Anmerkungen einer Randfigur

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    Anmerkungen einer Randfigur

    Corton schreibt in folgendem

    http://forum.outdoorseiten.net/viewt...099201dac8b850

    Thread:

    "Vor einigen Jahren hab ich mir mal geschworen, kein Auto mehr zu fahren, sobald der Preis über 2 DM geht (damals etwa 1,35 DM). Inzwischen sind wir fast bei 3 DM und ich fahre immer noch. Warum? Weil es zum Auto außerhalb der Großstädte einfach null Alternativen gibt."

    Ich will seinen Thread nicht mit Offtopic-Themen zumüllen und fange deshalb einen neuen an. Es geht mir um die Vorstellung, dass es ausserhalb der Grossstädte keine Fortbewegungsmöglichkeit ausser dem Auto geben soll.

    Ich wohne mit meiner Freundin in einem Bauerndorf mit 300 Einwohnern. Uns stehen zur Fortbewegung nur Fahrräder und Schusters Rappen zur Verfügung. Zum nächsten Bahnhof ist es zu Fuss 50 Minuten, eine Bushaltestelle gibt's nicht. Die nächste Stadt ist 22 km von hier. Ich selbst arbeite zu Hause, muss also selten weg, aber meine Freundin fährt fünfmal die Woche mit dem Fahrrad in die Stadt zur Arbeit, winters wie sommers. Amüsantes Detail: Manchmal wird sie am Arbeitsplatz von Kollegen angesprochen, die sagen, sie würden auch gern mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit fahren, aber sie wohnten leider zu weit weg – und dann nennen sie Ortschaften, die vielleicht 5 oder 10 km entfernt sind.

    Will sagen: Natürlich gibt es Alternativen zum Motor, nur sind die meisten Menschen zu verweichlicht, um sie zu nutzen - ausser natürlich dann, wenn sie dem Sport oder dem "Outdoorleben" frönen. Lustig ist es im Sommer, wenn einige Autofahrer bei schönem Wetter auf ihre Fahrräder umsteigen und versuchen, meine Freundin mit ihrer Sportlichkeit zu beeindrucken. Bizarr ist hingegen, dass viele männliche Motorisierte offenbar glauben, sie könnten einer Frau, die im tiefsten Winter mit dem Fahrrad unterwegs ist, ausgerechnet mit ihrem Motorfahrzeug beeindrucken. Ein bisschen angewandte Logik wäre vonnöten.

    Die Vorstellung, dass man ohne Motor auf dem Land nicht leben kann, führt übrigens dazu, dass die meisten Vermieter von ländlichen Immobilien sich weigern, Unmotorisierte als Mieter zu nehmen, so nach dem Motto: "Ich könnte hier nicht ohne Auto leben, also können andere das auch nicht." Man streite dies nicht ab, ich rede aus bitterer Erfahrung. Ausgerechnet den paar wenigen Menschen, die noch Respekt vor der Natur haben und sich weigern, Lärm, Gift und Gestank zu verbreiten und Tiere und Menschen zu bedrängen und umzubringen, wird es so äusserst schwierig gemacht, sich aus den von den Autofahrern unerträglich gemachten Städten zu verziehen. Meine gegenwärtige Wohnung habe ich nur gekriegt, weil der Besitzer sehr unkonventionell und tolerant ist.

    Verwerflich ist auch die Bereitschaft der Motorisierten, anderen das vorzuenthalten, was sie selbst auch immer wieder suchen, nämlich ein bisschen gottverdammte Ruhe vor Motorfahrzeugen. Sie schaffen es, mit dem Auto an den Waldrand fahren, um dort dann ihre Hunde spazierenzuführen oder mit dem MTB rumzukurven, oder mit dem Auto nach Skandinavien zu fahren, um dort in den Nationalparks Wanderungen zu unternehmen. Der Irrwitz dieses Widerspruchs bleibt ihnen verborgen.

