trail 2) ausgesucht, der mit vier Tagesetappen und 54km der längste Trail ist und auch zum höchsten Berg im Nationalpark, dem Samethskvario (2642 m) führt. Im Gespräch mit dem Nationalpark-Mitarbeiter folgt schnell die Ernüchterung. Aufgrund heftiger Regenfälle hat es im hinteren Teil des Trails Brücken weggespült, weswegen nur die ersten beiden Etappen begehbar sind. Da wir nun aber schonmal hier sind, wollen wir auch die geplanten vier Tage im Park verbringen und basteln uns eine Tour aus verschiedenen Trails zusammen:

                  Tag 1: Atskuri Guard Station – Amarati Shelter (16 km o. 18 km) (Trail 2 o. Trail 3)
                  Tag 2: Amarati Shelter – Sametskhvario - Amarati Shelter (18 km) (Trail 2)
                  Tag 3: Amarati Shelter – Lomismta Shelter (?? km) (Trail 2, Trail 9 und Trail 1)
                  Tag 4: Lomismta Shelter – Likani Ranger Station (15 km) (Trail 1)

                  Prinzipiell ist unsere Überlegung, dass wir in den vier Tagen verschiedene Teile des Parks sehen wollen und nicht allzu oft dieselben Strecken laufen möchten. Denn das ist der Vorschlag des Mitarbeiters: zwei Tage auf Trail 2 hin, zwei Tage dieselbe Strecke zurück. Am ersten Tag ist unser Ziel das Amarati Shelter. Dieses ist auf Trail 2 und Trail 3 zu erreichen, die auf den ersten Kilometern auch gemeinsam verlaufen. Trail 3 ist der Panorama Trail und laut Mitarbeiter einer der schönsten Streckenabschnitte. Allerdings ist diese Variante 2 Kilometer länger und hat mehr Höhenmeter. Die in der Karte veranschlagten 8h sind außerdem für die Strecke Amarati Shelter – Atskuri Station (bergab) vorgesehen, wir aber müssten die mehr als 1000 Höhenmeter in anderer Richtung bergauf wandern. Wir sind uns unsicher, ob wir das schaffen. Da Trail 2 und Trail 3 hinter der Ranger Station die ersten Kilometer gemeinsam verlaufen und die Weggabelung erst später erfolgt, verschieben wir die Entscheidung erstmal bis dorthin. Am zweiten Tag wollen wir dann auf den Sametskhvario steigen und wieder zurück zum Amarati Shelter wandern. Am dritten Tag dann planen wir, zuerst den Trail 2 etwa 4 km Richtung Sametskhvario zu laufen und dann aber dem Shepherd’s Trail 9 zu folgen, bis dieser auf Trail 1 trifft, welcher uns dann zum Lomismta Shelter führt. Von dort geht es dann am vierten Tag auf Trail 1 zum Nationalpark-Ausgang an der Likani Ranger Station.

                  Wir kaufen uns eine Karte und mieten uns für die nächsten vier Tage ein Schließfach, wo alles für die Wanderung unnötige verstaut wird. Insgesamt bezahlen wir zweimal je drei Nächte für eine Übernachtung (30 Lari), die Karte (3 Lari) und das Schließfach (9 Lari), was insgesamt 42 Lari (ca. 16 Euro) macht und füllen unter Vorlage unserer Reisepässe einen Permit aus, den wir im Nationalpark vorzeigen können. Vor dem Nationalparkzentrum steht ein Taxi, als ob es nur auf uns gewartet hätte. Nach einem kurzen Einkauf in der Stadt, der unsere Vorräte um Müsli, einen halben Liter Milch, 2 Fladenbrote, ein dunkles Brot, Käse, Halva und Lebkuchen ergänzt geht es für 20 Lari (ca. 7 Euro) an den knapp 30 Kilometer von Borjomi entfernten Einstieg, der uns zur Atskuri Ranger Station führt. Bevor uns unser Taxifahrer an Bahngleisen im Nirgendwo herauslässt, gibt er uns seine Visitenkarte und verspricht uns, hier wieder abzuholen. Wenn der wüsste, dass wir wo ganz anders rauskommen…


                  Die ersten Meter auf dem markierten Weg


                  Hier wurden wir rausgeschmissen

                  Neben den Bahngleisen folgen wir einem kleinen Schotterweg, der uns an kleinen Hütten und großen Heuhaufen vorbeiführt. Nicht lange dauert es bis wir die Atskuri Ranger Station erreichen. Auch wenn wir noch nicht lange unterwegs sind, machen wir erstmal eine Pause, denn es ist schon 11 Uhr und unsere Bäuche noch leer. Auf einem Mäuerchen vor der Ranger Station packen wir unsere Vorratskammer aus und richten Müsli. „Die Milch schmeckt aber komisch, voll salzig!“ Die Packung sah im Kühlregal ziemlich nach Milch aus, die georgischen Schriftzeichen konnten wir natürlich nicht lesen. Bei genauerer Betrachtung aber offenbart die Rückseite, dass wir Kefir in der Hand halten. Auch ‚verfeinert’ mit Marmelade schmeckt unser Frühstück noch gewöhnungsbedürftig, aber der Hunger treibt’s rein. Schnell wird unser Permit von einem Nationalparkmitarbeiter geprüft und dann startet unsere Wanderung nun aber wirklich.






