[PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

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  • peter-hoehle
    Lebt im Forum
    • 18.01.2008
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

    Danke für den kurzweiligen Reisebericht.
    Ich könnte schwören, das stand vorhin noch nicht da.
    Doch! Die Hütte stand schon im November letzten Jahres.
    Hab`sie selber gesehen. Das Wetter war auch so wie bei deiner Tour.
    Dann gibt es in einem Lokal heißen Kakao und selbstgebackenen Schokokuchen. Als Norddeutsche setzen wir uns natürlich auf die Terrasse.
    Auf der Terrasse gab es Esspresso mit Teigtaschen.

    Gruß Peter
    Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
    Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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    • Torres
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      • 16.08.2008
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

      Teigtaschen - wie lecker. Dann kennst Du das Einkaufszentrum auch? Ist das Einzige, bei dem ich Regenjacken sehen konnte.

      Und okay, ergänze Norddeutsche durch: Wettererprobte Outdoorer.
      Oha.
      (Norddeutsche Panikattacke)

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      • peter-hoehle
        Lebt im Forum
        • 18.01.2008
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        #23
        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

        Zitat von Torres Beitrag anzeigen
        Teigtaschen - wie lecker. Dann kennst Du das Einkaufszentrum auch? Ist das Einzige, bei dem ich Regenjacken sehen konnte...
        Die Teigtaschen erinnern mich an die Empanadas in Südamerika. (Nov.2017...Bolivien )
        Das Einkaufszentrum kenne ich nur vom vorbeifahren.
        Meine Regenjacke habe ich zerstört (Reissverschluss).
        Eine neue habe ich in Funchal nicht bekommen.
        Aber schön war`s trods alle dem.

        Gruß Peter
        Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
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        • Torres
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          #24
          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

          Levadawanderung „da Referta“. Von da Referta nach Cruz. Charakter: Landwirtschaft. Schwierigkeit: Einfach. Länge: 6 km.


          Der Bus spuckt meine Gruppe an irgendeiner Straße aus. Das Wetter könnte besser sein.





          M. ist heute abgereist. Das ist schade, wir waren ein gutes Team. Mal wieder geht es Treppen hinunter, aber sie sind erträglich. Führer ist wieder J. Es ist eine kurze Tour und es ist Sonntag. Später wird man im Tal die Kirche läuten und die Stimme des Pfarrers hören.

          Der Weg ist gut zu begehen. Es ist ein normaler Wirtschaftsweg, der auch von den Bauern der Umgebung genutzt wird. Einige kommen uns entgegen.





          Das Gehtempo ist nicht übermäßig schnell, da wir öfter etwas warten müssen. Viel Zeit, um Fotos zu machen.





          Im Hintergrund der Adlerfelsen, den ich ja bereits von Portela aus fotografiert hatte.





          Hier tickt die Wasseruhr.





          Über der Straße läuft die Levada entlang.





          Lecker. Kapuzinerkresse.








          Fette Henne. Noch so ein WG Gewächs.





          Bambus.





          Böse. Das ist Unkraut.





          Ein Seufzen geht durch die Reisegruppe. „Wir kaufen die für teures Geld, und hier stehen die einfach so rum“. Zimmerkalla.








          Der Garten ist ungepflegt. Man hat das Gefühl, J. nimmt das persönlich. Womöglich kennt er die Besitzer.





          Auch das Zuckerrohr ist nicht beschnitten.





          Frische Gesteinsabbrüche.








          Hier sieht man anhand leuchtender Outdoorjacken den Weg, den wir gekommen sind. Immer wieder überraschend, wie diese Wege von der Vegetation „verschluckt“ werden.





          Ein toter Hase. Nein, das Wasser in den Levadas ist kein Trinkwasser. Das Quellwasser, was manchmal aus Schläuchen in die Levadas fließt, ist trinkbar. Dieses hier nicht, es ist für die Landwirtschaft gedacht.





          Ein Schafstall. Diese Treppen. Wie machen die Menschen das bloß. Für alte Leute muss das eine Qual sein.








          Blick auf Porto da Crux.





          Mispelbaum?





          Kein Geld, um das Dach zu decken. Reich ist man hier nicht.





          Ich denke an meine damaligen Aussteigerträume. Oh ja, es klingt sehr romantisch, selbstbestimmt als Selbstversorger zu leben. Das hier ist die Realität. Und diese Insel ist noch fruchtbar.





          Seine Frau arbeitet unten im Tal auf den Feldern. J. kennt die Familie seit Jahren, er läuft ja immer wieder hier vorbei. Jung sind sie nicht mehr. Irgendwo am Hang gackern Hühner und blöken Schafe.

          Was war das noch gleich? Mandel, Kirsche, Apfel?





          Auch hier ist Vieles verwildert.





          Ungesicherter Abhang. Merkwürdigerweise macht mir das nichts aus. Nicht, nach Ribeiro Frio.











          Ziegen.





          Die Kürbisse werden überall auf dem Dach getrocknet.





          Kamelie.





          Haben die keine Angst, dass das Haus runterkommt?





          Hier ist ein Schafstall durch einen Hangabrutsch zerstört worden. Das neue Fundament wurde letzte Woche gelegt.





          Andererseits auch wieder ein faszinierender Ausblick.





          Nein, nicht unsere Treppen. Ich denke an meinen missglückten Versuch, in Italien die Via della Costa zu laufen. Ich hatte den Weg nicht gefunden, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass man auf solchen Wegen oder steilen Anstiegen überhaupt gehen kann.





          Für uns geht es hier weiter.





          Da waren wir vorhin.





          Bananen.





          Nun wird es wärmer und sonniger, als auf dem Abschnitt von eben. Man sieht es sofort an der fruchtbaren Vegetation und den wohlhabenderen Häusern.





          Die Absicherung mal auf der anderen Seite.





          Von da ganz links im Bild kamen wir her. Ich gestehe, dass ich die Häuser kaum unterscheiden kann.








          Ich tippe auf Porto Santo.





          Ein Feld vor uns. Wie bestellt man das, ohne runterzufallen?











          Die weißen Punkte sind Schafe.





          Weiter oben hält jemand Bienen.





          Zuckerrohr.





          Wegmarkierung?





          Der Weg könnte mal wieder breiter sein.

















          Wow. Die Wolken haben sich verzogen.





          Uuuh. Voodoo?








          Nein. Hilfe gegen Vögel und Insekten.








          Der Adlerfelsen rückt näher. Früher gab es da mal Adler, daher der Name.





