[FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

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  • Gast20200707
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    #21
    AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

    09.02. Da wir in dieser Hütte auf einer Ebene zusammen schliefen, vermied Andy sicherlich aus Selbstschutz laut "Aufstehen" zu brüllen. Es wäre ein leichtes für Yvonne gewesen, ihn sofort einer gerechten Strafe zu zu führen. So wurde im Flüsterton geweckt. Alle standen also mit dem richtigen Bein auf, bei dem Blick aus dem Fenster konnte die Stimmung nicht besser sein. Es war zwar noch etwas dunkel, aber der leicht bewölkte Himmel und gerötete Horizont versprachen viel. Gleiches Procedere wie jeden Tag: Ofen anheizen, frühstücken, zusammen packen.

    Gern hätte ich bei der heutigen Routen- und Zielwahl gelogen, aber die Mädels kannten die Karte und ihre Details bereits sehr gut oder vielleicht kannte Yvonne mich einfach nur gut um mir 100%ig zu vertrauen. Ich wollte jegliche Hütte auf unserem weiteren Routenverlauf leugnen, aber gerade hier am Südufer schien jede Insel eine Schutzhütte zu haben, gottverdammiger nochmal. Auf der heutigen Etappe hatten die Mädels also die Hütte Jääsaari auserkoren, bis dorthin ca. 18km. Im Gedanken reifte die Idee, heute vielleicht vor der Hütte das Zelt aufzubauen, wenn Zeit und Muse vorhanden wäre. Erst einmal aber Skier anschnallen, Gut umlegen, Pulka ankoppeln und ab auf die südlich verlaufende Winterroute. Bald kamen uns seit langen mal wieder Schneemobile entgegen. Doch dann waren wir bald wieder für uns. Pärchenweise, manchmal in Gesprächen vertieft, aber auch mal stumm in sich gekehrt, lief es immer besser. Entweder war der Schnee gut oder die Bewegungen wurden effizienter. Jedenfalls war es schön, dass für Alle die Tagesaktivität keine Qual war. Einzig musste Yvi mit einem Blasenpflaster am Knöchel verarztet werden. Sie hatte sich dort eine Stelle wund gerieben. Apropos Füße und Schuhe. Erstaunlicherweise hatte Keiner von uns an den Füßen gefroren, trotz tiefer Temperaturen und nur ein Paar Thermosocken. Da der Fuß permanent geknickt wird und in Bewegung ist, kommt kein Kältegefühl auf. Gegen Mittag dann wieder ein kleiner Stopp. Warmer Tee wurde eingeschenkt, Riegel gegessen, die zwischen den Schenkel ein wenig weich gewärmt worden. In der Sonne wurde die Pause mal ein wenig ausgedehnt und wir saßen gemütlich auf der Pulka.





    Weiter ging es auf der einstimmig interessanteren Route zwischen kleinen und großen Inseln hindurch. Manchmal kam gar nicht das Gefühl auf, auf einem See unterwegs zu sein. Nur das laute Knacken des Eises und lange Risse erinnerten uns auf eindrucksvolle Weise, dass da unter uns 90m Wassertiefe lauern. Wieder einmal zog sich ein langes Wolkenband über den Himmel, doch mit jeder verstrichenen Stunde kam die Sonne wieder mehr und mehr aus den Wolken hervor. Wir waren keine 2 km mehr von der Hütte entfernt, aber Alle stoppten und grinsten mit einem breiten, zufriedenen Lächeln in Richtung Sonne. Es war ein wunderbarer Moment, hier entstanden wohl die schönsten Fotos. Die Sonne spiegelte sich auf dem glitzernden Eis. Immer wieder musste ich das Fotografieren unterbrechen und innehalten. Für mich einer der weiteren unvergesslichen Momente.





    Bald waren wir an der Hütte angekommen, die neben der OWH auch eine Lapp Pole Tent hatte. Diese sehr rudimentär ausgestatteten Tageshütten unterscheiden sich von den OWH nur insoweit, dass sie keine Liegeplätze zum schlafen, meist keinen Tisch und keine besonders gute Dämmung haben. Sie dienen primär den Tagestouristen zum pausieren und aufwärmen, können aber, laut Regelwerk, auch zum übernachten genutzt werden. Jedoch bestehen große Unterschiede zwischen alten und neuen Objekten. Die neuen sind heller, mehr Fenster, die alten teilweise sogar noch mit offenen Feuer. Wir nutzten aber die OWH, die klein, gemütlich, alt und schön dunkel war. "Ich baue das Zelt auf und schlaf' draußen" meinte Andy beim Anblick der engen Hütte. Gut, mit quetschen hätten vier Platz gehabt, aber so wurde mein am Morgen gesponnener Gedanke nun Realität. Andy hatte den Satz noch nicht einmal zu Ende gesprochen, da hatte ich schon die Eisschraube in der Hand und folgte im runter zum See. Bald war ein idealer Platz gefunden, sein Nammatj war mit wenigen Handgriffen aufgebaut.