                  Die Ranger-Station




                  Auf schönen Pfaden geht es bergauf




                  Erste Ausblicke

                  Im Schutz des Waldes geht es auf schönen Pfaden direkt an einem Bachlauf leicht bergauf. Abseits des Weges sind allerlei Schmetterlinge und andere Insekten auf der Suche nach Nektar. Zu unserer großen Freude sehen wir auch eine kleine Echse sich in der Sonne wärmen, da wir auf dem Trockenmauerweg auf Mallorca zu unserer großen Überraschung keine gesehen haben. Eins zu null für den Borjomi-Nationalpark. Der Pfad wird schmaler und wir laufen nun auch ein paar Meter oberhalb des Bachlaufs. Mischwald löst die zahlreichen Kiefern ab. Wir stoßen wieder auf einen größeren Schotterweg, von dem aber gleich wieder ein kleiner Pfad abzweigt. Auf dem verwurzelten Weg geht es steil bergauf, ohne Schnörkel, ohne Serpentinen. Auch unter dem Blätter- und Nadeldach wird es wärmer und uns treibt es den Schweiß aus den Poren. Wir schichten unser Gepäck etwas um und gehen weiter aufwärts. Bald erreichen wir eine Weggabelung, vor der ein Stein liegt und eine Entscheidung von uns fordert. Wir überlegen kurz und folgen nun den blauen Markierungen. Der Panoramatrail 3 führt aber erstmal gar nicht so hoch hinaus, wo man ein Panorama eigentlich vermuten würde, sondern steil bergab, bis wir den Bachlauf wieder erreichen. Über eine kleine Brücke überqueren wir den Bach und kämpfen uns durch hohes Gras zur Weiterführung des Weges.


                  Nun müssen wir eine Entscheidung fällen: Der Stein, der auf die Trennung von Trail 2 und 3 hinweist


                  Wo ist der Weg hin?








                  Langsam aber stetig geht es nun doch aufwärts und immer wieder erhaschen wir durch die Äste erste Blicke in die Ferne. Immer wieder brauchen wir kleine Verschnaufspausen, die Zeit auf der Exkursion hat uns faul und träge werden lassen ;) Kurz bevor wir zur Reduktion des Rucksackgewichts eine Essenspause einlegen möchten, treffen wir auf eine Wanderin, die am Morgen am Amarati Shelter gestartet ist. Auf unsere neugierigen Fragen, wie weit es bis dorthin noch sei, weicht sie aus und erzählt stattdessen, dass sie selbst gestern auf Trail 2 gehend erst bei Dunkelheit am Shelter angekommen sei. Oh je…so richtig bereuen können wir aber die Entscheidung, den längeren Panorama-Trail gewählt zu haben auch nach dem Essen nicht wirklich. Es ist einfach viel zu schön hier zu wandern auf den tollen Wegen, die uns weiterhin bergauf führen. Wir durchstoßen die Baumgrenze und sehen, dass es bis zum Gratweg noch etwa 150 Höhenmeter zu bewältigen gibt. Was sich jetzt so in Nachhinein nach lockerem Spaziergang mit schöner Aussicht anhört, war, zumindest für mich, wahnsinnig anstrengend, was wohl vor allem an dem dreiwöchigen Lotterleben davor liegt. Allerdings ist auch in guter Verfassung zu berücksichtigen, dass ein „einfacher Wanderweg“ in Georgien etwas ganz anderes ist, als ein Wanderweg mit entsprechendem Titel im Schwarzwald.






                  Die letzten Schritte nach oben



                  Oben angekommen –überall blüht Enzian – haben wir sehr schöne Ausblicke über die Berge des Borjomi-Nationalparks und wandern mit dieser Aussicht in stetigem Auf und Ab entlang des Grates. Die Markierung des Weges ist hier sehr spärlich und wir folgen größtenteils den kleinen Trampelpfaden im Gras. Dies wird aber zunehmend schwieriger und als wir dann für längere Zeit gar keine Markierungen mehr sehen, kommen erste Zweifel auf, ob wir überhaupt noch richtig sind. Nach kurzer und erfolgloser Wegsuche entscheiden wir uns, bis zur letzten Markierung zurückzulaufen um uns dort neu zu orientieren. Die Karte ist hier leider keine große Hilfe. Nachdem wir die letzte Zeit meist links des Grates gelaufen sind, laufe ich ganz nach oben und erkenne auf der anderen Seite recht deutlich ausgetretene Pfade, die sich auch als der gesuchte Weg herausstellen. Trotz der verlorenen Zeit von etwa einer Stunde, und der Anstrengung, die nötig war, um wieder hierauf zu kommen, schöpfen wir neuen Mut und geben Gas.





















                  Wir bewegen uns etwa 20 Meter unterhalb des Grates auf von Rhododendron gesäumten Pfaden. Es ist mittlerweile 19 Uhr und die Sonne verliert spürbar an Kraft. Die einsetzende Dämmerung treibt uns weiter nach vorne, als Momo plötzlich aufgeschreckt wird und dann höre ich es auch deutlich: ein Bär. Hin- und hergerissen zwischen „Mein Gott, ein Bär und wir müssen heute vielleicht draußen schlafen, weil wir den Weg nicht finden und vielleicht hat er ja Hunger“ und „Lass uns bitte, bitte stehen bleiben und warten, ich hab doch noch nie einen Bär gesehen!“ bekommen wir ihn aber nicht zu Gesicht, wahrscheinlich wird er von unserem Angstschweiß und unserem motivierten Stockgeklapper vertrieben ;)




                  Unsere Waden werden vom Rhododendron gekitzelt


                  Langsam aber sicher geht die Sonne unter

                  Als die Sonne untergeht und am Himmel bereits der Vollmond hell leuchtet, ist immer noch kein Shelter in Sicht. Im Vollmondlicht wandern wir noch etwa eine dreiviertel Stunde. Wir erreichen eine Ebene, wo laut unserer Karte irgendwo das Shelter sein muss. Langsam vermuten wir, dass ein Zweitklässler die Karte gemalt hat Wir hören in der Ferne einen Hund bellen, folgen der Lärmquelle und sehen recht schnell dann auch ein Lagerfeuer brennen. Mehr durch Zufall stoßen wir auf ein im Boden steckendes Schild mit einer aufgedruckten Karte. Laut dieser müssen wir noch mal knapp 2 Kilometer in Richtung des Lagerfeuers laufen.

