[SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • JustMe79
    Erfahren
    • 28.05.2015
    • 199
    • Privat

    • Meine Reisen

    #41
    AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
    Interessante Diskussion über das Wetter mit so unterschiedlicher Sichtweise. Ich persönlich habe das Wetter zu dem Zeitpunkt (also am Abend von Tag 13) als überdurchschnittlich schlecht emfpunden. Von bisher 11 Wandertagen gab es nur zwei, wo es gar nicht geregnet hat (also nicht mal ein kleiner Schauer). Dafür gab es 7 Tage an denen von der Sonne überhaupt nichts zu sehen war (außer vielleicht mal ein gaaanz kurzes Intermezzo). Das ist im Schnitt schon deutlich schlechter als ich es von früheren Touren in Lappland kenne.
    Ich habe gerade nochmal deine sämtlichen (hier eingestellten) Lappland-Reiseberichte überflogen, um mich zu vergewissern, dass ich den entscheidenden Punkt bezüglich all dieser Reisen vom Gefühl her richtig in Erinnerung hatte - diese waren in der Summe eindeutig von überdurchschnittlich gutem Wetter geprägt, vor allem von einer teilweise deutlich überdurchschnittlichen Anzahl von, wie ich sie nenne, 'Hammertagen'.

    Dazu muss man wiederum wissen, dass ich von 20+ Jahren Lappland-Erfahrung - im September(!) - ausgehe. Mit Ausnahme deiner ersten Tour, in der du das Glück hattest, eine absolute Traumwetterlage (für September) zu erwischen, fanden alle anderen Touren im Juli bzw. August statt. Das ist ein riesen Unterschied, wie allein schon ein Blick auf die lokalen Wetterstatistiken zeigt.

    Dazu kommt, dass man im September aufgrund der teils deutlich niedrigeren Temperaturen schlechtes Wetter einfach als viel 'härter' empfindet als einen (Lapp-)Landregen im Juli bei 15 Grad. Natürlich kann man auch im September ein perfektes Fenster erwischen, wenn man Glück hat, siehe z.B. Antracis '16er Bericht. Meiner Erfahrung nach kommt das allerdings nur einmal alle 5-6 Jahre vor, wenn man in etwa immer im selben Zeitfenster unterwegs ist.

    Ansonsten sieht mein September-Durschnitt (bei 2 Wochen Reisedauer) wie folgt aus: 2 Hammertage, 2-3 Abwetter- bzw. Zelttage, dann zu etwa gleichen teilen 5 gute bzw. brauchbare Tage und 5 Tage, an denen man zwar unterwegs sein kann, wo der Genuss allerdings deutlich zu wünschen übriglässt oder gar ganz auf der Strecke bleibt.

    Darüberhinaus muss man immer bedenken, dass die schön(st)en Tage und Momente immer deutlich intensiver im Gedächtnis hängenbleiben als die unterdurchschnittlichen (von den allerschlechtesten 'Kampf-mit-den-Elementen-Momenten mal abgesehen). Die unweigerlich ungleiche und damit verzerrende Foto-Ratio von Schönwetterfotos zu Schlechtwetterbildern tut dann oft noch ihr übriges, um die Erinnerung zu beeinflussen oder gar (teilweise) zu verklären.

    Wenn dann noch der letzte Lapplandtripp inmitten eines Jahrhundertsommers stattfand ist eigentlich fast schon vorprogrammiert, dass die darauffolgende Tour wettermäßig als eher nicht so prickelnd eingestuft wird. Ich verfolge das Wetter im hohen Norden seit Jahren hobbymäßig quasi ständig - daher glaube mir ruhig und frohlocke (oder auch nicht): zumindest die bisher beschriebenen 13 Tage waren wirklich absolut durchschnittlich (für September)!

    Kommentar


    • Mortias
      Fuchs
      • 10.06.2004
      • 1194
      • Privat

      • Meine Reisen

      #42
      AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

      Hmm, OK so wie Du es begründest könnte es gut sein, dass ich bei früheren Touren oft relatives Glück mit dem Wetter gehabt haben könnte. Undankbar bin ich dafür natürlich nicht. Aber unabhängig davon, ob das Wetter jetzt eher durchschnittlich war oder halt besonders schlecht, in der Summe habe ich die Tour genossen. Und solange wenigstens ein oder zwei gute "Hammertage" dabei sind, ist auch oft schnell der ganzen Ärger der vorigen Tage vergessen und ich bin mit der Natur dort oben wieder versöhnt. Ein Rezept was seit Jahren recht erfolgreich bei mir funktioniert.

      Kommentar


      • Dogmann
        Fuchs
        • 27.09.2015
        • 1022
        • Privat

        • Meine Reisen

        #43
        AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

        Ja das Wetter ist immer für eie Unterhaltung gut
        Allerdings überall und nicht nur in Lappland! Gerade im hohen Norden, habe ich eigentlich alle Fariationen bereits gehabt und es wiederholt sich eigentlich nie zweimal gleich oder ziemlich gleich im nächsten Jahr .
        Klar gibts sicherlich Ausnahmen !
        Aber ich hatte wirklich von 6 Wochen Sonne pur, das man kaum glaubte in Lappland zu sein, bis hin zu fast 6 Wochen ununterbrochen Regen. Oft empfindet man sehr unterschiedlich, aber auch die Regen Wochen hatten irgendwie ihren Reiz
        Schaut dann mal die Sonne raus , ein so erhabenes Gefühl, unbeschreiblich .
        Da konnte ich genau fühlen was du empfunden hast.
        Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

        Kommentar


        • dingsbums
          Fuchs
          • 17.08.2008
          • 1503
          • Privat

          • Meine Reisen

          #44
          AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

          Vielen Dank für den Bericht. Für mich war es besonders schön, über die Strecke Jurun, Ikes, Pieske zu lesen, da wir dort vor 2 Jahren unterwegs waren. Leider habe ich es bisher nicht geschafft, den Bericht dazu zu schreiben. Um so besser, dass von letztem Jahr einige Berichte dieser tollen Ecke hier im Forum aufgetaucht sind.