          Geheimnisvoll.





          Die Siedlung rechts davon ist übrigens sozialer Wohnungsbau.








          Die Pflanzenfasern sind so fest, dass man sie dazu nutzt, Schnüre daraus zu machen.








          Sonne.






          Und dann ist die Wanderung auch schon fast zu Ende.





          Schade. Sie hat mir gut gefallen.








          Warm ist es hier. Nein, heiß. Verzweifelt ziehe ich meine wärmenden Sachen aus.




















          In der Rinne zwischen Levada und Wand hat jemand Salat gepflanzt.





          Wir sind am Ziel.





          Eine Bäuerin wartetet mit einem Obsttisch auf uns, und ich kaufe ihr unter anderem eine Cherimoya, Zuckerapfel ab.


          Die Gärten blühen.














          Feuerranke.





          Leider habe ich nun keine App Peakfinder dabei, hoffe aber, ich liege richtig, dass man hier auf den Pico das Torres schaut.





          Chic.





          Mit 1853 Metern der zweithöchste Berg Madeiras.





          Ein paar Meter später taucht dann auch noch ein zweites Massiv auf. Welcher Berg das ist, weiß ich nicht. Es scheint der Sendeturm zu sein, den man vom Pico do Arieiro aus erkennen kann.





          Sollte übrigens jemand auf irgendwelchen Bilder von mir den Pico Ruivo entdecken, so bin ich für Hinweise dankbar.


          Tach.





          Das renovierte Gebäude war mal etwas. Eine Mühle? Ich habe es vergessen.





          Verfall.





          Und wie immer auf diesen Touren, strebt man nun dem nächsten Lokal entgegen.





          Wegweiser zum Adlerfelsen.





          Heiß ist es hier. So kann es bleiben.





          An unserem Tisch herrscht blendende Laune, und ich mache neue Bekanntschaften.





          Mein persönliches Fazit:
          Diese Tour hat Spaß gemacht. Sie war zwar zivilisationsnah und im Vergleich zu den vergangenen beiden Touren nicht sehr anspruchsvoll. Aber es gab ungeheuer viel zu sehen und zu lernen, was man an der Vielzahl der Fotos sehen kann. Hinzukam natürlich, dass man freie Sicht hatte, was für Bewohner des Flachlandes wie mich einen besonderen Reiz hat. :-) Der einzige Nachteil war vielleicht, dass die Tour ein wenig kurz war. Selbstorganisiert könnte man noch den Weg zum Adlerfelsen anhängen. Insgesamt eine rundum schöne Wanderung mit sonnigem Ausklang.
          Zuletzt geändert von Torres; 10.02.2017, 22:27.
          Oha.
          (Norddeutsche Panikattacke)

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          • maahinen
            Erfahren
            • 01.02.2014
            • 303
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            #25
            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

            Hei, endlich mal wieder ein Torres-Reisebericht. Und wieder etwas ganz anderes!
            Kiitos sinulle!😄

            Terveisin, maahinen

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            • Torres
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              #26
              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

              Kiitos, samoin. :-)
              Oha.
              (Norddeutsche Panikattacke)

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              • Torres
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                #27
                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                Rother-Tour 51, Levada „25 Fontes“. Von Rabacal aus zu den 25 Quellen, dann nach Calheta. Charakter: Grüne, streckenweise enge, sehr stark frequentierte Wanderung. Schwierigkeit: Mittel. Länge: 11 km. Nur mit dem Auto erreichbar.


                Nach zwei urbaneren "Ruhe"tagen geht es wieder los. Am Treffpunkt stoße ich auf M. vom Bodensee, die ich von der „da Referta“-Tour kenne. Wir setzen uns zusammen, aber der Bus fährt nicht los. J. und der Fahrer tuscheln, dann fahren sie zur Rezeption unseres Hotels. Die lustige Berlinerin, mit der wir auf „da Referta“ zusammensaßen, fehlt. Ich hatte sie morgens am Frühstückstisch vor einem großen Teller Beacon and Beans gesehen und noch gedacht, da muss sie aber schnell kauen, es geht doch gleich los. Ungerührt und in sich verwurzelt betritt sie in Siegerpose den Bus. „Da habt ihr aber Glück gehabt, dass ihr mich noch erreichen konntet“, meint sie. "Ich wollte gerade mein Zimmer verlassen und zum Treffpunkt gehen. Ich dachte, es wäre um neun.". Berliner, halt. Endlich mal ist jemand lustig.

                Der Encumeada Pass. Die übliche Toilettenpause am Anfang.





                Sieht nicht so prickelnd aus. Wir sitzen im Loch.





                Der Parkplatz. Wir werden zu den 25 Fontes gehen, dann den gleichen Weg zurück. Dann laufen wir aber nicht die Treppen nach Rabacal hoch, sondern wandern auf ebenem Weg durch einen Tunnel und werden dann etwas weiter vom Bus eingesammelt. J. erklärt auf deutsch und auf französisch. Meine Knie, die sich gerade erholt haben, sagen danke. J. verteilt Taschenlampen, ich habe meine Stirnlampe.

                Das Wetter ist anheimelnd.





                Man sieht Forellen schwimmen. Einige tummeln sich auch in den Levadas.





                Ausblick.





                Der Weg ist asphaltiert, es ist der Weg, den ich auf der West-Tour fotografiert habe. Rabacal.











                Hier beginnt der Weg.





                Die 25 Fontes gelten als DIE Tour, die man gemacht haben muss und entsprechend groß ist die Gruppe. Außerdem sind auch viele nichtorganisierte Wanderer unterwegs, die mit dem Auto gekommen sind.





                Es ist eine alte Levada, die noch nicht mit einer hohen Mauer eingefasst ist.








                Auf einem Schild steht 1970.





                Von den Wänden rinnt das Wasser.





                Trinkwasser.





                Links am Weg ist ein Löwenzahnbaum.





                Wir kommen jetzt einem Wasserfall näher. An den Felsen tropft das Wasser hinunter.








                Am gegenüberliegenden Hang hat es einen Abbruch gegeben.





                Ein kurzer Blick ins gegenüberliegende Tal.





                Der Wasserfall.











                Weiter geht es nicht. Die Fortsetzung, die zu dem Abbruch führt, ist gesperrt.








                Der Gesteinsabbruch beschäftigt J. sehr,





                aber schon sind die ersten Levadaarbeiter da und begutachten den Schaden.