                  Gegen halb zehn erreichen wir nach einem knackigen Abstieg das Amarati Shelter. Am Lagerfeuer sitzen vier Deutsche und zwei Amerikaner, die alle gerade auf dem Weg ins Bett sind und sich etwas wundern ob unserer späten Ankunft. Wir sind ganz schön erschöpft und bekommen nur mit halben Ohr mit, dass die zwei Amerikaner die ganze Zeit etwas von ‚Thunderstorm’ brabbeln und morgen so schnell wie möglich aus dem Park möchten. Momo und ich essen zu Abend und nehmen dann das Angebot gerne an, in den zwei freien Betten im Shelter zu schlafen.

                  Die gekaufte Karte ist äußerst hilfreich zur Makroorientierung und Routenplanung, aber zur Wegfindung einfach untauglich. Doch schon bevor wir in unsere Schlafsäcke krabbeln, können wir darüber lachen und erfreuen uns an dem heute erlebten kleinen Abenteuer mit gutem Ausgang.

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                  • sudobringbeer
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                    Fuchs
                    • 20.05.2016
                    • 2487
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

                    Wunderbarer Trip und super Fotos!

                    Wer wie ich beim Anblick der Basaltfelsen direkt an seinen nächsten Kletterurlaub gedacht hat muss leider enttäuscht werden. Ist wohl verboten mittlerweile. http://uptherocks.com/index.php/armenia-basalt-column-climbing-ban
                    Zuletzt geändert von sudobringbeer; 12.05.2017, 08:23. Grund: Link geändert

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                    • AlfBerlin
                      Lebt im Forum
                      • 16.09.2013
                      • 5073
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                      #11
                      AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

                      Da bin ich ja mal gespannt wie Ihr das Gewitter übersteht.

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                      • LewisTolleni
                        Gerne im Forum
                        • 29.09.2015
                        • 56
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                        #12
                        AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

                        Tag 23, Mine’s not a high horse: Fast bis zum Sametskhvario

                        Penetrante Zahnbürst-Geräusche wecken mich früh am Morgen aus dem Tiefschlaf. Schnell schlafe ich aber wieder ein und bis ich wieder aufwache sind alle schon weg – bis auf Momo natürlich. Die heutige Strecke ist zwar auch wieder etwa 18 Kilometer lang (9 km hin, 9 km zurück), allerdings scheint es vom Höhenprofil deutlich leichter zu gehen zu sein laut Karte. Ob ich ihr vertrauen soll?
                        Wir frühstücken leckeres Müsli und besprechen den Tag. Momo eröffnet mir, dass sie heute ‚noch wichtige Termine’ hat und sie deshalb leider nicht mitkommen kann


                        Shelter



                        Sie verbringt ihren Tag damit, in der Hütte zu entspannen, das Zelt aufzubauen, Tagebuch zu schreiben und mit der Anfertigung einer ausführlichen Vogel-Liste und geht etwas spazieren, um die müden Knochen zu bewegen.

                        Ich stattdessen möchte eigentlich schon ganz gerne den Aufstieg auf den Sametskhvario wagen, auch wenn ich den gestrigen Tag noch spüre. So widerstehe ich also der Verlockung eines Faulenz-Tages und mache mich auf zur Ebene, bei der wir gestern spät abends noch das Wegschild gefunden haben. Vorher habe ich noch alles Schwere aus meinem Rucksack in der Hütte zurückgelassen und nur etwas Proviant und frisches Quellwasser aus dem Brunnen vor der Hütte dabei.


                        Immer wieder passieren wir verlassene Hütten






                        An dieser Stelle etwa haben wir am Abend zuvor das Lagerfeuer brennen sehen...


                        ...und hier sind wir vorher bei Dunkelheit umhergeirrt

                        Oben am Schild angekommen bin ich schon ordentlich am Pumpen, die hier grasenden Pferde lassen sich davon aber nicht stören. Ich versuche kurz, unseren gestrigen Irrlauf auf der Ebene zu rekonstruieren, schlage dann aber den Weg auf Trail 2 ein Richtung Sametskhvario ein. Langsam schlängelt sich der kleine Pfad an den Bergrücken aufwärts. Der eigentliche Weg bleibt hier aber, wie gestern auch, sehr schwer zu erkennen, da es aus einem Labyrinth an potentiell möglichen Wegen zu wählen gilt.















                        Irgendwann fällt mir auf, dass an manchen Stellen sehr viele Pferdeäpfel liegen und ich erinnere mich, dass die Trails auch als geführte Tour auf Pferden angeboten werden. Statt den spärlichen Markierungen oder meiner Intuition zu folgen, weisen mir nun die Pferdäpfel den Weg, bis der Mt. Amarati (2354m) als Zwischenstation in meinem Blickfeld auftaucht. Hier ist der Weg wieder eindeutig erkennbar und führt geradewegs zum Gipfel.