          Letztes Jahr waren wir ungefähr zur gleichen Zeit wie du unterwegs (wir sind 2 Tage später gestartet). Natürlich liegt die Gegend zwischen Abisko und Årosjokk etwas nördlicher, aber ich bin doch fasziniert, wie unterschiedlich das Wetter für uns war. Wir sind im Ganzen nur ca. 3 Stunden im Regen gewandert. Gut, das wirklich schlechte Wetter am 11.9. haben wir zu einem Ruhetag in Alesjaure genutzt. Meinen Bericht plane ich, in den nächsten Wochen zu schreiben. Bis dahin erfreue ich mich weiter an deinem.

          Kommentar


          • Mortias
            Fuchs
            • 10.06.2004
            • 1194
            • Privat

            • Meine Reisen

            #45
            AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

            Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
            Letztes Jahr waren wir ungefähr zur gleichen Zeit wie du unterwegs (wir sind 2 Tage später gestartet). Natürlich liegt die Gegend zwischen Abisko und Årosjokk etwas nördlicher, aber ich bin doch fasziniert, wie unterschiedlich das Wetter für uns war. Wir sind im Ganzen nur ca. 3 Stunden im Regen gewandert. Gut, das wirklich schlechte Wetter am 11.9. haben wir zu einem Ruhetag in Alesjaure genutzt. Meinen Bericht plane ich, in den nächsten Wochen zu schreiben. Bis dahin erfreue ich mich weiter an deinem.
            Na da bin ich ja schonmal auf Deinen Bericht gespannt. Vor allem auch auf die meteorologischen Unterschiede und die Landschaftsaufnahmen. Bisher waren Deine Bericht ja auch immer sehr unterhaltsam. Ich schätze mal, dass Ihr dann das letzte Stück bis Årosjokk dem markierten Wanderweg gefolgt seid. Das würd mich schon interessieren wie die Gegend dort so ausschaut.

            Kommentar


            • Mortias
              Fuchs
              • 10.06.2004
              • 1194
              • Privat

              • Meine Reisen

              #46
              AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

              Tag 14 (14.09.)
              Für heute hatte ich mir ja eigentlich vorgenommen den Staika zu besteigen. Gestern, als ich am späten Nachmittag auf dem Vajmokbakte stand, hatte er mich noch so schön verlockend angelächelt. Dummerweise sah nur es heute aber überhaupt nicht nach Bergsteigerwetter aus. Wie gestern Morgen lag eine durchgehende Wolkendecke übern Himmel. Unklar war nur, ob sie sich auch wieder auflösen würde, oder ob sie bleiben und letztendlich Regen bringen würde. Die zunehmend dunkleren Wolken, die nach und nach aufzogen, versprachen wohl eher letzteres. Wenigstens windstill war es.


              Vajmok am Morgen. Die Wolken machen Sorgen.

              Als ich dann gegen 10 Uhr aufbrechen wollte, hörte ich auf einmal von rechts ein lautes Pfeifen. Ich blickte mich um und sah wie Basti gerade anmarschiert kam. Da ist der Streber doch tatsächlich deutlich früher aufgestanden als ich und hat bereits den Abschnitt übern Vajmokbakte hinter sich gebracht. Nicht schlecht, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. So marschierten wir also wieder gemeinsam weiter. Spiegelglatt lag der Vajmok neben uns und schmiegte sich in die raue Felslandschaft. Ein schöner Anblick. Nur die im Westen dichter werdende Bewölkung ließ mich immer skeptischer werden bezüglich meiner Bergsteigerambitionen.


              Zeit für ne kleine Fotosession


              Blick zurück zur Vaimokstuga und dem Vajmokbakte


              Der Weg war eigentlich ganz gut zu gehen.


              Es wird zunehmend dunkler und dunkler.

              Als wir dann den Vajmok hinter uns gelassen haben, trennten sich unsere Wege erneut. Basti wollte dem Nordkalottleden weiter folgen um möglichst rasch in Kvikkjokk anzukommen. Immerhin wollte er noch seine Interrailreise Richtung St. Petersburg fortsetzen. Er hatte also nen recht engen Zeitrahmen, während ich erst am 17.09 in Kvikkjokk sein musste und daher mehr als genug Zeit hatte. Auch wenn mir mittlerweile klar war, dass das mit der Staika Besteigung nichts mehr werden würde, so wollte ich dennoch grundsätzlich an der geplanten Route festhalten. Und die führte mich jetzt nunmal abseits des Weges und querfeldein in südliche Richtung. So sagten wir nun abermals Tschüss und trennten uns. Diesmal endgültig, ich habe ihn auf dieser Tour nicht mehr wiedergesehen. Später schrieb er mir dann, dass er bereits zwei Tage vor mir, am Donnerstag, in Kvikkjokk ankam und dann am Freitag in aller Herrgottsfrühe den Schulbus nach Jokkmokk genommen hat.

              Mein nächstes Ziel war es nun den Pass beim Lulep Doaresoajvve zu überqueren. Dabei ging es jetzt durch eine super ätzende Gerölllandschaft. Nur langsam kam ich hier voran. Zudem fing es auch noch an zu regnen. Zwar nur ein leichtes Tröpfeln, aber trotzdem war es recht nervig. Immerhin hörte der Regen zwischenzeitlich auch wieder auf und als ich das Hochtal beim See 1032 erreicht habe, war der Boden auch wieder etwas weniger steinig. Trotzdem, im Vergleich zu gestern war es alles ziemlich trist und grau (was natürlich auch an den vielen Wolken lag). Außerdem war ich enttäuscht, dass aus der Bergbesteigung nichts mehr wurde. Aber bei dem Wetter hätte es einfach keinen Sinn gemacht, da der Gipfel mittlerweile komplett in den Wolken verschwunden war.


              Ziemlich steiniger Abschnitt (igitt)


              Der erste Regenschauer heute. Aber nicht der letzte.


              Oben im Hochtal war es zum Glück wieder weniger steinig.


              Blick zum See 1032


              Wolkenverhangener Staika

              Der Anstieg zum 1350 m hohen Pass ging glücklicherweise recht leicht vonstatten. Und es tat gut wenigstens noch einmal ein paar Höhenmeter aufzusteigen und einen kleinen Hauch von Hochgebirgsfeeling zu bekommen. Auf der Passhöhe blies mir dann auf einmal ein kalter Wind entgegen der dicke Regentropfen mitbrachte. War die Luft bisher noch ruhig und mild und der Niederschlag nur leichter Sprühregen, so hat sich das Wetter nun nochmal signifikant verschlechtert. Jetzt wurde es richtig kalt und unbequem, so dass ich schnell meine Regenjacke anzog und mich dann sofort wieder an den Abstieg auf der Ostseite vom Pass machte.