    Einmal sagte mir eine Frau aus dem Nachbardorf XY - das ich wohlgemerkt immer zu Fuss erreiche - sie sei mit dem Auto von XY hergefahren, um mit ihrem Hund hier Gassi zu gehen. Zu Fuss, sagte sie, wollte sie nicht kommen, der Motorverkehr sei so lästig. Dass genau diese Einstellung die Ursache des von ihr genannten Problems ist, erkannte sie nicht oder es war ihr egal. Mit der Moral ist es nicht weit her.

    Ich bin dazu verdammt, in einer von Welt zu leben, in der Motorisierte das Sagen haben. Es gibt aber doch einen kleinen Trost, nämlich das Wissen, dass ich erstens eher verrecke, als dass ich dem Druck nachgebe, Motorfahrzeugfahrer zu werden, zweitens dass ich eines Tages tot bin und drittens dass ich in dieser autoverseuchten Welt keine Kinder zurücklassen werde.

    Aber eins sag ich euch Auto- und Motorradfahrern: Man sieht es euch an, manchmal schon mit zwanzig, manchmal erst mit dreissig. Eure Körper werden zu Autofahrerkörpern, eure Bewegungen werden zu Autofahrerbewegungen, eure Gesichter zu Autofahrergesichtern. Ihr merkt es nicht, weil fast alle eure Mitbürger ebenfalls motorisiert sind und dieselben Symptome aufweisen; ihr habt keine Vergleichsmöglichkeit. Ist aber eine Tatsache. Es ist wie bei allem anderen auch: Man kann sich das Leben nicht so leicht machen, wie ihr es euch macht, ohne irgendwo Konsequenzen zu tragen. Eigentlich logo.

    Ist übrigens letztlich alles egal, ich wollte das einfach mal loswerden.

    Karl

  • Erny
    Gesperrt
    Alter Hase
    • 05.05.2005
    • 2763

    • Meine Reisen

    #2
    Gut gebrüllt Löwe

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    • Fernwanderer
      Alter Hase
      • 11.12.2003
      • 3885
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Re: Anmerkungen einer Randfigur

      Zitat von Erny
      Gut gebrüllt Löwe
      Das habe ich auch genau so lange gedacht bis das kam:

      Zitat von Karl
      ...Es gibt aber doch einen kleinen Trost, nämlich das Wissen, dass ich erstens eher verrecke, als dass ich dem Druck nachgebe, Motorfahrzeugfahrer zu werden, zweitens dass ich eines Tages tot bin und drittens dass ich in dieser autoverseuchten Welt keine Kinder zurücklassen werde.

      Aber eins sag ich euch Auto- und Motorradfahrern: Man sieht es euch an, manchmal schon mit zwanzig, manchmal erst mit dreissig. Eure Körper werden zu Autofahrerkörpern, eure Bewegungen werden zu Autofahrerbewegungen, eure Gesichter zu Autofahrergesichtern. Ihr merkt es nicht, weil fast alle eure Mitbürger ebenfalls motorisiert sind und dieselben Symptome aufweisen; ihr habt keine Vergleichsmöglichkeit. Ist aber eine Tatsache. Es ist wie bei allem anderen auch: Man kann sich das Leben nicht so leicht machen, wie ihr es euch macht, ohne irgendwo Konsequenzen zu tragen. Eigentlich logo.

      Ist übrigens letztlich alles egal, ich wollte das einfach mal loswerden.
      Tut mir leid Karl, aber das ist Ökospießertum hoch drei.
      Zum Schluß ist Dir zwar alles egal aber vorher erkennst Du Auto- und Motorradfahrer an Ihren Körpern (zur vorletzten Jahrhundertwende nahm man unter den "rechtschaffenen Bürgern" an, das man Verbrecher an ihrer Physiognomie erkennen kann, und in den 30-ern, na ja das weißt Du selbst) und außerdem freust Dich inzwischen schon mal auf Deinen kinderlosen (spurlosen?) Tod.
      Ich hoffe das war nur ein Frusttrationsausbruch aus aktuellem Anlaß.