                Wieder mal ein Piepmatz im Baum, der sich versteckt. Schon witzig. Wenn sie mich nicht sehen, sehe ich sie auch nicht, oder was?





                Da hilft nur Bestechung.











                Es geht nun wieder das Stück zurück und dann ist Treppensteigen angesagt. Es geht nach unten, aber meine Knie sind dennoch nicht begeistert. Die Abstände der Treppen sind breit und es fällt schwer, in einen vernünftigen Rhythmus zu kommen. Vor mir ist ein französisches Ehepaar, von dem noch die Rede sein wird.





                Die Treppen sind glatt und nicht sehr gut zu begehen. Ich bin heilfroh, dass wir das Stück nicht wieder hochmüssen. Kopf einziehen.








                Ich mache extra Fotos von der Stelle: Hier teilt sich auf dem Rückweg der Weg. Wir gehen hier nicht zurück, sondern geradeaus. J. erklärt es auf deutsch und französisch. Meine Knie klatschen Beifall.





                Erneut Kopf einziehen.





                Schroff.





                In der Levada schwimmen Forellen.





                Da gehen wir gleich hoch.





                Abgrund.





                In der Ferne scheint die Sonne.





                An der Brücke vor den Treppen ist der Weg etwas breiter. Dort wird auf dem Rückweg unser Treffpunkt sein. Blick in die Schlucht.





                Jetzt beginnt der enge Weg zum Wasserfall.















                Da kommen wir her.





                Teils ist der Weg gut ausgebaut.





                Dann wieder sehr schmal.









                Vor uns ist eine polnische Familie mit einem ca. 3 jährigen Kind. Bei diesen engen und schwierigen Wegen finde ich das ziemlich mutig. So ganz wohl scheinen sie sich auch nicht zu fühlen, als wir überholen. Sie haben es sich vermutlich einfacher vorgestellt.





                Ich ärgere mich, dass ich meine abriebfeste Wintertourenhose nicht dabeihabe. Immer wieder gerate ich an die raue Wand.














                Was macht der einsame Baum dort oben?





                Wurzeln und Steine.








                Ausweichmanöver. Das sieht einfacher aus, als es ist.





                Wieder ein breiteres Stück.





                Ziel erreicht.





                Nun gilt es, sich an den Selfiemachern und Picknickern vorbeizudrängen, die sich auf den Steinen tummeln. An sich ist Steinehüpfen nicht so meine Passion, aber für ein Foto mache ich mal wieder alles. Ein junger Mann lässt Fotosession machen, noch ein Foto und noch ein Foto. Ich stelle mich nach einer Höflichkeitspause neben ihn und irgendwann gibt er auf.








                Ich ärgere mich, dass ich nicht das Weitwinkelobjektiv mitgenommen habe. Ich wollte in alter Gewohnheit Gewicht sparen. Als wenn das bei so einem Urlaub eine Rolle spielen würde. Einfach nur dämlich.









                In Wirklichkeit sieht es hier so aus, und da sind die Leute, die im Vordergrund picknicken, gar nicht drauf.





                Und es drängen weitere Leute nach. Wir sollen jetzt Pause machen oder zurück zur Brücke am Anfang gehen und dort Pause machen. In dem Gewühle bin ich etwas orientierungslos und lehne mich dann etwas abseits an eine Mauer, um schnell etwas Brot und Ziegenkäse zu essen. Seine Ruhe hat man dort auch nicht, entweder es ist ein anderen Zugangsweg zu den 25 Fontes oder es ist ein Bereich, der von Wanderern zum Wildpinkeln genutzt wird. Vielleicht beides. Die Vögel freuen sich über Krümel.





                Und dann hüpft dort doch tatsächlich eine Madeira-Gebirgsstelze (nein, es ist kein Goldhähnchen, danke ronaldo) herum. Diese Vögel sind sind endemisch und sehr schwer zu fotografieren, da sie nicht nur winzig sind, sondern auch ständig in Bewegung sind. Nur aufgrund der Bewegung sind sie allerdings auch zu erkennen.

                Suchbild.





                Da ist er. Auf dem Stein schon wieder nach rechts gehüpft.





                Letzter Blick zum Wasserfall.





                Das Wetter schlägt um.





                Kurz darauf beginnt es zu regnen. Die Bäume beginnen zu glänzen.





                Die nächste halbe Stunde mache ich keine Fotos mehr. Ich muss sehen, dass ich dran bleibe. Immer wieder kommt Gegenverkehr, und es ist ein Balanceakt auf den nassen Steinen, den rutschigen Wurzeln und den schmalen Wegen den nachströmenden Wanderern und Gruppen auszuweichen. Ich gewöhne mir an „Merci, thank you, danke, kiitos, dziekuje, grazie, obrigada“ zu sagen.

                Ich war so clever und hatte meinen Poncho die ganze Zeit griffbereit am Rucksack hängen. Schnell zeigt sich erneut, dass das keine gute Idee war. Es gibt keine Möglichkeit, ihn überzuwerfen. Es ist einfach kein Platz, und das Material viel zu empfindlich (Exped Bivi Poncho UL). Überall sind Haken und Kanten, an denen er hängenbleiben und einreißen kann. Ein starrer Billigponcho, kurz geschnitten, wäre klüger. Kurz darauf bleibe ich mit ihm noch an einer Kante hängen und das äußere Band reißt aus. Von nun an darf ich ihn in der Hand halten, bis es mir an der Brücke gelingt, ihn in den Rucksack zu packen. Zu dem Zeitpunkt sind meine Arme schon durchfeuchtet und daher brauche ihn nun auch nicht mehr überzuziehen. Immerhin ist meine Jacke leidlich wasserdicht.

                An der Brücke sammeln wir uns, der Wind peitscht den Regen ins Gesicht. J. kommt als letztes, zählt durch, und wir eilen weiter.




                Die Abzweigung an den Treppen kommt, und vor uns biegen Wanderer zu den Treppen ab, aber sie gehören nicht zu unserer Gruppe. Wir sollen ja geradeaus weiter gehen. J. ist auf dem Rückweg wie üblich hinten, damit niemand zurückbleibt. Kurz darauf ein kleiner Platz, bitte die Natur sauber halten und keinen Müll hinterlassen, steht auf dem Schild. Natürlich ist alles voller Toilettenpapier.





                Weiter.





                Der Vorplatz des Tunnels. J. zählt noch einmal durch. Da fehlen zwei. Wir überlegen, wer. Die mit den kurzen Hosen, sagt jemand. Stimmt, die Franzosen. Waren die nun vorhin an der Brücke oder nicht? Keiner kann sich mehr erinnern, wir hatten mehr den Regen im Kopf. Fotos habe ich ja leider nicht. Wir warten.