                        Rhododendron, soweit das Auge reicht














                        In der Ferne sieht man, wie es wieder bergauf geht


                        Der Weg führt allerdings nicht ganz zum Gipfel, sondern etwas unterhalb vorbei. Hier erstreckt sich eine komplett mit Rhododendron bewachsene Bergflanke. Im Rhododendrongarten führt der Weg sanft aber stetig bergab. Ich umkurve einige Felsen und erreiche nach ein paar Serpentinen abwärts die tiefste Stelle, an der auch der Trail 9 abzweigt, den wir morgen dann entlanglaufen wollen. Ich nasche einen Müsliriegel und mache mich auf den neuerlichen Aufstieg. Kleine Pfade werden immer wieder unterbrochen durch größere Steine. Es wird auch wieder etwas steiler bevor ich eine Bergkuppe erreiche.






                        Ich lege mich ins Gras und sehe von dort den nun noch etwa 2 Kilometer entfernten Sametskhvario. Ich esse Brot und Käse und schließe etwas meine Augen – ich bin gut in der Zeit und kann mir ein kleines Nickerchen gönnen. Als ich zwanzig Minuten später meine Augen aufmache, sehe ich allerdings keinen Sametskhvario mehr, sondern das hier:


                        Vorher


                        Nachher

                        Mir schießt durch den Kopf, was die Amerikaner gestern gesagt haben: „Thunderstorm! Thunderstorm!“ Ich beobachte, wie die Wolken um den Sametskhvario immer dichter werden und näher kommen und wie es auch hinter mir zuzieht. Ich entscheide mich recht schnell, zurück zum Shelter zu gehen. Meine Sicht schränkt sich schnell ein und bald sehe ich keine 20 Meter weit mehr. Pünktlich als ich den Mt. Amarati überquere beginnt es zu regnen und in der Ferne höre ich dunkles Donnergrollen.


                        Mit rasender Geschwindigkeit zieht es die Wolken ins Tal



                        Der Regen wird allerdings wieder schwächer, je näher die Ebene vorm Shelter rückt. Dort sehe ich Momo bei der Vogelbeobachtung und kann sie gar nicht hämisch fragen, ob sie ihrem Orientierungssinn nicht etwas viel zutraut, hier hoch zu kommen, sondern bekomme nur ein: „Donner! Grollen! Thunderstorm!“ heraus. Sie hat keine andere Wahl als mit mir zurück zum Shelter zu kommen, wo frecherweise die Sonne über unser lacht. Wir bauen das Zelt ab und machen es uns so lange vor dem Shelter gemütlich, bis nach zwei Stunden tatsächlich die ersten Regentropfen noch schüchtern fallen. Im Shelter dann treffen wir die letzten Vorbereitungen für einen Massage-Zirkel zur gegenseitigen Erholung der verspannten und geschundenen Rücken. Gerade als ich meine Hände stretche und überlege, für was Momo überhaupt eine Massage verdient hat, klopft es am Fenster des Shelters und ein breit grinsender Mann sagt: „Servus!“ Er kommt herein und als wir ihn willkommen heißen, fragt er ganz verdutzt, warum wir deutsch mit ihm reden. „Naja…du hast doch Servus gesagt?!“


                        Am Abend, in der Sonne die Zeit genießend

                        Wir verbringen einen lustigen Abend mit Constantin (draußen, es regnet mittlerweile nicht mehr) und gehen eine Proviantsymbiose mit ihm ein. Er teilt mit uns seinen Broccoli-Couscous, dafür erhält er im Gegenzug Fladenbrot, Auberginencrème und Käse. Das vor dem Shelter gefundene Nutella wird fair geteilt.

                        Gegen zehn Uhr gehen wir ins Shelter und beziehen unsere Stockbetten. Jeder hat sein eigenes, da niemand anderes mehr angekommen ist. Wir erzählen Constantin unseren Plan für den Rest der Wanderung und er erwägt uns zu begleiten. Wir stellen den Wecker auf 6:30 und machen den morgigen Tag vom Wetter abhängig.

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                        • LewisTolleni
                          Gerne im Forum
                          • 29.09.2015
                          • 56
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

                          Tag 24, Tschatscha in the jar – Mit kalten Füßen zum Lomismta Shelter

                          Nachts peitschen Wind und Regen unablässig gegen die Fenster des Shelters und werden unterstützt durch regelmäßiges Donnergrollen. Auch als der Wecker um 6:30 Uhr klingelt, kennt das Wetter keine Gnade und nach kurzer Lagebesprechung drehe ich mich wieder um in meinem Schlafsack.