      Mit nur 16km-Fahrradgruß
      Fernwanderer
      In der Ruhe liegt die Kraft

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      • Erny
        Gesperrt
        Alter Hase
        • 05.05.2005
        • 2763

        • Meine Reisen

        #4
        Wir müssen uns doch nichts vormachen. Wir werden auch weiterhin auf das Auto angewiesen sein. Aber es gibt viele Möglichkeiten, dabei zu sparen. Wer auf dem Dorf wohnt, wird sicher immer Schwierigkeiten haben. Aber er sollte nicht zu laut stöhnen. Viele sind aufs Dorf gezogen, weil dort das Bauen, und das Leben billiger ist, als in der Stadt. Nun dreht das aber bei den Benzinpreisen ins Gegenteil. Man kann eben nicht alles haben. Und wenn was billiger ist, (bauen und wohnen) kann es eben passieren, dass das dort hinkommen, teuerer ist.

        Aber wie schon gesagt. Man kann sparen. Viele fahren auf dem Dorf am Sonntag noch zum Bäcker ( der auch fasst um die Ecke ist) mit dem Wagen. Und wenn das Wetter gut ist, kann man auch auf dem Land viele Strecken mit dem Fahrrad erledigen. Zumindest die, in der Umgebung. In dder Stadt hat man noch viel mehr Möglichkeiten, dass Auto stehen zu lassen. Aber viele sind einfach zu bequem. Selbst bei guten Sommerwetter fährt man mit dem Wagen zum Bäcker. Ist Sonntagmorgen nicht ein kleiner Spaziergang durch die ruhige Stadt ganz angenehm ? Nein da fährt man doch lieber Auto . In Holland fahren viele mit dem Fahrrad zur Arbeit. Bei uns tun das immer noch sehr wenige. Selbst wenn das Wetter gut ist, und man den Arbeitsplatz auch ohne mit dem Rad auf der Autobahn zu fahren, erreichen kann.

        Wir könnten noch viel Sprit sparen, aber wir stöhnen lieber über den Preis, und sind weiter so sehr bequem.

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        • Markus~sukraM
          Erfahren
          • 30.04.2004
          • 271

          • Meine Reisen

          #5
          Ich habe weder Führerschein noch Auto und "fahre" damit bisher immer recht problemlos.
          Der öffentliche Nahverkehr könnte sicherlich effizienter sein aber mit dem was er bietet kann man leben - auch auf dem Lande...

          Gruß Markus

          PS: Auf's Auto angewiesen sind Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen, Öffis... ...und kein anderer!

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          • Erny
            Gesperrt
            Alter Hase
            • 05.05.2005
            • 2763

            • Meine Reisen

            #6
            Da haust du aber ein bisschen zu doll auf die Kacke. Ich kenne Dörfer, da kommt außer dem Schulbus ( also morgens und mittags) kein Bus. Wenn du da kein Auto hast, bist du aufgeschmissen.

            Man sollte es also nicht zu pauschalisieren. Wobei nach meiner Meinung aber klar ist, dass das Auto für uns eine zu wichtige Rolle spielt.

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            • Gast-Avatar

              #7
              Hallo Fernwanderer

              Der Verzicht über Jahrzehnte hinweg auf Naturerlebnisse und Bewegung ausser in denjenigen seltenen Fällen, wo man sie ausdrücklich sucht, hinterlässt beim menschlichen Körper Spuren, genauso wie der übermässige Genuss von Alkohol oder Nahrung. Übermässiges Essen hat Übergewicht zur Folge, das sieht jeder. Die äusseren Symptome von Langzeitalkoholismus hingegen erkenne ich persönlich weniger gut, weil ich selten mit Alkoholikern zu tun hatte, meine Freundin aber erkennt sie auf den ersten Blick. Bulimierinnen erkennen meist auch andere Bulimierinnen. Dies alles hat mit Pseudowissenschaften nichts zu tun, sondern mit den physischen Auswirkungen bestimmter ungesunder Verhaltensmuster über lange Zeit - so, wie schlechte Zahnhygiene zu Karies führt. Ausnahmen gibt's natürlich immer.

