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    • 12.01.2013
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    • Meine Reisen

    [NO][SE][DK][DE] 15 Tage Trondheim-Stuttgart

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    Mitreisende
    Seit ner Weile lese ich hier mit. Deswegen jetzt hier mal ein Bericht von mir.


    Es war Januar ich saß in Norwegen in meiner Wohnung und schaute auf meine Kreditkartenabrechnung. Sagenhafte 300 Euro kostete der One-Way-Flug nach Trondheim in mein Erasmus-Semester. Mit 300 Euro kann man viel anfangen. So kam mir die Idee die Heimreise im Juni mit dem Rad anzutreten. Recht schnell hatte Martin zugesagt, dass er dabei sei. Mal schauen was geht, wie schnell ist man daheim? Von außen kamen kritische Stimmen wie, zu hart der Zeitplan, das schafft ihr nie. 24 Tage für 2300 km sind zu wenig! Durch den langen Skitourenwinter wuchsen die Oberschenkel, sodass manche Hose nicht mehr passte. Ein Dritter hatte sich auch noch gefunden. Schnell wurden Räder gekauft oder über Umwege und von Freunden von Freunden nach Norwegen gebracht. In der Vorbereitung musste manch Steuersatz entrostet werden, oder eben nicht. Alles in allem fuhr Lukas, unser dritter Mann, sogar mit Rahmenschaltung. Unsere Ziele wurden ambitioniert und ambitionierter. Wir steigerten unseren Plan von 100km auf 150km pro Tag. Unsere Freunde wurden kritischer und kritischer. Und dann ging es auch schon los.
    11000hm, 15 Tage und 2378km später waren wir (aber besonders ich) schlauer.

    11 Uhr Abends in Norwegen

    Man Beachte: Koga Myata Radel mit RahmenSchaltung und ganzen 12 Gang(Lukas) ca 1980? Martin irgendwas aus Stahl mit sich lösendem Tretlager ca 1990. Ich Stevens Namur, prollig

    lecker Kochen

    Norwegen
    Wir treffen uns unten am Nidelva. Es ist typisch für uns. Martin hat sein Essen vergessen und ich meine Jacke. Da Martin auf dem anderen Berg wohnt heißt es für jeden von uns erst einmal 200 Strafhöhenmeter. Danach düsen wir gemütlich am Nidelva nach Støren. Auf den ersten 50 Kilometern haben wir natürlich die meisten Pannen im ganzen Urlaub. Lukas Fahrradkorbhalterung aus Kabelbindern bricht. Die Halterung von Martins neuen Ortlieb Tasche bricht. Und mein Gepäckträger verliert eine Schraube und klappt ab. Alles wird natürlich professionell repariert mit Kabelbindern und Klettriemen. In Støren biegen wir nach Røros ab. Es geht Stück für Stück und stetig nach oben. Kurz vor Røros campen wir auf einer Wiese. Es ist windig hier oben. Wir freuen uns schon drauf diese Hochebene zu verlassen. Am nächsten Tag schaffen wir dies tatsächlich und wir ahnen es nicht, aber der spektakulärste Teil unserer Reise ist vorbei. Es folgen Tage durch Wälder und vorbei an Seen. Norwegen zeigt sich von seiner typischsten Seite. Der Nahrungsmittelkonsum steigt ins Unermessliche. Bei täglich 6 bis 8 Stunden reiner Fahrzeit ist das auch kein Wunder. Der Erste zeigt Überlastungserscheinungen. Knie und Achillesferse schwellen an. Wir versuchen alles halbwegs zu tapen. Ich bin tagelang am Windschattenfahren und Trittfrequenz erhöhen um das Knie zu entlasten. Nach fünf Tagen verlassen wir Norwegen bei Halden und nehmen noch ein geruhsames Bad am Straßenrand. Bis jetzt können wir unseren 150km Schnitt halten.