    In der Hütte sortierten wir unsere sieben Sachen und machten uns es gemütlich. Schnell war der kleine Innenraum aufgeheizt, die Gaslampe ließ wenigstens ein bisschen das Interieur erkennen. Das dunkle Holz und die kleinen Fenster waren eine schlechte Kombi. Gesellig saßen wir wieder einmal beieinander und stellten bei dem vielen Gerede irgendwann mal fest, dass es Zeit wäre, die knurrenden Mägen zu füllen. Wir räucherten die Bude mit zwiebligen und fleischigen Gerüchen aus, zum Glück waren unsere beiden Vegetarier Andy und Julia nicht militant. Beim kurzen Blick nach draußen versprach der sternenklare Mondhimmel eine kalte Nacht, vielleicht mit Polarlichter. Andy kam auf die Idee, draußen dann noch die letzten Stunden des Abends am Feuer zu verbringen. Gemütlich standen wir ums Feuer und starrten in den Himmel. Hier und da wurde die Abendstimmung mit Mond auf der Speicherkarte fest gehalten. Bald schnappten wir uns unsere Schlafsäcke und gingen ins Zelt. Die Mädels verbarrikadierten sich in der Hütte. Wieder ein perfekter Tag und endlich wieder im Zelt schlafen. Schnell alles ausziehen, rein in den Schlafsack, Alle Öffnungen und Luken schließen, Gute Nacht.
    Zuletzt geändert von Gast20200707; 22.02.2017, 11:17.

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      #22
      AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

      10.02. Andy schälte sich mal wieder zu unchristlicher Zeit aus seinem Cumulus, während ich ihn im umdrehen kurz fragte "Wie spät?" 6.30 Uhr, bloß gut, noch einmal eine halbe Stunden in die Tiefen des Schlafsackes kriechen, dort wo es riecht und warm ist. Andy heizte derweil die Hütte auf, ich stieß Punkt 7 Uhr dazu. Die Frauen noch nicht wirklich wach, aber die Wärme würde sie wohl schon aus den Schlafsäcken locken. Während es draußen die Nacht um die -18 Grad war, war es in der Hütte nicht wesentlich wärmer. Keiner hatte aber gefroren, das war wichtig. Da ich auch bei diesem Temperaturen auf den VBL verzichtet hatte, war komischerweise wieder mal nur mein Schlafsack deutlich feuchter am Fußteil und im Oberkörperbereich. In der Hütte konnte er trocken und das ging dann wieder erstaunlicherweise sehr schnell. Trotz der Feuchte an der Außenhülle war es die Nacht trotzdem kuschelig warm.



