[SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

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  • Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
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    [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

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    Wie gewohnt hat es wieder ein ganz klein wenig gedauert, bis ich meine übliche Schreibfaulheit überwinden konnte um jetzt endlich den Bericht von meiner letztjährigen Lapplandtour anzufangen. Viel Spaß beim Lesen.




    Vorwort
    Nachdem mir meine letztjährige Alaska Tour nicht ganz den erhofften Lustgewinn gebracht hat, stand mir dieses Jahr wieder der Sinn noch etwas Bekanntem. Also etwas wo ich im Voraus gut einschätzen worauf ich mich einließ und wo unerwartete Überraschungen, wenn möglich, eher die Ausnahme als die Regel wären. Außerdem war mein Reisebudget aufgrund eines Umzugs eh etwas beschränkter, so dass ein Reiseziel außerhalb Europas schon allein wegen der anfallenden Kosten diesmal nicht in Frage kam. Also brauchte ich nicht sonderlich lange für die Entscheidung wieder nach Lappland aufzubrechen.

    Da ich nun schon recht häufig in der Ecke unterwegs war, wollte ich wenigstens ein paar neue Eindrücke gewinnen. So wählte ich als Reisezeit diesmal den September, da ich zu diesem Zeitraum bisher nur einmal unterwegs war und ich mal wieder Lust aufs herbstliche Fjäll und eventuell ein paar Nordlichter hatte. Als Gegend hatte ich mir dann recht schnell die Region zwischen Jäkkvik und Kvikkjokk ausgeguckt. Dort lag noch viel unentdecktes Neuland vor mir, so dass die von mir ausgewählte Route eine spannende und abwechslungsreiche Tour zu versprechen schien. Eine Übersicht vom Routenverlauf kann HIER angeschaut werden. Los geht's...

  • Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
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    #2
    AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

    Tag 1 (01.09.)
    Gemütlich am frühen Nachmittag ging mein Flieger von München nach Stockholm. Es fühlte sich gut an, als ich dann wieder schwedischen Boden betrat und um mich herum die wohlvertrauten Klänge des Schwedischen in meinen Ohren vernahm. Da ich nun schon so häufig in diesem Land war, fühlt es sich für mich mittlerweile fast schon wie eine zweite Heimat an.


    Anflug auf Stockholm


    Stockholm

    Vor Ort hatte ich dann genug Zeit bis der Nachtzug kam. Dies nutzte ich zum Kauf von etwas zusätzlichem Proviant und Gas für meinen neuen Kocher. Letzteres war aber nicht von Erfolg gekrönt. Ich war doch etwas erstaunt, als ich gegen halb 7 vor dem geschlossenen Naturkompaniet stand. Auch andere Sportgeschäfte hatten schon geschlossen. Und ich dachte immer die Läden in Stockholm haben lange auf. Das war irgendwie doof. Ich war mir zwar sicher, dass ich auf der weiteren Anreise noch irgendwo mein Gas herbekommen würde, nur trotzdem war es doch leicht unbefriedigend es nicht bereits jetzt erledigt zu haben.

    Wie auch immer, so hatte ich immerhin einen kleinen Spaziergang durch Stockholm und konnte mich schonmal an den Rucksack gewöhnen. Der Nachtzug fuhr dann pünktlich gegen 22:40 Uhr los und führte mich nun in die nördlichen Gefilden entgegen. Der Spaß konnte also beginnen.

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    • Mortias
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      • 10.06.2004
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      #3
      AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

      Tag 2 (02.09.)
      Von schönem Spätsommerwetter begleitet zogen nun wieder die endlos grünen und von etlichen Seen geschmückten Waldlandschaften Nordschwedens an mir vorbei während der Zug gemächlich weiter Richtung Norden tuckerte. Herrlich. Von Jörn aus, wo ich ausstieg, ging es dann mit dem Bus nach Arjeplog weiter. Dort hatte ich über zwei Stunden Aufenthalt. An einer Tankstelle besorgte ich mein Gas (puh geschafft) und genoss anschließend den Ausblick auf den See Hornavan. Schon recht schön gelegen das Städtchen, muss ich ja sagen. Nur ein bisschen windig war es.


      Hornavan


      Hier hätte ich auch gerne ein Sommerhäuschen.

      Nach der Weiterfahrt mit dem Bus stand ich gegen 16.30 Uhr dann in Jäkkvik wo der Spaß endlich losgehen sollte. Nach einem kurzen Straßenabschnitt stieß ich auf den gut markierten Kungsleden, der mich durch Birkenwälder nun sukzessive bergauf führte. Endlich wieder war ich nun wieder im Fjäll unterwegs. Ein schönes Gefühl.


      Kurzer Straßenabschnitt


      Kann losgehen

      Unschön war nur die Erkenntnis, dass meine neuen Wanderstöcke etwas enttäuschend waren. Da meine alten Black Diamond Trail Stöcker bei meiner letzten Alaska Tour etwas stark strapaziert wurden und einer der Stöcke leicht durchgebogen war, entschied ich mich für diese Tour Ersatz zu beschaffen. Viel zu spät kümmerte ich mich allerdings darum und besorgte mir beim Globetrotter Online Versand erneut die Black Diamond Trail Stöcker. Zwei Wochen vor Beginn der Tour trafen sie ein. Leider musste ich feststellen, dass das Design etwas abgeändert wurde und der Handgriff jetzt kein vernünftig geriffeltes Profil mehr hat. Dies führte dazu, dass ich mich da nicht so gut reinstützen konnte und somit beim Wandern weniger Kraft aus den Armen entwickeln konnte. Irgendwie doof. Aber selbst schuld, das kommt davon, wenn man solche Dinge auf dem letzten Drücker erledigt. Ich hätte mich ja schon viel früher darum kümmern sollen und hätte dann vielleicht eine andere Lösung gefunden. So musste ich mich jetzt halt damit arrangieren.