    Schweden
    In Schweden genehmigen wir uns erstmal einen Pausentag (60km). Danach wird wieder Gas gegeben. Schweden ist überraschend hügelig und windig. Der erste Regenschauer unserer Reise zwingt uns zu einer langen Pause. Seit langer Zeit wird es wieder Nacht, welche wir seit Mitte Mai nicht mehr zu Gesicht bekamen. Allerdings wollen wir unbedingt am gleichen Tag Göteborg durchqueren, um uns nicht am nächsten Morgen im Berufsverkehr durch die Stadt zwängen zu müssen. Wir zelten auf einer Wiese am Stadtrand. Wir fahren noch weitere zwei Tage durch Schweden. Teilweise versuchen wir dem Küstenradweg zu folgen. Hin und wieder endet der Radweg auf der Autobahn, naja wir können ja mithalten. Nach unseren Radweg Ausflügen entscheiden wir uns für die alte E6. Hier kommen wir zügig voran und der Autoverkehr fährt zum Großteil auf der neuen E6. Wir sind froh als wir Schweden verlassen und in Helsingborg nach Helsingör übersetzen. Schweden war für uns grau, nass und windig.

    keiner mag Schweden

    trist

    Dänemark
    Wir verbringen exakt eine Nacht in Dänemark, irgendwo südlich von Kopenhagen. Dänemark kostet Lukas zwei Schlauchreifen, weil die Radwege so holprig sind. Endlich können wir heizen, kein Wind und es ist flach. Das sollte sich am zweiten Tag aber ändern. Die vermeintlich letzten 100km zur Fähre nach Rodby werden die wohl härtesten der ganzen Tour. Es ist sonnig und der Wind kommt von vorne. Trotz Windschattenfahrens und am Unterlenker hängen fahren wir kaum schneller als 20 km/h. Als wir mit der Fähre nach Fehmarn übersetzten sind wir fertig mit der Welt. Total durch und wir haben kaum eine Pause gemacht, um den Wind hinter uns zu bringen.


    Deutschland – Wir wollen heim
    Nach 10 Tagen im Sattel zeigen sich bei uns erste Motivationsschwierigkeiten. Langsam tut alles weh. Deutschland ist unangenehm. Wir werden ständig von Autofahrern angepöbelt und die Leute wissen alles besser. Wir fahren auf der Bundesstraße von Fehmarn aufs Festland. An der Ostsee schlafen wir mitten in einem Dorf hinter einem Kiosk. Nachts steht eine Frau vor unserem Zelt und sagt:“ Hier kann man doch nicht Zelten.“ Lukas muss sich aus dem Schlafsack ein „doch“ verkneifen. In Lüneburg plündern wir Stilecht ein Sushi-Buffet. Wir sitzen lieber draußen, weil unser Geruch sicher andere Gäste belästigen würde. Der Barkeeper ist auch ein Fernradler und spendiert uns noch eine Runde. Rund um die Lüneburger Heide ist Deutschland ziemlich windig und das stets von vorne. Wir freuen uns als es hinter Göttingen etwas hügeliger wird. Wir treffen noch Jonathan einen Freund, der auch in Norwegen war. In Fulda übernachten wir nochmal alle zusammen unter freiem Himmel. Am nächsten Morgen trennt sich Martin von uns und biegt Richtung Erlangen ab. Lukas und ich fahren noch gemeinsam bis Aschaffenburg. Dort teilen auch wir uns auf. Ich gebe Gas. Ich möchte nach Hause. Am Morgen sagte Google Maps noch 230km. In Aschaffenburg peile ich schon die 240km an. Irgendwann abends bin ich im Neckartal. Und verfahre mich ausgerechnet dort in etwa 20km vor meiner Heimatstadt. Nach 12:40h Fahrtzeit und 268km komme ich schließlich an Tag 15 daheim an.

    Timmendorfer Strand, angeblich geil

    Ingenieurmeisterleistung Da die Ortliebtaschen in die Speichen Schlugen haben wir sie mit Stöcken davon abgehalten

    Der Tag danach

    Der letzte Tag kostete mich viel. Am Tag danach verabschiedet sich mein Körper von allem. Schlussendlich verliere ich 8 Kilo und brauche 2 Wochen um wieder einigermaßen fit zu werden. Alles in allem war es eine gute Erfahrung, das nächste mal werde ich aber definitiv dafür sorgen meinem Körper genug und vor allem die Richtigen Nährstoffe wieder zu zuführen.

    Planung & Koordination
    Als Kartenmaterial diente uns Google Maps, andere Karten besaßen wir nicht. Das funktioniert tatsächlich in Norwegen, Dänemark und Schweden sehr gut. Diese Länder haben einfach weniger Straßen. In Norwegen würde theoretisch auch eine Liste mit Ortschaften reichen. In Deutschland wird das ganze etwas tricky. Hier haben wir uns meist entlang großer Land und Bundesstraßen gehalten. Landschaftlich mag das nicht das Optimum sein, aber unser Ziel war eine möglichst schnelle Fortbewegung. Als Faustregel kann man mit 40-50km in 3 Stunden über den Tag rechnen.

