[PE] Über den Wolken auf 6075 m - Besteigung des Chachani

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    [PE] Über den Wolken auf 6075 m - Besteigung des Chachani

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Land: Anden, Arequipa, Peru
    Dauer: 11.-12.03.2017, 2 Tage

    Nachdem OutofSaigon seine Chachani-Besteigung im September 2011 hier schon beschrieben hat, möchte ich den Berg (und die beiden Tage, an denen ich ihn bestiegen habe) mal zu einer anderen Jahreszeit vorstellen. Die Regenzeit hat Peru im März noch im Griff (im Norden zurzeit viel zu sehr ), aber weil die Wettervorhersage passte, entschloss ich mich, mit der Agentur Wayki Trek (mit denen ich sehr zufrieden war) den Gipfel zu versuchen.







    Tag 1
    Wanderung zum Basislager

    11.03.2017

    Wir stiegen aus dem Jeep aus, der uns auf knapp 5000 Meter brachte. Die Luft war hier spürbar knapper als 2500 Meter weiter unten in Arequipa. Uns peitschte kalter Wind und leichter Hagel ins Gesicht. Wir verloren nicht viel Zeit, luden unsere Rucksäcke vom Auto ab, zogen noch eine Schicht mehr an und wanderten los. Ganz gemächlich ging es auf einem leichten Pfad an einer Bergflanke entlang, rechts eröffnete sich ein großes Tal mit großen Felsstürzen. Das wandern mit dem schweren Rucksack war in dieser Höhe ungewohnt anstrengend, aber unsere Guides Gaston und Dario schlugen ein gemächliches Tempo an.











    Unsere Gruppe bestand neben mir und den beiden Guides noch aus Logan aus den USA, der aber in Lima lebt, einem Pärchen aus Holland, Jolijn und Roy, und Angel aus Peru, ebenfalls aus Lima.
    Auf der Hälfte des Weges mussten wir einen Felssturz queren, wo man auch mal Hand an den Fels anlegen musste und nach 1,5 h erreichten wir das Basislager. Eine große sandige Fläche, von der wir auf die Nordseite des Chachani gucken konnten, wo sich in Zick-Zack-Pfaden die ausgetretenen Wege hochzogen.











    Nachdem wir unsere Zelte aufgestellt haben – wir hatten das Lager für uns allein – legten wir uns für eine Weile hin. Es war doch recht ungemütlich kalt…

    Nachdem Hagel und Regen endlich verstummt waren und auch das Donnergrollen weniger wurde, kamen wir wieder raus und sahen – alles weiß! Kein Zick-Zack-Pfad am Hang, kein sandiger Lagerplatz – alles weiß! Die Landschaft war wunderschön…









    Nach dem guten Abendbrot inkl. Vorsuppe, Reis, Schnitzelchen, Avocado und natürlich heißem Tee war ich noch ein wenig in der Gegend unterwegs, fror mir die Finger fast ab, aber konnte die wunderschöne Sonnenuntergangsstimmung genießen. Einmalig! Minütlich änderte sich die Lichtstimmung, die Sonne strahlte die Berge und Wolken in orange, rot, gelb und lila an. Que lindo!

















    Die Nacht begann um 18:30. Kopfschmerzen hatte ich keine, aber geschlafen habe ich trotzdem nicht viel. Ich schob es auf die Aufregung und den zu kleinen Schlafsack und das kurze Zelt. Ab 00:10 guckte ich im 5-Minuten-Abstand auf meine Uhr, um Punkt 01:00 war ich der erste der aus dem Zelt gekrochen kam.

    Tag 2
    Aufbruch Richtung Gipfel

    12.03.2017

    Der Lagerplatz war hell erleuchtet, der Vollmond schien auf den unberührten Schnee.

    Zum Frühstück brachte ich es nicht über mich, meine Handschuhe auszuziehen, um Brötchen zu schmieren – es war echt zu kalt! Und trockenes Brötchen mochte ich schon als Kind gern







    Langsam liefen wir im Stirnlampen- und Mondschein los. 1000 Höhenmeter warteten – in über 5000 Meter flößte mir das schon Respekt ein.



    Schon kurz nach dem Start fiel Angel immer wieder zurück. Nach 40 min entschloss er sich umzukehren. Auch für Logan war bald Schluss. Beide fühlten sich nicht besonders gut, auch wenn die Nacht wohl noch ok war. Soweit ich mitbekam, sind beide aber auch Freitag aus Lima (Meeresniveau) angereist, Samstag auf 5000 m gefahren und wollten Sonntag hoch. Nunja...

    Auf 5800 m war dann auch für Roy Feierabend. Auch er wurde immer langsamer und entschloss sich umzukehren.