                J. wird unruhig. Sie kommen nicht. Ich hatte sie zuletzt an den Steinen gesehen, da hatten sie Pause gemacht. Waren sie zur richtigen Zeit zurückgekehrt? J. greift zu seinem Handy. Ob er Empfang hat, weiß ich nicht. Ich habe keinen. Kurz darauf teilt er uns mit, dass er zurückgehen muss, um die beiden zu suchen. Handyempfang ist auf Madeira aufgrund der Schluchten nicht überall gegeben. Am besten ist noch vodafone. In allen anderen Netzen gibt es noch mehr Probleme.





                Wir laufen also ohne Führer durch den Tunnel. Die Berlinerin geht gutgelaunt vor.





                Stockfinster ist es im Tunnel, und er ist recht lang. Mit Flachsereien halten wir uns bei Laune. Ohne Taschenlampe hätte man ein Problem. Dann wird es wieder hell.





                Oder so.





                Bereits der Tunnel war eiskalt, aber hier ist es nicht weniger schattig.








                Ein wenig grün.





                Nachdem wir alle wieder zusammen sind, gehen wir langsam weiter.

                Und dann wird es bizarr.














                Durch eine dunkle Einsamkeit (Rilke).





                Doch es gibt Hoffnung.








                Aus den verbrannten Bäumen entsteht neues Leben.





                Bald darauf sind wir am Parkplatz, wo der Bus steht. Eine zu allen Seiten offene Hütte bietet wenig Wetterschutz, es zieht. Das Problem mit den Franzosen hat sich unter den Busfahrern schon herumgesprochen. Nach ein paar Minuten kommt J.. Am Pausenpunkt sind sie nicht mehr, er hat den Guide getroffen, der dort als letzter aufgebrochen ist, am Wasserfall ist alles leer. Es besteht nur die Möglichkeit, dass sie die Treppen hoch gegangen sind. Der Bus fährt zum Ausgangspunkt, aber am Parkplatz sind sie nicht zu sehen. Wanderer, die mit uns gestartet sind, packen gerade ihre Wanderstöcke ins Auto.
                J. berät sich mit ein paar Männern und entscheidet, nach Rabacal runter zu gehen. Derweil werden wir von dem Busfahrer in einem Lokal abgesetzt, während der Bus wieder zum Parkplatz zurück fährt.

                Das Lokal ist zwar urig, aber eiskalt.





                Schweineschwarte.





                Die Berlinerin stärkt sich mit Kaffee, Kitkat und Bier. Gleichzeitig. Ein anderer Teilnehmer erwischt einen uralten Apfelkuchen, wie er mir am nächsten Tag erzählen wird. Ich trinke wie immer Kakao und liebäugele damit, mir einen Pullover zu kaufen.





                Dann der erlösende Moment. J. kommt. Die Franzosen sind da. Sie sitzen im Bus. Feige sind sie leider auch noch. Man hätte erwarten können, dass sie ins Lokal kommen und entweder eine Runde ausgeben oder sich zumindest kurz entschuldigen. Stattdessen grinsen sie uns von der Rückbank aus an. Auf der Rückfahrt wird mir nur langsam warm, und ich freue mich auf die Sauna.


                Persönliches Fazit:
                Die 25 Fontes-Wanderung ist eine der beliebtesten Touren auf der Insel. Nicht zu unrecht. Sie ist abwechslungsreich, es gibt anspruchsvolle Passagen und der Wasserfall ist sehr schön. Dass man ein ca. 2 Kilometer langes Teilstück wieder zurückmuss, ist zwar nicht angenehm, aber aufgrund der Geschick verlangenden Wegstrecke auch nicht langweilig.
                In der Praxis bedeutet das aber, dass man – einen frühen Start vorausgesetzt – spätestens auf dem Rückweg damit beschäftigt ist, anderen auszuweichen oder andere zum Ausweichen zu bringen. Es gab Abschnitte, da fand ich das sehr anstrengend, vor allem, wenn es damit verbunden war, auf den hohen Rand der Levada zu klettern. Sicherlich hat nicht jeder empfindliche Knie, aber wer Knieprobleme hat, ist eingeschränkt. Trittsicher und schwindelfrei sollte man auch sein. Die lange Treppenstrecke, die wir auf dem Rückweg umgangen haben, ist eine zusätzliche Herausforderung und mit Gegenverkehr sicherlich noch weniger angenehm. Der asphaltierte Rückweg von Rabacal zum Parkplatz zieht sich, kann aber mit einem kostenpflichtigen Minibus umgangen werden. Ich war sehr froh, dass wir den Weg durch den Tunnel gehen konnten, der an einer Wanderhütte endete. Für Anreisende mit dem Auto ist das aber keine Option, man kommt da höchstens mit einem Taxi wieder weg.
                Froh war ich, dass ich die Wanderung im Januar erleben durfte. Im Sommer dürfte der Weg völlig überlaufen sein.
                Zuletzt geändert von Torres; 13.02.2017, 16:17.
                Oha.
                (Norddeutsche Panikattacke)

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                • Juno234
                  Erfahren
                  • 03.08.2007
                  • 397

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                  Eine Frage zur Einschätzung der "Schwierigkeit": Ist das jeweils dein Urteil oder das des Rother-Führers?

                  Schöne Tour Aber "Frühling" stelle ich mir anders vor

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                  • ronaldo
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                    Toll, toll, toll... Deine Bilder bringen die Atmosphäre prima rüber. Feucht und kühl muss man halt abkönnen, aber nicht umsonst schaut die Insel aus wie ein wilder Garten.

                    Darf ich zu Flora und Fauna noch n bisschen klugscheißern?
                    Der Löwenzahnbaum ist unter dem Namen Gänsedistel (Gattung Sonchus, div. Arten) bekannt, gibts auch auf den Kanaren. Begehrtes Ziegenfutter.
                    Das Goldhähnchen entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Madeira-Endemit, die Madeira-Gebirgsstelze (Motacilla cinerea schmitzi).

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                    • Gernstel
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                      #30
                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                      Vielen Dank für die lebendige Schilderung!
                      Muss ich ja gar nicht mehr hin

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                      • Stippvisite
                        Erfahren
                        • 13.05.2013
                        • 140
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                        #31
                        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                        Vielen Dank für den kurzweiligen Madeira-Bericht

                        Da kommen schöne und auch weniger schöne (die mit dem Schwindel ) Erinnerungen hoch .