              In den USA gibt's seit Jahrzehnten Menschen, die so fett und weich sind, dass sie wie aufgeblasene Luftballons aussehen - so, als ob das Fett bis auf die Knochen ginge. Solche Menschen gibt es ausschliesslich in Gesellschaften, wo das Konzept des Autofahrens als primäres Fortbewegungsmittel sehr weit fortgeschritten ist. Hier in der Schweiz sah ich erst 1995 einen solchen Menschen. In den USA gibt's auch schon seit Jahrzehnten Menschen, die vor lauter Autofahren gar nie gelernt haben, richtig zu Fuss zu gehen. Geh mal nach Amerika und achte darauf, wie viele Menschen X-beinig oder mit nach aussen gerichteten Füssen oder vornübergebeugtem Oberkörper oder schrägen Schultern durch die Gegend watscheln. Auch dieses Phänomen breitet sich in Europa immer mehr aus, und Schuld daran ist auch in diesem Fall die noch nie dagewesene Bewegungsarmut, die durch private Motorfahrzeuge ermöglicht wird.

              Es ist klar, dass die Erwähnung dieser meiner Ansicht einer gewissen Antipathie entspringt, aber die Ansicht selbst entspringt meinen Beobachtungen. Man muss vielleicht einmal in Ländern unterwegs gewesen sein, wo die Menschen grösstenteils noch aus eigener Kraft unterwegs sind, und darauf geachtet haben, wie geschmeidig und elegant sie sich im Vergleich zum Durchschnittseuropäer bewegen (der im Vergleich dazu - mit Verlaub - aussieht wie ein absoluter Bewegungstrottel). Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass ich, was das korrekte Gehen und Laufen angeht, etwas sensibilisiert bin, weil ich in meiner Jugend der Sprintergruppe eines Leichtathletikvereins angehörte. Da wird der Blick unweigerlich geschärft.

              Karl

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              • Flachlandtiroler
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 14.03.2003
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                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Re: Anmerkungen einer Randfigur

                Zitat von Karl
                Einmal sagte mir eine Frau aus dem Nachbardorf XY - das ich wohlgemerkt immer zu Fuss erreiche - sie sei mit dem Auto von XY hergefahren, um mit ihrem Hund hier Gassi zu gehen. Zu Fuss, sagte sie, wollte sie nicht kommen, der Motorverkehr sei so lästig. Dass genau diese Einstellung die Ursache des von ihr genannten Problems ist, erkannte sie nicht oder es war ihr egal. Mit der Moral ist es nicht weit her.
                [...] Es gibt aber doch einen kleinen Trost, nämlich das Wissen, [...] dass ich in dieser autoverseuchten Welt keine Kinder zurücklassen werde.
                Hoffe das ist nicht sinnentstellend gequotet...
                Der Gedanke, lieber keine Kinder in diese "Autowelt" zu setzen ist aber doch mindestens genause verkehrt wie der Denkfehler der Frau aus XY, nicht wahr?

                Gruß, Martin
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                • MaMa
                  Fuchs
                  • 27.08.2002
                  • 1209

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Zitat von Karl
                  Die äusseren Symptome von Langzeitalkoholismus ... meine Freundin aber erkennt sie auf den ersten Blick. Bulimierinnen erkennen meist auch andere Bulimierinnen.
                  aha, deine Freundin ist also Langzeitalloholikerin, oder was? Dann soll se aber aufpassen auf ihren täglichen 2*22Km.

                  Deine Einstellung, Karl, find ich grundsätzlich okay, allerdings lässt sich solch ein lebensstil IMO nicht nur mit Willen alleine führen, da muss auch die berufliche Umgebung etc. stimmen.

                  Gruss,
                  Martin
                  *ohne Auto, aber nur 2Km zu Arbeit *
                  Grüssle...
                  Martin
                  ------------------------------------------------------

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                  • Gast-Avatar

                    #10
                    @Flachlandtiroler (ich sage der Klarheit halber nicht Martin, weil seither ein Namensvetter von dir gepostet hat)

                    Ich erkenne keinen Denkfehler darin, in einer als nicht lebenswert empfundenen Welt auf Kinder zu verzichten. Im Gegenteil, mir scheint das nur folgerichtig.

                    @MaMa

                    Meine Freundin ist keine Alkoholikerin, aber ein enger Verwandter von ihr war einer.