                          Als ich später wieder aufwache ist es draußen ruhig. Mit Momo, die auch wach ist, folgt Lagebesprechung II. Im Minutentakt wechselt unser Entschluss von „Komm, lass uns losgehen“ zu „Lass mal lieber hierbleiben“ und wieder zurück. Zwar hat es aufgehört zu regnen, dennoch beschränkt dichter Nebel unsere Sicht. Gerade aufgrund der bisherigen Wegfindungsprobleme der letzten beiden Tage sind das natürlich keine optimalen Bedingungen. Im Stockbett auf der anderen Seite des Raums meint Constantin dann, dass er mitkommen würde und so stehen wir keine zwanzig Minuten später gegen 9:00 Uhr abmarschbereit vor dem Shelter. Da ich den Weg über den Mt. Amarati bis zur Wegabzweigung von Trail 3 und Trail 9 bereits kenne, setze ich mich an die Spitze und gehe in den Nebel voraus. Die ersten knapp zwei Kilometer hoch zur Ebene mit dem Wegschild laufen scheinbar problemlos und als ich mich umdrehe um zu fragen, ob alles in Ordnung ist, sehe ich, dass wir ein Problem haben. Wo ist Constantin? Haben wir es tatsächlich jetzt schon geschafft, uns zu verlieren Während Momobeim Wegschild vom Nebel verschluckte Rufe nach Constantin ausruft, Suche ich die neblige Ebene ab. Niemand da außer Pferde. Ich gehe die ersten paar Meter des Trails 2 in Richtung Sametskhvario und sehe dann Constantin abermals breit grinsend am ersten Markierungspfosten stehen: „Wo habt ihr denn gesteckt?“

                          Es beginnt zu nieseln und bald stärker zu regnen und als wir den Mt. Amarati erreichen (ohne Aussichten so wie gestern noch), sind insbesondere meine Füße schon feucht, da wir ausschließlich durch knöchelhohes Gras laufen, das vom Regen in der Nacht nass ist. Unsere kalten Fingerchen schaffen es kaum, die Trinkflasche zu öffnen, als wir eine kleine Pause einlegen. Oben am Mt. Amarati diskutieren wir, ob wir weiter gehen sollen. Wenn wir umkehren, dann ist jetzt der letzte sinnvolle Moment dazu, bevor es nun ins Tal geht. Momo entscheidet, dass unsere Wanderung weitergeht und nur ein Ziel kennt: Lomismta-Shelter. Ob das weise ist, Momo entscheiden zu lassen? Sie schwebt nämlich auf einer Wolke der Euphorie, nachdem sie ein Kaukasus-Birkhuhn gesehen hat.


                          Vor wenigen Minuten standen wir noch dort oben











                          Hier auf der anderen Seite des Berges zeigt das Wetter ein ganz anderes Gesicht. Kein Regen, kein Nebel und als wir uns durch den Rhododendron bewegen scheint sogar mal die Sonne durch. Schweinekalt ist es aufgrund unserer Nässe und des doch recht frischen Windes trotzdem. Wir erreichen die Weggabelung und folgen nun den gelben Markierungen des Trail 9 weiter leicht bergab laufend. Es macht Spaß auf den kleinen Wegen durch die saftigen Wiesen an den Berghängen zu wandern. In der Ferne sehen wir den Mt Amarati, wo wir gerade noch standen und auch einige verlassen Hütten. Wir überqueren immer wieder Sturzbäche aus dem Gebirge, bis wir ein größeres verlassenes Areal erreichen, das einst eine Schäferhütte war. Hier ist die Wegfindung wieder sehr kompliziert: keine Markierungen und eine Vielzahl gut ausgetretener Wege, die unsere sein könnten. „Ein sich selbst ernährendes Chaos“, bringt Constantin es auf den Punkt. Wir folgen den immer kleiner werdenden und irgendwann verschwindenden Pfaden durch den Wald und gelangen zu einer Lichtung. Auf der anderen Seite der Lichtung können wir Bewegungen wahrnehmen und sehen, wie ein Wolf in den Wald verschwindet. Dieser Umweg hat sich gelohnt. Wir sind offensichtlich falsch und kehren zur Schäferhütte zurück und überqueren noch mal den Sturzbach und treffen dann diesem folgend wieder auf gelbe Markierungen. Wir folgen diesen steiler bergab gehend und erreichen schnell eine weitere ehemalige Hütte, bei der wir eine Mittagspause einlegen.







                          Das Wetter hält und der Weg seine Versprechungen. Wir erreichen den Bach im Tal und wandern entlang dessen Lauf mal bergauf, mal bergab, überqueren ihn hin und wieder und versuchen den besonders matschigen Stellen und umgestürzten Bäumen auszuweichen. Teilweise ist es richtig wild hier. Nach einiger Zeit geht es wieder bergauf und der Bach verschwindet im Dickicht unter uns. Alle gehen ihr eigenes Tempo und hängen ihren Gedanken nach, was etwas sehr Meditatives hat.


                          Mitunter wird es olympisch: 3000m Hürden



                          Wir erreichen den vorerst höchsten Punkt und folgen nun dem bewaldeten Kammweg, der uns immer wieder schöne Aussichten auf die ebenso bewaldeten Bergkuppen in der Umgebung ermöglicht. So verbringen wir etwa die nächsten zwei Stunden. Über unseren Köpfen vertreibt die Sonne die Wolken und als wir aus dem Wald treten und auf eine Lichtung mit verlassener Schäferhütte treffen blendet sie uns. Wir sind gut in der Zeit und vor uns wartet noch ein letzter Aufstieg von etwa 200 Höhenmetern. Oben in der Ferne sehen wir schon das Wegschild, wo sich Trail 9 und Trail 1 treffen.




                          Der "U-Bahnplan" zeigt uns den Weg













                          Getrocknete Datteln geben uns die nötige Energie und nach einem letzten Kraftakt lassen wir die Wiesen hinter uns. Laut Karte müssen wir nun eigentlich nur noch einen Gipfel umrunden um zum Lomismta-Shelter zu gelangen. In strahlendem Sonnenschein folgen wir nun blauen Markierungen auf schönen Pfaden hin zu der kahlen Bergkuppe. Aus dem Tal steigen Zuckerwatten-Wolken auf und ehe wir uns versehen können verschwinden wir selbst darin.