                        Zu den 25 Fontes habe ich es damals (2003) jedenfalls leider nicht geschafft. Kurz zuvor trafen wir in der Nähe vom Rabaçal-Wasserfall auf eine Frau, die das Verbotsschild wohl missachtet hatte, und nun mit gebrochenem Fuss auf die bereits organisierte Hilfe wartete. Als wir dann kurze Zeit später die Levada zu den Quellen erreichten, sank meine Schwindel-Toleranz - den Gedanken an den gebrochenen Fuss im Hinterkopf - dann schnell von "manchmal geht es ja doch" gegen Null ... Absicherungen, wie auf deinen Fotos zu sehen, gab es damals nicht . Habe also lieber an sicherer Stelle pausiert, während mein Mann schnell mal zu den Quellen und zurück "gesprintet" ist, damit ich nicht zu lange warten muss

                        Auch sonst habe ich die vermeintlich "einfachen" ( da flach) Levada-Wanderungen als für höhenempfindliche Leute teilweise doch recht anspruchsvoll in Erinnerung. Ich habe mich oft gewundert, wie viele Leute völlig unbeeindruckt von den Abgründen die Levadas entlang spaziert sind, während mir das Herz in die Hose rutschte und ich während unseres Urlaubes mehrere Levada-Aussetzer zu beklagen hatte. Einmal musste ich mich (nach Überwinden einer wenig vertrauenserweckend gesicherten Hangrutschstelle) auszittern, ehe ich dann durch die Levada (Mai, gutes Wetter, Wasser nicht tief - die Idee, in die Levada einzusteigen, kam leider etwas spät) zurück konnte .


                        Madeira ist eine tolle Insel. Zum (Sommer-im-Winter-) Wandern fliegen wir seither aber dann doch lieber auf die Kanaren .

                        Bin gespannt, wie es bei dir weiter geht.
                        Zuletzt geändert von Stippvisite; 13.02.2017, 13:55.

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                        • Torres
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                          • 16.08.2008
                          • 30593
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                          #32
                          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                          Danke für die netten Kommentare.

                          @Juno
                          Das ist die Einstufung des Rother Wanderführers.

                          @ronaldo
                          Danke für die Einmischung, ich bin ja dankbar. Du hast Recht, dass der Vogel endemisch ist, wusste ich, aber es ist wohl tatsächlich eine Gebirgsstelze. Entweder hat sich einer der Guides geirrt, oder ich habe gedacht, alles was gelb sein, sei ein Goldhähnchen.... Keine Ahnung. Beim Löwenzahnbaum bin ich mir aber ziemlich sicher. Ich meine den hier.





                          @Gernstel
                          Doch, jetzt gerade. Bilder sind Schall und Rauch - Du musst die Kälte spüren, die scharfen Felsen unter Deinen Füßen, die Angst, wenn Du doch mal kurz darüber nachdenkst, was Du gerade hier machst, die Versuche, den Bauch einzuziehen, obwohl die Hüfte zu breit ist :-), den Nebel fühlen, den Schreck empfinden, wenn eine Steinplatte lose ist, den Mut anderer Wanderer bewundern, trotz Einschränkung von Gehfähigkeiten die Treppen abzusteigen, an Vega und Becks denken, wenn zwei Menschen mit ähnlichem Körperbau wie eine Gebirgskatze auf dem Levararand turnen und Dir anschließend enteilen, das Leuchten der Bäume sehen, die sich unter dem Regen dunkelrot fährben, und Dir den Kopf an den Erikabäumen stoßen. Alles das können Bilder nicht zeigen.

                          @Stippvisite
                          Ich kann Dich gut verstehen. Ich glaube, ohne die Seilsicherungen, die eigentlich gar keine sind, wäre ich nicht mitgelaufen und hätte mich auch irgendwo hingesetzt. Insofern war es hochinteressant, wie die Psychologie funktioniert: Kaum war da eine Abgrenzung, war es nicht mehr hoch. Kaum hatte ich fast die gesamte Gruppe hinter mir, war ich nur auf Weiterlaufen konzentriert (ich bin ja fast immer vorne gelaufen). Die Stellen, wo die Seilsicherung dann abgerissen war, konnte ich ignorieren, indem ich weiter gelaufen bin, wie bisher (..nicht nachdenken, nicht nachdenken, nicht nachdenken). Außerdem hat mir das Fotografieren auch viel geholfen, gar nicht über dem Abgrund neben mir nachzudenken. Und die erste Wanderung, Ribeiro Frio, hat mir Mut gemacht. Obwohl ich nun wirklich nicht der Wandermensch bin, wusste ich, dass ich mich auf meinen Körper verlassen kann. Das andere ist mental. Zwischendrin habe ich mir dann einfach eingeredet, ich sei in Finnland. Da sind die Wege auch nicht so breit.
                          Oha.
                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                          • Torres
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                            • 16.08.2008
                            • 30593
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                            #33
                            AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                            Rother-Tour 12, „ Ponta de São Lourenço“. Charakter: Spektakulär. Schwierigkeit: Leicht (Agentur: Mittel). Länge: 8 km.


                            Lange hatte ich überlegt, diese Tour auf eigene Faust zu unternehmen. Das Bild auf meinem Prospekt zeigt eine flache Wanderung zwischen Meer und Wellen und im Rother – Führer ist die Tour als leicht ausgewiesen. Die Bilder schaue ich mir gar nicht richtig an, mich schreckt nur der Lehm, von dem J. erzählt hat. Ich wälze Buspläne und lade Apps herunter, aber dann ist mir die An- und Abreise doch zu umständlich. Bei dem derzeitigen Wetter weiß man ja nie. Und alleine wandern möchte ich auch nicht mehr so gerne. Ich beschließe, die örtliche Infrastruktur zu unterstützen und buche die Tour nach.

                            Bereits im Bus bereue ich die Wahl nicht, denn ich lerne B. aus Berlin kennen. Endlich mal jemand, mit dem man auf Anhieb reden kann. Kommunikativ und gut gelaunt ist sie und das hebt sofort meine Laune (und das schreibe ich nicht nur, weil sie hier mitliest). Was für ein Kontrast zu den schweigsamen, teils verkniffenen Ehepaaren, die Stunden brauchen, bis sie mal die Zähne auseinander kriegen, als sei in ihrem Leben schon alles gesagt. Einen Mann, der gestern mit einem Freund unterwegs war, kenne ich auch schon. Ich werde also nicht verloren gehen.