    Tag 1: Trondheim-Støren-Røros 163km; 7:12h
    Tag 2: bis Engernes 176km; 6:49h
    Tag 3: Engernes-Rena-Elverund-Kongsvinget 171km; 7:29h
    Tag 4: Kongsvinget-Bjørkelagen 97km; 4:54h
    Tag 5: über Ørje-Halden-Schweden 153km; 7:18h
    Tag 6: Hottet-Tanumshede-Saltvik 61km; 2:56h
    Tag 7: bis Gøteborg 189km; 9:07h
    Tag 8: über Falkenberg nach Halmstad 172km; 7:53h
    Tag 9: Helsingborg-Dänemark_Helsingör-Kopenhagen 166km; 7:48h
    Tag 10: über Rodby-Deutschland-Puttgarden-Grube 159km; 7:34h
    Tag 11: Grube-Lübeck-Ratzeburg-Lüneburg 167km; 7:50h
    Tag 12: Lüneburg-Celle-Hannover 150km; 6:43h
    Tag 13: Hildesheim-Hintsheim-Göttingen-Bad Sooden Allendorf 143km; 6:29h
    Tag 14: bis Fulda 143km; 6:39h
    Tag 15: Fulda-Maintal-Mosbach-Heilbronn-Ludwigsburg 268km; 12:39h

    Grüße
    Tim
    Gemeinsam blöd
    www.raus-hier.de

  • kuningaskotka
    Gerne im Forum
    • 14.03.2011
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    #2
    AW: [NO][SE][DK][DE] 15 Tage Trondheim-Stuttgart

    Hallo Tim,
    danke für den Bericht, eine beeindruckende Leistung das Tagespensum über die ganze Zeit durchzuhalten. Aber da bietet eine Dreiergruppe sicher doch einige Vorteile was die Motivation und den Windschatten angeht. Es wäre zwar nicht mein Reisestil vor allem in Norwegen so weit zu fahren, aber wenn es dem Vorankommen dient und das Ziel ist möglichst kostengünstig und schnell nach Hause zu kommen, warum nicht


    Zitat von Tims Beitrag anzeigen
    Deutschland ist unangenehm. Wir werden ständig von Autofahrern angepöbelt und die Leute wissen alles besser. Wir fahren auf der Bundesstraße von Fehmarn aufs Festland.

    Wie du mir aus der Seele sprichst, diesen Herbst bin ich im Dovrefjell auf der E6 über Stunden mit einer Radfahrerin nebeneinander gefahren. Da hat ein Auto gehupt, das war aber so dezent, dass wir nicht wussten ob der uns grüßt oder drauf hinweist, dass er überholt. Ein paar Jahre vorher konnten wir uns auf einer Landstraße nahe Greifwald kaum vor "grüßenden" Autofahrern retten

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    • tjelrik
      Fuchs
      • 16.08.2009
      • 1244
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [NO][SE][DK][DE] 15 Tage Trondheim-Stuttgart

      Die Erfahrungen kann ich nicht bestätigen. Ich fand in Deutschland und Norwegen die pöbeleien on the road gleich gering.
      Am besten war bisher biken quer durch france- da sind wir, man mag es kaum glauben, immer mal wieder zum Essen eingeladen worden.
      bear shit - sounds like bells & smells like pepper

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      • Tims
        Erfahren
        • 12.01.2013
        • 156
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        #4
        AW: [NO][SE][DK][DE] 15 Tage Trondheim-Stuttgart

        Wir waren in Deutschland allerdings so durch, was das ganze vielleicht noch verstärkt hat.
        Bei Ratzenburg in der Nähe war der Fahrradweg gesperrt, was allerdings die Dumpfbacken von Autofahrern nicht gecheckt haben. Wir wurden dann richtig schön "deutsch" durch knappe Überholmanöver "gemaßregelt".
        Gemeinsam blöd
        www.raus-hier.de

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        • stoeps
          Dauerbesucher
          • 03.07.2007
          • 537

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          #5
          AW: [NO][SE][DK][DE] 15 Tage Trondheim-Stuttgart

          Ergänzend zum Thema in D zügige, aber nicht zuu autolastige Verbindungen per Rad zu finden mein Standardtipp: radweit.de

          Das, was ich davon bisher ausprobiert habe, fand ich gut.
          „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
          ― John Muir

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