              Pause in der Geröllwüste


              Passhöhe auf 1350 m


              Vom Tarrekaise Massiv war dank der Wolken nicht besonders viel zu sehen.

              Ich kam an einem größeren namenlosen See vorbei, wo mir der Grund aber zu steinig war um dort zu zelten. Also lief ich noch ein Stückchen weiter, passierte einen weiteren (kleinen) See und schlug dann nahe des davon abgehenden Baches mein Zelt auf. Mittlerweile stürmte es recht kräftig, so dass mein Zelt ganz ordentlich durchgeschüttelt wurde. Geregnet hat es natürlich auch nicht wenig. Jaja, da war es wieder das berühmt berüchtigte Schietwetter, was mich auf dieser Tour nun leider schon so häufig treu begleitet hat. Da fiel mir wirklich nichts mehr zu ein, außer es stillschweigend zu ertragen und einfach voller Ironie drüber zu lachen. Naja, die verbleibenden 2 ½ Tage würde ich auch noch irgendwie rumkriegen. Weit war es ja zum Glück nicht mehr. Und vielleicht gab es ja doch noch eine unverhoffte Wetterbesserung.


              Namenloser See hinter der Passhöhe; zum Zelten war es mir hier zu steinig.


              Immer noch zu steinig


              Endlich eine passable Zeltstelle


              Viel zu sehen gab es heute nicht mehr von der Landschaft.

              Kommentar


              • Mortias
                Fuchs
                • 10.06.2004
                • 1194
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                Tag 15 (15.09.)
                Unglaublich, aber der Blick früh morgens aus dem Zelt bescherte mir doch tatsächlich etwas Helligkeit im Osten. Sonnenstrahlen brachen sich durch die Wolken und sorgten für zunehmend hellere Stimmung. Bei meinem Aufbruch um 20 nach 10 war es angenehm dann sonnig und von den Wolken fast nichts mehr zu sehen. Ok, es war weiterhin ziemlich frisch und windig. Aber dafür gibt es ja Mützen und Jacken. Hauptsache die Sonne schien und ich konnte bei guter Sicht die Landschaft genießen. Das war es doch worauf es mir letztendlich ankam.


                Morgens um halb 6


                Um halb 8


                Und um halb 10. Es lässt sich gut erkennen wie er immer schöner wurde.


                Kann losgehen.

                Meine Route führte mich nun in südwestlicher Richtung zur Stajgaguovddel Hochebene. Dabei ging es leicht bergabgehend immer schön am Hang entlang. Der Ausblick aufs Tarrekaise Massiv war fantastisch und ca. 300 Höhenmeter unter mir konnte ich den Nordkalottleden ausmachen. Hinter mir zeigte sich nun der Staika in seiner vollen Pracht. Ein schöner Anblick, mit dem einzigen Wehmutstropfen, dass das guter Bergsteigerwetter zum falschen Zeitpunkt vorherrschte. Denn vorgestern war es leider zu früh und heute zu spät um den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Das war dann doch ein bisschen bitter.


                Trotz Sonnenschein war es hier oben nicht grad sonderlich warm.


                Wolkenfreier Staika. Heute wäre gutes Bergsteigerwetter gewesen. Leider fehlte mir die Zeit dazu.


                Blick zur Kurajaurestuga. Dort unten verläuft der Nordkalottleden.


                Gemütliches Wandern bei toller Aussicht

                Trotzdem, die gute Laune ließ ich mir davon jetzt nicht verderben. Zu schön war die Landschaft und gleichzeitig angenehm zu gehen, so dass ich sehr gut vorankam. Ein traumhafter Abschnitt. Weiter unten in der Stajgaguovddel Hochebene war es dann etwas steiniger. Ich kam an vielen kleinen Seen vorbei und querte den Ahkalmjåhkå. An einem kleinen namenlosen See ließ ich mich dann zur Mittagspause nieder. Hier war es angenehm windgeschützt, so dass ich mich schön in der Sonne wärmen und eine überaus erholsame Mittagspause genießen konnte. Zwar die Aussicht längst nicht so geil wie vor zwei Tagen, aber auch diese Pause wusste ich echt zu schätzen. Zu selten habe ich auf dieser Tour während meiner Mittagspausen diese Ruhe und Entspanntheit erleben dürfen, die mir jetzt zu Teil wurde.


                Stajgaguovddel Hochebene


                Ahkalmjåhkå


                Wollgras


                Entspannte Mittagspause; so lob ich mir das.

                Frisch gestärkt und motiviert und lief anschließend weiter zum Ahkalmtjåhkkå, einem 1012 m hohen Hügel, der in einer recht exponierten Position am Hang des Tarradalen liegt. Ein wirklicher Umweg war der Abstecher nicht, aber dafür wurde ich hier von einer überaus fantastischen Aussicht belohnt. Im Norden fiel mein Blick auf den Tarraure, der rechts von den steilen Hängen des Tarrekaise Massiv eingefasst wurde, sowie den Tarraätno, der sich dann durch eine sanfte Hügellandschaft Richtung Padjelanta durchs Tarradalen schlängelt. Westlich davon war das Staika Massiv gut zu erkennen, während sich im Süden eine flacher werdende Hügellandschaft abzeichnete die in weiterer Ferne vom immergrünen Nadelwald bewachsen war und wo auch Kvikkjokk lag. Diese Landschaft jetzt hier in den prachtvollen Herbstfarben bestaunen zu können hat mich unheimlich stark mit den vielen frustrierenden Schlechtwettertagen versöhnt. Jetzt hatte ich endlich das Gefühl auch bei dieser Tour so richtig schön auf meine Kosten gekommen zu sein und die Natur förmlich aufsaugen zu können. Wirklich herrlich.


                Ahkalmtjåhkkå voraus


                Geschafft, oben


                Panoramablick Richtung Norden (Doppelklick für vergrößerte Ansicht)


                Tarraure und Tarraätno


                Panoramablick nach Süden (Doppelklick für vergrößerte Ansicht)


                Hehe...