                    Karl

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                    • Flachlandtiroler
                      Freak
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                      Liebt das Forum
                      • 14.03.2003
                      • 28995
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Zitat von Karl
                      Ich erkenne keinen Denkfehler darin, in einer als nicht lebenswert empfundenen Welt auf Kinder zu verzichten. Im Gegenteil, mir scheint das nur folgerichtig.
                      Genauso wie die Frau in XY sagt, Radeln in dem stinkigen Autoverkehr ist Ihr nicht lebenswert / zu gefährlich. q.e.d. ;)

                      Gruß, Martin
                      Meine Reisen (Karte)

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                      • Gast-Avatar

                        #12
                        Also im Grundsatz finde ich Karls Ansatz ja ganz in Ordnung, aber die "Beweisführung" ist doch wirklich haarsträubend!

                        Die Fettleibigkeit und Haltungsschäden unserer Gesellschaft aufs Auto zu schieben finde ich wirklich an den Haaren herbeigezogen. Ich fahre viel Auto, ja und ich hab einen Bürojob. Aber glaube mir, wenn ich auf meinem Radl sitze, ist meine Haltung deutlich schlechter als im Auto und meinen Bürojob und meine beruflich vielen Auto-km (über 35.000 im Jahr) sieht man mir nicht an. Auch dein "geschultes" Auge wird mich nicht als Autofahrer entlarven können...

                        Also mehr Rad und zu Fuß finde ich ok, aber bitte mit einer etwas seriöseren Erläuterung... Der Ansatz Nintendo -> Fettleibigkeit etc. sollte dann auch nicht fehlen...

                        Grüße,
                        Ant

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                        • Mephisto

                          Lebt im Forum
                          • 23.12.2003
                          • 8537
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Re: Anmerkungen einer Randfigur

                          Zitat von Karl
                          ...dass ich in dieser autoverseuchten Welt keine Kinder zurücklassen werde.
                          Wer bist du eigentlich, dass du einstufen kannst ob für jemanden das Leben 'lebenswert' oder nicht ist?

                          *verdutzt*
                          Benni

                          Kommentar


                          • carola_trekking
                            Erfahren
                            • 22.03.2005
                            • 252

                            • Meine Reisen

                            #14
                            beim letzten Projekt, dass ich bearbeitet habe, betrug die Strecke vom Büro zu Baustelle 3km (in worten: drei!!). Von den anderen Beteiligten wurde ich immer milde belächelt oder bewundert, dass ich grundsätzlich mit dem Fahrrad komme. Wir machen uns gerne über die Autosüchtigen Amerikaner lustig, aber unsere Gesellschaft ist auch schon extrem autofixiert. Schönes Beispiel: in Karlsruhe wurde diese Woche ein neuer Konsumtempel eröffnet. Um den erwarteten Massen gerecht zu werden, wurde zusätzlich zum sowieso vorhandenen Parkhaus der Messplatz als Parkplatz mit Pendelbusverkehr eingerichtet. Von Verkehrsstaus oder Chaos auf den Zufahrtstraßen ist mir nichts bekannt, aber Fahrradabstellplätze gibts mal wieder zuwenig - die benachbarte Grünfläche war mit Hunderten von Fahrrädern zugestellt.

                            Von mir aus kann der Benzinpreis ruhig noch weiter steigen - wenn wir dann bei den von den grünen mal propagierten 5 Mark pro Liter sind, wird das Fahrrad vielleicht populärer.

                            @Karl: 22km - Respekt. meine nächste Baustelle liegt 12km entfernt, und 2km ab vom nächsten ÖPNV- Haltepunkt, da habe ich schon geschluckt, als ich das gehört habe! Aber so wird wenigstens meine Kondition wieder besser, nachdem ich durch Umzug meinen Weg ins Büro schon von 8 auf 4km verkürzt habe.