      Ich durchbrach nun die Baumgrenze und erfreute mich ein weiteres Mal an der weiten Landschaft des Fjälls. Östlich von mir lag das Pieljekaise Massiv und zurück fiel mein Blick auf eine beginnend herbstlich werdende Waldlandschaft die in der späten Nachmittagssonne erstrahlte. Wirklich ein geiler Anblick. Da war der Ärger über die neuen Trekkingstöcke doch glatt schnell wieder vergessen (zumindest vorerst).


      Irgendwo da unten liegt Jäkkvik


      Pieljekaise


      Blick nach Westen zum Tjahtsaljauratj

      Ich lief noch ein wenig weiter, bis ich dann gegen 18.30 Uhr am Ufer eines namenlosen Sees an der Grenze zum Pieljekaise Nationalpark mein Zelt aufschlug. Zu beobachten wie die Sonne sich langsam senkte und ihre Strahlen auf die Seeoberfläche warf, während ich gemütlich in dieser Tundra Landschaft saß und mein erstes Abendbrot verputzte, erfüllte mein Herz mit Freunde. Vor mir lag nun eine landschaftlich überaus abwechslungsreiche Tour und der letzte Wetterbericht sah auch recht vielversprechend aus, so dass ich wirklich guter Dinge den nächsten zwei Wochen entgegensehen konnte.


      Erster Zeltplatz


      Namenloser See


      Die Sonne strengt sich nochmal richtig an...


      ...bevor sie gleich verschwindet.


      Halb neun. Jetzt im September wurde es doch schon merklich früher dunkel.

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      • Mortias
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        • 10.06.2004
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        #4
        AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

        Tag 3 (03.09.)
        Über Nacht wurde es ziemlich kalt, so dass morgens das Zelt von einer leichten Raureifschicht bedeckt war. Naja, Herbst halt. Jetzt begrüßte mich ein wolkenbedeckter Himmel. Aber für heute hatte der Wetterbericht auch so etwas vorhergesagt, aber im Anschluss dann erstmal eine längere Schönwetterphase. Also alles halb so schlimm.


        Oh es war nachts anscheinend nicht so wirklich warm.

        Gegen Viertel vor 10 schulterte ich nun meinen Rucksack und lief los. Zwar war der Rucksack kein Vergleich zu meinen 38 kg Startgewicht in Alaska, doch auch diesmal hatte ich bestimmt an die 30 kg mit. Immerhin musste ich Proviant für 14,5 Tage mitschleppen. Und ich bin generell ein guter Esser. Da kommt dann nunmal einiges zusammen.


        Bewölkter Himmel beim Aufbruch

        Über den Guorbbagielas ging es nun in nordwestlicher Richtung am Höhenrücken entlang. Eine recht leicht zu laufende Route (nur das Handling mit diesen neuen Trekkingstöcken nervte doch etwas). Westlich vom Gaisatj bot sich mir nun ein herrlicher Fernblick. Der Himmel war zwar komplett wolkenverhangen und grau, aber insgesamt verlieh das der Landschaft einen angenehm rauen Charme. Und so sehr mir letztes Jahr in Alaska bewusst war, dass die Landschaft dort nochmal ne Spur wilder und ausgedehnter ist als Lappland, so sehr habe ich dennoch jetzt diesen Ausblick genossen. Es war einfach so typisch für Lappland auf nichtmal 1000 Höhenmetern mit wenig Aufwand einen solchen Fernblick geboten zu bekommen. Vergleichbares ist in der Brooks Range, glaube ich, eher schwer zu finden. Die Berge des skandinavischen Gebirgsrückens wurden während der letzten Eiszeit durch die Vergletscherung teilweise sehr stark abgeschliffen, so dass die Bergkuppen oftmals sanft abgerundet sind und dadurch eher wie große Hügel wirken. Dadurch gibt es auch viele Hochebenen die eben nur durch leichte Erhebungen durchzogen, aber nicht von steilen Berghängen umrandet sind. Die Folge daraus ist häufig ein fantastischer Fernblick auch schon von niedrigen Höhen aus. Im Vergleich dazu hat die Brooks Range großflächig eher den klassischen Hochgebirgscharakter mit scharf eingeschnittenen Tälern sowie höheren Bergen und schrofferen Hängen. Dieses ist landschaftlich auch sehr schön, nur bedarf es dann eben meist eines höheren Aufwandes um vergleichbar weite Ausblicke zu bekommen.


        Fernblick nach Westen


        Erste Rentiersichtung


        Waldgebiet voraus

        Ich kam nun in ein kleines Waldgebiet und machte erstmal Mittagspause. Irgendwie fühlte ich mich schlapp und ausgelaugt. Ich weiß auch nicht was los war. Vielleicht lag es an der Kälte und daran das ich noch nicht so den richtigen Rhythmus hatte. Oder einfach an der Tagesform. Fakt war, dass ich mich gerade etwas antriebslos fühlte. Die Pause war deshalb sehr erholsam. Als ich weiter ging fühlte ich mich wieder fit und Energie geladen, als ich über den nächsten Höhenrücken marschierte und die Landschaft an mir vorbeiziehen ließ.


        Mittagspause


        Blick zurück zum Waldgebiet


        Blick nach Süden

        An einem kleinen See fand ich dann meine ersten Molteebeeren und ließ sie mir freudig auf der Zunge zergehen. Zum Zelten war es mir aber noch zu früh (es war erst halb 4). Außerdem war das Ufer einfach zu sumpfig. Also machte ich mich an den Abstieg ins nächste Tal. Dabei traf ich ein einen Quad-Pfad, der mich zur Sami-Siedlung Tjallas führte. Als ich von da an querfeldein weiter durch den Birkenwald lief, stand auf einer Lichtung plötzlich ein Elch vor mir, der an einem Salzstein leckte. Scheinbar haben die Sami den Stein extra dort für ihn angebracht. Er starrte mich kurz an und trollte sich anschließend.