      Nach dem Frühstück und der Packorgie sollte das Ziel heute die Lapp Pole Tent (LPT) Suovasaari werden, die allerdings 21km entfernt lag. Also eine lange Etappe, Zwischenziel sollte nach 5.5km die Eishöhle auf der Insel Korkia Maura sein. Also stapften wir erst einmal los. Während die Mädels ihren Vorsprung ausbauen konnten, bauten wir noch fix das Nammatj ab und zu viert ging es dann zur Eishöhle. Kurz davor sahen wir ein rotes Zelt in der Ferne. Als wir näher kamen, packte Andy die Neugier und er machte einen kleinen Umweg um das Zelt zu inspizieren. Aus der Ferne sah es wie der Kopf von Superman aus. Andy meinte später nur, dass es weder Spuren noch Geräusche am Zelt gab. Schien vermutlich nur als eine Art Picknickzelt für Touristen zu dienen. 5 Minuten später waren wir am Pausenziel. Kurz vorher waren uns noch zwei Schneemobile entgegen gekommen, die glücklicherweise nahe der Eishöhle an einer angelegten Feuerstelle (mit Holz, Klo und Zeltplätzen) das Feuer angelassen hatten. Hier wärmten wir uns erst einmal. Ich folgte dann Andy, der einer Schneemobilspur in den Wald folgte. Vermutete er dort die Höhle? Ich wusste auch nicht, wo sie sein sollte. Nach einem halben Kilometer sinnlos-durchs-Schneegestapfe drehten wir um. Die Mädels waren uns leider auch gefolgt, "Weg umsonst, wir müssen zurück". Es bedurfte keine Antwort, die Gesichter sprachen Bände. Zurück am Lagerfeuer, entschieden wir mit den Skiern zum 100m entfernten Anlegesteg zu laufen, dort muss doch die Höhle sein. Ich war der Erste dort und folgte im Tiefschnee Markierungen am Baum, die leider wieder zum Lagerfeuer zurückführten. Ich hätte schreien können, vor lachen vor heulen. Wir hatten doch tatsächlich die roten Markierungen an den Bäumen übersehen. Die Höhle befand sich keine 20m vom Feuer entfernt auf der rechten Seite an der Felswand, wenn man vom Feuer Richtung See läuft. Ich hatte sie nun gefunden und schrie den Dreien am Steg zu. "Gefunden!" Meinem Aufschrei folgten nur Julia und Andy, Yvonne hatte die Höhlenjagd satt, sie relaxte in den wärmenden Strahlen der Sonne.

      Stirnlampe auf und ab durch eine Felsspalte und dann 7 Stufen eine Holzleiter runter. Nun stand man auf einer ca. 4x7m großen, glatten Eisfläche. Sie diente früher sogar im Sommer als natürlicher Kühlschrank für Fische zum Einlagern, da das Eis sogar im Sommer bestehen bleibt. Über Einem lagen die Felsen und Steine in einander geklemmt sehr bedenklich locker. Lange wollte ich hier nicht bleiben. Nun kamen auch die anderen Beiden hinunter. "Schöner Platz zum zelten, oder?" meinte ich zu Andy. Weiter hinten konnte man noch einen Gang erkennen, den man hätte sicher weiter reinkriechen können. Aber nein, danke. Zurück bei Yvonne wollte ich das Festhalten an der geplanten Routen in Frage stellen. Wir hatten hier nun doch mehr Zeit als geplant verbracht uns es wären immer noch 16km zur LPT gewesen.

      In kürzerer Reichweite wäre die OWH Petäjäsaari gewesen, die nur noch 12km entfernt war, also effektiv eine Stunde kürzerer Weg. Die Vorteile dieser Änderung: Es war eine richtige Hütte und keine Lapp Pole Tent, der Weg war kürzer und ich persönlich würde die Hütte wiedersehen, in der ich im Jahre 2000 mal übernachtet hatte. Nachteile gab es natürlich auch: Wir müssten dafür morgen 1 Stunde (4km) mehr laufen. Plan war ja, die letzte Nacht notgedrungen noch einmal im Zelt nahe Inari (1km) auf dem See zu übernachten, da in der Nähe keine OWH/LPT war und der Transfer zum Flughafen 11 Uhr startete. Dass dieser Plan bald auch hinfällig war, wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Da Andy und Julia völlig unkompliziert sind, stimmten sie der Planänderung zu. Wir schlugen nun einen anderen Kurs ein, ob die Eishöhle nun den Umweg von 2-3km Wert war? Keine Ahnung, aber interessant fand ich es schon ein wenig.



      Nun schlängelten wir uns die kleine Inselgrüppchen, dazwischen immer wieder viele Spuren von Rentieren, zwischendurch auch mal Hundeschlittenspuren. Die Kilometer wurden bald in einer direkten Linie abgespult. In der Ferne visierten wir die Insel an, an der wir links einbiegen mussten. Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg. Jeder für sich schob die Skier nach vorn und die Pulka hinterher. Im Gedanken vertieft an verschiedene Sachen. Ich war in Gedanken ab und an bei unserem fünfjährigen Sohn Täve, der leider zu Hause bleiben musste. Dann dachte ich mal wieder an den nächsten Sommerurlaub, dann mal wieder warfen mich die Gedanken zurück in den aktuellen Urlaub und dass es doch ganz gut klappt, mit Anderen Urlaub zu machen. Eigentlich sind wir Eigenbrötler und wussten nicht wie es funktionieren würde, aber ohne viel Streit, immer offen und ehrlich ging es ab. Klar ist, die langen Urlaube werden auch zukünftig allein sein, da dann Täve mit dabei ist und es ein Familienurlaub werden soll.