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                            • Fernwanderer
                              Alter Hase
                              • 11.12.2003
                              • 3885
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Karl,

                              das der überwiegende Teil der sogenannten Ernährungsprobleme in Wirklichkeit ein Bewegungsproblem sind, da stimme ich Dir zu.
                              Aber mit Deinen generellen Einlassungen zur motorisierten Bevölkerung hast Du die Grenze vom Vorurteil zur blinden Wut überschritten.
                              Würde ich einen Kölner fragen welches Kennzeichen der 7´er BMW hatte, der am Leverkusener Kreuz auf der 3. Spur links stand, rechts blinkte und von der A1 auf die A3 wollte, so würde er richtig und vorurteilsgemäß Düsseldorf raten. Du aber würdest behaupten, Düsseldorfer die von der A1 nach Hause wollen ordnen sich auf der 3. Spur links ein, bleiben dort stehen und blinken rechts.
                              Im ersten Fall, dem Vorurteil, hat sich einmal mehr ein Düsseldorfer disqualifiziert im zweiten Fall aber disqualifizierst Du Dich.
                              Das Bewegungsmangel offensichtliche physiologische Defizite nach sich zieht brauchen wir auch nicht diskutieren. Aber viele Mädchen kriegen in unserem Kulturkreis schon länger die Füße nicht gerade voreinander gestellt, weil das Schönheitsideal der Schaufensterpuppe ("nicht dreckig machen") die Kinder in ihrer Entwicklung schon seit Langem beeinträchtigt, und das die ebenso offensichtliche Magersucht mancher Models das westliche Pendant zum chinesischen Wickelfuß darstellt, wer wollte das bestreiten? Das viele jugendliche Autofahrer wie Greise ihr Fahrzeug steuern, weil sie außerstande sind die Bewegungen der anderen Verkehrsteinehmer zu antizipieren und adaptieren, also wohl noch nie hinter irgendeine Art von Ball hinterher gerannt sind, werden hier auch schon einige bemerkt haben.
                              Nur gehört zum pathologischen Befund des "seat-potatoe" eben mehr als nur der motorisierte Untersatz.

                              Fernwanderer
                              In der Ruhe liegt die Kraft

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                              • Gast-Avatar

                                #16
                                @Flachlandtiroler

                                Es besteht ein wesentlicher Unterschied darin, ob jemand zu einem gravierenden und durchaus erkannten Problem aus nichtigen Gründen vorsätzlich beiträgt, oder ob jemand das nicht tut, obwohl sein Verzicht mit erheblichen negativen Konsequenzen für ihn selbst verbunden ist. Interessant an der Anekdote mit der Frau ist nicht die Tatsache, dass sie autogefahren ist, sondern dass sie die Unzumutbarkeit des Autofahrens explizit anerkannte, es aber nicht für nötig hielt, sich zu rechtfertigen, weil sie in einer Gesellschaft lebt, die ihr suggeriert, fürs Autofahren müsse man sich nicht rechtfertigen.

                                @ant-online und @Fernwanderer

                                Natürlich kann man verfetten, ohne jemals in einem Auto gesessen zu haben. Ich habe in meinem zweiten Posting meine ursprünglichen Behauptungen näher erläutert und ausserdem qualifiziert, weitere Erklärungen meinerseits wären unergiebig. Aber blind ist meine Wut nicht, denn sie zielt ja nicht darauf ab, was sich Autofahrer selbst antun - das ist mir egal -, sondern was sie ihrer Umgebung antun - der Natur, Tieren, ihren Mitmenschen, dem öffentlichen Raum.

                                @Mephisto

                                Ich kann dann einstufen, "ob für jemanden das Leben 'lebenswert' " ist, wenn ich dieser Jemand bin. Ob meine Kinder ähnlich denken würden, wenn ich im Sinn hätte, welche zu haben, ist irrelevant, weil ich ja keine haben will. Falls ich aber doch mal welche habe sollte, dann werde ich sie sehr liberal aufwachsen lassen und mich hüten, sie in einem Anfall von Weltschmerz zu ersäufen, sogar wenn sie sich zu Autofahrern entwickeln. Gut so?