        Moltebeeren


        Sami-Siedlung Tjallas; einige der Gebäude machten einen leicht verfallenen Eindruck.


        Ein Leckermäulchen von einem Elch. Leider kam ich nicht näher an ihn ran um bessere Fotos machen zu können.

        Ich überquerte noch einen namenlosen Bach und schlug dann am anderen Ufer gegen halb 6 mein Zelt auf. Ich war grad fertig mit dem Aufbau, als es zu regnen anfing. Gegessen und gekocht habe ich daher im Zelt. Ein Luxus, den man sich in Lappland locker gönnen kann, während ich in Alaska nur im absoluten Notfall davon Gebrauch machen würde. Mit den Grizzlies dort möchte ich nur ungern mein Essen teilen, während es in Lappland keine vergleichbaren Gefahrenpotentiale und daraus resultierende Verhaltensregeln gibt. In einem Sarek Reiseführer hab ich sogar explizit gelesen, dass die Braunbären in Schweden soviel Angst vor Menschen haben, dass sie sich trotz des Essensgeruchs (selbst bei Abwesenheit des Menschen) nicht in die Nähe eines Zeltes trauen und daher vergleichbare Sicherheitsmaßnahmen wie in Alaska absolut nicht notwendig sind. Nun, in der jetzigen Situation war ich darüber nicht ganz undankbar.


        Verregneter Abend im Zelt...


        ...kein Vergleich zum Sonnenuntergang gestern.

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        • Mortias
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          • 10.06.2004
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

          Tag 4 (04.09.)
          Über Nacht hat es mehr oder weniger durchgeregnet, aber morgens begann der Himmel langsam aufzureißen und der Sonne Platz zu machen. Zwar war es nicht komplett wolkenlos, aber als ich gegen 10 Uhr los lief war es doch erfreulich mild und sonnig. Durch offenen Birkenwald und vorbei an größeren Sumpfflächen ging es nun den Vallåjvve hinauf. Die sich beginnende Herbstfärbung machte, kombiniert mit dem Sonnenschein, gerade an den Sumpfabschnitten einen sehr idyllischen Eindruck. Genau so etwas habe ich mir für die Tour gewünscht.


          Freundliches Wetter beim Aufbruch


          Die Wälder zeigten langsam erste Anzeichen des Herbstes.


          Beim Aufstieg auf den Vallåjvve


          Blick zum Laisälven

          Der Aufstieg (ca. 300 m) ging auch recht leicht von statten, so dass ich nun von oben einen tollen Blick auf die hinter mir liegende Ebene sowie im Süden den Laisaälv hatte. Dafür blies mir hier oben aber ein unangenehm frischer Wind ins Gesicht, der mich zwang meine Regenjacke anzuziehen. Zusätzlich zogen Regenwolken an mir vorbei, die in regelmäßigen Abständen kalten Sprühregen brachten. Auf einmal war das alles gar nicht mehr so idyllisch, sondern tierisch unbequem und bissig. Das hatte mir der Wetterbericht so aber nicht angekündigt.


          Ausblick vom Vallåjvve (Doppelklick für vergrößerte Bildansicht)


          Krasser Wetterumschwung am Vallåjvve


          Ein Regenschauer nähert sich.

          Landschaftlich war der Abschnitt trotzdem sehr sehenswert. Das südlich von mir liegende Tal des Laisaälvens sowie die umliegende Bergwelt haben in Kombination mit den dunklen Wolken eine sehr schöne Kulisse abgegeben, die auf ihre Weise durchaus einladend wirkte und den Gedanken weckte auch dieser Gegend eines Tages mal einen längeren Besuch abzustatten. Und immerhin regnete es nicht in einem durch, sondern hin und wieder drang auch noch ein Sonnenstrahl zwischen den Wolken hindurch.


          Laisdalen


          Aprilwetter


          Der Sonnenschein erweckt den Anschein es könnte warm gewesen sein. War es aber nicht.


          Kleiner Sumpfabschnitt

          Zur Mittagspause war ich dennoch heilfroh hinter einen großen Felsen einigermaßen windgeschützt gewesen zu sein. Anschließend lief ich in kompletter Regenmontur und mit Mütze und Windstopper-Handschuhen weiter. Zu unbequem und unstetig war das Wetter um auf diese zusätzliche Bekleidung zu verzichten. Dennoch gönnte ich mir noch den kurzen Abstecher über den Stanjnaris. Einfach weil ich es mir bei der Planung vorgenommen habe und ich das bisschen zusätzliche Aussicht dann auch mitnehmen wollte.


          Mäßig bequeme Mittagspause. Zum Glück bot der Stein ein bisschen Windschutz.


          Da kommt schon der nächste Schauer.


          Blick nach Westen vom Stanjnaris

          Ich kam anschließend einigen kleinen Seen vorbei und folgte dann dem Verlauf vom Dadnajåhkå. Es war mittlerweile etwas windstiller und trockener geworden und das Laufen über die hier vorhandenen großen Wiesenflächen war recht angenehm. Übrigens auch ein Luxus, der mir bei früheren Lapplandtouren nie so bewusst gewesen ist. Bei meiner Tour in der Brooks Range fiel mir auf, dass in den tieferen Lagen der Tundraboden oft recht weich war und dadurch das Wandern etwas erschwert wird. In Lappland hingegen ist der Boden (in vergleichbaren Lagen) meist deutlich fester, so dass, basierend auf meinen Erfahrungen, das Querfeldeinwandern grundsätzlich doch eine gewisse Spur komfortabler ist.