    Dario, unser zweiter Guide, begleitete ihn nach unten, wie er es auch mit Angel und Logan tat, kam jedoch dieses Mal nicht wieder zu uns zurück, so machte ich mich mit Jolijn und Gaston allein auf den Weg, weiter Richtung Gipfel. Langsam wurde es hell, der Sonnenaufgang war wundervoll – wäre da nicht die Anstrengung gewesen







    Spätestens ab 5800 Metern fiel auch mir das Gehen immer schwerer. Das Gelände wurde etwas steiler und der Schnee machte die Sache nicht leichter. Gaston lief zwar immer voraus und spurte komplett, ab und zu sank man aber doch ein. In der Nähe des Gipfels zum Teil bis zum Knie. Das Rauswühlen hat jedes Mal eine Menge Kraft gekostet. So lief ich ein paar Schritte und verschnaufte wieder. Auch wenn das kontinuierliche Gehen mir deutlich besser gefällt – es war leider nicht drin. Glücklicherweise hatte ich aber keine Kopfschmerzen oder fühlte mich schwindelig, es war halt nur anstrengend. Die vielen Tage und Nächte zwischen 3000 und 4000 m in Bolivien haben sich nun ausgezahlt





    Aber irgendwann war es soweit. Wir standen am Kraterrand und Gaston sagte, es seien nur noch 15 min bis zum Gipfel. Es sah unendlich weit entfernt aus. Aber er behielt recht und um 07:15, 5 h nach dem Start, standen wir glücklich und kaputt, in den ersten Momenten nach Luft schnappend auf 6075 Metern über dem Meer. Wow. Das Wetter hätte besser nicht sein können und wir genossen eine wundervolle Fernsicht. Der unberührte Schnee um uns herum glitzerte in der Sonne, es wehte kaum ein Lüftchen und im Tal lag Arequipa, ganz still. Irgendwo da unten schlief Melli jetzt bestimmt noch Sie zog es dann doch vor, das Wochenende in Arequipa zu verbringen















    Wir hielten uns eine halbe Stunde auf und begannen dann den Abstieg. Der war entspannt und wir konnten im Schnee abwärts surfen und auf dem Po sitzend schlittern. Mit jedem Meter wurde die Luft dicker und wärmer und auch die Motivation zum Fotografieren war jetzt stärker, die Finger waren nicht mehr ganz so kalt und die Anstrengung doch deutlich niedriger.























    Eine Stunde später waren wir zurück im Basislager, wo wir von den anderen, die sich in der Zwischenzeit noch eine zweite Runde Schlaf gönnten freundlich und mit Glückwünschen empfangen wurden! Nach einer kleinen Rast packten wir alles zusammen und liefen zurück zum Pass, wo wir abgeholt und zurück nach Arequipa gebracht wurden.









    Auf der Rückfahrt bekam ich leichte Kopfschmerzen und schlief irgendwann ein. Jetzt war die Anspannung weg und mein Körper holte sich zurück, was er brauchte. Schlaf und Erholung!

    Fazit

    Die Besteigung des Chachani war ein tolles Erlebnis. Es war unglaublich eindrücklich, zunächst die Anstrengung, die so ein objektiv gesehen einfaches Gelände in dieser Höhe verursacht, dann natürlich auch die Zeit auf dem Gipfel, die Fernsicht, der Schnee, die Sonne... Wunderschön!

    Technisch ist der Aufstieg nicht der Rede wert, man läuft in Serpentinen zu Beginn nicht sonderlich steil, später etwas mehr, aber man muss nicht die Hand an den Fels legen geschweige denn kraxeln oder klettern.

    Ich hab den Aufstieg mit normalen Trekkingstiefeln (und 3 Paar Socken) gemacht, aber die Füße wurden weiter oben schon kalt. Genau wie Finger. Gaston sagte, wir hatten nur ein paar Grad unter Null am Gipfel, aber gefühlt war es kälter

    Über den Punkt, den Aufstieg mit einer Agentur zu machen, hat OutofSaigon in seinem Bericht schon etwas geschrieben. Generell kann man das sicherlich auch ohne angehen, allerdings braucht man halt Infrastruktur um zum Berg und wieder zurück zu kommen. Da ist es schon nett, wenn man sich auf seinen Transport verlassen kann
    Außerdem hätte ich, als Durchschnittsbackpacker ohne nenneswerte Höhenerfahrung, nicht auf jemanden verzichten wollen, der weiß, was er tut. Das Gefühl, dass sie es wissen, hatte ich bei unseren Guides definitiv.

    Alles in allem ein tolles Erlebnis!
    Zuletzt geändert von geige284; 03.09.2018, 13:53.

  • codenascher

    Alter Hase
    • 30.06.2009
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    #2
    AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

    Glückwunsch zum sechstausender und vielen Dank für diesen kurzweiligen Bericht! Die Fotos sind eine Wonne.

    Wem gehörte denn das rote Jannu im Lager?