                                Karl

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                                • Mephisto

                                  Lebt im Forum
                                  • 23.12.2003
                                  • 8537
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Akzeptiert :wink:

                                  Gruß,
                                  Benni

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                                  • Fernwanderer
                                    Alter Hase
                                    • 11.12.2003
                                    • 3885
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Zitat von Karl
                                    ...Aber blind ist meine Wut nicht, denn sie zielt ja nicht darauf ab, was sich Autofahrer selbst antun - das ist mir egal -, sondern was sie ihrer Umgebung antun - der Natur, Tieren, ihren Mitmenschen, dem öffentlichen Raum.
                                    ...
                                    Kann ich nicht aktzeptieren.
                                    Hört sich immer noch "blind" an.
                                    Wieso glaubst Du sollten sich die Autofahrer als Lebensform für die für Dich relevanten Dinge engagieren, wenn sie selbst Dir doch auch egal sind.
                                    Daß nicht motorisierte Gesellschaften anmutigere Menschen hervorbringen sollen, wage ich allein auf Deine selektive Wahrnehmung zurückzuführen, waren die dort lebenden weniger Anmutigen Dir vielleicht ebenso egal wie die Mitmenschen hier?
                                    Wenn Dir Deine Mitmenschen etwas weniger egal wären wäre Dir ja vielleicht auch aufgefallen, daß die Masse der Problemfälle unterpriviligiert, bildungsfern oder deutlicher gesagt, die armen Säue sind, also gar nicht auf die Idee kommen der Fernsehwerbung und dem was sonst so üblich ist aus eigenem Wissen, Können und Selbstbewußtsein etwas entgegen zusetzen.
                                    Bis jetzt hörst Du Dich immer noch wie ein selbstgerechter Ökospießer an.

                                    Mehr erwartend
                                    Fernwanderer
                                    In der Ruhe liegt die Kraft

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                                    • Gast-Avatar

                                      #19
                                      Hallo Fernwanderer

                                      Du wirfst mir blinde Wut vor, selektive Wahrnehmung, dass mir meine Mitmenschen egal wären und dass ich mich wie ein "selbstgerechter Ökospiesser" anhören würde. Das alles ist dein gutes Recht, und ich bin dir auch nicht böse, aber wenn es nicht mehr um das Thema motorisierter Privatverkehr gehen soll, sondern um meine zugegeben faszinierende Person, dann halte ich eine weitere Diskussion mehr oder weniger für sinnlos.

                                      Karl

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                                      • Fernwanderer
                                        Alter Hase
                                        • 11.12.2003
                                        • 3885
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        Entschuldige Karl

                                        aber nicht ich habe das Thema nach Deiner Einleitung gewechselt, sondern Du selbst.
                                        Du beschreibst Autofahrer als "verweichlicht", "lustig", "bizarr", unlogisch, "verwerflich", .... und als Träger von "Autofahrergesichtern", aber "letzlich ist alles egal". Im zweiten Posting gehts mit "aufgeblasenen Luftballons" und "Bewegungstrotteln" weiter, übersiehst aber in Ländern "wo die Menschen grösstenteils noch aus eigener Kraft unterwegs sind" das diese Menschen dies nicht aus Jux und Dollerei machen sonder aus NOTwendigkeit, d. h. das sie u. U. auch große Lasten so bewegen und entsprechende Konsequenzen tragen müssen. Die vielen auf die das zutrifft sind Dir nicht aufgefallen?
                                        Und "was sich Autofahrer selbst antun - das ist mir egal" das sind Deine Worte, da schiebe ich Dir nichts unter.
                                        Ursprünglich sollte es doch "um die Vorstellung, dass es ausserhalb der Grossstädte keine Fortbewegungsmöglichkeit ausser dem Auto geben soll" gehen. Dazu hast bisher nicht allzuviel beigetragen. Stattdessen ergehst Du Dich in Tiraden über den Autofahrer als solchen.
                                        Persönlich präsentierst Du Dich als jemand, der auf dem Lande wohnt, wenig raus muß, dessen Freundin eine echte Kämpferin an der Fahrradfront ist und der darum kein Auto braucht, aber um Seine Ruhe gebracht wird. Als Diskussionsgrundlage über Mobilitätsalternativen dürfte das bisher nicht wirklich reichen.

                                        Gruß
                                        Fernwanderer
                                        In der Ruhe liegt die Kraft

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