                            Selbst mit dem Bus braucht man ziemlich lange zur Halbinsel, und zunächst werden wir zur Christusstatue Garajau gefahren. Führer ist M., der etwas gewöhnungsbedürftig ist. Er spricht ein sehr gutes Deutsch, aber er ist anscheinend schon so lange Guide, dass er den Eindruck macht, als würden ihn die Leute langweilen. Er reagiert durchaus mal sarkastisch und überlässt sie teilweise sich selbst. Dann hat er aber unvermittelt auch wieder nette Momente.





                            Sie ist noch gar nicht so alt, aus dem Jahre 1927 und wurde von einem Franzosen namens Serraz Georges entworfen.

                            Blick auf eine Bucht, die mit einer Seilbahn erreichbar ist.





                            Hier vorgelagert ist eine Klippe. Dort sind bis zum 18. Jahrhundert nichtkatholische Verstorbene ins Wasser geworfen worden, da sie nicht in madeirischer Erde bestattet werden durften. Ich vermute, es ist diese Klippe.





                            Der Leuchtturm am vorgelagerten Felsen von Sao Lourenco.





                            Ich stelle fest, dass ich hundemüde bin. Kaffee trinke ich nicht, das einzige, was bei mir wirkt, ist Cola. Gibt es hier irgendwo Cola? M. zeigt auf die Bar. Der Bus fährt gleich, aber ich laufe noch schnell los. Ein angeschlossener Kiosk. Niemand da. Sprite, Wasser, alles Mögliche. Keine Cola. M. schaut erstaunt, als ich zurückkomme. Als wir später in einen kleinen Ort kommen, hält plötzlich der Bus, und M. schickt mich zu meiner Verwunderung zu einem Supermarkt. Cola kaufen. Ich sage ja, er kann auch nett sein. Und schon bin ich wieder fit.

                            Kaum sind wir an der Halbinsel entfährt mir ein dickes Wow. Schottland. So stelle ich mir Schottland vor.





                            Treppen.








                            Jeder Ausblick ein Genuss.











                            Blick auf die Treppe, die wir heruntergekommen sind.





                            Die Gruppe ist sportlich fit, und ich muss mich ranhalten, um trotz der Fotografiererei mitzukommen. Ich habe den Eindruck, einige trainieren im Fitnessstudio. Oder sie sind einfach nur jünger.








                            Da oben geht es gleich weiter.








                            Der erste Regenbogen für heute.








                            Diese Farben.








                            Wind um die Nase wehen lassen.











                            Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich Treppen liebe?





                            In Windeseile zieht sich der Himmel nun zu.








                            Es beginnt zu regnen.








                            Und nun wird der Weg – wie von J. vorhergesagt – zu lehmigem Baggermatsch, der an den Schuhen klebt. Weil ich das wusste, habe ich Gamaschen an.





                            Teilweise kann man aber auf Steine ausweichen.





                            Regenschutz.








                            Kurz darauf wird es schon wieder hell, aber es bleibt schlammig.














                            Fotopause.








                            Hinten sieht man schon das Ziel der Wanderung: Die sogenannte Oase „Casa de Sardhina“. Es ist ein von Palmen umgebenes Gebäude, das im Winter nicht bewirtschaftet ist. Und wieder einmal Treppen.








                            Der Matsch ist immer noch da.








                            Vergeblich, übrigens, das Zeug loszuwerden. Beim nächsten Schritt backt sich der Lehm wieder fest.








                            Und schon ist das Wetter wieder schön.





                            Mittagspause wird an der Oase sein. Es ist jetzt kurz vor 13.00 Uhr, in ca. zehn Minuten werden wir da sein. Wer will, kann aber auch noch den Berg dahinter hinaufsteigen. Von dort hat man einen Blick auf den Leuchtturm. Der ist allerdings sehr steil. Will man das?





                            Mit dem Zoom – Objektiv hole ich mir die Details heran. Treppen. Ich dachte, es wäre reiner Lehm und man rutscht zwei Schritte hoch und drei zurück. Hhm. Das könnte zu schaffen sein.








                            Aber noch sind wir ja nicht am Ziel.








                            Steinmännchen.





                            Die Vorstellung, jetzt eine Stunde an einer unbewirtschafteten Oase herumzuhängen, befriedigt mich nicht. Immerhin gibt es einen Leuchtturm zu sehen. Das macht neugierig. Wer weiß, ob ich jemals noch einmal wieder hierherkomme. Ein bisschen Muffensausen habe ich ja schon, Berge sind bekanntlich nicht meine Stärke. Aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so mache ich mich einfach mal auf den Weg. Da oben will ich hin.





                            B. auch. Sie ist zwar viel schneller als ich, aber psychologisch gesehen hilft das. Wenn sie das schafft, ohne vom Berg zu fallen, schaffe ich das auch.








                            Fotopäuschen.





                            Weiter.





                            Fast geschafft.





                            Oben.





                            Und bekomme sogar ein Kurz-vor-dem- Gipfel-Foto von B., die mich auf den letzten Metern fotografiert hat. Der Leuchtturm.





                            Blümchen.





                            Ein Flugzeug setzt zur Landung an und es ist schon beeindruckend, in welchem Winkel an den Häusern vorbeigeflogen wird. Wieder schlägt das Wetter innerhalb kürzester Zeit um.








                            Und dann traue ich meinen Augen nicht. Hammer. Am Ende des Regenbogens liegt der Schatz.











                            Das heißt aber auch, es wird nun ernst. Lieber zügig runter, bevor der Lehm rutschig wird.





                            Noch ein kleiner Regenbogen.





                            Und dann leuchtet doch tatsächlich der Hügel in Regenbogenfarben.





                            Das haben ich bei uns noch nie gesehen, nun gut, bei uns gibt es natürlich auch keine derartigen Erhebungen. Und dann ist alles schon wieder vorbei.
                            Die anderen stehen mehr oder weniger schweigsam in der Oase herum. Die Toiletten sind geschlossen, Wasser gibt es keines. Fröhlichkeit sieht anders aus. Merkwürdige Stimmung.





                            Da geht es nachher weiter.