                Es war einfach nur ein Traum hier sitzen zu können und den Ausblick zu genießen.

                Eine knappe Stunde blieb ich hier oben, schoss haufenweise Fotos und war einfach nur dankbar für das Erlebnis. Dann begann mein Abstieg zur Njunjesstuga. Gemütlich ging es über strauchbewachsene Hänge bergab wo ich mir noch ein paar Blaubeeren gönnen konnte. Ich kam nun wieder durch Birkenwald und näherte mich dem Gårssåjåhkå. Dieser war von recht steilen Hängen umsäumt, so dass ich mich nochmal schön durch einen waldbewachsenen Hang entlang mogeln konnte. Leichte Erinnerungen an das Bushwhacking in Alaska wurden dabei wach. Nur mit dem Unterschied, dass ich wusste, dass dies nur ein kurzer Abschnitt sein würde und nicht der Dauerzustand.


                Beim Abstieg Richtung Njunjesstuga


                Wieder im Wald

                Ich querte den Gårssåjåhkå und lief nun an den ersten Nadelbäumen vorbei. Die tiefstehende Sonne zauberte mittlerweile herrliche Farben hervor. Die Birken, die Sträucher und die Gräser erstrahlten nun in intensiven gold-orangenen Farbtönen, während die Nadelbäume als Kontrast ihr immer währendes grün präsentierten. Die leicht sumpfigen Ebenen bescherten mir haufenweise Rauschbeeren und ich konnte eine kleine Gruppe Rentiere dabei beobachten wie sie recht dicht an mir vorbeizogen. Genial, das war echt mal eine traumhafte Herbstszenerie hier. Genau sowas habe ich zu erleben erhofft, als ich beschloss diesmal im September loszulaufen.


                Die besagte Rentiergruppe


                Ganz schöner Angeber der Kollege links


                Tiefstehende Sonne übern Ahkalmtjåhkkå

                Gegen kurz vor 6 erreichte ich die Brücke an der Njunjesstuga. Hier gab es prinzipiell einige Zeltmöglichkeiten, aber insgesamt war der Boden etwas zu feucht. Am anderen Ufer vom Tarraätno war es wiederrum sehr steinig und wirklich gute Zeltplätze fand ich hier auch nicht. Die Hütte war, wie auch bereits die anderen Hütten die ich passiert habe, längst verlassen und abgeschlossen. Lediglich ein Notraum war noch offen. Aber da ich nicht in Not war, sah ich auch keinen Grund darin zu nächtigen. Am Südufer fand ich dann letztendlich doch noch einen einigermaßen geeigneten Zeltplatz wo ich mich dann niederließ.


                Njunjesstuga


                Ich war wohl nicht der erste, der hier sein Zelt aufschlug.

                Die Sonne war jetzt mittlerweile hinterm Horizont verschwunden und es wurde wieder recht kühl. So schön doch die ganzen Herbstfarben sind, so ist der entschiedene Nachteil bei Touren zu dieser Jahreszeit nunmal, dass spürbar weniger Tageslicht und daher auch Sonnenstunden zur Verfügung stehen. Aus meinem Plan mich endlich mal zu waschen wurde folglich wieder nichts. Aber immerhin konnte ich mein Abendbrot wieder außerhalb des Zeltes einnehmen. Das war auch sehr viel wert. Um Viertel nach 8 ging dann der Vollmond am südlichen Horizont auf und warf sein mattes Licht über das Tal. Einerseits ein zauberhafter Anblick, andererseits ein Störenfried. Denn auch diese Nacht habe ich wieder keine Nordlichter sehen können, was doch echt schade war. Da war der Mond sicherlich nicht ganz unschuldig dran. Trotzdem, insgesamt war der heutige Tag wirklich nochmal ein absolutes Highlight.


                Abendbrot in der Abenddämmerung gegen Viertel vor 8


                Mondschein überm Tarradalen

                Kommentar


                • Nuklid
                  Erfahren
                  • 09.06.2013
                  • 437
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                  Herrlich!

                  Kommentar


                  • Dogmann
                    Fuchs
                    • 27.09.2015
                    • 1022
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                    Na hat da wer was von schlechtem Wetter gesagt???!
                    Wirklich , das ist es , Herlich !
                    Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                    Kommentar


                    • Hapi
                      Erfahren
                      • 22.09.2015
                      • 426
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                      Bericht, Tour, Bilder - erste Sahne!! Danke!
                      Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                      Kommentar


                      • Hapi
                        Erfahren
                        • 22.09.2015
                        • 426
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen

                        [I]Es war einfach nur ein Traum hier sitzen zu können und den Ausblick zu genießen.
                        ...volle Zustimmung!
                        Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

                        Kommentar


                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1194
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                          Danke nochmal für die vielen lobenden Worte. Ich denke mal, das ist ein guter Ansporn den Sack zu zumachen und den Bericht zum Ende zu bringen.

                          Kommentar


                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1194
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                            Tag 16 (16.09.)
                            Nachdem nachts die Temperatur wieder unter null Grad gefallen ist, wurde ich nun von einem traumhaften Morgen überrascht. Eine Raureifschicht bedeckte die Wiesen und wurde von der aufgehenden Sonne angestrahlt, während über dem Tarraätno noch kleine Nebelschwaden aufstiegen. Was für eine unbeschreiblich schöne Szenerie. Ein Herbstmorgen wie aus dem Bilderbuch.


                            Welch traumhafter Morgen


                            Kleine Wasserpfützen wurden von einer dünnen Eisschicht bedeckt...


                            ...während auf den Gräsern noch der Raureif lag.