          Dadnajåhkå


          Die Uferlandschaft war hier von weiten und ebenen Wiesen geprägt.


          Ein wahrer Luxus hier langlaufen zu dürfen.

          Zeitweise ließ sich nun sogar wieder die Sonne blicken. Warm war es dadurch aber trotzdem nicht. Oberhalb eines namenlosen (von Sumpf umgebenden) Sees schlug ich an einem kleinen Bach mein Zelt auf. Heute war es doch bissiger gewesen als eigentlich vom Wetterbericht her erwartet. Hoffentlich lag dieser nicht für die nächsten Tage jetzt nicht auch so dermaßen falsch. Denn kälter als angesagt war es auch (vom Regen ganz zu schweigen). Nichtsdestotrotz spazierte ich abends noch ein wenig durch die Gegend und machte Fotos. Eine Tradition die ich in Lappland bei (einigermaßen) vernünftigem Wetter früher schon regelmäßig gepflegt habe, und die ich in Alaska letztes Jahr (auch aufgrund der kaputten Kamera) doch etwas vernachlässigt habe. Tat gut es jetzt wieder aufleben zu lassen.


          Zeltplatz am namenlosen Bach.


          Pieljekaise in der Abenddämmerung


          Kurz vor halb neun; es war nun schon merklich dunkler.

          Nachts wurde es dann wieder recht frisch. Mein Thermometer zeigte leichte Minusgrade an. Dafür konnte ich am Himmel nun endlich die ersehnten Nordlichter bestaunen. Zwar waren sie, verglichen mit früheren Sichtungen, jetzt nicht besonders intensiv und hell, aber immerhin waren es Nordlichter. Ganze 6 Jahre war es her, das sich mich zuletzt an deren Zauber erfreuen konnte. Und nun konnte ich wieder bestaunen wie sie lautlos ihre verschnörkelten Bahnen am Himmel zogen. Einfach nur genial. Lediglich Fotos konnte ich nicht machen, da hierfür meine Kompaktkamera einfach nicht geeignet ist.

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          • Blahake

            Fuchs
            • 18.06.2014
            • 1432
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            #6
            AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

            Jippie, da isser ja endlich, der heiß ersehnte Bericht

            Und obendrein geht der letzte Abschnitt da lang, wo ich dieses Jahr auch hin will (u.a. Sulitjelma-Kvikkjokk), freue mich sehr

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            • Prachttaucher
              Freak

              Liebt das Forum
              • 21.01.2008
              • 11905
              • Privat

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              #7
              AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

              Das Fjäll hat Dich wieder - sehr schön ! Nachdem ich letztes Jahr teilweise auf Deinen Spuren gewandelt bin (Hemavan...) lese ich wieder mit großem Interesse mit.

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              • vobo

                Dauerbesucher
                • 01.04.2014
                • 718
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                #8
                AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                Na, da bin ich auch gespannt, wie Du mit dem doch vermutlich recht kalten Wetter Anfang September - wie von einigen geschildert - klar gekommen bist. Dein GPS schmeißt ja zwischen Arjep Savllo und Ballek schon rund 1400 m Höhe raus ... Freue mich auf den Bericht!

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                • bourne
                  Dauerbesucher
                  • 30.01.2016
                  • 582
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                  #9
                  AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                  Sehr schöner Tourstart! Der Pieljekaise war vor vielen Jahren mal unserer erster Kontakt mit dem Kungsleden (nur als Tagestour), das war so traumhaft dort und hat dazu geführt, dass wir heuer gleich ein großes Stück gegangen sind
                  Trekkingblog: lustwandler.at

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                  • Hapi
                    Erfahren
                    • 22.09.2015
                    • 426
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                    #10
                    AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                    ...gefällt mir schon mal sehr gut
                    Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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                    • Mortias
                      Fuchs
                      • 10.06.2004
                      • 1194
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                      #11
                      AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                      Danke schonmal für die vielen netten Rückmeldungen. Freut mich immer sowas zu lesen und spornt natürlich fleißig zum Weiterschreiben.

                      Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                      Na, da bin ich auch gespannt, wie Du mit dem doch vermutlich recht kalten Wetter Anfang September - wie von einigen geschildert - klar gekommen bist. Dein GPS schmeißt ja zwischen Arjep Savllo und Ballek schon rund 1400 m Höhe raus ... Freue mich auf den Bericht!
                      Ja wettertechnisch war es Anfang September eher so mäßig gemütlich. Eigentlich mehr das Gegenteil. Ein Tracking per GPS habe ich allerdings nicht gemacht. Die Routenübersicht, auf die ich verlinkt habe, habe ich freihändig bei Google Earth eingezeichnet. Allerdings kommt das mit der Passhöhe auf 1400 m ungefähr hin. Dazu werde ich natürlich auch später noch ein paar Worte verlieren.

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                      • Mortias
                        Fuchs
                        • 10.06.2004
                        • 1194
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                        Tag 5 (05.09.)
                        Die Sonne schien und es sah nach gutem Wetter aus. Allerdings war es auch ziemlich kühl, was durch den eiskalten Wind nochmal verstärkt wurde. Aber zum Glück wurde ja dafür die Mütze erfunden. So war es ein Vergnügen bei strahlendem Sonnenschein durch die karger werdende Landschaft zu laufen als ich nun sukzessive weiter bergauf stieg um die Passhöhe auf 1130 m westlich vom Gujkkultjårro zu überqueren. Ich kam an kleinen Pfützen vorbei, wo das Wasser noch gefroren war und konnte eine schöne Fjälllandschaft bewundern. Zwar gab es hier keine Berggipfel, die es im Entferntesten mit dem Sarek aufnehmen könnten, aber auch so hatte die Gegend am Pass einen schönen Hochgebirgscharme vermittelt. So mochte ich das.