      Durch einen jauchzenden Aufschrei von Yvonne wurde ich aus meinen Gedanken gerissen "Da, ein Rentier!" Das weit in der Ferne stehende Ren bestätigte dies mit einer kurzen Kopfbewegung in unsere Richtung und fraß dann irgendwas auf dem Eis weiter. Noch schnell ein Foto und dann weiter. Langsam aber sicher konnten die Mädels die Ankunft nicht mehr erwarten und signalisierten dies durch Nachfragen der noch verbleibenden Kilometern zur Hütte in immer kürzeren Intervallen. Um den Fragen aus dem Weg zu gehen, legten Andy und ich einfach an Tempo zu. Dann kam die ersehnte Kurve und ich meinte nur flax "Hier gleich um die Ecke ist es". Diese Ecke dauerte dann noch 1,7km und ich bekam von Yvi mal wieder alle Namen, Julia konnte noch Haltung bewahren. Ich ertrug es mit stoischem Schulterzucken. Die Sonne war schon hinter den Wäldern am Horizont verschwunden und die Vorstellung, wir hätten nach dem alten Plan zufolge nun noch eine Stunde laufen müssen und es wäre dunkel geworden. Ich glaube, spätestens hier hätte Julia ihre Haltung verloren.



      An der Hütte angekommen, steuerten wir natürlich erst einmal die alte OWH an. Andy meinte aber, die wäre besetzt. Keine 50 Meter entfernt gab es aber eine dieser modernen Lapp Pole Tents. Tent ist hier aber falsch zu verstehen, da es eigentlich auch eine quadratische Hütte mit Sitzgelegenheiten, Kamin und Gasherd ist. Obwohl die Temperaturen außen nur -15 Grad waren, schien es in der Hütte wesentlich kälter zu sein. Sie war völlig ungedämmt, dafür hell und geräumig, aber viel Platz muss erst einmal auch viel aufgeheizt werden. Genau, das war unser Plan. Zur Veranschaulichung unserer Leistung schweifte der Blick immer wieder aufs Thermometer. Nur langsam bewegte sich die Nadel zur Null. Eine Stunde später waren es Null Grad und alle hier drängten sich um den drehbaren Kamin in der Hüttenmitte. Andy und ich nutzten den Paris Sled um Holz holen. Zwei gehäufte Schlitten sollten am Ende nicht reichen, da wir die Absicht hatten, auch die Nacht durch zu heizen. Mit langsamen Schritten bewegte sich das Thermometer auf 15 Grad, jetzt waren die Mädels endlich bereit, sich ans auspacken zu machen. Meine vorangegangene Idee, beim auspacken aktiv zu sein und sich dabei aufzuwärmen stieß auf taube Ohren, ich bekam sie einfach nicht vom Kamin weg. Mittlerweile war es 18 Uhr, wir hatten bereits genügend Wasser fürs warme Duschen vor der Hütte aufbereitet. Ich machte den Ersten, scheiße war das heiß, so ein Warmduscher war ich dann doch nicht. Irgendwie war es aber ein geniales Feeling, bei Minusgraden sich direkt draußen warm zu duschen. Dann war Andy und Julia dran, Yvi drückte sich mit der Ausrede "War doch gestern erst..."

      Den Rest des Abends verbrachten wir fast schon routiniert beim Abendessen und gemütlichen Beisammensein. Nun waren auch Alle wieder leichter bekleidet. Nichts ist beständiger als die Veränderung, frei nach diesem Motto warf Andy beim Blick auf die Karte eine Frage in den Raum "Was ist denn mit der Hütte hier nahe Inari?" Im Geiste würgte ich seinen Hals aufs Äußerste, er war im Begriff, mir auch noch die letzte Nacht im Zelt streitig zu machen. Die Mädels waren natürlich Feuer und Flamme. Ich hasse Demokratie, wenn sie nicht auf meiner Seite steht. So musste ich mich drei "Ich-will-in-die-Hütte"- Stimmen geschlagen geben. Den Nachteil an der ganzen Sache mussten aber Alle tragen. Da die Lapp Pole Tent 8km von Inari entfernt lag, hieß es noch zeitiger aufstehen als sonst, ohne Frühstück losziehen und die Klamotten bereits am Vorabend packen. Wir tranken die letzten Bierreserven auf und auch die eine Marabou musste unter meinem Frust leiden.