                            Tarraätno im Morgenlicht

                            So nahm ich mir großzügig Zeit diesen Morgen in aller Ruhe nochmal ausgiebig zu genießen. Heute konnte ich eh ganz sutsche angehen lassen. Bis zum Bootsanleger vom Padjelantaleden waren es nur noch ca. 12 km und ich musste sowieso erst morgen Mittag dort sein. Und der noch ausstehende Abschnitt führte mich über den Padjelantaleden, der nun nicht gerade für seine vielen Hindernisse und beschwerlichen Abschnitte bekannt ist. So nahm ich mir vor, das schöne Wetter heute für eine ruhige und langsame Etappe mit reichlich Naturgenuss auszukosten. Um halb 11 brach ich dann auf, überquerte die Brücke übern Tarraätno und stieß auf dem Padjelantaleden. Der führte mich dann durch einen malerisch schönen herbstlichen Birkenwald. Ruhig und idyllisch war das hier. Ich zwang mich geradewegs dazu langsam zu gehen um nicht zu schnell voranzukommen. Was hätte ich auch davon früh am Zeltplatz anzukommen? Lieber wollte ich diese Landschaft nochmal richtig schön in mich aufsaugen, bevor es dann morgen wieder nach Hause ging.


                            Die Herbstfärbung der Birkenwälder hatte mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht.


                            Abwechslungsreicher Waldabschnitt


                            Schade, dass das nicht mein Wochenendhaus ist.


                            Tarraätno


                            Hier habe ich mir eine ausgiebige Pause gegönnt. Ich hatte ja genug Zeit.

                            Später nahm dann nahmen die Nadelbäume zunehmend überhand, so dass der Birkenwald zu einem abwechslungsreichen Mischwald und später zu einem fast reinen Nadelwald wurde. Ich freute mich einfach darüber diese nordische Waldlandschaft bei so traumhaftem Wetter und komplett ohne nervige Mücken zu durchqueren. Der Weg selbst war leicht zu folgen, ordentlich ausgetreten und in einem guten Zustand. Nun ja, das war nicht weiter verwunderlich, der Padjelantaleden ist schließlich nicht gerade niedrig frequentiert. Jetzt war aber gar nichts mehr los. Niemand kam mir entgegen oder überholte mich.


                            Langsam begann der Nadelwald...


                            ...und verdrängte die Birken.


                            Tarraätno

                            Nach einem längeren Sumpfabschnitt (natürlich gab es hier Holzplanken) machte ich beim Ravejåhkå auf einer Lichtung Mittagspause. Hier konnte ich nochmal ausgiebig chillen und diesen herrlichen Nadelwald genießen. Eine holländische Wanderin kam vorbei und zeigte mir am Weg relativ frische Bärenspuren. Tatsächlich, hier muss vor nicht allzu langer Zeit ein Vertreter der Gattung Ursus Arctos lang getapst sein. Zu sehen bekam ich ihn natürlich nicht. Da war ich nun schon über 10 Mal in Nordskandinavien wandern und außer ein paar Spuren oder Kothaufen habe ich noch nie einen von ihnen zu Gesicht bekommen. Und letztes Jahr in Alaska habe ich dann gleich mal 5 Grizzlies gesehen und davon zwei sogar aus nächster Nähe. Schon ein krasser Vergleich, der ziemlich klar deutlich macht, warum es in Nordamerika so strikte Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit Bären gibt und in Skandinavien eben nicht.


                            Sumpfabschnitt


                            Blick zum Gasskajvo


                            Wie herrlich entspannt es doch ist über Holzplanken zu laufen.


                            Meine letzte Mittagspause auf dieser Tour war nochmal super entspannt. Die Sonne schien, es gab keine Mücken und ich musste nicht hetzten. Was will man mehr?


                            Bärenspuren

                            Entspannt lief ich nun noch ein kurzes Stück bis zum Vallebäcken weiter, wo ich dann unmittelbar am Ufer mein Zelt aufschlug. Dieser Zeltplatz erinnerte mich auf ein wenig an meine Alaska Tour letztes Jahr, da ich damals auch häufig auf Flussbänken umgeben von Wald gezeltet habe. Der Blick zur 50 m entfernten Stahlseilbrücke machte aber jede Verwechslungsgefahr sofort zunichte.


                            Vallebäcken


                            Alaska-Gedenk-Zeltplatz

                            Da hier einiges an trockenem Totholz rumlag, entschloss ich mich nach dem Essen noch ein kleines Feuerchen zu entfachen. Nicht dass mir besonders kalt war, aber ich hatte einfach Lust dazu und fand es schön anzusehen. Im Kahlfjäll gibt es ja, mangels Holz, so gut wie nie die Möglichkeit dazu. Jetzt wollte ich mir einfach mal den Luxus gönnen. So saß ich nun an meinem letzten Abend hier am knisternden Feuer am Rande der Wildnis, ließ nochmal in meinen Gedanken die Tour Revue passieren und freute ich mich darüber, dass ich gerade zum Ende hin noch so viele schöne Erlebnisse hatte.


                            Abendstimmung am Vallebäcken (gegen 19.30 Uhr)


                            So ein Lagerfeuer ist doch was Feines.


                            Ein Augenblick an den ich gerne zurückdenke.


                            Es ist übrigens erlaubt hier im Pärlälvens Fjällurskog Naturreservat ein Feuerchen zu machen. Außerdem hatte ich genug Löschwasser parat und es waren keine größeren Pflanzen in unmittelbarer Nähe.


                            Kurz nach halb 9; das Feuer war mittlerweile abgebrannt und die Glut gelöscht.

                            Kommentar


                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1194
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #54
                              AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                              Tag 17 (17.09.)
                              Wie gestern fiel auch in dieser Nacht die Temperatur wieder unter den Gefrierpunkt. Morgens lag dann eine Nebeldecke über der Landschaft, die sich leider nur sehr schwerfällig verdünnisieren wollte. Die Luft war feucht-kalt, so dass auch mein Zelt von innen mit Kondenswasser beschlagen war und alles einfach nur ungemütlich war. Da hab ich mich am liebsten noch in den Schlafsack gelümmelt. statt mich aufbruchsfertig zu machen. Zum Glück musste ich ja auch nicht lange mehr laufen heute. Folglich auch nicht hetzen. Und immerhin schien sich gegen 10 Uhr dann doch endlich die Sonne durchzusetzen und die Wolken langsam aufzulösen.


                              Nebliger Morgen


                              Kühl und klamm war es. Ziemlich ungemütlich.


                              Langsam war aber zu bemerken wie die Sonne sich mehr und mehr anstrengte.


                              So konnte die Sonne jetzt erstmal mein Zelt wieder einigermaßen trocknen, bevor ich mich dann aufn Weg machte.