                          Hier ist die Freiheit wahrlich grenzenlos



                          Dafür ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, denn wir verlieren abermals den Pfad, aber nach kurzer Suche haben wir ihn wieder. So geht es ein Weilchen weiter, da hier im Nebel in den Wiesen, auf denen wir nun laufen, keine Markierungen zu erkennen sind. In der Ferne sehen wir Rauch in einer Hütte aufsteigen und vermuten, dass dies die letzte vor dem Shelter eingezeichnete ist. Abermals auf Wiesen gehen wir dorthin bergab. Zwei Georgier bestätigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und nach weiteren zehn Minuten durch Wald sehen wir das Lomismta Shelter.


                          Gerade noch so können wir die Hirtenhütte in der Ferne erkennen





                          Dort sitzen bereits drei Georgier am Lagerfeuer und auch im Shelter haben sie den Ofen angeheizt. Wir sind herzlich willkommen darin und hängen unsere nasse Kleidung zum Trocknen auf. Ich hole Wasser an der 200m entfernten Quelle und dann essen wir gemeinsam zu Abend (Constantins Broccoli-Nudeln, unser Fladenbrot, Käse und Auberginenpaste) und setzen uns dann zu den anderen ans Lagerfeuer. Die drei Georgier in unserem Alter freuen sich über unsere Gesellschaft am herrlich wärmenden Lagerfeuer und wir können uns auch recht gut auf Englisch unterhalten. Wir bekommen reichlich Tschatscha, georgischen Trauben-Wodka, eingeschenkt und dazu süßen, kalten Kaffee gereicht.


                          Am Lagerfeuer wärmen wir unsere Körper von Außen und Innen

                          Als sie erfahren, dass heute mein Geburtstag ist, bekomme ich dreimal nachgeschenkt (den Tschatscha natürlich) und sie beginnen zu singen. „An den Geburtstag wirst du dich immer erinnern, oder weißt du noch, was Du an deinem 21. gemacht hast?“ Ich komme nicht drauf. Spät nach Mitternacht torkle ich ins Bett. Nach dem anstrengenden Tag haut der Tschatscha voll rein und alles dreht sich, als ich im Stockbett liege. Mir fällt wieder ein, was ich am 21. Geburtstag gemacht habe: ich war im Praktikum arbeiten.

                          Kommentar


                          • LewisTolleni
                            Gerne im Forum
                            • 29.09.2015
                            • 56
                            • Privat

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                            #14
                            AW: [AM/GE] Aragats, Armash-Teiche und Bordjomi-Charagauli-NP: "Easy, but beauti

                            Tag 25, Rüssel an Schwanz: Letzter Tag im Borjomi-Nationalpark

                            Der Duft frisch gekochten Kaffees holt uns gegen 08:00 Uhr aus dem Schlaf. Die georgischen Jungs teilen diesen zu Momos Freude mit uns und bereichern damit unser Frühstück. Gemeinsam packen wir ein letztes Mal im Borjomi-Nationalpark unsere Sachen. Nicht alles ist über die Nacht getrocknet, insbesondere meine Schuhe sind noch feucht.


                            Von hier kamen wir am Vorabend bei Dunkelheit zum Shelter



                            Zwar sind die Georgier etwas schneller unterwegs als wir, machen aber (noch) mehr Fotos als ich und so gehen wir in der Summe etwa im gleichen Tempo. Die Pfade sind gut begehbar und die ersten zwei Stunden laufen wir mehr oder weniger eben mal im Wald, mal durch Wiesen. Ausblicke erhalten wir nicht so oft, wenn uns aber mal kein Baum die Sicht versperrt, sehen wir bewachsene Hügel so weit das Auge reicht. Die Georgier studieren allesamt in Tiflis und trampen des Öfteren nach Borjomi und verbringen dann ein paar Tage mit Dosenfutter und Tschatscha im Lomismta-Shelter. Sie kennen den Weg hierher und zurück auswendig und zeigen uns jede Möglichkeit, wie man kurze, steile und unangenehme Anstiege umgehen kann.













                            Um die Mittagszeit setzen Momo, Constantin und ich uns ins Gras zur Mittagspause und verabschieden uns von den Jungs. Wir kratzen die letzten Krümel des Fladenbrots und der Lebkuchen zusammen und lassen uns noch etwas von den beißenden Riesen-Ameisen in der Sonne liegend piesacken, bevor wir dann wieder aufbrechen. Der restliche Weg lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: auf schönen Pfaden geht es im Schatten des Waldes bergab.



                            Bei der Likani-Rancher-Station treffen wir eine Familie aus Dubai, mit der wir uns kurz unterhalten. Nach einer halben Stunde Fußmarsch durch den kleinen Ort Likani erreichen wir die Hauptstraße nach Borjomi, von wo uns ein Taxifahrer für zwei Lari in fünf Minuten zum Nationalparkzentrum bringt. Momo holt unsere Sachen aus dem Schließfach während Constantin und ich uns ein Taxi organisieren, das uns zu den heißen Quellen oberhalb der Stadt fährt, die sich dann allerdings nur als lauwarm herausstellen. Es tut dennoch äußert gut, sich den Schweiß und Dreck der letzten vier Tage vom Leib zu waschen. Wir laufen am Fluss entlang zurück in die Stadt durch eine Art Vergnügungspark, in dem es neben Achterbahn auch Flugsimulator, Schiffschaukel, Kettenkarussell diverse andere Kirmes- und Souvenirstände gibt. Ich fühle mich wie in einem Realität gewordenen RollerCoaster Spiel, was nach der Einsamkeit und Ruhe des Nationalparks definitiv etwas zu viel ist!