      Bald ging's ins Bett und die Nacht über wurde immer mal abwechselnd Holz aufgelegt um die Hütte nicht völlig auskühlen zu lassen. Diesen Job teilten sich Julia, Andy und ich. Auf die Frage am kommenden Morgen, warum denn Yvi nicht mal aufgelegt hatte, meinte sie mit einem breiten Grinsen "Immer, wenn ich nachgeschaut habe, war der Kamin voll!"

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      • Gast20200707
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        #23
        AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

        11.02. Wir hatten es bis zum Morgen tatsächlich geschafft, das Feuer durch die Nacht zu bekommen und die Hütte permanent warm zu halten. Andy weckte mich, damit ich Yvonne wecken konnte. Die Nacht auf dem kalten Boden war rustikal, aber völlig zufriedenstellend. Erstmal wurde der Kamin bis in die letzte Ecke mit Holz gefüllt, die Hütte wieder auf ordentliche T-Shirt-Temperaturen bringen. Der Blick aus dem Fenster beschleunigte das Procedere Frühstück-Zusammenpacken enorm. Wir waren 9.30 Uhr auf den Skiern, es stand nun eine Strecke von 20km vor uns, Zeit war genug und die Mädels waren motiviert, nicht im Zelt zu schlafen, sondern in eine Lapp Pole Tent. Andy und ich hatten zwar anfangs noch mit dem Gedanken gespielt, die letzte Nacht dort noch einmal das Zelt aufzubauen, denn ich hatte keinen Bock auf eine dunkle und verrauchte LPT, aber da wir morgen den Zeitplan eng gesteckt hatten, verwarfen wir auch diese letzte Chance.



        Parallel mit uns startete der Alleinreisende zu Fuß und zog ebenfalls eine Art Wildwanne hinter sich her. Er war sogar schneller als wir, lief aber in den Schneemobilspuren. Im Tiefschnee wären wir sicher besser voran gekommen. Nach 1km trennten sich die Wege, er bog links ab, während wir eine gerade Linie ins Eis zogen. Ich weiß nicht warum, aber an diesem Tag kam wieder die heiße Diskussion seitens meiner Freundin auf, sich eine Katze zuzulegen. "Die könnten dann tagsüber schön auf dem Dachboden spielen!"..."Die Könnten?". Steigt die Zahl der Katzen nun mit jedem Satz? Gott, ich wollte mal an nichts denken, die Sonne und den letzten Tag genießen und sah mich nun in einer nicht endenden Diskussion. Wie Ihr Männer wisst, endet sowas immer erst mit dem Satz "Ja, mach doch, mein Schatz" Andy und Julia waren die Übeltäter. Nur weil ihre anderen Haustiere alle abgehauen sind und nie länger bleiben wollten, haben sie sich wieder eine Katze geholt. Auch hier herzlichen Dank dafür. Keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, aber bald waren die vielen Katzen kein Thema mehr. Wir konzentrierten uns auf den sonnigen Tag und machten erstaunlicherweise schneller als sonst Kilometer. Der Schnitt lag bei 4,4km/h. Wir überquerten bald eine große Freifläche, danach pausierten wir erst einmal bei warmen Tee und Energieriegeln. Es war ein wenig wärmer geworden, um die -8Grad bei Sonne, kein Wind. Man hielt es auch länger im Stehen ohne frieren aus, aber der lange Weg trieb uns wieder in die Spur. Vertieft in viele unterschiedliche Gedanken ließ ich meinen Blick immer wieder über die kleinen Inseln schweifen, immer auf der Suche nach Tieren. Gab es da noch was anderes außer Rentiere? Spuren gab es im Schnee ja genug.



        Bald waren wir so weit gekommen, dass rechts zwischen den Insel wieder die Insel Ukko "Haifischflosse" erschien. Dieses Mal in Sonne getaucht viel ansehnlicher als Tage zuvor bei dunklen Wolken. Langsam machten sich bei mir Schmerzen in den Armgelenken bemerkbar. Vermutlich hatte ich zu energisch immer mit den Stöcken die Masse voran schieben wollen. Was sich aber als praktisch erwiesen hatte, nicht die üblichen Langlaufstöcke mitgenommen zu haben. Die wären für diese Bewegung zu lang gewesen. Die Teleskopwanderstöcke mit großen Wintertellern taten da besser ihren Dienst. Wir waren nun wieder in Sichtweite des Funkturmes, der dafür sorgt, dass man am Inarisee sehr guten Handyempfang hat. Im Westen tauchte die Sonne bereits langsam wieder in den Wald ab. Wir hatten nun die Sonne im Rücken und warfen einen immer weiteren Schatten voraus, dem wir folgten. Bald war wieder das andere Ufer erreicht, nur noch um die Kurve rum hieß hier noch 1.5km.