                              Gegen kurz vor 11 lief ich dann gemütlich los. Nun war es angenehm mild und sonnig. Jetzt ging es noch für ca. 2 km durch den wunderschönen Nadelwald vom Pärlälvens Fjällurskog Naturreservat. Teilweise spannten sich Spinnenweben über den Weg, die mir verrieten, dass heute noch keiner hier langgekommen ist. Ich genoss es nochmal durch diese malerische Landschaft zu laufen, bevor ich dann gegen halb 12 am Bootsanleger ankam. Für 12 Uhr hatte ich bei Björn das Boot bestellt. Ich hatte somit noch genug Zeit um hier rumzuchillen und die Sonne zu genießen.


                              Der letzten 2 km


                              Der Weg war hier sehr leicht zu gehen, so dass ich schnell am Ziel war.


                              Padjelantaleden Bootsanleger


                              Am Bootsanleger mit Blick nach Westen Richtung Tarradalen

                              Die Zeit verstrich und mittlerweile war es schon kurz nach 12. Aber vom Boot war nichts zu sehen. Seltsam. Gegen Viertel nach 12 hörte ich dann das unverkennbare Knattern eines Dieselmotors. Tatsächlich, da kam da Boot angefahren wo mehrere Leute drin saßen. Es hielt auf den Anleger zu, fuhr dann aber vorbei um eine Flussbank anzusteuern, wo die Leute ausstiegen um Picknick zu machen. Was sollte das denn jetzt? Nun, das sah mir doch eher nach einem privaten Ausflug aus, zumal Björn ja auch gar nicht mit dabei war. Aber wo blieb er dann? Zum Glück fuhr der Bus in Kvikkjokk erst um 14 Uhr los, so dass ich noch nicht in Zeitnot war. Trotzdem fragte ich mich langsam, ob er mich eventuell vergessen haben könnte.


                              Zeit totschlagen bis das Boot endlich kommt. Aber wo blieb es denn?

                              Ich entschloss mich also ihn mal anzurufen (in der Hütte beim Anleger gibt es ein Telefon für solche Zwecke). Er ging auch sofort ran und versicherte mir, sich gleich auf den Weg zu machen. Er hatte mich nicht vergessen, aber es gab wohl mit dem vorigen Gast ein paar Probleme die zu einer Verzögerung geführt haben. Gegen Viertel vor 1 kam er dann an und entschuldigte sich nochmal für die Verspätung und fuhr dann bereits los. Als kleine Entschädigung hat er mich dann noch bis ganz nah an die Stromschnellen vom Gamajåhkå gefahren, damit ich da noch coole Fotos machen konnte (wobei ich mich im Nachhinein frage, ob er das nicht immer macht).


                              Die Bootsfahrt durchs Kvikkjokk-Delta ist auch immer wieder ein echtes Highlight.


                              Schweden-Idylle


                              Gamajåhkå-Stromschnellen

                              Anschließend hat er mich noch zur Fjällstation begleitet, wo wir dann zusammen Mittag gegessen haben. Er konnte sich doch tatsächlich noch daran erinnern, dass er mich 2013 nach Mallenjarka gefahren hat und wir dort in der Hütte dann ein längeres Gespräch über moderne Physik geführt hatten (was er dann auch sogleich wieder aufnahm). Mit ihm zu reden ist echt interessant, weil er sich (für einen Nicht-Physiker) ziemlich gut mit der Thematik auskennt, wirklich Begeisterung an den Tag legt und auch unheimlich viel erzählen kann (von Gesprächen mit amerikanischen Professoren, Büchern die er gelesen hat und Theorien die er selber aufgestellt hat etc...). Kleiner Tipp also: Wer mit Björn ein längeres Gespräch beginnen möchte, sollte ihn einfach mal fragen, wie denn eigentlich genau die Zeit definiert ist und ob das ganze Modell dahinter nicht in Wirklichkeit eigentlich nur eine Illusion ist. Er wird da einiges zu berichten können.

                              Leider aber machte dann eben genau die Zeit diesem spannenden Gespräch ein Ende, da es galt einen Bus zu erwischen. Ich verabschiedete mich und lief zur Bushaltestelle, wo der Bus dann pünktlich um 14 Uhr losfuhr.


                              Die Kirche von Kvikkjokk; ein recht bekanntes Motiv möchte ich meinen.


                              Da wartet dann auch schon der Bus.

                              So sah ich nun die, mir mittlerweile recht vertraute, Gegend um Kvikkjokk erneut an mir vorbeiziehen mit den vielen Seen und Hügeln und scheinbar endlosen Wäldern. Etwas schwermütig wurde mir da schon ums Herz bei dem Wissen, dass ich diese Gegend nun wieder verlassen würde. Klassisches Lappland-Abschiedssyndrom. Abends nahm ich denn von Murjek aus den Nachtzug nach Stockholm, von wo aus ich dann am nächsten Tag zurück nach München flog um wieder zuhause anzukommen und meinem geregelten Alltag nachzugehen.


                              Sakkat ausm Bus heraus fotografiert.


                              Bahnhof von Murjek; jetzt galt es nur noch auf den Nachtzug zu warten.

                              Kommentar


                              • Mortias
                                Fuchs
                                • 10.06.2004
                                • 1194
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #55
                                AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                Fazit
                                Wäre diese Tour fünf Tage früher zu Ende gewesen, so hätte ich sie wohl in ziemlich mäßiger Erinnerung behalten. Zu schlecht war häufig das Wetter um wirklich Freude an der Natur erleben zu können. Am Ende kam ich dank der Schönwetterperiode dann aber doch noch gut auf meine Kosten. Landschaftlich war ich auf jeden Fall wieder sehr zufrieden. Die Natur Lapplands gefällt mir einfach wirklich gut und ich konnte auch dieses Mal wieder einige neue Ecken kennenlernen die überaus ansehnlich waren. Zudem hatte ich keinen Ärger mit Mücken. Dafür hätte ich mich aber doch über ein paar mehr Polarlichter gefreut (blöder Mond). Naja, nothing is perfect, aber solange es in der Summe stimmt will ich mich nicht beschweren.