                            Bis auf einen Herren aus Bayern und mich haben alle das neue Angebot gebucht, mit dem Schiff zurückgefahren zu werden. M. hatte ein paar Mal spitze Bemerkungen fallen lassen, dass wir nicht mitfahren. Als ich ihm anbiete, zu seiner Erleichterung doch mitzufahren, erwidert er ein wenig schnippisch, das Boot wäre voll. Keine Ahnung, ob wir ihn nerven oder ihm das neue Angebot nicht passt. Mehrmals auf dem Weg war er mit seinem Smartphone beschäftigt, womöglich mit Koordination. Warten am Bootsanleger.





                            Und dann passiert nämlich etwas, was ich mir schon fast gedacht habe, als die Wellen über den Anleger schwappten. Das Boot kommt nicht ran. Der Wellengang ist zu stark. (Es wurde mir berichtet, bei der Tour eine Woche drauf hätte es geklappt.) Und so dreht das Boot ab und alle kommen wieder zurück.








                            Ich hatte auf einen ruhigen Rückweg gehofft – kleine Gruppe, viele Gelegenheiten zum Fotografieren. Pustekuchen. Alles stürmt plötzlich zurück und macht sich flott auf den Rückweg.

                            Diese verfluchten Treppen. Hätte ich das gewusst, hätte ich den Aufstieg zum Leuchtturmblick vielleicht nicht gemacht. Im Gegensatz zu den anderen hatte ich gerade mal 10 Minuten Pause. Anscheinend zu wenig. Denn nun sind meine Beine zentnerschwer. Natürlich komme ich schon irgendwie mit.





                            Ich schaffe es natürlich auch, zwischendrin zu fotografieren. Manchmal habe ich das Glück, dass man neben den Treppen laufen kann. Dann hole ich sogar auf.











                            Aber ich muss an derSammy denken, der so gerne mal was von Wadenbeißen erzählt. Wie war das noch gleich?








                            Das Licht ist jetzt hübsch.








                            An sich müsste man sich jetzt hinsetzen und einfach nur gucken.














                            Goldlackblättrige Wolldistel.





                            Weiß ich nicht.





                            Langsam merke ich, dass die Sohlen meiner Schuhe zu weich sind. Die Steine drücken. Wenn jemand jetzt richtig erschöpft wäre, kann er leicht abrutschen. Ich denke an die Unfälle in den Bergen, bei denen Wanderer immer wieder durch einen Fehltritt ums Leben kommen. Ich selbst kann auch in solchen Situationen noch Kräfte mobilisieren. Wer das nicht kann, hat bei diesem Gelände ein Problem.





                            Da oben war ich vorhin.





                            Treppen. Ein paar Leute setzen sich in die Sonne. Womöglich sind sie aber auch müde.





                            Und wieder runter. Und wieder rauf.





                            Endspurt.





                            Ich bin seit dem letzten Aussichtspunkt weit zurückgefallen. Die Rennerei ist mir zu blöd. Wäre ich weiter vorne, würde ich mich zusammenreißen, aber hier hinten ist mir das egal. Es ist so schön hier. Ich habe den Eindruck, dass es viel mehr Blumen gibt, als auf dem Hinweg. Sie leuchten in der Sonne. Ich kann nicht verstehen, wieso man das nicht genießen kann.





                            Es riecht nach Frühling. Die Vegetation hat sich in den letzten anderthalb Wochen verändert. Hier merke ich es das erste Mal. Das Gras ist hoch und der Klee blüht. Wunderschön ist es hier. Ich befürchte, dass es zu Hause in diesem Jahr noch lange nicht so weit ist.





                            Die letzten Treppen noch, und sie fallen mir jetzt wirklich schwer. Ich kann meine Knie kaum noch bewegen. Ein älterer Herr sitzt fröhlich auf der Treppe. Vermutlich geht er auf die 90 Jahre zu. „Wenn Sie erst einmal mein Alter haben“, lacht er einer Mitwandererin, die er kennt, und mir zu. Nun, gefühlt habe ich das schon, denke ich. Beim Schreiben des Reiseberichts fällt mir aber ein, dass ich nach der Fastbesteigung des Skiddaw vor zwölf Jahren auch keine gute Figur gemacht habe. Da ging es mir an diesem Tag fast noch besser.





                            Als ich oben ankomme, haben die anderen schon den Eiswagen geplündert. Ich muss mich erstmal setzen.

                            Wir werden nun nach Canical transportiert und sind uns erst nicht sicher, was wir da jetzt eine halbe Stunde sollen. Zu dritt gehen wir in ein Lokal bestellen uns zur Feier des Tages einen Poncha, das haben wir uns echt verdient. 6 Euro, sagt die Bedienung, und wir alle schauen ziemlich erstaunt, als der Herr von gestern 14,00 Euro zurückbekommt. Wir waren alle drei der Meinung, ein Glas Poncha kostete 6 Euro pro Person. Als Großstädter ist man andere Preise gewohnt. Wie sie den Poncha gemixt haben, weiß ich nicht. Es war nicht der Klassische mit Zitrone, sondern schmeckte vollmundig süß. Er hat mir von allen Ponchas am besten von allen geschmeckt.






                            Fazit:
                            Eine Traumtour. Landschaftlich für die Insel Madeira absolut ungewöhnlich. Man hat einen wunderbaren Blick auf die Felsen und das Meer. Auf meiner Tour gab es eine zarte Vegetation, im Sommer sollen die Felsen allerdings kahl sein.
                            Die Tour wird vom Rother-Wanderführer als leicht, vom Reiseveranstalter dagegen als mittel eingestuft. Auch ich würde sie als mittel einstufen. Auch wenn keine besondere Schwindelfreiheit oder Trittsicherheit erforderlich ist, so braucht man eine relativ gute Kondition, um auf dem Rückweg Fehltritte aus Erschöpfung zu vermeiden. Im Sommer sollte an Sonnenschutz und an Wasser gedacht werden. In einer Bucht kann man baden. Handyempfang ist vorhanden. Da die Wanderung sowohl mit dem Auto als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist, dürfte sie zu jeder Jahreszeit gut frequentiert sein.
                            Zuletzt geändert von Torres; 15.02.2017, 16:56.
                            Oha.
                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                            • Waldlaeuferin

                              Erfahren
                              • 11.03.2013
                              • 232
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                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                              Tolle Bilder, danke. So hätte ich mir Madeira nie vorgestellt.
                              Es ist immer zu früh, um aufzugeben.