        In der Weite konnte man aber zwei Hütten erkennen, die nicht nach LPT ausschauten, zu groß, zu neu und zu viel. Gut, die LPT war in meiner alten Karte noch nicht eingezeichnet, also ein neueres Modell käme hin, aber zwei große Hütten? Während Andy und Julia noch ein Geschäft auf dem See verrichteten, liefen Yvonne und ich weiter. Je näher man kam umso mehr formte sich das Bild. Es war eine super moderne, gut gedämmte achteckige Hütte mit breiten Bänken an der kompletten Innenwand, ein Ofen in der Mitte und ein Gasherd. Dahinter ein Holzschuppen und Plumpsklo. Das andere große eckige Gebilde neben der Hütte stellte sich als Felsen heraus. 10 Minuten später waren auch Andy und Julia da. Leider verpassten sie die vereinzelten Rentiere an der Hütte. Ich konnte noch so eben Fotos schießen, dann waren sie im Dickicht verschwunden.



        Die Frauen packten drin alles aus und sortierten die Sachen schon einmal für den Abflug. Der Sonnenuntergang war im vollen Gange, bei dem Andy und ich nun die noch sehr üppigen Benzinreserven beim Wasser und Essen kochen verbrauchten. Wir saßen draußen vor der Hütte und "battelten" uns mit den Kochern. Ich kochte mir wieder Wasser zum warmduschen auf, die Mädels saßen am Kamin und führten diese Frauengespräche. Dann ging's ans waschen, ab unter den warmem Wasserstrahl, danach ab in den Overall. Die Kocher liefen nun schon eine gute 1.5 Stunde, aber das Benzin würden wir wohl auf konventionellen Weg nicht alle bekommen. Es waren sicher noch 2 Liter gesamt. Ich wühlte im Mülleimer und fand vier Blechdosen, die ich romantisch vor der Hütte drapierte. Die Frauen hatten aber nur Augen für den warmen Kamin. Ich saß derweil noch draußen und köchelte das Essen. Hier und jetzt wurde mir wieder bewusst, dass zwar auch das Hüttenleben was hat, man gesellig beisammen sitzen kann, es warm hat und rustikal nächtigen kann, aber man doch irgendwie nicht so richtig in der Natur ist. Ich genoss das Draußensitzen und kochte länger als nötig, während drinnen schon die Hunger-Rufe erschallten. Ich starrte in den Himmel, ließ den Blick im Umkreis schweifen, stapfte im Umkreis ein wenig umher und spürte die Kälte bewusst. Dann war das Essen wirklich fertig und die Nudeln in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr zu erkennen. In der Hütte war es mollig warm, die Stimmung super. Wir aßen gemütlich am Kamin. Die Gaslampe verbrauchte noch die erste Kartusche zu Ende. Die andere Kartusche wie auch zwei Fläschchen Feuerzeugbenzin ließ ich in der Hütte zurück. Irgendjemand würde sie mal brauchen, da war ich mir sicher. Wir hätten auch gern das Benzin für Andere da gelassen, hatten aber kein dafür geeignetes Gefäß und eine alte Trinkflasche wollten wir wegen der Verwechslungsgefahr nicht nutzen.

        Es wurde nach dem Essen noch einmal der Plan für morgen besprochen, ein Durchfeuern des Kamins wollte dieses Mal Keiner. Während die Mädels schnell in ihre Schlafsäcke gekrochen waren und sich auf den 60cm breiten Sitzbänken lang gemacht hatten, saß Andy und ich noch am Feuer und motivierten die Mädels für die morgigen 8-Frühsport-Kilometer mit einer auch für uns attraktiven Idee. Auf leeren Magen wollten wir morgen losziehen, aber erst am Flughafen überteuert irgendwas in sich rein stopfen war zu spät und kam nicht in Frage. Warum nicht noch einmal zum Abschluss im Hotell Inari für 9,50 Euro lecker frühstücken. Wenn wir noch ein wenig eher aufstehen, wäre es zeitlich machbar. Okay, also 6 Uhr aufstehen, spätestens 7 Uhr losmachen, 9 Uhr Ankunft Inari, frühstücken und 10.50 Uhr Bustransfer. Passt, Gute Nacht.