                                Was mir natürlich seit meiner Alaska Tour dann doch immer im Kopf schwebte war der Vergleich beider Wanderregionen. Was ich ja in Lappland dieses Mal erfreulicherweise festgestellt habe ist die Tatsache, dass in der Tundra der Untergrund oft deutlich härter und daher leichter zu bewandern ist. Das Laufen war dadurch längst nicht so beschwerlich wie ich es häufig in der Brooks Range erlebt habe. Auch in Punkto Bärensicherheit ist es in Lappland doch um einiges entspannter. Gerade bei schlechtem Wetter ist es durchaus vorteilhaft abends gemütlich im Zelt essen zu können und nicht noch extra dafür rausgehen zu müssen, nur damit kein Bär auf dumme Gedanken kommt. Das spricht ganz klar für Lappland.

                                Auf der anderen Seite war Alaska natürlich totales Neuland für mich. Alles dort war gewissermaßen unbekannt und oftmals auch einfach anders als erwartet. Das gab dem Ganzen folglich eine gewisse Abwechslung; den Reiz des Neuen. In Lappland hingegen fühle ich mich buchstäblich fast schon wie zu Hause. Tagesabläufe, Landschaftstypus, Anreisemöglichkeiten und vieles anderes sind mir doch recht bekannt und teilweise vertraute und lieb gewonnene Routine. Gleichzeitig habe ich in Nordskandinavien nun aber auch schon recht viele attraktive Gegenden abgegrast, so dass es immer schwerer wird neue spannende Touren zu planen ohne gleichzeitig allzuviel bekannte Ecken mit dabei zu haben.

                                Auch wenn ich insbesondere gerade die Gegend zwischen Abisko und Kvikkjokk echt sehr mag, so macht es mir doch auch Spaß stets neue Regionen und Landschaften zu entdecken. Diese Neugier konnte ich bei meiner Tour ziemlich gut befriedigen. Und ich glaube vom Kopfe her wollte ich dieses Mal auch gar nicht ernsthaft wieder nach Alaska sondern eben zurück ins vertraute Lappland. Nun denke ich da aber etwas anderes darüber, eben auch weil es in Alaska einfach eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt ausgedehnte Wildnisgebiete zu durchwandern. Noch hab ich keine endgültigen Pläne für diesen Sommer gemacht, aber ich habe mich doch schon oft dabei erwischt wie ich mir bei Google Earth sehnsuchtsvoll die Brooks Range angeschaut und mir im Kopf bereits Routen überlegt habe. Das Interesse ist jedenfalls ernsthaft da. Und der Gedanke daran es dort nochmal zu versuchen in der Hoffnung, dass es dieses Mal besser ausgeht hat definitiv seinen Reiz. Mal schauen was dann am Ende bei rumkommt….

                                Ende

                                Kommentar


                                • JustMe79
                                  Erfahren
                                  • 28.05.2015
                                  • 199
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #56
                                  AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                  Schön zu hören, dass du doch noch ein eindeutig positives Fazit ziehen konntest - alles andere wäre nach diesem Grande Finale aber auch wirklich vermessen gewesen. Genau solche Tage und Impressionen sind es, weshalb ich Jahr für Jahr im Herbst losziehe - auch wenn es schon Jahre bzw. Touren gab, die nicht mal einen einzigen solchen Tag hergaben.

                                  Die Farben, die Kontraste, der Duft der Landschaft - in Zusammenhang mit der Abwesenheit quasi jeglicher Insekten - sowie der meisten anderen Wanderer - dazu die über allem schwebende Melancholie des Herbstes, des zu-Ende-Gehens aufgrund des 'drohend' vor der Tür stehenden Winters - solche perfekten, intensiven Eindrücke sind rar und dementsprechend unbezahlbar. Auch wenn du zeittechnisch den Staika noch relativ locker hättest mitnehmen können, so war es vielleicht doch besser, sich für die entspannte Variante zu entscheiden und so die Eindrücke noch mehr genießen und aufsaugen zu können.

                                  Ich verstehe deine Gefühle bezüglich 'Lappland vs. Alaska' glaube ich sehr gut - in Lappland hast du theoretisch alles, was du brauchst - außer halt den 'Abenteuerfaktor' und das große Unbekannte. Auch mir ging es früher oft so, dass ich mich nach immer größeren Abenteuern sehnte - Alaska, Kanada, Patagonien, Neuseeland, Spitzbergen, Grönland, Antarktis, ... - und auch heute geht es mir manchmal noch so, wenn ich im Google Earth dort drüberfliege oder Berichte und/oder schöne Bilder aus diesen Gegenden sehe.

                                  Vielleicht klappt es auch irgendwann einmal mit der einen oder anderen Tour in einem dieser Gebiete - falls nicht, fände ich das allerdings mittlerweile überhaupt nicht mehr schlimm, weil ich weiß, dass es in Lappland (zumindest noch) genügend weitgehend unberührte Gebiete gibt, in denen ich zu 100% auf meine Kosten komme.

                                  Ich habe für mich mittlerweile gemerkt, dass ich dazu keine 2000er (mehr) besteigen muss, keine Gletscher (mehr) überqueren muss und keine 250km pro Tour (mehr) runterreißen muss. Ich brauche nur noch erstaunlich kleine, dafür aber genügend abwechslungsreiche Gebiete mit intakter Wildnis, in denen ich ~4-5 Zeltplätze strategisch bzw. landschaftlich gut positionieren kann, nen schönen (Ur-)Wald, nen schönen Fluss, den ein oder anderen Hügel oder Berg, See oder gar Fjord - einfach genügend Möglichkeiten, um abwechslungsreiche, entspannte Tagestouren machen zu können.

                                  Halbwegs vernünftiges Wetter vorausgesetzt, kann ich dort zu 100% glücklich sein, kann mein Wildnis- bzw. Naturhunger zu 100% gesättigt werden, ob nun zu Fuß oder per (Falt-)Kajak. Und für solche Gegenden - bekannte wie unbekannte - habe ich aktuell schon Touren für die nächsten 7 oder 8 Jahre in der Schublade - da wird so schnell nix langweilig, vor allem, weil das Wetter ja auch jedes mal anders ist und man nicht jede Ecke im ersten Versuch bei perfektem Sonnenschein zu Gesicht bekommt. Und selbst dann wäre es ja kein Problem, sie ein paar Jahre später ev. nochmals bei perfektem Wetter genießen zu können. Dazu ist der Kontrast zum Alltäglichen bzw. zur Pseudo-Natur, wie ich sie hier in Deutschland habe, ja viel zu groß, als dass sich das so schnell abnutzen bzw. langweilig werden könnte.