                            Der Weg von den heißen Quellen nach Borjomi führt uns zuerst am Fluss entlang und dann durch eine Art Freizeitpark





                            In einem Straßenlokal essen wir zu Abend und probieren uns einmal quer durch die Speisekarte. Besonders gut schmecken uns khachapuri (gebackenes Käsebrot), khacho (Reissuppe mit Rindfleisch, lobio (Bohnenpaste), ostri (Rindfleischeintopf) und natürlich Chinkali (Teigtaschen). Das trockene Maisbrot spült eine im Geschmack nicht weiter definierbare Limonade herunter.

                            Wir trödeln langsam in die Stadt (wir sind ja schließlich die letzten Tage genug gelaufen), kaufen Kekse für den Abend und bekommen direkt neben dem Bahnhof ein Hotelzimmer für 40 Lari alle zusammen (ca. 15 Euro). Während wir unsere Kekse naschen erfährt Momo, dass der Plan mit ihrer neuen Wohnung funktioniert und wird so schnell überredet, die neueste Sendung mit Jan Böhmermann anzuschauen, deren Ende nur ich mitbekomme.


                            Tag 26 – Slow Train: Borjomi - Tiflis– Sighnari


                            Constantin hat von anderen Leuten erfahren, dass an diesem Wochenende ein Weinfest sei in Sighnari – das hört sich natürlich nach der einmaligen Gelegenheit an, auf unsere Reise anzustoßen und einen gebührenden Abschluss zu feiern. Wir wollen mit dem Zug zuerst nach Tiflis fahren, um von dort eine Marshrutka nach Sighnari zu nehmen. Um 5:45 stehen wir knapp auf und laufen zum wie leergefegten Bahnhof, wo der Zug schon steht. Wir lösen unsere Tickets für zwei Lari (Appl und Ei €) und holen unser Frühstück während der fünfstündigen Zugfahrt nach. Der Zug ist komfortabel. Auf den zahlreichen Zwischenhalten steigen immer mehr Leute zu und bis wir in Tiflis ankommen, ist der Zug auch voll. Mit der Metro wollen wir zur Station Dedube fahren, wo abermals unsere Marshrutka abfährt. Dabei verlieren wir beinahe Momo, die es im Gegensatz zu Constantin und mir in die erste U-Bahn schafft und uns in Dedube am Bahnsteig empfängt.


                            Am Hauptbahnhof in Tiflis


                            An einem Straßenmarkt können wir uns mit frischem Obst und Getränken eindecken

                            Wir haben noch ausreichend Zeit und verbringen die Wartezeit am Markt nebenan, trinken frisch gemahlenen Kaffee aus einem kleinen Hinterhof-Kiosk und kaufen frische Pflaumen. In der Marshrutka unterhalten wir uns mit einem russischen Pärchen, mit dem wir uns auf den Abend in Sighnari zum Essen verabreden. Nach zweistündiger Fahrt (mit tollen Ausblicken in die Landschaft) erreichen wir Sighnari. Noch nicht mal aus dem Auto ausgestiegen, werden wir schon von einer älteren, kleinen Frau an den Armen gepackt und zu ihrem Haus an der Hauptstraße gebracht. Die einzigen zwei Worte, die wir von ihr verstehen, ist, dass sie ‚Mama Dodo’ sei. 15 Lari bezahlt jeder für eine Nacht mit Frühstück in unserem Dreierzimmer – Vorausgesetzt natürlich, dass Momo im Einzelbett schläft oO


                            Der Blick vom Balkon auf die Hauptstraße


                            In Sighnari











                            Momo bleibt zu Erholungszwecken im Zimmer während Constantin und ich uns im Ort auf die Suche nach dem Weinfest machen. Wir finden zwar eine Art Autoparcourmeisterschaft, viele schöne Kirchen und Aussichten ins Tal und bis zum kleinen Kaukasus, ein Weinfest ist aber weit und breit nicht zu sehen. Die Enttäuschung spülen Constantin und ich erstmal auf einer Sonnenterasse mit einem Viertele Wein herunter. Wir kehren zurück in die Unterkunft, vorsichtig gehen wir die zahlreichen Holztreppen hinauf und ruhen uns noch ein wenig mit Momo aus. Am Abend gehen wir mit dem russischen Pärchen lecker essen (es gibt Aubergine, Spinat und rote Beete mit Walnuss, Khinkali, Rotwein & Birnenlimonade). In einer Weinbar lassen wir den Abend ausklingen.


                            Tag 27, It’s all over now


                            Mama Dodo weckt uns pünktlich zum Frühstück um 08:00 Uhr und hat uns liebevoll Brot, Früchtepüree, warmes Apfelmus, Eier und Salat gerichtet. Gerade noch so rechtzeitig erreichen wir am Marktplatz die um 09:00 Uhr fahrende Marshrutka, in der uns Mama Dodo gerade noch so Plätze sichern kann.

                            In Tiflis verabschieden wir uns von Constantin, mit dem wir eine schöne und amüsante gemeinsame Zeit hatten. Vom Hauptbahnhof fährt unsere Marshrutka nach Jerewan. Die zwei Stunden Wartezeit verbringen wir auf einem Markt, kaufen Brot und Getränke und setzen uns an den Straßenrand. Wir werden von einem Mann angequatscht, der uns seine Lebensgeschichte erzählt. Brot und Fanta wandern in seinen Besitz und wir machen uns auf den Weg zur Marshrutka, die uns bis zum Abend nach Jerewan bringt.