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        • Gast20200707
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          #24
          AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

          12.02. Yvonne sehnte dem Weckgeschrei Andy's entgegen. Da sie mitten in der Nacht von der schmalen Sitzbank gefallen war, hatte sie die Nacht vor lauter Angst im Halbschlaf verbracht. Wir wollten nun zackig loslegen ohne Kamin anfeuern, doch die Hütte war saukalt geworden, ein wenig Wärme täte Jedem gut stehen. Alles war schnell und mit vereinten Kräften gepackt, so dass wir mit Stirnlampen bestückt kurz vor 7 Uhr starten konnten.

          Die ersten 2-3 Kilometer war es noch dunkel, der Horizont aber schon leicht gerötet. Als wir aus der Bucht auf den See kamen, windete es sehr, es wurde unangenehm kalt. Yvonne sah für das langsame Vorankommen nicht den Schuldigen im starken Gegenwind, sondern in mir "Sag' mal, Du hast mir doch die schwere Pulka untergejubelt!" Ich musste ein wenig schmunzeln. Nicht, dass ich es getan hätte, aber der Gedanke daran es hätte getan zu haben, fand ich witzig.

          Ziemlich stumm kämpfte Jeder gegen den Wind und gegen 9 Uhr waren wir wieder in Inari. Julia kommentierte das mit "Orr, endlcih sind wir wieder da". Ich war ein wenig enttäuscht von den Worten, da ich hätte noch gern länger da draußen bleiben können. Ich wollte ja auch nicht, dass es für die Mitreisenden zu einer Qual werden sollte. Wir stürmten das Buffet im Hotel und der Platz der großen Tische wurde komplett mit befüllten Tellern belegt. Mit uns sollten sie hier im Hotel heute keinen Gewinn machen. Relaxt und mit Genuss frühstückten wir, was das Magenvolumen hergab. Später gaben wir noch die Pulken ab und liefen an der Straße vor zum verabredeten Abholpunkt Inari Village. 10.50 Uhr stand der Bus dann parat und das "zweite Mal Inari" war hier für mich Geschichte.



          Und nein, ein drittes Mal werde ich Inari nicht besuchen. Okayyyyyy, vielleicht nicht gleich, aber vielleicht dann wieder in 17 Jahren mit meinem dann 22 Jahre alten Sohn, weil wir ihn mit dem Outdoorfieber bereits jetzt infiziert haben und er auch mal mit Kanu und/oder Pulka diese fantastische Welt erkunden möchte.

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          • derMac
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            #25
            AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

            Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
            Und nein, ein drittes Mal werde ich Inari nicht besuchen.
            Warum eigentlich? Unterm Strich hat dein Bericht eigentlich das Gefühl vermittelt, dass es euch Spaß gemacht hat.

            Mac

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            • Gast20200707
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              #26
              AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

              Zitat von derMac Beitrag anzeigen
              Warum eigentlich? Unterm Strich hat dein Bericht eigentlich das Gefühl vermittelt, dass es euch Spaß gemacht hat.Mac
              Naja, weil es doch noch so viel auf der Welt zu sehen gibt

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              • derMac
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                #27
                AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

                Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                Naja, weil es doch noch so viel auf der Welt zu sehen gibt
                Ja, aber die Gegenden mit halbwegs sicherem Winter nehmen in sinnvoller Reiseentfernung immer mehr ab. Und mann muss ja nicht die gleiche Tour noch mal machen (ok, deutlich andere würden zwingend huckeliger werden).

                Mac

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                • marcus
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                  AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

                  Während Andy und Julia noch ein Geschäft auf dem See verrichteten

                  das muß aber nu auch net sein.....

                  zum glück wars net mein see.....sonst gäbs schröbb
                  \"wir haben gelernt wie vögel zu fliegen, wie fische zu schwimmen, aber wir haben verlernt wie menschen zu leben\"

                  Kommentar


                  • Gast20200707
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                    • 25.05.2013
                    • 764
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [FI] (K)ein drittes Mal nach Inari !? | Skiwandern mit der Pulka

                    Zitat von marcus Beitrag anzeigen
                    das muß aber nu auch net sein.....

                    zum glück wars net mein see.....sonst gäbs schröbb
                    Naja bis zum Festland war's noch sehr sehr weit

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