                        Kalter, aber sonniger Morgen


                        Blick zurück zum namenlosen See


                        Beim Aufstieg zum Pass


                        Passhöhe auf 1130 m


                        Blick vom Pass nach Norden, wo ich nun lang wollte.

                        Runter ging es nun am Nordhang, wo ich dann bald auf den markierten Wanderweg traf. Dieser war aber nur sehr spärlich markiert und teilweise kaum auszumachen, so dass ich ihn irgendwann wieder verlor und querfeldein lief. Keine große Sache, außerdem hat der Fernblick ausreichend Entschädigung geboten. Auch konnte ich meinen ersten Blick auf den Gujjavrre werfen, den ich heute Abend zu erreichen hoffte. Dieser See war auch einer meiner Fixpunkte als ich diese Tour geplant hatte. Folglich freute ich mich schon darauf dort anzukommen.


                        Suoddasjavrre


                        Irgendwo musste hier auch der Weg lang führen. Wo genau wusste ich aber nicht.


                        Vavlatjårro und Gujavrtjårro; dazwischen lässt sich schon der Gujjavrre ausmachen.

                        Auf 700 Höhenmetern begann nun wieder der Wald. Und erst hier, wo es windgeschützt war, zog ich meine Jacke aus und lief im Longlseeve weiter. Ohne den Wind wurde es doch gleich spürbar wärmer. Aber sobald ich auf eine Lichtung kam, spürte ich wie kalt es eigentlich war. Da ich mittlerweile aufgegeben hatte den Sommerweg zu finden, folgte ich nun den Markierungen vom Winterweg. Diese führten leider häufig durch Sumpf, den ich dann auch brav durchlief. Die Schuhe blieben dabei zwar von innen trocken, aber bisschen nervig war es schon. Wie praktisch nur, dass jetzt keine Mücken mehr unterwegs waren.


                        Sumpfabschnitt am Winterweg

                        Endlich erreichte ich den Ruonekjåhkå und die in der Karte eingezeichnete Brücke. Nun sollte mich der Wanderweg in westlicher Richtung durch den Birkenwald führen. Die ersten Meter klappte das auch ganz gut, aber dann kam ein Sumpfabschnitt wo keine Holzplanken auslagen und auch sonst keinerlei Wegführung erkennbar war. Und Schwups, war‘s das auch wieder mit dem Wanderweg und ich konnte mich querfeldein durch den Wald schlagen. Na toll, da hatte ich jetzt nicht so Bock drauf, da das doch ordentlich Zeit kosten würde.


                        Ruonekjåhkå


                        Wegweiser bei der Brücke

                        Während ich nun leicht säuerlich durch den Wald stapfte erblickte ich ca. 30 m vor mir einen Elch der mich blöd anstarrte. Er stand genau an der Stelle wo der Wald weniger dicht war und ich daher lang laufen wollte. Was also tun? Von sich aus wollte er sich nicht verziehen. Und einige Elche mögen es auch nicht besonders gerne wenn man Ihnen aufdringlich auf die Pelle rückte. Somit wollte ich den Elch nicht reizen (es gibt Fälle wo der Elch dann zum Angriff übergangenen ist). Andererseits wollte ich jetzt auch keinen großen Umweg laufen. Ich entschloss mich also für ein langsames sukzessives Vorgehen. Dies führte zu dem gewünschten Ergebnis, dass der Elch sich recht gemütlich in die Büsche verzog und ich nun freie Bahn hatte. Eine lustiges Erlebnis das doch gleich die Stimmung gehoben hat.


                        Oh guten Tag Herr Elch...

                        Jetzt wollte ich aber erstmal zum Flussufer. Hier im Wald war es doch recht warm und ich hatte Durst. Außerdem war es bald zwei Uhr und somit langsam Zeit für ne Mittagspause. Trotz des schönen Wetters und der herrlichen Landschaft konnte ich die Mittagspause aber nicht wirklich genießen. Zu sehr ärgerte mich die Aussicht darauf noch mindestens weitere 6 km querfeldein durch den Wald zu stapfen, statt, wie erhofft, einen gut markiertem Weg folgen zu können. Auf diesem wäre ich bestimmt beinahe doppelt so schnell unterwegs, geschweige denn von der geringeren Anstrengung.


                        Am Ufer des Ruonekjåhkå

                        Zu meiner freudigen Überraschung stieß ich dann aber kurze Zeit später auf einen deutlich sichtbaren Pfad, wo auch wieder die allzeit beliebten Holzplanken über Sumpfabschnitte führten. Scheinbar schien der Wanderweg also doch zu existieren und gut ausgebaut zu sein. Keine Ahnung wieso der so kurz nach der Brücke verschwunden ist, aber hier war er nun deutlich erkennbar und sorgte für eine signifikante Erleichterung beim Wandern.


                        Der Wanderweg hat mich wieder.

                        Freudig über diese unerwartete Wendung genoss ich es nun über die Holzplanken zu spazieren. Nun konnte ich endlich die Landschaft sorglos genießen. Und bei diesem schönen Tal wäre es auch echt ärgerlich gewesen, wenn ich mir das durch schlechte Laune unnötig verdorben hätte.


                        Stuorsavvun

                        Gegen 18 Uhr sah ich nun, nachdem ich die Brücke nahe der Guijaurestuga passiert hatte, vor mir den Gujjavrre liegen. Dieser längliche, von relativ schroffen Berghängen umgebene See war wahrhaftig eine Augenweide. Am liebsten wäre ich direkt ans Ufer gelaufen um mein Zelt aufzuschlagen, in der Abendsonne zu chillen und ein Bad zu nehmen. Stattdessen wollte ich aber noch ein bisschen weiter hoch Richtung Vuolep Sårvejavrre, da meine morgige Etappe mich auf den Pass zwischen Gujjavrtjårro und Gujkkultjårro führen sollte. So lief ich noch ein kurzes Stück über eine wunderschöne Heidelandschaft und genoss die friedliche Stimmung die das (mittlerweile windstille) sonnige Spätsommerwetter mir bescherte. Herrlich, dies entsprach so ziemlich meiner Idealvorstellung einer herbstlichen Fjälllandschaft.