                            Auf dem Weg sehen wir den Aragats, auf dem wir letzte Woche selbst noch gestanden sind, dessen Kuppen schon mit Schnee berieselt sind. Da das Envoy-Hostel, in dem wir in der letzten Woche in Jerewan untergebracht waren, bereits ausgebucht ist für die Nacht, kommen wir gegenüber im ebenso schönen Hostel unter und sind nach dem anstrengenden Reisetag zu nichts mehr zu gebrauchen.


                            Tag 28, Letzter Tag in Jerewan

                            Der letzte Tag unserer Reise wird gemütlich angegangen. Wir frühstücken ausgiebig, schreiben Postkarten und bringen sie zu einem der wenigen Postämter in der Stadt, kaufen ein weiteres Mal Souvenirs auf dem Basar und besuchen Evgenij und seine Familie, wo wir auch unser Gepäck gelagert haben. Am Abend wollen wir uns noch ein letztes Mal mit Tatevik an den Kaskaden treffen. Gerade als wir in die Stadt gehen wollen werden wir von einem Mann abgepasst, und ehe wir uns versehen können, hat Momo ein riesiges Diadem um den Hals hängen. Wir wissen nicht so wirklich, wie wir reagieren sollen und zumindest ich denke zuerst, dass das ein dreister Straßenverkäufer ist. Doch schnell stellt sich heraus, dass er Tatevik kennt und sie beeindrucken möchte. Das Diadem erhält Momo als Geschenk und wir werden anschließend in ein besonders schickes Restaurant eingeladen – Widerspruch ist zwecklos. Wir verbringen einen geselligen Abend, Speisen lecker zu Abend und stoßen diverse Male auf meinen mittlerweile schon Tage zurückliegenden Geburtstag, unsere Reise und natürlich die Freundschaft an.

                            Resümee
                            Wird dem Erlebten in seiner Fülle eigentlich nicht gerecht. Die Tage, von denen Reisebericht erzählt, waren großartig.

                            Die Besteigung des Aragats ist m.M. aufgrund der Aussicht für jeden Hobby-Spaziergänger ein Muss. Für die Amarsh-Teiche ist dann aber doch ein besonderes Interesse an der Ornithologie nicht schlecht, damit ein Besuch dort Sinn macht, zumal vorher eine Begehungserlaubnis eingeholt werden muss.
                            Die Wanderung im Borjomi-Nationalpark hatte es in sich. Wie Gor meinte war die Natur schön, aber einfach war es für uns keinesfalls. Insbesondere die Wegsuche hat uns viele Stunden und Nerven gekostet. Alles in allem würde ich die Wanderung aber genau so wieder machen, da das Erlebte alles aufwiegt. Vor allem muss man bedenken, dass wir dorthin mehr oder weniger spontan gefahren sind und gar nicht so genau wussten, was überhaupt auf uns zukommt.
                            Abgesehen davon sind Armenien und Georgien, soweit wir beide Länder kennenlernen durften, beide besonders auf ihre eigene Weise und beheimaten herzensgute Menschen, für die alleine eine Reise dorthin sich lohnen würde.

                            Nachdem ich mich dem Vor-Resumee von Lewis nur anschließen kann, will ich mein Fazit hauptsächlich auf die Ornithologie beschränken, weil die im Bericht doch etwas zu kurz kam ;) Obwohl wir Ende August, Anfang September da waren, was ornithologisch vielleicht nicht die beste Zeit ist, bin ich rundum zufrieden nach der Exkursion mit anschließender Wanderung nach Hause geflogen. Begrüßt wurden wir in unserem Camp direkt von einem rufenden Blutspecht sowie überfliegenden Bienenfressern. Die Bienenfresser begleiteten unsere komplette Exkursion und wurden beinahe zu einem andauernden Hintergrundgeräusch an das man sich gut hätte gewöhnen können. Während unserer Exkursion bekamen wir vor allem die Gelegenheit von extensiver Landwirtschaft geprägte Gebiete sowie wunderschöne Schluchten und Berglandschaften zu erkunden. Diese waren zu unserer Reisezeit vor allem für Greifvögel besonders attraktiv. Interessant wären mit Sicherheit auch die Steppenlandschaften in der Mitte des Landes gewesen, die wir uns aber programmbedingt nicht anschauen konnten. Ornithologisch besonders spannende Orte im Verlauf der Exkursion – sehr subjektiv gehalten, da persönliche Highlights - waren eine Oliven-, Feigen- und Granatapfelplantage kurz vor der Stadt Meghri: Kurzfangsperber, Chukarhühner, Wachtel, Karmingimpel, unbestimmte Spötter, das Kloster Geghard: Kurzfangsperber, Blaumerle, Steinrötel, Klippenkleiber, das Höhlendorf Chndoresk: Schmutzgeier, Wanderfalke und die Festung Umberd: Zippammern, Bartgeier. Nicht zu vergessen die zuvor schon genannten Armash-Teiche. Zwischendurch und währenddessen wurden die drei Wochen Exkursion abgerundet durch viele andere schöne Beobachtungen, unter anderem Gänse- und Mönchsgeier, Steppenadler, Nonnen- und Mittelmeer-Steinschmätzer.


                            Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Freude beim Lesen, bis zum nächsten Bericht
                            Lewis

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