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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    • geige284
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      • 11.10.2014
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      #3
      AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

      Danke dir, Sven

      Das gehörte Logan, dem US-Amerikaner - leider nicht mir... Tatsächlich kam das Bild in den Bericht, damit die ganzen Gear-Junkies hier (inkl. mir ) was zum gucken haben

      Logan war insgesamt ziemlich gut ausgerüstet und hat sein eigenes Zeug dabei gehabt, weil er bald in den Himalaya möchte, Everest Basecamp, evtl. noch Lager 1. "Leider" hilft die gute Ausrüstung auch nicht, fehlende Aklimatisation auszugleichen...

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      • Nita
        Fuchs
        • 11.07.2008
        • 1722
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        #4
        AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

        Tolle Fotos und starke Leistung, Glückwunsch!
        Reiseberichte

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        • macroshooter
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          • 17.07.2012
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          #5
          AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

          Herzlichen Glückwunsch! Und Du scheinst doch recht locker hochgekommen zu sein - sonst hättest Du nicht so viele schöne Fotos gemacht.
          Aber Vorsicht - bei mir war der Chachani der Grund, mit dem Bergsteigen anzufangen.

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          • bourne
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            • 30.01.2016
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            #6
            AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

            Ein sehr schöner Bericht, danke dafür!
            Trekkingblog: lustwandler.at

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            • geige284
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              • 11.10.2014
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              #7
              AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

              Hey, danke euch dreien! Besonders freue ich mich auch, dass die Fotos gefallen! Und meine geliebten RX1003 auch!

              @macroshooter: Sooo locker war es dann doch nicht Tatsächlich habe ich es in Betracht gezogen, umzudrehen, irgendwo knapp unter 6000m. Aber ich konnte es dann doch nicht übers Herz bringen, besonders weil ich mich nicht wirklich schlecht fühlte, sondern nur geschafft war. Außerdem hätten, wenn ich "ernst" gemacht hätte, die beiden anderen auch mit runter gemusst. Wie dem auch sei, so knapp unterm Gipfel war das keine Option in meiner (immer noch guten) Verfassung
              Einmal, als ich wieder mal nach Atem rang, schleppte Jolijn an mir vorbei und hauchte mir ein "Come on" zu. Das war dann genug Motivation für den Rest!

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              • macroshooter
                Dauerbesucher
                • 17.07.2012
                • 988
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                #8
                AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

                Ihr scheint eine völlig andere Route genommen zu haben als wir damals (vom Osten/Südosten). Gibt es einen GPS-Track dazu?

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                • geige284
                  Dauerbesucher
                  • 11.10.2014
                  • 827
                  • Privat

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                  #9
                  AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

                  Ja, wir sind an der Nordseite aufgestiegen. Wikipedia weiß dazu, dass es diese neue Normal-Aufstiegsroute wohl ab 2009 gab, wegen abschmelzen des Permafrostbodens und damit verbundener Steinschlaggefahr.

                  Ich habe den Track beide Tage mitgeschnitten. Ich geotagge immer gern meine Fotos
                  Wenn du magst, kann ich ihn dir schicken. Oder ist das Anhängen hier möglich?

                  Edit: ohja, geht wohl
                  Angehängte Dateien
                  Zuletzt geändert von geige284; 29.03.2017, 15:34.

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                  • OutofSaigon
                    Erfahren
                    • 14.03.2014
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

                    Die Aufstiegsroute, die wir im September 2011 gegangen sind, seht ihr auf dem folgenden Satellitenbild:



                    Unser Auto war von Osten her zum Drop-off Point gefahren.

                    Deutlich zu sehen ist der Bergsturz (eine richtige Zunge von Material, die von Süden nach Norden verläuft) am halben Weg zwischen Drop-off Point und dem Camp. Ich nehme an, daß das letzte Foto in Geige´s Bericht dort aufgenommen ist.

                    Da der Chachani im Grunde nichts weiter ist als ein riesengroßer Kieshaufen, braucht man keine besonderen Schuhe dafür. Wenn man auf dem Abstieg allerdings "Kies-Skifahren" will, sind Schuhe mit hohem Schaft natürlich angenehmer. Mir hat ein Paar Socken genügt; ich fand es nicht so kalt. Es war allerdings bei Geige´s Besteigung wohl auch kälter als bei uns damals.
                    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 10.04.2017, 09:12.

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                    • macroshooter
                      Dauerbesucher
                      • 17.07.2012
                      • 988
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                      #11
                      AW: [PE] Über den Wolken auf 6075 m // Besteigung des Chachani

                      Vielen Dank für die Tracks.
                      Bei uns ging es 2010 von Osten hoch (rot eingezeichnet).



                      Und es war (Ende Mai) anfangs so arschkalt, dass ich in meinen Meindl Borneo nach 30 Minuten keinen einzigen Zeh mehr spürte.

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