                        Ohne Brücke wäre das hier etwas schwieriger geworden.


                        Blick zurück zur Brücke


                        Gujjavrre

                        An einem namenlosen See stellte ich dann um kurz nach halb 7 mein Zelt auf. Zum Baden war es jetzt leider etwas zu spät, da die Sonne kurz davor war hinterm Horizont zu verschwinden und es sich abzeichnete, dass es anschließend merkbar abkühlen würde. Tja, das ist halt einer der Nachteile vom Herbst. Wärme und langes Tageslicht sind nicht mehr allzuviel vorhanden, sondern müssen kühlerem Wetter und kürzeren Tagen weichen. So musste es auch heute wieder ohne Bad gehen.


                        Zeltplatz am namenlosen See


                        Kochsession in den letzten Strahlen der Abendsonne

                        Ich schmauste gemütlich mein Essen, spazierte anschließend dann noch ein wenig durch die Gegend und genoss erneut den Ausblick auf den Gujjavrre von hier oben. Ich freute mich schon auf die morgige Etappe. Das Wetter würde bestimmt gut bleiben und folglich sollte mir der Abschnitt über die Passhöhe einige sehr schicke Ausblicke bescheren. So hoffte ich es zumindest und legte mich zuversichtlich schlafen. Nur von den Polarlichtern war heute Nacht leider nichts zu sehen.


                        Gujjavrre in der Abenddämmerung


                        Links vom Gujjavrre ist sogar ganz schwach die Guijaurestuga zu erkennen.


                        Zeltplatz im Abendlicht

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                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1194
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                          #13
                          AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                          Tag 6 (06.09.)
                          Der Morgen begrüßte mich mit einigen Wolken. Aber die würden bestimmt bald von der Sonne weggepustet werden dachte ich mir, während die Wolkendecke langsam immer dichter wurde. Irgendwann war der Himmel dann komplett grau und tiefhängende Wolken brachten Dauerregen. So saß ich nun ziemlich frustriert im Zelt, während der Regen kontinuierlich gegens Zelt pladderte. Schönes Wetter sieht anders aus. Und meine Etappe heute? Hmm, erstmal abwarten war die Parole. Vielleicht würde es sich ja noch bessern.


                          Noch sah es ganz vernünftig aus...


                          ...aber paar Stunden später war das dann nicht mehr so freundlich.


                          Abwettern im Zelt

                          Gegen 12 Uhr ließ der Regen nach und hörte sogar ganz auf. Ich nutzte diese Phase um schnell alles zusammenzupacken. Endlich konnte ich Richtung Pass aufbrechen. Als ich dann losgehen wollte überkamen mich Zweifel. Der Pass lag komplett in den Wolken und es sah auch nicht grad nach Besserung aus. Sprich ich würde heute fast komplett durch Nebel laufen, vermutlich begleitet von etlichen Regenschauern. Sollte ich dann nicht doch lieber unten am Gujjavrre dem Wanderweg folgen? Aber dann würde ich, im Falle einer Wetterbesserung, die coole Aussicht verpassen. Aber egal, zum Glück hat meine Vernunft gesiegt, so dass ich mich für die leichtere (und vernünftigere) Variante entschied. Auch wenn es mich etwas ärgerte, dass es dazu kam, so war es doch definitiv die richtige Entscheidung. Da oben am Pass hätte ich wenig Freude gehabt.


                          Tiefhängende Wolken wohin man auch blickt.


                          Gujjavrre voraus

                          So führte mich der Weg nun wieder ein kurzes Stück bergab bis ich dann auf den Wanderweg traf, der ca. 100 m oberhalb vom Seeufer verlief und prinzipiell landschaftlich sehr reizvoll gewesen wäre, wenn denn die Sicht etwas besser gewesen wäre. Hier traf ich auch die ersten Wanderer auf dieser Tour, die mir entgegen kamen, kurz nen Gruß murmelten und dann schnell weiter stapften. Das Wetter blieb unstabil und kurze Regenpausen wechselten sich mit längeren Regenphasen ab. Meist schaffte ich es in diesen Trockenphasen auch mal Pausen einzulegen und mir mein Essen reinzuschaufeln. Immerhin etwas.


                          Wanderweg oberhalb des Seeufers


                          Eine Regenfront nähert sich.

                          Auf halber Länge des Sees führte der Weg direkt ans Seeufer hinab, so dass ich immerhin den Spaß hatte direkt am Wasser laufen zu können. Das hatte ja auch etwas, dieses geruhsame Plätschern neben mir zu vernehmen. Und ich konnte mich immerhin an der Erkenntnis erfreuen, dass es definitiv die richtige Entscheidung war nicht den Pass zu nehmen, sondern gemütlich hier unten am See lang zu laufen.


                          Am Seeufer angekommen.


                          Blick nach Süd-Osten


                          Mäßig entspannte Mittagspause wenn jederzeit mit Regen zu rechnen ist.