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                              • peter-hoehle
                                Lebt im Forum
                                • 18.01.2008
                                • 5175
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                Rother-Tour 30, „ Ponta de São Lourenço“
                                Da hast du ja richtig Glück gehabt mit dem Wetter.
                                Im November habe ich kurz vor der Rangerstation umgedreht.
                                Die Windböhen waren so stark, das man sich an den Eisenpfosten festhalten musste.
                                Vom Regen reden wir erst gar nicht.
                                Nass bis auf den Schlüpfer, halb durchgefrohren und ohne Foto`s schnell in`s Auto und Heizung an.
                                So war die Tour.
                                mein Fazit: Madeira ist eine sehr schöne Insel, aber kein Sommerersatz.
                                Aber danke für die kurzweilige Lektüre.
                                Ich hoffe auf Fortsetzung.

                                Gruß Peter
                                Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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                                • chinook
                                  Fuchs
                                  • 27.04.2005
                                  • 2232

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                  nein, es ist kein Goldhähnchen

                                  Nicht vielleicht doch? Das Madeiragoldhähnchen (Regulus madeirensis)?


                                  -chinoook
                                  Realität ist ein Problem von Leuten, die nicht mit Alkohol umgehen können.

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                                  • Bielefelderin
                                    Erfahren
                                    • 15.04.2015
                                    • 108
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #37
                                    AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                    Ja, so ist Madeira! (auch)

                                    Wir haben vor 4 Jahren im Januar am "Schiffsanleger" gebadet, und auf dem Rückweg hat uns dann der Wind fast von den Felsen geweht ... Aber so schlammig habe ich Sao Lorenzo noch nie erlebt, da regnet es eher selten. Diesen Januar stand der Wind von Osten, und dafür war es im Nordwesten der Insel, wo es sonst fast immer regnet, schön trocken und warm, wie du ja auch gemerkt hast.

                                    Die etwas süßlichere Poncha könnte aus Maracuja gewesen sein (manchmal gibt es auch welche aus Mandarinen oder Orangen, da kann man sich sonntags auf dem Markt in Santo da Serra gut durchprobieren).

                                    Und die frechen Vögel sind eine Art Buchfinken, Madeira-Buchfinken (Fringilla coelebs maderensis) genau gesagt.
                                    Liebe Grüße
                                    von der Bielefelderin

                                    _______________________________________________________________________
                                    Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

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                                    • peter-hoehle
                                      Lebt im Forum
                                      • 18.01.2008
                                      • 5175
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                      ...Ich suche den Bus, ein Engländer hilft. Wenn keiner käme, könne ich ja wiederkommen. Das ist ein Scherz. Aber gut zu wissen, wo man einsteigen muss. Bis zum Schluss erschließt sich mir das System der Busse nur rudimentär, man muss halt einfach suchen. Haltestellenschilder oder Ansagen gibt es nicht und auch der Stadtplan hilft nicht immer weiter...
                                      Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
                                      Ja, das Bus-System ist etwas gewöhnungsbedürftig...
                                      In Frühling 2016 habe ich im Internet für 3€ einen Fahrplan erstanden.
                                      Leider weis ich nicht mehr wo.
                                      Er hat 40 Seiten. In der Mitte ist ein Stadtplan mit der Übersicht wo Horarios do Funchal,
                                      Rural Bus, Rodoeste Bus, SAM Bus und Canico losfahren.





                                      Bei Bedarf kann der Fahrplan bei mir ausgeborgt werden.

                                      Gruß Peter
                                      Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                      Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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                                      • Torres
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                                        Liebt das Forum
                                        • 16.08.2008
                                        • 30593
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                        im Internet für 3€ einen Fahrplan erstanden
                                        Davon habe ich im Internet auch gelesen . Vor Ort konnte mir leider keiner sagen, ob es den gibt. Ich habe dann aber von SAM die App runtergeladen, das war sehr hilfreich. Im Internet findet man die Busse also schon, und es gibt auch eine Übersicht, die man bei der Information bekommt, um herauszufinden, welche Linie in Frage kommt.

                                        Die geschilderte Szene bezog sich allerdings auf den Stadtbus 01 und 02. Ich war eigentlich gar nicht schlecht in meiner Kombinationsgabe, dass er irgendwo an der Promenade fahren muss, aber ich habe zu weit vorne gesucht und da kommen dann erst alle möglichen Busse und Haltestellen, bis dann eine Ecke weiter die Haltestelle für meinen Bus ist. Irgendwann habe ich dann begriffen, dass das Zentrum der Endhaltestellen an der Seilbahn ist, und da war es dann auch einfach.

                                        Es gibt auch einen Stadtplan, wo die städtischen Linien korrekt eingezeichnet sind. Es fehlt halt nur die Kennzeichnung von Haltestellen und selbst wenn man sich die Namen der Haltestellen einprägt, so erkennt man sie einfach nicht, weil die Namen der Haltestellen weder im Bus noch an der Haltestelle angezeigt werden. Insofern ist es halt auch im Bus ein kleines Abenteuer, die richtige Haltestelle zu erkennen. Ein paar Mal bin ich zwei Haltestellen zu früh ausgestiegen, weil ich bei den bei uns üblichen Abständen nicht darauf gekommen bin, dass er manchmal alle 5 Häuser hält. Es gibt Haltestellen, die erkennt man gar nicht, wenn man nicht mit Argusaugen auf "Giro" achtet. Oder ich bin falsch ausgestiegen, weil ich im Dunkeln die Strecke nicht mehr erkannt habe.

                                        Dass ich dann beim Marathon durch die halbe Stadt latschen durfte, weil die Busse völlig woanders fuhren, ist eine andere Geschichte. Immerhin stand immer jemand mit einem Klemmbrett da, um geben von Busfahrern, den man fragen konnte.


                                        Poncha könnte aus Maracuja
                                        Das vermute ich auch und werde es verifizieren, wenn ich die Flasche anbreche, die ich mitgebracht habe.


                                        Ich habe übrigens fälschlicherweise der Wanderung Sao Lourenco die 30 verpasst. Es ist aber die Rother Wanderung 12. Ich habe es gerade geändert. Sorry.
                                        Oha.
                                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                                        • peter-hoehle
                                          Lebt im Forum
                                          • 18.01.2008
                                          • 5175
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [PT] Sommer im Winter - Madeira für Ängstliche

                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                          Davon habe ich im Internet auch gelesen . Vor Ort konnte mir leider keiner sagen, ob es den gibt. ...
                                          Den Busfahrplan gibt es nur im Internet.
                                          Selbst die sehr freundliche Frau an der Rezeption meiner Unterkunft kannte diesen Fahrplan nicht.
                                          OT: Mein Zimmer war genau am Pool....cool.

                                          Gruß Peter
                                          Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                          Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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