                                  In diesem Sinne viel Erfolg bei deiner 'Findung' - ich bin schon gespannt zu hören, wohin es dich das nächste Mal verschlagen wird, und ob du dann dort (endlich/alles) findest, was du suchst...

                                  PS: Irgendwie kommt mir in diesem Zusammenhang auch oft fellow ODS'ler Casts Signatur in den Sinn: 'Adventure is a sign of incompetence'. Dem gegenüber steht wiederum der - oft sinnvolle - Gedanke bzw. Wunsch, seine 'Komfortzone (auch mal) zu verlassen'. Die Frage ist wohl, wie jeder für sich persönlich Abenteuer definiert, wieviel Unbekanntes und wieviel Risiko des 'Scheiterns' man braucht, um eine Tour als herausfordernd und im Nachhinein dann idealerweise als Erfolg verbuchen zu können - falls man denn den Erfolg einer Tour überhaupt über solcherlei Dinge definiert...

                                  Kommentar


                                  • Blahake

                                    Fuchs
                                    • 18.06.2014
                                    • 1432
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #57
                                    AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                    Vielen Dank. Wie heißt es doch so schön bei Herr der Ringe? "Guter Sméagol, hilft immer".
                                    Lass' mal Wenn man Dir eine Figur aus dem "Herrn der Ringe" zuordnen wollte, dann fällt einem Sméagol wohl als letztes ein...

                                    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                    ENDE
                                    Mist, da kommt man mal ein paar Tage nicht dazu, hier weiterzulesen und schon ist die Reise wieder zu Ende.

                                    Die letzten Tage sind ja wettermäßig wirklich wundervoll. Das erinnert mich an mein versöhnliches Wetterglück auf dem Stuor Sievgok, nach dem relativ verregneten Sarek. Das ist dann nochmal so richtig Balsam auf des Wanderers Seele, und Deine Bilder sehen so aus, als ging Dir das genau so.

                                    Und die Bilder von morgendlichen Raureif sind ein Traum!

                                    Danke für's Mitnehmen!

                                    Kommentar


                                    • Mortias
                                      Fuchs
                                      • 10.06.2004
                                      • 1194
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #58
                                      AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                      Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                      Die Farben, die Kontraste, der Duft der Landschaft - in Zusammenhang mit der Abwesenheit quasi jeglicher Insekten - sowie der meisten anderen Wanderer - dazu die über allem schwebende Melancholie des Herbstes, des zu-Ende-Gehens aufgrund des 'drohend' vor der Tür stehenden Winters - solche perfekten, intensiven Eindrücke sind rar und dementsprechend unbezahlbar.
                                      Ja da hast Du diese besondere Herbststimmung sehr treffend beschrieben. Umso dankbarer bin ich dafür, dass ich sie bei der Tour erleben durfte.

                                      Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                      Auch wenn du zeittechnisch den Staika noch relativ locker hättest mitnehmen können, so war es vielleicht doch besser, sich für die entspannte Variante zu entscheiden und so die Eindrücke noch mehr genießen und aufsaugen zu können.
                                      Vermutlich wäre es zeitlich noch gegangen. Aber dafür hätte ich auch wieder zurücklaufen müssen. Und ich hätte den letzten Abschnitt dann deutlich gehetzter zurückgelegt. Nene, bin schon ganz froh darüber, dass es letztendlich so gekommen ist wie hier beschrieben.

                                      Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                      Ich verstehe deine Gefühle bezüglich 'Lappland vs. Alaska' glaube ich sehr gut - in Lappland hast du theoretisch alles, was du brauchst - außer halt den 'Abenteuerfaktor' und das große Unbekannte..... Die Frage ist wohl, wie jeder für sich persönlich Abenteuer definiert, wieviel Unbekanntes und wieviel Risiko des 'Scheiterns' man braucht, um eine Tour als herausfordernd und im Nachhinein dann idealerweise als Erfolg verbuchen zu können - falls man denn den Erfolg einer Tour überhaupt über solcherlei Dinge definiert...
                                      Ja Lappland hat schon sehr viel zu bieten, definitiv. Ich denke Du bringst es hier insgesamt ziemlich gut aufn Punkt.

                                      Zitat von JustMe79 Beitrag anzeigen
                                      In diesem Sinne viel Erfolg bei deiner 'Findung' - ich bin schon gespannt zu hören, wohin es dich das nächste Mal verschlagen wird, und ob du dann dort (endlich/alles) findest, was du suchst...
                                      Dankeschön. Ich werd mal schauen was es dieses Mal wird. Aber was auch am Ende herauskommen wird, einen Bericht darüber werde ich höchstwahrscheinlich wohl wieder schreiben.

                                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                      Danke für's Mitnehmen!
                                      Gern geschehen.

                                      Kommentar


                                      • Dogmann
                                        Fuchs
                                        • 27.09.2015
                                        • 1022
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #59
                                        AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                        Ahhhh nein , kein Ende.
                                        Schade, man hat sich so daran gewöhnt! Zuerst zum gesamten Bericht- Traumhaft...........
                                        weitere Worte sind überflüssig.
                                        Das mit dem Wochenendhaus, habe ich mir so oft dort oben an verträumten Stellen gedacht!
                                        Du hast eine ganz tolle Route gewählt .
                                        Ja mit den Bären kann ich dir auch nur voll zustimmen, denke es ist sehr gut so .
                                        Auch mich zieht es immer und immer wieder nach Lappland , so das ich mich dort schon fast mehr zuhause fühle als................ !

                                        Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

                                        Kommentar


                                        • OttoStover
                                          Fuchs
                                          • 18.10.2008
                                          • 1076
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #60
                                          AW: [SE] Durchs herbstliche Fjäll von Jäkkvik nach Kvikkjokk

                                          I have been looking on and off at this story, but now on the night-shift I had the opportunity to follow the story. Very nicely written and perfect pictures also. Since this area is so close to where I live I have been at many places more than a handful of times, but mostly in winter.

                                          It was interesting to see the area in summer, especially the start up to Gujaurre.
                                          Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                          Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X