                          Am westlichen Ende vom Gujjavrre

                          Nachdem ich den See hinter mir gelassen habe, folgte ich dem Wanderweg noch für ca. 2,5 km und schlug dann an einem namenlosen Bach mein Zelt auf. Gerade als ich am Aufbauen war, kam ein ordentlicher Regenguss runter, so dass ich mich anschließend recht durchnässt ins Zelt setzten konnte. Sehr gemütlich war das nicht gerade. In solchen Fällen hat eine Hütte schon so ihre Vorteile. Aber immerhin hörte der Regen später wieder auf, so dass ich zumindest die Möglichkeit hatte meine Klamotten ein wenig im Wind zu trocknen. Ganz kurzzeitig ließen sich sogar ein paar Sonnenstrahlen am Hang des Dahtartjåhkkå blicken. Den erhofften Wetterumschwung brachten sie aber nicht, sondern verschwanden schnell wieder unter der Wolkendecke. Wäre ja auch zu schön gewesen...


                          Die Stimmung war eher so naja...


                          Herrlich, gibt doch kaum was schöneres als bei strömenden Regen das Zelt aufzubauen.


                          Abends war es dann immerhin trocken.


                          Sonnenstrahlen am Dahtartjåhkkå


                          Kurze Zeit später sah es dann leider wieder so aus.

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                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1194
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                            #14
                            AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                            Tag 7 (07.09.)
                            Wie schon gestern, so erwartete mich auch heute ein grauer und verregneter Tag. Lustlos packte ich meine Sachen zusammen und brach gegen 11.20 Uhr bei leichtem Nieselregen auf. Der Weg durchs Buoggevuomvagge führte durch viele kleine Birkenwaldabschnitte und hohes Gestrüpp. Dieses hat sich durch den Regen nun extrem mit Wasser vollgesogen, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich die ganze Feuchtigkeit der Pflanzen auf mich übertrug und meine (leider eh schon nicht mehr ganz so gute) Regenjacke dann doch irgendwann ziemlich durchnässt war.


                            Wie schon gestern wieder Schietwetter vom Feinsten.


                            So eine Holzbrücke kann ganz schön tückisch sein wenn sie feucht und rutschig ist.

                            Wirkliche Besserung war nicht in Sicht. Ich schleppte mich stumpfsinnig voran, hoffte bei jeder kurzen Regenpause, dass sie anhalten möge und wurde stets aufs Neue enttäuscht. Mein einziger Trost war, dass der Waldabschnitt bald ein Ende haben würde. In der offenen Tundra würde ich immerhin nur noch von oben nass werden, aber nicht mehr von der Seite. Dennoch war ich jetzt schon ordentlich durchnässt und merkte wie die langsam zunehmende Kälte, verbunden mit der trostlosen Aussicht der noch vor mir liegenden Regenetappe, nicht gerade für riesengroße Motivationsschübe sorgte. Mit anderen Worten: Es war kacke.


                            Buoggevuomvagge bei Lömtjärnen

                            Dann erblickte ich die Lömtjärnsstuga, die in Nähe des Weges lag. Ich beschloss den kleinen Umweg zu machen in der Hoffnung, dass die Hütte unverschlossen war und ich dort kurz im Trockenen pausieren könnte. Glücklicherweise war die Hütte offen und sogar einigermaßen warm. Irgendjemand hatte vor nicht allzulanger Zeit den Ofen befeuert. Anhand der in der Hütte rumliegenden Kleidung und Ausrüstung war es nicht schwer zu erraten, dass die Hütte wohl von drei Leuten sowie paar Hunden genutzt wurde. Zu sehen war aber keiner. Ein Infoschild wies mich darauf hin, dass dieses keine reguläre Wanderhütte sei, sondern als Jagdhütte gedacht war. Mitglieder des örtlichen Jagdvereins konnten dort kostenlos übernachten, für andere wäre wohl eine Gebühr fällig. Nun gut, ich wollte hier ja nur kurz pausieren. Ein bisschen fühlte ich mich aber trotzdem wie ein Eindringling. Hier zwischen den fremden Sachen Platz zu nehmen kam mir irgendwie seltsam vor.


                            Lömtjärnsstuga


                            Endlich im Trockenen

                            Nach einiger Zeit ging die Tür auf und ein total durchnässter Mann (ungefähr meines Alters) in Begleitung eines Hundes kamen herein. Er war Finne war zwar erst etwas überrascht mich hier anzutreffen, schien sich dann aber an meiner Anwesenheit nicht groß zu stören. Er war hier für ne Woche mit zwei weiteren Freunden unterwegs um Moorschneehühner zu jagen. Heute war ihm aber das Wetter zu eklig, so dass er sich entschloss zur warmen Hütte zurückzukehren. Vernünftige Entscheidung. Wenig später kam der zweite Finne mit seinem Hund herein. Der Ofen wurde angeworfen und es wurde angenehm warm. Zusätzlich boten sie mir einiges von ihrem Essen an und hätten sich beleidigt gefühlt, wenn ich den mir angebotenen Schnaps abgelehnt hätte. Richtig angenehm und gesellig war es mit ihnen. Wäre es nicht noch so früh am Tage gewesen, hätte ich ernsthaft über deren Angebot nachgedacht heute hierzubleiben und in der Hütte zu übernachten (sie haben es mir mehrmals angeboten). Aber ich wollte heute noch einiges an Strecke zurücklegen und hatte außerdem langsam wieder einen ziemlichen Bewegungsdrang. So verabschiedete ich mich von ihnen. Immerhin war ich gestärkt und meine Sachen waren trocken. Sprich ich hatte neue Motivation sammeln können, was unter diesen Umständen viel wert war.


                            Ein Schlückchen in Ehren...


                            Vor der Lömtjärnsstuga; den Apfel den ich grad mampfe habe ich auch von den Finnen bekommen. War extrem köstlich.

                            Diese neue Motivation hielt bei dem (weiterhin) regnerischen Wetter allerdings nicht allzu lange an. Erneut lief ich durch eine triste graue Landschaft und begann aufs Neue wieder nass zu werden. Trotzdem hat die Pause extrem gut getan. Gegen 15 Uhr wurden die Regenpausen dann etwas länger und ich kam insgesamt ganz gut voran. Ich erreichte den Graddesjåhkå, den ich in meinen Crocs gefurtet habe. Gerade als ich am anderen Ufer ankam, begann es dann wieder zu regnen. Natürlich bevor ich meine Wanderschuhe wieder angezogen hatte. Unter solchen Umständen die Füße trocken zu bekommen kann schon recht nervig sein.


                            Gujkkuljågåtj; hier gab es glücklicherweise eine Brücke.


                            Schietwetter at it's best...


                            Graddesjåhkå

                            Der Weg führte nun durch viel Buschland und war teilweise in einem extrem schlechten Zustand. Scheinbar ist der Weg nicht sonderlich stark frequentiert. Ansonsten wäre er nicht so krass zugewachsen gewesen, so dass es teilweise fast keinen Unterschied zum Querfeldeinwandern machte. Die hin und wieder vorhandenen Holzplanken machten auch keinen besonders neuwertigen Eindruck mehr und waren teilweise stark verwittert. Oftmals waren auch gar keine Planken vorhanden. Dafür aber reichlich Wasser, da aufgrund des Regens die Bäche ziemlich angeschwollen waren. Aber immerhin verirrte sich zwischenzeitlich mal ein Sonnenstrahl zu mir und es blieb nun trocken. Es schien also, als hatte ich den größten Mist heute überstanden.


                            Na das nenne ich mal einen Wanderweg.


                            Buoggevuomvagge; Blick nach Norden Richtung Norwegen


                            Buoggevuomvagge; Blick nach Süden


                            In Norwegen braute sich schon die nächste Regenfront zusammen. Zum Glück zog sie an mir vorbei.

                            Am Nordende vom Buoggevuomvagge führte mich der Weg anschließend in östliche Richtung. Am Westufer vom Alep Njallajavrre schlug ich dann erleichtert mein Zelt auf. Endlich fertig für heute. Bei schönem Wetter wäre das hier sicherlich eine überaus idyllische Gegend gewesen. Das Ufer dieses schönen Sees wurde von einem lichten Birkenwald sowie Heidesträuchern und größeren Felsplatten gesäumt. Bei Sonnenuntergang würden jetzt bestimmt die Herbstfarben nochmal wunderschön erstrahlen. Stattdessen konnte ich eine aufziehende Nebelfront bewundern. Gegen Abend war dann die ganze Landschaft in der feuchten Suppe versunken. Hatte auch etwas. Die andere Alternative wäre mir aber lieber gewesen. Insgesamt war das heute doch eher so ne mäßige Etappe. Ich hoffte nur, dass das nicht so bleiben würde.


                            Alep Njallajavrre


                            Zeltplatz am Westufer vom Alep Njallajavrre


                            Ganz kurz ließ sich nochmal die Sonne blicken.


                            Nebel zieht auf.


                            Viel zu sehen gab's jetzt nicht mehr.

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                            • oneofakind
                              Gerne im Forum
                              • 07.08.2014
                              • 77
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                              Klasse Bericht, danke dafür!

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                              • aachenbenne
                                Erfahren
                                • 03.11.2013
                                • 296
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                Ein wirklich toller Bericht. Bitte schnell weiter schreiben.

                                Könntest du mal ein Foto von den neuen Griffen der BD Trail machen? Ich muss meine auch so langsam ersetzen und fand die Griffe immer besonders angenehm.

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                                • Hapi
                                  Erfahren
                                  • 22.09.2015
                                  • 426
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                  ...herrlich, diese weite Landschaft. Das Wetter ist halt oft "schwierig"
                                  Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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                                  • GandalftheGrey
                                    Dauerbesucher
                                    • 19.05.2011
                                    • 614
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                    Echt schöner Bericht, bei dem die Erinnerungen an unsere nasskalte Herbsttour letztes Jahr wieder aufsteigen.
                                    jgr-photo.com

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                                    • berniehh
                                      Fuchs
                                      • 31.01.2011
                                      • 2402
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                      Sehr interessanter Bericht und schöne Fotos.
                                      Trotz des schlechtes Wetters sieht die Gegend ja noch ganz attraktiv aus und bei gutem Wetter ist sie ein Traum.
                                      Bin schon gespannt wie es weitergeht
                                      www.trekking.magix.net

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                                      • Mortias
                                        Fuchs
                                        • 10.06.2004
                                        • 1194
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                        Zitat von aachenbenne Beitrag anzeigen
                                        Könntest du mal ein Foto von den neuen Griffen der BD Trail machen? Ich muss meine auch so langsam ersetzen und fand die Griffe immer besonders angenehm.
                                        Hier mal ein Vergleichsfoto, ich hoffe man kann es einigermaßen erkennen.



                                        Rechts zu sehen ist ein Stock meiner alten BD Trail (die ich 2010 gekauft habe) und links einer von den neuen. Wie man erkennen kann, ist quasi gar kein Profil mehr vorhanden. Das hat beim Wandern schon nen deutlichen Unterschied gemacht. Mit der Zeit habe ich mich beim Wandern mit den neuen Stöcken zwar halbwegs arrangiert, aber für meine nächste Tour muss ich nochmal genauer schauen ob ich da nicht was besseres finde. Ich weiß echt nicht, was sich Black Diamond bei dieser Änderung gedacht hat.

                                        Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                        Trotz des schlechtes Wetters sieht die Gegend ja noch ganz attraktiv aus und bei gutem Wetter ist sie ein Traum.
                                        Da triffst Du den Nagel ziemlich gut auf'n Kopf Bernd. Und so wie ich es sehe, war ich ja nicht der einzige, der zu der Zeit dort oben unterwegs war und sich über dieses "schöne" Wetter freuen konnte.

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